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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 29. Oktober 2017

Enjoy Jazz 2017 am langen Wochenende 29.10.-01.11.2017


Enjoy Jazz Cinema: Django - Ein Leben für die Musik
So 29.10.2017
Atlantis Kino Mannheim
8,50 € an der Kinokasse
Beginn: 11:00
Einlass: 10:30


Wenn nur diese ganzen Synkopen nicht wären! Ansonsten finden die Nazis im besetzten Paris des Jahres 1943 den Swing von Django Reinhardt ja schon ziemlich dufte. Und Reinhardt glaubt oder hofft im Gegenzug, dass der Jazz und seine Popularität ihn vor den Nazis retten werden, während andernorts Sinti und Roma bereits deportiert oder auch gleich ermordet werden. Innere Emigration, Widerstand oder Flucht? Nichts davon würde man leichthin mit der Musik Django Reinhardts in Verbindung bringen, aber der Regisseur Etienne Comar versucht in seinem Debütfilm „Django – Ein Leben für die Musik“ durch die Beschränkung auf eine kurze Phase der Biografie Reinhardts genau dieses Kunststück eines Zeitraffer-Bildungsromans, der den Prozess der politischen Bewusstseinsbildung eines Künstlers als Kostümstück rekonstruiert. Über die erwartbaren Längen der Biopics-Konventionen helfen die Musik und die Darstellerleistungen von Reda Kateb und Cécile de France hinweg. Und die Frage nach Zivilcourage und individueller Verantwortung in gesellschaftlich unruhigen Zeiten hat ja aktuell wieder erheblich an Bedeutung gewonnen.

Gespräch mit Dr. h.c. Manfred Lautenschläger zu seinem Engagement zur Verbesserung der bürgerrechtlichen Teilhabe von Sinti und Roma. Beginn 10:30 Uhr



Enjoy Jazz Familienkonzert: Oran Etkin's Timbalooloo
So 29.10.2017
BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen
2,50 €
Beginn: 15:00
Einlass: 14:00
Reihe: Enjoy Jazz Jugend
Land: Deutschland / USA



Kinder sind die schärfsten Kritiker: Langweilt sie, was sie sehen oder hören, dann ist es mit dem Spaß vorbei, und man möchte ihrem Unmut nicht ausgesetzt sein. Erregt eine Sache aber ihre Aufmerksamkeit, dann wird das mit aufrichtigster Begeisterung belohnt. Oran Etkin hat das seltene Talent, in Kindern die Faszination für Musik zu wecken. Der hoch gepriesene Klarinettist, der unter den Fittichen Yusef Lateefs zum Meister seines Instruments wurde, hat eine Methode entwickelt, junge Menschen zum Musikhören und -machen anzuregen. Unter dem Projektnamen „Timbalooloo“ bietet er in New York Kurse für unterschiedliche Altersklassen an, verbindet Hörerlebnisse mit Geschichten, vermittelt Stile und Formen, und das alles auf so kindgerechte Weise, dass ihm nicht nur seine Schüler an den Lippen hängen, sondern auch deren Eltern von ihm schwärmen. Etkin hat zudem vor zwei Jahren eine ausgezeichnete Benny Goodman-Hommage veröffentlicht, war mit Mike Stern oder Wyclef Jean auf Tournee – und er spielt Konzerte für Familien, die auf seinen „Timbalooloo“-Erfahrungen aufbauen: Man muss erleben, wie er mit seiner Band das Publikum zum Tanzen und Mitsingen bringt, zwischen den Genres hin und her hüpft, Instrumente in erzählende Figuren verwandelt und jeden seiner kleinen und großen Zuhörer auf die musikalische Abenteuerreise mitnimmt. Der ideale Gast also beim Familienfest im BASF-Feierabendhaus. Freuen darf man sich an diesem Nachmittag außerdem auf die Enjoy Jazz-Schulbigband, die den zweiten Teil des Konzerts gestaltet.

Eine Veranstaltung der BASF SE.



Prado Jazz Club / Kuba
So 29.10.2017
Karlstorbahnhof Heidelberg
AK: 21 €
Beginn: 20:00
Einlass: 19:00


Enjoy Jazz trägt nicht grundlos den Untertitel „Internationales Festival für Jazz und Anderes“: Das Programm spiegelt die Vielfalt musikalischer Ausdrucksformen und Traditionen. Und die Veranstalter fühlen sich mit Festivalmachern auf der ganzen Welt verknüpft. Zuweilen trägt diese Verbundenheit schöne Früchte: Seit letztem Jahr ist Enjoy Jazz nun das offizielle europäische Partnerfestival des „Festival Internacional Jazz Plaza Havana“ – auf Empfehlung von „Jazz Plaza“ waren der kubanische Saxofonist Michel Herrera und der Pianist Jorge Luis Pacheco zu Gast. 2017 geht diese Kooperation weiter, und zwar mit dem Prado Jazz Club, einem bemerkenswerten Quartett, in dessen Zentrum der Pianist Alejandro Falcón und der Trompeter Mayquel González stehen. Beide gehören zu den aufregendsten Musikern der aktuellen kubanischen Szene – von Nachwuchs zu sprechen, verbietet sich angesichts der Meriten, die sie sich schon verdient haben. Der 36-jährige González spielte in den Bands von Harold López-Nussa und Chucho Valdés. Der gleichaltrige Falcón hat sich nicht nur als Pianist, sondern auch als Komponist und Produzent einen Namen gemacht. Lateinamerikanische und afrokubanische Stilmotive bringen sie in ihrer Musik auf faszinierende Weise mit Jazzelementen zusammen. Unterstützt werden die beiden von einer imposanten Rhythmus-Gruppe: Perkussionist Inor Sotolongo und Yasser Pino am Bass, zwei stilistisch äußerst wandlungsfähigen und technisch superben Musikern. Heidelberg wird an diesem Abend zu einem vibrierenden Vorort von Havanna!



Shabaka And The Ancestors
Mo 30.10.2017
Karlstorbahnhof Heidelberg
VVK: 18 € zzgl. Geb.
AK: 22 €
Beginn: 20:00
Einlass: 19:00
Reihe: Archie Shepp Art Songs and Spirituals
Land: Großbritannien / Südafrika



Wer sich auch nur ein wenig für die aktuelle britische Szene interessiert, dürfte größte Schwierigkeiten haben, nicht auf Shabaka Hutchings zu treffen. Der umtriebige Musiker mit den karibischen Wurzeln, Jahrgang 1984 und klassisch ausgebildet als Klarinettist, zählt seit Jahren zu den abenteuerlustigsten Aktivposten einer Szene, deren undogmatisches Verständnis von Jazz sich in alle Richtungen zu öffnen weiß. Mal jammt er mit Soweto Kinch oder Steve Beresford, mal arbeitet er mit Hieroglyphic Being oder Floating Points für den Dancefloor, mal tourt er als Teilzeit-Mitglied der Heliocentrics mit Mulatu Astatke oder steht mit dem Sun Ra Arkestra auf der Bühne, wenn das Arkestra in London Station macht. 2015 war Hutchings mit den unberechenbaren Sons of Kemet in Ludwigshafen zu hören. Im vergangenen Jahr gastierte Hutchings mit den Projekten Melt Yourself Down und The Comet Is Coming bei Enjoy Jazz. Kurz zuvor war er noch nach Südafrika gereist, um zu erleben, wie es sich anhört, wenn Musiker aus Johannesburg und Kapstadt seine Stücke spielen. „Wisdom of Elders“, so der Albumtitel, kombiniert auf faszinierende Weise afrofuturistischen Spiritual Jazz mit afro-karibischer Melodik und spezifisch südafrikanischer Rhythmik. Stichwort: Red Hot!



Late Night Stranger: Gonjasufi
Mo 30.10.2017
Karlstorbahnhof Heidelberg
VVK: 16 € zzgl. Geb
AK: 20 €
Beginn: 23:00
Einlass: 22:30
Reihe: Late Night Stranger
Land: USA

Ein Yogalehrer als Schmerzableiter durch Schmerzakkumulation in der Kunst, auch nicht schlecht! Hinter Gonjasufi steckt der US-Amerikaner Zumach Eck, der mit Kind und Kegel irgendwo in der Wüste in der Nähe von Las Vegas lebt und auf »broken music«, auf Verzerrer, Störgeräusche und stolpernde Beats steht. Nachdem ihm ein Gastauftritt auf dem Flying Lotus-Album „Los Angeles“ erste Aufmerksamkeit verschafft hatte, legte er mit den Alben „A Sufi And A Killer“ und „MU.ZZ.LE.“ nach, die ihn zwar zum Kritikerliebling machten, aber zum mit der eigenen Arbeit unzufriedenen Kritikerliebling. Gonjasufi wollte die volle Unabhängigkeit als Musiker und Produzent und präsentiert mit „Callus“ ein Album, dessen Tracks sich mit der Lust einer gediegenen Zahnwurzeloperation ohne Betäubung in den Schmerz der Menschheit hereinbohrt. Was Gonjasufi hier mit Rap, Blues, Noise und Dub anstellt, mag ältere Hörer an die bösen Soundexperimente erinnern, mit denen Mark Stewart in den 1980ern an der Seite von Tackhead das Publikum zu agitieren versuchte. Nur jetzt eben nicht mehr mit letztlich verbissener optimistischer Wucht, sondern in der härteren Variante: durch Qual zum Licht in Lo-Fi-Qualität. Musik zur Zeit.



BadBadNotGood
Di 31.10.2017
dasHaus Ludwigshafen
VVK: 24 € zzgl. Geb
AK: 29 €
Beginn: 20:00
Einlass: 19:00
Land: Kanada



Im April 2011 luden drei Jazzstudenten vom Humber College in Toronto ein schwarz-weiß Video ihres so originellen wie verblüffenden „Jazz-Tribute to Odd Future and Bangladesh Bastard“ auf YouTube hoch: „The Odd Future Sessions Part 1“. Endlich mal nicht an Horace Silver und Bill Evans abarbeiten, sondern lieber mit Jazz im Kopf an Tracks von The Roots oder Mos Def rantasten! Coole Idee, die auch bei der Odd Future-Crew auf Resonanz stieß. Im Oktober 2011 konnten BBNG schon eine Session mit Tyler, the Creator posten. Die Sache zog rasch Kreise, aus dem Trio wurde mit dem Saxofonisten Leland Whitty ein Quartett, das jetzt nicht länger nur Fremdkompositionen „veredelte“, sondern auch selbst aktiv wurde. Es folgten eigene Alben, hübsch durchnummeriert in der Manier von Led Zeppelin oder Soft Machine, und weitere Kollaborationen mit Ghostface Killah, Colin Stetson oder auch Future Islands’ Sam Herring. Das übermütige Switchen zwischen den musikalischen Genres, verbunden mit einer durchaus pointierten und provokanten Kritik am Curriculum eines zeitgemäßen Jazz- Studiums und dem kreativen Umgang mit der Jazz-Tradition, sorgten für Diskussionen. Aktuell gilt laut „Pitchfork“: Wenn ein Rapper eine Live-Band sucht, die Morricone-Soundtracks mit der Instrumentierung von „Stax Records“ zu spielen versteht, gibt es keine Alternative zu BBNG.

Das Hausboot Ludwigshafen serviert seit dem 17. Februar diesen Jahres lecker veganes Mittagessen im Kulturzentrum dasHaus Ludwigshafen. Anlässlich der Konzerte von Donny McCaslin, Mammal Hands, BADBADNOTGOOD, und dem Konzert von Egberto Gismonti & Maria João werden die Türen des Hausboot auch über die üblichen 16 Uhr geöffnet bleiben, um das Publikum am Abend der Konzerte mit lecker Essen zu versorgen.



Late Night Stranger: Bach Meditationen mit Maya Homburger & Barry Guy
Di 31.10.2017
Tankturm Heidelberg
VVK: 20 € zzgl. Geb
AK: 25 €
Beginn: 23:00
Einlass: 22:00
Reihe: Late Night Stranger
Land: Schweiz/ England

Vor einigen Jahren sprach die Schweizer Violinistin Maya Homburger, die vor allem durch ihre Beschäftigung mit Barockmusik bekannt geworden ist, in einem Interview davon, dass sie einen „Bach-Marathon“ plane: Das Konzert sollte mehrere Stunden dauern. Die Zuhörer würden die Möglichkeit haben, sich im Raum zu bewegen, eine Stunde oder vier zuzuhören, in der Musik gänzlich zu versinken oder nur einzelne Sonaten und Partiten mitzunehmen. „Das würde“, sagte Maya Homburger damals, „für mich eine andere Art des Spielens ermöglichen, ohne diesen Moment des Anfangens oder Endens, den ich gerade bei den Bach-Solo-Stücken zuweilen als ziemlich schwierig empfinde.“ Nun wird dieser seinerzeit noch vage Plan in die Tat umgesetzt: Die „Bach Meditation“ – so der sinnfällige Titel – findet bei Kerzenlicht statt; es soll eine kontemplative Stimmung entstehen. Bach ist für Homburger, wie sie einmal bekannte, der spirituellste Komponist überhaupt. Mit ihrem langjährigen künstlerischen und Lebenspartner Barry Guy, einem der wichtigsten Bassisten im Grenzbereich zwischen frei improvisiertem Jazz und Neuer Musik, werden Werke von Bach mit Stücken von György Kurtág, H.I.F. Biber und Improvisationen kombiniert. Ein Kritiker, der solch einer „Meditation“ beiwohnte, war vollkommen begeistert: Homburgers Hingabe habe ihn „umgepustet“. Die Art und Weise, wie die Stücke verbunden worden seien, habe wunderbar funktioniert – so gut, dass er in eine Art Trancezustand geraten sei. Wenn das nicht vielversprechend klingt!



Gerald Clayton Trio
Mi 01.11.2017
Karlstorbahnhof Heidelberg
VVK: 18 € zzgl. Geb
AK: 22 €
Beginn: 21:00
Einlass: 20:00
Land: USA



Fast wäre es ein Wunder, wenn aus Gerald Clayton kein Musiker geworden wäre: Vater John ist ein angesehener Bassist, Onkel Jeff ein bekannter Saxofonist und Flötist – Gerald blieb also eigentlich gar keine Wahl, als das Familienerbe anzunehmen. Das Schöne sei gewesen, sagte er einmal, dass er schon als Kind ziemlich tiefe Einblicke in das Leben von Jazzmusikern bekommen habe. Aus dem Schatten seines Vaters und Onkels, mit denen er übrigens zuweilen zusammenspielt, ist Gerald Clayton längst herausgetreten. Mit 25 nahm der 1984 in Utrecht geborene und in Kalifornien aufgewachsene Pianist seine erste Platte auf. Damals galt er als Wunderkind. Einer seiner Lehrer war Kenny Barron. Er tourte mit dem Trompeter Roy Hargrove, stand mit Clark Terry, Charles Lloyd oder Ambrose Akinmusire auf der Bühne. Mit Terri Lyne Carrington und Christian McBride bearbeitete er das Ellington-Album „Money Jungle“ auf eindrucksvolle Weise neu. Und er entwickelt seit vielen Jahren mit seinem Trio einen Sound, den Lässigkeit und Wärme auszeichnet und der irgendwo zwischen Bill Evans und Benny Green, Tradition und Gegenwart, Hardbop und Mainstream einen eigenen Weg sucht. Der Bassist Joe Sanders begleitet ihn dabei schon sehr lange, Schlagzeuger Kendrick Scott, der unter anderem mit Lizz Wright und Pat Metheny arbeitete, ist seit kurzem Teil der Band. Claytons neuestes Album „Tributary Tales“ aus dem Frühjahr hat die Energie eines Musikers, der aus den Vollen schöpfen kann – und immer wieder neue Einflüsse zulässt.

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