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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 22. Juni 2015

Wie war's bei ANALOGUE EYE. STONE KRAAL. DRIVE-IN THEATRE in Mannheim?

(c) NTM

Samstagabend im Rahmen der 18. Schillertage konnte der abenteuerlustige Theaterbesucher wieder ein schönes Outdoor-Experiment des Nationaltheaters erleben. Dieses Mal im Autokino der ehemaligen US-Wohnstadt Benjamin Franklin Village in Mannheim-Käfertal/Wald. Hier lebten 8.000 US-Amerikaner wie in einer Heimatstadt mit allem, was der amerikanische Mensch so braucht und liebt. Von unzähligen Kinderspielplätzen zwischen den Blocks, über Kirche, Schulen, Jugendzentrum bis zum großen Supermarkt, Burger King und Stadion inklusive strenger Bewachung war alles in dieser 2012 verlassenen Stadt verwirklicht. Man könnte praktisch problemlos die Einwohner der beiden kleinsten Städte von Rheinland-Pfalz Cochem und Kusel in dieses Gelände umziehen, sie unter Artenschutz stellen, wenn es nicht noch wichtigere Biotope gäbe! Oder eben 8.000 Flüchtlinge zentral unterbringen ...


(c) Stefan Vieregg
Das Gelände unterliegt nun Konversionsplänen, Umbau und Besiedlung in der postmilitärischen Phase. Es dient auch der Kultur. So einer gerade eröffneten Ausstellung ...NOW YOU SEE ME, NOW YOU DON'T mit Fotografien von Simon Fidelis Jr., Gontse Phatstoki More, Lebohang Kganye, Madoda Mkhobeni, Andile Buka, Sipho Gongxeka**** Die Künstler wollen den Blick öffnen für unkonventionelle Sichten, Dinge zeigen, die leicht aus dem Blickwinkel verschwinden. 

Ponte Tower von Andile Buka.
(Abfotografiert) 
Darunter auch das 54 Stockwerke umfassende Gebäude Ponte City/Tower in Johannesburg im Stile eines hohlen Turms, der auf kleinem Raum eine hohe Population ermöglicht. 173 m hoch und 1975 erbaut, war es eine Nobeladresse, dann ein Bandenwohnort und ist nur schwer wieder aufzuwerten. Die WELT nannte es das "böseste Hochhaus der Welt". Es ist das höchste Wohngebäude Afrikas und das zweithöchste aller Gebäude in Afrika und Südafrika. Allerdings nur eine Kleinausgabe des X-Seed 4000 - das ist ein 4 km hoher Stahlberg, der für mehr als 1.000.000 Menschen auf einer 600 Meter dicken, schwimmenden Stahlkonstruktion vor der Küste Japans gebaut werden soll. Ein gigantisches Stahlgitter mit magnetischen Aufzügen für über 200 Menschen. Das Spektrum der Ausstellung reicht über Slumdetails bis Porträts, keine große Ausstellung, aber einige sehr schöne Fotos dabei.





Am späten Abend gab es ab 22 Uhr ANALOGUE EYE als POP-UP-DRIVE-IN THEATRE von BRENT MEISTRE zu sehen, der damit tourt und Anfang Juni 2015 in Wien beim VIS Vienna Independent Shorts seine Europa-Premiere hatte. Mit einem Projektor auf dem Dach eines Pickups werden die Filme auf eine große Leinwand projiziert, in Anlehnung an die afrikanische Tradition des rollenden Kinos hier europäisch konzentriert auf einen eingeschlossenen Ort (Stone Kraal) wie ein afrikanisches Dorf in der amerikanischen Geisterstadt. Gäste durften in Mietautos sitzen oder im Tourist-Doppeldeckercoupé-Bus, der aber ziemlich hinten und abseits stand, aber auch direkt vor der Leinwand in Liegestühlen. Aufgrund der kühlen Temperatur nur mit Plaids auszuhalten, die gestellt wurden. Ein kleines Catering half über den Hunger und Durst. Mit dem eigenen Wagen einfahren ging aufgrund der strengen Bestimmungen nicht, daher wurde ein Busshuttle eingerichtet, der um 20:30 Uhr auch eine Sightseeing-Tour durch die Geisterstadt integrierte.




BRENT MEISTRE hat aus verschiedensten Genres und Filmtechniken, vom Art-Video über das Handy-Movie bis zum 16-mm-Film, zwei thematische Abende zusammengestellt. Die deutsche Erstaufführung von STONE KRAAL, das am 20.06. lief, war am 13. Juni. Der zweite Teil LOST IN THE WAVES war am 14. und 19. Juni zu sehen. Beide Programme geben einen Eindruck vom Schaffen junger afrikanischer Künstler. Brent Meistre sammelte in Galerien, Internetplattformen und Videotauschbörsen cineastische Kunstwerke afrikanischer Künstler ein und zeigt sie an einem Offline- und unerwarteten Ort: Die Fahrt dorthin in Mannheim durch verbotenes Gelände, aber wieder Verknüpfung mit Medien, Ton aus dem Radio im Auto, Projektionstechnik, Open-Air-Kino mit anderen, teilweise fühlbar in der Nähe, teilweise abgekapselt in Autos.
Der Kraal ist eine wichtige Metapher für gesichertes Leben im Flüchtlingszeitalter, mindestens 51 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Aggressoren. Der Kraal war ein Ort des Schutzes, gerade auch in Afrika. Die moderne Architektur und Siedlungspolitik macht jedoch unpersönliche Konstrukte daraus, Begegnung steht ganz hinten an. Siehe hierzu als Extrem auch das erwähnte X-Seed 4000 oben. Der Kraal ist aber auch ein Ort in der Utopie, der das Zusammenleben nach Menschenrechten, ohne Fremden-, Rassen- und Religionshass erlaubt.


EQUILIBRUM/France von Sean Hart 

JOURNEY TO THE CENTRE OF THE CAPRICORN/Mosambik
von Rui Tenreiro
Die einzelnen Filme sprechen für sich, werden aber klarer, wenn man die Erläuterungstexte dazu kennt. Dennoch kann man eigene Sichten gewinnen. Allesamt haben experimentellen Charakter, viele arbeiten mit technischen Verfremdungen und Effekten, was auch die gesamte sichtbare Aussage bleibt. Wie zum Beispiel [DIS]CONNECT 2 aus Nigeria, Zusammenfließenlassen und Trennen von Spiegelbildern, EQUILIBRUM aus Frankreich arbeitet mit Montage eines drehenden Messers und dem scheinbaren Jongleurakt auf der Handfläche/Nase von Jungen und jungen Männern, Bedrohungen, Gefahr von Verletzung immer vorhanden. DANCER OF TIME aus Frankreich mit Übereinanderlagerung von Filmsequenzen aus dem Straßenverkehr, der sich wie die Fußgänger in unterschiedliche Richtungen bewegt. Kontrastierend geht ein Junge langsam, aber eisern seinen Vorwärts-Parcours im Quadrat. SHELLSHOCK, eine 1-minütige Performance aus Südafrika, lässt Patronenhülsen an einer Mauer abprallen - vergeblicher Widerstand, hilfloses Wehren. Das algerische Video UNTITLED zeigt die Vergeblichkeit eines Frauenaufstandes ohne Ziele, die Demoplakate sind leer. Alles verläuft im Sand. JOURNEY TO THE CENTRE OF THE CAPRICORN aus Mosambik stellt einen Albino-Jungen im stummen Dialog mit einer Riesenmaske, einem schrecklich wirkenden schwarzen Menschen dar. Albinos, bei denen Farbpigmente in Haut, Haaren und Augen teilweise ganz oder nur teilweise fehlen, gelten in einigen Teilen Afrikas als Glücksbringer und Vorboten von Reichtum. Perverserweise werden ihre Körperteile für Rituale benötigt und daher für umgerechnet rund 500 Euro verkauft, ein ganzer Leichnam sogar für bis zu 65.000 Euro. Der Junge bietet einen Regenwurm/Tausendfüßler vielleicht als Zutat für die Zauberei an oder als Zeichen für die Überlebensfähigkeit der Betroffenen bei Verletzung. In VABVAKURE hat GERALD MACHONA eine Metapher für die Situation in Südafrika nach 2008 geschaffen, indem er eine Maskeradentradition aufgreift, einen Afronaut analog zum ersten Mann auf dem Mond schafft, der Wasser sucht, um die Afrikapflanze Zuckerbaum anzupflanzen, schließlich die Welten aus der Wüste in die Stadt wechselt, aber nur ein beklatschtes Theaterstück schaffen kann, bei dem er sich in Luft auflöst. Nur die Afronautenuniform bleibt liegen. Das Moderne bleibt, die Tradition und der Mensch sind weg. In CAPE MONGO aus Südafrika wandert Zille, ein zahmer Drachen aus Altpapier, durch Afrikas Recyclingmüll-Landschaften und Stadtgebiete. Das A77A PROJECT aus Ägypten lässt Anubissupermänner, Batmans und Osirisse als Figuren der Präsidenten durchs Land laufen, während die wirklichen Helden des Alltags nicht repräsentiert sind. Anspielung auf Nasser und seine Erfolglosigkeit. In FLUORESCENT SIN aus Kenia kommt ein Transvestit/Drag-Queen in einen historischen Bahnhof und hält einen Vortrag, in dem die eigene Rolle reflektiert wird. Nach einem Tränenausbruch des Transvestits bemerkt eine alte Frau und Zuschauerin: "Wer auch immer es ist, den du beweinst, er hat es nicht verdient!" Danach entspanntes Lachen, gemeinsames Zigarettenrauchen, wohl auch die schwierige Lage der Schwulen in Afrika im Blick, die teilweise extrem verfolgt und bestraft werden.
Im Anschluss an die Vorstellung war auf bermuda.funk das Publikumsgespräch zu hören, das auch bei Youtube zu finden ist (siehe unten).

Ein sehr interessanter Abend in einer leeren Stadt, die Wohnort für Tausende von Menschen war und wieder werden wird. Ein Programmpunkt, der viele Denkanstöße gab, die noch besser zum Tragen kommen, wenn man die Kontexte nachliest oder die Sendung hört.




Montag, 20. April 2015

Nationaltheater Mannheim: Vorverkauf des Neuen Mannheimer Rings 2016 gestartet



 
Der Neue Mannheimer Ring in der Regie von Achim Freyer und unter der musikalischen Leitung von Dan Ettinger wird im Mai 2016 wiederaufgenommen. Vom 21. Juni bis 2. Juli 2016 wird der Ring im Zyklus aufgeführt. Der Vorverkauf für den Zyklus startet am 17. April 2015.
Zuschauer, die den Zyklus anschauen möchten, erhalten zwischen dem 17. und 23. April 2015 ein Vorkaufsrecht. Ab dem 24. April 2015 sind dann auch Einzelbuchungen der vier Teile möglich.

Die Termine:

Vorstellungen in der Spielzeit 2015/2016:
Das Rheingold              21. Mai 2016, 29. Mai 2016
Die Walküre                    26. Mai 2016
Siegfried                          5. Juni 2016
Götterdämmerung     18. Juni 2016, 28. Juli 2016

Aufführung des Zyklus in 2015/2016:
Das Rheingold              21. Juni 2016
Die Walküre                    24. Juni 2016
Siegfried                          26. Juni 2016
Götterdämmerung     2. Juli 2016


Zur Einstimmung auf die kommende Spielzeit wird in der laufenden Spielzeit Die Walküre wiederaufgenommen. In der Vorstellung am 26. April 2015 sind John In Eichen (Hunding), Galina Shesterneva (Brünnhilde), Estelle Kruger (Ortlinde), Astrid Kessler (Siegrune) und Ludovica Bello (Rossweiße) erstmals in ihren Rollen in Mannheim zu hören.

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Freitag, 20. Februar 2015

Nationaltheater Mannheim: Premiere von EMILIA GALOTTI am 28.02., 19:30 Uhr

Emilia Galotti und das Thema der Verführung
(Schulinszenierung aus Hannover)


Emilia Galotti 
von Gotthold Ephraim Lessing
Premiere am 28. Februar, 19.30 Uhr, Schauspielhaus


Der Prinz von Guastalla verliebt sich in Emilia Galotti, die Tochter eines Obersts und Verlobte des Grafen Appiani, und beauftragt seinen Kammerherrn Marinelli ihm das junge Mädchen zu verschaffen. Auf dem Weg zu ihrer Hochzeit lässt Marinelli Emilia und den Grafen Appiani von Banditen überfallen. Bei diesem fingierten Anschlag stirbt Appiani und Emilia wird zu ihrer vermeintlichen Rettung in das Lustschloss des Prinzen gebracht. Marinellis Plan scheint aufzugehen. Unter dem Vorwand, dass der Überfall erst gerichtlich aufgeklärt werden muss, bleibt Emilia in den Händen des Prinzen…
Lessing macht in seinem Trauerspiel aus dem Motiv der römischen Virginia eine bürgerliche Emilia, weil er überzeugt ist »dass das Schicksal einer Tochter, die von ihrem Vater umgebracht, dem ihre Tugend werter ist, als ihr Leben, für sich schon tragisch genug, und fähig genug sei, die ganze Seele zu erschüttern.«
Es inszeniert Elmar Goerden, der in Mannheim bereits bei Henrik Ibsens Die Wildente Regie führte.

Inszenierung: Elmar Goerden-Bühne: Silvia Merlo / Ulf Stengl – Kostüme: Lydia Kirchleitner – Musik: Helena Daehler –Licht: Robby Schumann – Dramaturgie: Ingoh Brux

mit Helena Daehler, Katharina Hauter, Anne-Marie Lux, Anke Schubert, Ralf Dittrich, Reinhard Mahlberg, Klaus Rodewald, Matthias Thömmes

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Spezialprojekt von 08.10. bis 30.10.2014 in Mannheim: TRACING TALES

Mannheim, Wohnanlage Herzogenried: Am Brunnengarten 16


TRACING TALES (UA)
Text Clara Ehrenwerth + Inszenierung und Ausstattung Anna Fries + Sounddesign Mathias Prinz + Technische Leitung Robin Krause + Technik Sebastian Arnd
 Wir müssen uns keine Illusionen mehr machen: Die Gedanken sind frei – alles andere wird überwacht, gespeichert, ausgewertet. Jeder, ob Digital Native oder Netzskeptiker, ist betroffen, jede weiß Bescheid. Mehr und mehr Verantwortung wird an die Algorithmen übertragen, die als ungreifbare und übermächtige Strukturen hinter allem thronen und längst eigenständige Entscheidungen treffen.
Um Gesundheit, Produktivität oder Partnerwahl zu optimieren, vertrauen sich viele von uns den Algorithmen bereitwillig an – Selbstvertrauen und Bauchgefühl werden durch Datenerhebung und Analyse ersetzt. Aber was passiert, wenn wir die Kontrolle über Körper und Geist an eine scheinbar neutrale Instanz auslagern, um bessere Menschen zu werden? Wenn eine Stelle über alle persönlichen Informationen verfügen kann – wie zuvor nur Gott und sein Pendant in der Literatur, der allwissende Erzähler, der die Puppen ganz nach Belieben tanzen, kämpfen und leiden lässt?
TRACING TALES begibt sich auf die Suche nach den Geschichten, zu denen unsere Daten zusammengefügt werden – und nach ihrem Erzähler, der ihre einzelnen Teile jederzeit beliebig neu interpretieren kann. Die ZuschauerInnen spielen sich gemeinsam und einzeln durch die Geschichten von vier Figuren, spielen gemeinsam und einzeln darum, ihr Bestes zu sein. 
Das Künstlerkollektiv machina eX baut Hybride aus Illusionstheater und Point'n'Click-Adventure. Für die Internationalen Schillertage 2013 entstand die Arbeit BLIND VARIATION #3. Aktuell kooperieren sie im Rahmen des Doppelpass-Fonds der Kulturstiftung des Bundes mit dem FFT Düsseldorf unter dem Namen »Game ON Stage«.

Spielort Wohnanlage Herzogenried: Am Brunnengarten 16, 68169 Mannheim:
Parkmöglichkeiten in der Straße Zum Herrenried. Öffentliche Anfahrt mit den Straßenbahnlinien RNV 4 und RNV 5 (bis Grenadierstraße, 5–10 Minuten Fußweg) bzw. mit den Buslinien RNV 60 (bis Sandgewann) oder RNV 61 (bis Hochuferstraße). Von dort den Beschilderungen folgen.
Pro Vorstellung 4 Zuschauer möglich ∙ Karten nur im Vorverkauf erhältlich; keine Abendkasse

Mit freundlicher Unterstützung der GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft

Dienstag, 10. Juni 2014

Veranstalterbilanz THEATER DER WELT 2014



Matthias Lilienthal, Intendant des
Theaters der Welt 2014. Ab 2015 Intendant
der Kammerspiele in München
Die Veranstalter von Theater der Welt 2014 – ein Festival des Internationalen Theaterinstituts – im Nationaltheater Mannheim meldet rund 26.000 Besucher und eine Auslastung von über 93 %. Regionale, überregionale sowie internationale Besucher, Fachpublikum und Pressevertreter haben über 100 Veranstaltungen besucht.
Es wurden 70 Produktionen, etliche Vorträge, ein Performing Arts Campus und ein umfangreiches Musikprogramm geboten, kuratiert vom designierten Intendanten der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal. Das Angebot war eine Auswahl der aktuellen Tendenzen zeitgenössischer Theater-, Tanz- und Performancekunst aus aller Welt.
Nicolas Stemann eröffnete das Festival mit der Uraufführung des Textes „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek. Darüber hinaus zeigte das Festival Uraufführungen von Toshiki Okada, Philippe Quesne und Markus Öhrn sowie 5 Deutschlandpremieren, 6 Europapremieren und zahlreiche internationale Gastspiele.

Mit den Stadtraumprojekten X Firmen und HOTEL shabbyshabby wurden zwei große Projekte eigens für die Stadt Mannheim entwickelt.
 
Es handelt sich wirklich um ein besonderes Festival, dem eigentlich nur eine Art Dauer-Festivalpass fehlt, damit Theater-, Tanz-, Musikbegeisterte auch wirklich überall reinschnuppern können, wo es ihnen Spaß macht.

Samstag, 7. Juni 2014

Wie war's bei SADDAM HUSSEIN - EIN MYSTERIENSPIEL in Mannheim?


(c)  Eyal Landesman

Gestern Abend, den 06.06.2014, konnte man in Mannheim, in der Montagehalle Werkhaus eine wirklich einmalige Erstaufführung in Europa im Rahmen der Theater der Welt-Tage sehen. Auf dem Weg passierten ein paar Dinge, die man tatsächlich mit der Lage Israels im Fokus der umliegenden Feinde annähernd assoziieren konnte. Auf der Autobahn crashten zwei Hochgeschwindigkeitsfahrer auf der gegenüberliegenden Seite, es sah aus, also ob sie getroffen worden seien, plötzlich Detonation, Rauch, Staub .... In Heidelberg explodierte eine Gasleitung, was die Straßenbahn 5 außer Kraft bzw. in starke Verspätung setzte. Und Journalisten aus Frankfurt blieben im ICE mit Verspätung stecken. Der ganz normale Alltag in einer israelischen Stadt zum Bespiel, die dauernd mit Raketenbeschuss und Terroranschlägen rechnen muss.
(c)  Eyal Landesman

Die Europapremiere fand erst 30 Minuten später statt. Und war sehr sehenswert. Yonatan Levy, ein begehrter avantgardistischer israelischer Regisseur in Tel Aviv, hatte mit jüdischem Humor ein Stück gezeigt, dass so tiefgründig, entlarvend, erniedrigend und poetisch war, gleichzeitig eine Persiflage auf den Herrscher Saddam Hussein und seine leiblichen Söhne Usai und Qusai (im Irakkrieg gefallen) sowie ein Diener Gilad, dass man sich wunderte, mit welcher Direktheit und gleichzeitig auch wieder mit welch dezentem Respekt der egomanische Herrscher des Irak in den Fokus der Veräppelung rückte. Auf den Arm genommen und gewiegt in jüdischen Armen der bemitleidenswerte Saddam, ein Egozentriker, ein Feigling, ein Aufschneider, ein Daseinsgenießer (insofern auch ein Sufi), ein Verrückter. Hussein musste zwangsläufig seinen Größenphantasien erliegen, wie letztes Jahr Muammar al-Gaddafi. Saddam, der den Angriff 09/11 am Tag danach lautstark begrüßte und den USA weitere Angriffe wünschte, der Beschwörer des Untergangs der USA, der Ursurpator Kuwaits, Angreifer des Irans und Giftgasfeldherr gegen die Kurden, forderte die USA zum Krieg in den Ring und ging nach wenigen Minuten Beschimpfungen zu Boden. 

Eine Messe für Saddam, den Herrscher, der das Maul zu voll nahm, mit Weihrauch und verrückter Poesie, teilweise fantastisch poetische Aussagen mit hohem dichterischem Anspruch... Das Mysterienspiel nebelte Saddam und seine Söhne/Doppelgänger im roten Sufi-Rock und roten Baret auf dem Kopf in Weihrauch und Zigarettenrauch ein. Nach orientalischer Manier wird geraucht bis zum Anschlag. Saddam und seine drei Doppelgänger zelebrieren seine Selbstbeweihräucherung. Er lässt sich huldigen und zeigt sich despotisch. Man weiß, wie er und seine Söhne sich im eigenen Staate aufführten. 

Befragt, was Saddam für sie ist, sagen die Doppelgänger "ein Lampenschirm", "das Meer, die Mole, der Sturm über dem Hafen" und "das Nichts!" Der Doppelgänger verbessert sich, nicht ein Nichts, sondern die Gottheit, die alles regiert, in allem ist und in nichts. Er herrscht über Tod und Leben, erschießt, schießt an (daneben geschossen) und richtet sich selbst, wie es ihm passt, alle leben natürlich weiter. Die völlig affektierte Selbstüberschätzung wie auch bei Gaddafi, wird betont durch eine Szene, in der er ein rohes Herz verlangt: "Bringt mir ein Herz, ein Löw(inn!!)enfell, darein sich zu schlagen - dort sei der Diamant". 

Die Reime haben - sofern Saddam spricht - fast immer den Anschein von Bullshit-Poesie, aber bei kommentierender oder gegnerischer Mitteilung auch sehr logische Reime, voll Könnerschaft geschmiedet. Auch George Bush Jr. tritt auf ...  der Kampf ums Öl zwischen Saddam und Bush mystisch-poetisch-bizarr. Bush: "Es wichst zum letzten Mal ein Pavian im Bunker!" 
(c)  Eyal Landesman
Das Öl wird zum Wasser der Unterwelt, des Teufels und Leviathans, und des antiken Hades. Es fließt wie Blut in den Adern der Erde, die überall auf der Welt das Leben von Ländern, Industrie, Energieerzeugung, Produktion, Betreiben von Maschinen etc. ermöglichen. Der "Teerdotter, Schmalz aus den antiken Königen des Orients ist das Mahl für Saddam". Öl ist es, was für alle Beteiligten begehrt und wichtig ist, es wird ihm weggenommen. Der Herrscher ist obendrein leider ungebildet ... der große Herrscher, drum kriegt er das Reifezeugnis nachgeliefert durch eine gestellte Befragung. Man ist so manchmal geneigt an die Prüfungen der Realschule plus so mancher Bundesländer zu denken. Der Irak-Krieg wird von Levy auf ein Schimpfgefecht zwischen Saddam und Bush heruntergefahren - von Saddams "Ich spritze Kot auf dein Gesicht" bis zu Bushs " Ich fresse deine Frau, lutsche ihre Knochen." Nach diesem Stellvertreterkampf der Despoten und verrückten Herrscher das Ende: "Irak ist gefallen."

Das Ende dauert lang. Vielleicht eine Anspielung auf die Verhörzeit zwischen der Festnahme Saddams im Dezember 2003 und seiner umstrittenen Verurteilung und Hinrichtung durch ein irakisches 9-Richter-Gremium am 30.12.2006. Saddam steigt hinab in die Unterwelt zum heiligen Öl, hier nun aus dem Kot der Kormorane am Persischen Golf bestehend. "Süßer ist Öl als Dattelhonig", wird gefrozzelt. Und er wird verhöhnt, dass Bush eben den größeren Penis gehabt und Saddam schlichtweg diagonal "gefi***" hätte. Diese mal auf schwules Niveau gehobene Hassliebe der Herrscher hat ihre eigene Note. Wer f*** wen? Hussein wird Bestandteil des Öls, hält nach moslemischer Manier nur diese eine Schlacht für verloren und vertraut wie die - wir denken an die vor 1000 Jahren von den Kreuzzügen heimgesuchten - türkischen und arabischen Völker auf die Kraft der Geschichte. Damals, knapp 70 Jahre nach der Heimsuchung warfen die überrollten Völker des Orients die Christen aus Jerusalem. Ihr Glaube, dass sie dereinst erstarkt den Sieg davontragen würden, hatte gerade den Feldherren, die zu Beginn unterlagen, Jahrzehnte später geholfen, gewaltig aufzuräumen. Eine kleine Ehrenrettung für Saddam, ein tröstliches "Es ist noch nicht aller Tage Abend". Dennoch ist hier klar, dass die Verwandlung zu Öl das Schicksal aller weltweit ist. Und es dauert Millionen von Jahren bis sie so weit sind ... Auch Hitler wird in viel Jahren als unbedeutender Brennstoffbestandteil verheizt oder in einem Kunstfaserteil stecken.    

Ein solches Stück, randvoll mit fast schon kriegspsychologischer Verhöhnung, sieht man nur alle paar Jahre auf der Bühne ... Die 250 Zuschauer in der Montagehalle, die bis auf den letzten Platz ausverkauft war, gaben langen und jubelnden Beifall für diese geistreiche, freche und doppeldeutige Auseinandersetzung mit dem Diktator, der sein ganzes Volk mit sich in den Abgrund reißen wollte wie Hitler. Großes Lob für Yonatan Levy, der dieses Stück so treffend realisiert und betextet hat. Ein Meisterwerk.

Vorletzter Tag THEATER DER WELT 2014 in Mannheim mit sattem Programm

Samstag
07.06.2014
11:00 Uhr - 12:00 Uhr
Die Goldbergs
stepX. Tanz für junges Publikum
: Sabine Seume. Ensemble., Düsseldorf
Schnawwl
Alter 6+
Die GoldbergsTheater der Welt
Samstag
07.06.2014
15:00 Uhr - 16:00 Uhr
1-2tje / 1-2s Encounters of two dancers
stepX. Tanz für junges Publikum
De Stilte, Breda
Theater Felina Areal
Alter 4+
1-2tje / 1-2s Encounters of two dancersTheater der Welt
Samstag
07.06.2014
15:00 Uhr - 16:00 Uhr
Woman know your Wardrobe
stepX. Tanz für junges Publikum
Don*Gnu, Århus
Tanzhaus, Alstom-Gelände Käfertal
Alter 10+
Woman know your WardrobeTheater der Welt
Samstag
07.06.2014
Double Shooting
Installation vor dem Nationaltheater
Rabih Mroué
Festivalzentrum
Double ShootingTheater der Welt
Samstag
07.06.2014
HOTEL shabbyshabby
Stadtraumprojekt
raumlaborberlin, Berlin
Theater der Welt
Buchung nur über die Theaterkasse möglich
HOTEL shabbyshabby Theater der Welt
Samstag
07.06.2014
19:30 Uhr - 20:35 Uhr
Vortex Temporum
Gastspiel
Anne Teresa De Keersmaeker / Rosas und Ictus, Brüssel
Schauspielhaus
Vortex Temporum Theater der Welt
Samstag
07.06.2014
20:00 Uhr
Das Mannheimer Geräuschorchester #1
Szenisches Konzert frei nach Edgar Allan Poes »Die Maske des roten Todes« - Uraufführung von und mit 100 Mannheimer Bürgern
Opernhaus
Künstlerische Leitung Anselm Dalferth / Johannes Gaudet
Video Thilo David Heins
Premiere
Das Mannheimer Geräuschorchester #1Bürgerbühne
Samstag
07.06.2014
20:00 Uhr - 21:00 Uhr
Woman know your Wardrobe
stepX. Tanz für junges Publikum
Don*Gnu, Århus
Tanzhaus, Alstom-Gelände Käfertal
Alter 10+
Woman know your WardrobeTheater der Welt
Samstag
07.06.2014
20:00 Uhr - 20:50 Uhr
Saddam Hussein - A Mystery Play
Europa-Premiere
Yonatan Levy / HaZira, Tel Aviv / Jerusalem
Montagehalle Werkhaus
Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung
Saddam Hussein - A Mystery Play Theater der Welt
Samstag
07.06.2014
20:00 Uhr - 21:30 Uhr
Turbulence (a dance about the economy)
Gastspiel
Keith Hennessy / Circo Zero, San Francisco
Probenzentrum Neckarau
Turbulence (a dance about the economy) Theater der Welt
Samstag
07.06.2014
22:00 Uhr - 22:50 Uhr
Macho Dancer
Gastspiel
Eisa Jocson, Manila
Studio
Macho Dancer Theater der Welt
Samstag
07.06.2014
23:00 Uhr
Glaspalast
Theater der Welt 2014 : Party- & Konzertreihe
Konzert Anarchicks, DJ QMassaka
Festivalzentrum
Eintritt frei
Theater der Welt