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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 29. August 2012

Dichterhain: EISZEIT von Ute AnneMarie Schuster

(c) Gabriele Springer: Anders - Roter Mond



















Eiszeit

Auch wenn ich bloß und nackt hier sitze,
so bin ich doch warm eingehüllt,
in einen Schleier ganz aus Seide,
der meine Hitze wohlig kühlt.

Glaub nicht, dass ich im Eis erfriere,
nur weil ich nackt mich präsentier,
ein Mensch wie ich wird stets verschweigen,
wie es ihm geht,
im Jetzt und Hier.  

© Ute AnneMarie Schuster

Donnerstag, 23. August 2012

Dichterhain: DICHTEN UND DENKEN, ein Essay von Volker Friebel

Dichten und Denken



Martin Heidegger
Martin Heidegger meint in seiner Vorbemerkung zu einer CD mit gesprochenen Hölderlin-Versen: „Dem Sinnen und Denken liegt nur das eine ob: Dem Dichten vorzudenken, um dann vor ihm zurückzutreten.“ Das Denken setzt danach einen Rahmen, in dem sich das Dichten bewegen kann, der Dichtung hält, damit sie nicht in eine haltlose Irre gerät.

Im Text oder im Lied kommt Dichtung unmittelbar zum Ausdruck, Gedicht und Lied sind Dichtung. Zwischen Wissenschaft und wissenschaftlichem Text dagegen gibt es eine Differenz. Der wissenschaftliche Text ist ein Bericht über das Ergebnis wissenschaftlichen Handelns, er ist nicht selbst Wissenschaft. Wissenschaftliche Texte wollen Wissen übermitteln, etwa in Form von überprüften und intersubjektiv für „wahr“ erhobenen Behauptungen (Hypothesen). Denn Wissenschaft hat einen universellen Anspruch. Sie trachtet danach, auf Behauptungen zu kommen, denen alle Menschen zustimmen können und andere, konkurrierende Behauptungen auszuschließen.
Der alte Hölderlin

Dichterische Texte mögen manchmal in der Form genauso erscheinen, ihre Absicht ist aber eine andere, denn in der Dichtung können durchaus viele Wahrheiten nebeneinander existieren. Das Gedicht stellt eine Herausforderung an den Leser, sich selbst mit seinen eigenen Anschauungen und seinem eigenen Erleben an diesen Texten zu prüfen, sich so über die eigenen Anschauungen klarer zu werden und Worte für das eigene Erleben zu finden, Worte des Wiederfindens oder des Widerspruchs.

Ob der Leser widerspricht oder zustimmt, ist dabei für das Gedicht nicht wichtig; wichtig ist, dass es in eine Auseinandersetzung führt. Insofern will auch Dichtung die Weltsicht des Lesers erweitern und klären – aber nicht durch zu übernehmende Wahrheiten der physikalischen Welt, sondern durch die Herausforderung der subjektiven Wirklichkeit.

© Volker Friebel
Er wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Aus: Die sieben Töne des Waldes. Gedichte, Haiku und ein Essay. 2011

Mittwoch, 15. August 2012

Dichterhain: OZEANE von Birgit Heid

Pressefoto BASF

Ozeane

Du bist ein nimmersatter
Bauherr kennst dich in
Statik aus im Zusammen
fügen von Material hast
Holz und Glas mit Backstein
kombiniert und dies alles
weil du eine Brücke
bauen wolltest über Ozeane
und Gebirge über die
grenzenlose Stille
unermüdlich setztest du die
Steine und eines Tages
warst du bei mir angekommen
deine Stimme glitt über
den Steg und wir hielten
uns weil sie ein wenig schwankte.

(c) Birgit Heid


Montag, 30. Juli 2012

Newcomer des Monats: AN JEDEM TAG EIN HAIKU von Birgit Heid


Birgit Heid
An jedem Tag ein Haiku.
Kleine Atempausen
Norderstedt 2011, 132 Seiten, broschiert,
8,90 €, Books on Demand
ISBN-10: 3842373317
ISBN-13: 978-3842373310

Haiku sind eine beliebte Form des traditionellen japanischen Kurzgedichtes. Sie stellen ein Naturdetail unter jahreszeitlicher Betrachtung in den Mittelpunkt und knüpfen eine Reihe von weiteren Ideen daran. Man kann mit Haiku innehalten und abschalten, nachdenken und sinnieren. Sie stellen die kürzeste Literaturform überhaupt dar. Haiku möchten den Leser/die Leserin kontemplativ berühren. Birgit Heids 366 Haiku für jeden Tag sind in ihrer südpfälzischen Heimat, darüber hinaus im Hochschwarzwald und im Chiemgau entstanden.


Birgit Heids Gedichte gefallen durch eine geschliffene Ausdrucksweise, meisterhaften Gebrauch von dichterischen Metaphern und Assoziationen. Ihre Dreizeiler haben die Kraft, anhaltende und beeindruckende Assoziationen hervorzurufen. Die formulierten Welten strahlen einen hohen Reiz aus und setzen starke Impulse für die Fantasie.

3. Juli

Teichrosenköpfe
vor üppiger Entfaltung:
Hälse hoch gereckt.

4.Juli

Einfache Esche
am See, gabelstämmig, licht:
Die Ruhe wohnt hier.

5. Juli

Altes Ruderboot,
die Angeln sind schon locker,
schwer umzudrehen.

1. September

Der Feuerdorn hängt 
schwer und voll; eine Amsel
flüchtet wie ein Dieb 

Dienstag, 26. Juni 2012

Dichterhain: DIE LIEBE DER FRAUEN von Ute AnneMarie Schuster

(c) gleichnamiges Bild von Gabriele Springer







 Die Liebe der Frauen


Leise tanzen sanfte Hände,
über eisigkaltes Glas.
Atem schluckt die Fensterscheibe,
sie will nichts mehr als nur DAS.


Softig weich und so ein Absatz,
Frau steht kurz vorm Herzinfarkt.
Zitternd trommeln kleine Finger,
gleichsam mit dem Herz im Takt.


Haben, haben stöhnt die Seele,
selbst wenn dieser Schuh mich drückt.
Haben, haben spricht das Mündchen,
ohne ihn werd ich verrückt.


Auch die Freundin denkt nicht anders,
dieser Schuh gehört nur mir.
Doch wir haben ja vier Füße,
also bleibt der Schöne hier.


Wie so oft hat Frau verzichtet,
nimmt ihn mit in ihren Traum.
Dort läuft sie dann über Wolken,
Absatzschmerz, den gibt’s dort kaum


(c) Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Montag, 25. Juni 2012

Dichterhain: WORTE AUS SEIDE von Birgit Heid



Worte aus Seide


Ein Kleid
aus Seide
hatte sie genäht
und zeichnete darauf
eine offene Türe


sie schrieb die Gedanken
in ihr Stoffbuch
ein Baum
wuchs aus dem Grab
und Vögel flogen hindurch


nähte Handschuhe
aneinander
Uniformen wurden eins
alles hängt zusammen
sagte sie

(c) Birgit Heid 

Samstag, 23. Juni 2012

Fantasien zur Nacht: SPARGEL von Birgit Heid

SPARGEL


Die dicken
nackten Stangen
bereit zum Schälen
doch eigentlich
zu üppig
um sie lediglich
zum Essen anzubieten
ein Geschenkband
misst den
dicksten Knaben
stolze sechzehn Zentimeter
seine Umfangshaut
wie geschaffen
um ihn vorzukosten
hart und kühl
ist sein Geschmack
er würde gerne
ganz
gegessen werden
langsam
steigen seine Grade
und ich
ziehe ihn hervor
sein feuchtes Kleid
wird abgewaschen
am Mittagstisch
hat er sich
nicht verraten...


(c) Birgit Heid

Mittwoch, 20. Juni 2012

Buchbesprechung: HOFFMANN VON FALLERSLEBEN, Biographie von Bernt Ture von zur Mühlen


 An die Gegenwartvergötterer

Ach ! wir sind zu sehr befangen
in der eigenen Schlechtigkeit,
daß wir immer noch verlangen
immer nach der besseren Zeit.

Doch wir wollen uns bestreben,
wollen tun, wie ihr es tut,
und so ganz dem Guten leben
ohne allen Zweifelsmut.

Und wir wollen nicht mehr streiten,
wollen sehen, wie ihr es seht;
O wie gut sind unsere Zeiten,
und wie gut doch alles geht !

Gut ist alles, was bestehet,
und wie gut, daß ihr noch bleibt,
und für uns noch hört und sehet,
und für uns noch denkt und schreibt !

Hoffmann von Fallersleben, 1841 (Unpolitische Lieder II)

  

Bernt Ture von zur Mühlen
Hoffmann von Fallersleben
Biographie
Göttingen 2010, 405 S., 15 Abb., geb., 
Schutzumschlag, 24,90 € (D), Wallstein Verlag

Bekannt ist Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) vor allem durch das Verfassen des "Deutschlandliedes", das später zur deutschen Nationalhymne erklärt wurde. Auch seine Kinderlieder wie "Alle Vögel sind schon da" oder "Ein Männlein steht im Walde" sind nach wie vor populär. Doch der Autor dahinter ist erstaunlich im Dunkeln geblieben. Dabei war sein Leben durchaus bewegt: Schon während seiner Studentenzeit in Göttingen und später in Bonn faszinierte ihn das Volkslied und er sammelte in der Folge der Brüder Grimm viel Material. In der Revoluti­onszeit wurde er politisiert, doch vor allem seine Leistungen im philologischen Bereich sind überaus beachtenswert. 
Er machte zahlreiche wichtige Entdeckungen von Handschriften und alten Liederbüchern, baute sich selbst eine wertvolle Büchersammlung auf und traf mit vielen prominenten Zeitgenossen zusammen. Lange Zeit arbeitete er als Bibliothekar in Breslau, bis er wegen seines politischen Engagements und der Bedeutung, die seine Lieder im Zuge der Revolution von 1848 gewannen, fliehen musste. In der Folge gab es kaum einen deutschen Staat, der ihn nicht des Landes verwies. 1949 heiratete er und lebte einige Jahre in Weimar und später als   Bibliothekar des Herzogs von Ratibor in Corvey, wo seine Ehefrau jung starb.
Bernt Ture von zur Mühlen hat das bewegte Leben des Hoffmann von Fallersleben erforscht und in einer gut lesbaren Biographie zusammengetragen. Dabei hinterfragt er vor allem die Selbststilisierung, die der Dichter schon früh vornahm, und macht auch auf menschliche Schwächen aufmerksam. So zeichnet er ein Porträt eines leidenschaftlichen, rastlosen, aber auch unbequemen Philologen, dessen Werk von kaum schätzbarer Bedeutung für die Nachwelt ist.


Der Autor
Bernt Ture von zur Mühlen, geb. 1939, Buchwissenschaftler. Zahlreiche buchwissenschaft­liche Publikationen. Zuletzt erschienen: Napoleons Justizmord am deutschen Buchhändler Johann Philipp Palm (2003).


Das Lied der Vögel


Wir Vögel haben's wahrlich gut,
Wir fliegen, hüpfen, singen.
Wir singen frisch und wohlgemut,
Das Wald und Feld erklingen.


Wir sind gesund und sorgenfrei,
Und finden, was uns schmecket;
Wohin wir fliegen, wo's auch sei,
Ist unser Tisch gedecket.


Ist unser Tagewerk vollbracht,
Dann zieh'n wir in die Bäume,
Wir ruhen still und sanft die Nacht
Und haben süße Träume.


Und weckt uns früh der Sonnenschein,
Dann schwingen wir's Gefieder,
Wir fliegen in die Welt hinein
Und singen unsre Lieder.


Samstag, 9. Juni 2012

Dichterhain: WELCHE FARBE HAT DER HIMMEL? von Ute AnneMarie Schuster

(c) Gabriele Springer "Evas Apfel"
Wer wäre ich, ließ ich verführen,
mein kleines Ich von einem Baum,
um den sich eine Schlange windet,
ich wär ein Nichts ganz ohne Traum.

Wer wäre ich, würd ich verzichten,
auf einen Apfel feuerrot,
den ich mit süß gespitzten Lippen,
Dir als gelebte Sünde bot.

Wer wäre ich, würd ich dran glauben,
dass alle Schuld beim Apfel liegt,
nur weil der Mund mit Saft sich füllte,
der sich nun auf der Zunge wiegt?

Ich wär ein Nichts ganz ohne Träume,
der selbst die Eva nicht verzeiht,
verlor sie doch das Feigenblättchen,
und trägt seit damals eignes Kleid.


© Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Dienstag, 5. Juni 2012

Dichterhain multimedial: DENKMALPFLEGE von Anner Griem





Wir opfern, um opfernd zu gedenken!

"Sobald das Unmenschliche sich manifestiert, wird es Teil des Menschlichen."
Jean-Paul Sartre

(c) Anner Griem, Cannobio

Sonntag, 27. Mai 2012

Dichterhain: AUFKLAREN von Birgit Heid



AUFKLAREN

Ein Licht gleißt dahinter es flutet
die Bahnen von anderer Seite
die Hoffnung auf was noch nicht
sichtbar doch Ränder bewegend

die endlose Bläue ergibt sich in
Tiefgang weit hinter dem Fledermaus
treiben entrückt und vibrierend
zum Abendsalon ein paar Schatten

sich pflückend die Straße vom
Regen gelöst und es führen die
Wege auf Sand nur das Langfeld
liegt still unter taumelnden Mücken

die Sandhäuser Tonvillen Mauergeflechte
an denen die Mohnblumen zittern vor
Faltung vor Gradlinigkeit das Soiree
hat begonnen die Zärte vermondet

im Wortlosen fasst sie den Streifen
zum Hellen die Hoffnung auf was
einmal war und im Anbetracht lädt
sie zur Fahrt über Hügel zum Meer.

(c) Birgit Heid

Freitag, 18. Mai 2012

Ankes Fundstücke: KÜSSE von Hans Kruppa

Küsse


Wenn ich dich küsse,
dann tue ich es nicht,
um dir zu sagen,
was für ein
wunderbarer Mensch du bist,
dass ich dich täglich sehen will
und ohne dich mein Leben
keinen Sinn mehr hätte.

Wenn ich dich küsse,
tue ich dies,
um dich zu küssen.
Denn deine Lippen
ziehen meine an.

Mehr weiß ich nicht.


(c) Hans Kruppa (*1952, Marl, lebt seit 1981 in Bremen und
ist einer der meistgelesenen deutschen Lyriker und Erzähler), 
aus: "NUR DU", Freiburg 2000  

Dienstag, 15. Mai 2012

Dichterhain: GNADE I und II von Heidi Huber

Aus: Sommer der Gaukler
Gnade I
Genesen
im Maienmild
Aus: Sommer der Gaukler















Gnade II
Gelber Gaukler
lässt mich
genesend
träumen
vom
Sonnensatt

Mittwoch, 9. Mai 2012

Buchbesprechung: MAL DEINE WÜNSCHE IN DEN HIMMEL

CHRISTINE KNÖDLER (HRSG.)
Mal deine Wünsche in den Himmel
Kunst und Gedichte für Kinder und Erwachsene
Ab 6 Jahren
München 2012, 160 Seiten, gebundenes Buch, Pappband, 70 farbige Abbildungen, 19,99 € [D], Prestel Verlag
Lesarten der Kunst und Poesie
Gedichte und Kunst quer durch alle Jahrhunderte: Moderne Lyrik sowie Klassiker der Weltliteratur von Joachim Ringelnatz, Heinrich Heine und Johann Wolfgang von Goethe stehen bekannten Werken von Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Gabriele Münter und vielen anderen Künstlern gegenüber. Paar für Paar werden Themen wie Freundschaft, Glück und Familie aufgegriffen. Sie wecken die Freude am Klang der Sprache und eröffnen Bilderwelten. Das Buch ist eine schöne Einladung, Lyrik und Kunst kennen und lieben zu lernen.
Mit vielen Abbildungen, aufgelöster Schriftsatzform und pastell-buntem Eindruck kommt das Buch lustig, aber ein bisschen altbacken daher. Es bietet genug Entdeckungspotenzial für Kinder, aber erreicht nicht die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, die das Bunte, Schrille, Hippige aus dem Massenmedien oder Videokanälen gewöhnt ist. Das Rückwärtsgewandte kann jedoch der Käuferschicht wiederum am besten gefallen. Vielleicht auch nur so altbacken, weil die Abbildungen zumeist lizenz-, also kostenfrei für den Verlag sind ...?
Christine Knödler wurde 1967 geboren, studierte Theaterwissenschaften, deutsche und französische Literaturwissenschaften in München und Paris. Sie arbeitet als freie Journalistin, Lektorin und Herausgeberin. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in der Nähe von München.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Dichterhain: TROST von Heidi Huber


Trost
 
Schrittgehemmt
im Sumpf
der Enttäuschung
 
Im Augenaufschlag
gefiedert
Wolkenleicht

© Heidi Huber (*1945) 

Donnerstag, 19. April 2012

Dichterhain: ALLTAGSHELDEN von Norbert van Tiggelen

Feuerwehr 11 (c) Harma-Regina Rieth
Alltagshelden
Alltagshelden werden oftmals
von der Masse überseh‘n.
Sie sind keine Prominenten,
die im hellen Lichtschein steh‘n.

Sie vollbringen häufig Taten,
die nicht selbstverständlich sind,
weil sie ihren Nächsten helfen,
ihnen schenken Rückenwind.

All den starken Menschenseelen
widme ich nun dies‘ Gedicht.
Einer aber ganz besonders -
„DU“ bist dieses warme Licht.


© Norbert van Tiggelen

Freitag, 17. Februar 2012

Dichterhain multimedial: Jagdfieber von Anner Griem

Erläuterungen zu meinem Werk JAGDFIEBER

Das Hermelin, ein dämmerungs- und nachtaktives, hundeartiges Raubtier, zur Gattung der Mustela zählend, wechselt jahreszeitlich bedingt sein Fellkleid. Im Sommer hat es eine haselnussbraune Decke, wobei Kinn, Hals, Brust, Bauch und die Innenseiten der Beine weiß sind. Im Winter trägt es ein weißes Fellkleid. Das Hermelin ist somit den Jahreszeiten angepasst gut getarnt.

Ich habe diese Tier als Synonym in meinem Werk JAGDFIEBER für alle die Lebewesen ausgewählt, wobei ich ausdrücklich betone Lebewesen, also: Mensch und Tier, die beständiger Bedrohung und Verfolgung ausgesetzt sind. Sei es durch systematische Bejagung (Tiere, in Bürgerkriegen oder bei Pogromen auch Menschen) oder durch Krieg und/oder Terror.

Mir geht es darum, aufzuzeigen, in welchem Spannungsfeld Gejagte und Jäger sich bewegen, wie ungleich die Chancen verteilt sind. Die einen, die Hermeline, die Verfolgten, können nur durch List und glückliche Umstände (Winterkleid der Hermeline = Tarnung im Schnee) entkommen, die anderen, die drei Gesellen, die Verfolger, vertrauen auf ihre materiellen, manifesten und brachialen Vorteile (Gewehre, Macheten etc.).

Die Chance der Gejagten, dass Geist Materie überlistet und überwindet, ist umso größer, je mehr sich die Jäger auf ihre materielle Überlegenheit verlassen.

Die in der Ausgangslage scheinbar ohne Chance Dastehenden können sich nur retten, indem sie die Handlungen und möglichen Schritte ihrer Jäger vorausahnen und -denken.

Durch die wechselnden Rhythmen und den zunehmenden Tempi meines Gitarrenspiels habe ich versucht, die Dramatik meines Textes in einen tonalen Spannungsbogen einzubinden. Der Text wird von mir hingegen in einer doch recht unspektakulären Weise gesprochen, so dass Textinhalt und Musik sich gegen- und miteinander tragen.

Die dazu entworfenen Grafiken vertiefen den ländlich-räumlichen Eindruck, die Hermeline, die Verfolgten, bleiben unsichtbar.



Dienstag, 24. Januar 2012

Dichterhain: Auf den Wiesen von Anner Griem

AUF DEN WIESEN

Dass uns das Gras nicht verdorre
Wie eine alte Liebe, die sich
In den Banalitäten des Alltages
Verfangen, selbst zum Trocknen
Auf den Speicher hängt

Dass uns das Licht nicht erlösche
In den Stuben, in denen die
Tische und Betten stehen
Die uns laben und behüten
Bekränzt mit Salbei und Rosen

Dass uns das Blut nicht gerinne
In den Adern, solange noch ein
Leben in unseren Herzen ist
Lasst es brodeln, pochen, pulsieren
Und die Liebe nicht vergessen

                                                  Anner Griem