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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 9. März 2017

Wie war's bei Sarah Kane's "4.48 Psychose" im Schauspiel Frankfurt?

(c) Birgit Hupfeld
Sarah Kane's letztes von fünf Dramen entstand Ende 1998 und wurde von ihr kurz nach ihrem 28. Geburtstag am 3. Februar 1999 ihrem Verleger übergeben. Am 20. Februar beging sie Selbstmord im Waschraum der Psychiatrie des Londoner King's College Hospital durch Erhängen. 

Sie war in den Jahren davor zur wichtigsten Vertreterin des radikalen britischen Dramas geworden und präsentierte seit Januar 1995 mit ihrem ersten Stück "Zerbombt" (Blasted) und nachfolgend "Phaidras Liebe" (Phaedra's Love), 1997 "Gesäubert" (Cleansed) und 1998 "Gier" (Crave) unglaubliche Dinge auf der Bühne, die extrem provozierten und eine Auflösung von Schauspiel waren. Sie machte vor nichts halt und ging noch über die vergangenen Provokationen hinaus: Vergewaltigung, Folter, Verstümmelung, Kannibalismus, Sadismus, Blutbäder u. dgl. mehr. 


Alle ihre Stücke hatten das Hauptthema Auseinandersetzung. Ihr Schaffensweg holte die Konflikte von außen - Krieg - nach innen - innerpsychische Extremstreits. Die Dramatiker und ihre Arbeit der 90er-Jahre werden in England "In-Yer-Face-Theater" genannt. Sie brachten schockierende, blutige und ordinäre Stoffe auf die Bühne, um ihr Publikum vor den Kopf zu stoßen. Obwohl schon dichte 40 Jahre seit den 60ies und punktuell verlängert Jahrhunderte blutige Theatergeschichte vorausgingen. Neben Sarah Kane wurden Mark Ravenhill und Anthony Neilson stark beachtet.

“There's not a drug on earth can make life meaningful” (Originaltext, im Schauspiel auf Deutsch)

Zurzeit im Schauspiel Frankfurt im Minitheater BOX zu sehen ist das letzte Drama Kanes "4.48 Psychose" in einer eindringlichen, betroffen machenden, aber auch aufgrund der absurden Welten und inneren Monologe, der exponierten Provokationen und dem dezidierten britischen schwarzen Humor, der sogar in der Psychose sich noch auf den Arm nimmt, verblüffend amüsierenden Aufführung unter der Regie von Daniel Foerster. 

“Have you made any plans?
Take an overdose, slash my wrists then hang myself.
All those things together?
It couldn't possibly be misconstrued as a cry for help.” 

Maike Jüttendonk, Björn Meyer und Viktor Tremmel geben ihr Bestes das psychotische Assoziationskonvolut quellengerecht darzustellen. Maike Jüttendonk mit einer großen Vielfalt an Stimmungen, die das innere Chaos sehr beeindruckend vermittelten. So auch die beiden Männer im Spiel, die eigentlich nur gespiegelte Stimmen des Ichs, Abspaltungen des Ichs, waren, noch dazu "verkompliziert" und erklärt mit einem Transvestiten, der in seiner Haut/Körperhülle gar nicht leben kann, weil er sie gar nicht will (Viktor Tremmel). Ohne Rollenverteilung oder anders gesagt mit wechselnder Rollenzuweisung unterhält sich eine Frau über ihre gescheiterte Liebe und Beziehung zu einer anderen Frau, was sie neben vielen anderen Dingen wahnsinnig macht, sie mehr und mehr den Entschluss fassen lässt, die Abkehr der Geliebten gegen sich selbst zu richten, sich an dem folgenden Tag um 4:48 Uhr, der Zeitpunkt, an dem sie täglich aufwacht in einem extrem starken Bann einer Klarheit, die aufkommt, weil die Psychopharmaka aufhören zu wirken. 


Der Suizidtanz (c) Birgit Hupfeld
Die Klarheit hat etwas Bezwingendes und gleichzeitig auch Frustrierendes, das Nichts, alles ist sehr viel stärker präsent und überwältigend als zuvor, wobei ihr Gehirn messerscharf arbeitet und alle Gründe und Ursachen glaubt zu erkennen. Sarah Kane litt an Depressionen, die sich immer mehr steigerten, und wusste aus Erfahrung, dass in den frühen Morgenstunden um 4 bis 5 Uhr diese Klarheitsmomente auftreten. Umso intensiver erlebte ihr Alter Ego dann bei erneuter Einnahme der Medikamente das Eintauchen in die delirische Rauschwelt der Psychopharmaka. Ihr Überich in diesen Rauschstunden ist einzig und allein der Psychiater, der sich mit klarer Stimme vom Rest abhebt. Ihn karikierend tanzt sie die letzten provokativen Disco Dances, einer dem Multisuizid gewidmet, der andere als Persiflage auf die Über-Ich-Stimmen, der wieder das Publikum direkt anspricht, wie auch zuvor alle Illusion vermieden oder zerstört wird.

Ihr Thema ist wichtig, dominant, es will diskutiert werden, bis hin zum Interview der Zuschauer. Die betroffene Frau ist in einem unglaublichen Zustand, in dem nichts mehr geht, nicht einmal der Sex, sie denkt gar nicht mehr daran, nicht einmal, wenn sie an ihre Geliebte denkt. Und was das Schlimmste ist, diese Geliebte existiert nicht einmal! Quasi eine lesbische Liebe des Alter Egos, eine narzistische Liebe seiner selbst, die jedoch niemals erwidert werden kann, was die Agierende in den Abgrund treibt. Die radikale Metapher für das Geworfensein des Ichs auf sich selbst, ohne sich verstehen zu können, und für die erschreckende Einsamkeit des Ichs trotz und aufgrund der Trugbilder im Kopf. Ein normales und erfülltes Leben ist nicht möglich, weil Eigenliebe nicht entwickelt werden kann. Hier sind auch frühe Kindheitserlebnisse maßgebend. Sämtliche Dialoge sind Stimmen dieses Individuums, das die Nase voll hat vom Leben und das noch die letzten Gründe sucht bleiben zu können. Es gibt keine! Konsequent selbst generierte Trug- und Vexierbilder, die keine Chance geben, weiterzumachen. Das Ich kann sich nicht selbst treffen, anfassen, "ficken", sich Sinn geben ... Logischer Schluss: Es existiert gar nicht, und was an Täuschungen da ist, muss weg.


“Fuck you. Fuck you. Fuck you for rejecting me by never being there, fuck you for making me feel like shit about myself, fuck you for bleeding the fucking love and life out of me, fuck my father for fucking up my life for good and fuck my mother for not leaving him, but most of all, fuck you God for making me love a person who does not exist.
FUCK YOU FUCK YOU FUCK YOU.” 

“I dread the loss of her I've never touched 
love keeps me a slave in a cage of tears 
I gnaw my tongue with which to her I can never speak 
I miss a woman who was never born 
I kiss a woman across the years that say we shall never meet 

Everything passes 
Everything perishes 
Everything palls 

my thought walks away with a killing smile 
leaving discordant anxiety 
which roars in my soul 

No hope No hope No hope No hope No hope No hope No hope” 




Sarah Kane (3. Februar 1971 – 20. Februar 1999),
englische Stückeschreiberin. Foto von Jane Bown

Mittwoch, 8. März 2017

#ADayWithoutAWoman

FEMEN sprengt Schönheitswettbewerb

Der Weltfrauentag wird dieses Jahr größer ablaufen, da eine besserer Vorbereitung stattfand. Angekündigt ist der globale Generalstreik #ADayWithoutAWoman (Twitter). Er soll uns daran erinnern, dass Frauen nicht aus dem Alltag wegzudenken sind. Frauen sollen sich von ihrer üblichen Position für einen Tag per Streik zurückziehen, damit die Umgebung merkt, wer da fehlt in Kindergarten, Schule, Krankenhaus, Reinigung, Chefetage, Reisfeld, Küche, Freudenhaus etc.pp. Es würden 3,5 Milliarden Menschen fehlen, und noch dazu für den Fortbestand der Menschheit sehr wichtige. Heute immer noch auf vielfältige Art und Weise benachteiligt, wenn nicht gleich unterdrückt, geschändet und erniedrigt haben viele Frauen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierungen, ihrer Lebensumstände oder Behinderung enorme Zusatzprobleme zu meistern. Sexuelle Gewalt in allen Formen kann hinzukommen.  Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer. Sie werden diskriminiert, was zu Armut, Gewalt, Krankheiten oder schlechter Bildung führen kann. Jede dritte Frau wird in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewalt.


Seit mehr als 100 Jahren fordern Frauen am 08. März Gleichberechtigung. Dass es dieser Forderung auch heute noch bedarf, zeigt eine aktuelle Umfrage von Ipsos. Befragt wurden rund 17.500 Erwachsene aus 24 Ländern weltweit. Hierzulande sind 63 Prozent der Meinung, dass es noch an Gleichberechtigung für Frauen hinsichtlich sozialer, politischer und wirtschaftlicher Rechte mangelt. Allerdings zeigt sich, dass auch die Gesellschaft von Gleichberechtigung noch weit entfernt ist. Weltweit halten 25 Prozent der Befragten Männer für fähiger, arbeiten zu gehen, Geld zu verdienen, Bildung zu erlangen und weiterzugeben. In Deutschland stimmen dem 20 Prozent zu, in China und Russland sind es über 50 Prozent der Befragten, wie die Grafik von Statista zeigt.



Infografik: Von Gleichberechtigung weit entfernt | Statista



Eine höhere Bildung garantiert keine bessere Bezahlung, wie aus Daten von Eurostat hervorgeht. Die so genannte Gender Pay Gap, also der generelle Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen, ist in Deutschland besonders hoch: Männer verdienen durchschnittlich 21,6 Prozent mehr. Am geringsten ist der Verdienstunterschied übrigens mit 6,5 Prozent in Italien. 

Die Gender Pay Gap lässt sich zwar auch darauf zurückführen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und öfter Berufe ausüben, die generell weniger gut bezahlt werden. Allerdings verdienen sie selbst als Fach- und Führungskräfte in derselben Branche weniger als ihre männlichen Kollegen.


Infografik: Frauen: Bessere Bildung, weniger Geld | Statista


Modellbau: Wenn Männer mit Papierflugzeugen spielen ...


World's Longest Paper Plane Flight


Biggest RC paper plane EVER built crashes spectacularly



Leprechaun Pilots RC Paper Airplane



World Record RC Paper Airplane



Tutorial 2009 guinness record paper airplane 
it fly 27.9 s (Takuo Toda) [hand launch]
Faltanleitung 



Dienstag, 7. März 2017

Fastenzeit: So enthaltsam sind deutsche Christen!

Sieben Wochen lang ohne Smartphone oder ohne Auto: Einige Menschen in Deutschland wollen ab heute auf diese Luxusgüter verzichten. Am heutigen Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit, die traditionell bis Ostern andauert. Laut einer aktuellen Studie der DAK gemeinsam mit Forsa nimmt der Fasten-Trend in Deutschland zu. Rund 60 Prozent der Bundesbürger wollen demnach in diesem Jahr daran teilnehmen und 73 Prozent können es sich zumindest vorstellen, zu fasten. Der deutsche Ramadan bricht los.

Am häufigsten fasten die Deutschen beim Alkohol - laut der DAK-Studie können sich 68 Prozent der Befragten vorstellen, in der Fastenzeit auf Bier, Wein und Co. zu verzichten. 59 Prozent wollen in dieser Zeit keine Süßigkeiten essen und 34 Prozent den Fernseher abschalten. Sieben Wochen ohne Computer oder Smartphone fällt den Deutschen schon schwerer: Immerhin 23 Prozent haben vor, in der Fastenzeit darauf zu verzichten, wie die Statista-Grafik zeigt. Auf dem letzten Platz der guten Fasten-Vorsätze steht das Vorhaben, für ein paar Wochen das Auto stehen zu lassen.


Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die bei der Fastenzeit 2017 am ehesten auf Folgendes verzichten würden.

Infografik: So fasten die Deutschen | Statista 

Montag, 6. März 2017

Literaturpreis Rheinland-Pfalz: Martha-Saalfeld-Förderpreis


Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur vergibt auch in diesem Jahr wieder den mit insgesamt 10.000 € dotierten Martha-Saalfeld-Förderpreis. Mit diesem Literaturpreis, der nach der Pfälzer Lyrikerin und Erzählerin Martha Saalfeld (geboren 1898 in Landau, gestorben 1976 in Bad Bergzabern) benannt ist, möchte das Land Rheinland-Pfalz Autorinnen und Autoren bei der Realisierung eines noch nicht abgeschlossenen literarischen Projekts unterstützen.

Mehr hier

Video: The Body as Archive



Trailer - The Body as Archive

Sonntag, 5. März 2017

Heute im Bockenheimer Depot Frankfurt a.M.: SIEBEN GEGEN THEBEN / ANTIGONE

Bockenheimer Depot
3 Stunden 10 Min., eine Pause
AUSVERKAUFT

Evtl. Restkarten an der Abendkasse

(c) Birgit Hupfeld

SIEBEN GEGEN THEBEN / ANTIGONE
AISCHYLOS/SOPHOKLES
DEUTSCH VON DURS GRÜNBEIN / PETER KRUMME


SOLLN SIE ZUGRUNDE GEHEN, ICH WILL SIE AUSGELÖSCHT.

Nach dem Tod von Ödipus sollen seine Söhne Eteokles und Polyneikes abwechselnd über Theben herrschen. Doch einmal im Besitz der Macht weigert sich Eteokles, den Thron wieder zu räumen. Polyneikes schwört Rache und zieht mit sieben verbündeten Heerführern gegen seine Heimat. Es kommt zu einem grausamen Gemetzel vor den Toren der Stadt, von dem einzig die Boten in drastischen Worten berichten. Mit dem Tod der Brüder scheint der Fluch des Ödipus endlich erfüllt und Kreon, der neue König Thebens, verfügt, dass der Aggressor Polyneikes nicht bestattet werden darf. Doch Polyneikes’ Schwester Antigone widersetzt sich dem Befehl Kreons. Mit Antigone schuf Sophokles eine Ikone des Widerstands gegen herrschaftliche Willkür. 

Regie und Bühne
Ulrich Rasche
Komposition
Ari Benjamin Meyers
Kostüme
Romy Springsguth
Bühnenbildmitarbeit
Sabine Mäder
Chorleitung
Toni Jessen, Alexander Weise
Video
Jonas Link
Dramaturgie
Michael Billenkamp

Besetzung
Alexander Fehling (Eteokles)
Bettina Hoppe (Antigone)
Paula Hans (Ismene)
Toni Jessen, Anton von Lucke, Sam Michelson, Justus Pfankuch 
(Mitglied im SCHAUSPIELstudio)
Christoph Pütthoff, Sebastian Schneider 
(Boten/Kreon)
Paula Hans, Bettina Hoppe, Deleila Piasko, Eva Maria Sommersberg, Olga Wäscher 
(Chor der thebanischen Jungfrauen)


Špela Mastnak/Yuka Ohta (Schlagwerk), 
Carsten Hein/Thomsen Merkel (Bass), 
Christopher Rennebach (Posaune), 
Berk Schneider (Posaune), 
Keith Bernard Stonum (Tenor) 

(Live-Musiker)

Regisseur Ulrich Rasche hat zuletzt eine von Presse und Publikum gefeierte Version von Georg Büchners »Dantons Tod« als »überwältigendes Revolutions-Oratorium« (Süddeutsche Zeitung) auf die Bühne des Schauspiel Frankfurt gebracht. In »Sieben gegen Theben/ Antigone« sucht Rasche den Zusammenhang von Macht, Sprache und Fanatismus zu ergründen. So sind Begriffe wie »Feind« und »Opfer« lediglich Worte und Zuschreibungen, gleichzeitig aber fungieren sie als Auslöser und Ursache für die Radikalisierung der Menschen. 

Weitere Termine
März 2017
Sa 11.03.  Do 16.03.  Fr 17.03.  Do 23.03.  Fr 24.03.  
20.00 Uhr – 23.10 Uhr
AUSVERKAUFT
Evtl. Restkarten an der Abendkasse

Maurizio Kagel - Kantrimiusik by Kabinetttheater






Kooperation mit Ensemble Phace
Intern. Musikfest im Rahmen der Wiener Festwochen 2013
Dirigent Simeon Pironkoff
Regie Thomas Reichert

Samstag, 4. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Girl's Fantasy


 Good Girl

Wie war's bei MA(I)NHATTA. STUMMFILM-MUSIK-VARIETÉ in der Frankfurter Oper?


(c) Barbara Aumüller

Am 24.02.2017 hatte der Opernbesucher in Frankfurt die einmalige Gelegenheit, einen Stummfilm-, Musik-, Variété- und Vaudeville-Abend zu erleben, der den Bogen ins alte Frankfurt zwischen 1900 und 1920 schlug und gleichzeitig auch die ästhetischen Konsumgewohnheiten der Fans des neuen Mediums Lichtbild- bzw. Kinematographentheater um diese Zeit beleuchtete. Was die Menschen vor 100 Jahren faszinierte sind uns heute fast witzige Bilder voller kitschiger Situationskomik und natürlich zu schnellen Bewegungen. Ganz in der Nähe, in der Kaiserstraße 74, eröffnete am 16.11.1907 ein "exklusivstes Theater für lebende-, wissenschaftliche- u. Tonbilder", das erste Kino in Frankfurt, zu dem sich bald Dutzende weitere im Bahnhofsviertel gesellten. Viele Prominente trafen sich in den Kinos zum Kaffee, Essen und Film schauen. Es war eine riesige Attraktion damals, eine "Sehenswürdigkeit ersten Ranges!" Natürlich wurde das Medium sofort für Propagandazwecke und Stadtmarketing entdeckt. Frankfurt der Armen und Frankfurt der Parkbesucher und Badenden im Main-Freibad gegenübergestellt.

Die musikalische Leitung Uwe Dierksen, die Choreografen, Paul Gerritsen, Irene Klein, Nathalie Heinz und die Dramaturgen Nina Goslar, Mareike Wind kreiierten in Kooperation mit dem ZDF und Arte einen sehr schönen Abend mit herrlicher hundertjähriger Nostalgie. Die 1910er-Jahre übten auf sie einen ganz eigenen Charme aus, das Jahrzehnt, in dem die moderne Technisierung rasant zunahm, eine Technikgläubigkeit entstand, die Omnipotenzgefühle aufkommen ließ, für die die Titanic dann Symbol wurde. Auch der spätere Erste Weltkrieg wurde mit dem ungebrochenen, in diesen Jahren geschmiedeten  Glauben begonnen, hoch technisiert ihn sofort gewinnen zu können. Und eben das Kino, das alles lebendig werden ließ. Noch einmal weiter in die 1890er zurückgegriffen und parallel zur thematisierten Entwicklung hätten wir den europäischen Kinopionier zu nennen: den Franzosen Georges Méliès, der hier nicht zur Sprache kam. 

THE IMMIGRANT   (c) Barbara Aumüller

Zu Beginn des Abends eine faszinierende Schattentanzchoreografie, Rollschuh fahrende Tänzer und ein lustiges Duett der Opernstimmen Elizabeth Reiter und Ludwig Mittelhammer. Mit dem Klassiker "The Immigrant" (1917) von und mit Charlie Chaplin kam das aktuelle Flüchtlingsproblem zur Sprache, die Einreise in die Staaten, gedreht in dem Jahr, in dem die Einreisesperre für den Nahen Osten und andere Orientländer ausgesprochen wurde, die man heute bei Donald Trump wieder zu entdecken glaubt. Ein Happy End für Charlie und die goldige Edna Purviance ...
"Manhatta" - eine Hymne auf das moderne New York und insbesondere Manhattan, das innovativ und avantgardistisch erlebt wurde. Seine Architektur schon vor 100 Jahren ein gigantisches Erlebnis. Im zweiten Teil des Abends der erste Gangsterfilm als Start eines eigenen Genres beim beginnenden Unternehmen 20th Century Fox Studio vom legendären Regisseur Raoul Walsh (1887-1980), der über 150 Filme drehte. 

THE IMMIGRANT  (vorm Standesamt)  (c) Barbara Aumüller

In "Regeneration", einem 2014 restaurierten Film aus dem Jahr 1915, wird der Werdegang des 1890 bis 1900 sehr berühmten Gangsterbosses Owen F. Kildare gezeigt. Ein Lehr- und Rührstück, Bekehrung des kriminellen Abtrünnigen, der gar nichts dafür konnte, seine Lebensumstände machten ihn dazu. Seine Sozialisation ein Albtraum, für uns heute fast zu harmlos, um wirksam zu werden, die Gangsterkarriere "vorprogrammiert", und wie es die Amerikaner so sehr lieben: mit Gottes Hilfe und einer christlichen Botin der Liebe wird der "schwere" Junge (er wirkt eher sanft) vom Saulus zum Paulus. Seine historische Retterin und Förderin Marie Deering starb auch in Wirklichkeit vor der geplanten Hochzeit. Im Film stirbt sie an einem Querschläger bei einer Schießerei mit Skinny, dem Gang-Nachfolger Owens, der Marie vergewaltigen wollte und seine gerechte Strafe findet.

Die Musik des Abend stammte von Peter Reiter-Schaub, der die typische Musik der 1910er und 1920er Jahre nachempfand, vom Klavierautomaten bis zum Ragtime-, Cakewalk- und Dixiejazz sowie Blues. Herrlich lebendig kommt kein bisschen Langeweile auf, obwohl es keine hörbaren Dialoge gibt, aber alle Stimmungen und Spannungsmomente werden eben musikalisch einprägsam vermittelt und transportiert. Alles in allem ein Abend, wie man ihn sich noch häufiger mit wechselnden Themen vorstellen kann.

Freitag, 3. März 2017

Heute in der Oper Frankfurt: LES TROYENS / DIE TROJANER von Berlioz

Freitag, 03. März 2017, 17.00 Uhr, 
Dauer: ca. 4 Std. 50 Min. inkl. zwei Pausen (1. Pause, 30 Min, 2. Pause 20 Min.)
Opernhaus



Cassandra vor dem Trojanischen Pferd
(c) Barbara Aumüller


LES TROYENS / DIE TROJANER
HECTOR BERLIOZ 1803-1869
Grand opéra in fünf Akten, Text vom Komponisten nach Aeneis (29-19 v. Chr.) von Vergil
Uraufführung des III.-V. Akt am 4. November 1863, Théâtre Lyrique Paris; I.-II. Akt am 7. Dezember 1879 Théâtre du Châtelet und Cirque d`Hiver, Paris (konzertant), am 6. Dezember 1890, Hoftheater Karlsruhe (szenisch); erste vollständige szenische Aufführung am 3. Mai 1969, Scottish Opera, Glasgow

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Einführung vor jeder Vorstellung eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer


Menschen flüchten, vom erbarmungslosen Krieg in ihrer Heimat aufs Äußerste traumatisiert, über das Mittelmeer in ein reiches Land, das sie am Ende wieder verlassen, um die Utopie eines eigenen Staates wirklich werden zu lassen. Ein trauriges Geschehen, mit dem die Weltgeschichte in Variationen immer wieder auf den Plan tritt.

Hector Berlioz erblickte seine Epoche mit den Augen eines von Zukunftsvisionen getriebenen Fremden. Des Komponisten und Poeten halbherzige Versuche, dem auf Fortschritt, Expansion und imperiale Weltmachtansprüche eingeschworenen Zeitgeist mit seinem engstirnigen und verschlagenen Repräsentanten Louis-Napoleon bisweilen einen devoten Tribut zu entrichten, um seine Werke überhaupt zur Aufführung zu bringen, waren nur von kurzer Dauer. Seine Passion für antike Sujets, und insbesondere für das schon in der Kindheit entdeckte Werk Vergils, war das Resultat dieses Leidens an der eigenen Zeit. Deren Vorliebe für das große historische Genre indessen teilte er. Nichts konnte ihm in seinem Metier, dem Musiktheater, großformatig genug erscheinen, und am liebsten wollte er »ein Schiff ausrüsten und ein Orchester einschiffen, um am Fuß des Ida-Gebirges einen klingenden Tempel zu errichten«. Als ein solcherart klingendes Schiff präsentiert sich die fünfaktige Grand opéra von der Flucht der überlebenden Trojaner ins blühende Karthago, das sie am tragischen Ende wieder verlassen, um ihren geschichtlichen Auftrag, die Gründung des römischen Weltreichs, zu erfüllen. 

Weitere Aufführungen:
MÄRZ 2017
DO 09. SO 12. SA 18. SO 26.


Deutschland 2015: Gehalt, Einkommen, Verdienst

Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland betrug im Jahr 2015 insgesamt 3.612 Euro. Zehn Jahre zuvor lag dieser bei 2.901 Euro. Dabei stieg der Reallohnindex im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent an.

Einer Umfrage unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verschiedener Einkommensklassen zufolge, sind diejenigen mit einem Bruttoeinkommen von 81.000 bis 100.000 Euro am zufriedensten mit ihrem Gehalt. Lediglich 40 Prozent der Befragten mit einem Bruttoeinkommen von 41.000 bis 60.000 Euro gaben an, dass sie mit ihrem Gehalt zufrieden seien. Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten im zweiten Quartal 2016 die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit dem höchsten Bruttoverdienst in den Bereichen Finanzen und Versicherungen, Information und Kommunikation sowie Energieversorgung. Den geringsten Bruttoverdienst erhielten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Zweigen Verkehr und Lagerei, sonstige wirtschaftliche Leistungen sowie im Gastgewerbe.



Donnerstag, 2. März 2017

Wie viel die unteren Einkommensklassen weltweit verdienen


Die Mindestlöhne in den EU-Staaten sind zuletzt gewachsen. Das teilte das WSI der Hans-Böckler-Stiftung mit. 21 der 28 EU-Länder haben ihre gesetzlichen Lohnuntergrenzen zum 1. Januar oder während des vergangenen Jahres angehoben. Deutschland liegt dabei mit 8,84 Euro im oberen Drittel. Trotzdem sei der Mindestlohn gemessen am mittleren Lohnniveau in vielen Ländern noch recht niedrig, so das WSI. Außerhalb der EU verfügen rund 80 weitere Staaten über eine allgemeine Untergrenze. Im Vergleich des WSI verfügt Australien mit umgerechnet 11,89 Euro über den höchsten Mindeststundenlohn. Luxemburg folgt mit 11,27 Euro, wie die Grafik von Statista zeigt. Schlusslichter im Ländervergleich sind Russland und Moldawien mit 0,58 bzw. 0,56 Euro.

Die Grafik zeigt die Höhe des Mindestlohns in ausgewählten Ländern weltweit 2017 (in Euro/h).


Infografik: Mindestlöhne weltweit | Statista 

Mittwoch, 1. März 2017

Mousonturm Frankfurt a.M.: Konzert von Omar Souleyman (SYR)


Omar Souleyman (SYR)
Konzert

Mi. 01.03.2017

KONZERT
* 21:00 Uhr, VVK € 25,20 / AK € 27 / € 5 Ermäßigung für f.f.m. students Mitglieder.


Saal unbestuhlt


Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main



Omar Souleyman ist ein legendärer Performer, dessen energiegeladene Musik nicht nur Hochzeiten im gesamten Mittleren Osten bereichert – unter HörerInnen elektronischer Klänge erfreut sich sein Straßensound, der an das Idiom der Shaabi-Musik anknüpft, ebenso großer Beliebtheit. Die repetitiven, hypnotischen Tracks werden zuweilen mit dem Label „Syrian Techno“ belegt. An dem im vergangenen Jahr erschienen Album „Bahdeni Nami“ wirkten international bekannte Größen wie Four Tet und Modeselektor mit. Einst musste Omar Souleyman selbst aus Syrien fliehen. Seither setzt er sich für Menschen ein, die ebenfalls aufgrund des Krieges ihr Heimatland verlassen müssen.




Letzte Woche im Mousonturm Frankfurt am Main: Bloody, medium oder durch

(c) Ute Langkafel

„Wenn ein Menü 5 Euro kostet, kannst du davon ausgehen, dass die Leute in der Küche 3,50 Euro die Stunde bekommen.“ 


Arbeitsbedingungen in der Gastronomie, 
Grenzziehungen und die europäische Krise. 
Ein Küchen-Drama mit Schauspieler*innen und Gastroexpert*innen 


Anestis Azas (Athen):
Bloody, medium oder durch
Theater von Anestis Azas und Ensemble 
Koproduktion von Künstlerhaus Mousonturmvom & Ballhaus Naunynstraße gGmbH

Arbeit in der Küche – Traumjob, Durchgangsstation oder Sackgasse? Oft ist der Job in einem Restaurant die erste Station für Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Wer kein Deutsch spricht, wäscht in der Küche Teller; wer die Sprache beherrscht, darf in den Service. „Wenn ein Menü 5 Euro kostet, kannst du davon ausgehen, dass die Leute in der Küche 3,50 Euro die Stunde bekommen“, verrät ein ehemaliger Koch. Trotz gesetzlichen Mindestlohns! Die Küche ist ein Ort der Dramen, eine Mikrogesellschaft im Ausnahmezustand, ein Sprungbrett in ein hoffentlich neues Leben! Spitzengastronomen und Kiezwirte, Selfmade-Frauen und Tellerwäscher, Großküchenbetreiber und Runner – ihre Erfahrungen bilden die Zutaten für dieses fiktiv-dokumentarische Gastmahl um eine Transitgeneration zwischen dem Recht auf den eigenen Lebensentwurf, Mindestlöhnen und Überlebenskampf in einem Sektor, in dem es immer Arbeit und Unterbezahlung geben wird.
Der Regisseur Anestis Azas, der zwischen Athen und Berlin arbeitet und mehrfach am postmigrantischen Theater Ballhaus Naunynstraße Berlin inszeniert hat, kam erstmals an den Mousonturm. Mit aufwendigen Recherchen und dem Ansatz, Alltagsheroinnen und -heroen mit Schauspielerinnen und Schauspielern gemeinsam agieren zu lassen, gelingt es Azas, brisante soziale Situationen auf der Bühne zu verhandeln und die Ordnungs- und Ausschlussmechanismen unserer Gesellschaft theatral zur Schau zur stellen. So zuletzt mit Clean City die Situation von Reinigungskräften in Griechenland und mit Farmakonisi, das bei der Wiesbaden Biennale 2016 zu sehen war, Migrationsbewegungen in einem Europa der Krise.

In Deutsch und Englisch mit Übertitel in Deutsch und Englisch * Von und mit Anestis Azas und Ensemble * Regie: Anestis Azas * Bühne und Kostüm: Michaela Muchina * Soundtrack: Michail Fotopoulos * Dramaturgie: Alina Spachidis * Video: Mehmet Can Koçak * Mit: Nizar Basal, David Boylan, Michail Fotopoulos, Kaoru Iriyama, Nicole Sartirani * Eine Koproduktion von Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gemeinnützige GmbH und dem Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, gefördert durch die Einzelprojektförderung des Landes Berlin * Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.

Dienstag, 28. Februar 2017

Heute in Frankfurt a.M.: 4.48 PSYCHOSE

20.00 UHR – 21.30 UHR
SCHAUSPIEL FRANKFURT A.M. // BOX



SARAH KANE
Regie: Daniel Foerster
DEUTSCH VON DURS GRÜNBEIN
DAS EINZIG DAUERHAFTE IST DIE ZERSTÖRUNG.Wo immer wir uns aufhalten, wir sind zumindest teilweise fehl am Platz. Und keiner von uns kann sicher sein, für allemal das Recht auf einen bestimmten Platz – im Beruf, in der Gesellschaft, in der Liebe – beanspruchen zu können. 28 Jahre ist Sarah Kane alt, als sie diese Erkenntnis in ihrem letzten Drama »4.48 Psychose« während einer schweren Depression niederschreibt. Eine Suche nach Identität beginnt – in einer Gesellschaft, in der Individualismus demokratisiert wurde. Jeder kann (und muss) besonders sein. Kane macht die Schwierigkeiten sichtbar, die bei dem Versuch auftreten, sich in einer Welt, voller Angst und Orientierungslosigkeit, zurechtzufinden. Es entspinnt sich ein Drama um die Zulänglichkeit des eigenen Körpers, um Hoffnung und Verlust, um die Suche nach Liebe und um den verzweifelten Versuch die Bindung zur Welt nicht ganz zu verlieren. Eine Krankheit? Eine Rebellion? Nur weil Dinge persönlich scheinen, sind sie nicht weniger politisch, weniger sozial, weniger institutionell. Regisseur Daniel Foerster, Mitglied im REGIEstudio, hinterfragt die allgegenwärtige Anordnung »jemand zu sein«. Daniel Foerster, geboren 1986, studierte Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Seine Inszenierung »Borkman« nach Henrik Ibsen wurde im Mai 2014 zum Körber Studio Junge Regie eingeladen. Für sein Stück »Tanzen! Tanzen!« erhielt er den Nachwuchspreis des Heidelberger Stückemarktes 2014. Seit Beginn der Spielzeit 2015/16 ist Daniel Foerster Mitglied des REGIEstudio am Schauspiel Frankfurt. Seine erste Arbeit, »Fräulein Julie«, wurde zum Festival junger Regisseure »Radikal jung« 2016 eingeladen. 

Video: The Night the Moon Fell



The Night the Moon Fell 
from 
John Bashyam

Montag, 27. Februar 2017

Am Mittwoch in Neunkirchen / Saar: Arved Fuchs - Grönland

Multivisionsshow
Arved Fuchs
Grönland – 35 Jahre Abenteuer in Eis und Schnee

Mittwoch, 01. März 2017 +++ 20:00 Uhr +++ Neue Gebläsehalle Neunkirchen



Am Mittwoch, den 1. März, präsentiert Deutschland bekanntester Polarforscher Arved Fuchs ab 20 Uhr seine Multivisionsshow „Grönland – 35 Jahre Abenteuer in Eis und Schnee“ in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen.
Arved Fuchs beschreibt mit seinem Vortrag „Grönland – 35 Jahre Abenteuer in Eis und Schnee" den Zauber der rauen, kalten Insel, die für Schnee, Eis, endlose Weite und Kälte steht. Er berichtet von der Besiedelungsgeschichte Grönlands bis hin zum Tourismus der Gegenwart, von Jagderlebnissen mit Inuit und vor allem von seinen zahlreichen Expeditionen. Dazu gehört auf jeden Fall die Wanderung quer über das Inlandeis, die Expeditionen mit Hundeschlitten und natürlich die vielen Besuche mit seinem Segelschiff, der Dagmar Aaen, an der West- und Ostküste. Nicht zu vergessen die beiden Überwinterungen mit dem Haikutter in der schier endlosen, monatelangen Polarnacht.
Erstklassige Fotografie und brillante High Definition Filmaufnahmen werden gemischt mit Aufnahmen früherer Expeditionen und Berichten rund um die zahlreichen Touren auf und entlang der größten Insel der Welt.

Karten für die Veranstaltung sind zum Preis von 18,10 Euro bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional (u. a. bei allen Pressezentren von Wochenspiegel und Saarbrücker Zeitung), unter der Tickethotline 0651 – 9790777 sowie online unter: www.nk-kultur.de/halbzeit erhältlich. Der Preis an der Abendkasse beträgt 20 Euro.


Sonntag, 26. Februar 2017

Mauricio Kagel: Two-Man Orchestra






Performance at Museum Tinguely, Basel, April 23, 2011 (Excerpt). 
Performed by Wilhelm Bruck and Matthias Würsch.

Freitag, 24. Februar 2017

Fantasien zur Nacht (Video): womb from d0m



 womb from d0m 

Wie war's bei Sergej Prokofjews DER SPIELER in Frankfurt?



Wie überschäumend und wie elend zugleich es einem gehen kann beim Glücksspiel, zeigt herrlich die Oper DER SPIELER von Sergej Prokofjew. Alle Ausprägungen der Glücksspielsucht werden beleuchtet, die Verzerrungen der Wahrnehmung, die Versprechen, ihre Schulden bald zu begleichen, das Prahlen, bald über noch mehr Geld zu verfügen ... und die bittere Realität. Es gibt Menschen, die einfach nur gerne Glücksspiele spielen, und andere, die spielsüchtig sind oder es schnell werden. Dass sie trotz erheblicher persönlicher Nachteile, wie z.B. großen finanziellen Verlusten, bis hin zum Verlust der gesamten materiellen Existenz, weiter spielen, ist reichlich absurd und kaum nachvollziehbar. Sie geraten wie beim Trinken in einen Teufelskreis. Aufhören erst, wenn kein Geld mehr da ist, weiterspielen selbstverständlich bei Gewinn, um noch mehr zu gewinnen, und weiterspielen, wenn verloren wird, denn das verlorene Geld muss zurückgewonnen werden. Spieler können nicht mehr entscheiden, ob sie spielen wollen oder nicht, sie müssen. Die Kontrolle über ihr Verhalten haben sie schon lange verloren. Dies alles zieht Konsequenzen für die Betroffenen selbst nach sich, aber auch für die Familien, Freunde, Bekannten, Kollegen, am Arbeitsplatz. Lügen und Ausreden wegen der Zockerei, Verlust der Authentizität, die Gegenüber verlieren das Vertrauen, die Partner wenden sich oft ab. Die existenzielle Lebensgrundlage geht verloren, das Spiel bestimmt das Alltagsleben. Jede Gelegenheit wird wahrgenommen und Familie, Berufsleben und soziale Kontakte vernachlässigt. Alltagsproblemen und negativen Gefühlen weichen sie aus, indem sie spielen. Dostojewski war ein Meister im Erkennen von psychischen Eigenheiten und stellte auch hier ein klassisches Psychogramm auf.

Sämtliche Figuren aus Prokofjews Oper erscheinen einem wie Automatenmenschen, Kunstfiguren, hörig dem Spiel, gierig nach Geld, krank und blutleer. 
Der General, der mit Familie, Bekannten und Gläubigern in besagtem (erfundenen) Roulettenburg wohnt, in dessen Casino Regisseur Harry Kupfer die Handlung spielen lässt, seine Schulden durch Spielen erhöht und darauf wartet, dass die reiche Tante endlich stirbt und ihr Erbe freisetzt, damit er seine Schulden bei de Grieux, dem Kavalier von Polina, der Stieftochter des Generals, begleichen kann. Mit Geld könnte er auch die eher mittellose, aber doch reizvoll junge Mademoiselle Blanche heiraten. Aleksej Iwanowitsch wiederum, der Hauslehrer des Generals, und Erzähler des Geschehens, weiß um die Intrigen de Grieux, der auch mit Blanche liebäugelt, und möchte ihm dessen zweites Objekt der Begierde Polina ausspannen, in die er unsterblich verliebt ist. Die jedoch lässt Aleksej nur als Verehrer an der Angel zappeln, spielt mit ihm, verspottet und verachtet ihn im Grund. Das gesamte Geschehen wird durch meisterhafte Regie und Bühnenbild auf einem großen Rouletterad in der Bühnenmitte akzentuiert, die Sängerinnen und Sänger wie Kugeln purzelnde Schauspieler, einander bekämpfend, einander angenähert, miteinander spielend, dem Götzen Geld Opfer und Anbetung darbringend.

Direkt in räumlicher Nähe das Sanatorium bzw. Hotel, das eigentlich eine Psychiatrie ist, wo die ganzen Charaktere wohl auch gut aufgehoben wären. Die Zwangsjacke als Zeichen für die Fesseln der Sucht taucht im Hintergrund auf. 

Die gute Tante ist nicht tot, sondern völlig lebendig, auch anklingende Mordideen zur Erbbeschleunigung blieben erfolglos. Sie kommt aus Moskau, dominiert, bricht mit dem Neffen General, der erfährt, dass er nie etwas bekommen würde, und verspielt ein angeblich ungeheures Vermögen. Sie lädt Polina ein, bei ihr zu leben, und reist wieder ab. Der General, dem Wahnsinn und Herztod nahe, seine Erbe stark reduziert ... De Grieux verlässt die jetzt uninteressante Polina, auch Mademoiselle Blanche lässt den General links liegen.

Nun hängt sich Polina an Aleksej, der daraufhin sofort ins  Casino geht, um deren Schulden bei de Grieux zu bezahlen. Nachdem ihm dies auch tatsächlich mit einem medienträchtigen Supergewinn gelingt, scheitert eine Beziehung mit Polina daran, dass seine Spielsucht größer geworden ist als die Liebe. Der überraschende Gewinn von 100.000 bei Roulette und Trente et quarante hat ihn komplett gewandelt. Polina flüchtet zu Mr Astley, Aleksej zieht tatsächlich mit der Honigfliege Mademoiselle Blanche nach Paris. Im Roman verarmt Aleksej in Paris und schlägt sich als spielsüchtiger Lakai in Homburg und Baden-Baden durch. Er verdrängt seine geliebte Polina vollends durch seine massive Spielsucht.

Prokofjew unternahm 1927 seine legendäre erste Reise in die 10 Jahre junge Sowjetunion. Er war kein Dissident, sondern in Absprache mit Lunatscharski, Lenins Volkskommissar für Bildung und Kultur, mit offiziellem Pass ausgereist und hatte in den Vereinigten Staaten, im bayerischen Ettal und in Paris gelebt. Die Reise war eine Wiederannäherung an Russland und eine Eingliederung in das sowjetische System. Überall wurde er als wichtiger sowjetischer Komponist gefeiert, so jedenfalls seine Sicht. Wieder zurück in Paris nahm er sich den Spieler wieder vor. Die Realisierung in der Sowjetunion scheiterte trotz grundlegender Umarbeitung erneut. So kam es im Theatre de la Monnaie in Brüssel 1929 zur Uraufführung in französischer Sprache.

In der Berliner Staatsoper unter den Linden zeigten sich Kritik und Publikum zufrieden. Zwei Jahre lang hielt sich die Oper im Spielplan. 1931 erstellte Prokofjew eine sinfonische Suite, indem er die verstreuten musikalischen Charaktere der Hauptpersonen zu vier Porträts und Finale op. 49 zusammenfasste. Die Oper selbst wurde zu Lebzeiten des Komponisten nicht mehr gespielt. Die russische konzertante Erstaufführung fand 1963 in Leningrad statt und fast zwanzig Jahre nach Prokofjews Tod kam 1970 in Tartu und 1974 in Moskau "Der Spieler" in der Sowjetunion auf die Bühne.

Die Oper hat zwar einen zähen Anfang, es klingt zunächst alles gequält und kaum kommt Geschwindigkeit auf, wäre da nicht das Glücksrad in der Mitte und eine fantastische Las Vegas-Glückspielszenerie, die einen in Bann hält. Aber gegen Ende des ersten Teils erfährt man dann die gewünschte Dynamik, der Humor entwickelt sich immer stärker, die Absurdität und eine gewisse Lächerlichkeit der Süchtigen macht sich immer breiter, ihr Kranksein mit Rollis symbolisiert. Ganz exponiert das Aufeinanderprallen von Liebe und Sucht. Eine seltene und sehenswerte Oper, zumindest unter der Regie von Harry Kupfer. 




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Donnerstag, 23. Februar 2017

Frankfurt a.M.: MA(I)NHATTA. STUMMFILM-MUSIK-VARIETÉ


MA(I)NHATTA. STUMMFILM-MUSIK-VARIETÉ
Komposition und Musikalische Leitung: Uwe Dierksen
Komposition Regeneration: Peter Reiter-Schaub
Dramaturgie: Mareike Wink, Nina Goslar (Gast)

Musiker der hr-Bigband und des Ensemble Modern
Elizabeth Reiter und Ludwig Mittelhammer
Rollkunstläufer »Roll`s Royce Hanau«
sowie Gäste

Zu dieser Veranstaltung findet um 18 Uhr im Chagallsaal eine erweiterte Einführung unter dem Titel Vor`m Film statt: Gespräch mit Uwe Dierksen (Komponist), Nina Goslar (arte-Filmredaktion), Christian Setzepfandt (Frankfurter Stadtführer) und Mareike Wink (Oper Frankfurt)
 Der Eintritt ist frei.

Vor hundert Jahren war das Kino weitaus mehr als einfach nur »ein Film in einem großen Saal und ’ne Tüte Popcorn«. Jene Unterhaltung, die von Schaubuden und Music Halls herkam, flirrte geradezu vor Amüsement und Aktualität, vor wildem Tanz zu Ragtime- und Cake-Walk-Rhythmen rund um einen stummen Hauptfilm – zwischendurch erfrischend Kurioses oder auch »Pikantes für den Herrn«. In Anlehnung an die Kinoprogramme der 1910er Jahre schlägt der Abend Ma(i)nhatta mit Musikern, Tänzern und überraschenden Liveacts einen eigens komponierten musikalischen Bogen von der amerikanischen Klassik zum Jazz von heute, geschwängert vom Maschinendampf und der Monotonie einer Zeit rasanter industrieller Entwicklungen. Als Hauptfilm wird das 1915 in der New Yorker Lower East Side gedrehte Gangsterdrama Regeneration von Raoul Walsh gezeigt, daneben Charlie Chaplin The Immigrant (1916) sowie Manhatta (1921) von Charles Sheeler und Paul Strand. Das vergangene wilde Flair des Big Apple schwappt mit Frankfurter Kurzfilmen der ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts über ins Herz der heutigen Finanzwelt, wo der amerikanische wie der deutsche Stummfilm einst seinen Siegeszug antrat – etwa im Gloria- Palast oder in den Corso-Lichtspielen auf der Kaiserstraße, unweit der Oper Frankfurt. Ma(i)nhatta – eine Zeitreise!

Arte
Aventis Foundation








Die Drohnenpanik

Überall werden sie angeboten, in allen Größen zu haben, Kinder spielen wie verrückt damit, Erwachsene auch, sie schießen Fotos, drehen Filme und setzen aktuelle Handytechnik ein, um up to date damit zu fliegen.

Das Militär hat sie auch schon lange entdeckt, weil sie ohne Besatzung in Krisengebiete fliegen können, um zu spionieren, aber auch Bomben abzuwerfen. Selbst die IS hat im Norden des Irak seit Spätjahr 2016 bereits 39 Drohnenangriffe geflogen.

Und wieder geht die Angst um, Terroristen könnten die Fluggeräte für Angriffe einsetzen, ganze Städte durch vereinzelte Angriffe in Angst und Schrecken versetzen. Und wer leidet unter all den militärischen Verwendungen? Die Modellflieger. Für sie wird die Luft am Boden schon dünner, weil es verschärfte Auflagen, Sicherheitsbestimmungen und vielleicht auch Prüfungen geben kann.

Der Luftraum soll eh bald enger werden, wenn die NATO-Staaten aufrüsten müssen, um den USA zu beweisen, dass hier tatsächlich auch der Wille zur militärischen Stärke herrscht. Was wird dann mit den wunderbaren Vogelflugfilmen der Freizeitmodellflieger? Sie werden Mangelware wegen Verstoß gegen Luftbildbestimmungen. Die herrlichen Aufnahmen von Kasernen aus der Luft, Truppenübungsplätzen, Ramstein Air Base, Nachbars Schwimmbad oder FKK-Zone ... aus, aus, vorbei.  Auch alle anderen Modellluftsportler müssen tiefer gehen, aus mit dem Himmelstürmen, so sicher die Wartungen auch sind. Kann es wirklich soweit kommen, wie die Karikatur aus der Washinghton Times zeigt?