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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 15. Dezember 2013

Meine Gedichteklassiker: MATTHIAS CLAUDIUS, Winter

Guiseppe Arcimboldo (1527-1593)

Winter

Matthias Claudius


Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
Und scheut nicht Süß noch Sauer.

Er zieht sein Hemd im Freien an
Und lässt's vorher nicht wärmen,
Und spottet über Fluss im Zahn
Und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Hasst warmen Drang und warmen Klang
Und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenn's Holz im Ofen knittert,
Und an dem Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
Und Teich und Seen krachen,
Das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
Dann will er sich totlachen. -

Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort, bald hier,
Gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
Und sehn ihn an und frieren.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Dichterhain: Dreizeiler aus einer Winterwelt von Volker Friebel



Glitzernde Fäden.
Eine Mücke steigt aus dem Schnee
ins Licht.

Vor dem Büro
Schnee schippen,
unnötig lang.

Vom Müllmann hart
auf den Laster: Zeitungsbündel
und Schnee.

(c) Volker Friebel
Aus: Nachricht von den Wolken. Gedichte und Haiku. 2. Ausgabe 2009.

Donnerstag, 28. März 2013

Dichterhain: TAUEN von Andreas Noga

tauen

nach dem winter
frostschäden im kopf

lass grün sein
damit ich bunt werde

(c) Andreas Noga
(Aus: Lücken im Lärm)

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Meine Gedichteklassiker: EIN LIED HINTERM OFEN ZU SINGEN

Lübeck im Winter

Ein Lied hinterm Ofen zu singen
Matthias Claudius  
* 15. August 1740 in Reinfeld (Holstein); † 21. Januar 1815 in Hamburg
Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
und scheut nicht süß noch sauer.
War je ein Mann gesund, ist er's;
er krankt und kränkelt nimmer,
weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs
und schläft im kalten Zimmer.
Er zieht sein Hemd im Freien an
und lässt's vorher nicht wärmen
und spottet über Fluss im Zahn
und Kolik in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
hasst warmen Drang und warmen Klang
und alle warme Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn's Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;
wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich' und Seen krachen;
das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er sich tot lachen. -
Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
So ist' er denn bald dort, bald hier,
gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Dichterhain: SCHNEEDECKE von Andreas Noga
















schneedecke

mit dem rolladengurt belichten wir
das fenster sehen hinaus:
der gefallene schnee ist auferstanden

in ruinen im laublosen brüchigen garten
der mit schlafmützen auf zweigen
den morgen abfedert

wir bleiben im haus halten uns hin
unter der weißen decke
verborgen wie gras

über die weiche straße (fast zärtlich)
tasten schüchtern
die vehikel

(c) Andreas Noga. Aus: Lücken im Lärm

Montag, 10. Dezember 2012

Dichterhain: AUGE von Ljiljana Graffé
















AUGE

Auge halboffenes
in Starre liegt da -
Halbdunkel herunterbrennt
Flackernd Wache hält
Trennung Abschied schreibt
Tür ins Schloss fällt
Laken weiß steif kalt
wie Winterlandschaft
des Körpers letztes Kleid

© Ljiljana Graffé

Sonntag, 2. Dezember 2012

Dichterhain: BLICK AUS DEM FENSTER von Viktoria Vonseelen


Erster Schnee in der Nordpfalz  (c) Stefan Vieregg



















blick aus dem fenster

der winter naht

mit
 schnellen
             schritten
überzieht
die welt
mit seinen
eisigen
        grauen
                 schatten
lässt bäume
      erschauern,
ihre 
toten blätter
      abwerfen.
erstarrte äste
     recken sich 
ein letztes mal
dem himmel
      entgegen.

einsam ist's nun  da draußen.

auch in mir ist stille.

doch
behutsam
nähr'  ich
meine
lebensflamme

ihr sicheres leuchten
weist mir den
                 weg
durch
    dunkle nächte
lässt mein
     aufgewühltes herz
zu
ruhe kommen

HEIMAT
finden.


(c) Viktoria Vonseelen     Frankfurt, 25.11.2012

Freitag, 5. Oktober 2012

Fantasien zur Nacht: BEGEGNUNG von Erika Ott

BEGEGNUNG

Eisblau dein Pullover

und Hemd
ein strahlender Wintermorgen
dein Gesicht
Sonnenglitzern auf Schnee
deine Augen leuchtend
wie der Himmel
du der etwas andere
der lang Vertraute
mit mir Verschmolzene
dein Goldpuderlächeln
und dein Haar
ein klein wenig länger
wie für mich aufgehoben
darf ich mir einbilden

eine Umarmung

von Stunden
weshalb auch lösen
in einem flauschen
Winterhimmel
liege ich wie auf
Wolkenschaum
dein begehrender Blick
so nah
sanfte Lippen beugen sich
hinab zu meinen
in minutiger Zeitlupe
mit Stillbildern
liegen sie auf meinen
welche Zartheit
denn selbst Daunen
wiegen schwer
bei deiner Vorsicht
tasten sie
nach Lippenwölbung
glatt und trocken
eine weite Weile
bis sich ein Tropfen
heimlich
zwischen unsre Lippen
legt
ein kosend Mundbett
aus dem Wärme
strömt
welches jedes Prallen
federt
das ein Dringen fordert
und ein Schlüpfen

so finden endlich

Zungen zueinander
und erobern neue Räume
Begegnung in einer
andren Welt
die sich nur uns erschließt
tief dringen
unsre Zungen
an den Boden
unsrer Sprache

und deine Hände

taten forschen drücken
und beleben
so den ganzen Körper
deine Finger
die Verlängerung
der Stimme
nur auf andren Wegen
deiner vielgeliebten
Stimme
die an Wärme
nicht zu überbieten ist
gibt deinen
goldnen Worten
einen weltalltiefen Glanz
wenn sie
wie Sommernieselregen
mein Antlitz streift

mich durchdringen

deine Worte
voller Liebe
senden Keime aus
und schlagen Wurzeln schon
in meinem Grün
ein ganzer Garten voll
den unsre Lippen nässen
kosen

indes mein Körper

neue Formen annimmt
wächst er dir entgegen
wo du
ihn lockst
mit deinen Händen
in denen ich nur
liegen möchte
diese Hände
voll Empfindsamkeit.


(c) Erika Ott

Dienstag, 5. Juni 2012

Buchbesprechung: HEILEN DURCH ERKENNTNIS von Andreas Winter

Ein neunjähriges Mädchen liest seiner Mutter ein paar Fragen vom Blatt vor; wenig später verschwinden deren chronische Fußschmerzen.
Ein Student unterhält sich in einer Kneipe mit seinem Freund über dessen Migräne; die Kopfschmerzen bleiben daraufhin aus.
Ein Blumenhändler schreibt eine kurze E-Mail an eine ihm fremde Frau; schlagartig ist diese von ihrer Eiweißallergie geheilt.
Offenbar haben bestimmte Fragen und Aussagen das Potenzial, langjährige Blockaden und Symptome im Nu aufzulösen.
Wunderheilung? „Nein, angewandte moderne Tiefenpsychologie“, sagt Diplom-Pädagoge Andreas Winter. „Psychologie ist kein Elfenbeinturm und Psychotherapie ist kein heiliger Gral. Wir alle haben eine Psyche, wir alle können mit dem richtigen Grundverständnis hilfreich psychologisch arbeiten“, davon ist der Autor überzeugt. Und der Erfolg gibt ihm Recht: Hunderte von Winter geschulte, psychologisch interessierte Laien und natürlich auch Profis bekämpfen Symptome wie Übergewicht, Allergien, Neurodermitis, Phobien und sogar Borderline-Störungen in Rekordzeit. Durch das bloße Bewusstmachen frühkindlicher Ursachen und das Vermitteln der intelligenten Logik eines Symptoms verändern sich plötzlich Empfindungs- und Verhaltensmuster der Klienten – und somit deren Beschwerden.


Interview mit dem Autor:
Am Anfang Ihres Buches sprechen Sie von der verblüffenden Erfahrung, die Sie bereits als Pädagogik-Student machten: Chronische Krankheiten lassen sich demnach durch eine Erkenntnis heilen. Was brachte Sie zu dieser Erkenntnis? 


Winter: Mit großer Spannung las ich Bücher über die machbaren Erfolge durch Suggestionen in Hypnose. Die Beschleunigung von Wundheilung, Beseitigung von Schmerzen, Hautproblemen und Übergewicht, einfach alles schien möglich. Ermutigt durch die bestehende Literatur begann ich meine eigenen Erfahrungen zu sammeln und siehe da – es stimmte. Zunächst arbeitete ich viel mit Menschen, die Phobien, Übergewicht oder das Rauchen loswerden wollten. Später kamen Menschen zu mir, die durch chronischen Stress organische Krankheiten bekommen hatten. Die Heilung geschieht dabei selbstverständlich nicht durch mich, sondern ganz allein dadurch, dass der Stressauslöser als unschädlich wahrgenommen wird. 

In „Heilen durch Erkenntnis“ beschreiben Sie unter anderem Ihren beruflichen Werdegang und die Einflüsse, die auf die Entwicklung Ihres Ansatzes einwirkten. Welche psychologischen, philosophischen oder therapeutischen Ideen haben Sie besonders geprägt?
 
Winter: Die Ansätze von Alfred Adler, eines Pioniers der Individualpsychologie, haben mich besonders beeindruckt. Adler beschreibt als erster, welche Folgen frühkindliche Traumatisierungen auf das Verhaltensmuster von Erwachsenen haben. Das leuchtete mir damals sehr ein. Auch Milton Erickson, der amerikanische Reformator der Hypnosetherapie, inspirierte mich sehr, weil er nicht mit direkten hypnotischen Befehlen und Suggestionen arbeitet, sondern mehr mit Überzeugung, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen.

Ihr methodischer Ansatz ist äußerst erfolgreich, aber ungewohnt einfach. Geraten Sie da nicht auch in Konflikt mit Fachkollegen oder Schulmedizinern?

Winter: Nein, ganz im Gegenteil! Meine Ausbildungen werden besucht von Heilpraktikern, Allgemeinmedizinern, Psychotherapeuten und sogar Angehörigen der Pharmaindustrie! Ich ernte sehr viel Zuspruch bei all denen, die mit meinem Ansatz gute Erfahrungen machen konnten. Allerdings gehört schon eine Portion ideologische Offenheit dazu zu begreifen, dass unsere Symptome meist stressbedingt sind. Stress ist hier zu verstehen als erhöhter Anpassungsdruck, und der einzige Stressauslöser ist Unfreiwilligkeit: Alles, was Sie unfreiwillig tun oder womit Sie in Dissonanz, in Widerstand treten, sorgt für Stress. Dieses Ungleichgewicht zwischen Wollen und Sollen lässt chemische Botenstoffe, die Stresshormone, im Körper ausschütten und das wiederum kann auf lange Sicht den Körper schädigen. Die Erkenntnis der eigentlichen Stressursachen aber führt zu einer emotionalen Neubewertung der wahrgenommenen Reize und baut den Stress ab – die Symptome verschwinden, Krankheiten heilen.

Im allgemeinen Verständnis von Medizin herrscht die Annahme, dass eine wirkliche Heilung unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unerwünscht ist. Wie kam es zu dieser pessimistischen Grundhaltung der heutigen Hippokrates-Nachfolger und was sind die Konsequenzen dieser Auffassung?

Winter: Das ist eine gute Frage. Meiner Meinung nach begann es in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, einhergehend mit der europäischen Industrialisierung, dass die bis dato recht vielversprechende, aber noch komplizierte und langwierige Psychotherapie plötzlich durch schnelle Medikamentengabe verdrängt wurde. Es war der Druck der Leistungsgesellschaft, der eine rasche Symptomunterdrückung dem Lösen der Krankheitsursachen vorzog, damit Arbeiter schnell wieder einsatzklar waren. Hieraus entwickelte sich eine bedingungslose Medizingläubigkeit, die von der Medizinindustrie, speziell der Pharmaindustrie, leicht auszunutzen war und auch ausgenutzt wurde: Man suggeriere den Menschen, sie seien ursachenlos krank, und verschreibe ihnen das Gegenmittel, ohne tatsächlich zu heilen. Dieses Gegenmittel wird so gestaltet, dass es Nebenwirkungen hat, gegen die man ebenfalls Medikamente verschreiben kann. In diesem Sinne werden an den Universitäten weltweit Mediziner ausgebildet, die einer echten Krankheitsursache machtlos gegenüberstehen und somit Heilen für unmöglich halten. Das dauerhafte Verschieben  von Symptomen ist zu einem lukrativen Perpetuum Mobile geworden. Die Leidtragenden sind jedoch nicht nur die Patienten, die sich in lebenslanger medizinischer Abhängigkeit befinden, sondern auch all unsere moralisch integren Ärzte, denen der therapeutische Erfolg verwehrt wird und deren einstige Berufsmotivation, Menschen zu heilen, ad absurdum geführt wird. Es wird also höchste Zeit, dass ein Arzt wieder wirklich heilt, schnell und dauerhaft, damit etwas zurechtgerückt wird, das vor etwa 100 Jahren aus industriellen Interessen heraus ver-rückt wurde.

Regelmäßig wird vor epidemieähnlichen Erkrankungen oder krebserregenden Nahrungsmittelzusätzen gewarnt und zu Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen aufgerufen. Woran liegt es, dass der Mensch trotz dieser vermeintlichen Gefahren noch nicht ausgestorben ist, und was macht uns wirklich krank?

Winter: Wir werden nicht einfach krank, nur weil irgendwo ein Bakterium herumschwirrt. Das kann jeder Mensch an sich selbst beweisen, denn unsere Umgebung ist stets voller Bakterien. Jede Banknote trägt Millionen von Keimen, doch erzeugen diese beim Geldzählen keine Infektionen! In grauer Vorzeit war unser Lebensraum sicherlich ebenfalls keineswegs steril. Wir müssen also schauen: Warum werden einige Menschen krank, während andere gesund bleiben? Stresshormone schwächen aufgrund ihrer blockierenden Eigenschaft den Körper. Ist der Körper abwehrschwach, kann er selbst die geringsten Belastungen nicht verkraften. Fühlt sich ein Mensch jedoch abwehrstark, so können ihm Bakterien und Viren nicht ohne Weiteres schaden. Der Unterschied zwischen dem Gesunden und dem Kranken liegt in der Fähigkeit, mit „Feinden“, also Erregern, Giften usw., gut umgehen zu können. Stress macht den Unterschied, sage ich – und Stress lässt sich durch bestimmte Techniken dauerhaft auflösen. Eine dieser Techniken beschreibe ich in meinem Buch.

Vielen Betroffenen konnte „Erkenntnis“ zur „Heilung“ verhelfen. Woran erkennt ein Arzt oder Therapeut, wann dieser Ansatz noch greift und wann schulmedizinische Unterstützung notwendig ist?

Winter: Wenn eine organische Funktionsstörung ganz klar somatischen Ursprungs ist, etwa der Körper durch Gifte, Strahlung, Druck, Verletzung oder Ähnliches geschädigt ist bzw. sich bereits durch seine Symptome in akuter Gefahr befindet, dann brauchen wir kurative Maßnahmen eines Arztes. Wir brauchen Blutkonserven, Knochenschienen, Gegengifte, Elektrolyte oder Chirurgie, damit der Mensch wieder gesunden kann. Wenn aber ein Symptom ohne somatische Ursache entsteht und zudem dauerhaft auftaucht, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass nicht der Körper die Problemstelle ist, sondern zugrundeliegende Ängste, also Gedankenmuster, welche die Ausschüttung von Stresshormonen begünstigen. In solchen Fällen brauchen wir nur zu schauen: Was hat den Menschen krank gemacht und was braucht er, damit er wieder gesund wird? Ich halte es für völlig in Ordnung, wenn Akutmedizin angewendet wird, um einem Menschen zu helfen, wieder aufnahmefähig zu sein. Ob Kopfschmerztablette oder Hustenlöser, Beruhigungsmittel oder Vitamine – alles ist in Ordnung, solange man damit nicht dauerhaft arbeitet und auch niemandem einredet, von der Einnahme hänge seine Gesundheit ab. Wenn der Krankheitsverlauf nicht linear ist, sondern Ausnahmen zeigt, ist das meist ein Hinweis auf eine psychosomatische Angelegenheit. Ein gebrochenes Bein ist nicht zwischendurch für einen Tag heil, am nächsten wieder verletzt. Bei Asthma oder Allergien dagegen treten durchaus solche Unregelmäßigkeiten auf – ein klares Anzeichen für Psychosomatik: Hier ist das Symptom nur eine Folge von bestimmten angstmotivierten und stressbedingten Stoffwechselvorgängen.

Viele der in Ihren Büchern vorgestellten Fallbeispiele beruhen auf traumatischen Erfahrungen in der frühen Kindheit, die zu einem unbewussten Fehlverhalten führen. Wie kann man diese angstbasierten Verhaltensmuster vermeiden und damit spätere Erkrankungen verhindern?

Winter: Die kurze Antwort lautet: Bevormunden und ängstigen wir unsere Kinder nicht! Kinder brauchen das Gefühl, dass sie ein emotionales Zuhause haben, in welchem sie sicher sind. Jedes Problem sollte eine Lösung haben und vor allem: Nicht die Eltern dürfen der Problemlieferant sein. Erwartungsdruck und Überforderung viel zu unreifer Eltern sind die eigentliche Gefahr in unserer Gesellschaft. Die ausführliche Antwort finden Sie in meinem letzten Buch „Zu viel Erziehung schadet!“. Mein neues Buch zeigt, wie man diese Schäden wieder repariert.  

Das Coaching nach Ihrem tiefenpsychologischen Ansatz beruht auf der Entkopplung von unterbewussten Symptomauslösern. Kann jeder diese Technik erlernen und was muss man mitbringen, um als Coach oder Gesundheitsberater erfolgreich zu sein?

Winter: Diesen Ansatz kann jeder begreifen, der Lösungen für Probleme sucht und bereit ist, seine bisherige medizinische Ideologie in Frage zu stellen. Die Technik lässt sich ebenso leicht erlernen, jedoch braucht man, um erfolgreich damit zu arbeiten, entweder einen wirklich reflektierten Patienten, der mitdenkt, versteht und umsetzt, was man ihm darlegt, oder eine Menge didaktisches Geschick und Überzeugungskraft. Das nötige psychologische Grundwissen und die Analysetechnik lassen sich schnell vermitteln.

Montag, 21. Mai 2012

Dichterhain: HAIKU 4 von Volker Friebel

Haiku 4

Winter.
Ins Morgengedränge ein Blick
aus dem Schaufenster.

Stehende Uhr.
Auf der leeren Palette am Bahnhof
liegt Schnee.

Weihnachtsmittag.
Orangenschalen, verstreut
im Schnee.

Spuren im Schnee.
Wo mein Fuß lastete:
Schatten.

Tiefer Schnee.
Die einzige Spur führt
zum Briefkasten.

Schießplatz im Wald.
Wie der Schnee Knall für Knall
kurz verdunkelt.

Schneemorgen.
Einer schaut vom Bussteig hoch
in den Schwanenflug.

Schneeschmelze.
Der Bauernjunge klopft
an die Pflugschar.

Baumgerippe.
Schneeflocken zergehen
im Klärwerk.

Kinderhaus –
Watte am Fenster,
gefaltete Sterne.

Noch einmal Kälte.
Jemand hat in den Schnee
eine Sonne gemalt.

Tauwind.
Das Mädchen läuft ein paar Schritte
ins Licht.

(c) Volker Friebel
Der Autor wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Die Haiku wurden in der vorliegenden Reihenfolge Mai 2005 bis März 2006 notiert. Manche wurden später stark überarbeitet.
Aus: Die sieben Töne des Waldes. Gedichte, Haiku und ein Essay. 2011.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Ankes Fundstücke: Punschlied

Punschlied

Vier Elemente,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die Welt.

Preßt der Zitrone
Saftigen Stern!
Herb ist des Lebens
Innerster Kern.

Jetzt mit des Zuckers
Linderndem Saft
Zähme die herbe
Brennende Kraft!

Gießet des Wassers
Sprudelnden Schwall!
Wasser umfängt
Ruhig das All.

Tropfen des Geistes
Gießet hinein!
Leben dem Leben
Gibt er allein.

Eh es verdüftet,
schöpfet es schnell!
Nur wenn er glühet,
Labet der Quell.

Friedrich von Schiller

Mittwoch, 30. November 2011

Dichterhain: Der Nussbaum von Heidi Huber


Nussbaum
im November

Befreit
von Laub
und Last
wirst würdig
den Winter
durchstehen
knospenbereit

Wie weise

Heidi Huber (*1945)

Freitag, 31. Dezember 2010

Winter in Rheinland-Pfalz - aktuelle Impressionen

Foto: viereggtext, Südliche Weinstraße

Foto: viereggtext, Südliche Weinstraße

Foto: viereggtext, Südliche Weinstraße

Foto: viereggtext, Südliche Weinstraße

Freitag, 24. Dezember 2010

Donnerstag, 18. November 2010

Minutentraum mit Klabund

Winterschlaf


Indem man sich nunmehr zum Winter wendet,
Hat es der Dichter schwer,
Der Sommer ist geendet,
Und eine Blume wächst nicht mehr.


Was soll man da besingen?
Die meisten Requisiten sind vereist.
Man muß schon in die eigene Seele dringen
- Jedoch, da haperts meist.


Man sitzt besorgt auf seinen Hintern,
Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch,
~ Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern
Wie Frosch und Lurch.


                                                              Klabund

(Quelle: Poesie-Agenda 2010, orte verlag, Schweiz)