„Eloise, bitte warte.“
Bebend hielt sie mitten in der Bewegung inne. „Bitte
schließ die Tür.“
Eloise tat, was er sagte,
blieb aber an der Tür stehen und sah ihn feindselig
an. „Was willst du?“
„Ich möchte dir ein
Angebot machen.“ Als sie nichts erwiderte, sprach er weiter. „Komm mit mir
nach London. Du würdest die Firma repräsentieren, und wir könnten uns auf
neutralem Boden besser kennen lernen.“
„Du hältst London für
neutral? Nein, Victor! London ist dein Revier, dort
habe ich nichts zu
suchen. Geh zu deinen Gespielinnen, und lass mich in
Ruhe.“
Als er sah, dass sie
schon wieder weglaufen wollte, war er augenblicklich bei
ihr. Victor hatte sie
drei Wochen lang beobachtet, hatte ihre verstohlenen
Blicke auf sich gespürt
und das Verlangen in ihren Augen gesehen. Er wusste
genau, wonach sie sich
sehnte und was sie für Bedürfnisse hatte. Er drängte
sie gegen die Tür,
klemmte ihren Körper mit seinem ein, umschloss mit einer
Hand ihr Kinn und zwang
sie, ihn anzusehen.
„Ich werde schreien,
wenn du mich nicht augenblicklich loslässt.“
„Nein, das wirst du
nicht, und das weißt du auch. Du wirst mir jetzt
zuhören. Denk genau
darüber nach, denn ich werde dieses Angebot nicht
wiederholen. Komm mit mir
nach London. Dienstag und Mittwoch sind die
Meetings mit den
Investoren. Ab Donnerstag biete ich dir vier Tage in meiner
Welt. Unterwirf dich mir.
Lass mich dich zu meiner Sklavin machen. Ich
werde dir all deine
Sehnsüchte erfüllen.“ Seine Zunge strich über ihren Hals.
Eloise stöhnte auf.
„Wenn du einverstanden
bist, zieh morgen das grüne Kleid an und
halterlose Strümpfe,
sonst nichts.“ Mit diesen Worten schob Victor sie zur
Seite, öffnete die Tür
und ging.
Eloise sank zitternd zu
Boden. Sie hatte jeglichen Halt verloren, ihren Willen,
ihre Selbstkontrolle. All
das war unter seinem starken Körper zerschmolzen.
Sie kannte die Antwort
bereits, hatte sie die ganze Zeit gekannt. Sie wollte ihn
wie noch nie etwas zuvor
in ihrem Leben. Ihre Beine waren wie Gummi, als
sie sich erhob. Mit
zitternden Händen packte sie ihre Tasche und ging zu Mr.
Hamilton.
„Er ist schon gegangen.
Euer Meeting war wohl nicht sehr erfolgreich?“
Dianes Stimme triefte vor
Schadenfreude. Die letzten Wochen waren
unerträglich gewesen.
Eloise hatte versucht, ihre Annäherungsversuche
Victor gegenüber zu
ignorieren und ihre grenzenlose Dummheit zu ertragen.
Jetzt lag ihr eine
boshafte Antwort auf der Zunge, doch dann entschied
Eloise, dass es die Mühe
nicht wert war und ging wortlos.
In ihrer Wohnung
angekommen, griff Eloise sofort zum Telefon.
„Lynn, ich bin‘s.“
„Oh Gott, Süße, was
ist passiert? Du klingst furchtbar.“
„Er will mich zu seiner
Sklavin machen.“
Schweigen.
„Lynn, hast du mich
verstanden?“
„Ja, ich habe dich
verstanden.“
„Ist er so schrecklich,
dass du nichts dazu sagst?“
„Nein, er ist überhaupt
nicht schrecklich. Er wird nichts tun, was du nicht
willst. Du musst ihm
vertrauen.“
„Wie soll ich ihm
vertrauen? Ich kenne ihn doch kaum.“
„Du bist diejenige, die
ihn in den letzten Wochen auf Distanz gehalten hat.
Jetzt mach ihm keinen
Vorwurf.“
„Ihr habt mich
ausgetrickst, mit mir gespielt, mich belogen“, begehrte
Eloise auf.
„Nicht Victor, sondern
ich habe dich ausgetrickst. Wie oft soll ich dir das
noch sagen, bevor du mir
glaubst? Er wusste nicht, dass das Buch von dir ist,
als ihr euch begegnet
seid.“
„Trotzdem hat er mit
mir gespielt, als er es wusste.“
„Du doch auch! Du bist
stur wie tausend Rinder, Eloise.“
„Ja, das weiß ich“,
erklang es kläglich.
„Victor weiß, was er
tut. Hab den Mut, deine Bedürfnisse auszuleben.“
„Wie gut kennst du
ihn?“
„Alles, was ich weiß,
habe ich von ihm. Er ist mein Mentor und Lehrer.“
Eloise schwieg eine
Weile. Das war nun doch ein Schock für sie. „Du hast
mit ihm geschlafen?“,
fragte Eloise kleinlaut.
Lynn lachte. „Nein, um
Gottes willen. Ich bin nicht der devote Typ, meine
Süße. Ich bin durch und
durch Domina. Victor hat mich ausgebildet.“
„Lynn?“
„Ja, Süße?“
„Können wir uns
nächste Woche treffen? Ich komme Montagmorgen in
London an. Ab Donnerstag
gelten seine Regeln. Ich muss dich vorher
sehen.“
„Ich fliege morgen nach
New York und komme erst am Freitag wieder. Tut
mir echt leid, Süße.“
„Hm.“ Mehr brachte
Eloise nicht zustande.
„Du kannst ihm wirklich
vertrauen. Er ist der erfahrenste Master, den ich
kenne. Und du kannst
jederzeit abbrechen, wenn es dir zu viel wird.“
„Ich habe Angst, Lynn.“
„Vor Victor?“
„Nein, nicht vor ihm.
Ich habe Angst vor meiner eigenen Courage.“
„Willst du ihn?“,
fragte Lynn sachlich.
„Ja!“
„Dann schieb die
Zweifel beiseite und trau dich.“
Eloise zitterte, als sie
den Hörer auflegte, und hatte keine Ahnung, ob sie
das alles durchstehen
würde. Mutete sie sich zu viel zu? Vielleicht war es doch
nur eine schöne
Fantasie, und in der Wirklichkeit verabscheute sie das alles?
Wie würde Victor
reagieren, wenn sie tränenüberströmt zusammenbrach und
um Gnade winselte? Was
würde er sagen, wenn es sie nicht im Geringsten
erregte, wenn es sie mit
Ekel und Verachtung erfüllte? Vor einer Stunde hatte
ihre Antwort auf sein
Angebot noch festgestanden, doch jetzt waren nur
noch Zweifel da.
Eloise ging ins Bad und
ließ Wasser in die Wanne laufen. Bei einem
entspannenden Bad konnte
sie am besten nachdenken. Aber ging es hier um
Gedanken? Sollte sie
nicht lieber ihre Gefühle analysieren? Als sie sich auszog
und ihre Unterwäsche
abstreifte, hatte sich im Grunde jedes Grübeln erledigt.
Ihr Slip war feucht, von
Lust getränkt.
(c) Kat Marcuse, aus: „Eloises Hingabe“