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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 17. April 2013

Dichterhain: SEKUNDEN von Birgit Heid

Sekunden
(c) Ahmed Irfan


Wie lange ist es her dass wir
lustwandelten in deinen Räumen
legtest deinen Arm um meine Schulter
und mein Kopf gelehnt an dich

auf deinem blauen Filz die Füße
tasteten ein Sandgeräusch frei
wie am Meer von deinen Wänden
schlugen Wellen uns entgegen laut

und gischend unser Wohllaut wenn
wir uns zu necken suchten gurrend
wie die Tauben die vor deinem
Fenster auf den Bäumen saßen und

du reichtest eine Tasse Tee er
schmeckte wie das tiefe Leben
das wir erst gekostet hatten und es
war doch nur ein paar Sekunden her.


(c) Birgit Heid

Dienstag, 16. April 2013

Morgen Früh bei Dradio Kultur: Lacan - une maladie d'amour

Mittwoch, 00:05 Uhr, Feature
Lacan - une maladie d'amour
Von Elodie Pascal


Regie: Elisabeth Putz
Mit: Lilith Stangenberg, Pilar Aguilera,
Klaus Höring
Ton: Herta Werner-Tschaschl, Kaspar
Wollheim Produktion: RBB/ORF 2011
Länge: 53 '15


" 'Hysterische Persönlichkeitsstruktur' stand auf meinem Befund. Ich war 20 und hatte keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen hatte. Meine Psychoanalyse dauerte sechs Jahre. Fast auf den Tag genau. Ich wurde ein zweites Mal geboren. Und diese zweite Geburt war alles andere als einfach. Die Analyse ist eine harte Arbeit eines Diskurses ohne Ausflüchte ", sagt der Psychoanalytiker Jacques Lacan, grand maitre für die einen, Scharlatan für die anderen. Lacan postulierte eine Rückkehr zu Freud und ging in dieser über den Entdecker der Psychoanalyse hinaus. Für die Formulierung seiner Theoreme bediente er sich der Linguistik, der Philosophie, Theologie, Mathematik und schuf ein Werk, das bis heute - 30 Jahre nach seinem Tod - Fragen aufwirft.

Jacques Lacan bietet die verrückteste, hermetischste Ausdrucksweise in Sachen Psychoanalyse und dadurch auch die tiefsten Erkenntnisse und Ahnungen der inner- und zwischenmenschlichen Prozesse.

Elodie Pascal, geboren 1982 in Orleans, zweisprachig (deutsch-­französisch) aufgewachsen, studierte Philosophie in Paris, lebt dort als Autorin. Zuletzt: "La vie en vogue" (DKultur 2013).

Wie war es bei The Australian Pink Floyd Show in der Trierer Arena?




The Australian Pink Floyd Show ist nicht nur eine sehr gute Coverband, sondern fast schon ein Stück Reinkarnation der Rockgruppe Pink Floyd. Die Australier haben sich 1988 in Adelaide, Australien, gegründet und spielen von der Frühzeit Pink Floyds mit Syd Barrett bis zu den letzten Alben alle Titel nach ... plus eine Prise gewisses Etwas, die sie als eigenständige Band ausweist. Parts mit klar eigener Note, neu formuliertem Altem, versetzt mit exakten Zitaten der Ursprungsmusik. Ihr Erkennungszeichen ist übrigens ein riesiges rosa Känguru, das sich vom Original-Pink-Floyd-Schwein ableitet, das ich selbst Ende der 70er-Jahre in Zürich in concert sah - es schwebte über den Tausenden von Menschen. Die Bandmitglieder der Australian Pink Floyd Show setzen sich für den Artenschutz der australischen Kängurus ein. Sie kümmern sich dabei hauptsächlich um kleine Känguruwaisen, denen sie mit Spendengeldern ein Überleben ermöglichen.
1996 wurde TAPFS von David Gilmour zu seinem 50. Geburtstag eingeladen und trat auf seiner Feier als Liveband auf. Dabei kam es zu einer Jamsession mit den alten Pink-Floyd-Mitgliedern David Gilmour, Richard Wright, ebenso mit Tim Renwick, Guy Pratt, Gary Wallis und Claudia Fontaine. Die Altmeister schätzen die Australier sehr.
TAPFS machte am 12.04.2013 Halt in Trier, engagiert von Popp Concerts, wo sie in der ARENA eine astreine 2-Stunden-Show ablieferten, wie man es von ihnen gewohnt zu sein scheint. Ihre Tour steht unter dem Motto „Eclipsed by the Moon“ und feiert das 40-jährige Bestehen des Albums "Dark Side of the Moon" der Rockheroen Pink Floyd. Es war deren erfolgreichstes Album, das sich vom März 1973 bis 1988 einmalige 741 Wochen (!) in den internationalen Charts hielt. Allein von diesem Album wurden über 50 Millionen Exemplare verkauft. Und so ehrt die weltweit erfolgreichste Pink Floyd Tribute-Band das Album und ihre Vorbilder sehr ausführlich, eben vollständig. Mit Videoeinspielungen, dramaturgischen Highlights in der Choreographie mit überdimensionalen Figuren und herrlichen Laserspielen präsentiert das 10-köpfige Team eine perfekte Show. Pink Floyd-Fans werden ihre wahre Freude haben, denn es kommen noch ganz andere Hits zur Sprache: "The Great Gig In The Sky", "Us And Them", das geniale "Money" und ebenso einprägsame "Time". Nicht fehlen darf "One of these Days", "Shine on me crazy Diamond", "The Wall", "Wish you were here" und Auszüge aus dem Album "Atom Heart Mother", und die Liste ist noch nicht zu Ende. Die rund 2500 Trierer Besucher wähnten sich zusehends ganz in einem Pink-Floyd-Konzert und feierten fast jeden Erkennungsakkord mit starkem Beifall.

DIE BAND
STEVE MAC (Gitarre, Gründungsmitglied 1988), COLIN WILSON (Bass, seit 1992 dabei), JASON SAWFORD (Keyboard, Gründungsmitglied 1988), PAUL BONNEY (drums, seit 1998), DAVE DOMMINNEY FOWLER (Gitarre und Gesang), MIKE KIDSON (Sax, spielte schon in der Zappa tribute band The Muffin Men), ALEX MCNAMARA (Gesang und Percussion, seit 2012), LORELEI MCBROOM (Gesang und Tanzperformance, sorgt für grazile Performance und war schon bei Pink Floyd dabei), LARA SMILES (Gesang und Tanzperformance, Songschreiberin), EMILY LYNN (Gesang und Tanzperformance).

Das Original: Atom Heart Mother

Heute Abend in Mannheim: Satoe – Gesegnete Heimat

Gastspiel auf Einladung der Mannheimer Bürgerbühne:
Satoe – Gesegnete Heimat
Eine Koproduktion von Label Noir und dem Staatstheater Mainz
am 16. April, 19.00 Uhr, Studio


Wie nah ist „fremd“ uns eigentlich täglich? Was ist „fremd“, wer, warum und wodurch?
Im Sommer 2011 fand sich am Staatstheater Mainz ein Ensemble von Menschen zwischen 16 und 73 zusammen, um sich über ganz persönliche Erfahrungen, Hintergründe und Geschichten im Zusammenhang mit Heimat auszutauschen. So entstand das Stück Satoe – Gesegnete Heimat, in dem Spieler verschiedenster kultureller, sprachlicher und nationaler Hintergründe das Fremd- und das Heimischsein in all seinen Facetten bespielen, betanzen, besingen, beweinen und belachen. Für- und miteinander erinnern sie sich daran, was für sie Fremd-Sein, Heimat und Migration (nicht) bedeutet und nehmen dabei das Publikum mit auf eine Reise durch zwölf Kapitel: zwölf Geschichten von zwölf Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, und dennoch sind es am Ende zwölf Kapitel einer einzigen großen Geschichte, die von der ewigen Suche des Menschen nach Zugehörigkeit erzählt.

Preise:  14,- / 8,50 €

Im Anschluss Publikumsgespräch in der Lobby Werkhaus.

Die Aufführung ist Teil des Bundesaktionstags „Wir für Demokratie – Tag und Nacht für Toleranz“ und wird im Rahmen des Mannheimer Aktionsplans für Toleranz und Demokratie (MAP) gefordert.

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

KELPIE ( Kerstin Blodig und Ian Melrose) Freitagabend in der Stummschen Reithalle Neunkirchen ausverkauft

Kelpie in der Stummschen Reithalle Neunkirchen ist ausverkauft!!!


Auch an der Abendkasse werden keine Karten mehr erhältlich sein.





Am Freitag, dem 19. April 2013 gastiert im Rahmen der Folkreihe das Duo Kelpie ab 20:30 Uhr in der Stummsche Reithalle in Neunkirchen.
Eine Stimme, so klar wie norwegisches Fjordwasser, die Flöte wie der Hauch eines Nebels über den schottischen Highlands, dazu zwei ideal harmonierende groovige Gitarren. Zwei renommierte SolokünstlerInnen in ihrem Lieblings-Duoprojekt. Leichtfüßig vorgetragene Balladen von Trollen, Kelpies und anderen Wassergeistern, pfiffig-fetzig arrangierte Reels und Hallings mit viel Spaß an spontanen Ideen und Improvisationen. Kerstin Blodig ist Gründungsmitglied der Gruppen Touchwood, Norland Wind und Talking Water und gilt international als eine der wichtigsten Interpretinnen skandinavischer und keltischer
Weltmusik. Ian Melrose, renommierter Gitarrist und Komponist der europäischen Akustikszene, war bereits bei zahlreichen Live- und Studioprojekten u.a. mit Reinhard Mey, Clannad oder Norland Wind aktiv.

Heute Abend in Frankfurt: Die Bettleroper

26.04.2013, 20 Uhr  I  Stalburg Theater, Glauburgstr. 80, 60318 Frankfurt, Tel.: 069 25 62 77 44, info@stalburg.de

 

DIE BETTLEROPER – Du kannst nicht den Mann und das Geld zugleich haben
mit Ingrid El Sigai, Monica Ries und Markus Neumeyer


Das Thema ist von immerwährender Aktualität. Als John Gay 1728 die "Beggar`s Opera" zur Uraufführung brachte, waren Korruption und Doppelmoral in Politik und Gesellschaft schon genauso von brennendem Interesse wie heute. Gay verstand es grandios, Sozialkritik und Unterhaltung miteinander zu verbinden und wurde so zu einem gefeierten Autor seiner Zeit.

Auch die Musik, die Christoph Pepusch dazu komponierte, wurde schnell zum Kult (würde man heute sagen), weil sie auf volkstümlichen Balladen aufgebaut war und gleichzeitig Händels Barockopern parodierte. Statt Göttern, Königen und Prinzessinnen agierten und sangen hier Gauner, Ganoven und Huren. Keine Oper mit Bettlern, sondern für „Bettler“, sprich: den „kleinen Mann und die kleine Frau“.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde "Beggar`s Opera" immer wieder neu aufgenommen und der Zeit angepasst, so nahmen sich 1928 Bertolt Brecht und Kurt Weill des Stoffes an und schufen daraus die berühmte "Dreigroschenoper". Der tschechische Schriftsteller und spätere Staatspräsident Václav Havel schuf eine Adaption des Werkes im Jahre 1975, und Peter Brook verfilmte es 1953.

Heute Abend in Darmstadt: Uraufführung von Lala auf der Couch

16.4., 27.4., 4.5., 11.5. 19:30 Uhr  I  Staatstheater Darmstadt, Kleines Haus




Lala auf der Couch von Mei Hong Lin | Uraufführung


Lala ist eigentlich perfekt und doch täglich – wenn auch im Geheimen – am Rande des Wahnsinns. Job, Karriere, Liebesleben und Freundeskreis – sie hat alles fest im Griff. Von ihren Selbstzweifeln, Ängsten und Panikattacken kriegen höchstens die  Aquariumsgoldfische in ihrer Wohnung etwas mit. Obwohl bemerkenswert katastrophenfrei, gerät Lalas Welt immer mehr ins Wanken, bis im Leben der Miss Perfect gar nichts mehr perfekt und die Show zu Ende ist.

Ärzte verpassen ihr die schicke Diagnose „Burn-out“, und Lala landet auf der Couch eines Psychoanalytikers. Gemeinsam mit ihm begibt sie sich auf eine phantastische Reise zu sich selbst. Tollkühn stöbert sie die unbekannte innere Welt in sich auf, blickt abenteuerlustig in ihre emotionalen Gletscherspalten und erobert einen neuen Kontinent namens Unbewusstsein. Dabei wird nicht nur so manch skurrile Überraschung zu Tage befördert. Lala schickt sogar ein ganzes Aufräumkommando in die Trümmer ihrer Kindheit …

Mei Hong Lin widmet sich in ihrer neuen Kreation einem Phänomen, das längst Gegenstand einer kontrovers diskutierten Debatte geworden ist. Ist Burn-out eine medizinische Diagnose? Ist er Ausdruck einer müden, kollabierenden Gesellschaft? Oder ist er ein „Lifestyle“, der neben dem Eigenheim und dem Sportwagen als Statussymbol in jeden Lebenslauf gehört?

Lala auf der Couch fragt frech und ironisch nach den Ursachen von Burn-out und psychischer Erschöpfung. In surrealen, mitunter absurden Traumsequenzen sollen seelische Abgründe sichtbar gemacht werden. Mei Hong Lin wird die ebenso aufschlussreiche wie schmerzhafte Auseinandersetzung mit sich selbst augenzwinkernd und humorvoll inszenieren – als modernes tragikomisches Märchen.

Heute Abend: Kabarett in Weinheim und Darmstadt ausverkauft


Kulturbühne Alte Druckerei
Friedrichstraße 24
69469 Weinheim
www.altedruckerei.com

Die Spitzklicker
Aus Ernst wurde Spaß

Mit ihrem 29. Programm nehmen die Weinheimer Kabarettisten in gewohnter Weise Politisches, Sozialkritisches und Alltägliches auf die Schippe.


15.04., 16.04., 18.04., 21.04.2013          April KOMPLETT AUSVERKAUFT                          


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Di. 16.04.13, 20:30 Uhr  I  Comedyhall, Heidelberger Straße 131, 64285 Darmstadt

(alle Veranstaltungen im April AUSVERKAUFT)     

Deppenkaiser - Eine dreigedrehte Dorfgeschichte

Es gab da mal ein Dorf. Ein kleines feines Dorf mit kleinen feinen Häusern und mit lieben netten Leuten. Es waren sogar ganz besonders liebe nette Leute, denn sie waren immer besonders freundlich, besonders friedlich und vor allem besonders fröhlich.

Jeder Tag war ein Festtag und jeder Morgen war ein glücklicher Morgen, denn sie liebten ihr Dorf, sie liebten ihr Leben und am meisten liebten sie einander.

Doch eines Tages geschah in diesem kleinen feinen Dorf mit seinen kleinen feinen Häusern und seinen lieben netten Leuten etwas, was dort noch nie geschehen war: Ein fremder Reitersmann stand plötzlich aufgedreht in ihrem Dorf.

Welche Drehung die Geschichte durch den aufgedrehten Fremden nimmt und warum er allen solange den Kopf verdreht, bis sie letztendlich völlig überdreht sind, zeigt Ihnen diese dreigedrehte Dorfgeschichte.

Heute Abend: JAZZ in Heidelberg und Mannheim


Underkarl
Heute, 20:30 Uhr  I  Klapsmühl' am Rathaus, D 6, 3, 68159 Mannheim


Jazzkonzert im Rahmen der IG-Jazz 


Freuen Sie sich wieder auf Jazz-Konzerte von höchster Qualität bei angenehmer Atmosphäre und Kerzenschein!
Weitere Informationen zu den Konzerten und Terminen finden unte
r www.jazzpages.com/ig-jazz

                                                                 

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16.04.13,  20 Uhr  I  Deutsch-Amerikanisches Institut (DAI), Sofienstraße 12, 69115 Heidelberg

South Quartet


Peer Baierlein (Trompete), Ull Möck (Piano), Davide Petrocca (Kontrabass), Matthias Daneck (Schlagzeug). Nur Abendkasse. 

Kartenreservierung unter ticket@jazzclub-heidelberg.de
Eintritt: Normal 13 € | Ermässigt 11 €



South Quartet
Davide Petrocca und Peer Baierlein spielen schon lange im "Peer Baierlein Quartet" zusammen, das Peer während seines 15-jährigen Aufenthaltes in Belgien zusammen mit dem belgischen Schlagzeuger Yves Peeters und dem Pianisten Ewout Pierreux gegründet hat. Nach seinem Umzug zurück nach Deutschland, haben Peer und Davide beschlossen, auch wieder ein rein deutsches Quartett aufzubauen und da beide waschechte Stuttgarter sind, fiel die Wahl mit Ull Möck und Matthias Daneck auf zwei der besten Musiker im süddeutschen Raum.
Die vier gehören zu einer neuen Generation von Jazzmusikern, die keine Vorurteile kennen, die ausschließlich Eigenkompositionen spielen, aber doch an der Tradition anknüpfen und sich gleichzeitig mit Hilfe von neuen Mitteln auf noch unbekanntes Terrain begeben. Musik, die sich gerne als "Jazz" bezeichnen lässt, die sich aber auch durch Toleranz gegenüber anderer Musik auszeichnet, wobei Authentizität und unbekümmerte Kreativität im Vordergrund stehen.


Links
Peer Baierlein     www.peerbaierlein.com
Ull Möck     www.ullmoeck.de
Davide Petrocca     www.reverbnation.com/Davidepetrocca
Matthias Daneck     www.nowmusic.de

Dichterhain: SEIDENSTRASSE von Birgit Heid



Seidenstraße

Auf der Seidenstraße
unterwegs zu sein hieß
einen kostbaren Film
zu befreien
in behutsame Klangkörper
zeitloser Eleganz

auch wenn diese Promenade
längst in Pfade gewandelt werden
in einem abgelegten Handbuch
die Anweisungen
für Statisten
zu sprechen
beginnen.


(c) Birgit Heid

Montag, 15. April 2013

Besprechung von Franz Kafkas PROCESS im Nationaltheater Mannheim



Die Inszenierung von Dominic Friedel im Nationaltheater Mannheim mischt Kafkas Kapitel neu, lässt Szenen und Personen weg und verpflanzt K. in die Welt der bürgerlichen Versprechen, Sinnlosigkeit und Doppelmoral. Intention ist, K. als Opfer der neoliberalen Ideologie zu zeigen, weniger durch Schuld und Disziplin getrieben, sondern von Verantwortung und Initiative ("Jeder ist seines Glückes Schmied"). Aber wie immer bei Kafka kann man auch darüber streiten. Mir scheint die Verwunderung über Verhaftung und Process noch deutlich genug, um hier keine eigenständige Handlungsmotivation zu erkennen. Im Trubel des Alltags erscheint K. hin- und hergerissen, orientierungslos. Er versucht Klärung, Abhilfe zu schaffen, verheddert sich aber immer mehr im Process, trotz seines Aufbegehrens. Getrieben wird er von Stimmen, die ihm anraten dies oder jenes zu tun, zum Beispiel einen Anwalt zu nehmen oder sich zu fügen, da ja die Akte über ihn immer mehr anschwelle ... 

Das Verrückte ist, dass ja tatsächlich kein Tatbestand vorliegt, die Verhaftung am Morgen des 30. Geburtstags stattfindet und im Original ein Jahr später, am Vorabend des 31. Geburtstages, seine Hinrichtung stattfindet. „Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ So auch in Friedels Process, das Verhör am Nachttisch der Frau Bürstner. In seiner Theaterparabel wird klar, dass die Schuld auch mit Frauen zu tun hat. Im Original ist dies noch viel stärker, denn K. geht ja zu Frau Elsa, der Kellnerin, regelmäßig einmal die Woche. Seine Freundin, seine Kurtisane? Im Stück fehlt sie ganz.
Auch zu Frau Bürstner zieht ihn das Begehren, Frau Grubach, die erotische, ihm zugeneigte Vermieterin, taucht im Stück nicht auf. Fotos bei Frau Bürstner spielen eine Rolle bei der Verhaftung, sie werden jedoch nicht gefunden. Liegt die Schuld nicht dort? :-)
Leni, die Bedienstete des Anwalts (Fräulein Bürstner, Leni und Frau des Gerichtsdieners mit der gebotenen Verlockung herrlich gespielt von Dascha Trautwein),  lockt ihn in der Inszenierung und will die Nacht mit ihm verbringen, obwohl Kaufmann Bulk (Reinhard Mahlberg, auch den Onkel spielend) schon neben ihr liegt und immer dort übernachtet. K. (verzweifelt, überrollt und an der Sinnhaftigkeit stark zweifelnd durch Thorsten Danner) lehnt ab, er müsse sich um sich selbst kümmern. Die Frau des Gerichtsdieners warnt ihn, dass der Bericht des Untersuchungsrichters, mit dem sie eine Liaison zu haben scheint, ungünstig ausfiele. Leni kümmere sich übrigens um alle Angeklagten ... Frauen haben bei Kafka grundsätzlich etwas Verführerisches, Lockendes, Gewerbetreibendes, Tröstendes, Kurierhaftes und Großzügiges. In einem umfangreichen Prozess, der sich hier als Schau der Innenwelten darstellt, wird die Schuldhaftigkeit auch in diesen Kontext gerückt, was ja naheliegend ist.

Der Anwalt Huld (Ralf Dittrich) und die Büros in einem Gebäude spielen im Stück eine dominante Rolle, die Gerichte in einem Armenhaus eine weitere, Staatsdiener und Gerichte hinter Holzgattern, niedrige Decken und gebückte Menschen, die sich mit Kissen an die Decke drücken, K. darin verloren, unter dem Dach auch noch der Künstler Tintorello (Sascha Tuxhorn) , der im Morgenmantel empfängt. Tintorello begleitet erhebliche Strecken des Stückes durch E-Gitarrenmusik, die in den Roman integrierte Türhüterparabel "Vor dem Gesetz" von K. am Piano und Tintorello am Bass kontrastiert und im Sprechgesang vorgetragen. Auch hier die Hervorhebung, dass der Zugang zum "Gesetz" für K. vorgesehen sei, aber nicht möglich. Der Process und sein Ausgang verlaufen "automatisch". Die Gebäude scheinen mir Metaphern für (eine) psychische Innenwelt(en) zu sein.

Arbeit in einem materialistisch-politischen Sinne kommt im Deutungsschema des Regisseurs eine wichtige Rolle zu. Sie wird als sinnentleerte Welt dargestellt. K. ist erfolgreich in seiner Bank, er wird von den Verhaftern nicht ins Gefängnis, sondern zu seinem Arbeitsplatz in der Bank begleitet. Es scheint kein Grund für eine Verhaftung vorzuliegen, keine Unterschlagung oder dergleichen... Gleichwohl könnte der Arbeitsplatz durch den Process gefährdet sein. Es handelt sich wohl mit um die Unterdrückung der individuellen Freiheit des Arbeitenden, seine Ausbeutung, seine Nichtselbstbestimmtheit - lebenslänglich. Wichtig in diesem Process ist ja, dass K. selbst eingreift, selbstbestimmt wird und aktiv. Aufbegehrt! Dummerweise nützt es nichts, das Ende ist nicht abwendbar. Schwarze Vorhänge, die das Eingesperrtsein, das Verhängnis ankündigen, am Ende in einer sehr eindringlich gespielten Szene als Verfolgungswahn und Hinrichtung unter großer Scham, dass all dies passieren musste.

Kafkaeske Groteskheit, verwirrende Sinnlosigkeit und Zwanghaftigkeit im Geschehen durch die Theaterkonstruktion eines Hauses mit offener Front und bereits zu Beginn durch die Verlorenheit inmitten ziellos vorbeieilender, in sich gefangener Menschen, die gleichzeitig auch Verhafter und Verhörer werden.

Im Weltkulturerbe Völklingen: ALLEN JONES - Off the Wall - Pop Art 1957-2009

Allen Jones
Weg von der (Lein-)Wand in den Raum – Off the Wall: vom zweidimensionalen Gemälde zur dritten Dimension in der Kunst, der Skulptur, dem Objekt. Off the Wall ist die leitmotivische Orientierung in den Arbeiten des britischen POP-Künstlers Allen Jones. Dabei bedeutet „Off the Wall“ auch die Abwendung von traditionell in der Kunst verwendeten Materialien und Formaten.
Mit der Serie „Shaped Canvases“ überwindet Jones die übliche viereckige Form der Leinwände und schafft neue Dimensionen. Damit erreicht er eine Akzentuierung der Inhalte seiner Werke und verstärkt deren Expressivität. Ende der 1960er Jahre dann der Aufbruch in Richtung Skulptur, der 1969 in der Schaffung der Gruppe mit den Möbelobjekten „Chair“, „Table“ und „Hat Stand“ gipfelt.
Mit diesem Skulpturen-Ensemble ist der Weg von der Zweidimensionalität der Malerei in den Raum vollbracht, die Kunst von Allen Jones hat eine neue Option eröffnet: Off the Wall.

24. März 2013 bis 2. November 2013
 täglich von 10 bis 19 Uhr
 

Heute Abend in Saarbrücken: GREGORIAN 2013 (mit ausführlichem Hörbeispiel)

15. April 2013  I  20:00 Uhr (Einlass: 18:00 Uhr)  I  SAARLANDHALLE 

GREGORIAN EPIC CHANTS 2013

Gregorian ist eine deutsche Band, die Werke der Pop- und Rockmusik im gregorianischen Stil der mittelalterlichen Mönche singen.
Obwohl die Idee zur Band in Deutschland geboren wurde, stammen sämtliche männlichen Sänger der aktuellen Besetzung aus Großbritannien.

Mit der Veröffentlichung des Albums "Masters of Chant" begann 1999 der Siegeszug einer genialen Idee, die unter dem Namen Gregorian weltweit für Aufsehen sorgte.
Der Schöpfer des Projekts, Frank Peterson, verfolgte damit seine Idee der Verschmelzung von Popmusik und Choral konsequent weiter.

Gregorian schafft Raum für Besinnung, eine fast religiöse Stimmung voller Klarheit der Stimmen, das Gänsehautgefühl, wenn Männer in Mönchskutten gregorianisch oder vergleichbar moderne Hits singen, wie sich das viele wünschen, ohne dass sie sich mit dem Klerus oder der christlichen Idee oder gar Gemeindearbeit auseinandersetzen müssen. Oder gerade deswegen. Moderne Religion ... Easy Gregorian Music.
Die Konzerte der Band lassen das Publikum durch ihre einzigartige Präsentation auf wundervolle Art und Weise dem Alltag entfliehen.
Bislang wurden über 4,8 Millionen CDs und DvDs verkauft und über 1 Million Besucher sahen die Show.



Heute Abend: Kriminalhörspiel Der heilige Eddy auf Dradio Kultur

Kriminalhörspiel 
Der heilige Eddy
Von Jakob Arjouni

 

Regie: Judith Lorentz 
Ton: Martin Eichberg 
Darsteller. Matthias Matschke, Claudia
Eisinger, Mex Schlüpfer, Milian
Peschel u.a. 

Produktion: DKultur 2010 
Länge: 56'13
 

Das hat der kleine Gauner Eddy wirklich nicht gewollt. Er lügt und betrügt, er klaut und haut notfalls auch zurück. Aber dass der verhasste Spekulant König bei dem Handgemenge im Hausflur so unglücklich stürzt, war nicht eingeplant. »Ich habe Horst König umge­bracht, ich fass' es nicht.« Nach dem ersten Schock überdenkt Eddy seine ausweglose Lage und die vielen Fragen, die man ihm stellen wird: »Kriminalpolizei, guten Tag. Sie sind also Eddy Stein, Straßenmusiker, vorbestraft und haben zur Tatzeit das Haus betreten. Erzählen Sie mal ...« Die Leiche muss weg, be­vor die Bodyguards Argwohn schöpfen. Bald spricht ganz Berlin über den Mordfall König und die zweifellos politischen Tatmotive.

Jakob Arjouni, geboren 1964 in Frankfurt/Main, starb am 17. Januar nach einer schweren Krankheit in Berlin. Romane, Theaterstücke und Hörspiele: Happy Birthday, Türke! (SWF 1989), deutscher Krimi-Preis 1992 für Ein Mann, ein Mord (SWF 1991), Kismet (SWR/WDR 2002).


Dichterhain: IN DER STADT - Skurriles von Walter Brusius

Collage von Walter Brusius

In der Stadt


Der Mann war in der Stadt, die Frau war allein zu Hause. Der Mann arbeitete in einer Sargtischlerei, die Frau hatte keinen Beruf. Sie versorgte den Haushalt, den Garten. Außerdem telefonierte sie viel.

Vielleicht ging sie irgendeiner Nebentätigkeit nach, von der der Mann nichts wusste.

Die Frau war schön, der Mann aber auch. Man fragte sich, warum so ein schöner Mann ausgerechnet in einer Sargtischlerei schafft.

Fast immer brachte der Mann ein Geschenk mit nach Hause, auf dem Heimweg gekauft, in einem der vielen Geschäfte der kleinen Stadt.

Das Ehepaar bewohnt ein Haus am Kanal, in der Allee. – Gestern hatte er ihr ein Stückchen Seife mitgebracht, heute ein Glas mit Meersalz.

Die Frau stand oft unter den Bäumen, betrachte ihr Spiegelbild im Wasser des Kanals. Sie sah hier auf dem Wasser wie gemalt aus, ein großes Bild, jeden Tag ein großes Bild, die Frau am Kanal mit den Bäumen, ein Bilder, wegen der Größe hätte man es nur in einem Schloss aufhängen können.

Sommer, der weiße Sand der Allee leuchtete.

Der Mann allerdings hatte doch ein Verhältnis mit der Tochter des Sargtischlers angefangen. Das war erst ein paar Tage her, leichtsinnig war es und überflüssig.

Vielleicht ging von der Werkstatt, von den gehobelten Brettern, von den Farben und Lacken, von den mit Staub bedeckten Scheiben, von dem Radio, von den Zeitungen, von der Werkstatt eine Verführung aus, eine Chemie, ein Cocktail, die ihn zu diesem Umstand gebracht hatten.

Die Tochter des Sargtischlers hieß Aida, ein klangvoller Name. Sie war jedoch eine stille Person, die sich zierlich in der dunklen Werkstatt ausmachte. Sie stand neben einem Stapel Bretter und spielte mit dem Ölkännchen.

Ein großes Rad schnitt Bretter zu Streifen.

Schraubverschluss fällt mir noch ein. 


(c) WALTER BRUSIUS

Walter Brusius arbeitet und lebt seit 1982 in Bad Kreuznach 
als freischaffender Maler und unterhält dort ein Atelier. 
Er hat in Köln studiert. Vor etwa zehn Jahren begann er parallel zur Malerei Geschichten zu schreiben. 
Im Eigenverlag sind bisher einige kleine Bücher erschienen und seit zwei Jahren seine Atelierhefte (siehe auch KÜNSTLERPORTRÄTS).
Alle Hefte sind beim Autor oder bei TABERNA LIBRARIA, Mannhei­mer­str. 80, 55545 Bad Kreuz­nach, www.antiquariat-bad-kreuznach.de, für ca. 9 EUR erhältlich.

 

Sonntag, 14. April 2013

Buchhinweis: ZEITSCHRUNDEN von Nobert Sternmut, von ihm selbst vorgestellt und von Willi van Hengel besprochen

Norbert Sternmut über seinen Gedichteband „Zeitschrunden" im Pop-Verlag, Ludwigsburg, Dez. 2012:


„Zeitschrunden" beschreibt in Gedichten den thematischen Hintergrund von „Zeit", zumeist vergangener Zeit in Form von „Schrunden" nach einer Gedichtzeile Celans aus „Vor einer Kerze", in der es heißt: „Vermählt dem Nein meiner Sehnsucht, vermählt einer Schrunde der Zeit."
„Zeitschrunden" nimmt das alte Dichterthema von Zeit und Liebe auf, gleichwohl dem Thema aus Goethes „Faust" irrt der Dichter umher in seinen Metaphern, weiß, dass er dem Wort wie dem Thema ausgeliefert ist, er nur beschreiben kann, beschreien, dass er doch gefangen bleibt im „Zeitstrudel".

„Zeitschrunden" will nach dem Augenblick trachten und sagen: „Verweile doch. Du bist so schön", will die Liebe „unendlich" sehen, doch dagegen steht „der Sargstrahl der Liebe." „Zeitschrunden" bündelt das Thema „Zeit und Raum" mit der Liebe, der Sehnsucht, der Eifersucht, wie der alternde Dichter wandert zwischen der geliebten Sprache, in allem Wissen über die Vergänglichkeit seiner Gedanken und Gelüste, so wandert das Thema in zahllose Metaphern, bündelt es, was uns im „Kern" bestimmt. Die Zeit, die bald „Schrunde" wird - die zur „Falte" verkommt, die auch kein „Gitter" aufhalten kann. Es gibt keine andere Rettung als Liebe.


Das Wort verbrennt sich erneut außerhalb jeglicher „Vernunft". Stürzt sich noch einmal in die Metaphern der Liebe, Sehnsucht, Eifersucht, der Ausweglosigkeit, lässt mit sich spielen, verkommt, verbrennt, verdichtet sich, noch einmal liebt es ganz und spürt doch längst die Brandzeichen der Zeit, die „geruderten Jahre" ,dass es sich längst lächerlich macht, wie es sich stets lächerlich machte. „Nichts" - „rudert die Zeit zurück".



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Eine Besprechung von Willi van Hengel:

ZEITSCHRUNDEN von Norbert Sternmut
Es geht also ums Verstehen, also Nicht-Verstehen, also um die Berührung, wenn man etwas anders schreibt. So wie es Norbert Sternmut in seinem neuen Werk „Zeitschrunden“ tut. Bei diesem Wort, den Schrunden, das noch lange nachhallt, wenn man es einmal ausgesprochen oder sich auf der Zunge zergehen lässt, denkt man vielleicht zunächst einmal an zerschunden. Doch man merkt sehr schnell, dass man über ein fast unscheinbares kleines „r“ stolpert: Und dieses kleine „r“ fordert einen auf, weiterzudenken, weiterzufühlen und weiterzulesen.

Aus dieser kleinen Irritation herauskriechend (wie aus einem Riss, einer Schrunde) stößt man spontan auf eine Zeile aus dem Gedicht „Lichtkörper“, in dem es heißt: „Du schaust und denkst//dir Sinn in die Stunde“ – und man fragt sich, warum es nicht heißt: … und fühlst dich als Sinn in die Stunde? Um doch gleich darauf eine Antwort zu erhalten: „Wirst du ihn nicht finden, suchst du//ins Schädelinnere,//wo das Himmelsblatt//bricht.“


Ein Blatt bricht, wenn es gefroren ist. Vielleicht ist es dann sogar blau und nicht grün. Blau wie der Himmel an wolkenlosen Tagen. Und gebrochen wie ein Herz, auf das man unbedacht, mit einem unbedachten Wort, einer ebensolchen Geste oder einer Lüge getreten ist.


Um es kurz zu machen: Sternmuts Worte offenbaren nicht insgeheim Zärtlichkeiten. Und sie zeigen uns auch nicht nur, wie er mit sich selber spricht. Nein, er eröffnet sogleich ein Gespräch in alle möglichen Richtungen: in die Scham eines Selbstgesprächs oder des Sinn bzw. Unsinn des Lebens oder den Klang seiner eigenen Stimme, die man manchmal hört, wenn man mit einem anderen Menschen spricht.


„Du weißt, ich kann fliegen,//wie ein alter Maikäfer,//der auf Fingerkuppen abhebt.“ Die Melancholie im Blick beim Beobachten des davonschwebenden Käfers (er hätte ja noch etwas dableiben können) schwingt zart in Sternmuts Gedichten mit, überall, doch auch, dass daraus ganz schnell ein Gefühl von Freiheit werden kann.


Nicht nur unsere Sprache, sondern auch unser Leben spielt sich immerzu in einem unendlichen Austausch von Zeichen und Gefühlen ab. In Sternmuts Zeilen darf man sich mithin nie sicher fühlen. Und irgendwann will man es auch gar nicht, sondern „im schiefen Wind“ behutsam aus der manchmal längst geschlossenen eigenen Sinnlichkeit herausfliegen – in eine neue.
Schreiben heißt leidenschaftlich sein. Das wird in „Zeitschrunden“ mehr denn je klar. Denn nur leidenschaftlich überlebt man den Tag, die Nacht, die existenzielle Langeweile, die sich in jedem von uns hin und wieder breitmacht. Ironie bleibt also als Überlebensmaßnahme da nicht aus. Sternmut also „hielt die Liebe hoch in die Luft, zuweilen//in einem Schwall.“


Man ist froh, hier in diesem Büchlein von einem solchen Schwall oder dem Gesabber, das allenthalben zu hören und zu lesen ist, verschont zu bleiben.


Willi van Hengel (inspiriert)

Heute Abend in Karlsruhe: HANDKES MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT (Premiere), Annette Postel (Musikkabarett) und BAKKUSHAN (Konzert)


 14. April 2013  I 19 Uhr  I  Badisches Staatstheater, STUDIO
 

MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT / VERSUCH ÜBER DIE MÜDIGKEIT
von Byung-Chul Han / Peter Handke. URAUFFÜHRUNG



Das „philosophische Theater“, das vergangene Spielzeit mit Sloterdijks Du musst dein Leben ändern erfolgreich begonnen hatte, wird in dieser Spielzeit fortgesetzt: Aus dem Essay Müdigkeitsgesellschaft des bis 2012 an der HfG lehrenden Koreaners Byung-Chul Han und Peter Handkes Versuch über die Müdigkeit entwickelt der Regisseur und gebürtige Karlsruher Stefan Otteni einen Theaterabend, an dem nicht nur über die Müdigkeit gesprochen, sondern an dem sie für das Publikum erfahrbar gemacht wird. Das STUDIO wird dafür von Bühnenbildnerin Anne Neuser zu einer Schlafhöhle umgestaltet, in der die Besucher gemeinsam mit den Ensemblemitgliedern Ursula Grossenbacher, Thomas Halle und Gunnar Schmidt auf Matratzen Platz nehmen, statt auf Stühlen. In Rückenlage, gemütlich eingewickelt in Bettzeug und mit Blick an die Höhlendecke, auf der Schattenspiele oder Filme projiziert werden, sollen sich die Besucher ihrer eigenen Müdigkeit nicht mehr schämen und nicht gegen sie kämpfen müssen, sondern sich entspannt auf die philosophisch-utopischen Gedankenspiele der Autoren einlassen.

In Versuch über die Müdigkeit entwickelt Handke eine Utopie mit fast schon religiöser Aufladung, von der Müdigkeit als einem Gemeinschaft stiftenden, selbstlosen Zustand, in dem Zuhören und Weltwahrnehmung wieder möglich sind. „Die Müdigkeit als das Mehr des weniger Ich“ – die Müdigkeit Peter Handkes reduziert das Ego, macht durchlässig für die Welt. Der Philosoph und Medientheoretiker Byung-Chul Han bezieht sich in seinem Essay Müdigkeitsgesellschaft auf Handkes Versuch, ja macht diesen sogar zum Kern seiner Theorie. Die Müdigkeitsgesellschaft, erschienen 2010, war die philosophische Antwort auf die neue Volkskrankheit „Burn-Out“ und Depression. Handkes positive, weil entlastende, widerständige Müdigkeit stellt Han der depressiven Müdigkeit des ausgebrannten Leistungssubjekt gegenüber.

REGIE Stefan Otteni
BÜHNE UND KOSTÜME Anne Neuser
DRAMATURGIE Kerstin Grübmeyer





14. April 2013  I  19.30 Uhr  I  Badisches Staatstheater, Kleines Haus

ANNETTE POSTEL: SING OPER STIRB
MUSIKKABARETT


Nach dem erfolgreich umjubelten Gastauftritt im Januar mit ihrem Bühnenpartner Gunzi Heil, beglückt Annette Postel am 14.4. ihre Fans gleich nochmal mit ihrem Programm Sing oper Stirb!.
Ist Oper eigentlich noch modern? Was ist der Unterschied zwischen Tenor und Tremolo? Zwischen Intendanz und Intrige? Zwischen Mord und Mortadella – bzw Saumagen?
Zwischen Puccini und einem normalen Schnupfen? Wie wird man mit S-Fehler Sopran? Und sind Pianisten sterblich?
Annette Postel erzählt aus dem Opernnähkästchen und singt Opernparodien mit Koloratur und Komik, Herz und Hurz, Tragik und Tiraden, Crossover und Comedy, und viel Stimme!
Sing oper stirb! ist tragisch, pompös, verrückt und komisch, wie die Oper und der Opernbetrieb selbst. Als Bühnenpartner und am Flügel besticht Klaus Webel, ausgepreister Jazzpianist mit großem pianistischen Können in der “großen” und “kleinen” Kunst, sowie solider Diventauglichkeit.

Mit Annette Postel
FLÜGEL: Klaus Webel





12. bis 14. April 2013  I  20 Uhr  I  Substage Karlsruhe e.V.



Bakkushan

Die Mannheimer Jungs von BAKKUSHAN können wirklich nicht klagen, schließlich haben sie bewegte drei Jahre hinter sich: Ihr Debütalbum hat sich sehr gut verkauft und rechnet man die bisher gespielten Konzerttermine mal zusammen, summieren die sich locker auf ein ganzes Jahr. Die Band höchstpersönlich hat an die 100.000 Band-Sticker im ganzen Land verklebt und dann gingen BAKKUSHAN auch noch für Baden-Württemberg in der 2010er Ausgabe des Bundesvision Song Contest ins Rennen. Hossa! Jetzt also Album Nr. 2. und das geht auch schon gut los: "Kopf im Sturm" chartet auf Platz 14, die Singleauskopplung "Nur die Nacht" wird zum größten Airplay-Charterfolg für die Band und die Headliner-Tour durch ganz Deutschland ist teilweise ausverkauft. BAKKUSHAN machen also vieles richtig: Ohrwurm-Refrains und knorrige Riffs, Opulenz und Eindringlichkeit, dazu ganz schön viel Stadionrock - irgendwo zwischen Biffy Clyro, Foo Fighters und Bosse. Die deutschen Texte formulieren die Fragen, die eine ganze Generation gerne laut stellen würde. Deshalb setzen sich die Klänge von BAKKUSHAN nicht nur den Gehörgängen fest, sie erreichen auch die Herzen und leuchten in die tiefsten Winkel der Seelen.

Heute Nachmittag Kindertheater in Karlsruhe: DER VETTER AUS DINGSDA und PETTERSSONS FEUERWERK FÜR DEN FUCHS


14. April 2013  I  15 Uhr  I  Badisches Staatstheater, Großes Haus
4. KINDERKONZERT
DER VETTER AUS DINGSDA


Auf der Bühne wird es lustig zugehen, wenn der Vetter aus Dingsda zu Besuch kommt. Denn die Musiktheaterwerkstatt zeigt dieses Mal keine Oper, sondern eine Operette. In dieser kleinen frechen Schwester der Oper gibt es viel zu sehen – und es darf gelacht werden! Alle Sängerinnen und Sänger spielen in Kostüm und Maske im kompletten Bühnenbild, bei der anschließenden Autogrammstunde kann man sie auch noch persönlich kennenlernen.

Die Hauptfigur ist Julia. Ihre Eltern sind vor langer Zeit gestorben. Seitdem lebt sie mit ihrem Onkel Josse und ihrer Tante Wilhelmine – auch Wimpel genannt – in einem großen Schloss. Julia ist sehr reich, sie hat von ihren Eltern viel Geld geerbt. Damit das Geld im Haus bleibt, passen Onkel Josse und Wimpel sehr gut auf Julia und ihr Geld auf.
Das geht Julia tierisch auf die Nerven, sie ist schließlich kein Kind mehr, sondern wird bald volljährig. Dann kann sie endlich tun und lassen, was sie will, vor allem kann sie dann heiraten, wen sie möchte. Und sie weiß auch schon ganz genau wer das sein soll: ihr Vetter Roderich, in den sie seit vielen Jahren verliebt ist und der vor sieben Jahren
ausgewandert ist. Wo er sich wirklich befindet, weiß keiner so genau – irgendwo in Dingsda oder so, auf jeden Fall sehr weit weg. Ginge es nach Onkel und Tante, sollte Julia lieber ihren Neffen August Kuhbrodt heiraten – so bliebe das Geld wenigstens in der Familie. Das findet Egon, der Landratssohn, überhaupt nicht toll, auch er versucht Julia für sich zu gewinnen – diesmal vielleicht mit einem Blumenstrauß?
Eines Nachts kommt ein Fremder ans Schloss, der behauptet, er sei Roderich. Julia ist überglücklich, endlich ist ihr Geliebter wieder da! Dass das nicht wirklich stimmt, merkt Julia am nächsten Morgen und schmeißt ihn vor die Tür. Als in der nächsten Nacht schon wieder ein Fremder vor der Tür steht, ist die Verwirrung groß. Diesmal ist es der tatsächliche Vetter. Aber Roderich hat Julia längst vergessen und verliebt sich stattdessen in Julias Freundin Hannchen. Und auch Julia besinnt sich nochmal und merkt, dass der falsche Roderich doch gar nicht so übel ist.



14. April 2013  I 16 Uhr  
marotte Figurentheater
Kaiserallee 11, 76133 Karlsruhe




Petterssons Feuerwerk für den Fuchs 
(ab 5)
Wie Pettersson und Findus dem Fuchs ein Schnippchen schlagen...

Der Nachbar Gustavsson ist mit seinem Hund Bello auf der Jagd nach dem Fuchs, der ihm ein Huhn geklaut hat. Auch Pettersson soll sein Gewehr bereithalten. Doch Findus ist der Meinung, dass man Füchse nicht erschießen soll, sondern reinlegen.
So lassen sich Pettersson und Findus einiges einfallen, um den Fuchs zu verjagen. Ein
explodierendes Huhn, ein Feuerwerk und ein spukender Kater – das müsste eigentlich reichen…
(45 min)

Spiel: Thomas Hänsel
Regie: Jörg Brettschneider

Blick ins Atelier: BROTHERS IN MIND von Bernard Bieling


 BROTHERS IN MIND
2012, Acryl,
Lack und Collage auf altem Blechschild, 
59,7 x 39,8 cm

Bernard Bieling, geboren 1952, studierte Kunst und
Kommunikationsdesign an der Muthesius-Universität
in Kiel, Deutschland. Er ist Diplom-Designer (Bachelor of
Arts) und lebt heute in Ruppichteroth bei Köln/Bonn.


Heute von 14 bis 16 Uhr in Karlsruhe: "Meisterwerke des Karlsruher Jugendstils" (per Rad)

Sophienstraße

14. April 2013  I  14 bis 16 Uhr
 I  Treffpunkt vor der Christuskirche

"Meisterwerke des Karlsruher Jugendstils" (per Rad)
Fahrradspaziergang zu den architektonischen Meisterwerken des Jugendstils
Treffpunkt: Vor der Christuskirche (Mühlburger Tor)
Teilnahmegebühr: 8,- € (zu zweit: 15,- €)



Karlsruhe war die Jugendstil-Stadt Nummer Eins im heutigen Baden-Württemberg und bietet eine Fülle von architektonischen Perlen dieses Stils um 1900. Architekten wie Hermann Billing oder Karl Moser wurden überregional bekannt. Doch was ist Jugendstil überhaupt? Wie erkennt man ihn? Per Rad erkunden wir die Karlsruher Weststadt und machen uns auf eine interessante Reise in eine besonders spannende Umbruchphase der Kunstgeschichte.
Bauten des Karlsruher Jugendstils am besten entdecken. Einmal im Monat bietet Friedemann Schäfer, der Autor des Buches "Stadtspaziergänge in Karlsruhe - Jugendstil" eine solche Fahrradführung an, bei der man auch versteckt liegende Kostbarkeiten dieses Stils kennenlernt.

Wegen begrenzter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung unter der E-Mail-Adresse info@jugendstil-in-karlsruhe.de unbedingt erforderlich. Bitte nennen Sie dabei Ihren Namen, die Zahl der mitfahrenden Personen und auch Ihre Rufnummer für evtl. Rückfragen.
Botanischer Garten

Bitte bringen Sie ein eigenes Fahrrad sowie evtl. Regenkleidung mit. Teilnahme auf eigene Gefahr.

Yann Tiersen: With Orchestra in New York


Dichterhain: Maschinen-Internet-Sucht von Carmen Olivar


Maschinen-Internet-Sucht

Wenn Mauern weiche Herzen umschlingen,
kann die Liebe niemals beginnen,
und Freiheit mehr als Nähe wiegt,
wird die Einsamkeit nie besiegt.

Wenn Maschinen die Menschen fesseln,
ist die Liebe längst vergessen,
und die Sucht alles an sich reißt,
bald der Fluss des Lebens vereist.

Wenn die Unbefangenheit zu Grunde geht,
ist es für die Liebe eh zu spät,
und die Kommunikation erstickt,
wird die Menschheit völlig verrückt.


© Carmen Olivar, 27.06.2000

Samstag, 13. April 2013

Fantasien zur Nacht: HAUSHERR von Erika Ott

Hausherr

Als ich erwache
höre ich Geschirr
die Frau des Hauses
mitten in der Arbeit
verschlafenen Auges
nehme ich den Rücken
eines Mannes wahr
er holt Wäsche
aus der Kommode
geht wieder hinaus

das Zimmer strahlt hell
zartgelb und weiß
die Wände
habe ich
zu lange geschlafen
frage ich mich
doch liege ich
in meiner Bettwäsche
meiner Gastgeber
zuliebe


noch warm
unter der Decke
öffnet sich leise
die Türe
der Hausherr
tritt ein
ein blonder
schlanker Mann
um den Hals
ein goldenes Kettchen
nähert sich
meinem Bett
beugt sich
über mich
die Arme abgestützt
auf der Liege

ich habe mich
sehr gefreut
dass du gestern
auch hier warst
sagt er
sehr freundlich
beinahe flüsternd
beugt sich tiefer
meiner Nase entgegen
sanft
küsst er mich
ich antworte
zungig
seine Haut
schimmert gelblich

schiebt die Decke
zur Seite
welche Wonne
in seinem Gesicht
er legt sich
sachte
auf mich
ich spüre
seine Erregung wachsen
es wird nicht
so schnell gehen
deutet er an
meint er mich
dann täuscht er sich
ich habe
große Lust
meine winzige Bewegung
gilt ihm

den Schlüssel
dreht er leise um
durch seine
weiche Hose
drückt sich
die Wölbung ab
mein Nachthemd
knöpft er
zur Hälfte auf



ich schlinge
meine Beine
um seine Hüften
wir folgen
blindlings
unserem Impuls
einer Morgengabe.


(c) Erika Ott