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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 19. Dezember 2012

Ankes Fundstücke: Nachtwächterrundgang in Hamburg

Entdecken Sie die Große Freiheit in Hamburg!

Der St. Pauli Nachtwächter zeigt Ihnen mit viel Witz und Seemannscharme wie zwischen Millerntor und Altona das größte Amüsier- und Rotlichtviertel Europas entstand. Auf der alten, ausgetretenen "Matrosenroute" geht es in wenigen Minuten von den Anlegern der Elbe hinauf zur weltbekannten Reeperbahn.
Die anekdotenreiche Geschichte der Großen Freiheit, der Theater am Spielbudenplatz und der Davidwache erzählt der St. Pauli Nachtwächter ebenso wissensreich wie unterhaltsam und beantwortet alle Fragen, die sie bisher nie zu stellen wagten: Was kostet die Ausnüchterung in der Davidwache? MUSS man sich vor Reepschlägern in Acht nehmen? Wo hat sich Joe Cocker übergeben? Darf Frau einen Blick in die Herbertstraße riskieren? Wo pinkelte Sir Paul McCartney auf die Straße? Wenn sie es genau wissen wollen, fragen sie den St. Pauli Nachtwächter.

Die offene Tour findet ganzjährig statt. Beginn ist jeden Donnerstag um 20.30 Uhr, jeden Freitag und Samstag um 18.00 und 20.30 Uhr. Treffpunkt am Hauptausgang der U- und S-Bahnstation "Landungsbrücken" (Oben auf der Brücke!). Die Dauer beträgt ca. 100 Min.


Für Gruppen von 10-50 Pers. sind individuelle Rundgänge zu anderen Zeiten auch kurzfristig in Deutsch, Englisch oder Skandinavisch möglich!
Informationen im Internet unter:  www.stpaulinachtwaechter.de   

Dienstag, 27. November 2012

Die beliebtesten Gedichte der Kalenderwoche 47

Die Besucher hat besonders angezogen die Gedichte ("Das Fenster" ist Kurzprosa, Die "Fundstücke" ein Sinnspruch):

1.   Fantasien zur Nacht: NACHTIDYLL von Stefan Vieregg
2.   Dichterhain: DAS FENSTER von Walter Brusius
       Ankes Fundstücke: HANDLE IMMER
3.   Dichterhain: RÄUME von Birgit Heid
        
Fantasien zur Nacht: LUSTSCHMERZ von Saskia Pasión

Donnerstag, 22. November 2012

Ankes Fundstücke: HANDLE IMMER











Wenn dein Ziel
groß ist und
deine Mittel klein,
handle trotzdem.
Durch dein Handeln
allein werden auch
deine Mittel wachsen.


Aurobindo

Freitag, 19. Oktober 2012

Ankes Fundstücke: DER TOD DER GELIEBTEN von Rainer Maria Rilke









DER  TOD DER GELIEBTEN

Er wußte nur vom  Tod, was alle wissen,
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:

da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt, er ließ die andern reden

und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße —
Und tastete es ab für ihre Füße.


Rainer Maria Rilke

Montag, 17. September 2012

Ankes Fundstücke: OHNE TITEL von Joachim Ringelnatz


Und auf einmal merkst Du äußerlich
wieviel Kummer zu Dir kam
wieviel Freundschaft leise von Dir wich
alles Lachen von Dir nahm
fragst verwundert in die Tage
doch die Tage hallen leer
dann verkümmert Deine Klage
Du fragst niemanden mehr

Lernst es endlich Dich zu fügen
von den Sorgen gezähmt
Willst Dich selber nicht belügen
und erstickst es, was Dich grämt
sinnlos arm erscheint das Leben Dir
längst zu lange ausgedehnt
und auf einmal steht es neben Dir
das, was Du so lang ersehnt


(c) Joachim Ringelnatz

Montag, 20. August 2012

Die drei beliebtesten Gedichte der Woche 33

In der Kalenderwoche 33 haben meine Leser folgende Gedichte am häufigsten besucht:
 
1. OZEANE von Birgit Heid
2. ZWEI SENYRU von Birgit Burkey
3. Ankes Fundstücke: EN MASSE von Bernd D. Hadeler

Samstag, 18. August 2012

Ankes Fundstücke: EN MASSE von Bernd D. Hadeler

En Masse

Die Rudel-Wölfe heulen laut,
wenn sie der Alte mal nicht beißt,
dazu nun auch noch Schwäche zeigt!
Und gar die Beute nicht
zuerst
in die Teile und in Stücke reißt!

Doch zucken sie voll Angst zurück,
wenn er nur
blinzelt!

Wie gut, daß
Rudel-Menschen es nicht gibt,
weil jeder doch den anderen
liebt

(c) Bernd D. Hadeler

Donnerstag, 19. Juli 2012

Ankes Fundstücke: RECHTHABER von Wilhelm Busch

Rechthaber

Seine Meinung ist die rechte,
wenn er spricht, müsst ihr verstummen,
sonst erklärt er euch für Schlechte
oder nennt euch gar die Dummen.
Leider sind dergleichen Strolche
keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub, der meidet solche
Ritter von der eignen Meinung.

Wilhelm Busch

Samstag, 23. Juni 2012

Ankes Fundstücke: WIESO ICH DICHTER WURDE von Heinz Erhardt

Wieso ich Dichter wurde

Als ich das Gaslicht der Welt erblickte, war ich noch verhältnismäßig jung.
Meine Eltern waren zwei Stück, und mein Vater war sehr reich: Er hatte zwei Villen, einen guten und einen bösen.

Und eines Tages - es war sehr kalt, und fror vor mich hin, denn nicht nur meine Mutter, auch der Ofen war ausgegangen - teilte sich plötzlich die Wand, und eine wunderschöne Fee erschien! Sie hatte ein faltenreiches Gewand und ein ebensolches Gesicht. Sie schritt auf meine Lagerstatt  zu und sprach also: "Na, mein Junge, was willst du denn mal werden?

Ich antwortete - im Hinblick auf meine ziemlich feuchten Windeln:
"Ach, gute Tante, vor allem
möcht' ich gern Dichter werden!"
Das hatte die Fee missverstanden, was du, geduldiger Leser, dem vorliegenden Buch unschwer entnehmen kannst!

(c) Heinz Erhardt

Mittwoch, 21. März 2012

Ankes Fundstücke: SELBSTKRITIK


Selbstkritik

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab ich erstens den Gewinn,
Dass ich so hübsch bescheiden bin -
Zum Zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit -
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den anderen Kritiküssen -
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Dass ich ein ganz famoses Haus.

Wilhelm Busch

Freitag, 2. Dezember 2011

Ankes Fundstücke: Glück


Glück


Wie jauchzt meine Seele
Und singet in sich!
Kaum, dass ich's verhehle,
So glücklich bin ich.


Rings Menschen sich drehen
Und sprechen gescheut,
Ich kann nichts verstehen,
So fröhlich zerstreut. -


Zu eng wird das Zimmer,
Wie glänzet das Feld,
Die Täler voll Schimmer,
Weit herrlich die Welt!


Gepresst bricht die Freude 
Durch Riegel und Schloss,
Fort über die Heide! 
Ach, hätt ich ein ROSS! -


Und frag ich und sinn ich, 
Wie so mir geschehn: -
Mein Liebchen herzinnig, 
Das soll ich heut sehn!

Joseph von Eichendorff (1788-1857)
[(* 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien; † 26. November 1857 in Neiße, Oberschlesien) war neben Novalis, ETA Hoffmann u. a. einer der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt mit etwa 5000 Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern. Seine Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" gilt als Höhepunkt und zugleich Ausklang der Romantik.
Typisch für viele Werke Eichendorffs ist, dass sie aufgrund seiner eigenen starken Bindung zum Glauben häufig in einem religiösen Zusammenhang stehen.]

Mittwoch, 16. November 2011

Ankes Fundstücke: Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren

Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren
Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt,
sie ist ein Geisteszustand.
Sie ist Schwung des Willens,
Regsamkeit der Fantasie, Stärke der Gefühle,
Sieg des Mutes über die Feigheit,
Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit.

Niemand wird alt,
weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat.
Man wird nur alt,
wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.
Mit den Jahren runzelt die Haut,
mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele.

Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen,
Angst und Hoffnungslosigkeit,
das sind die langen, langen Jahre,
die das Haupt zur Erde ziehen
und den aufrechten Gang in den Staub beugen.
Ob siebzig oder siebzehn,
im Herzen eines jeden Menschen
wohnt die Sehbsucht nach dem Wunderbaren.

Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel.
So jung wie deine Hoffnung, so alt wie deine Verzagtheit.
Solange die Botschaften der Schönheit,
Freude, Kühnheit, Größe, Macht von der Erde,
den Menschen und dem Unendlichen
dein Herz erreichen, solange bist du jung.

Erst wenn die Flügel nach unten hängen
und das Innere deines Herzens
vom Schnee des Pessimismus
und vom Eis des Zynismus bedeckt ist,
dann erst bist du wahrhaft alt geworden.


Albert Schweitzer*
[(* 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar; † 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun) war ein evangelischer Theologe, Organist, Philosoph und Arzt. Albert Schweitzer war ein sehr berühmter Arzt, der in Afrika einen sehr erfolgreichen Kampf gegen die schreckliche Lepra-Krankheit geführt hat. Er gründete ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun, veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften in zahlreichen und vielbeachteten Werken. 1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 zuerkannt, den er dann 1954 entgegennahm. Bis zu seinem Tod im Jahr 1965 konnte Albert Schweitzer sich seinen größten Wunsch erfüllen: Den Menschen zu helfen und ihre Krankheiten zu lindern.]
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Mittwoch, 2. November 2011

Nachlese von Anke: Rudi Rubi


Wolfgang und Florentine Joop
Rudi Rubi
Lesung mit Wolfgang Joop
Audio Verlag 2005, 2 CDs mit Booklet, Laufzeit: 119 Min.

Rudi Rubi ist sehr sensibel - beim geringsten Anlass kommen ihm die Tränen. Seine Mitschüler lachen ihn aus, machen ihn zum Gespött. Eines Tages lernt er einen Bettler kennen, der über magische Kräfte verfügt. Die Welt verändert sich, Rubi wird vom Zauber in den Orient getragen und erfährt Wichtiges über sich selbst: Wie stark die Macht seiner Wünsche und Träume wirklich ist.


Auszüge aus dem Booklet-Interview:
Wer hatte die (Grund-)Idee für das Buch?
WOLFGANG JOOP:
An einem Sommerabend 2004 erfand ich die Figur Rudi Rubi. Dieser kleine Junge muss schon seit geraumer Zeit, unbemerkt, neben mir her gelaufen sein, bis er mich bat, mich hinzusetzen, um seine Geschichte aufzuschreiben. Ich habe dann meine Tochter Florentine gebeten, eine inzwischen professionelle Illustratorin, ihm Gestalt zu geben. (...) Uns beiden, Florentine und mir, war Rudi seltsam vertraut.
FLORENTINE JOOP:
Erstaunlicherweise wusste ich sofort, wie dieser kleine dicke Rudi aussieht. Wie eine gute Mutter, habe ich ihn hervorgehoben, habe ihn geleitet, ihm versucht  klarzumachen, dass er die Hauptfigur ist in dem Buch und ihn an einem roten Faden durch seine magischen Erlebnisse geleitet.

Wer hatte die Idee für den Tiitel? Wieso gerade dieser? 
WOLFGANG JOOP:
Rudis Mutter Ramona hatte Rudi nach dem Herzensbrecher Rudolpho Valentino genannt. Ein solcher hatte er nach dem Willen Ramonas werden sollen. Aus Rudolpho wurde nur Rudi. Darin liegt so eine rührende Enttäuschung. Eine Metapher dafür, wie banal die Realisierung hochfahrender Träume ausfallen kann, und wie selten nur wir die Erwartung unserer Eltern erfüllen!

Wie empfand Florentine Joop die Zusammenarbeit mit dem Vater? 
WOLFGANG JOOP:
Den Korrekturen meiner Tochter habe ich mich widerstandslos gebeugt - sie hat das Schreiben im Gegensatz zu mir ja gelernt. Außerdem ist sie vom Alter her naturgemäß dem Rudi etwas näher. 
FLORENTINE JOOP:
Mein Vater möchte ganz schnell mit allem fertig werden. Im Studium habe ich gelernt, dass die Dinge Zeit brauchen und sich entwickeln müssen. Mein Vater warf mir irgendwann eine Menge Zettel zu mit den Worten: »Weiter weiß ich nicht, mach mal, und wehe, ich muss das noch mal lesen!« Daran hab ich mich gehalten und habe ihn in Ruhe gelassen und habe mich lange Zeit ganz allein damit beschäftigt, den Text und die Bilder zu gestalten. Erst als beides so gut wie fertig war, habe ich ihn wieder einbezogen. Dazu gehört eine große Portion Vertrauen, sein »Baby« in die Hände von jemand anderem zu legen, aber ich den­ke, bei mir war es sicher gut aufgehoben.

War es schwierig den Text des Vaters zu redigieren und seine Figuren bildlich umzusetzen? Wie sind Sie vorgegangen?
FLORENTINE JOOP:
Erst einmal ist das immer eine schwierige Arbeit, Worte in Bilder zu wandeln,, da man nicht nur dem Geschriebenen folgen darf, sondern vor allem das Gemeinte umsetzt. Aber schließlich ist das mein Job, und das habe ich gelernt. Manchmal weiß ein Außenstehender besser, was der Autor eines Textes meint, und das sah ich in diesem Fall vielleicht am deutlichsten. Ich kenne ihn ja und seine Geschich­te, und dementsprechend habe ich, auftragsgemäß handelnd, teilweise rigoros gekürzt und andererseits einiges hinzugefügt. Die Bilder entwickelten sich der­weil im Kopf. Und da ist es dann nicht anders als sonst, dass sie ein Eigenleben entwickeln.

Finden sich in dem Buch, in einzelnen Figuren autobiographische Züge wieder? 
WOLFGANG JOOP:
Jeder Mensch, der irgendwann seinen eigenen Weg geht, ging als Kind durch Momente der Einsamkeit. Bis man verstehen lernt, dass dieses Anderssein eben auch und vor allem jene Einzigartigkeit ist, die uns Ungewöhnliches wagen lässt. Die Wandlungen und schmerzhaften Handlungen, die Rudi erlebt, dazu das Erle­ben von Wundern ist mir bekannt und hat mich bewegt, die Geschichte von Rudi Rubi zu erfinden.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Ankes Fundstücke: Hasten und Rasten

Sei huldig, wenn du einen Gast hast,
geduldig, wenn du eine Last hast,
sei rastig nie auch, wo du Rast hast,
und hastig nie auch, wo du Hast hast,
denn seine Ruhe liebt, wer Hast haßt.

Friedrich Rückert 

[(* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses (heute Teil von Coburg); Pseudonym Freimund RaimarReimar oder Reimer) war ein deutscher Dichter, Übersetzer und einer der Begründer der deutschen Orientalistik. Er ist Namensgeber des Friedrich-Rückert-Preises.]

Freitag, 16. September 2011

Ankes Fundstücke: Joseph Eichendorffs Geliebte

Der Winzer


Es hat die Nacht geregnet. 
Es zog noch grau ins Tal, 
Und ruhten still gesegnet
Die Felder überall;
Von Lüften kaum gefächelt,
Durchs Ungewisse Blau
Die Sonne verschlafen lächelt'
Wie eine wunderschöne Frau.
Nun sah ich auch sich heben
Aus Nebeln unser Haus, 
Du dehntest zwischen den Reben
Dich von der Schwelle hinaus. 
Da funkelt' auf einmal vor Wonne
Der Strom und Wald und Au -
Du bist mein Morgen, meine Sonne,
Meine liebe, verschlafene Frau!


Joseph von Eichendorff (1788-1857)
[(* 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien; † 26. November 1857 in Neiße, Oberschlesien) war neben Novalis, ETA Hoffmann u. a. einer der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt mit etwa 5000 Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern. Seine Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" gilt als Höhepunkt und zugleich Ausklang der Romantik.
Typisch für viele Werke Eichendorffs ist, dass sie aufgrund seiner eigenen starken Bindung zum Glauben häufig in einem religiösen Zusammenhang stehen.]

Dienstag, 16. August 2011

Ankes Fundstücke: Agnes Miegels Balladen - ostpreußischer Neoromantizismus

DAS MÄRCHEN VON DER SCHÖNEN METE

Wer ist so schön wie das schöne Metelein?
Es neigen sich vor ihr Blumen am Rain.

Alle Mädchen im Land haben Haar  wie reifes Stroh,
doch der schönen Mete Haupt brennt wie Flammen lichterloh.

Es sprach des Schulzen Sohn: "Wer lacht den ganzen Tag
viel süßer  als die weißen Tauben im Schlag?

Ich hab manch Garn gelegt, heimlich im Frührotschein,
heut will ich fangen das schönste Vögelein!

Ich fang es nicht mit Schlingen und mit Ruten ein,
ich fang es mit einem goldroten Ringelein."

Und als die schöne Mete zur Bleiche ging,
auf ihren weißen Finger streift er den goldnen Ring.

Er herzte und er hielt sie in seinem Arm.
Da sprach die schöne Mete: "Das Gott erbarm!

Als euer Tor gebaut, beim letzten Hammerschlag
ein klein nackt Kind auf des Schulzen Diele lag.

Du bist sein Sohn und Erbe, ich bin ein Findelkind, -
nimm du dein goldnes Ringlein zurück geschwind!"

Ich wiegte dich und trug dich, als ich ein Junge war,
strählte mit ungefügen Fingern dein wirres Haar,

Und würde deine Mutter eine Hexe sein,
du wunderschöne Mete, dich nur will ich frein!"

Als die schöne Mete ihr Kind zur Taufe trug,
der Großknecht am Tore die Maien anschlug.

Da flogen die Späne, vom Astloch flog der Keil.
da schrie die schöne Mete, als träfe sie ein Pfeil.

Sie sank in die Knie, sie raufte ihr Haar.
Man nahm ihr das Kind, sie ward es kaum gewahr.

Sie hielt am Ohre lauschend die weiße Hand,
sie sprach: "Wie läuten die Glocken süß im Elfenland!

Und wenn ich jetzt noch eine Jungfrau wär,
so käme ein schneeweißes Roß daher.

Und trüg ich keinen Ring und hätt ich keinen Mann,
so spräng ich in den Sattel und ritte von dann.

Und hätt ich kein Kind, das nächstens nach mir weint,
dann jagt ich mit den Wolken, wenn der Vollmond scheint.

O weh mir, daß ich eines Menschen Liebste war,
o weh mir, daß ich ihm ein Kind gebar!

Der Bann ist gebrochen, nun kommen sie all,
schon hör ich der silbernen Schall.

Sie reiten und sie singen in ewiger Fröhlichkeit,
sie kennen keine Liebe, sie kennen kein Leid.

Ich arme Mete, was soll ich tun?
Nun kann ich nirgends mehr rasten und ruhn.

Es ist mein Tod, muß ich von euch gehn,
und hab doch meiner Schwestern grünfunkelnde Augen gesehn!

Sie hob sich von den Knien, sie schritt zum Tor.
Da schob ihr Mann den Riegel davor.

Er hielt sie in den Armen, sie wehrte sich und schrie,
zu einer brennenden Garbe wurde sie.

Er sprach: "Ich laß dich nimmer, wie schrecklich du auch bist.
Nun lerne, weiße Elfin, was Liebe ist!"

Er hielt das wilde Feuer, das brannte ihn heiß.
Das Feuer ward zu Wasser, das Wasser ward zu Eis.

Er hielt die Todeskalte, er ließ sie nicht los.
Da ward sie zur Schlange, bunt und riesengroß.

Und als er sie zwang, die sich um ihn wand,
die wunderschöne Mete wieder vor ihm stand.

Da huben die Glocken im  Dorf zu läuten an.
Die schöne Mete sprach: "Wo ist mein liebster Mann?

Wo ist mein kleines Kindlein? Mir träumte wirr und schwer,
daß ich ferne von euch im Elend wär."

Sie traten vor das Tor, sie schritten Hand in Hand.
Sprach Mete:

                   "Wie läuten die Glocken lieblich im Heimatland!"

Agnes Miegel (* 9. März 1879 in Königsberg; † 26. Oktober 1964 in Bad Salzuflen) war eine deutsche Schriftstellerin, Journalistin und Balladendichterin aus dem heimatlich-christlichen, national-romantischen Bereich. Sie ist eine politisch und historisch sehr umstrittene und bedenkliche Dichterin. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nahm 2005 dennoch drei ihrer Balladen in den fünften Teil seiner Anthologie "Der Kanon" unter der Rubrik "Die deutsche Literatur. Gedichte" auf: "Die Schwester", "Die Nibelungen" und "Die Frauen von Nidden". Letztere Ballade taucht bis dato noch vereinzelt in Schulbüchern auf. Sie beschreibt darin den Untergang des Dorfes Nidden in Ostpreußen (heute Nida in Litauen) bei einer Pestepidemie.
Die Rezeption ihrer ostpreußischen Heimatlyrik verlieh ihr den Titel „Mutter Ostpreußens“. Ihre ungebremste Begeisterung für Hitler (sie gehörte zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten, NSDAP-Mitglied) und fehlende Distanznahme zum nationalsozialistischem Inferno
nach 45 machten sie nach dem Krieg zur "auszusondernden" Schriftstellerin in der sowjetischen Besatzungszone und bei uns zur umstrittenen, aber immer noch teilweise geschätzten Autorin.
Im Februar 1945 flüchtete sie vor der herannahenden Roten Armee aus Ostpreußen nach Dänemark, fand dann Aufnahme in der Britischen Besatzungszone im Schloss Apelern bei der Familie von Münchhausen. Der 1945 verstorbene Schriftsteller Börries Freiherr von Münchhausen war zu Beginn ihrer Karriere einer ihrer Förderer in einem neo-romantischen Literaturzirkel gewesen. 1948 zog sie nach Bad Nenndorf und wirkte dort bis zu ihrem Lebensende.

Samstag, 16. Juli 2011

Ankes Fundstücke: Josef Weinheber

Im heißen Hauch mondsilbergrün,
die Wiese wehet her und hin.
Goldamselruf, Hornissenton,
den Wald bekrönt die Sommerkron.
Mit seiner Sense Sankt Barnabas
rückt an und schneidet ab das Gras
im Denkeltakt und Mäherschritt.
Und alles was Hände hat, tut mit.
Jetzt regne nur nicht, heiliger Veit,
bis uns das Heu im Stall leit
und Peter-Paul, gestellt ans End,
die Deichsel gegen Juli wendt. 

Josef Weinheber
[(1892 in Wien-Ottakring; † 8. April 1945 in Kirchstetten, Niederösterreich) war ein österreichischer Lyriker und Erzähler. Aus dem Gefühl seiner Erfahrungen gesellschaftlicher Deklassierung entwickelte Weinheber das Bewusstsein, als einsamer und unverstandener, aber sprachbegabter Einzelkämpfer, autark und ohne bürgerlichen Bildungshintergrund - sein Vater war Metzger, die Mutter Näherin - als Dichter hervorzutreten. Beeinflusst von Rainer Maria Rilke, Anton Wildgans, Richard Dehmel und Walt Whitman schrieb er ab 1912 Gedichte, hatte aber erst wirklich durchschlagenden Erfolg mit seinem Gedichtband Adel und Untergang (1934), der den 42jährigen Weinheber nach vielen Jahren verbitterten Ringens um öffentliche Anerkennung schlagartig berühmt und zu einem der angesehensten Lyriker seiner Zeit machte.
Der Schopenhauer- und Nietzsche-Liebhaber Weinheber war erfüllt von einem tiefen Pessimismus, Leiden und Leid der Welt waren für ihn schon seit seinen Jugendjahren grundlegende Existenzkategorien.]

Mittwoch, 11. Mai 2011

Liebesgedichte von Erich Fried: Nachtlied

Nachtlied  

Auf deine Brüste zwei Sterne
auf deine Augen zwei Küsse
in der Nacht
unter dem gleichgültigen Himmel

Auf deine Augen zwei Sterne
auf deine Brüste zwei Küsse
in der Nacht
unter den mundlosen Wolken

Unsere Küsse
und unsere Sterne müssen
wir selbst einander geben
unter wetterwendischen Himmeln

oder in einem Zimmer
eines Hauses das steht
vielleicht in einem Land
in dem wir uns wehren müssen

Doch in den Atempausen
dieses Sichwehrens
Brüste und Augen für uns
Himmel und Sterne und Küsse.



Erich Fried
[(* 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist. der vor allem auch durch seine engagierte politische Stellungnahme auffiel. Fried war in der Nachkriegszeit ein Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland. Gleichzeitig gilt er vielen als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es als erstem gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übertragen. Er übersetzte außerdem u. a. T. S. Eliot, Dylan Thomas, Graham Greene, Sylvia Plath und John Synge. Zudem verfasste Fried einen Roman (Ein Soldat und ein Mädchen, 1960) und Kurzprosa.]