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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 8. September 2012

Ebenfalls heute Abend. DAS LEGENDÄRE GLENN MILLER ORCHESTRA in Bad Bergzabern

20:00 Uhr, Bad Bergzabern, Haus des Gastes

The World Famous Glenn Miller Ochestra

„In the Miller Mood“

Klassische Glenn Miller-Sounds vom Glenn Miller Ochestra, Europa
Musik/Show für 35 /30 EUR Abendkasse

Heute Abend: BEATLES-NOSTALGIEKONZERT in Neunkirchen / Saar

Im Stil der legendären Parkhauskonzerte in Liverpool wird heute Abend ab 20 Uhr auf dem Parkdeck West des Saarpark-Centers ein großes Revivalfest der "Re-Beatles" statt. Als Vorgruppe "Amby und Uwe", zwei legendäre saarländische Musiker. Das Ganze geht bis Mitternacht. Abendkasse 13 EUR.

Freitag, 7. September 2012

Fantasien zur Nacht: DROGE DER NACHT von Birgit Burkey

Droge der Nacht

Patti Smith
Deine Anwesenheit berauscht,
bist meine Droge der Nacht,
Vernunft hat kein Gewicht,
nur das Federspiel zählt.
Tanzende Zärtlichkeit
auf meinen Brüsten,
sanfte Berührung
auf meiner Haut,
Sinnlichkeit pur.

Bist meine Droge der Nacht –
mein Todesurteil.


© Birgit Burkey, 2012, www.rsd-radio.com

Hinweis auf ein Theaterfestival zu Monodramen in Kiel von 9.11. bis 16.11.2012

Bei Facebook gelesen und für sehr interessant erachtend möchte ich auf  THESPIS aufmerksam machen, ein Festival für Theaterliebhaber, und insbesondere für Liebhaber des Monodramas. Es findet zum 8. Mal vom 9.11. bis 16.11.2012 in Kiel an verschiedenen Orten statt. 

Die Veranstalter erklären das Festival und seinen Hauptprotagonist Monodrama so:
 
"Was das ist, ein 'Monodrama'? Fragen wir jemanden, der es wissen muss. Ein Monodrama,  so der passionierte Monodramenschauspieler Roy Dotrice, das ist 'das Nonplusultra in Sachen Egoismus. Du brauchst schon ein überdurchschnittlich großes Ego, dich hinzustellen und zu glauben, du könntest die Aufmerksamkeit des Publikums für zwei Stunden auf dich lenken. Aber ich kenne nichts, was mich so befriedigt. Da draußen stehst nur du und niemand sonst. Es gibt keinen, der dir deine Lacher vermasselt oder dir das falsche Stichwort gibt.'

Aber, liebes Publikum, nicht nur der Schauspieler von Monodramen empfindet allertiefste Befriedigung und schier grenzenlose Freiheit beim Ausüben seines Handwerks. Wenn alles gut läuft, geht es dem Zuschauer im Parkett nicht anders. Denn wie selten sonst darf er sich hier, im globalen Einpersonentheater, als Teil des Ganzen fühlen, als kleines Brettchen, das die Welt bedeutet, als Ansprechpartner und Komplize desjenigen, der da auf der Bühne steht und eine Geschichte erzählt, die wahlweise so groß oder so klein ist wie das Leben selbst. Dabei spielen Sprache und Herkunft nicht wirklich eine große Rolle."

Dichterhain: NACHTGEDANKEN von Karin Michaeli

















Nachtgedanken

Nachts nicht schlafen können -
vom Surfbrett gesprungen
bevor der Wind mich treibt
ins Land der Unwissenheit.

Es sollte ein Dampfer sein
der uns mit seiner Schubkraft
in die Ewigkeit entführt -
das Schiff war für uns zu klein.

Nachts nicht schlafen können,
die Sterne spucken mir ins Gesicht,
der Mond nimmt Drohgebärden an,
der Nachtwind kühlt mich nicht.

Das Herz schlägt langsam nun -
nicht mehr im Dreivierteltakt
der schillernden Liebesillusionen.
Wer wird mit dir nun wohnen

Auf dem alten rostigen Kahn ?
Springt der Motor nochmal an ?
Ist vielleicht Sand im Getriebe
auf dem Dampfer der Liebe ?

Die Sonne wird mich wecken
nach der langen schlaflosen Nacht.
Wird mich hüllen in ihre Strahlen -
Tagwind wird meine Wunden lecken.


(c) Karin Michaeli

Das bietet die Stummsche Reithalle Neunkirchen / Saar im September

Donnerstag, 6. September 2012

Dichterhain: HINTERHOF von Birgit Heid

Hinterhof


Wir zogen uns zurück in jenen
Hinterhof der ein paar Blicke lässt
zum Fluss und auch nach gegen
über Backsteinwände fehlerhaft

und löchrig kleine Käfer Efeuranken
die mit wilden Kräutern schmusen
die Graffitti sind längst selber alt
und überwachsen und aus einer

Fensternische blüht der Flieder
dunkelviolett im Dämmer rotent
flammt du brichst mir einen Zweig
und reichst ihn mir wir sehen durch

das himmelsoffne Fenster in die Weite
engen uns mit meinem Zweiglein und
mit einem Fingerherz auf deiner Stirn
das Zeichen das nur uns gebührt.




(c) Birgit Heid

Mittwoch, 5. September 2012

Late Night Story - Horror: SMERT von Rolf Netzmann

SMERT

Bläuliche Rauchschwaden waberten durch den Gang, als Xius schwer atmend um die Ecke bog. Erschöpft hielt er inne. Weiter, Weiter...hämmerten seine Gedanken. An die kalte Metallwand gepresst, bewegte er sich vorwärts. Seine klammen Finger tasteten nach der kleinen Vertiefung. Schon wieder war er über einen der leblosen Körper gestolpert, die in diesem schmalen Gang lagen. Blau stiegen geruchslose Gase aus ihnen, vernebelten sein Gehirn und umhüllten ihn. 
Endlich hatte er sie gefunden. Wie weit entfernt nahm er das leise Zischen der Hydraulik war und schlüpfte geschmeidig durch die sich öffnende Tür. Den Schließmechanismus fand er sofort. Unruhig blickte sich Xius um. Glänzend weiß war der Raum, seine Augen schmerzten. Aus seinem Kopf quoll es ohne Unterbrechung, er spürte, wie es seine linke Gesichtshälfte zu zerfressen begann. 
Schaumig-grau tropfte es auf den Boden.
Ein Schlag, heftig und unerwartet, zwang ihn in die Knie. Das kalte Metall in seinem Rücken ließ ihn für einen kurzen Moment den Schmerz vergessen. 
Vor ihm auf dem Boden sammelte sich das klebrige Gelee, floß in kleine Rinnsale und breitete sich aus. 
Xius spürte, wie ihn seine Kräfte verließen, als der nächste Schlag ihn traf und ihn in die andere Ecke des Raumes drückte. Ein entsetzlicher Schmerz durchfuhr ihn, ehe er das Knacken seines Schädels spürte. 
Nun schoß es aus ihm heraus, zerfrass seine Haut bis auf die Knochen.
Seine Augen brannten wie Feuer, aus seinem Körper stiegen blaue Gase auf. 
Das schaumig-graue Gelee bewegte sich vor ihm, es formte sich zu Buchstaben. Regungslos blickte 
Xius auf den weißen Boden. Seine Sinne schwanden, er versank in einem Nebel.
SMERT
erkannte er und verstand den Sinn nicht.
Tief unten aus seinem Sein bahnte sich die Erinnerung einen Weg in das Heute. SMERT, ein Wort aus einer schon lange ausgestorbenen Sprache, hunderte Jahre alt. 
Die Buchstaben flossen auf ihn zu, sie bemächtigten sich seines Körpers, verschlangen ihn langsam. 
Sein Gehirn splitterte, wie in Zeitlupe fielen kleinere Stücke auf den Boden und wurden von dem grauen Gelee aufgenommen. 
Wie ein Beobachter sah Xius zu, wie das Gelee seine Beine aufnahm und seine Hüften umhüllte. Stumm und regungslos sah er, wie sein Gehirn zerfiel.
SMERT
Kurz vor seinem Herz stoppte das Gelee plötzlich. Die Arme hatte es schon vernichtet, Xius bestand nur noch aus einem leeren Schädel, Halsknochen, Lungen und Herz. Doch er spürte keine Schmerzen, fühlte sich wie in Watte gepackt schwebend.
Das Gelee erhob sich, schwebte auf Xius zu und hüllte ihn ein. Angenehm kühl war es, wie ein leichter Wind. Von allen Seiten drang das Gelee nun in ihn ein. Seine Lungenbläschen platzten, und als die Aorta vom Herz getrennt wurde, floss nicht ein Tropfen Blut. Bevor er starb, fiel ihm plötzlich die Bedeutung des Wortes ein. Es ergab alles einen Sinn.
SMERT -- TOD

NEUES FOTOALBUM: Kuseler Mess 2012


Im nordpfälzischen Ministädtchen Kusel (Verwaltungszentrum des Kuseler Landkreises), das mit Cochem permanent um den Rang der kleinsten Stadt in Rheinland-Pfalz kämpft, findet alljährlich die Kuseler Mess statt, eines der größten Volksfeste der Nordpfalz, wenn nicht das größte. Die Mess bietet nicht nur gastronomisch etwas, sondern auch unterhaltungsmäßig mit Kirmes-Entertainment für Kinder und Jugendliche, Bierzelt- und Hinterhofbewirtung, Shopping bei fliegenden Händlern und - ein Feuerwerk zum Abschluss. Das lässt man sich nicht nehmen, auch wenn die wirtschaftliche Lage schlecht ist.
Der heutige rheinland-pfälzische Justizminister Hartloff (SPD) hat hier 25 Jahre als Bürgermeister gekämpft, damit das Städtchen nicht absinkt. Kaum Stellen für die Schulabgänger, für Erwachsene auch nicht. Alles im Low-Income-Bereich, bis auf selbstständiges Handwerk, Verwaltung, Soldaten, Beamten und Freiberufler, sehr hohe Anzahl an HartzIV-Beziehern. Selbst 400-EUR-Jobs sind Mangelware. Hier prüft Rheinland-Pfalz einige seiner Realschullehrer ins Beamtentum. Wohl der unvorteilhafteste Standort für Junglehrer, wobei die Natur sehr viel zu bieten hat.
Das Fotoalbum zum absoluten Jahreshighlight in Kusel bei F A C E B O O K

Dichterhain: OHNE TITEL II von Viktoria Vonseelen



Ohne Titel II

Schloss Auerbach, Hessen, (c) Stefan Vieregg


















gefangen
im tiefsten kerker meiner seele
die türe fest verriegelt

mauern unüberwindbar
von innen
    und außen

ohnmacht und zweifel
sind meine
stillen begleiter.

aber-

mein herz begehrt auf
will sich nicht abfinden

holt atem
      gewinnt an kraft

trommelt gegen
wehrhafte mauern

zaghaft erst, dann

schneller
          fester
                lauter

noch einen atemzug

steine bersten
wände kommen zu fall:

ein schritt

mit erhobenem haupt
über die trümmer
meiner gefallenen festung

FREIHEIT

(c) Viktoria Vonseelen, Frankfurt, 21.8.2012

Dienstag, 4. September 2012

Saisonauftakt 2012/13 im halbNeunTheater Darmstadt mit CLOUDS und BALU

THE CLOUDS (c) Stefan Vieregg
THE CLOUDS (c) Stefan Vieregg

Am 1. September 2012, um 1/2 9 war's wieder soweit im halbNeun-Theater Darmstadt: Saisoneröffnung mit fetzigen Sounds. Auf dem Programm standen zwei Local Hero-Bands mit festem, auch überregionalem Fanstamm und langjähriger Geschichte: THE CLOUDS und die BALU-BAND.

Es war eine echte Seniorenveranstaltung, die Besucher zumeist wie die Musiker zwischen 55 und 65 Jahren. Natürlich auch jüngere Zuschauer dabei, z. B. Jugendliche (in Begleitung ihrer Eltern) mit etwa 12 bis 14 Jahren und eben alle Stufen dazwischen. Dennoch die Musik, die gespielt wurde, war die Musik für Leute der Alterstufe 50+. In den 1960-, 1970-, 1980ern ging bekanntlich die Post ab mit schweren Sounds und harten Ohrwürmern. Und genau die standen auf dem Programm.

Zuerst die CLOUDS mit Jürgen Keller, dem Theaterchef, an Gitarre und mit Gesang.
Außerdem Werner Hocke (Gitarre, Gesang), Frank Gebhardt (Bass, Gesang), Peter „Pitche” Franke (Gesang), Dieter Mahr (Schlagzeug, Gesang), Michael Peschko (Tasten, Gesang).
THE CLOUDS waren in den frühen 70ern eine der gefeiertsten Rockformationen der Republik. Nachdem der Hessische Rundfunk mit dem amerikanischen Discjockey Charlie Hickman auf die CLOUDS aufmerksam wurde, begannen Jahre der Auftritte für die Sieger des Hessischen Beatfestivals von 1970, unter anderem bei der damaligen Kultveranstaltung „Teens, Twens, Toptime auf Reisen” vom Hessischen Rundfunk und später als Vorgruppe zahlreicher internationaler Topacts wie EQUALS, WONDERLAND, YES und vielen mehr. Mitte der 1970er trennten sich die CLOUDS und formierten sich nur 1984, 1994  und 2004 für Benefizkonzerte neu. Nach dem dritten Konzert war die Nachfrage wieder so groß, dass die Gruppe häufiger auftrat.


THE CLOUDS (c) Stefan Vieregg
Richtig dicht an YES dran der Keyboarder Michael Peschko, exakte Rhythmen und kernige Beats an den Drums mit dem Double-Doc Dieter Mahr, und laute, heftige E-Guitars mit Jürgen Keller und Werner Hocke. Der Bass straight und taktunterstützend sorgte für den nötigen Tiefenkitzel. Am Mikrofon als Leadsänger Peter Franke, der seine überzeugende Kondition im Rockjumping und im expressiven Rock-Gesang unter Beweis stellte. Ein großes Repertoire von DEEP PURPLE: Child in time, River deep mountain high, Smoke on the water über GUN: Race with the devil, LOVE SCULPTURE: Sabre dance, NICE: America Brandenburger, QUEEN: I want it all, URIAH HEEP: Easy Livin’, GARY MOORE: Friday on my mind, VANILLA FUDGE: You keep me hangin’ on bis YES: Ev’ry little thing wartet auf die Zuhörer. Ordentlich gecovert, mit eigenen Interpretationen und Akzenten, bisweilen Free Style, kommt das berühmte Rückenkribbeln auf, wenn die ersten Akkorde zu den Liedern fallen, am meisten bei Child in time und Smoke on the water.


BALU (c) Stefan Vieregg

Nach der Pause die BALU-BAND aus Darmstadt mit ähnlichem Songrepertoire derselben Zeit. Von PINK FLOYD bis ROLLING STONES, von DEEP PURPLE bis PETER FRAMPTON spielte BALU die allseits beliebten Rock-Oldies von vor etwa 50 bis 30 Jahre zurück. Die Band hat sich 2002 zusammengeschlossen und besteht aus Pippo Russo am Schlagzeug (plus Percussion, Gesang, Chor), Norbert Schmidt, Bass und Chor, an der Gitarre plus Gesang, Chor: Edgar Niessen, und am Keyboard plus Chor, Percussion: Norbert Richter. 


BALU (c) Stefan Vieregg
Auch die BALUS schaffen es in Nullkommanix, den Orignalsound der damaligen Zeit in den Raum zu stellen, und überzeugen durch perfekte Arrangements. Der Sound sehr sauber - exakte, heftige Beats von Pippo Russo an den Drums. Er führte auch witzig und humorvoll durch den Abend und stellte gleich zweimal beim Ausfall des überhitzten Basses unter Beweis, dass seine italienischen Kinderlieder fantastische Brückenfunktion einnehmen können. Edgar Niessen legte einen Folksong ein, um die Wartungsarbeiten zu überbücken, und zeigte wie auch bei allen anderen Songs eine perfekte Gitarrenbeherrschung. Leider war sein Gesang nicht vorteilhaft ausgesteuert und fiel oft zu leise aus. Bassist Norbert Schmidt durfte ein wenig Handwerk einsetzen, um wieder alles zum Laufen zu bringen, und spielte nach dem Verstärkerwechsel ungebremst genüsslich, kräftig und dominant weiter. 

BALU (c) Stefan Vieregg
Vom Keyboard ebenfalls saubere Klänge und den passenden Soundteppich für die anderen. Übrigens, auch TEN YEARS AFTER fehlen in dem Repertoire nicht, ebenso wie BAD COMPANY: I can't get enough und It's allright now, das von so vielen Bands interpretiert wurde. Ein schöner Auftakt zu einem sehr reichhaltigen Programm der nächsten Monate im halbNeun-Theater, der die Besucher zum teilweise wilden Tanzen der 70ies animierte. (Programm 2012/2013 siehe REGIONALE EVENTS)

Dichterhain: ZERRISSENE HARMONIE von Judith Faller

zerrissene harmonie

zaghaft verletzlich
innerlich nackt
dünnzarte haut
um stark sinnliches rund
mit hammer und meissel
schnitte im stein
verratene sicherheit
ohnmacht im blut
augennahe unschuldsblicke
kindes berührung
mit glitschigem grund
du vereiniger vieler gestalten
nimm dir eine fackel
beschreite den uralten weg
durchs bizarre labyrinth
tanze durch die hölzerne wand
der zerrissenen harmonie


(c) Judith Faller, aus: WACHSTUMSSCHMERZEN, 2012

Montag, 3. September 2012

Heidis Gedichtetipps: JEDE MINUTE von Rose Ausländer

Jede Minute
 
Kostbar der Herzschlag
jeder Minute
sie schenkt dir den Atem
erlaubt dir anzufangen
aufs neue
 
In deinem Augenstern
kreist die verwirrende Welt
ruht das Himmelsherz
jede Minute
 
 
(c) Rose Ausländer

Die drei beliebtesten Gedichte der Woche 35

Von den veröffentlichten neuen Gedichten wurden letzte Woche besonders besucht - und hier danke ich meinen Lesern für das starke Voting -:

1. Dichterhain: ABSCHIED III von Stefan Vieregg

2. Dichterhain: RUINEN von Harald Göbel
     und
     Newcomer des Monats:
     IN ARMSTRONGS AUFZEICHNUNGEN KEINE ENGEL
 von Matthias Engels

3.  Fantasien zur Nacht: TRÄUMEN VON DIR  von Erika Ott
     und
     Dichterhain: EISZEIT von Ute AnneMarie Schuster,
     dicht gefolgt von Fantasien zur Nacht: BITTE LIEB MICH von Birgit Burkey

Buchbesprechung: SMS VON LETZTER NACHT von Ben Bator und Lauren Leto

riva verlag, München, 2012, 178 S., 8,99 €

Es gibt nur wenige Arten der Kommunikation, die kurzweiliger und lustiger sind als SMS, besonders
wenn man in den frühen Morgenstunden Kurznachrichten von einem Kumpel bekommt, der etwas zu viel Tequila intus hat. Ben Bator und Lauren Leto, die Gründer der beliebten Website "Texts from last night" haben die lustigsten, schlimmsten und seltsamsten SMS, die jemals geschickt worden sind, gesammelt und für dieses Buch zusammengestellt. Über 50 Millionen Besucher kann die Seite der Autoren aufweisen. In deutscher Übersetzung sind einige Nachrichten dabei, die wir nicht amerikanisch-lustig finden, aber wissen, was gemeint ist. Und gegen Seichtigkeit ist natürlich auch kein Gras gewachsen - fragt sich, ob man alles Seichte auch übernehmen muss. Aufgeteilt in verschiedene Kategorien (z. B. Der Morgen danach, Sinnestäuschungen, Drinks, Es ist einfach passiert u. v. m.) bringen die Autoren SMS wie »Ich weiß nicht, wo ich bin, aber das Essen im Kühlschrank ist klasse!« oder »Du hast Brot im Briefkasten, ich werde es essen … vergiss es, es war die Zeitung« oder »Ich hab keine ahnung, was gestern nacht passiert ist, aber da liegt ein kerl ohne hose bewusstlos auf meiner couch ...!!!«. Dennoch kann mit 160 Zeichen so viel Humbug, Nonsense und Witziges mitgeteilt werden, dass es schon ein Buch wert ist. Das vorliegende Buch ist das zweite zu der genannten Website der Autoren bei Riva.

Sonntag, 2. September 2012

Dichterhain: RUINEN von Harald Göbel

(c) Stefan Vieregg, Schloss Auerbach, Bensheim








Ruinen

Die Ruinen von damals

Wo ich spielte als Kind
Die Verbotenen Plätze
Die Burgen und Forts
Schlummernde Geschichte
Das was Mutter erzählte
Meine kindliche Welt
So geheimnisvoll


Was ist heute
Die Welt der Kinder
Ruinen nicht mehr
Perfektion überall
Beengt und komplett
Verbotene Plätze
Wohin man auch schaut


Die Ruinen von morgen


(c) Harald Göbel, Mannheim, Sommer 1992

Samstag, 1. September 2012

Fantasien zur Nacht: BITTE LIEB MICH von Birgit Burkey

© Mars Distribution

Guillaume Canet, Marion Cotillard: Liebe mich, wenn du dich traust

(Jeux d'Enfants)



Bitte lieb mich










Bitte lieb mich, schenk dich mir,
sei Feuer, das mich nicht verzehrt,
sei Wind, der mich nicht entwurzelt,
sei Wasser, das mich nicht ertränkt,
sei Erde, die mich nicht verschüttet.

Bette mich in ein Netz aus Freiheit und Geborgenheit.


©Birgit Burkey 2012, www.rsd-radio.com

Skurriles: WIE MEIN VATER MIILLIONÄR WURDE von Walter Brusius

Wie mein Vater Millionär wurde





Mein Vater baute eine Werkstatt. Sie hatte Wände, ein Fenster und eine Tür. Durch das Fenster konnte man auf den Bach schauen. Die Ziegel für das Dach ließ er auf einem Pferdewagen aus Kusel kommen. Neben der Tür pflanzte er einen Rosenstrauch, in den er einen Starenkasten nagelte. Hinter dem Haus montierte er ein großes Rad aus Lindenholz, das der Bach drehte. Auch drinnen gab es ein solches Rad, und von dort hatte er einen Riemen aus Ochsenleder gespannt, der die Kraft der Räder auf eine Maschine übertrug. Die Maschine selbst war in einem hölzernen Kasten verborgen. Wenn sie jedoch lief, klapperte sie schön. Sie war auch mit einer Drehorgel kombiniert, und wenn er auf einen Knopf drückte, ertönte eine kurze lustige Melodie und aus einer verzierten Verlängerung, einem Vogelhals nicht unähnlich, schoss pft-pft ein leiser Luftstoß. Den ganzen Tag hatte mein Vater frei, auch noch den Abend, er saß mit der Zeitung vor der Tür, aber dann etwas später musste er oft auf den Knopf drücken, denn etwas später kamen die Bauern, und mein Vater drückte den Knopf, denn die Maschine war eine Kerzenausblasmaschine. Im Dunkeln kamen die Bauern, vorm Einschlafen, und trugen die brennenden Kerzen vor sich her. Sie kamen in die Werkstatt und mein Vater sprach ein paar Worte mit ihnen. Dann setzte er die Maschine in Gang, die Melodie ertönte, er kassierte seinen Dollar, und die Bauern stolperten im Dunkeln, mit erloschenen Kerzen, aber zufrieden heim. Natürlich hätte er ihnen sagen können, daß sie ihre Kerzen selber ausblasen gekonnt hätten. Aber war er blöd? Viel hatte er in die Maschine investiert, und langsam fing sie an, sich bezahlt zu machen. So sagte er natürlich nichts, so dumm war mein Vater nicht. – Tja, so war das damals, in der guten alten Zeit, kurz vor oder nach dem Krieg, da war noch locker so das ein oder andere Milliönchen zu machen, aber heut, wo alle lesen und schreiben können, nein, da wär so was nicht mehr möglich. 



© Walter Brusius
Der Künstler arbeitet und lebt seit 1982 in Bad Kreuznach als freischaffender Maler und unterhält dort ein Atelier.
Er hat in Köln studiert. Vor etwa zehn Jahren begann er parallel zur Malerei Geschichten zu schreiben.
Im Eigenverlag sind bisher einige kleine Bücher erschienen und seit zwei Jahren seine Atelierhefte. Er verkauft sie im Atelier an einen kleinen interessierten Kreis und in einer dortigen Buchhandlung. Sie sind auch abonnierbar. Neben seinen Ausstellungen veranstaltet er regelmäßig Lesungen. Ziel ist, die Atelierhefte nicht selbst zu illustrieren, sondern andere Künstler in Form einer Koproduktion dazu einzuladen.
 

Freitag, 31. August 2012

Fantasien zur Nacht: TRÄUMEN VON DIR von Erika Ott

Träumen von dir


Wenn ich nur wieder bei dir sein könnte
deine Blicke sich mit meinen
verschmelzen
mein erotisches Feuer
weiter und weiter steigern
bis du mich gefangen hast
weil ich vor Lachen
dir nicht davon laufen kann
und mich nimmst
in deine
starken zärtlichen Arme
und ich dich drücke
fest
bis du stöhnst
dann feiern wir
unsere Erotik
mit unserem Nektar
und einer Stunde
voller Träume.

Newcomer des Monats: IN ARMSTRONGS AUFZEICHNUNGEN KEINE ENGEL - POETISCHE BETRACHTUNGEN von Matthias Engels



In Armstrongs Aufzeichnungen keine Engel
- poetische Betrachtungen
- 
 90 Seiten, worthandel : verlag, 14,90€

In Armstrongs Aufzeichnungen keine Engel
I
an der ecke gehen die schranken runter,
aber davon steht nichts in der zeitung.
sie gehen wieder hoch,
aber nichts kommt darüber im radio.
im zug sitzt ein stigmatisierter,
aber das interessiert zum beispiel
die steine im gleisbett wenig.
etwas prallt an die scheibe,
der umriss auf der netzhaut sagt: vogel,
ohne spezifikation: vogel,
aber das interessiert zum beispiel
die gartengruppe gar nicht.
II
tägliches existenzfragen-voodoo
kein suchergebnis für Ihre anfrage: -Ich-.
im fernsehen: ein special über fallenden schnee.
eilmeldungen als schriftband: nichts passiert.
heute- nachrichten:
weltweit wurde geatmet,
alte männer starben natürliche tode in betten.
paare zeugten kinder.
in einem waldstück fraß ein bär
behutsam früchte von einem busch.
das im spiegel bist du.
III
in einem labor entsteht eine neue waffe,
aber das interessiert zum beispiel die paarhufer wenig.
die lottozahlen werden gezogen,
aber der brahmaputra fließt weiter.
„sherry zur suppe!“, sagt der zen-meister
auf die frage nach der letzten wahrheit.
der gorilla sitzt glücklich lächelnd
an der ameisenstraße während die bäume fallen.
die schöpferkraft edisons ist ein gottesbeweis,
die energiesparlampe aber nicht.
IV
im meer schrumpfen sich fische
durch netzmaschen,
vögel imitieren mobiltelefone.
eine stadtamsel versteht keine landamsel
und die haut des eisbären ist schwarz.
10 jahre arbeit für ein stück ton,
das am ende aussieht wie kreidezeit.
baal und beelzebub lesen sich aus der bibel vor,
aber in armstrongs aufzeichnungen keine engel.

 
(c) Matthias Engels

Donnerstag, 30. August 2012

Buchbesprechung: KNASTREPORT von Kai Schlieter


Kai Schlieter: Knastreport, Westend Verlag, 253 Seiten, 17,95 Euro

Kinderschänder, Vergewaltiger, U-Bahn-Schläger und rechtsradikale Kommandos sind der Anlass emotionaler Diskussionen über Art und Dauer von Gefängnisstrafen. Die meisten Leute fordern krasse und strenge Bestrafungen, erleben in den Medien ewiglange Prozesse und nicht selten ganz milde Strafen ... Stimmt die Meinung, dass die Strafen zu lasch seien? Sind sie zu streng und wäre nur die Todesstrafe noch eine notwendige Steigerung?
Kai Schlieter besuchte für sein Buch deutsche Strafvollzugsanstalten, interviewte Gerichtspsychiater, Forensiker und Kriminologen. Er stellt Vorurteile gegen Statistiken und den Gefängnisalltag gegen Gesetze. Er zeigt, was sich in der Welt hinter Gittern wirklich abspielt, und kommt letztlich zu dem Schluss: Der jetzige Vollzug schadet unserer Gesellschaft mehr, als dass er ihr nutzt.

Manche Kriminelle werden zu Medienstars, doch nach der Verurteilung verschwinden auch sie hinter den Mauern. Gefängnisse zählen zu den schattigsten Regionen der Gesellschaft. Wo keine Öffentlichkeit ist, herrscht auch im Rechtsstaat Willkür. Eigentlich soll der offene Vollzug die Regel sein, tatsächlich ist er die Ausnahme. Mit Straftätern wird nicht schonend umgegangen, es werden auch nicht weniger, sondern seit 1990 immer mehr Menschen, die in Haft geraten. Allerdings weniger die gefürchteten gewalttätigen Jugendliche.
Das lasche Image des Strafvollzugs kommt eigentlich nur daher, dass das Leben in Haft den allgemeinen Lebensverhältnissen weitmöglichst angeglichen sein soll. Denen geht's zu gut, heißt es oft, aber das Ziel der Haft ist, die Gefangenen als sozialverträgliche Zeitgenossen zu entlassen. Fakt ist allerdings, dass nur drei Prozent von ihnen eine Sozialtherapie gewährt bekommen.
Das ist einer von vielen Rechtsbrüchen, die zur Sprache kommen. Natürlich gibt es gefährliche Menschen, vor denen die Gesellschaft geschützt werden muss. Doch die Mittel, um sie zu entschärfen bzw. sicher zu verwahren, sind in vielen Fällen nutzlos und verkehrt. Dies wird am Beispiel der Sicherungsverwahrung deutlich. Gutachten allein aufgrund von Gesprächen können nie wirklich treffsicher die zukünftige Gefährlichkeit einer Person klären. Nur der Umgang mit Situationen in lebensnahen Situationen geben Aufschluss, allerdings will auch keiner Experimente, die die Bevölkerung gefährden.

Schlieter rückt in diesem Buch sachlich argumentierend gerade, was in der öffentlichen Debatte immer wieder falsch dargestellt wird. Ausführung eben nur alle 3 Monate, eher noch größere Intervalle, Totalvereinsamung statt soziale Gemeinschaft, völlig falsche Verhaltensprognostik, die unzuverlässig ist, z.B. wurden von 33 freigelassenen schweren Straftätern 24 rückfällig, wobei man an viel weniger dachte.

Über den Autor
Kai Schlieter, 37 Jahre, ist Soziologe und Sozialpädagoge und arbeitet als Redakteur bei der taz. Seit 1998 ist er als Journalist tätig, zuerst beim Südwestrundfunk, später als Parlamentskorrespondent der Thüringer Allgemeine in Berlin und als Autor für den Deutschlandfunk.

Dichterhain: ABSCHIED III von Stefan Vieregg

Abschied III
(für A.)

Asche im Wind
weht durch fallendes Laub
sterbende Rose auf
versiegender Sprache
Hände, die sich verlieren
Münder sich nie mehr finden
absinkende Zeit
am Körper entlang
der Zauber versiegt
Feuer erlischt
im Regenschleier der Tränen


(c) Stefan Vieregg

Mittwoch, 29. August 2012

Buchtipp: NUTELLA HAT LICHTSCHUTZFAKTOR 9,7 gesammelt von der Facebookgruppe "Unnützes Wissen"

Nutella hat Lichtschutzfaktor 9,7
Die volle Dosis unnützes Wissen
8,99 € (D), Broschur, 202 Seiten
riva Verlag, München 2011 
 
 
Bücher mit unnützem Wissen gibt es viele, doch keines, welches so eine Themenvielfalt bietet.
So erfährt man viel Kurioses und Spannendes. Viagra hält Schnittblumen länger frisch! Oder: Den Master of Desaster gibt es wirklich. Dabei handelt es sich um einen Studienabschluss, der in den Niederlanden im Bereich des Krisenmanagements gemacht werden kann. Unvorstellbar, aber war: Würde die Bevölkerung Chinas in einer Reihe an einem vorbeigehen, würde diese aufgrund der hohen Geburtenrate niemals enden. Allgemein bekannt ist sicherlich nicht jedem, dass rechtlich gesehen Feuerwehrmänner beim Überqueren einer roten Ampel während eines Einsatzes nicht versichert sind? Auch Geschichtliches wird im Buch nicht ausgelassen. Im Duden in der ehemaligen DDR war das Wort Freizeit nicht vorhanden. Tierisches erfährt man am Beispiel der Waldameise, die als einziges Tier selbst Haustiere (diverse Lausarten) hält. Und auch Menschliches, z.B. über die Liebe, die ein Jucken in der Nähe des Herzen ist, das man nicht kratzen kann.
Das Fazit: Unnützes Wissen ist nicht immer nutzlos, sondern bietet eine Menge neue Erkenntnisse. 

Die Autoren
Bekannt aus Facebook gehört „Unnützes Wissen“ mit 652.443 „gefällt mir“-Klicks zu einer der zwei größten deutschen Gruppen. Das Buch entstand auf Basis dieser Facebook-Gruppe. Täglich tragen zahlreiche Fans zahlreiche amüsante und teilweise absurde Fakten und Ereignisse zusammen und teilen sie mit anderen.

 

Dichterhain: EISZEIT von Ute AnneMarie Schuster

(c) Gabriele Springer: Anders - Roter Mond



















Eiszeit

Auch wenn ich bloß und nackt hier sitze,
so bin ich doch warm eingehüllt,
in einen Schleier ganz aus Seide,
der meine Hitze wohlig kühlt.

Glaub nicht, dass ich im Eis erfriere,
nur weil ich nackt mich präsentier,
ein Mensch wie ich wird stets verschweigen,
wie es ihm geht,
im Jetzt und Hier.  

© Ute AnneMarie Schuster

Dienstag, 28. August 2012

Buchtipp: VERFLIXTE HÜHNERSUPPE von Veronika Aretz

Veronika Aretz
Verflixte Hühnersuppe
gebunden, 236 Seiten
17,90 Euro, Dresdner Buchverlag


Nadine ist ein ganz normales zwölfjähriges Mädchen …

Also gut – ihr Leben ist alles andere als normal: Sie ist die Hüterin des Trigonischen Friedenskristalls der Sieben-Welten und sie wurde vor 37 Jahren auf die Erde geschickt, um den kostbaren Stein vor den Feinden ihrer Welt zu beschützen.

Und hier sitzt sie nun fest, immer noch zwölf Jahre alt – und schon wieder kommt sie in eine neue Schule! Dort gerät sie auch gleich an eine Clique, die die Schüler terrorisiert. Ihr Banknachbar Yannik scheint sie komplett abzulehnen und dann taucht zu allem Überfluss auch noch ihr Englischlehrer auf, den sie von früher kennt und vor dem sie schon einmal ihr Geheimnis verbergen musste.

Nach all dieser Aufregung wird ihr eines klar: Sie will endlich wieder nach Hause! Also setzt sie den Kristall ein, um ihren Eltern zu zeigen, wo sie zu finden ist. Doch damit lockt sie vor allem die gefährliche Schwarze Seite an …

Ein fantastischer Kinder- und Jugendroman für Leser ab 10 Jahren – mit über 100 lustig illustrierten Kommentaren im Manga-Stil.


LESEPROBE


VORWORT
oder
Damit du kapierst, warum das Buch so heißt


Hi, ich heiße Nadine und – verflixte Hühnersuppe! – wenn du wissen willst, warum
ich immer so fluche: Das lernte ich bei den Tablebrakers, bei denen ich ein paar Jahre
gelebt habe. Eines Tages, als sie zum Arbeiten auf die Felder gingen, sollte ich
Hühnersuppe kochen. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich ein Huhn schlachte! Nee, ich versteckte es
natürlich im Wald. Stattdessen habe ich ein paar Eier hart gekocht, gepellt und in Lebertran eingeweicht. Mit altem Brot, Bitterschokolade, einer Kirschbaumwurzel und blühenden Kräutern von der Pferdewiese ließ ich sie stundenlang im Wasser brodeln. Da das aber noch immer nicht die gewünschte Färbung brachte, fügte ich zum Schluss noch Hundefutter hinzu.
Ich war fix und fertig, als die Tablebrakers hungrig von der Maisernte heimkehrten, aber die verflixte Suppe hat ihnen so gut geschmeckt, dass ich von da an immer wieder Hühnersuppe kochen musste. (Schreib mir ’ne E-Mail, wenn ich dir das Rezept schicken soll!)

Und um genau so ein Tohuwabohu geht es in dieser Geschichte. Denn hier mühe ich mich ebenso verzweifelt ab wie der arme Hund der Tablebrakers, der immer wieder sein Futter aus der Suppe schlecken wollte. Am Ende gibt es zwar keine Hühnersuppe und auch keine freien Hühner im Wald, aber dafür einen Wolf (das ist
ein gefürchtetes Blechmonster aus meiner Heimat), der dem Huhn (das bin dann ich) ganz gehörig das Fell rupft.
HE, IHR DA HINTEN! HALTET
ENDLICH MAL DIE KLAPPE!
JETZT BIN ICH DRAN!
Und wer über meine Frisur motzen will – da, wo ich herkomme, ist das
modern!

Ka p i t e l  1
oder
Der Tag, den ich am meisten hasse


Verflixte Hühnersuppe, weißt du, wie das ist, wenn du Schritte hörst und dir die Brühe eisig-schaurig den Rücken hinunterläuft, weil du keine zwei Meter weit sehen kannst? Wenn du befürchtest, dass ein bärenartiges Monstrum von Hund durch den Nebel auf dich zuhetzt, du dann aber feststellen musst, dass es nur ein vorlauter Dackel ist?
Wenn dir daumendicke Tropfen in den Nacken pladdern und du hoffst, dass es nicht das gewisse Etwas eines Vogels ist? Und – verflixte Hühnersuppe! – wenn du auch noch weißt, dass du dir diese ganze Milchbrühe selbst eingebrockt hast, weil sich deine miese Stimmung gelegentlich aufs Wetter überträgt? Das Dumme ist, dass du es nicht ändern kannst, weil du eben solche Tage hasst.
Vermurkst-verflixter Hühnersuppen-Albtraum! Ich hasse den allerersten Tag an einer neuen Schule – und genau so einer ist heute.
Mit tief in den Taschen vergrabenen Händen schlurfe ich an der tristen Mauer entlang, die sich wie ein Gefängniswall rund um die Schule windet. In den letzten Tagen hat es in Strömen geregnet und nun platscht bei jedem meiner Schritte literweise Wasser zur Seite.
Endlich komme ich zu dem wuchtigen Eingangstor. „Gymnasium Birkenbleich“ prangt in abgeblätterten Buchstaben auf einem Schild, genauso grau und stumpf wie dieser Frühlingsmorgen, genauso trüb wie meine Laune. Wem sollte es nicht einleuchten, dass es in meinem Bauch rumort, so, als hätte ich ein Dutzend Schnecken zum Frühstück gefuttert? So ein Neuanfang ist echt nicht von Pappe, jeder glotzt dich an, bis du das Gefühl hast, ein Außerirdischer zu sein, dem grüner Rauch aus den Ohren quillt.