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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 16. Juni 2012

Roswithas Zeilenfunde: KRIEGSLIED von Matthias Claudius [anlässlich der Aufnahme Syriens in die LISTE DER SCHANDE (UNO)]

Kriegslied

's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre
Und rede du darein!
's ist leider Krieg - und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!
Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen

Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,

Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnot?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammleten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf' mir Kron und Land und Gold und Ehre?

Die könnten mich nicht freun!
's ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Matthias Claudius
(Erstdruck im Vossischen Musenalmanach, 1779, S. 75)

Freitag, 15. Juni 2012

Buchbesprechung: Avital Ronells SCHRIFTEN ZUR LITERATUR - eine Auswahl ihrer einflussreichsten Essays in deutscher Sprache

Avital Ronell
Schriften zur Literatur
Essays von Goethe bis Kafka
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Marc Blankenburg
Manhattan Manuscripts (Hg. von Eckart Goebel, Paul Fleming und
John T. Hamilton), Bd. 7
Göttingen 2012, 248 S., geb., Schutzumschlag
26,90 € (D), Wallstein Verlag

Avital Ronell ist eine der führenden Literaturwissenschaftlerinnen der USA, die in ihren Werken eine große Spannweite an literatur- und kulturtheoretischen Themen behandelt. Die Texte der Philosophin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin lassen gängige Lektüremuster kanonischer Texte hinter sich. Sie befragen und hinterfragen über mehrere Lektüreebenen eindrücklich Theorie durch Literatur, die selbst ihre eigene Dekonstruktion und Theoretisierung schreibt.
Im Rahmen der Reihe Manhattan Manuscripts werden hier erstmals sieben der einflussreichsten Essays aus dem vielfältigen Schaffen Avital Ronells in deutscher Sprache veröffent­licht. Ihr Essay zu Goethes "Tasso" gilt als Basistext feministischer Literaturtheorie. Sie liest das Schauspiel als Kritik zeitgenössischer ästhetischer Theorien, als diskursive Androgynie eines Genres zwischen Literarizität und philosophischer Reflexion. Ob sie über die Frage der Dummheit ("Stupidity", 2001) schreibt oder über das soziopathische Phänomen der Sucht ("Crack Wars", 1993), stets entzündet sich in Ronells Texten der Funke der Erkenntnis an der fortlaufenden Befragung der Theorie durch die Dichtung, allen voran durch die dekonstruktive Relektüre kanonischer Texte deutschsprachiger Literatur. Der Band präsentiert sieben ihrer wichtigsten Essays erstmals in deutscher Sprache. Anhand der Lektüre von Kafkas "Schloß" stellt sie die Frage, inwiefern in diesem Roman wichtige Charakteristika der "French Theory" aufgerufen und zugleich in Frage gestellt werden. Dieser Aufsatz zählt zu den klassischen Texten der dekonstruktiven Kafka-Lektüre. Charakteristisch ist aber auch Ronells Essay zu Heideggers Hölderlin-Lektüre; hier formuliert sie das "Elend der Theorie ohne die Dichtung" und die Erkenntnis, dass "der elektrische und elektrisierende Funke der Einsicht nur im Kontakt zwischen Theorie und Dichtung zündet" (Eckart Goebel im Vorwort). Dass dieser Zusammenhang ihr gesamtes Werk bedingt, zeigt sich wiederum exemplarisch in einem engagierten Essay aus den Neunziger Jahren, in welchem Ronell lebensnah und voraussschauend gegen den medizinischen Diskurs der Reagan-Ära eine intensive Diskussion um den Nexus von Literatur, Theorie und Immunität im Zeichen von AIDS antizipierte.

Avital Ronell, geb. 1952, ist Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik und Anglistik und Co-Direktorin des transdisziplinären Forschungsprogramms "Trauma & Violence" an der New York University. Veröffentlichungen u.a.: Loser Sons (2012); Fighting Theory (2010).

Fantasien zur Nacht: LIEBES-LIED von Ute AnneMarie Schuster

(c) Art-by-Joy, Foto Edmundo
Liebes-Lied

Wollt ich ein Liebeslied Dir singen,
ich stimmte neue Töne an.
Würd meine Röcke rascheln lassen,
so wie ich´s niemals hab getan.
Ich würde mit dem Mond verhandeln,
die Sterne müssten für Dich glüh´n.
Dem Geiger gäb ich zehn Euro,
damit die Noten Funken sprüh´n.
Mein Hemd, das dürftest Du zerreißen,
selbst wenn es kalt wär in der Nacht.
Mit Deiner Flöte mich beglücken,
weil mir dies Spiel solch Freude macht.
Wollt ich ein Liebeslied Dir singen,
die Sterne müssten für Dich glüh`n.
Würd meine Röcke rascheln lassen,
damit die Noten Funken sprüh´n.
Ich würde mit dem Mond verhandeln,
selbst wenn es kalt wär in der Nacht.
Dem Geiger gäb ich zehn Euro,
weil mir dies Spiel solch Freude macht.
Mein Hemd, das dürftest Du zerreißen,
ich stimmte neue Töne an.
Dein Flötenspiel würd mich beglücken,
so wie´s das niemals hat getan.

(c) Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria 

Dichterhain: WUNSCH von Heidi Huber

Wunsch


Gläsern zu werden
das Ende


Ein Rest von Geheimnis
Hoffnung

(c) Heidi Huber, *1945

Donnerstag, 14. Juni 2012

Sehenswerte Landschaftskunst im Nordpfälzer Bergland
















Die Nordpfalz und der Kuseler Raum ist ja sonst im Bergland so kulturleer wie die Wüste Texas, von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, aber eines haben wir hier, das hat schon Sensationsgrad. Nahe der Wasserburg Reipoltskirchen werden auch dieses Jahr wieder neue Landschaftsbilder gezeigt. Die offizielle Eröffnung war Ende Mai. „Kunst im Grünen" ist eine Akti­on, die von Diethelm Rün­ger und Mitwirkung von Landrat Winfried Hirschberger initiert wurde. Die Kunstent­würfe wurden wie jedes Jahr vom Turm der Wasserburg mit einem Spezialgerät in die Land­schaft eingemessen. Unter der Lei­tung von Diethelm Rünger verwandelten vier Ein-Euro-Jobber die Land­schaft allmählich wieder in ein Kunstwerk.

In diesem Jahr lautet das The­ma der sehenswerten Landschaftskunst „Rotliegendes". Das Rotliegen­de ist geologisch betrachtet eine besondere Gesteinsausprägung in der Erdgeschichte der Regi­on. In diesem Jahr haben Künstler aus den Kreisen Birkenfeld, St. Wen­del, Kaiserslautern, Bad Kreuznach, Kusel und dem Donnersbergkreis ihre Arbeiten in die Landschaft nahe der Wasserburg bei Reipolts­kirchen eingerichtet. Es werden sechs Landschaftsbil­der angeboten, die sich in unterschiedli­cher Art und Weise mit dem Rotlie­genden, das etwa vor 300 Millio­nen Jahren entstand, befassen.

Das Werk des Bildhauers Ro­land Göttert aus Kempfeld im Hunsrück bildet mit seiner „Vulkani­schen Metamorphose" - Magma­austritt aus der Erde und Mas­sensterben von Tierarten, was da­mals in der Folge von Vulkanausbrüchen und extremer Luftverschmutzung einsetzte - das Zentrum der Anlage, um das die anderen Landschaftsbilder kreisförmig angelegt werden.
Am oberen Ende be­grenzt das Kunstwerk "Tanzende" von Chris­toph M. Frisch aus Tholey (Kreis St. Wendel) die Szenerie. Er integriert er die dort stehen­den Obstbäume, die seinem Kunst­werk im Wandel der Jahreszeiten immer wieder neuen Ausdruck ver­leihen sollen. Sind alle Blätter von den Bäumen gefallen, ist auch sein „Tanz" beendet.
Die Bad Kreuznacher Künstlerin Maria Kauffmann setzt einen „Zeitensegler" auf Gestein, das Segel deutet auf Be­wegung und Weiterleben hin.
Der Bildhauer Günter Spren­gart aus Enkenbach-Alsenborn stellt Versuche, fast ausgestorbene Tierarten wie den Luchs wieder anzusiedeln, auf wacklige Beine - sein Kunstwerk steht auf Stelzen - denn das natürliche Gleichgwicht wird ja hier wieder durch menschliche Eingriffe korrigiert.
Waldemar Eider aus Bisterschied wird eine Mauer aus Lehm errichten als Sym­bol für Mutter Erde, von der wir le­ben und die wir bewahren müssen. Witte­rungseinflüsse und natürliche Erosion verdeutlichen die Vergänglichkeit des Lebens.
Der Kuseler Pfalzpreisträger Horst Schwab fügt dem Fossil „cryptove-nator hirschbergeri" (verborgener Jäger) nicht nur den Namen des noch amtierenden Landrates Hirschberger, sondern auch den seines Fin­ders Rudolf Bold hinzu. Das Kunstwerk heißt dann „Mein Boldovenator-hirschbergeri". Den Zusatz „hirsch­bergeri" wiederum auf Wunsch des früheren Geoskop-Leiters in Kusel, Dieter Schweiss, der damit Hirschberger für dessen Ein­satz für das Urweltmuseum eine dauerhafte Ehre erweisen wollte. Fehlt eigentlich nur noch der Ort der Ausstellung als Namensfortsatz...

Dichterhain: MARILYN von Birgit Heid

MARILYN

Deine wunderschönen roten Lippen
eines Mädchens das die süße
n Kirschen

liebt verlockend lächelst du die Einladung
zum Näherkommen Blicke ziehst du auf

dich Grenzen willst du lösen deine Lider
spielen mit dem Feuer der gemimten
Leidenschaft die Kunst des Augenwinkels
zu beherrschen das Gesicht dein Blüten

lockenhaar das deine Marke wurde und
Empfinden einer Männer-Ära zementierte
eine Macht die unheimlich zu nennen
über meinen Mund doch nicht nur Kirschen

Aprikosen Pflaumen Feigen sogar Litschi
süß und beinah unerreichbar eine Zwei
samkeit Vertrautheit rote Früchte von
dem eignen Baum im Garten und viel

leicht ein Trost an Deck auf deiner Reise
in die Ferne und von dir hinfort zu jener
Kunstfigur die Kirschholzfensterrahmen
rotgemalt die Lippen optimistisch

melancholisch immer wieder in Begleitung
kann nicht weiß nicht will nicht welche
andren Wege welche Häfen wenn nicht
diese vor dir kanntest du gewiss schon lange.

(c) Birgit Heid, anlässlich der Gemälde von Rainer Magold zu Marilyn, zu sehen bis 17.06.2012 im Haus des Gastes, Südpfalztherme und Galerie A. Magold, Bad Bergzabern

Mittwoch, 13. Juni 2012

Lange Nacht der Kultur in Kaiserslautern von Samstag, 16.06., auf Sonntag, 17.06.2012


Die ’Lange Nacht der Kultur’ in der Stadt Kaiserslautern zählt zu den jährlichen Top-Events der rheinland-pfälzischen Kulturszene. Jedes Jahr besuchen über 10.000 Kulturinteressierte aller Generationen dieses lebendige Ereignis. Über 500 Künstler- und Laiengruppen aus der regionalen Kulturszene und zahlreiche bundesweit renommierte Künstlerinnen und Künstler wirken mit. Kaiserslautern wird während dieser Nacht zu einem Zentrum der Kulturregion Südwestdeutschlands.

An über 20 Orten werden in kurzen Zeitfenstern getaktet über hundert Programmpunkte geboten: Japanischer Garten, Fruchthalle, Pfalztheater, Museum Pfalzgalerie, Theodor-Zink-Museum, Union-Studio für Filmkunst, Emmerich-Smola-Musikschule, Buchhandlung Blaue Blume, Architekturgalerie, Galerie Wack, Kirchen und Hotels in Kaiserslautern und viele mehr: Alle zusammen vernetzen sich zur Neuausgabe dieses extra für die Stadt Kaiserslautern entwickelten Kulturformats.

Manche und mancher mag sich gezielt entscheiden, wo man sich wann hinbegeben, verabreden oder was man nicht verpassen will – oder ob man es vorzieht, sich planlos treiben zu lassen. Von einem Kulturort zum nächsten flanieren, spontane Begegnungen im Zeichen der Kultur: Das DFKI hat neue Möglichkeiten geschaffen, die ’Lange Nacht der Kultur’ mit Radar, Facebook und Twitter als Besucher/in zu planen und live mitzugestalten.

Die Fruchthalle mit ’Late-Night-Programm’ bietet zum Jahresmotto ’Kultur trifft Sport’: Tanz in vielen Facetten vom Volkstanz (portugiesische, chinesische, irische, tibetanische und afrikanische Folklore) über Hip-Hop und Pop-Videoclip-Moves bis zu klassischem Ballett und live-elektronisch interaktiver Klang-Tanz-Performance zu computergenerierter Musik, entwickelt am ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.

Ein weiterer Schwerpunkt der ’Langen Nacht der Kultur 2012’ liegt auf pianistischen Darbietungen. Noch nie zuvor waren so zahlreiche international renommierte Solo-Instrumentalisten in der ’Langen Nacht der Kultur’ zu Gast mit einer jeweils individuellen, eigens auf die Atmosphäre dieser Nacht zugespitzten Auswahl aus ihrem Repertoire.

Alle Beiträge sind im Programmheft nummeriert, sodass jede/r Besucher/in sein/ ihr individuelles Programm für die ’Lange Nacht der Kultur’ in Kaiserslautern selbst zusammenstellen und sich zu den Programm-Nummern der eigenen Wahl einfach mit ähnlich Interessierten verabreden kann.

Das Programm der ’Langen Nacht der Kultur’ reicht bis nach 4:00 Uhr – mit Chillout zu Marimbaphon-Klängen in der Fruchthalle.

Preis: An der Abendkasse zahlen Erwachsene 11,00 Euro und gegen Vorlage der Rheinpfalz-Card 10,00 Euro. Zu ermäßigtem Eintritt berechtigte Personen) zahlen an der Abendkasse 8,00 Euro und gegen Vorlage der Rheinpfalz-Card 7,00 Euro (zur Ermäßigung berechtigt sind Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen, Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche bis 18 und Personen mit Sozialermäßigung.) Familien (mindestens eine erwachsene und höchstens zwei erwachsene Personen mit ihren Kindern) zahlen an der Abendkasse 25,00 Euro und gegen Vorlage der Rheinpfalz-Card 23,00 Euro. Die Abendkasse in der Fruchthalle öffnet um 17:00 Uhr. Der Late-Night-Tarif gilt ab 0.00 Uhr an der Abendkasse. Erwachsene zahlen 5,00 Euro und zu ermäßigtem Eintritt berechtigte Personen (zur Ermäßigung berechtigt sind Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen, Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche bis 18 und Personen mit Sozialermäßigung) zahlen 2,00 Euro. Alle Inhaber und Inhaberinnen eines Eintrittsarmbändchens für die ’Lange Nacht der Kultur’ können die ’Lauterer Nachtbusse’ in der Nacht vom 16.06. auf den 17.06.2012 zum reduzierten Preis von 1,00 Euro pro Fahrt nutzen.  Ein Bändchen berechtigt leider nicht in jedem Fall zu freiem Eintritt, manche Events sind vom Sammelpreis ausgenommen.                        

Dichterhain: PERLMUTTTROPFEN von Birgit Burkey


P erlende pulsierende Strahlen sendet Luna auf
E ntdeckungsreise, wie ein Schattentattoo
R äkeln sich Lichtspiele auf der Haut, ein
L ächeln umspielt deine roten Lippen.
M ondperlen fließen schimmernd
U nd überfluten uns sanft mit
T ropfen aus Silberlicht, sie
T ränken unsere Körper,
T aumeln sinnlich und
R otieren funkelnd,
O hne Erbarmen
P rickelnd.
F antasie
E ndet
N ie.


© Birgit Burkey, www.rsd-radio.de

Dienstag, 12. Juni 2012

Buchbesprechung: Vom Wert der Kunst

Michael Findlay
Vom Wert der Kunst
Ein Insider erzählt
Übersetzt von Mechthild Barth
München 2012, Paperback, Klappenbroschur, 208 Seiten,
18x24, 48 farbige Abbildungen, 5 s/w Abbildungen
19,95 € D, 20,60 € A, 28,50 € CH, Prestel Verlag


"Allgemein gilt: Wenn etwas nützlich wird, hört es auf, schön zu sein!" Théophile Gautier (1811-1872)

LESEPROBE


Michael Findlay handelte 20 Jahre mit Kunst, ehe er 1984 zu Christie’s ging und dort internationaler Direktor der Fine-Arts-Abteilung wurde. Zunächst leitete Findlay die Abteilung „Impressionismus und Moderne Malerei“, im Anschluss war er dann für die gesamte bildende Kunst international verantwortlich. Dafür, dass er 1964 nur für 2-wöchige Ferien nach New York kam, war der Aufenthalt dann ganz schön lang. Der 18-Jährige blieb, machte sich einen Namen in der Kunstwelt und gehörte wenig später zu den ersten Händlern, die sich im Stadtteil SoHo niederließen. Der gebürtige Schotte stellte Künstler wie John Baldessari, Joseph Beuys und Hannah Wilke aus. 2000 verließ er das Auktionshaus und wurde Galerist in New York - einer der drei Direktoren der New Yorker Acquavella Galleries - und unabhängiger Experte für die amerikanische Steuerbehörde. Jetzt hat er sein Wissen und seine Empfehlungen in dem Buch "Vom Wert der Kunst" festgehalten.

Ein wichtiger Ratgeber für alle Sammler und solche, die es werden wollen, oder für Leute, die wissen wollen, wie der Kunstmarkt funktioniert.
Michael Findlay erhielt in seinem langjährigen Berufsleben als Experte in der internationalen Galerieszene intime Einblicke in die Welt des Sammelns. In „Vom Wert der Kunst” erzählt er davon, was Menschen dazu bewegt, scheinbar irrational hohe Summen für Kunstwerke zu bezahlen, nach welchen Kriterien sie sich für bestimmte Künstler entscheiden und welche Rolle die erworbenen Werke im Leben der Sammler spielen. Ratschläge, reflektierte Betrachtungen und unglaubliche Geschichten ergeben ein spannendes, witziges und immer wieder überraschendes Leseerlebnis für alle, die sich für Kunst und Sammeln interessieren. Die einzelnen Fälle sind mit Beispielbildern versehen, deren künstlerischer Ausdruck oder Farbintensität alles auflockert und anschaulicher macht.

Das Werk gibt auch einen Einblick in die Arbeitsweise internationaler Auktionshäuser und Galerien und informiert über die unterschiedlichsten Kaufmotive der Sammler. Es ist ein Plädoyer für Privatsammler und Händler, aber auch für Museen aus privater Hand, die ihre Schätze auch anderen zeigen wollen.

Michael Findlay fasst die Kaufmotive in drei Motivtypen zusammen:
Anlageobjekt - kommerzieller Wert des Kunstwerks
Prestigeobjekt - gesellschaftlicher Wert des Kunstwerks
Persönlicher Lustgewinn - persönlicher & ästhetischer Wert

Ausschnitt aus einem Interview der ZEIT:

"ZEIT: In Ihrem Buch Vom Wert der Kunst unterscheiden Sie drei Funktionen von Kunst: als Investment, als Prestige-Objekt und als Sinnenfreude. Gibt es den kühlen Kopf, der Kunst einzig als rentable Geldanlage sieht, eigentlich wirklich? 

Findlay: Manchmal erlebt man als Galerist ein interessantes Phänomen. Ich kenne viele Sammler, die Kunst nur kaufen, um Geld anzulegen oder ihre Nachbarn zu beeindrucken. Dann sitzen sie auf dem Designersofa, starren auf ihr riesiges Schwarz-Weiß-Bild von Franz Kline und denken: »Keine Farbe, und ich habe mehr als elf Millionen bezahlt!« Nach und nach beginnen sie, das Kunstwerk liebzugewinnen. Dass es den analytischen Typus immer wieder gibt, beweisen die Kunst-Investmentfonds, bei denen die Kunden ihr Geld zur Verfügung stellen und ein Berater Kunstwerke kauft, die dann bis zum Wiederverkauf in einem Depot verschwinden. Der Gewinn wird geteilt."


Ankes Fundstücke: DER LUCHS

Der Luchs

Zurück just aus dem Süden,
tat sich der Luchs verlieben.

Doch stützte er in seinem Tun -
sein Herz gehörte einem Huhn!

Zudem:

der Luchs aus Richtung Süden,
den Vögel nur erfliegen?

Des ungeacht:
das Huhn-Herz lacht!
Und freut sich auf den Luchs:
der nimmt die Angst

vor`m Fuchs


(c) Bernd D. Hadeler aus: "Poewie bitte"

Montag, 11. Juni 2012

Anspruchsvolles von ECM: A WORCESTER LADYMASS

Trio Mediaeval
A Worcester Ladymass


Anna Maria Friman
Linn Andrea Fuglseth
Torunn 0strem Ossum


ECM 2011
                 HÖRPROBE

"A Worcester Ladymass" bedeutet eine willkommene Rückkehr für das Trio Mediaeval Oslo. Es ist ihre erste neue Aufnahme seit vier Jahren ("Folk Songs" wurde im Februar 2007 aufgenommen) sowie die erste ihrer CDs seit "Stella Maris" (2005) mit mittelalterlicher Kirchenmusik. Die Klänge wirken gewissermaßen „lieblich“, aber auch deutlich rein, kühl. Drei Frauenstimmen beschreiben die früheste Polyphonie unserer mittelalterlichen Musik - lohnend zu hören.

Auf ihrem fünften ECM New Series Album präsentieren Anna Maria Friman, Linn Andrea Fuglseth und Torunn 0strem Ossum eine Rekonstruktion einer Votivmesse zu Ehren der Jungfrau Maria, basierend auf Handschriften und Fragmenten mit Ursprung in einer englischen Benediktiner-Abtei aus dem 13. Jahrhundert. Die Mönche aus der Abtei von St Marys, Worcester, sammelten die seltenen Stücke und trugen eine ungewöhnlich hohe Zahl von einzelnen Blättern und Fragmenten zusammen. Sie hinterließen unbeschädigt bis heute mehr als 100 Lieder, in vielen verschiedenen Musikstilen. Polyphonische Lieder, um die Abläufe der Messe zu bereichern, frei komponierte, kunstvoll verflochtene Stimmen in Motetten, strenge, deklamatorische Töne.

Das Trio erhebt keinen Anspruch auf historische „Authentizität“. Die drei Frauen haben sich entschieden, das Fehlen von Originalinformationen zu nutzen, um ihre interpretatorische Leistungsfähigkeit zu zeigen. Manchmal bedeutet dies die Überbrückung der Fragmente mit neuer Musik. Da die Worcester-Messe eines Credos und eines Benedicamus Dominos entbehrt, komponierte Gavin Bryars, ein Unterstützer der Gruppe seit ihren frühesten Tagen, die entsprechenden Leerstellen neu, trotz der Tatsache, dass seine Kompositionen hörbar anders klingen würden als die umgebende Musik.

Das 1997 gegründete Trio Mediaeval entwickelte sein einzigartiges Repertoire während der intensiven Arbeit an der Hilliard Summer Festivals in England und Deutschland zwischen 1998 und 2000.
"Diese drei Frauen haben erstaunlich schöne Stimmen", schrieb Robert Levine im amerikanischen Journal „Stereophile“, "mit einzelnen Klangfarben, die sich trotzdem nahtlos vermischen ... Trio Mediaeval singt mit Gefühl, Tiefe und - ich wage es zu sagen – Seele". In anderen Medien werden die klaren und ungezwungenen Stimmen, mit herrlicher Kontrolle der Intonation sowie die musikalische Intelligenz gelobt.

Aung San Suu Kyi nimmt 21 Jahre nach der Verleihung den Friedensnobelpreis persönlich in Oslo entgegen

THE LADY - Ein geteiltes Herz

mit Michelle Yeoh, David Thewlis u.a.
Regie: Luc Besson

Szenenbild


Seit 05. April 2012 im Kino!
Die birmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wird am 16. Juni 2012 endlich den Friedensnobelpreis persönlich entgegennehmen, der ihr im Jahr 1991 verliehen wurde. Die Verleihung konnte sie vielleicht vor dem Schlimmsten bewahren; nun ist sie am Ziel angekommen. Damals in ihrer Heimatstadt Rangun unter Hausarrest gesetzt, konnte sie die Zeremonie, bei der ihr Sohn die Dankesrede hielt, nur im Radio verfolgen. Für drei Tage wird Aung San Suu Kyi im Juni die norwegische Hauptstadt besuchen und kann nun im Rathaus selbst ihre Nobelpreisrede halten.
THE LADY, Luc Bessons bewegende Verfilmung von Suu Kyis Leben, wird aus diesem Anlass von vielen Kinos wieder in das aktuelle Programm aufgenommen.

Sonntag, 10. Juni 2012

Für Sie besucht: Bernd Stelters MUNDWINKEL HOCH am 5.6.2012 in Ramstein


Bernd Stelter, der jeden Mittwoch um 20:15 Uhr im "NRW-Duell" beim WDR zu sehen ist, war am 5. Juni 2012 in Ramstein im Haus des Bürgers. Seine Fans lassen ihn nicht im Stich, der Saal war voll, das Ambiente passend. Als Entree gab er eine Einführung in die Theorie der guten Laune, der Mundwinkel-hoch-Strategie, und das mit überzeugenden Zahlen. 
 
Wir denken in 9000 Bildern, darüber wickeln wir auch alle unsere Emotionen ab. Und welche Bilder sind das bitte? Eben, ein Haufen Negativbilder über die Medien, die unsere Laune wie auch die Mundwinkel runterziehen: Leid macht depressiv. Eine altbekannte Weisheit. Wer dagegen seine Software auf der Hirn-Festplatte updatet, der kommt ganz schnell in den Genuss von positiven Gefühlen und positiver Wahrnehmung. Eine leichte Übung von Stelter dazu: Mundwinkel einmal bewusst herunterziehen und in sich hineinspüren, hochziehen, und ebenfalls ... Das Resultat ist klar! Wir beeinflussen uns durch unsere Mundwinkel eklatant selbst! Die passende Lebenseinstellung dazu finden wir bei den alten Philosophen Leibniz und Voltaire, Berufsoptimisten sozusagen. Und nie vergessen: Lachen ist wie Langstreckenrudern, beides bringt enorm hohen und fast gleichen Kalorienverbrauch, wenn wir mal zwei, drei Stunden ordentlich lachen sind wir quasi von Koblenz nach Duisburg gerudert …
Lachen ist gesund. Es verbessert die Durchblutung, Cholesterin wird wie die Herzinfarktgefahr gesenkt.

Glück gibt es in vielfältigen Formen, an allen Ecken und Enden, wir können es überall einkaufen, vom Glückstee bis zum Glücksratgeber, aber Vorsicht, nicht alles funktioniert. Das Programm startete mit "Ich habe heute ärgerfrei", dann lernten wir unseren esoterischen Glückssucher mit lateinamerikanischem Mützchen und indischen Großschal kennen, der übrigens mehrmals im Programm auftaucht und leider etwas Pech auf seinem Weg hat. Zunächst ist er im Yogakurs gelandet. Sein Umdenken der Wirklichkeit: Alle Frauen gehen fremd, sagt der Pessimist, zum Glück, sagt der Optimist. Und: Meditieren ist besser als Nichtstun! Ein weiteres Rechenexempel zeigt uns den deutschen Lachnotstand, ein Kind lacht mindestens 465-mal im Jahr, ein Erwachsener 15-mal! Stelzer als Rapper und erwachsenes Straßenkind zeigt uns, warum diese Menschen nicht klarkommen können, sie leiden an Augentinnitus wegen der vielen Pfeifen überall und bekommen von Büchern Augenherpes. Unser Yoga-Man hatte mittlerweile einen Unfall, mit dem rechten Auge in eine Duftkerze mit Cappuccino-Duft gefallen. Resultat Augenklappe! Einäugigkeit eben... Besonders gelungen und beeindruckend Stelters Bemühungen um mehr Körperglück, Sexappeal ... die Fitnessmasche von Donald Burn verbrennt schon das Fett, aber nur gegen Action und viel Anstrengung!! Und die Ergebnisse oft dürftig... Ist das denn Glück?
 
 Oder das zweifelhafte Glück vom Versicherungsangestellten aus Osnabrück, dem die Normalität völlig auf den Geist geht? Nur im RTL-Reality-TV erlebt er noch was. Unser Yoga-Man taucht wieder auf - erneut verunglückt. Er rutschte glatt auf den Globuli Samuel Hahnemanns aus und brach sich den Arm. Nimmt man Schaden, wenn man sich von der herkömmlichen Medizin abwendet? Stelter ist eben nichts heilig, die homöopathische Masche muss auch dran glauben. Glücksfaktoren sind natürlich jene, die Affären wie um Wulff beenden, oder wenn Senioren mit 73 wie Gauck noch Präsident werden können. Ein sehr gelungenes Schlagerpotpourri im Stil eines Rap-Mix riss Ramstein von den Stühlen, auch der bekehrte Bauer, der zu einem normalen Sexleben zurückkehrt ... Und als der Yoga-Man dann beim Ausprobieren einer Kamasutrastellung über den Druckfehler auf S. 58 stolperte und sich noch ein Bein dazu brach war es zu spät. Nach dem Song "Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär", stehende Ovationen und ein abschließendes beruhigendes Gespräch zwischen Bernd Stelter und einem durch und durch zufriedenem Publikum ... Die Akzeptanz hätte nicht besser sein können.

BRIEFE AN DIE MÄCHTIGEN DER WELT von Marita Gerwin

Einige Schüler der Klasse 9 haben Briefe verfasst, die an berühmte und einflussreiche Persönlichkeiten in aller Welt adressiert worden sind. Hier der Wortlaut der Briefe:

Jedes Jahr beschäftigen sich alle Schüler, Lehrer und Senioren-Paten der Ruth-Cohn-Schule Arnsberg mit einem gemeinsamen Projekt. In diesem Jahr befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag „Briefe an die Mächtigen der Welt“ zu schreiben. Kriterien für die Auswahl der Personen, an die wir schreiben, waren folgende Überlegungen:

Ist die Person bekannt und ist ihr Wirken nachhaltig?


Wir Schüler bemühen uns täglich um die Übernahme von Verantwortung für unsere eigene Entwicklung. Das fällt uns besonders schwer, weil wir alle wegen Problemen im emotionalen und sozialen Bereich nicht auf Regelschulen gehen können. An der Ruth-Cohn-Schule bekommen wir die Unterstützung, die wir brauchen, um einen möglichst guten Schulabschluss erreichen zu können und in unserem alltäglichen Leben klar zu kommen. Nach unserem Verständnis gehören Sie zu den Mächtigen der Welt. Mächtig zu sein heißt auch Verantwortung zu tragen. Wir möchten gerne wissen:


Wie sehen Sie Ihre Verantwortung für die Jugend und nachfolgende Generationen?


Wir wären sehr stolz und froh, von Ihnen eine Antwort zu bekommen.


Briefe sind gegangen an:

Prof. Stephen Hawking
Präsident Obama
Ministerpräsident Wladimir Putin
Bill Gates
Seine Heiligkeit der Dalai Lama
Steve Jobs
Christiano Ronaldo
Linus Torvalds
Ban Ki-moon
Jimmy Wales
Her Majesty Elisabeth II
Seine Heiligkeit Papst Benedikt
Berthold Albrecht
Herta Müller
Green Day
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Peter Maffay

Kriterien für die Auswahl waren:

Politische Entscheidungsträger, religiöse Führer, Talent und Begabung, technische und wirtschaftliche Innovation, Fähigkeiten und Professionalität

Die ersten Antworten auf die Briefe an die Mächtigen der Welt sind inzwischen eingetroffen - und es werden immer mehr! Wir fühlen uns sehr geehrt, Reaktionen von Prof.Stephen Hawking (Professor für Astrophysik und Mathematik in Cambridge), Jimmy Wales (Gründer von Wikipedia), Bill and Melinda Gates Foundation und von Dr. Angela Merkel erhalten zu haben! Zusätzlich konnten wir uns über Antworten der Vereinigten Nationen und von der englischen Queen Elisabeth II freuen. Die spannenden Antworten finden Sie auf der Homepage der Ruth-Cohn-Schule unter folgendem Link:

http://www.ruth-cohn-schule.de/schueleraktivitaete...

Quelle: www.ruth-cohn-schule.de

Samstag, 9. Juni 2012

Buchbesprechung: ZERRISSENE ERINNERUNG von Irina Scherbakowa


Irina Scherbakowa
Zerrissene Erinnerung
Der Umgang mit Stalinismus und Zweitem Weltkrieg im heutigen Russland
Reihentitel: Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien
Bandnummer: 07
Göttingen 2010, 152 Seiten, franz. broschiert,
€ 15,00 (D), Wallstein Verlag

Aktuelle Veranstaltungen zu diesem Buch:
+ »Mit dem Verstand ist Russland nicht zu fassen«
Irina Scherbakowa, Fritz Pleitgen und Durs Grünbein im Gespräch mit Norbert Seitz Eintritt: 12 / 8,50 €
10.06.2012, um 17:00 Uhr
Neuhardenberg, Schloss Neuhardenberg, Großer Saal


+ Irina Scherbakowa nimmt als Autorin beim Internationalen Literaturfestival Berlin vom 4. bis 15. September 2012 teil.

Russlands ambivalentes und oft widersprüchliches Verhältnis im Blick auf seine Geschichte
In Russland gilt derzeit jeder kritische Blick auf die Vergangenheit schnell als Nestbeschmutzung. Wie ist es zu erklären, dass in den letzten Jahren sogar Stalin als vermeintlich »effektiver Manager« wieder salonfähig geworden ist? Was bedeutet dies für das Gedenken an den Massenterror der dreißiger Jahre, an die Schrecken des Gulag und an die Opfer zweier Diktaturen, an das Schicksal der ehemaligen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen? Welches Bild von der Vergangenheit macht sich die heutige russische Jugend? Wie steht es um den Kult des »glorreichen Sieges« im Zweiten Weltkrieg?
Diese Fragen und geschichtspolitischen Kontroversen stehen im Mittelpunkt der Essays von Irina Scherbakowa. In einem ausführlichen Gespräch gibt die russische Historikerin darüber hinaus Einblicke in ihre eigene Familienbiographie, die sie bereits in den achtziger Jahren dazu veranlasste, lebensgeschichtliche Interviews mit Opfern des Stalinismus zu führen.

Irina Scherbakowa wurde 1949 in Moskau geboren. Sie ist Historikerin, Publizistin und Übersetzerin. Ende der siebziger Jahre begann sie ihre Sammlung von Tonbandinterviews mit Opfern des Stalinismus, seit 1991 forscht sie in den Archiven des KGB. Sie ist Professorin für Zeitgeschichte in Moskau, gehört dem Kuratorium der Gedenkstätte Buchenwald in Weimar an und ist Mitglied der Menschenrechtsgesellschaft »Memorial«. 2005 wurde ihr das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Fantasien zur Nacht: DIE ERTRINKENDE von Erika Ott

Du kommst näher,
meine Augen fangen dich -
in Armen liegen ...

Dein Mannesstöhnen
der Schlüssel zur Türe,
unser Paradies

Hauche mir ins Ohr,
ich höre nichts anderes,
strömt in mich über...

Du greifst nach mir
den Ertrinkenden
rettet die Hüfte

Deine Hände,
gierig tasten sie mich ab
Steigern der Lust... 

(c) Erika Ott

Dichterhain: WELCHE FARBE HAT DER HIMMEL? von Ute AnneMarie Schuster

(c) Gabriele Springer "Evas Apfel"
Wer wäre ich, ließ ich verführen,
mein kleines Ich von einem Baum,
um den sich eine Schlange windet,
ich wär ein Nichts ganz ohne Traum.

Wer wäre ich, würd ich verzichten,
auf einen Apfel feuerrot,
den ich mit süß gespitzten Lippen,
Dir als gelebte Sünde bot.

Wer wäre ich, würd ich dran glauben,
dass alle Schuld beim Apfel liegt,
nur weil der Mund mit Saft sich füllte,
der sich nun auf der Zunge wiegt?

Ich wär ein Nichts ganz ohne Träume,
der selbst die Eva nicht verzeiht,
verlor sie doch das Feigenblättchen,
und trägt seit damals eignes Kleid.


© Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Freitag, 8. Juni 2012

2012-Szenario 2: DAS SCHWARZE LOCH von Stefan Vieregg



Wenn es auftritt ist es ungeheuerlich. Wir haben keine Chance, es würde uns komplett aufsaugen. Schlimmer als alles zuvor. Der Weiße Hai ist ein Sandkörnchen dagegen. Ja, natürlich, man würde in die Tiefe gezogen, unglaublich kraftvoll, das Bein blieb vielleicht dran, auch andere Extremitäten, kein Hai würde uns wie ein Sandwich verspeisen ... oder doch? Komplettes Zerfetzen und eine Million Stücke von jedem? In 3 Sekunden verbrannt? Die Schwerkraft und Zentripetalkraft würden uns jedenfalls in einen Sog ziehen, der sich auftun würde, um uns alle tief ins Nirwana zu ziehen. 

Mit allen geliebten und ungeliebten Mitmenschen, mit meinem Radiowecker, meiner fehlenden Zierkappe, meinen Lilien und meinem Grillfass - alles wäre erledigt. Thema erledigt. Auch für die anderen. Ist ja klar. Oder werden hier Unterschiede gemacht? Das wäre die Höhe! Nein, es gibt keine Überlebenden, denn, so schlimm es klingt, es gibt keine Erde mehr, sie hätte sich quasi nach innen gestülpt und in sich aufgelöst. Die Erde würde verschwinden, komplett, nicht nur die Schiffe, die angeblich im Schwarzen Loch versanken, nie mehr auftauchten, oder Flieger, alles ...

Allerdings, wenn es käme, müsste es ja schon da sein ... oder welcher verrückte Forscher würde es schaffen, die Teilchen so zu beschleunigen, dass die Erde sich dem Schwarzen Loch anpassen würde und weg wäre? Das schafft DESY nicht, selbst wenn die Mitarbeiter wie bekloppt beschleunigten und sich selbst auf nichts reduzieren wollten. Am Horizont täte sich wohl ein riesiger Strudel auf, der wie ein Hurricaine alles drumherum erfasste und in sein Auge ziehen würde, aber weit gefehlt, nicht dalassen würde, kaputt zwar, zerstört, tot, aber wenigstens zurück. Nein, es wäre weg, weil es ja nach innen, unten oder oben völlig verschwinden würde. Wie mit einem Strohhalm würde das Nichts uns aufsaugen und vernichten. Also, es käme auf uns zu, würde rasend schnell oder auch langsam die Ränder in die Erde drumherum fräsen, schlucken, schlucken, was das Zeug hält... Das könnten wir auch noch, um die Nerven zu beruhigen, den Whiskey, Vodka, Wein, die Maß, Limo ansetzen und leeren oder eben gefasst dem Loch in den Schlund schauen, nüchtern … Bis zu einer urgewaltigen Erfassung und Beschleunigung, tot nach wenigen Metern oder fürchterlich gequält, bis wir tot wären und runtergespült, zermalmt, zu Asche verbrannt ... Ob das jetzt alles Wasser wäre? Oder mehr Steine, Bäume, Menschen, Dinge? Magmablubbern? Und alles weg! Ein Phänomen!

Egal, auch wenn in Youtube ein Livebericht dazu zu sehen ist, diese Nichtstheorie klappt nicht. Soll es bloß mal kommen, das Loch, das schwarze. Da lassen wir die Luft raus... Die kleine, echten schwarzen Löcher von atemberaubender Winzigkeit sind dagegen irgendwie sympathisch, sie kommen überall vor, machen keinem was und existieren nachweislich friedlich vor sich hin.

Dichterhain: BAUCHTANZ von Birgit Heid

(c) Viktoria Artist



















Bauchtanz

Kindliche Kaiserin leiht ihren Lächelblick,
lodernde Tücher aus goldenem Taft schwingt sie
um sich mit freudiger Geste. Arabisch die
flotte Musik und man hört einen Fotoklick.

Staunen der Herren, auch Skepsisgesichter auf
bronzenen Körper, der Schleier liegt längst schon am
Boden, die Stöckelschuhabsätze dieser femme
äußerst gefährlich. Ihr Bauchtanz ein Schlangenlauf,


wippt ihren body, spielt Ball mit den Hüften und
Busen und klatscht in die Luft. Ihr Gesichtszug ver-
liert sich – in Wehmut und Aufbruch und Heimweher-

fahrung, so lieblich, doch einsam der Sinnesgrund,
während die Hüften erzittern, die Arme ge-
breitet, ihr Busen gerichtet, der wallenden Fee…

(c) Birgit Heid, anlässlich einer Tanzdarbietung im Rahmen der Vernissage am 18.5.2012 zur Marilyn-Monroe-Ausstellung von Rainer Magold in Bad Bergzabern

Donnerstag, 7. Juni 2012

Das 50. Todesjahr Marilyn Monroes: Marilyn in der Ausstellung von Rainer Magold



Hat sich noch die halbe Welt 1962 darüber gefreut, dass Marilyn Monroe John F. Kennedy in ihrem Minutenauftritt ein erregtes "Happy Birthday, Mr. President" entgegenhauchte - die scheinbar naive Blondine war hier schon stark psychisch erkrankt und medikamentenabhängig. Elf Wochen nach dieser Szene wurde sie am 5. August tot aufgefunden! Das Kleid, das sie bei diesem Anlass trug, wurde übrigens später für eine Million Dollar versteigert.

Prominente, wie Norman Mailer oder Billy Wilder, die sie gut kannten, urteilten über sie, sie wäre zwar wahnsinnig ungebildet und naiv gewesen, aber eben klasse. Auf Hotelbriefpapier des Waldorf-Astoria schrieb sie Träume auf. In einem davon wurde sie von ihrem Schauspiellehrer und Freund Lee Strasberg operiert. Er förderte nichts zutage außer Sägemehl. Marilyn hatte ihre Mitte und Identität schon lange verloren, sie fühlte sich wie eine Puppe: "Er hatte so viel erwartet - mehr, als er sich je hatte träumen lassen bei jemand, doch nun war da absolut gar nichts."  Alle ihre Aufzeichnungen in dem 2010 erschienen "Marilyn Monroe - Tapfer lieben" sind nichts als Versuche mit dem Ruhm klarzukommen, der Einsamkeit, der Verzweiflung. Sie hinterfragt ihre Ängste, formuliert ihr Zerbrechen an den eigenen und den fremden Erwartungen, driftet in die Grenzgebiete der Psyche ab und zeigt einen Drang, sich selbst zu verstehen und den, den man liebt. Was wohl der Anlass zu ihrem Selbstmord war wird klar, wenn man sich noch einmal diesen Substanzverlust, die Eigenwahrnehmung als leere Hülle, das Vermissen von Basis und Boden vor Augen führt. Ihre Biografie, die unklare Schreibweise ihrer Namen, das häufige Wechseln der  Namen, das allmähliche Verschieben und Verlieren ihrer Identität, die Negativerfahrungen mit einem pädophil veranlagten Stiefvater in ihrer Pubertät, der die Mutter veranlasste, sie zu einer Tante zu bringen, ihre gescheiterten Ehen machen es klar, dass sie immer auf der Suche nach sich wahr, und entsetzlich erschrak, weil sie zu wenig oder nichts - eben nur sich selbst - fand.

Mit 18 notierte sie: "Wahrscheinlich kann nur jemand, der sich sehr klar und vollständig erinnert, wie er geworden ist, verstehen, was für eine objektiv-analytische Sicht ich anstrebe und dabei nur aufgeblasen klinge mit meinen eher schlichten Überlegungen." Oder: "Es ist kein Vergnügen, sich selbst gut zu kennen oder es jedenfalls zu denken - jeder braucht ein bisschen Einbildung, um an und um den Abgrund zu kommen." ...  "Warum quält mich das so? Warum fühle ich mich als Mensch weniger wert als andere?" An einer anderen Stelle: "Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar, es gibt keine Antworten, das Leben muss man leben, und da es vergleichsweise kurz ist - (vielleicht zu kurz - vielleicht zu lang) -, bleibt mir nur die Einsicht, es ist nicht leicht." Der Leser kann viele, viele Indizien zusammentragen, warum Marilyn trotz Erfolg kein Interesse am Weiterleben hatte.
Sie war nie eine Intellektuelle, eine Dichterin, aber eine selbstreflektierte Frau. Die Püppchenproduktion der Filmindustrie widersprach ihrem Selbstbild total, sie wollte eine eigenständige Schauspielerin sein, durfte es aber nie. Ihr Verhalten und Denken legt eine Borderline-Erkrankung nahe, über die Marilyn in ihren Notizen Witze machte, sich als "Mitglied der Anonymen Borderliner" bezeichnete. Borderline gilt als ein Krankheitsphänomen, dem zu 70 Prozent Frauen verfallen: Merkmale dieses Syndroms sind ein verzerrtes Selbstbild, starke Selbstzweifel und Aggression nach innen, bei Männern Aggression nach außen.

In den Bildern Rainer Magolds kommen all diese Dinge zur Sprache, es gibt regelrecht düstere Marilyn-Darstellungen, geheimnisvolle, abgründige, aber auch leuchtend-helle und farbenintensive. Letztere ganz so, wie es ihr Schauspiellehrer Lee Strasberg in seiner Trauerrede formulierte: „Marilyn hatte ein Leuchten - Spektralfarben aus Verlorenheit, Strahlkraft und Sehnsucht -, das sie heraushob und doch alle anzog, weil jeder an dieser kindlichen, gleichermaßen scheuen und wie lebensprühenden Unbefangenheit teilhaben wollte.“ In vielen Bildern erkennt man genau diese Aussage und betrachtet sehr ausdrucksstarke und intensiv wirkende Marilyn-Momente. Mal ist der Pin-up-Gedanke weitergeführt und interpretiert, mal die roten Lippen ganz dominant im Bild oder die blondierten Haare fast künstlich, perückenhaft.

Der Mensch hinter dem Ruhm kommt zum Vorschein, die innere Biographie der Norma Jeane Mortenson. Marylin Monroe lebte die amerikanische Legende vom  unaufhaltsamen Aufstieg des mittellosen Mädchens zum Symbol des ewig Weiblichen. Und zerbrach daran.  Rainer Magold zeigt einen warmherzigen Menschen, impulsiv und scheu, sensibel und voller Versagensangst, doch immer lebensbejahend und auf der Suche nach Erfüllung. Trotz des Lebens, das man ihr aufzwang, war sie nicht verbildet und nicht verbraucht.
In den Werken von Rainer Magold wird deutlich, dass sie nie in einer Pose erstarrte, sondern ohne Gehemmtheit, aber mit einer großen Unsicherheit mit ihren strahlenden Augen Kleidung und Accessoires völlig nebensächlich machte. Er zeigt den Menschen voller Widersprüche, Fleisch gewordene Sirene und Seiltänzerin, Femme fatale, Pin-up-Girl und naives Kind, eine zarte weiche liebenswerte Frau. Marilyn Monroe, leidenschaftlich und verzweifelt, die vor allem eins wollte: geliebt werden.

Diese 130 Bilder zu Marilyn sollten eigentlich geschlossen, wie sie sind, in ein Museum eingekauft werden, weil sie so einzigartig und toll sind. Manchmal findet man es gerade schade, dass die Bilder so viele verschiedene Besitzer weltweit finden werden und es völlig unklar ist, wann die Bilder mal wieder so zusammenkommen und wirken. Am 90., 100. Geburtstag, dem 75. oder am 100. Todestag? Zeiten, über die der Künstler und wir gar nicht nachdenken mögen ...

Der Besuch der drei Ausstellungsorte in Bad Bergzabern Haus des Gastes: "Die Frau", Südpfalztherme: "Die Legende" und Galerie A. Magold: "Manche mögens heiß" rentiert sich auf alle Fälle und inspiriert manchen zum Kauf dieser eindrucksvollen Gemälde mit gehobenem Anschaffungspreis. Noch bis 17.06.2012 kann man das Städtchen erwandern und dreimal Marilyn so stark wie nie erleben...


Fantasien zur Nacht: BLEISCHWER von Erika Ott

Bleischwer die Augen,
pulsierendes Federleicht
meines Glücks

Aus der Ferne
Denken und Nachfühlen
dieses Augenblicks

Goldene Schale
des Mondes - den Wein
der Liebe trinken

Auf dem Kissenschiff
mit dir zu neuen Ufern
Palmen finden

Saugende Küsse,
deine Zunge hat Arme -
gespreizte Beine ...

(c) Erika Ott

Neues von den Meerbewohnern: Mallorca und China

Mallorca hat viele Fans und Liebhaber, doch viel interessanter als die Frage, ob wir Mallorca mögen oder nicht, ist doch die Frage: Mögen uns die Mallorquiner? Was hält der Barmann am Ballermann von den von Alkohol und Sonne geröteten Strandurlaubern? Und zeigt der Gärtner Verständnis für das seltene Nutzen der Finca durch die Eppendorfer Zahnarztfamilie? Und was denkt der singende und tanzende Entertainer in der Bar wirklich über seine Zuhörerinnen?  Auch im Heft: Gänzlich ohne Magie, aber höchst interessant und exotisch zeigt sich die Küste Chinas. mare zeigt auf 17 Seiten Tausende Kilometer Unbekanntes – Meereslandschaften, die der junge chinesische Fotograf Zhang Xiao in einem preisgekrönten Langzeitprojekt dokumentiert, und mare-Autor Justus Krüger, profunder Chinakenner mit Wohnsitz in Hongkong, erklärt anschaulich, warum das "blaue", das maritime China einst so wichtig war und heute wieder Hoffnung ist.