Die zwölf Bücher
Ein Fantasyroman von Rolf Glöckner
LESEPROBE 2
Kapitel 2
Die Entscheidung fällt
Vorbereitungen
Die beiden Kinder
starrten sich an.
„Sollen wir
wirklich?“, flüsterte Carolyn. „Wir wissen doch überhaupt
nicht, was uns dort drüben erwartet und was passiert, wenn wir
vielleicht den Rückweg nicht mehr finden. Ein wenig bange ist mir
schon.“
„Ach“, meinte
Tom beschwichtigend, „sei doch nicht so ängstlich, wir werden uns
für dieses Abenteuer jetzt erst einmal richtig ausrüsten. Wir
müssen wohl eine ganze Menge einpacken, eine Taschenlampe,
Taschenmesser, eine Regenhaut, einen Rucksack und, und, und, und
...“
Tom geriet ins
Aufzählen all der vielen Dinge, die er auf die Reise mitzunehmen
gedachte, worauf Carolyn laut zu lachen begann und fragte: „Aber
wer, glaubst du, soll denn das alles tragen?“
Tom, der stets
praktisch dachte und handelte, antwortete rasch: „Jeder nimmt einen
Rucksack, oh, und vielleicht auch ein Seil, falls wir irgendwo
klettern müssen, sowie eine Wurst, Brot, eine große Flasche Wasser
und etwas Süßes.“
„Und festes
Schuhwerk und warme Kleidung“, fügte Carolyn aufgeregt hinzu.
„Also, lass uns schnell nach unten gehen und alles einpacken.“
Eilig verließen sie
den unheimlichen Ort und stiegen wieder die dunkle, laut knarrende
Stiege hinunter, um alles das, was sie gedachten, mitzunehmen und in
ihre Rucksäcke zu packen. Als alles gut verstaut war, machten sie
sich, schwer beladen mit ihrem Gepäck, auf den Weg die alte Treppe
hinauf und betraten, nun doch mit reichlich Herzklopfen abermals den
rabenschwarzen, fast völlig dunklen Dachboden.
Das irisierende
Licht aus dem Spiegel erhellte jetzt nur ganz schwach den hinteren
Teil des Raumes. Während sie beide auf das Licht zugingen, hob
Carolyn ein uraltes, in Leder gebundenes Buch vom Fußboden auf, das
dort vorher noch nicht gelegen hatte, nahm ihren Rucksack von den
Schultern und verstaute das Buch sorgfältig darin.
„Warum willst du
dich bloß mit dem Schmöker abschleppen?“, fragte Tom seine
Schwester erstaunt.
„Ich weiß nicht,
in mir war plötzlich eine Stimme, die mir sagte, ich solle dieses
alte und auch ziemlich schwere Buch mitnehmen, es könnte uns auf der
anderen Seite des Spiegels noch von großem Nutzen sein“,
antwortete Carolyn selbst etwas verwirrt.
„Dann gehen wir
jetzt endlich, und wenn es uns auf der anderen Seite des Spiegels
überhaupt nicht gefällt oder es dort zu gefährlich wird, kehren
wir sofort um, das verspreche ich dir“, beruhigte Tom Carolyn. Dann
begannen sie vorsichtig, sich dem schillernden Licht in der Ecke des
Bodens zu nähern.
Schließlich standen
die Kinder direkt vor dem Spiegel. Das Licht irisierte in den
verschiedensten Farben und es kam ihnen so vor, als wenn auch die
unterschiedlichsten Geräusche zu vernehmen seien. Das Herz klopfte
Carolyn inzwischen bis zum Hals und auch Tom war unruhiger, als er
zugeben wollte.
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