"... es war ein einmaliger Tag, aber auch eine unvergessliche Nacht. Am 22. Juni 1995 fuhren wir laut singend und überschäumend vor Selbstvertrauen vom Rolling-Stones-Konzert in Hannover zurück nach Kiel. Die Nachricht vom wegen eines Lkw-Brandes gesperrten Elbtunnel ließ uns eine Fahrtroute weiter östlich wählen. Wir wollten uns irgendwie zu den Elbbrücken durchschlagen, der zweiten und letzten Möglichkeit, um nach Norden zu gelangen. Damals, noch ohne Smartphone oder Navigationsgerät, offensichtlich eine Überforderung für euphorische und müde Konzertbesucher. Ölhafen, Steinwerder, Kleiner Grasbrook, Altenwerder, Moorburg – Namen, die immer und immer wieder auftauchten. Wir fuhren im Hafen und auf den Elbinseln im Kreis. Und überall stand unüberbrückbares Wasser im Weg. Erst nach Stunden fanden wir glücklich eine Brücke in die Stadt, raus aus diesem Teil Hamburgs, den man kaum jemals besucht und der uns unmissverständlich klarmachte: Diese Stadt ist dominiert von einem riesigen Hafen.
Auch nördlich der Elbe ist Hamburg von Meer und Hafen geprägt. Seit Jahrhunderten weisen die Reedereien Politik, Gesellschaft und Architektur der Stadt den Weg. Reeder waren und sind keine scheuen, kalt kalkulierenden Handelsleute. Vielmehr wussten sie schon vor 250 Jahren, was Chinas Wirtschaft bietet und benötigt, fuhren durch ungewisses Wetter exotische Güter, mit dem Vertrauen auf den Bedarf in der Heimat. Die erfolgreichen und selbstbewussten Reeder errichteten stadtprägende Bauten, schenkten der Gemeinde Museen, Konzerthäuser, bauten legendäre Hotels oder wurden Bürgermeister."
In diesem Sonderheft von mare (8,50 € / 16,50 SFR) erleben Sie nicht einfach die maritimen Seiten Hamburgs. Sie ist an sich so sehr durchdrungen vom Geist der Ozeane, dass man nur mit einem weitgefassten Blick die Hansestadt begreifen kann.
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