Roman
aus der Wirklichkeit
Das
Rollenbett, ein Bett, das auf kleinen Rollen fährt, ist keine
Erfindung der Neuzeit, schon in der Antike ist es bekannt.
Die
große Frau schob es durch eine der belebtesten Straßen von Paris:
„Macht Platz, Leute, macht Platz, geht mir aus dem Weg!“
Eine
große, kranichgroße Frau, lang und dünn. Sie sah nicht sehr
sympathisch aus, überhaupt mag man große Frauen nicht.
Und
jetzt noch das Bett, ein Rollenbett?
Über
dem Bett lag die Decke, eine Handtasche am Fußende. Ein dicker Mann
überquerte die Straße, ein Geschäftsmann, auf seinen Schultern
lagen Schuppen aus Schnee. Nein, es waren Stücke, die Überbleibsel
von Drachenhaut.
Es
war 11 Uhr, Vormittag. Ein kalter Tag. Der Präsident, der Präsident
von Frankreich ist an diesem Tag gestorben.
Seine
Seele ist jetzt in den Rollen des Bettes, in allen vieren
gleichzeitig.
Fünf
Minuten noch, dann fängt ein neues Kapitel an, dann geht es weiter.
(c) WALTER BRUSIUS
Walter Brusius arbeitet und lebt seit 1982 in Bad Kreuznach als freischaffender Maler und unterhält dort ein Atelier.
Er hat in Köln studiert. Vor etwa zehn Jahren begann er parallel
zur Malerei Geschichten zu schreiben. Im Eigenverlag sind bisher
einige kleine Bücher erschienen und seit zwei Jahren seine
Atelierhefte (siehe auch KÜNSTLERPORTRÄTS).
Alle Hefte sind beim Autor oder bei TABERNA LIBRARIA,
Mannheimerstr. 80, 55545 Bad Kreuznach,
www.antiquariat-bad-kreuznach.de, für ca. 9 EUR erhältlich.