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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 6. Mai 2012

Für Sie besucht. "Lesen & Kultur für alle" im HalbNeun-Theater, Darmstadt

Letzten Sonntag, den 29.04.12, fand die Gründungsfeier des Vereins „Lesen & Kultur für alle e.V., Münster in Hessen“ im HalbNeun-Theater Darmstadt, Sandstraße 32 statt.

Ziel des Vereins ist die Stärkung der Lesekompetenz sowohl leseschwacher als auch lesestarker Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Es wurde ein buntes Programm mit Theatervorführungen, Lesungen und Musik geboten.

Beginn der Feier war nach 17:00 Uhr. Nach der Begrüßung und Ansprache durch die 1. Vorsitzende des Vereins, Felicitas Göbel, hatten die Besucher Gelegenheit, Lesungen der vier erstplatzierten Jungautoren zu hören. Die Jugendlichen hatten tolle Stories auf Lager und verfügen alle bereits über einen beachtlichen Wortschatz und Erzählgabe. 

Lydia Steiner (11 Jahre) überzeugte mit “Das Geheimnis des Nebelsees”, eine fantastische Geschichte zu einer Wasserfee bzw -nixe, die im See lebt und sich nur selten zeigt.
Hannah Kaeser (12 Jahre) und ihre “Black Out”-Geschichte, die Geschichte eines Missbrauchs, fanden leider nicht statt. In der Geschichte ging es um Folgendes: Luis will Sex mit seiner Freundin, die - viel zu jung - ablehnt. Mit K.O.-Tropfen holt er sich, was er so nicht bekommt, und wird verurteilt. K.O.-Tropfen werden immer häufiger bei Jugendlichen eingesetzt, um sie gefügig zu machen. Statt dessen las 
Fiona Noltemeier (12 Jahre). "Tomatenalarm" von Fiona war eine lustige Ausflugsgeschichte von Obst- und Gemüsesorten, lebendig geworden und unterwegs am Ausflugsort. Die Tomate, Karotte, Banane und Gurke erleben lustige Abenteuer und schaffen am Ende gerade noch ihren Flieger per exzellentem Lassowurf ...
Irini Michali (14 Jahre) raubte den Zuhörern mit einer unglaublichen Selbstmordgeschichte aus Liebeskummer und der Beschreibung der Todeserfahrung im Moment des Absturzes und Aufpralls im Wasser aus schwindelnder Höhe den Atem: “And I drowned in Peace”.
Anne Herd (16 Jahre) konfrontierte uns mit ihrer “Bibliothek der Erinnerung”, die Verarbeitung eines Trennungserlebnisses von der Mutter. "Nur ein kleiner Schnitt" ...

Um 18:30 Uhr wurde eine Theaterproduktion, inszeniert von Georgios Slimistinos (35) aufgeführt: “Der Sommernachtstraum”, Shakespeare in 18 Minuten. Das Stück wurde stark modernsiert und in Zeitraffer mit einer eigenwilligen Kürzmethode gezeigt: Nur jeder 18. Satz kam zur Geltung. Aus der chaotischen Lage in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung wird nach Medikamentation der Insassen zur Nacht ein kollektiver Traum, fern jeglichen Wahnsinns erlebt, der lyrische Phasen, Liebesmomente, Nähe und Trennung zulässt. Am Ende der Nacht versinkt alles wieder im Wahnsinn. Mit Schattenspieleffekten und anderen Verfremdungseffekten ein spannendes, wenn auch unverständlich bleibendes Stück, das nur der versteht, der Shakespeare sehr gut gelesen hat.

Gegen 19 Uhr dann ein Interview mit Dr. Michael Hüttenberger, dem Mitinitiator des Projektes "Lesen für alle", und Felicitas Göbel, der ersten Vorsitzenden bzw. Gründerin des Vereins "Lesen & Kultur für alle", geführt von Martina Noltemeier, Journalistin. Dr. Hüttenberger war viele Jahre lang Schulleiter einer Integrierten Gesamtschule, hat Unterrichtserfahrung und befindet sich im Moment in einer Auszeit, um Abstand und neue Kraft zu gewinnen. Felicitas Göbel ist Architektin und Veranstalterin etlicher Leseförderungsprojekte. Sie arbeitet mit einem Rückkopplungsverfahren, dem sog. Warnke-Verfahren, das dem Leser seine Stimme erfahrbar und veränderbar macht. Der Verein bietet nun die Ausbildung interessierter Leute zum Lese- und Kulturtrainer an, die dann in kurzen Einheiten an Schulen den Schülern das Lesen auf eine andere Art und Weise beibringen sollen. Neue Mitglieder zum Jahresbeitrag von 30 € sind willkommen, auch Leute, die mit Kindern kulturelle Veranstaltungen organisieren wollen. Als neues Projekt darf das "Pegasus-Musical", mit Musik vom Komponisten Ulrich Pietsch erwartet werden.
Anschließend las Michael Hüttenberger aus seinem Buch “Ostfriesische Perspektiven”. Sein Stil ist lakonisch, wortkarg, süffisant und humorvoll. Der "Spiegel" hat ihn bereits sehr gelobt. Im Alltäglichen wird das erzählende Ich mit einer klitzekleinen Abweichung konfrontiert, was ihm bereits sehr fremd vorkommt. Der Trott nimmt weiter seinen Gang, wenn der Erlebende anschließend ins Alltägliche zurückkehrt. Da die Geschichten sehr ähnlich gestrickt sind, ermüdet der Wiederholungseffekt etwas.

Um 21 Uhr die Szenische Lesung “URUK”, aus dem Epos “Gilgamesch und Enkidu” von Rüdiger Heins, mit den Darstellern Viktoria Vonseelen, Felicitas Göbel und Rüdiger Heins selbst. Ich habe schon darüber berichtet, weswegen ich nur dahin verweise. Wieder eine gelungene Darbietung der beiden Darstellerinnen, die perfekt in ihren Rollen aufgehen. Eine Viktoria Vonseelen, die sich im Ballettschritt über die Bühne bewegt und klar und konzentriert vorträgt und eine das Tier in Enkidu transportierende schleichende, fast fauchend und begehrlich sprechende, sich wiegende Felicitas Göbel in der Enkidu-Rolle. Rüdiger Heins sehr überzeugend als Hauptleser. Auch seine Choreographie bzw. Inszenierung nimmt der Lesung das Trockene, ist sehr spannend und für ein größeres Publikum geeignet.


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