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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 1. März 2013

Der LeiterwagenXaverl (Romanauszug 2) von Alfred Franz Dworak

Xaverl blickt schon seit einiger Zeit ungeduldig aus dem Fenster. Endlich, nach drei Stunden, kommt die Kutsche des Pfarrers die Hauptstraße herauf gefahren und biegt in den Pfarrhof ein. Franz springt vom Kutschbock, geht nach hinten, hilft Kathi und dem Pfarrer beim Aussteigen. Die beiden verschwinden sofort in der Kirche, Franz schirrt die Pferde, zwei Rottaler Kaltblüter, aus. Xaverl fährt mit dem Rollstuhl in den Hof:
»Hallo Franz, sind die beiden in der Kirche?«
Franz nickt und führt das erste der Pferde in den Stall. Xaver fährt rückwärts auf die Tür der Sakristei zu, drückt die Klinke runter und schiebt die Tür mit dem Rollstuhl auf. Er hört Pfarrer Dörflinger und die Tante sprechen. Xaverl fährt durch die Tür in den Altarraum, bekreuzigt sich mit Blick zum Heiland. Tante Kathi bemerkt Xaverl als Erste:
»Ach Xaverl, schön, dass du da bist. Hast du noch Ideen zum Erntedankfest?«
»Grüß dich, Tante! Nein, habe ich nicht. Herr Pfarrer, ich müsste dringend mit ihnen sprechen.«
Xaverl blickt den Pfarrer flehend an. Der Pfarrer versteht:
»Na gut! Kathi, wir reden später weiter.«
Kathi versteht nicht, dass es etwas gibt, dass Xaverl lieber mit dem Pfarrer besprechen möchte, als mit ihr. Sie schaut ihn besorgt an. Xaverl möchte sie nicht verletzen, erklärt ihr knapp:
»Männerthemen.«
Kathi ist sichtlich erleichtert:
»Na, dann möchte ich nicht länger stören.«
Und verlässt die Kirche über die Sakristei. Xaverl wartet, bis die Tür schlägt und die Tante die Kirche wirklich verlassen hat. Dörflinger setzt sich in die erste Kirchenbank. Xaverl rollt auf ihn zu:
»Der Schmied, mein Vater und die anderen Dorfbewohner haben ihren Kindern verboten, zur Nachhilfe zu kommen. Sogar der Bürgermeister hat die Seiten gewechselt.«
Der Pfarrer ist erstaunt:
»Woher weißt du das?«
»Die Marie hat mir alles brühwarm erzählt. Haben Sie davon was gewusst?«
Der Pfarrer windet sich, gibt aber dann doch eine vage Antwort:
»Mir ist da was zu Ohren gekommen.«
Xaverl wirkt nun etwas traurig:
»Ich versteh das nicht.«
Der Pfarrer versucht, die Handlungen der Dorfbewohner zu erklären:
»Sie haben Angst vor dir, vor deiner Andersartigkeit, deinem körperlichen Leiden. Und vor allem vor deiner Intelligenz. Ich gebe dir den Rat, sei nie überheblich. Das schafft dir nur unnötig Feinde.«
Xaverl deutet fuchtelnd an seinem verkrüppelten Körper herunter:
»Was soll mir denn anderes bleiben als mein Wort.«
»Xaverl, schon in der Bibel, Hebräer 4,12–13 steht geschrieben, Gottes Wort ist die schärfste Waffe. Und dir als Kind Gottes steht diese Waffe zur Verfügung. Daher prüfe gut, wie du sie einsetzt.«
Xaverl denkt nach. Der Pfarrer sucht derweilen eine Erklärung, warum Xaverls Vater so reagiert:
»Xaverl, ich denke, dein Vater hat es nie ganz verwunden, dass du ein Krüppel bist.«
Xaverl wirft ein:
»Er kann nur Personen und Sachen mögen, die gesund und vollkommen sind. Verhageltes Korn würde er umpflügen, kranke Tiere notschlachten.«
Pfarrer Dörflinger findet eine Erklärung:
»Aha, also mit kranken Menschen kann dein Vater nicht umgehen. Irgendwas funktioniert da in seinem Denkschema nicht.«
Xaverl schmettert dies ab:
»Ach, das ist einfach nur archaisch!«
Dörflinger pflichtet ihm bei:
»Genau, altes Testament! Nur der Stärkere überlebt!«
Xaverl kommt nun dem Kern seines Problems näher:
»Und was ist mit dem neuen Testament, Nächstenliebe, anderen die Wange hinhalten?«
Der Pfarrer schweigt, aber Xaverl bohrt nach:
»Warum hat es Gott zugelassen, dass der Vater die Mutter ein ums andere Mal geschwängert hat?«
Der Pfarrer blickt zum Kreuz Jesu und schweigt weiter. Xaverl setzt unaufhörlich nach:
»Und meist nicht freiwillig. Denn sie hat immer geweint, wenn der Vater sonntags stockbetrunken vom Postwirt nach Hause zu ihr in die Kammer kam. Früher als Kind habe ich es mir nicht vorstellen können, warum. Jetzt weiß ich es!«
Der Pfarrer kapiert:
»Warst du in meinem Geheimfach?«
Xaver nickt, stemmt zur Bekräftigung die Hände in die Taille.
»Warum nicht? Es ist mein Recht zu wissen, was in der Welt vor sich geht!«
Der Pfarrer ist enttäuscht.
»Ich habe es dir doch versprochen zu erklären. Ich bin enttäuscht von dir, Xaverl. Ich empfinde es als Vertrauensmissbrauch.«
Xaverl gibt nicht klein bei:
»Erstens werde ich nicht 21 Jahre. Zweitens, wenn man sich nicht auskennt, dann kann man nicht darüber reden. Und drittens habe ich ihnen gerade die Wahrheit gesagt.«
Der Pfarrer steht auf, geht ein paar Schritte Richtung Altar:
»Also gut, ich will es dir erklären. Die Ehe ist ein heiliges Sakrament. Gott hat es eingeführt, dass die Menschen sich lieben und vermehren.«
Xaverl entgegnet:
»Aber meine Mutter war doch schon ganz schwach. Wo ist da die Nächstenliebe?«
Pfarrer Dörflinger verteidigt die kirchliche Lehrmeinung:
»Es ist die Aufgabe der Frauen, Kinder zu gebären.«
Xaverl wird wütend und antwortet für den Pfarrer:
»Wird es wohl nicht so gewesen sein, dass der Vater im Rausch seinen Trieb an der Mutter befriedigt hat?«
Jetzt ist der Pfarrer perplex, schlägt drei Kreuzzeichen:
»Xaverl, versündige dich nicht vor dem Herrn!«
Dann dreht er sich um und verlässt durch den Haupteingang die Kirche. Kurz vor der Tür dreht der Pfarrer sich um:
»Xaverl, bitte sprich zehn Vaterunser zur Buße.«
Xaverl kommentiert dies wütend mit:
»Einen Scheiß werde ich tun!«
(c) Alfred Franz Dworak (aus: Der LeiterwagenXaverl)

Donnerstag, 28. Februar 2013

Start am 28.02.2013: 3096 TAGE von Bernd Eichinger - Der Fall der Natascha Kampusch

3096 TAGE

Darsteller: Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Amelia Pidgeon, Dearbhla Molloy, Trine Dyrholm, u.a. 
Drehbuch: Ruth Toma, basierend auf dem unvollendeten Drehbuch von Bernd Eichinger und der gleichnamigen Autobiografie von Natascha Kampusch (erschienen bei Ullstein Taschenbuch)
Bildgestaltung: Michael Ballhaus
Regie: Sherry Hormann
Produzent: Martin Moszkowicz
Eine Produktion der Constantin Film in Co-Produktion mit ARD Degeto, BR und NDR


Wien, 2. März 1998. Natascha Kampusch ist 10 Jahre alt, als sie auf dem Schulweg
von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil in einen weißen
Lieferwagen gezerrt wird. Der Entführer will kein Lösegeld, er will das Mädchen
besitzen. Unter seinem Haus in einer bürgerlichen Wohnsiedlung hat Priklopil ein
geheimes Verlies ausgehoben, um sie dort einzusperren. Für die nächsten
achteinhalb Jahre werden die zwei mal drei Meter zu Nataschas karger
Gefängniszelle: Märchenbücher, Lieblingskekse und Gute-Nacht-Küsse weichen
Gewalt, Demütigungen und ständigem Nahrungsentzug. Doch Natascha Kampusch
zerbricht nicht in der Gefangenschaft, sondern sie wird stärker. Jeder Tag, jeder
Atemzug ein kleiner zorniger Sieg. 2006 gelingt ihr endlich die Flucht, und Wolfgang
Priklopil nimmt sich das Leben.

Bernd Eichinger und Constantin Film einigten sich 2010 gemeinsam mit Natascha
Kampusch, ihre Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Es ging darum, dass nach
all den Medienspekulationen und Politskandalen, die der Entführungsfall ausgelöst
hatte, erzählt wird, was wirklich geschehen ist. Nach vielen persönlichen Gesprächen
mit Natascha Kampusch und umfangreichen Recherchen fing Bernd Eichinger 2010
mit dem Schreiben des Drehbuchs an. Ruth Toma vollendete das Drehbuch, als er
im Januar 2011 plötzlich verstarb.

Chronologie:
2. März 1998

Zwei Wochen nach ihrem zehnten Geburtstag verlässt Natascha Kampusch gegen
7.45 Uhr allein die Wohnung im Rennbahnweg im Wiener Bezirk Donaustadt. Auf
dem Weg zur Volksschule im Brioschiweg, in der sie die vierte Klasse besucht, zerrt
sie der 35 Jahre alte Wolfgang Priklopil in seinen weißen Lieferwagen mit
abgedunkelten Fenstern. 
Priklopil fährt in ein Waldstück, telefoniert viel und sagt dem entführten Mädchen,
dass „die Anderen” nicht kommen. Ob das eine Einschüchterungstaktik ist oder ob er
tatsächlich Komplizen hat, ist bis heute Gegenstand vieler Spekulationen. 
Priklopil bringt Natascha Kampusch zu seinem Einfamilienhaus in der Heinestraße
60 im niederösterreichischen Strasshof an der Nordbahn. Er wirft ihr eine Decke
über den Kopf und bringt sie in einen fensterlosen Raum, den er unter der Garage
ausgehoben hat. Das Verlies ist kleiner als sechs Quadratmeter und nur über einen
engen Schacht erreichbar, dessen Eingang durch einen schalldichten Tresor getarnt
ist. 
Am Abend informieren Natascha Kampuschs Eltern die Polizei, weil die Tochter nicht
nach Hause kommt und morgens auch nicht in der Schule war.

3. März 1998
Hunderte Polizisten durchsuchen mit Hunden die Umgebung der Wohnung und der
Schule. Eine zwölfjährige Schülerin sagt der Polizei, sie habe am Vortag beobachtet,
wie Natascha Kampusch in einen weißen Kleinbus mit Gänserndorfer Kennzeichen
gezerrt wurde.

5. März 1998
Die Großfahndung wird eingestellt. Ab jetzt befragt die Polizei alle Personen aus
Natascha Kampuschs direktem Umfeld. Nach Medienberichten gehen circa 130
Hinweise ein. Augenzeugen wollen die Vermisste in Wien, in Wels, in Tirol und in
Ungarn gesehen haben. Ein Betrüger ruft die Polizei an und verlangt eine Million
Schilling Lösegeld.

25. März 1998
Natascha Kampuschs Mutter Brigitta Sirny hat Geburtstag. Die Tochter hat tagelang auf den Entführer eingeredet, bis er gestattet, dass sie eine Grußbotschaft auf Tonband spricht. Er gibt vor, sie der Mutter am Telefon vorzuspielen, bricht aber sein Versprechen.  

27. März 1998
„Aktenzeichen XY... ungelöst” bittet um sachdienliche Hinweise zum Fall Kampusch.

1. April 1998
Wolfgang Priklopil erzählt Natascha Kampusch mehrfach, ihre Familie liebe sie nicht und wolle kein Lösegeld zahlen.

6. April 1998
Im Rahmen der allgemeinen Überprüfung von circa 700 weißen Lieferwagen aus Wien und Umgebung kontrolliert die Polizei auch das auf Wolfgang Priklopil zugelassene Fahrzeug. Priklopil hat für den Entführungstag kein Alibi, wird aber als
nicht verdächtig eingestuft.

12. April 1998
Zu Ostern bekommt Natascha Kampusch einen Korb mit Schoko-Eiern und
Osterhasen. Priklopil sagt ihr: „Ich werde dich nie wieder zu deinen Eltern
zurückbringen, aber ich werde, so gut ich es kann, hier für dich sorgen.” 

14. April 1998
Ein aus Strasshof stammender Hundeführer der Wiener Polizei macht die Ermittler
auf Priklopil als möglichen Täter aufmerksam, kennt aber dessen Namen nicht. Der
„Eigenbrötler" habe Kontaktprobleme und solle sexuell einen „Hang zu Kindern"
haben. Als klar wird, dass es sich bei der beschriebenen Person um Priklopil
handelt, der acht Tage zuvor schon überprüft wurde, wird die Spur nicht
weiterverfolgt. 

Mai 1998
Priklopil bringt einen Fernseher und einen Videorekorder ins Verlies. Neben einem
alten Commodore 64, mehreren Computerspielen und einigen Büchern ist das die
erste Form von Unterhaltung für Natascha Kampusch. 

Herbst 1998
Natascha Kampusch darf erstmals aus ihrem Verlies. Priklopil bringt sie in seine
Wohnung und warnt sie, alle Türen und Fenster seien mit Sprengsätzen gesichert.
Zugleich erkennt Natascha Kampusch, dass die Polizei sie vermutlich selbst bei
einer Hausdurchsuchung nicht in dem perfekt getarnten Verlies finden wird. Priklopil
ergänzt das Verlies um ein Hochbett, Regale und Schränke und kleidet die Wände
mit Raufasertapete aus.

17. Februar 1999
An ihrem elften Geburtstag besteht Natascha Kampusch darauf, dass Priklopil mit ihr
feiert.

Frühjahr 1999
Priklopil verbietet Natascha Kampusch, im Gespräch ihre Eltern oder Details aus
ihrem früheren Leben zu erwähnen. 

Herbst 1999
Priklopil verlangt, dass Natascha Kampusch einen neuen Namen annimmt. „Du bist
nicht mehr Natascha. Du gehörst jetzt mir.“ Sieben Jahre lang wird sie „Bibiana“ sein. 

Dezember 1999
Natascha Kampusch darf erstmals seit ihrer Entführung das Haus verlassen und in
Priklopils Garten einen Moment unter freiem Himmel verbringen.

Frühjahr 2000
Mit Beginn ihrer Pubertät ändert sich Priklopils Verhalten. Unter strenger Aufsicht
muss sie Arbeiten im Haus verrichten, darunter körperlich belastende
Renovierungsarbeiten im Obergeschoss des Hauses.

17. Februar 2002
Natascha Kampusch feiert ihren 14. Geburtstag und wehrt sich erstmals gegen die Versklavung durch Priklopil. Er reagiert mit Gewalt und Essensentzug. Sie verbringt die erste Nacht in seiner Wohnung.

Juli 2002 
Der Fall wird an die neue „SOKO Kampusch“ übergeben, die von der burgenländischen Kriminalabteilung geleitet wird. Im Verlies versucht Natascha Kampusch, sich das Leben zu nehmen. Der Versuch, sich mit Kleidung zu strangulieren, misslingt.  

Frühjahr 2003
Im Alter von 15 Jahren wehrt sich Natascha Kampusch erstmals gegen die körperliche Gewalt. Sie boxt Priklopil in den Bauch. 

Sommer 2003
Priklopil erlaubt Natascha Kampusch, den Swimmingpool der Nachbarn zu nutzen, die im Urlaub sind und deren Haus er hütet.

Frühjahr 2004
Die Renovierung des Obergeschosses ist weitgehend beendet. Natascha Kampusch
verliert in Priklopils Augen an Nutzen. Durch Essensentzug und extreme
Rationierung von Lebensmitteln droht ihr der Hungertod. Sie wiegt nur noch 38 Kilo. 

Sommer 2005
Nach mehr als sieben Jahren kann Natascha Kampusch erstmals das Haus
verlassen. Priklopil nimmt sie mit in einen Wald, später in einen Drogeriemarkt. 

20. August 2005
Natascha Kampusch schreibt in ihr Tagebuch: „Wolfgang schlug mich mindestens
dreimal ins Gesicht, stieß mir ca. 4-mal das Knie ins Steißbein und einmal gegen das
Schambein. Er zwang mich, vor ihm niederzuknien und bohrte mir einen
Schlüsselbund in den linken Ellenbogen.”

23. August 2005
Tagebucheintrag: „Mindestens 60 Schläge ins Gesicht. 10-15 Übelkeit
verursachende Schläge mit der Faust auf den Kopf, ein Fausthieb mit voller Wucht
auf mein rechtes Ohr.” 

25. August 2005
Tagebucheintrag: „Fausthiebe auf meine Hüftknochen und mein Brustbein. Dann
vollkommen gemeine Beleidigungen. Dunkelhaft. Ich hatte den ganzen Tag nur
sieben rohe Karotten und ein Glas Milch.”

Herbst 2005
Priklopil nimmt Natascha Kampusch im Alter von 17 Jahren mit zu einem Baumarkt.
Er droht im Vorfeld, jeden zu töten, den sie um Hilfe bittet. 

Februar 2006
Priklopil nimmt Natascha Kampusch mit zu einem Skiausflug. Sie bittet eine Frau, ihr
zu helfen. Doch die Touristin spricht kein Deutsch. 

17. Februar 2006
Natascha Kampusch hat sich zu ihrem 18. Geburtstag eine Torte gewünscht. In der
Küche stehen tatsächlich eine Eins und eine Acht aus Biskuitteig, überzogen mit
rosafarbenem Zuckerguss und dekoriert mit Kerzen.

Frühjahr 2006
Priklopil nimmt Natascha Kampusch wiederholt mit in eine kleine Wohnung in der
Hollergasse, die sie gemeinsam renovieren. Auch lässt er sie immer öfter im Garten
arbeiten, wo sie von Nachbarn gesehen wird. Priklopil stellt sie als „eine Aushilfe”
vor.

23. August 2006
Am späten Vormittag verlassen Priklopil und Natascha Kampusch das Haus, um den
weißen Lieferwagen zu säubern, den Priklopil in einer Anzeige zum Kauf anbietet.
Ein Mann ruft an, der sich für die Mietwohnung in der Hollergasse interessiert.
Priklopil entfernt sich wenige Meter vom lärmenden Staubsauger im Innern des
Lieferwagens. 
Natascha Kampusch nutzt diesen Moment zur Flucht. Drei Passanten, die Natascha
Kampusch anspricht, verweigern jede Hilfe. Eine Nachbarin ruft die Polizei. Zwei
junge Beamte bringen Natascha Kampusch zur Polizeidienststelle Deutsch-Wagram.
Eine Streifenbeamtin kümmert sich um Natascha Kampusch, bis die Kriminalpolizei
eintrifft. Die hinzugerufenen Eltern identifizieren sie eindeutig als ihre Tochter. Sie ist
abgemagert und wiegt so viel wie ein zwölfjähriges Mädchen. Ihre Haut ist
kreideweiß.
Die Polizei erklärt ganz Wien zum Fahndungsgebiet. Der flüchtige Priklopil stellt
seinen BMW im Parkhaus des Wiener Donauzentrums ab. Er beichtet einem
Bekannten seine Tat und lässt sich in der Nähe des Praters absetzen. 
Um 20.59 Uhr wirft sich Priklopil zwischen den Stationen Wien-Nord und
Traisengasse vor einen Zug der Wiener S-Bahn und stirbt.

24. August 2006
Die Ermittler bestätigen offiziell, dass es sich bei der jungen Frau um Natascha Kampusch handelt. Dafür sprechen eine Narbe aus ihrer Kindheit sowie ihr im Verlies gefundener Reisepass. Sie bleibt einige Tage für Untersuchungen und zur Abschottung von der Öffentlichkeit im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Der Kinder- und Jugendpsychiater Max Friedrich, die Jugendanwältin Monika Pinterits und der Medienberater Dietmar Ecker gehören zu einem Team, das Natascha Kampuschs Therapie und ihre Rückkehr in ein eigenständiges Leben sichern soll.

30. August 2006
Als Antwort auf das weltweite Medieninteresse an ihrem Fall wendet sich Natascha Kampusch in einem offenen Brief an die „liebe Weltöffentlichkeit”. Der Brief wird zunächst von Max Friedrich auf einer Pressekonferenz vorgelesen und später in den Medien veröffentlicht. Sie schildert Einzelheiten aus der Zeit ihrer Gefangenschaft und beschreibt das Verhältnis zu Priklopil mit den Worten, er habe sie „auf Händen getragen und mit Füßen getreten”. 

6. September 2006
Die „Kronen Zeitung” und die Zeitschrift „News” drucken Exklusivinterviews mit
Natascha Kampusch. Am Abend strahlt der Österreichische Rundfunk das erste
Fernsehinterview mit Natascha Kampusch aus. Die Sehbeteiligung in Österreich liegt
bei 80 Prozent. 
Der ORF zahlt nach eigenen Angaben nichts für das Interview und übernimmt die
internationale Rechtevermarktung. In Deutschland strahlt RTL das Interview aus und
erreicht 7,13 Millionen Zuschauer. Die ARD zeigt das Interview nach Mitternacht. 

8. September 2006
Wolfgang Priklopil wird auf einem Friedhof südlich von Wien beerdigt. Zuvor hat Natascha
Kampusch ihrem toten Entführer in der Wiener Gerichtsmedizin einen Besuch
abgestattet und sich von ihm verabschiedet. 

17. November 2006
Die Staatsanwaltschaft stellt das Ermittlungsverfahren ein. Außer der Aussage einer
zwölfjährigen Schülerin, die am Entführungstag einen zweiten Mann am Steuer des
weißen Lieferwagens gesehen haben will, gibt es keine Hinweise auf Komplizen.

7. August 2007
Natascha Kampuschs Mutter Brigitta Sirny präsentiert ihr Buch „Verzweifelte Jahre",
in dem sie die Zeit ohne ihre Tochter und das bange Warten auf ein Lebenszeichen
schildert. 

5. Februar 2008
Der ehemalige Chef des Bundeskriminalamts, Herwig Haidinger, spricht im
Innenausschuss des Parlaments von Hinweisen, die zu einer früheren Aufdeckung
des Falls Kampusch hätten führen können, wenn sie nicht vertuscht worden wären.
Innenminister Günther Platter setzt eine Evaluierungskommission fest, der Ludwig
Adamovich, der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichtshofes, vorsteht. 

11. Juni 2008
Der Bericht der Kommission bestätigt, „dass die sachdienlichen Ermittlungsansätze
bisher nicht vollständig ausgeschöpft wurden".

Juni 2008
Natascha Kampusch holt den Hauptschulabschluss nach. Sie moderiert zwischen
Juni und Oktober 2008 für den österreichischen Sender Puls 4 drei Folgen der
Fernsehreihe „Natascha Kampusch trifft”. Als Gäste empfing sie Formel-1-Legende
Niki Lauda, Stefan Ruzowitzky und sowie Filmstar Veronica Ferres. 

23. Oktober 2008
Der Fall Kampusch wird neu aufgerollt. Das Innenministerium setzt eine Kommission
ein, die ungeklärte Fragen aus dem Bericht der Evaluierungskommission klären soll.

Mai 2009
Ein interner Zwischenbericht der Evaluierungskommission lässt die Gerüchteküche
brodeln. Neue Spekulationen über mögliche Komplizen Priklopils entstehen, Zweifel
am Selbstmord Priklopils werden laut.  

2. August 2009
Ein Interview mit Ludwig Adamovich in der „Kronen Zeitung” sorgt für Aufsehen. Der
Leiter der Evaluierungskommission erklärt, dass die Zeit der Gefangenschaft für
Kampusch womöglich „allemal besser" gewesen sei „als das, was sie davor erlebt
hat". Kampuschs Mutter verklagt Adamovich wegen seiner Aussagen.

24. Dezember 2009
Ludwig Adamovich wird wegen seiner Aussagen zu einer Geldstrafe von 10.000
Euro verurteilt. Während der Verhandlung sorgt er erneut für Aufsehen: Priklopil sei
ein Auftragstäter gewesen, dessen Auftraggeber später abgesprungen seien. Zudem
spricht Adamovich von „Indikatoren", dass sich zwischen Kampusch und ihrem
Entführer „eine positive, sogar liebevolle Beziehung entwickelt hat".


8. Januar 2010
Die Akte wird geschlossen: Für Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es keine
stichhaltigen Hinweise darauf, dass Priklopil Komplizen oder Mitwisser hatte.

Mai 2010
Die Constantin Film und Natascha Kampusch vereinbaren eine Verfilmung ihrer
Geschichte. Produzent Bernd Eichinger will auch das Drehbuch schreiben und führt
in Wien und am Wolfgangsee mehrere Interviews mit Natascha Kampusch. Durch
Eichingers Tod am 24. Januar 2011 verzögert sich der Drehstart bis Mai 2012.

8. September 2010
Natascha Kampusch veröffentlicht ihre Autobiografie „3096 Tage“ im List-Verlag. Bis
Anfang Februar 2011 werden 300.000 deutschsprachige Exemplare verkauft. 

Heute Abend im Saarland: Literatur oder Kino plus Essen

WortArt Literatur: Heiterkeitzeit – Leben lebt


Donnerstag, 28. Februar 2013
20.00 Uhr
Eintritt: 8,00 €
Rathausgalerie
 

Karten: im Bürgerbüro der Gemeinde Riegelsberg; telefonische Kartenreservierung möglich im Kulturbüro bei Annerose Nill 06806 930-162 oder für Kurzentschlossene an der Abendkasse

Der gebürtige Saarländer Arno Meiser, der seit mehr als 30 Jahren humoristische Texte verfasst und diese in Gedichtbänden zusammengefasst hat, wird aus diesen Werken lesen. Dabei wird der bekennende Habacher das Leben in all seinen Facetten und Eigenheiten ausleuchten. Bestückt mit herrlichen Pointen bekommt das Publikum Einblicke in das wahrhaft lebendige Leben der Mitmenschen, aber auch jeder kann sich selbst in den Gedichten erkennen und herzlich darüber lachen. Dabei schreckt der Autor auch nicht davor zurück, sich selber den Spiegel vorzuhalten, in etlichen Episoden beschreibt er seine eigenen Erlebnisse und Phantasien bis hin zu deftigen Phantastereien.
Die Lachmuskeln sind in seinen lebendigen Lesungen fast in einem Dauerschmerzzustand, wenn er die richtig atemberaubenden Probleme des Lebens, wie z. B. den Schuhkauf oder die Beseitigung gewichtiger Problem-zonen detailliert beschreibt. Es geht wie im richtigen Leben um Beziehungen und Freundschaften und natürlich um die damit verbundenen Eitelkeiten und Eifersüchteleien. – Um Leben pur also!
Die heitere Lesung wird musikalisch abgerundet von humorvollen Mundartliedern des Song-Schreibers und Kabarettisten Christof Scheid aus Hasborn – einem Garanten für stimmungsvolle Unterhaltung.

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Kino und kulinarisches Menü: Bella Martha
 

Kino Achteinhalb
Nauwieserstr. 19
66111 Saarbrücken



Bella Martha, D 2001
Regie: Sandra Nettelbeck
D 2001, R u B: , K: Michael Bertl, M: Keith Jarrett, Paolo Conte, D: Martina Gedeck, Maxime,
Foerste, Sergio Castellitto, August Zirner, Sibylle Canonica, Idil Üner, Oliver Broumis, F, 109 Min, FSK: 0

Die Tatsache, dass der Appetit beim Essen kommt, verleiht diesem Abend eine besondere Note. Denn "Bella Martha" ist nicht nur ein Spielfilm, der wunderbar mit charmanten Darstellern unterhält, es wird auch appetitanregend gekocht. Die titelgebende Meisterköchin Martha lebt für ihre Arbeit, während der Zuschauer zunehmend am Kochtopf probieren möchte. Ein Grund von vielen für das Kino Achteinhalb und das Café Kostbar, Kino und Essen zu vereinen.
Im Kino Achteinhalb wird in Zukunft alle acht Wochen zuerst ein Film über das Kochen, Essen & Trinken gezeigt. Im Anschluss erwartet Sie im Café Kostbar ein stimmungsvolles 4 Gänge Menü - nach Wahl auch vegetarisch. Diesmal lassen sich die Kostbar-Köche von den Gerichten in "Bella Martha" inspirieren. Ein Verwöhnabend also mit leckeren Menüs und hohem Wohlfühlfaktor.
(Vorbestellung beim Café Kostbar: 0681/ 37 43 60.
Mehr über das 4-Gänge-Menü erfahren Sie demnächst auf der Webseite  http://www.cafekostbar.de/ Der Unkostenbeitrag beträgt 32 Euro inklusive Kino).

In der Küche des Hamburger Edelrestaurants Lido ist Martha der Chef. Kochen ist ihre Leidenschaft, die sie obsessiv betreibt. Wehe dem Gast, der es wagen sollte, eine ihrer Kreationen zu bemängeln! Martha steht fest im Leben – zumindest glaubt sie das. Und in diesem haben Freunde oder Männer keinen Platz. Letztere bekocht sie lieber, als mit ihnen auszugehen. Und auch auf der Couch des von der Restaurantbesitzerin verordneten Psychologen denkt Martha nur an eines: Kochen! Diese Routine wird gründlich aus dem Trott gebracht, als Marthas Schwester plötzlich bei einem Autounfall ums Leben kommt und Martha ihre verstörte achtjährige Nichte Lina bei sich aufnimmt. Von der neuen Aufgabe überfordert, versagen sogar ihre Kochkünste – Lina verweigert vor Kummer jedes Essen. Martha beschließt, den Vater des Kindes ausfindig zu machen, der, von der Existenz seiner Tochter nichts ahnend, in Italien lebt. Währenddessen gibt es auch im Restaurant eine einschneidende Veränderung: Die Besitzerin des Lido stellt in Marthas Abwesenheit kurzerhand einen zweiten Chefkoch ein – den lebensfrohen Italiener Mario, ein Meister seines Fachs. Martha fühlt sich übergangen und will dem Nebenbuhler die Suppe gründlich versalzen. Doch dann kommt alles ganz anders ...  (Pandora Film)

„Sandra Nettelbeck wollte einen Film über Essen und Liebe machen ... Und genau das ist ihr mit wundersamer Leichtigkeit gelungen.“
(Tagesspiegel).

Heute Abend in Kaiserslautern: KOPENHAGEN (nur noch 2 weitere Aufführungen)

Kopenhagen zum drittletzten Mal

Schauspiel von Michael Frayn
Museum Pfalzgalerie, 20:00 - 21:30 Uhr | Abo Wplus, Abo W


Aufgrund der großen Nachfrage wird "Kopenhagen" am 18. und 27. April auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters gezeigt.
Die ungeklärte Frage, warum Heisenberg 1941 nach Kopenhagen kam, „erweckt“ die Geister von Werner Heisenberg, Niels und Margrethe Bohr, nachdem sie längst alle gestorben und begraben sind, zu einem äußerst wachen und spannungsgeladenen Gespräch, einem „Trialog“ gewissermaßen, über die Ausgangskonstellation und Konsequenzen des Besuchs. 

Heidis Gedichtetipps: WO KÄMEN WIR HIN von Kurt Marti

Wo kämen wir hin, 
wenn alle sagten, 
wo kämen wir hin, 
und niemand ginge, 
um einmal zu schauen, 
wohin man käme, 
wenn man ginge.


Original:
Wo chiemte mer hi,

wenn alli seite,
wo chiemte mer hi, 
und niemer giengti,
fur einisch z'luege,
wohi dass me chiem,
we me gieng.

(c) Kurt Marti, Theologe, Schriftsteller (*1921)


Was erwartet uns (Männer) im Paradies?


Variante des Islams
 Variante der römisch-katholischen Kirche
Gaddafis Jungfrauen-Bodyguards schon auf Erden

Mittwoch, 27. Februar 2013

Neue DVD: „Tim & Eric's Billion Dollar Movie" (Comedy)


 Am 25. Januar 2013 veröffentlichte Koch Media „Tim & Eric's Billion Dollar Movie" mit den beiden Himmelsstürmern Tim Heidecker, Eric Wareheim und diversen anderen Comedygöttern inklusive den deutschen Stimmen des gefeierten Moderatoren-Duos Joko & Klaas auf DVD und Blu-ray!

"Es war nicht nur ein Riesenspaß und eine große Ehre unsere Stimmen Tim Heidecker und Eric Wareheim zu geben, zudem hat es sich gut angefühlt, auf diesem Weg zusammen mit Will Ferrell, Jeff Goldblum und Zach Galifianakis in einem gigantisch lustigen, grandiosen Film zu spielen!", sagt Klaas Heufer-Umlauf nach den Synchronarbeiten zu „Tim & Eric's Billion Dollar Movie".

Tim Heidecker und Eric Wareheim sind als Comedy-Duo in den USA berühmt berüchtigt und gefeierte Internetstars, deren Ruhm sich vehement über den Rest der Welt ausbreitet. Nicht minder trägt dazu die Veröffentlichung des Kult-Films „Tim  & Eric's  Billion Dollar Movie" bei, in dem sich die beiden grandiosen Comedians selbst spielen und damit ein furioses Comedyspektakel abliefern. Die deutschen Synchronstimmen wurden ihnen dafür von dem hierzulande umjubelten Moderatoren-Duo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf („Joko gegen Klaas - das Duell um die Welt", „neoParadies") verliehen. Daneben geben sich in der Komödie diverse amerikanische Comedygrößen die Klinke in die Hand.
In dem Film geht für die beiden Protagonisten Tim (Tim Heidecker) und Eric (Eric Wareheim) ein Traum in Erfüllung, als sie von dem Hollywood-Produzenten Tommy Schlaaang eine Milliarde Dollar für den Dreh ihres ersten eigenen Films erhalten. Allerdings verprassen die beiden Chaoten das Geld bis auf den letzten Cent. Schlaaang und seine Leute sind dementsprechend verstimmt und sinnen auf Rache. Tim & Eric müssen fliehen und entscheiden sich aus Verzweiflung spontan Unternehmer zu werden, um das verlorene Geld zurück zu gewinnen. In einem vor dem Konkurs stehenden Einkaufszentrum wollen sie ihre Geschäfte machen. Die Shopping-Mall voller bizarrer Läden wird bevölkert von Vagabunden und einem menschenfressenden Wolf, die die beiden vor die größten, die Lachmuskeln aufs äußerste strapazierende Schwierigkeiten stellen.

„So lustig, das man stellenweise Krämpfe bekommen kann" Now Toronto
„Auf Zelluloid gebannter Wahnsinn" Filmcritic.com

Heute Abend in Mannheim: Lichtspiele im Schatten der Armut



Lichtspiele im Schatten der Armut 

Laterna Magica-Inszenierung des Ensembles illuminago
 

TECHNOSEUM
Museumstr. 1,   68165 Mannheim
27. Februar 2013,    18:00 Uhr


Spektakuläre Live-Aufführungen mit der Laterna Magica erreichten Ende des 19. Jahrhunderts ein Millionenpublikum. Lichtbilder waren beliebt als Unterhaltung und als Bildungsmedium. Mit Musik, Gesang und Rezitationen vermitteln die Akteure live die erzählte Geschichte. Bilder und Texte sind mehr als hundert Jahre alt, doch die Themen klingen erstaunlich aktuell.
Mit Karin Bienek (Conférence, Rezitation), Judith Herrmann (Musikalische Gestaltung, Klavier), Ludwig Vogl-Bienek (Projektion, Rezitation).

Heute Abend in Neunkirchen: VOLLMOND TANZ PARTY


Vollmond Tanz Party
mit den unverwechselbaren Ethno Beats

Mittwoch, 27. Februar 2013
20.00 Uhr
Stummsche Reithalle

Am Mittwoch, dem 27. Februar 2013, laden Ethno Beats wieder ab 20 Uhr zur Vollmond Tanz Party in die Stummsche Reithalle Neunkirchen ein.

Seit mehr als sieben Jahren gehört die Vollmond Tanz Party in der Stummschen Reithalle zum festen Repertoire der Neunkircher Musik- und Veranstaltungsszene. Die Percussionformation Ethno Beats spielt Rhythmen verschiedener Kulturen: Grooves aus Afrika, Brasilien und der Karibik, wie auch orientalische Rhythmen und Folkloristisches, gehören zum Repertoire der Band, welche Ihre Fangemeinde immer wieder zu ekstatischem Tanz animiert. Erdige Grooves, außergewöhnliche Klänge und virtuose Soli sind zu erwarten, wenn Bernhard Linz, Peter Bruna und Elmar Federkeil alle Freunde ethnischer Rhythmen zu ihrer Vollmond Tanz Party einladen.
Karten für die Veranstaltung sind zum Preis von 7 Euro an der Abendkasse erhältlich.

Heute in Saarbrücken: Katharina Kest (Ausstellung)

Katharina Kest – Gänsegretel, Mätresse, Herzogin
Saarland.Museum - Alte Sammlung
Schlossplatz 16
66119 Saarbrücken

Noch bis 16.06.2013


Das „Grüne Kabinett“ ist für Saarbrückens Geschichte ein schillernder Artefakt, da es bis 1788 Teil des Stadtpalais‘ der Katharina Kest war. Diese besitzt eine bis heute andauernde Popularität, avancierte sie doch vom Bauernmädchen zur Mätresse und späteren Gattin des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Das Stadtpalais wie auch das Zimmer befand sind ursprünglich im Gebäude der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Straße Nr. 6. Später, um 1852 logierte hier Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I, in seiner Funktion als Generalgouverneur der preußischen Rheinprovinzen. 1908 wurde es an das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld verkauft, vier Jahre später, 1912, erfolgte der Einbau in das Museum.

Nach 100 Jahren, seit 2012, befindet sich das Zimmer wieder in Saarbrücken und ist Eigentum des Saarland.Museums. Die Rückführung des Zimmers nimmt das Saarland.Museums zum Anlass, im Museum am Schlossplatz eine große Ausstellung zur Besitzerin Katarina Kest, der Reichsgräfin von Ottweiler, zu veranstalten. Neben dem nunmehr restaurierten Kabinett selbst zeigt es an die 85 Exponate, wie Briefe, Urkunden, Gemälde und Zeichnungen, die nicht nur die historische Person der Reichsgräfin beleuchten, sondern auch ihr Umfeld.


Katharina Kest erlebte nicht nur einen bemerkenswerten sozialen Aufstieg zur Reichsgräfin und Herzogin, sondern ebenso einen Abstieg im Zuge der Französischen Revolution. Die in Nassau-Saarbrücken geachtete Fürstin, die an Jagd, Schauspiel, Musik und Festlichkeiten gewöhnt war, verlor nach dem Untergang des Alten Reiches ihre Privilegien als Reichsgräfin und ihre Heimat. Begleitet wurde diese Entwicklung von Kriegserfahrungen und einer offen zur Schau gestellten Abneigung der Nassau-Weilburger Verwandtschaft ihres Mannes. Zum sozialen Abstieg kamen der Tod zwei ihrer Söhne in den Napoleonischen Kriegen und die zunehmende Entfremdung ihrer Töchter durch Zerwürfnisse und Auseinandersetzungen. Katharina Kest – Gänsegretel, Mätresse und Herzogin – stand nach Flucht vor den Franzosen und Tod ihres Mannes 1794 am Ende des 18. Jahrhunderts vor dem Nichts. Sie starb 1829 in Mannheim.

Dichterhain: WEINENDE SEELE von Ute AnneMarie Schuster




Weinende Seele



Schweigend der schmollende Mund,

er kaut noch an Tränen,

doch verschweigt er den Grund...



Sag ist es Dir wichtig was ich denn so bin.

Zählt denn nicht der Mensch, nicht das Edle, der Sinn?



Siehst Du nicht die Trauer, die Tränen im Blick.

Die ständige Frage: Wo find ich mein Glück?



Ich will es Dir sagen, dann frag mich nie mehr,

... mein schweigender Mund trägt an Worten so schwer.

Verloren ging ich, als ich dachte daran,

wer bin ich wirklich, bin ich Frau oder Mann?



Nun schweigst Du, bist stumm, so wie ich es stets war,

ziehst Dich langsam zurück, als wär ich Gefahr.

Du bist wie die Andern, siehst die Trauer, den Schmerz,

doch eines vergisst Du, auch ich hab ein Herz.





© Ute AnneMarie Schuster

Dienstag, 26. Februar 2013

Buchvorstellung: UND PLÖTZLICH WAREN WIR VERBRECHER

Michael Proksch
Dorothea Ebert 
Und plötzlich waren wir Verbrecher
Geschichte einer Republikflucht

 Im Sommer 1983 unternahmen die Geschwister Michael und Dorothea aus Dresden, beide Musiker, zusammen mit Dorotheas Mann und einem befreundeten Kunststudenten einen Fluchtversuch. Sie wollten während einer Ferienreise zu Fuß über die bulgarische Grenze nach Jugoslawien. Eltern und Freunde wussten nichts davon. Der Versuch scheiterte. Anfang 1984 wurden sie zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und um die Jahreswende 1984/85 von der Bundesrepublik freigekauft.

    Was brachte junge Menschen mit, wie es schien, guten Aussichten in der DDR dazu, das Risiko einer Republikflucht auf sich zu nehmen? Wie erlebten sie das Scheitern? Wie kamen sie im Gefängnis zurecht, als »Politische« unter Kriminellen? Der DDR-Alltag außerhalb und innerhalb der Gefängnisse und eine gescheiterte Flucht, erzählt aus der Perspektive von Schwester, Bruder und Mutter, die in Dresden zurückblieb.

dtv, 320 S., 14,90 €

Die Geschwister Dorothea und Michael Proksch wohnten in dem damaligen In-Viertel der Musiker und Künstler in der inneren Neustadt von Dresden. Sie hatten die Nase voll von der ideologischen Gehirnwäsche, die das Musikstudium überlagerte. Aufforderungen zur Bespitzelung anderer, selbst und gerade bei einem Parisaufenthalt, den Dorothea wahrnehmen darf. Dort sieht sie, was freies Leben bedeuten kann. Auch ihre WG-Mitbewohner sind begeistert. 1983 beschließt das Geschwisterpaar zu fliehen, gemeinsam mit den beiden Freunden. Sie besiegen ihre Angst und flüchten zunächst über Ungarn, dann über Bulgarien.
Dort werden sie im Gebirge von einem bulgarischen Grenzsoldat mit einer MP im Anschlag gestoppt.

"Wir liegen wehrlos auf dem Boden - bäuchlings. Die Soldaten kommen, halten uns ihre Gewehrläufe in den Nacken und mich ergreift das Gefühl, mein Leben sei jetzt zu Ende: Die Todesangst, die ich empfand, als ich erkannte, dass ein Gewehr auf mich gerichtet war und nur abgedrückt werden musste, bleibt wohl in meinem Gedächtnis unauslöschlich haften. Das kalte Eisen des Gewehrlaufs berührt meinen Nacken und meine Hände werden auf dem Rücken mit Lederbändern gefesselt."

Sie werden inhaftiert in dreckigen, kalten Gefängnissen der bulgarischen Staatssicherheit, nach  Hohenschönhausen in der DDR gebracht, von dort nach Dresden, wo die Gefangenen schließlich zu 2 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt werden. Zuchthaus Brandenburg und Frauenzuchthaus Hoheneck heißen die Stationen, bis sie die Bundesregierung zur Jahreswende 1984/85 freikauft.

Das Geschwisterpaar kann aufatmen, es entscheidet sich für München. Dort werden sie erfolgreiche Musiker. Die fast zwei Jahre als Häftlinge werden sie nie vergessen. Wenige Jahre später fiel die Grenze.

 
 

Dorothea Ebert, geboren 1960 in Dresden, absolvierte die Meisterklasse im Fach Violine an der Musikhochschule in Dresden und konzertierte bereits während ihres Studiums im In- und Ausland. Nach der Ausbürgerung setzte sie ihr Studium in Salzburg bei Sandor Vegh fort, nahm am Internationalen Kammermusikfest in Lockenhaus teil und trat danach zusammen mit Gidon Kremer im Wiener Konzerthaus auf. Sie ist seit 1987 als Dozentin am Richard-Strauss-Konservatorium, heute Hochschule für Musik und Theater, in München tätig und gehört seit 1988 als Geigerin dem Bayerischen Staatsorchester an.

Michael Proksch, geboren 1958, studierte Klavier an der Musikhochschule in Dresden, setzte nach der Ausbürgerung seine Klavier- und Kompositionsstudien in Genf, München und Berlin fort und ist heute freiberuflicher Komponist und Pianist. Er gab Konzerte im In- und Ausland, war 2006 »Composer in Residence« der Klassik Stiftung Weimar und 2007 Preisträger im Kompositionswettbewerb des Tonkünstlerverbandes. Er komponierte Musik für Bühnenprojekte, Hörbücher und Filmproduktionen und veröffentlichte Werke zur Klavierdidaktik.

 

Heute Abend in Mainz: CREME DOUBLE - Tupperparty und TOBIAS MANN - Durch den Wind


Créme Double
Die Tupperparty
Knackig-frische Kabarett-Revue
20:00 Uhr

 
Zwei frischgehaltene Frischhaltefrauen, Top-Beraterinnen, auf Tupper-Tour! Irmgard Hämmerle und Marie-Luise Höllenbrecher laden ein zu ihrer ultimativen Tupperparty. Wo sonst finden blutrünstige Chansons, Steppchoreographien in Tuppertöpfen, politische Kampferklärungen und aussichtslose Liebesbekenntnisse einen besseren Rahmen?
Denn wer freiwillig bereit ist, auf eine Verkaufsveranstaltung für Plastik"teile" zu gehen, besitzt auch den Humor, sich gemeinsam mit den knackigen Damen den großen Fragen des Lebens zu stellen.
Der vernünftigen und selbstbewußten Marie-Luise gelingen als Boxen-Fach-Verkäuferin immer wieder beachtliche Erfolge. Als Gegenpol zur etwas chaotisch-quirligen Irmgard, Katzen-Freundin und Spätaufsteherin, setzt sie dabei jedoch auf strengste Ordnung und perfekte Disziplin. Und der wettergegerbte Cowboy Earl S. Tupper pianiert dazu.
Eine schräge, poetische Show mit Karin Orth, Tine Schoch und Ralf Siebenand, ein Abend voller Leichtigkeit, Überraschungen und ungeahnter Wendungen. Eine Kabarett-Revue über Körper-Kult und Mobbing, über Träume, Wahrheiten und Unmöglichkeiten getreu dem Motto: Tupperdosen kann man tauschen, das Leben nicht!!!


Karten: € 17,- / ermäßigt € 12,- (zzgl. VVK-Gebühr)



Tobias Mann
Durch den Wind.
Und wieder zurück
Kabarett. Comedy. Musik.
Deutscher Kleinkunstpreis 2008


Der Mann ist ein "komödiantisches Naturereignis" (Die Welt) und "Einmannkraftwerk" (SZ), "die geniale Personifikation von knallhartem Gesellschaftskritiker, Rächer der Politikverdrossenen und strahlendem Comedian" (Passauer Neue Presse).

"Der Mann kann was." (SZ)

Uns Toby! Natürlich. Der Mann aus Mainz. Galant-eleganter Springer zwischen Kabarett- und Comedy, Pointen-Sprengmeister, Verbalsprinter, Spaßrocker und Nonsensbarde.

Tobias Mann spielt sein 3. Solo. Und das ist ver-rückter, durchgeknallter als je zuvor. Die logische Konsequenz. Wie sonst soll ein Komiker seiner Berufung nachkommen, wenn das Reale Satire und die Regierung ein Witz ist? Man(n) ist immer ein paar Pointen voraus! Topaktuell. Und in stetigem Bemühen, sich selbst zu überholen, sprudeln die Geistesblitze nur so aus ihm heraus.

Was wären Superhelden ohne Psychosen? Innenausstatter? Klavierstimmer? Oder einfach Helden, die nicht ganz so super sind? Sind manche Geisteskrankheiten wirklich Krankheiten oder vielleicht eine wenig subtile Form der Evolution? Ist der Bundestag nur eine gewaltige Gruppentherapie mit geringen Erfolgsaussichten?

Fragen über Fragen, die so noch niemand gestellt hat, und die der Mann  genüßlich seziert und en passant beantwortet – in komischen Stand-Ups, spitzfindigen Statements, messerscharfen Analysen und witzig-hintersinnig-spöttischen Liedern. Eine pfiffige Tour de Force durch die realexistierenden Unsäglichkeiten. "Durch den Wind. Und wieder zurück!"

Karten: € 20,- / ermäßigt € 11,-
(zzgl. VVK-Gebühr)
 


Heute Abend: Mondscheintour in Saarbrücken



Mondscheintour für Genießer
Ludwigsplatz
Am Ludwigsplatz
66117 Saarbrücken


26.02.2013  18:00 Uhr

Entdecken, schlemmen und auf unterhaltsame Art viel Neues erfahren, glanzvolle Höhepunkte erleben und auf einer Linie mit Köln, Cannes und Nizza wandeln – all das können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den „Mondscheintouren für Genießer ©“, Geführt und moderiert werden die Touren von Klaus Friedrich, Mitinitiator der Barockstraße Saarpfalz.

Beginnend auf dem Ludwigsplatz führt uns die Mondscheintour zum Saarbrücker Schloss wo die nächste Station die Alte Sammlung ist – die „Schatzkammer des Saarlandes“ -, die allerlei glanzvolle Höhepunkte und verblüffende Einsichten verspricht.

Die „Mondscheintour für Genießer“ führt uns weitere ins 1812 als Pfarrhaus erbaute Domicil Leidinger. Dort erwartet die Gäste ein mit regionalen Zutaten aus dem UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau kreiertes, aus zwei Gängen bestehendes Überraschungsmenü. Zum Nachtisch heißt es „Coffee, Coffee muß ich haben …“: Unter diesem Motto führt Peter Schuck – weithin bekannter Cafétier und Experte für barocke „Coffee-Kultur“ – in die faszinierende Welt des „schwarzen Goldes“ ein. Hierbei erfährt man allerhand Wissenswertes über den Ursprung des Kaffees, seine Besonderheiten sowie die fesselnde Geschichte, wie der „Türkentrank“ im 17. und 18. Jahrhundert Europa eroberte. Krönender Abschluss ist eine Kaffeezeremonie, bei der Peter Schuck im „Ibrik“ traditionell zubereiteten Mokka reicht. Dazu werden auf einer Konfektschale aus „weißem Gold“ kleine Köstlichkeiten nach regionalem Originalrezept von 1769 gereicht.

Durch die stimmungsvoll beleuchteten Gassen und Straßen des alten Saarbrückens führt der Mondscheinspaziergang schließlich zum ältesten Saarbrücker Gasthaus dem Stiefel.


18:00 Uhr Treffpunkt Ludwigsplatz
18:30 Uhr Führung durch die Alte Sammlung unter Moderation von Herrn Klaus Friedrich.
Empfang im Domicil Leidinger, dem ehemaligen Pfarrhaus St.Johann erbaut im Stil des Spätbarock.

19:30 Uhr 2-Gang-Menü nach Rezepten aus der Barockzeit
Man wird sich wundern wie modern schon damals gekocht wurde! Hierfür verwenden wir Produkte aus der Biosphäre und servieren Weine aus unserer Region. Z.B. vom Bio-Weingut Ollinger-Gelz.

Der Wasser-Sommelier Armin Schönenberger wird über das Wasser der Gräfin Mariannen Quelle (Biosphärenreservat Bliesgau) referieren.

Kaffee Zeremonie mit Herr Peter Schuck von der Kaffeerösterei Café Chili, Homburg.
In der Barockzeit kam der Kaffee/Mokka auch in unsere Region. Dazu gibt es ein barockes Gebäck
aus der Feinbäckerei Glutting, Homburg.
21:00 Uhr Rundgang durch die barocke Altstadt zur Alten Sammlung am Schlossplatz.
21:45 Uhr Abschluss mit einem Absacker im Stiefel Bräu Thomas Bruch kredenzt sein Brauhaus Bier.
Unkostenbeitrag: 24,50€ / Pers.