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linke Spalte (von o.n.u.): L.S., Klaus Layes, Rainer Magold |
Kaum hat er die Ausstellung DARK
SECRETS am 16.11. in Groß-Umstadt eröffnet, steigt der nächste
gigantische Event im Haus des Bürgers in Ramstein. Rainer Magold,
der abstrakte und figurative Expressionist, der Porträtist
besonderer Art, der Aktmaler und der kritisch mit Farbe verfremdende
und bisweilen spöttelnde Künstler hat am 20.11. eine weitere
Ausstellung mit seinen Exotica und Kostbarkeiten eröffnet. Die
Ausstellung war ursprünglich schon viel früher geplant, aber
aufgrund eines im Foyerbereich extrem rußenden
Schwelbrandes ausgefallen. Denn die gesamten Bilder und Wand-,
Decken- wie Bodenflächen waren mit Ruß überzogen, der mittlerweile
aufwändig und komplett wieder beseitigt wurde.
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Die Blechchaoten |
Im blitzblanken Foyer des Bürgerhauses
begrüßte also der Bürgermeister Klaus Layes (CDU) die Gäste zur
vorweihnachtlichen Ausstellung MARILYN - MENSCHEN DIE BEWEGEN, die
von Tausenden von Gästen bis zum Jahresende gesehen werden wird.
Obwohl wieder neue Bilder ins Spiel gebracht wurden und schon
Dutzende zurzeit unterwegs sind, findet der Besucher ein großes
Angebot beeindruckender Werke. Das Spektrum von Rainer Magolds
Darstellungen ist groß: Marilyn, Coco, unbekannte Models, Reinhold
Messner, Charlie Chaplin, Papst Benedikt XVI., Jesus, Johnny Depp,
Jan Liefers, Steve Jobs, und kein Ende. Einige Bilder konnten nicht
gezeigt werden, weil Stellwände dem Sicherheitssystem des Hauses
widersprechen. Im Januar soll dies nachgeholt werden.
Besonders begrüßte er natürlich die langjährige Gastspieldirektorin des Bürgerhauses, eine
erfolgreiche private Gastspielunternehmerin und Promotor des
Künstlers. Sie lud die Gäste ebenfalls ein, das Schaffen Rainer
Magolds, als einem der wichtigsten zeitgenössischen Expressionisten
(keine Fortsetzung der klassischen Moderne im neoexpressionistischen
Sinn) in Deutschland, zu genießen und zu würdigen. Sein Erfolg bei
Parallelausstellungen in Polen, Stuttgart, München bestärkten ihr
Gefühl, aufs richtige Pferd gesetzt zu haben.
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Jutta Mohorko - RAGTAG |
Außerdem hieß K. Layes willkommen den
Geschäftsführer des Bürgerhauses Andreas Guhmann, der den ganzen
Abend mit seinen BLECHCHAOTEN (Johannes Huber, Thomas Stauner, Thomas
Guhmann, Frank Lill) sehr schnieke im Frack für astreine Blechmusik
moderner Ausprägung sorgte, seine Stellvertreterin Burgel Stein mit
Mann und natürlich auch Jutta Mohorko und die Gruppe RAGTAG, die
sehr fein, sensibel und verspielt, als Gegenpol zum Blech sehr
beeindruckende lyrische Arrangements von bekannten
Kuschelinterpreten, wie z.B. Cat Stevens, Adele, Eric Clapton usw.
spielt. Jutta Mohorko wird dabei professionell unterstützt von
Lothar Mohorko mit (Bass-)Gitarre, Trompete und Jenni Schmitt mit
einer sehr schönen Stimme.
Solchermaßen musikalisch und
rhetorisch umrahmt konnte der Besucher sich der Kunst widmen und die
Haltung des Künstlers nachvollziehen, der in seiner Eröffnungsrede
darauf hinwies, wie locker die Besucher in Ramstein seien. Er war vor
Monaten begeistert, als nach einer Vorstellung des Buenavista Social
Clubs um 23:30 Uhr noch etliche Leute im Foyer tanzten, als ob keiner
nach Hause gehen wollte. Die Musik hatte offensichtlich etwas
bewirkt. Rainer Magold setzte den Schwerpunkt seiner Ausstellung
analog auf die Aussage "Kunst, die uns stark machen soll".
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Ausgestellte Werke I und Rainer Magold |
Er schlug den Bogen vom 20-Jährigen -
der gut und schon besser sein kann, aber keiner will ihn - zum Alter. Dort kann es durchaus ähnlich sein - trotz erworbenem Ruf. Wenn sich Erfolg eingestellt hat durch Anerkennung, gesellt sich mit
bitterem Beigeschmack zu den Erfolgen eine Einsamkeit. Alle großen
Persönlichkeiten, die in dieser Ausstellung hingen, seien mehr oder
weniger davon betroffen. Oft ist der Weg dahin schon von Einsamkeit
im Scheinwerferlicht geprägt. Ob Charlie Chaplin, Reinhold Messner
und gerade Marilyn Monroe, die schon früh von dieser tränenreichen
Leere im Erfolg befallen war, es ist das Dilemma der Menschen, die
etwas bewegen, dass sie Einsamkeit und Leere fühlen werden, so stark
sie auch reüssierten.
Seine Kunst wie auch allgemein Kunst
sei angetreten, dies aufzufangen und abzuwehren. Für alle, die wenig
Auge dafür hätten, sei es wichtig zu erkennen, dass 80 % seiner
Bilder Zitate der Realität mit künstlerischer Interpretation seien,
und nur 20 % fotografische Realität. Also soll man nicht
Fotorealismus erwarten bei Expressionisten, sondern deutende Zitate!
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Ausgestellte Werke II und Rainer Magold |
Und so ist der Papst vielleicht eine
Ausnahme oder ebenfalls eine Bestätigung aus der tränenreichen
Leere im Alter. Nicht aber bei den Zitaten, den farblich sei er so
schrill erfasst, dass seine roten Schuhe sich in die Umgebung
färbten, aus dem Teufel trägt Prada hier eine fast gefährliche
diabolische Figur würde, mir dem Kaiphas ähnlich oder dem Künstler
nach etwas von Imhotep habe, dem durch Mauergraffitti überlieferten
Baugenie und Heilgott in Ägypten, von dem man viel vermutet, aber
nichts weiß (wahrscheinlich 2700 v. Chr.). Das unruhig wirkende
Jesusporträt löst sich erst nach längerem Betrachten und vor allem
durch das Objektiv zu einer hellen Erscheinung auf und erinnert an
den Christus von Pier Paolo Passolini in seiner Verfilmung von „Das
1. Evangelium Matthäus“. Beethoven in jener typischen Pose,
Jahrzehnte auf Gemälde und Kunstdrucke der Deutschen gebannt, aber
verfremdet. Wie es den Aktmodellen im Alter ergeht weiß keiner, aber
sie hinterlassen einen bleibenden verlockenden, lockenden und üppigen
Eindruck. Ein wartendes Modell erinnere den Künstler an die
ehemaligen DDR-Bewohnerinnen, die in New York schweigend auf ihre
Entdeckung warteten. Messner dominiert mit einer schweren
melancholisch wirkenden Präsenz, Johnny Depp ist mehr fotografisch
fixiert, Captain Sparrow, dem "Fluch der Karibik"
entsprungen. Marilyn in allen Posen, die wir von ihr kennen, bis zur
verfremdenden Verzerrung ins Transvestitenhafte, was ihre Existenz ja
auch von ihr verlangte - Verkleidung und Überbetonung.
Ein Besuch im Haus des Bürgers, der
sich lohnen wird für Betrachter, die der Kunst und ihren Mitteln
gegenüber aufgeschlossen sind und keine feine Porzellanmalerei
erwarten. Großformatige farbintensive, sinnliche und expressive
Werke wollen betrachtet werden.