Doktor
Tanne war eine hagere mittelblonde Gestalt, tieftraurige Augen, als
sie den kleinen Turm betrat. Den Vorhang schlug sie zurück, trat zu
dem Tisch. Auf dem stand ein Glas mit einem Wetterfrosch. Grün war
der Wetterfrosch.
Doktor
Tanne stand vorm Tisch, strich sich mit der Hand über das Haar.
Doktor
Tanne war eine Frau.
„Ja,
die seelische Belastung spielt immer eine große Rolle“, sagte der
Frosch.
Grün
war er und saß im Glas.
Der
Kranke aber, er heißt Felix, lag in seinem Bett.
„Ja,
eine sehr große Rolle.“
Doktor
Tanne stand ungeduldig vorm Tisch. Sie strich wieder mit der Hand
über das wie bei einem Mann nach hinten gekämmte Haar. Es war sogar
Öl darin, ein Pflegeöl; am Arm klapperte ein Armreif, die Augen
waren traurig; doch auch ungeduldig, nein, ungehalten.
Die
Frau des Kranken aber saß in einen Pelz gehüllt in der Stadt. Sie
war betrunken.
Weiße
Wolken zogen am Fenster vorbei.
Es
waren neunundzwanzig, neunundzwanzig Wolken.
Frau
Doktor Tanne ging zum Waschbecken. Das Wasser aus dem Hahn schäumte,
schuf einen langen, blasigen Saum, und Frau Doktor wusch sich
darunter die Hände.
„Ihre
Gedanken, Frau Doktor Tanne, und meine sind gleich“, sagte der
Frosch.
Frau
Doktor Tanne stand mit dem Handtuch am Fenster, sah hinaus und
seufzte.
„Ich
möchte, dass Sie glücklich sind!“, sagte der Frosch.
Frau
Doktor Tanne seufzte, sie war jung, sie war eine junge Ärztin, und
sie hatte nur einen einzigen Patienten, Felix, aber einen weltberühmten
Pianisten; am Nachmittag hatte sie ihn operiert. Eine schwere
Operation.
Der
Wetterfrosch hatte assistiert. Nein, natürlich nicht. Wo denken Sie
hin. Aber war es nicht gut, wenn er zusah, mit ein Auge auf den
operativen Vorgang hat?
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