Zwei für den besonderen Geschmack inszenierte Opern, die eine nur schwer verwirklichbare Liebe von Mann und Frau thematisieren, deren Ende ein trauriges und tödliches für die Frau hat, werden von der Oper Frankfurt zurzeit präsentiert. Die erste ist DIDO AND AENEAS von Henry Purcell, Uraufführung 1689 in einem kirchlichen Mädcheninternat in England, die zweite HERZOG BLAUBARTS BURG von Béla Bartók, Uraufführung im Königlichen Opernhaus in Budapest, 1918.
Beide Opern sind so modern inszeniert und doch wieder historisch genügend akzentuiert, dass man einerseits die Barockoper schon allein wegen der Musik unter Karsten Januschke als solche noch genießen kann und andererseits die moderne Bartók-Oper mit Effekten über die Geheimnisse von Blaubarts Welt ganz zeitnah und abstrakt erfährt.
v.l.n.r. Karen Vuong (Second Woman), Sebastian Geyer (Aeneas), Cecelia Hall (Dido) und Angela Vallone (Belinda) (c) Barbara Aumüller |
Dido, die Königin von Karthago, ganz enthusiastisch gesungen von der dunklen Schönheit und Mezzosopranistin Cecelia Hall (USA), wird vom aus dem untergegangenen Troja mit seinem Heer geflohenen Aeneas (schicker Galan im Rüschenkragenhemd, gefeierte Baritonstimme, dennoch etwas blasser als die Heldin Dido) umworben und nähert sich dem Angreifer nur zögerlich. Ihr Hofstaat und ihre vertraute Belinda müssen sie regelrecht überzeugen, ihre Liebe zu leben. Er lebt und rastet in Troja, wird von der verliebten Dido bewirtet und bevor der größere Teil seiner Mission weitergeht: Aeneas wird das Römische Reich gründen, nach vielen Kämpfen und Beschwerlichkeiten, beginnt auch eine königliche Liaison zwischen den beiden.
Dido verliert ihr Herz, hat sich aber an keiner Stelle des Stückes wirklich hingegeben, ignoriert man die heftigen Sekundenküsse. Dass man davon nicht schwanger wird, ist ja auch klar. Der Anstand forderte es im ausgehenden 17. Jahrhundert, wobei an dieser Stelle bemerkt werden muss, dass die englischen Barocktheater allem anderen als der Sittlichkeit verschrieben waren. Ein buntes Treiben im Zuschauerraum, jeder neckte jeden, keinerlei respektvolle Distanz zum Spiel und den Spielern, unliebsame Schauspieler wurden tatsächlich am Auftritt gehindert.
Immer umringt und beschützt von ihrem Hofstaat kann Dido Aeneas von den schlimmsten Avancen abhalten. Dieser Hofstaat ist einerseits steif, andererseits wird er beweglich und agil, nachdem die Beziehung der beiden Herrscherfiguren bekannt ist und gefeiert wird.
v.l.n.r. Elizabeth Reiter (First Witch), Dmitry Egorov (Sorceress) und Julia Dawson (Second Witch), die Widersacher Didos (c) Barbara Aumüller |
Der Geist tritt auf und tut sein Werk, Aeneas fällt herein und will Karthago verlassen. Er sagt es Dido erst nach einigem Zögern und verletzt sie damit tief. Sie ist wütend, wirft ihm Heuchelei vor, was ihn wieder umstimmt, aber die stolze Dido schickt ihn weg und stirbt im Original durch eigene Hand, hier durch abgrundtiefe Trauer und Scham über ihren Fehltritt vor der Öffentlichkeit.
Andreas Bauer (Blaubarts Reichtum) (c) Barbara Aumüller |
Andreas Bauer (Blaubarts Reich der Tränen und des Blutes) (c) Barbara Aumüller |
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