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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 15. April 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Trentemøller - Redefine



Trentemøller - Redefine

Frauen-Rallye Aisha des Gazelles: Zarte Hände, viel PS und hübsche Amazonen


Die Weltfrauenrallye in Marokko ist bereits eine volle Medienattraktion. Die Amazonen in Pickups, Gelände- und Lieferwagen zeigen mal richtig, was Frauen sich wagen. Mercedes beschloss letztes Jahr mit einem Handwerkerinnen-Team anzutreten und belegte mit der Goldschmiedemeisterin Viola Hermann und SKH-Meisterin Vanessa Wagner als Team von handwerk magazin und der Deutschen Handwerks Zeitung den ersten Platz bei der Rallye Aisha des Gazelles. Auch dieses Jahr lassen die Frauen ihr Können spielen, surfen mit ihren bullig ausgelegten Fahrzeugen über Sanddünen und trotzen Stürmen.


MaJaTV auf der Leipziger Buchmesse





Freitag, 14. April 2017

Fantasien zur Nacht (Video): FAUX CHAUD




FAUX CHAUD

Heute in der Frankfurter Oper: PELLÉAS ET MÉLISANDE Drame lyrique in fünf Akten von Claude Debussy

Erste Wiederaufnahme
PELLÉAS ET MÉLISANDE
Drame lyrique in fünf Akten von Claude Debussy
Text von Maurice Maeterlinck (1893)
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Joana Mallwitz
Inszenierung: Claus Guth
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Tobias Heyder
Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt
Licht: Olaf Winter
Chor: Tilman Michael
Dramaturgie: Norbert Abels

Arkel, König von Allemonde: Alfred Reiter
Pelléas: Björn Bürger
Mélisande: Gaëlle Arquez
Golaud, Enkel Arkels: Brian Mulligan
Geneviève: Judita Nagyová
Yniold, Golauds Sohn aus erster Ehe: Anthony Muresan
Ein Arzt: Thesele Kemane
Stimme des Hirten: Brian Mulligan
Chor und Statisterie der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester


Pelléas et Mélisande von Claude Debussy (1862-1918) in der Regie von Claus Guth zeigte in der Premierenspielzeit 2012/13 die beiden Titelfiguren als Protagonisten eines realistischen Familiendramas: Pelléas als verschlossener Sohn aus großbürgerlichem Hause, Mélisande als missbrauchsgeprägtes Partygirl.
Diese Sicht steht in reizvollem Kontrast zu einer Musik, welche die literarische Vorlage Maurice Maeterlincks – einem Hauptwerk des Symbolismus – kongenial umsetzte. Nach der Premiere am 4. November 2012 konnte man über die 2013 mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnete Inszenierung lesen: „Mit dieser Produktion hat Frankfurt ein wirkliches Gesamtkunstwerk im Angebot, und es ist sicherlich Claus Guths stärkste Arbeit seit langem.“ (Stuttgarter Nachrichten).

Zum Inhalt: Golaud, Enkel des greisen König Arkel von Allemonde, trifft während der Jagd am Rande einer Quelle auf die geheimnisvolle Mélisande. Obwohl sie wenig von sich preisgibt und den Ritter auf Distanz hält, folgt sie ihm schließlich auf das Schloss und wird seine Frau. Dort erregt das scheue Mädchen das Interesse von Golauds Halbbruder Pelléas. Nach anfänglichem Zögern geben beide ihrer immer stärker werdenden Zuneigung nach, argwöhnisch beobachtet vom eifersüchtigen Golaud. Eines Nachts gestehen sie sich in heftiger Umarmung ihre Liebe und werden dabei ertappt. Außer sich vor Zorn tötet Golaud den Halbbruder und verletzt seine schwangere Frau. Auf dem Krankenlager bringt Mélisande schließlich eine Tochter zur Welt und stirbt. Arkel tröstet Golaud mit dem Hinweis, dass mit der Geburt des kleinen Mädchens das Leben weitergehe.

Die erste Wiederaufnahme präsentiert mit Ausnahme des premierenbewährten Alfred Reiter als Arkel eine Reihe von Neubesetzungen: Björn Bürger (Pelléas) ist seit 2013/14 Ensemblemitglied an der Oper Frankfurt, wo er jüngst als Plumkett in Flotows Martha begeisterte. Kürzlich gastierte er als Rossinis Barbier beim englischen Glyndebourne Festival. Die französische Mezzosopranistin Gaëlle Arquez (Mélisande) stellte sich in Frankfurt bisher als Barocksängerin vor, gefolgt von Bizets Carmen. Kürzlich feierte sie in der Titelpartie von Glucks Armide ihr Debüt an der Wiener Staatsoper. Brian Mulligan (Golaud) ist Amerikaner und war in Frankfurt zuletzt als Tadeusz in Weinbergs Die Passagierin zu erleben. Jüngste Aufgaben führten ihn u.a. als Balstrode in Brittens
Peter Grimes an die Wiener Staatsoper. Seit 2014/15 ist Judita Nagyová (Genéviève) im Frankfurter Ensemble beheimatet, wo sie zuletzt als Olga in Tschaikowskis Eugen Onegin erfolgreich war. Der Knabensopran Anthony Muresan (Yniold) ist ehemaliges Mitglied der Aurelius Sängerknaben Calw, während Thesele Kemane (Ein Arzt) seit 2016/17 zu den Mitgliedern des Frankfurter Opernstudios zählt. Am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters steht erstmals die junge deutsche Dirigentin Joana Mallwitz. Sie ist seit 2014/15 Generalmusikdirektorin am Theater Erfurt, wo sie zuletzt Madama Butterfly und Così fan tutte leitete.

Wiederaufnahme: Samstag, 25. März 2017, um 19.00 Uhr im Opernhaus
Weitere Vorstellungen: 1., 8., 14. (18.00 Uhr), 17. (18.00 Uhr), 23., 29. April 2017
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.00 Uhr
Preise: € 15 bis 105 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Karten sind bei unseren üblichen Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im
Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.

Karfreitag hat nicht jeder frei, Einkaufsvorteile oder Öffnungszeiten nutzen


Frei oder nicht frei – das ist diese Woche die Frage. In vielen europäischen Ländern ist der Karfreitag ein landesweiter Feiertag, in vielen aber auch nicht. In Österreich etwa ging die Frage, ob an dem Tag jeder frei haben müsste nun sogar bis vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Im europaweiten Feiertagsvergleich liegt Österreich mit 13 freien Tagen allerdings schon jetzt in der oberen Hälfte der Länder mit den meisten gesetzlichen freien Tagen. Spitzenreiter in diesem Jahr sind mit 17 Tagen Belgien und Lettland. Und das, obwohl die Belgier auch an Karfreitag arbeiten müssen, wie die Grafik von Statista zeigt. Mit acht die wenigsten gesetzlichen Feiertage gibt es in Irland und Teilen von Großbritannien. Die Deutschen haben der Europäischen Union zufolge bundesweit elf Tage frei. Innerhalb der Bundesländer schwankt die Zahl allerdings noch einmal deutlich. Vor allem die südlichen Bundesländer legen noch ein paar Tage drauf.


Infografik: Karfreitag hat nicht jeder frei | Statista 

Ein Evergreen der Alltagsautos der 30er- bis 50er-Jahre: Citroen 11 B


 

netzwerkB: Osterbotschaft an den Vatikan





Das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt (netzwerkB) ist ein Interessenverband für die Opfer von sexualisierter Gewalt, insbesondere sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung. Der Verein wurde am 10. April 2010 gegründet, Sitz ist Scharbeutz. Sprecher ist Norbert Denef, der nachfolgende Video-Osterbotschaft an den Vatikan gerichtet hat.

Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
presse [at] netzwerkb.org
www.netzwerkB.org

Donnerstag, 13. April 2017

Wo kommen die ganzen bunten Eier her?

Das bedeutet die Zahl auf dem Ei

Gekocht, gebraten oder gefüllt: Zu Ostern werden wieder viele Eier verzehrt. Doch wie erkennt man beim Einkauf eigentlich, ob die Hühner artgerecht gehalten wurden? In der Europäischen Union (EU) gibt der sogenannte Erzeugercode Auskunft über die Art der Haltung. Dieser Buchstaben- und Zahlencode ist auf jedem Ei aufgestempelt.

Die Statista-Grafik zeigt, was der Aufdruck bedeutet: An erster Stelle steht immer eine Zahl, die verrät, wie die Hühner gehalten wurden. Legebatterien sind in Deutschland inzwischen verboten. Bei der Käfighaltung (3) haben die Hühner eine Sitzstange und Einstreu, trotzdem wird sie von Tierschützern kritisiert. Hennen in Bodenhaltung (2) haben etwas mehr Raum zum scharren. Wer Eier mit der Ziffer 1 und 0 kauft, kauft am ehesten Eier von glücklichen Hühnern. Sie werden in Freilandhaltung gehalten und bei der Ziffer 0 sogar mit Biofutter gefüttert.

An zweiter Stelle steht eine Ziffernfolge. Sie steht für das Herstellerland, im Beispiel also Deutschland (DE). Die Zahlen am Schluss geben noch Auskunft über das Bundesland, den Stall und den Betrieb. So lässt sich schon beim Einkaufen darauf achten, was für ein Produkt man erwirbt. Schauen Sie mal auf Ihren Eiern im Kühlschrank oder Keller oder zumindest auf die Packungen, was sie da lesen können, oder kratzen Sie doch mal im Zweifelsfall den Lack bei den "Fertigen" ab.

Infografik: Das bedeutet die Zahl auf dem Ei | Statista
Die Grafik zeigt den Aufbau des Erzeugercodes von Eiern in der EU.


Lieber Schokolade als Ostereier?

Für die einen ist Ostern nach wie vor ein religiöses Fest, für die meisten ist es allerdings mittlerweile einfach ein Familienfest, bei dem die Liebsten beschenkt werden. Das zeigt eine Umfrage des Handelsverbandes und Marketagent unter mehr als 500 Österreichern. Für den Einzelhandel ist es mittlerweile - nach Weihnachten - das zweitwichtigste Geschäft, bei dem die Befragten in diesem Jahr durchschnittlich 60 Euro ausgeben – zehn Euro mehr als noch im Vorjahr. Am beliebtesten sind dabei Schoko-Osterhase und Co.: 64 Prozent der Befragten wollen Schokolade, Pralinen oder Süßigkeiten verschenken. Bei jedem zweiten werden bunte Ostereier versteckt. Am häufigsten sind die Geschenke dabei für die Kleinen gedacht: 46 Prozent beschenken Kinder, 30 Prozent Partner oder Partnerin und 23 Prozent Mutter oder Vater. Der Trend lässt sich auf Deutschland übertragen.


Infografik: Lieber Schokolade als Oster-Eier | Statista 

Mittwoch, 12. April 2017

Miss Oberösterreich singt L.O.V.E von Nat King Cole





30. Auflage des Bundes.Festival.Film. Deutschlands Nachwuchs-Filmszene trifft sich im Juni 17 in Mainz


Das Bundes.Festival.Film. kommt zum zweiten Mal in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt und wird vom 23. bis 25. Juni 2017 in den Mainzer Kammerspielen gastieren. Nach 2016 ist damit Mainz wieder für drei Tage das Zentrum der deutschen Nachwuchsfilmszene.

Das Bundes.Festival.Film. – erstmals 1988 unter dem Namen Wettbewerbsforum Jugend und Video ausgetragen – gehört zu den größten und renommiertesten Medienfestivals im deutschsprachigen Raum. Es markiert den gemeinsamen Abschluss und feierlichen Höhepunkt der beiden Bundeswettbewerbe Deutscher Jugendfilmpreis und Deutscher Generationenfilmpreis.

Thomas Hartmann, Leiter des Bundes.Festival.Film.: „Nach der gelungenen Premiere im letzten Jahr freuen wir uns auf eine zweite Auflage des Festivals in Mainz. In diesem Jahr können wir auf 30 Festivaljahre zurückblicken. Mehr denn je ist das Festival ein Spiegel gelebter Jugend- und Filmkultur in Deutschland. Auch in diesem Jahr präsentieren wir den Besucherinnen und Besuchern wieder eine inhaltliche und stilistische Bandbreite von Filmen aus dem nicht-kommerziellen Bereich.“

Über 800 Produktionen nehmen jährlich an den beiden Filmwettbewerben teil. Die besten Arbeiten werden für das Bundes.Festival.Film. nominiert, das sich als ein Forum für überraschende Filmideen, spannende Erzählweisen und authentische Protagonisten versteht. Das Besondere an der Veranstaltung ist ihr generationenübergreifender Ansatz. Hier treffen sich junge und ältere Filmemacherinnen und Filmemacher, um ihre Arbeiten zu diskutieren.

Alle nominierten Produktionen werden in öffentlichen Screenings gezeigt und prämiert. Am Veranstaltungswochenende werden bis zu 500 Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet.

Montag, 10. April 2017

Wie war's bei "The Rake's Progress" in Frankfurt am Main?

Tom Rakewell und Nick Shadow
(c) Barbara Aumüller
Ensemble mit Baba     (c) Barbara Aumüller
"The Rake's Progress" („Der Lebenslauf eines Wüstlings“) - a fable -, eine Oper von Igor Strawinsky, uraufgeführt im Teatro La Fenice, Venedig, am 11. September 1951, spielt im London des 18. Jahrhunderts. Strawinsky orientiert sich dabei an den (fast) gleichnamigen, zwischen 1733 und 1735 entstandenen 8 Bildern (Gemälde und Kupferstiche "A Rake's Progress") des englischen Künstlers William Hogarth. Deutlich angelehnt bewegt er sich entlang der Moralgeschichte in Kupferstichen, die zu ihrer Zeit eine hohe Berühmtheit in Europa, auch in Deutschland erreichte. Die Leute interessierten sich natürlich auch für die moralischen Verfehlungen der englischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Obwohl das Hauptthema uns heute ein bisschen kitschig und altbacken vorkommt, mag es in den 50er-Jahren mit ihren rührseligen, moralisierenden Filmen noch mehr beliebt gewesen sein.
Es geht um Tom Rakewell, dessen extrem geiziger Vater nach seinem Tod ein großes Erbe hinterlässt, dass der bislang kurz gehaltene Sohn mit einem ausschweifenden Leben in London in Bordellen und Spielhöllen durchbringt. Die Schulden wachsen an, und anders als heute gab es keine Schuldnerberatung und Schuldenerlass nach Privatinsolvenz, sondern Knast, bis die Schuld abgetragen war. Völlig verarmt und ohne Liebe endet der Held schließlich im Irrenhaus.

Kommentator, Führer durch das und Teil des Geschehens ist die märchenhafte Mephisto- bzw. Teufelsfigur Nick Shadow (Kihwan Sim ein beeindruckender und sich klar abhebender Bariton), die von modernisierten Cembalotönen begleitet wird. Er ermöglicht und stößt das Geschehen an, bringt den Stein ins Rollen, indem er den schnöden Mammon von Vater Rakewell überbringt. Das Geld und Nick führen ihn direkt ins Rotlicht, um die ersten Deformationen zu erreichen. Das Ganze als Weg zum Heil verkleidet fordert Nick auch einen Lohn, er meint natürlich wie immer bei diesen Deals die Seele, aber das merkt der naive Tom nicht, er will richtig wild leben, was er bekommt, seinen Schatten Nick immer an der Seite. Er kommt auch wieder raus aus dieser Welt der Huren und Spielsalons und darf bieder leben (mit der verrückten Figur der Baba), fällt dann auf eine von Nick präsentierte Maschine rein, die aus Steinen Brot machen kann um Toms Wunsch, die Welt vor Hunger retten zu können, damit zu erfüllen. Tom hält das Gerät für eine geniale Erfindung. Nick erklärt dem Publikum in diesem Zusammenhang ironisch, dass man eben einfach gute Geschäfte mit ihm machen könne. Aber die Naivität Toms und seine Liebe zu Anne retten ihn auch, denn als der Teufel seinen Lohn fordert und es um Leben und Tod geht, soll ein Kartenspiel entscheiden, das der Naive, wohl geführt von einer Art Gegenmacht und dem Zufall, für sich entscheiden kann. Sein Teufelsschatten geht durch das Grab ab, das für Tom bereit steht, nicht ohne ihn zuvor noch verflucht und des Verstandes beraubt zu haben. Im Irrenhaus ist Endstation.

Die Urgeschichte dazu entstand vor Goethes FAUST und dessen Verführung. Don Juans Frauengeschichten sind auch zu spüren. Strawinsky wiederum hat literarische, musikalische und biblische Zitate mit ins Spiel gebracht. Seine Ausführung hat den Charakter einer Bühnenparabel, zur Fabel fehlen die Tierprotagonisten. Die immer wiederkehrende Problematik der pekuniären Verlockungen, des moralischen Zerfalls und der verschmähten wahren Liebe macht das mit äußerst abwechslungsreicher Musik gefasste Opernkunstwerk zu einem eigenwilligen Genuss. Reges Treiben, verrücktes Spiel und eine gewisse Skepsis wegen der Stilmischungen beim Betrachten und Hören mischen sich miteinander.

Das Schicksal des Tom Rakewell (Theo Lebow, ein prämierter Tenor), der die Liebe von Anne Truelove (die sprechenden Namen haben schon etwas lehrhaft Juristisches, Elizabeth Reiter als überzeugende Sopranistin) verschmäht, um seine Erbe mit unzähligen Frauen zu verjubeln, schließlich eine Heirat mit der prominenten Dame ohne Unterleib, dafür im Strawinsky-Original mit Vollbart, eigentlich ein Transvestit, Baba the Turk (Tanja Ariane Baumgartner mit imposanter Stimme, die das Publikum zuletzt als Cassandre in Berlioz' Trojaner begeisterte) eingeht, um ein ordentliches Leben ohne Ausschweifungen zu führen. Leichter geht es nicht als mit Baba: weg von den Frauen in den Etablissements hin zur Enthaltsamkeit. Diese Baba ist unter anderem auch ein Kostümhighlight in der Frankfurter Oper, ihre zirkus- und revuetaugliche Behinderung stellt sie in den Mittelpunkt, dabei ist sie/er zutiefst unfruchtbar, sogar asexuell, obwohl sie in Frankfurt mit Turmfrisur reizend aussieht. Toms Beziehung zu ihr entbehrt dann auch jeglicher Liebe und Sexualität, er wirft Baba eines Tages aus dem Fenster, weil sie ihm zu viel wird. 

Anne hat all das mitverfolgt, sie machte sich nach einer Eingebung auf den Weg, den Geliebten zu retten, ihm zu helfen, aber sie wurde nur mit Absurdem konfrontiert. Tom schickte sie sogar weg, obwohl er in all der Zeit der Trennung wehmütig an diese wahre, aufrichtige Liebe dachte.

Tom wird in den Strudel einer Abwärtsbewegung geschickt, weil sein Wille zum genussvollen Leben, so die Moral der Oper, ihn verarmt, fast tötet und am Ende sogar schwer krank macht. Nachdem seine Geliebte Anne ihm in der Psychiatrie alles vergibt, stirbt er dann doch vorzeitig. Keine Chance aus der Autoren-/Komponistenfeder, alles in eine andere Richtung zu schreiben. Vorbestimmung und Wille des Schöpfers machen es unmöglich. The Rake's Progress hat autobiographische Züge bzw. verbildlicht Erziehung und erwartetes Ende Strawinskys, der sich hier vorzeitig einmal hat mit untergehen lassen.

Weitere Aufführungen sind noch am 15. und 21. April 2017.



Baba und Tom     (c) Barbara Aumüller

TRIO MEDIAEVAL & ARVE HENRIKSEN: Rímur


Something new is created when Arve Henriksen’s liquid trumpet sound is integrated amid the Trio Mediaeval’s subtle blending of voices, and reviewers are responding most positively to the combination. Website All About Jazz writes of a “unique aural journey,” while for Jazz Views this is “a captivating record that defies categorization”, destined to bring the Trio Mediaeval to a new and wider audience.

Samstag, 8. April 2017

Fantasien zur Nacht (Video). Jen PG13




Jen PG13 

Mousonturm Frankfurt a.M.: Maulwürfe, Kochen und Utopia 1

 (c) promo
Wie wollen wir in Zukunft leben? Der Theatermagier Philippe Quesne verwandelt mit 24 internationalen Künstler*innen den Mousonturm in einen Maulwurfsbau beim Festival für subterrane und geheime Lebensweisen!

Am Samstag, 8.4., marschieren die musikalischen, fast menschlichen Maulwürfe in einer Parade vom Roßmarkt (16 Uhr) in den Turm und nisten sich ein, einer greift gar zum Theremin (18:30 Uhr), bevor sie in der „Nacht der Maulwürfe“ am Sonntag (9.4. sowie 10.4.,19.4. & 20.4.) den Turm mit psychedelischen Rock zum Erbeben bringen. Are you ready to rumble? 

Ihr dürft natürlich auch Maulwürfe sein, sei es als Mitläufer*innen bei der „Parade der Maulwürfe“, als Mitbewohner*innen bei „ingolf“ (8.4.-22.4., am 8.4.18-21 Uhr), unbemerkt eingeschleust in Ripchinsky & Ruckstuhl’s „Büro für Angelegenheiten des Unsichtbaren“ (Anmeldung: Tel. 0163 3649397) oder als die glücklichen Bekochten in Pepe Dayaw’s Nowhere Kitchen: In seiner Kochperformance am Samstag zeigt er, was man alles aus Essensresten zaubern kann (19 Uhr) und am Sonntag (9.4.) könnt ihr mit ihm in seinem Workshop kochen (11 Uhr). Falls ihr euch für alternative Nahrungsmittelproduktion interessiert, tretet ein in Ibrahim Quraishi‘s aquaponische Installation „Utopia I“ (8.4.-22.4., am 8.4. 18-21 Uhr) und träumt mit uns von einer idealen Zukunft, egal ob aus der Höhle oder dem Turm. 

HKW Berlin: FREE! MUSIC - Louis Moholo-Moholo, Rastig/Drescher/Rasmussen, X-Ray Audio Live, Conlon Nancarrow,


Sonntag 09.04.

13h
Eintritt frei
Applied Living: A Drift In Temperaments
Performance im Stadtraum

15h
Eintritt frei
Installationen, Hör- und Videostationen

15h
Eintritt frei
Freedom of Expression – Expression of Freedom
Mit Magnus Ag, John Corbett, Pedro Ojeda und Mette Rasmussen
Panel

16.30h
Eintritt frei
Ornament & Verbrechen
R: Claus Löser, Jakobine Motz, D 2015, OV, 66 min
Film





Louis Moholo-Moholo | © Promo
Louis Moholo-Moholo | © Promo


18h: Conlon Nancarrows Player Piano | Vortragssaal
19h: Lecture concert: X-Ray Audio Live mit Guido Möbius | Hirschfeld Bar
20h: Rastig/Drescher/Rasmussen | Auditorium
21h: Louis Moholo-Moholo: 4 Blokes | Auditorium

Conlon Nancarrows Player Piano

Tonkaskaden von der Klavierwalze: Conlon Nancarrows rhythmisch komplexe, vielstimmige Kompositionen sprengen die Grenzen dessen, was für Menschen spielbar ist. Von den beschränkten Möglichkeiten der zehn Finger enttäuscht, schrieb er ab 1947 nur noch für mechanisches Klavier und stanzte dafür seine Kompositionen eigenhändig in Lochkarten. Der Komponist Dominic Murcott, der bei der Art-Pop Band The High Llamas Vibraphon spielt, hat ein solches Klavier für Nancarrows Kompositionen adaptiert. Im HKW führt es die Studies for Player Piano auf – ganz ohne Pianist*in. Mit Werkeinführung von Dominic Murcott und dem Musiker und Kurator José Wolffer

Lecture concert: X-Ray Audio Live mit Guido Möbius

Schwarzdrucke auf Röntgenbildern: In X-Ray Audio Live erzählt Stephen Coates die unglaubliche Geschichte findiger sowjetischer Raubkopierer*innen und Musikliebhaber*innen: Um im Kalten Krieg verbotene Musik zugänglich zu machen, schnitten sie Soundaufnahmen in benutzte Röntgenbilder. Diese ließen sich wie reguläres Vinyl auf Plattenspielern abspielen. Klangkünstler Aleks Kolkowski schneidet live ein frisches X-Ray-Bootleg.

Rastig Drescher Rasmussen

Lyrisch und lärmend: Der Pianist Louis Rastig, Veranstalter des Berliner Avantgarde-Jazzfestivals A l’Arme!, kooperiert schon viele Jahre mit dem Schlagzeuger Marcel Drescher, u. a. als Jazzcore-Duo. Die Musiksprache der gefragten Saxofonistin Mette Rasmussen bewegt sich zwischen Punkjazz und Modern Creative. Mit Altsaxofon, Schlagzeug, Klavier und Analog-Synthesizer installiert das Trio ein Update für den Free Jazz: von elektroakustischer Improvisation bis Drone.

Louis Moholo-Moholo

Ein halbes Jahrhundert Free Jazz: Louis Moholo-Moholo gilt als einer der besten Schlagzeuger der Welt. Er begann seine Karriere bei der legendären Free Jazz Band The Blue Notes, mit denen er 1964 vor den Repressionen des südafrikanischen Apartheidregimes floh. In der europäischen Jazz-Szene setzte er entscheidende Impulse. Mit den 4 Blokes begleitet ihn im HKW eine hochkarätig besetzte Truppe: Jason Yarde am Saxofon, Alexander Hawkins am Piano und John Edwards am Bass.

Freitag, 7. April 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Valas - As Coisas






Valas - As Coisas

HKW Berlin: FREE! MUSIC - Egyptian Females Experimental Music Session, Olaf Karnik, El Ombligo, Lautari, Conlon Nancarrow

Samstag 08.04.

Eintritt frei

Johnny Cash at Folsom Prison


18/19/20/21/22:00

Egyptian Females Experimental Music Session | © Mahmoud Refat
Egyptian Females Experimental Music Session | © Mahmoud Refat
18h: Conlon Nancarrows Player Piano | Vortragssaal
19h: Lautari | Hirschfeld Bar
20h: El Ombligo | Hirschfeld Bar
21h: Egyptian Females Experimental Music Session | Hirschfeld Bar
22h: Free! Lounge: Olaf Karnik Library Music | Hirschfeld Bar
Conlon Nancarrows Player Piano
Tonkaskaden von der Klavierwalze: Conlon Nancarrows rhythmisch komplexe, vielstimmige Kompositionen sprengen die Grenzen dessen, was für Menschen spielbar ist. Von den beschränkten Möglichkeiten der zehn Finger enttäuscht, schrieb er ab 1947 nur noch für mechanisches Klavier und stanzte dafür seine Kompositionen eigenhändig in Lochkarten. Der Komponist Dominic Murcott, der bei der Art-Pop Band The High Llamas Vibraphon spielt, hat ein solches Klavier für Nancarrows Kompositionen adaptiert. Im HKW führt es die Studies for Player Piano auf – ganz ohne Pianist*in. Mit Werkeinführung von Dominic Murcott und dem Musiker und Kurator José Wolffer
Lautari
Mit Fiddle, Akkordeon und Kontrabass sind Lautari bestens gerüstet für jedes Dorffest. Doch trifft ihre avantgardistische Sicht auf traditionelle Stücke auch in Jazzclubs und Philharmonien auf Gefallen. Tatsächlich haben sie viel von polnischen Dorfmusiker*innen gelernt – nachzuhören zum Beispiel auf ihrem Album Vol. 67: Hier bürsten sie polnische Volkslieder gegen den Strich, die der Ethnograf Oskar Kolberg im 19. Jahrhundert gesammelt hat.
El Ombligo
Den Nabel, El Ombligo, von Kolumbiens experimentierfreudiger Musikszene bildet die Hauptstadt Bogotá. Hier entstehen die psychotropen Sounds der Truppe von Kontrabassist Santiago Botero. Mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Tasteninstrumenten von Fender Rhodes bis Melodica kreisen sie um Cumbia und Vallenato und brechen dabei immer wieder in Jazz und freie Improvisation aus.
Egyptian Females Experimental Music Session
Mit flirrenden Klangschichten aus Elektronik, Jazzstrukturen und konkretem Geräusch arbeiten Egyptian Female Experimental Music Session. Asmaa Azzouz, Jacqueline George, Hagar Masoud und Yara Mekawi berufen sich auf den Medien- und Soundkünstler Ahmed Basiony, der 2011 bei der ägyptischen Revolution ums Leben kam. Von ihren Laptops und Mischpulten aus öffnen sie Landschaften aus elektronischen Beats und Field Recordings der Klangwelt von Kairo.
Free! Lounge: Olaf Karnik Library Music
Musik „for free“: Library-Musik ist zur Vertonung von Medienproduktionen, zum Einsatz in TV, Werbung oder Computerspielen gedacht. Ihre Urheber*innen sind meist unbekannte Musiker und Produzentinnen aus der zweiten Reihe, aber auch Größen wie Ennio Morricone. DJ Olaf Karnik taucht nach den Perlen dieser Parallelwelt des Pop.


Donnerstag, 6. April 2017

HKW Berlin: FREE! MUSIC - Bitter Music, Baloji, The Blue Notes Tribute Orkestra, Thabang Tabane, Conlon Nancarrow

Freitag 07.04.
15h
Eintritt frei
Bitter Music – Composing Beyond Convention
Mit Thomas Meixner, Dominic Murcott, José Wolffer und Björn Gottstein

15h
Eintritt frei
Installationen, Hör- und Videostationen

16.30h
Eintritt frei
Blue Notes And Exiled Voices
R: Imruh Bakari, GB 1992, OV, 52 min
Film

18/19/20.30/22h
Baloji, The Blue Notes Tribute Orkestra, Thabang Tabane, Conlon Nancarrow

Baloji | © Promo


18h Conlon Nancarrows Player Piano | Vortragssaal
19h Thabang Tabane | Auditorium
20.30h The Blue Notes Tribute Orkestra | Auditorium
22h Baloji | Auditorium


Conlon Nancarrows Player Piano

Tonkaskaden von der Klavierwalze: Conlon Nancarrows rhythmisch komplexe, vielstimmige Kompositionen sprengen die Grenzen dessen, was für Menschen spielbar ist. Von den beschränkten Möglichkeiten der zehn Finger enttäuscht, schrieb er ab 1947 nur noch für mechanisches Klavier und stanzte dafür seine Kompositionen eigenhändig in Lochkarten. Der Komponist Dominic Murcott, der bei der Art-Pop Band The High Llamas Vibraphon spielt, hat ein solches Klavier für Nancarrows Kompositionen adaptiert. Im HKW führt es die Studies for Player Piano auf – ganz ohne Pianist*in. Mit Werkeinführung von Dominic Murcott und dem Musiker und Kurator José Wolffer


Thabang Tabane

Das Epizentrum des Malombo-Sounds: die E-Gitarre von Philip Tabane und die Malombo-Handtrommel von Julian Bahula. Diese Instrumentierung war im Jazz der frühen 1960er revolutionär, besonders im von der Apartheid geprägten Südafrika. 1965 trennten sich ihre musikalischen Wege, Bahula ging schließlich ins Londoner Exil und gründete dort die Band Jabula. Tabanes Strang der Malombo Music führt heute sein Sohn und langjähriger Perkussionist Thabang Tabane fort.


The Blue Notes Tribute Orkestra

Eine neue Generation von Jazzmusiker*innen verbeugt sich vor einer der wichtigsten Bands Südafrikas: Die Blue Notes um Pianist Chris McGregor und Schlagzeuger Louis Moholo setzten neue Maßstäbe mit ihrem progressiven Spiel zwischen Hard Bop, Township Jive und Free Jazz. Unter dem Apartheid-Regime war die Band Anfang der 1960er Jahre wegen ihrer Zusammensetzung aus weißen und schwarzen Musiker*innen zunehmenden Repressionen ausgesetzt; ihre Mitglieder flohen schließlich ins europäische Exil. Der Trompeter Marcus Wyatt und das Blue Notes Tribute Orkestra haben ihre energetische Musik für sich entdeckt und bringen den legendären Sound in die Gegenwart.


Baloji

Alchimist der Klänge: In Balojis Sound fließen kongolesische Rumba Lingala und Clubbeats, französischsprachiger Rap und Konsumkritik zusammen. Seine ebenso poetischen wie kämpferischen Texte thematisieren aktuelle Politik im Kongo, den Stellenwert von Telekommunikationsunternehmen oder was es bedeutet, wenn Bier billiger als Gemüse ist. Live begleitet vom Orchestre de la Katuba um Dizzy Mandjeku, dem legendären Gitarristen von Franco & TPOK Jazz, wird daraus sehr heutige Tanzmusik – uplifting und politisch.

Mittwoch, 5. April 2017

HKW Berlin: FREE! MUSIC - Ornament & Verbrechen, Harry Partch, Patrick Frank

Free! Music
Do, 06. April 2017 — So, 09. April 2017

Baloji | © PromoBaloji | © Promo
   
Wie frei kann Musik sein? Diese Frage hat Musiker*innen, Denker*innen und Künstler*innen in unterschiedlichsten Kontexten des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Musik sollte und soll immer wieder aufs Neue befreit werden: von den Eingrenzungen, die Tonalität oder Notensystem ihr auferlegen. Von den Einschränkungen der gängigen Instrumente. Radikal wurden musikalische Mittel und Formen erweitert, z.B. durch freie Improvisation; wurde mit Geräuschen als musikalisch formbarem Material und neuartigen Klangerzeugern experimentiert.

Zentrales Thema von Free! Music sind jedoch nicht nur die Befreiungsbemühungen in Bezug auf kompositorische Ziele und musikalische Versuchsanordnungen. Die Thementage setzen sich auch mit der Rolle von Musik in politischen Umbrüchen und sozialen Emanzipationsbewegungen auseinander. Und schließlich geht es um Musik, die „free“ zu bekommen ist – also ohne dafür zu bezahlen.

HKW-Kurator Detlef Diederichsen untersucht die Betriebssysteme der Musik und der Musikwirtschaft der vergangenen 100 Jahre und folgt Leitmotiven der Popgeschichte aus unerwarteten Perspektiven. Für Free! Music arbeitet er mit dem Musikwissenschaftler, Autor und Hörfunkredakteur für Neue Musik Björn Gottstein zusammen, derzeit Chef-Kurator des Donaueschingen Musikfestivals. Im HKW war Gottstein 2009 Ko-Kurator der Thementage Audio Poverty.

Mit Louis Moholo-Moholo, Conlon Nancarrow, Baloji, Harry Partch, Ornament & Verbrechen, Egyptian Females Experimental Music Session, Rastig/Drescher/Rasmussen, Ensemble Musikfabrik, El Ombligo, Lautari und vielen anderen


免費音樂  *** 免費音樂 *** 免費音樂 *** 免費音樂 ***


Donnerstag 06.04.

15h
Eintritt frei
Installationen, Hör- und Videostationen

18/20/22h

Patrick Frank, Harry Partch, Ornament & Verbrechen

Harry Partchs Cloud Chamber Bowls | Foto: Klaus Rudolph / Ensemble Musikfabrik
Harry Partchs Cloud Chamber Bowls | Foto: Klaus Rudolph / Ensemble Musikfabrik
18h: Ensemble KNM spielt Patrick Franks Freiheit – Die eutopische Gesellschaft, Version IV | Hirschfeld Bar
20h: Ensemble Musikfabrik spielt Harry Partch | Auditorium
22h: Ornament & Verbrechen | Vortragssaal
Ensemble KNM spielt Patrick Frank: Freiheit – Die eutopische Gesellschaft, Version IV
Von der Utopie in die Eutopie: Solang Freiheit nicht als Realität gesehen wird, lohnt es sich, für sie zu kämpfen. Wäre das „Ende der Geschichte“ eine freie Gesellschaft? Patrick Franks Freiheit dreht sich um die Prämissen westlicher Freiheitsvorstellungen. Das 2015 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführte Werk wird in Berlin vom Kammerensemble Neue Musik in einer eigens für das HKW eingerichteten Fassung gezeigt.
Ensemble Musikfabrik spielt Harry Partch
Harry Partch glaubte, dass Musik stärker an die Melodie des menschlichen Sprechens gebunden sein sollte. Deshalb entwickelte er ab 1923 ein System mit 43 Tonschritten pro Oktave statt der konventionellen 12. Um seine mikrotonalen Stücke aufführen zu können, entwarf Partch gegen alle Widerstände ein eigenes Instrumentarium, für das er zahlreiche Bühnenwerke schuf. Das Ensemble Musikfabrik verfügt über ein nachgebautes Set und bringt damit Partchs musikalischen Visionen in die Gegenwart.
Dieses Programm wurde im Rahmen von Campus Musikfabrik durch die Kunststiftung NRW gefördert.
Ornament & Verbrechen
Geräusche aus dem Untergrund: Inspiriert von westlicher New Wave gründeten die Brüder Lippok 1983 in Ost-Berlin die Band Ornament & Verbrechen. In Kellern und auf Privatparties experimentierten sie mit selbstgebauten Instrumenten. Später gründeten sie in unterschiedlicher Besetzung Bands wie Tarwater oder To Rococo Rot. Ornament & Verbrechens Sound aus Geräuschmusik, Elektro, Industrial und Free Jazz ist eine Mischung, die auch heute noch das musikalische Gefüge ins Wanken bringt, wenn sie sich zu einem in dieser Formation seltenen Liveauftritte zusammenfinden.

Dienstag, 4. April 2017

Wie war's bei CALIGULA im Frankfurter Schauspiel?


Dennis Krauss' Inszenierung von Albert Camus' CALIGULA, zurzeit in der Box des Frankfurter Schauspiels zu sehen, ist eine verschmelzende Interpretation des ursprünglich aus 4 Akten bestehenden Originaldramas mit Uraufführung in Genf 1945. Die Seelenschau des historischen  Monsters steht im Vordergrund. Der zwar geistreiche, aber grausame  Psychopath, Psychotiker, Sadist und blutrünstige berüchtigte Herrscher Roms, Gaius Julius Cäsar, genannt Caligula (12-41 n.Chr.), erscheint hier exponiert, im Fokus der Analyse, vergrößert unter dem Mikroskop.In römischen Togas, künstlerisch bemalt, die Füße in Blut, steht die zerfallende Herrschaft dem Volk vor.

Und obwohl dem historischen Tyrann das Blut wie Geifer auch aus den Mundwinkeln troff und seine Klauen schon lange rot verfärbt waren, lässt ihn Camus menschlich, verletzlich, leidend an der Existenz erscheinen. Er ist ein scharfer Denker, nihilistisch und am absurden Dasein leidend. 

Diese Welt ist so, wie sie gemacht ist, nicht zu ertragen. 
Darum brauche ich den Mond oder das Glück oder die 
Unsterblichkeit, etwas, was unsinnig sein mag, was aber 
nicht von dieser Welt ist. (Caligula)

Caligula wurde nur 29 Jahre alt, die Prätorianergarde ermordete ihn im Jahr 4 seiner entsetzlichen Regierungszeit, nachdem seine willkürlichen Greueltaten und Hinrichtungen nicht mehr auszuhalten waren. Er ließ etliche Senatoren exekutieren, Unschuldige zu Tode foltern und versetzte Rom in Angst und Schrecken. Er galt als jung und unerfahren, ein Herrscher, der immer wieder Fehler machte. Er kam an die Macht, ohne Rückhalt im Volk zu haben. Sein römisches Entertainment für die Masse in der Arena schaffte einen Ausgleich, dann wollte sie immer mehr. Caligula kam in Zugzwang. Gleichzeitig schloss sich ein Ring um ihn und wurde enger. Seine Schwester Drusilla, mit der er ein Verhältnis hatte, wurde getötet. Auch andere Familienmitglieder. Er weint bei Dennis Krauss über all die Schlechtigkeit und ist selbst der größte Vertreter davon.

Weil alles um mich herum
Lüge ist und ich will, dass man in der Wahrheit lebt! Und
gerade ich habe die Möglichkeit, sie dazu zu bringen, in der
Wahrheit zu leben. Ich weiß nämlich, was ihnen fehlt,
Helicon. Ihnen mangelt es an Erkenntnis, und sie brauchen
einen Lehrer, der weiß, wovon er spricht. (Caligula)
 Caligula und Caesonia                    (c) Birgit Hupfeld        

In dieser Inszenierung kommt das Wahnhafte, Pathologische, Depressive und gleichzeitig auch Intellektuelle des Kaisers zum Tragen, eindringlich gespielt von Björn Meyer. Seine rituelle Grausamkeit, Unberechenbarkeit wie bei einem Borderliner, Langeweile bei Gewöhnung an etwas bringen ihn am Ende auch dazu, seine nächste Geliebte Caesonia umzubringen, weil er ihren Anblick nicht mehr ertragen kann. Interessant geschminkt und sehr präsent Yodit Tarikwa. Seine Blutrünstigkeit nimmt absurde Züge an.

Caligula Nun, ich habe dir einen Plan vorzulegen. Wir
werden die Volkswirtschaft in zwei Phasen von Grund auf
umkrempeln. Ich erkläre es dir, Patricius … wenn die
Patrizier gegangen sind.
(Die Patrizier gehen hinaus.)
(Caligula setzt sich neben Caesonia.)
Caligula Hör gut zu. Erste Phase: alle Patrizier, alle Bürger
des Reichs, die irgendwelches Vermögen besitzen – ob klein
oder groß, ist ganz einerlei –, müssen zwingend ihre Kinder
enterben und auf der Stelle ein Testament zugunsten des
Staates machen.
Oberhofmeister Aber Cäsar …
Caligula Ich habe dir noch nicht das Wort erteilt. Je nach
unseren Bedürfnissen werden wir diese Personen in der
Reihenfolge einer willkürlichen Liste töten. Gelegentlich
können wir diese Reihenfolge ebenso willkürlich ändern.
Und wir werden erben.
Caesonia (rückt von ihm ab) Was ist in dich gefahren?
Caligula (unbeirrt) Die Reihenfolge der Hinrichtungen
ist eigentlich völlig unwichtig. Vielmehr sind diese
Hinrichtungen gleich wichtig, was zur Folge hat, dass sie
überhaupt nicht wichtig sind. Im Übrigen sind die einen
so schuldig wie die anderen. Außerdem ist es nicht
unmoralischer, die Bürger direkt zu bestehlen, als die für
sie unentbehrlichen Lebensmittel heimlich mit indirekten
Steuern zu belegen. Regieren heißt stehlen, das weiß doch
jeder. Aber es kommt darauf an, wie. Ich werde ehrlich
stehlen. Das wird für euch eine Abwechslung von den
Kleinverdienern sein. (Barsch zu dem Oberhofmeister)
Du wirst diese Befehle unverzüglich ausführen. Alle
Einwohner von Rom unterschreiben ihr Testament noch
heute Abend, alle Provinzbewohner spätestens in einem
Monat. Schick reitende Boten aus.
 Cherea und Helicon      (c) Birgit Hupfeld

Caligulas Vertraute sind sehr gegensätzlich, Scipio (Alex Friedland) ein Dichter, der immer wieder zitternd dem geliebten Herrn Gedichte schmieden muss, mit permanenter Angst sich im Vers zu vergreifen und die Konsequenzen spüren zu müssen. Cherea (Justus Pfannkuch) macht keinen Hehl daraus, dass er Caligula verachtet, ihn hasst und töten will, weil er ihn für grausam und ungerecht hält, ein Monster. Helicon (David Hirst) mehr ein stiller Beobachter, der dennoch die Stimmung mit eigenwilligen Gitarrentönen beeinflusst. Caesonia will sich ihm hingeben, nachdem die Affäre/der Inzest mit seiner Schwester ein Ende nehmen musste, sie sehnt sich nach ihm, das Körperliche das Einzige ihn zu erreichen. 

Er sagte mir, das Leben sei nicht
leicht, aber es gebe ja die Religion, die Kunst und die Liebe,
die man uns entgegenbringt. Er wiederholte oft, Leid zu
verursachen sei die einzige Art, sich zu betrügen. Er wollte
ein Gerechter sein. (Scipio)

Caligulas Getriebensein bekommt eine weitere Qualität und Verstärkung durch das rituelle Deklamieren der Getreuen, das schon bei Ulrich Rasche, einem Regielehrer von Krauss eine Beschwörung der drohenden Zukunft ist, es braut sich etwas zusammen, steigert sich und sucht seinen Ausbruch. Ein Neonschriftzug ROM reduziert sich Buchstabe für Buchstabe, bis das Licht aus ist. "Famous" heißt der zweite Schriftzug, der bald schon schräg hängt. Wie ein mittlerer Albtraum entwickelt sich die Welt des Caligulas auf den Tod zu, der so absurd sein wird wie seine Herrschaft. Ein kurzes Stück Zeit, das Licht in die Abgründe einer kranken Persönlichkeit wirft.