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TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
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Mittwoch, 30. November 2011
Dichterhain: Der Nussbaum von Heidi Huber
Kabarett: Die Untiere on stage
DA LACHT DAS SCHAF!
• Die Untiere
Ausverkauft im November und Dezember 2011, Karten für 17.01 + 18.01.2012 sind noch zu haben.
Die Untiere:
Eine politeramusische Kabarett-Formation
- Wolfgang Marschall (Text, Rezitation und Schlagzeug)
- Marina Tamássy (Gesang, Text, Rezitation, Persiflage, Kostüm etc.)
- Edwin Schwehm-Herter ( Komposition und Tasteninstrumente)
+ Souheil Rai
Wolfgang Marshall ist seit vielen Jahren anerkannter Kabarettschreiber und -regisseur, seine Frau Marina Tamássy blickt auf eine mittlerweile 20-jährige Theater- und Rundfunk-Tätigkeit zurück [Nationaltheater und "Klapsmühl´am Rathaus", Mannheim, Theater- und Musikprojekte in Wien, Linz, Berlin, Eisenach, Workuta (Воркута́ / Russland) und Swansea (Wales). Freie Sprecherin beim SWR 2 & 4 (Mannheim, Karlsruhe, Tübingen, Baden-Baden, Stuttgart] sowie ARTE (Overvoice).
Edwin Schwehm-Herter ist Musiklehrer, Chorleiter und Musiker natürlich.
+ SWR 3-Porträt Wolfgang Marschall
+ Untiere bei Facebook
+ siehe auch hier
Gäste im November/Dezember:
Friedemann Weise ist "Popkomödiant und geistiger Führer der deutschen Satiropopszene. Musikalisch grenzbegabt schlawinert der sympathische Autist zwischen klassichem Singer/Songwritertum und allen bekannten Spielarten des Pop." (kammgarn)
Henning Schmidtke: "No Wumme, no cry", Kabarettist, Radio-Comedy, Comedy-Autor, ausgebildeter Musiker.
Gäste im Januar:
Magic Udo, Zaubererer und David-Copperfield-Parodist
• Die Untiere
Ausverkauft im November und Dezember 2011, Karten für 17.01 + 18.01.2012 sind noch zu haben.
Die Untiere:
Eine politeramusische Kabarett-Formation
- Wolfgang Marschall (Text, Rezitation und Schlagzeug)
- Marina Tamássy (Gesang, Text, Rezitation, Persiflage, Kostüm etc.)
- Edwin Schwehm-Herter ( Komposition und Tasteninstrumente)
+ Souheil Rai
Wolfgang Marshall ist seit vielen Jahren anerkannter Kabarettschreiber und -regisseur, seine Frau Marina Tamássy blickt auf eine mittlerweile 20-jährige Theater- und Rundfunk-Tätigkeit zurück [Nationaltheater und "Klapsmühl´am Rathaus", Mannheim, Theater- und Musikprojekte in Wien, Linz, Berlin, Eisenach, Workuta (Воркута́ / Russland) und Swansea (Wales). Freie Sprecherin beim SWR 2 & 4 (Mannheim, Karlsruhe, Tübingen, Baden-Baden, Stuttgart] sowie ARTE (Overvoice).
Edwin Schwehm-Herter ist Musiklehrer, Chorleiter und Musiker natürlich.
+ SWR 3-Porträt Wolfgang Marschall
+ Untiere bei Facebook
+ siehe auch hier
Gäste im November/Dezember:
Friedemann Weise ist "Popkomödiant und geistiger Führer der deutschen Satiropopszene. Musikalisch grenzbegabt schlawinert der sympathische Autist zwischen klassichem Singer/Songwritertum und allen bekannten Spielarten des Pop." (kammgarn)
Henning Schmidtke: "No Wumme, no cry", Kabarettist, Radio-Comedy, Comedy-Autor, ausgebildeter Musiker.
Gäste im Januar:
Magic Udo, Zaubererer und David-Copperfield-Parodist
Sebastian Nitsch, Nachwuchstalent
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Comedy,
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Wolfgang Marshall
Montag, 28. November 2011
Antonia Fournier
mit Atelier in Oberdreis, Westerwald
Ausstellungseröffnung am Freitag, den 2. Dezember 2011, um 19 Uhr,
in der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen/Westerwald
mit Atelier in Oberdreis, Westerwald
Ausstellungseröffnung am Freitag, den 2. Dezember 2011, um 19 Uhr,
in der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen/Westerwald
Labels:
Antonia Fournier,
Kunst
Für Sie besucht: Patrick Roth, "In My Life - 12 Places I Remember" im Rahmen des Hugo-Ball-Festjahres 2011
Patrick Roth Foto: Stefan Vieregg |
Unter diesem Motto stand der äußerst gelungene Abend von und mit Patrick Roth, dem Filmemacher und Autor. Ein weiteres Highlight in der stattlichen Sammlung von sehr ansprechenden, seltenen und hochaktuellen Angeboten der Hugo-Ball-Gesellschaft, deren Geschäftsführung mit Ricarda Faul eine sehr aktive und emsige Kulturgestalterin gefunden hat. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Ricarda Faul, die in 2011 enorm viel frischen Wind in die eher träge Seele der pfälzischen Kulturkolonie und ihrer nationalen wie internationalen Anhänger gebracht hat. Ein Kunststück, hier ein großes Publikum zu mobilisieren und dann hoch interessierte Menschen zu versammeln. Ein runder Geburtstag in Pirmasens, den man lange feiern wird.
1953 in Freiburg i. Br. geboren wuchs Roth in Karlsruhe auf und kam mit 22 Jahren und durch den DAAD nach Los Angeles, wo er 31 Jahre fest lebte. Jetzt erst beschloss er, 2012 wieder ganz nach Deutschland zurückzukehren. Zu jenen Orten in Los Angeles, an denen er in diesen Jahren damals wohnte und schrieb, Erfahrungen und Begegnungen sammelte, kehrte er anlässlich seines Films IN MY LIFE zurück und drehte im Auftrag des ZDF einen 40-minütigen autobiografischen Film, ein "elektronisches Tagebuch": herausgearbeitete Kristallisationspunkte der Erinnerung an das frühere Leben und Arbeiten, die den Prozess der persönlichen und künstlerischen Entwicklung rückblickend sichtbar werden lassen. Ein Film, der seine Person selbst zum dramaturgischen und inhaltlichen Gegenstand hatte, eine große Aufgabe und eine Herausforderung.
Im selben Jahr, als der Film fast fertig war, 2006, erhielt Patrick Roth die Auszeichnung "Mainzer Stadtschreiber". Er beschreibt am Ende des Films ein Gefühl der tiefgründigen Unsicherheit und Ungewissheit anlässlich einer bevorstehenden Lesung aus seinen Werken und hinsichtlich der Dinge, die waren und kommen werden. Das so wichtige Zusammentreffen von Zuhörern und ihm im Mainzer Dom, die Gewissheit, dass in 30 Jahren spätestens nur noch wenige aus diesem Kreis leben würden und dass aus der Vergangenheit in eine ungewisse Zukunft hinein ein magischer Fluss des Vergänglichen fließt, wie von einem weißen Licht in der Ferne angezogen. Am Ende dieser intensiven Ich-Suche und -Findung im Film die Ahnung, dass alles seinen Sinn und Bedeutung hat, so zufällig es auch erscheint.
Patrick Roth Foto: Stefan Vieregg |
Hoch kunstvoll verbindet der Autor seinen autobiographischen Ausflug mit dem ägyptischen Totenbuch, das den Pharao auf seinem Nachen zeigt, wie er genau 12 Stunden lang in das Reich der Toten, die Unterwelt und das Königreich von Osiris vorstößt, um es dann wieder zu verlassen. 12 Stunden - 12 Orte ... Der Strom des Unbewussten, Stream of Consciousness, das Monologisieren von James Joyce und die Bilderwelt der Traumsymbole C.G. Jungs stehen ebenfalls Spalier zu dieser Hochzeit mit dem Erlebten, Erfahrenen, Verdrängten und Wiederaufgetauchten. Auf diesem Strom gelangt der Autor im schwarzen Ford Mustang, dem modernen Pferd des Cowboys, zurück zu seinen Stationen und Idolen, Einflüssen und Emotionen. Scheinbar Totes, aber bei Aufrufen wieder Lebendiges ... Keine Autobiografie ohne Traumarbeit, ohne Kommunikation mit dem Unbewussten will uns der Autor sagen. Patrick Roth hat bis heute 40.000 Seiten Traumprotokolle gesammelt. Er benutzt Träume als Quelle seiner Inspiration und weiß, wie wichtig diese Bilder für ihn, sein Verstehen und die Kunst des Schreibens sind.
Seine Vorliebe für Hölderlin verschafft uns den Genuss eines der großen Gedichte inmitten des städtischen Treibens von LA zu erleben, der Begnadete, umnachtet gestorben, wird ebenso integriert wie amerikanische Mythen, der Western, das Lagerfeuer... Patrick Roth am Lagerfeuer seiner Helden, ein Fastamerikaner, den Traum der anderen mittragend, ein Lonely Cowboy, auch mal ein echtes Pferd reitend, und Hero in einem Road Movie. Auch der Extremtrinker Charles Bukowski, der in Andernach als Sohn eines GIs Geborene, verewigt in einem frühen Kurzfilm von Roth. Die Flut der Bilder wurde im Entstehungsprozess des Films immer größer, sodass eine Traumsequenz, die kein Entkommen mehr vor den Fluten, dem Bedrohlichen signalisierte, auch die Grenzen eines solchen Projekts zeigte.
Michaela Kopp-Marx Foto: Stefan Vieregg |
Patrick Roth Foto: Stefan Vieregg |
Weitere Lesungen:
Mittwoch, 30. November 2011, 19.00 Uhr
Mannheim, Ökumenisches Bildungszentrum Sanctclara, B 5,19
LICHTERNACHT
Samstag, 3. Dezember 2011, 17 Uhr
Berlin, Evangelisches Kirchenforum (Parochialkirche)
Klosterstr. 66
Veranstalter: C.G. Jung-Gesellschaft Berlin
NO FICTION/DER FREMDE REITER
(Lesung von Patrick Roth)
DIE MACHT DES UNBEWUSSTEN. Eine Annäherung an den FREMDEN REITER
(Vortrag von PD Dr. Michaela Kopp-Marx)
http://www.jungberlin.de/events/?event_id=30
Freitag, 9. Dezember 2011, 20 Uhr
Universität Bielefeld
REAL TIME AN DEN FEUERN
Donnerstag, 15. Dezember 2011, 20.30 Uhr
Frankfurt, Romanfabrik, Hanauer Landstr. 186
LICHTERNACHT und Unveröffentlichtes
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Suhrkamp,
University of California,
Zabriskie Point
Sonntag, 27. November 2011
26./27.11.2011 - 1. Advent
MATINEE Buch und Kunst von und mit Walter Brusius, 11 Uhr, am 27.11.2012 in der Stadtbibliothek Bad Kreuznach, Kreuzstraße 69
Mittelalterlicher Weihnachtsmarkt auf der Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg/Kusel per Auto (Vorsicht, Parkplatzprobleme vor der Burg), zu Fuß oder mit stündlichem Bus vom Bahnhof Kusel zur Burg, So 10 bis 18 Uhr.
6. Romantischer Weihnachtsmarkt auf Schloss Oberstein mit Kunst und Schmuck, Musikevents, Malschule und Kerzenziehen. Nebenan im Schlosshotel die WEIBERWEIHNACHT, gestaltet von der FH für Design mit Schmuck und Kunst.
Um Nutzung des Shuttledienstes ab dem Platz "Auf der Idar" und Schloss Oberstein wird gebeten. Parkplätze der öffentlichen Verwaltungen sind geöffnet. Rettungswege in der Schlossstraße freihalten! So, von 11-18 Uhr.
Mittelalterlicher Weihnachtsmarkt auf der Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg/Kusel per Auto (Vorsicht, Parkplatzprobleme vor der Burg), zu Fuß oder mit stündlichem Bus vom Bahnhof Kusel zur Burg, So 10 bis 18 Uhr.
6. Romantischer Weihnachtsmarkt auf Schloss Oberstein mit Kunst und Schmuck, Musikevents, Malschule und Kerzenziehen. Nebenan im Schlosshotel die WEIBERWEIHNACHT, gestaltet von der FH für Design mit Schmuck und Kunst.
Um Nutzung des Shuttledienstes ab dem Platz "Auf der Idar" und Schloss Oberstein wird gebeten. Parkplätze der öffentlichen Verwaltungen sind geöffnet. Rettungswege in der Schlossstraße freihalten! So, von 11-18 Uhr.
Samstag, 26. November 2011
Buchbesprechung: Weiskerns Nachlass von Christoph Hein
Christoph
Hein
Weiskerns Nachlass
Über den Autor:
Weiskerns Nachlass
Frankfurt 2011, 318 Seiten, Suhrkamp Verlag
„Er
war nicht immer so übersättigt und zynisch gewesen. Auch er war
einmal vergnügt und mit Energie in die Seminarräume gestürmt und
zu seinen Vorträgen, war bemüht, die jungen Leute aufzuwecken, sie
aus ihrer Lethargie zu reißen, ihnen Futter zugeben oder doch
anzubieten... Zu unterrichten bereitete ihm Spaß, er genoss es, ein
Lehrer zu sein. Dabei galt er, wie er wusste, als streng und
anspruchsvoll, er sein nie zufriedenzustellen, doch es hieß, er sei
gerecht und höre zu, was offenbar seltene Lehrertugenden waren...“
Rüdiger
Stolzenburg, der Romanheld, ist 59 Jahre alt und hat seit 15 Jahren
eine halbe Stelle als Dozent in einem kulturwissenschaftlichen
Institut in Leipzig.
Als
Dozent für Literatur und Kulturwissenschaften kennt er Schillers
Antrittsvorlesung an der Jenaer Universität über den Gegensatz
zwischen Brotgelehrten und Geisteswissenschaftlern. Stolzenburg ist
noch Geisteswissenschaftler, Aufstiegschancen existieren allerdings
für ihn nicht, mit seinem Gehalt kommt er nur schlecht über die
Runden. Dürftige Honorare für freie Aufträge helfen beim
Überleben.
Der
Romanheld ist ein typisches Beispiel des akademischen Prekariats und
des alternden, enttäuschten DDR-Wissenschaftlers. Ihm fehlt jede
Hoffnung auf eine bessere Zukunft oder wie Christoph Hein in einem
Interview über seine Hauptfigur sagt: „Das
Leben wird für Stolzenburg noch sehr viel härter werden. Aber da
sehen Sie meinen optimistischen Blick auf die Welt, dass ich
rechtzeitig den Vorhang schließe.“
Die
selbst gesetzten Maßstäbe an Lehre und Forschung kann Stolzenburg
unter den bestehenden Verhältnissen nicht aufrecht erhalten. Für
sein Forschungsprojekt über den Schauspieler, Librettisten Mozarts
und Kartografen Friedrich Wilhelm Weiskern lassen sich weder
Drittmittel noch Publikationsmöglichkeiten erschließen. Eine hohe
Nachforderung der Finanzamtes, die ihn an den Rande des Ruins treibt,
verdeutlicht Stolzenburg endgültig, dass in der privaten und
beruflichen Welt, den menschlichen Beziehungen und der Gesellschaft
Unverzichtbares abgewickelt wird. Moralische Werte verblassen.
Ablenkung
findet er bei seinen Freundinnen, die es aber nicht wagen dürfen, zu
tief in sein Leben einzudringen: „Er
liebt Frauen, aber er braucht die Distanz... Allein zu sein, das ist
für ihn lebensnotwendig. Zu viel Nähe verträgt er nicht.“
So hat er „regelmäßigen, brauchbaren, unkomplizierten Sex“ mit
der Friseuse Patricia, die ihn anhimmelt, die er fair behandelt, aber
nicht liebt. Schließlich lässt er sie allein zurück. Eine neue
Beziehung aufzunehmen, scheitert an Vorurteilen und Ängsten. Hein
beschreibt nüchtern die Unfähigkeit zu lieben, nicht, weil man
nicht lieben möchte, sondern weil man es verlernt hat.
„Aber
vielleicht, sagt er sich, ist er mittlerweile zu so etwas wie Liebe
nicht mehr fähig, vielleicht ist er zu alt dafür oder zu müde.
Nach wie vor ist er gern mit Frauen zusammen, er ist lieber in ihrer
Gesellschaft, geht lieber mit ihnen aus als mit seinen Freunden, und
die Gespräche mit Frauen sind ihm angenehmer als die etwas drögeren
Unterhaltungen mit Männern... Er verträgt es nicht, wenn Tag und
Nacht eine Frau um und bei ihm ist, und sei es auch nur im
Nachbarzimmer. Er hat sie gern, es macht ihm Spaß, für sie zu
kochen, er schläft gern mit ihnen, aber das war es dann auch.“
Um
den Wissenschaftler herum zerbrechen menschliche Beziehungen, setzen
Gewalt frei, geben mehr Schein als Sein preis. Schließlich wird er
ahnungsloses Opfer und unfreiwilliger Verfolgter in einem
Betrugsfall.
Hein
zeichnet außerdem ein düsteres Bild der jüngeren Generation. So
wird Stolzenburg von einer Teenager-Mädchenbande verfolgt, erpresst
und niedergeschlagen. Seine Studenten versuchen ihr Diplom gegen
Liebesleistungen oder Geld einzutauschen. Einige von Stolzenburgs
Studenten, wie der wenig Interesse zeigende Sebastian Hollert,
verfügen über ein Monatseinkommen, von dem er nur träumen kann.
Der
Roman beginnt und endet an Bord eines Flugzeuges. Die Maschine
gleitet ruhig dahin. Nur einer der Passagiere ist auf dem Flug nach
Basel ins Grübeln gekommen. Ein Kulturwissenschaftler, also kein
Grund zur Beunruhigung...
Christoph
Hein bewies schon mit dem Buch „Frau
Paula Trousseeau“ seine
Analysefähigkeiten. Dem Autor ist ein aktueller, realistischer,
literarisch gut durchdachter Gesellschaftsroman gelungen. Mich hat
das Buch sehr berührt. Michael Hametner, der mdr-Literaturredakteur
meint: „Hein analysiert
die Verhältnisse, in denen wir leben, so präzise, dass es einem bei
der Lektüre richtig kalt wird."
Christoph Hein wuchs in der Kleinstadt Bad Düben bei Leipzig auf. Er arbeitete als Montagearbeiter, Buchhändler, Kellner, Journalist, Schauspieler und Regieassistent. In Berlin und Leipzig studierte er zwischen 1967 und 1971 Philosophie und Logik. Danach wurde er Dramaturg und Autor an der Volksbühne in Ost-Berlin. Seit 1979 arbeitet er als freier Schriftsteller. Bekannt geworden ist Christoph Hein durch seine Novelle Der fremde Freund. Als Übersetzer bearbeitete er Werke von Jean Racine und Molière. Von 1998 bis 2000 war Christoph Hein erster Präsident des gesamtdeutschen PEN-Clubs und bis Juli 2006 Mitherausgeber der Wochenzeitung Freitag. Christoph Hein hat mit seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau, der Filmregisseurin Christiane Hein, zwei Söhne, der jüngere ist der Schriftsteller und Arzt Jakob Hein. Hein ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Lyrische Werke von Christoph Hein wurden 2009 von Hans-Eckardt Wenzel unter dem Titel „Masken“ vertont.
Freitag, 25. November 2011
Schlagersänger Guildo Horn (48) sucht den Superstar, aber einen ganz anderen: den geistig behinderten oder besser eine Geistigbehinderten-Band, die tolle Musik machen kann. «Behinderte machen genauso tolle Musik wie andere Menschen auch», sagte Horn. Mit «Guildo sucht die Super-Band» (GSDS) hat er die 10 besten ausgesucht, über die abgestimmt werden kann. Im Internet unter www.gemeindehorn.de stellen sie sich der Wahl. Noch bis zum 28. November 2011 kann online abgestimmt werden.
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DER WETTER-FROSCH VON FALTSCH WAGONI 1
...bin mal aus der vernebelten Senke auf den Berg geklettert, um mir einen Überblick zu verschaffen. Und was sieht frosch da? 7 Milliarden Menschen! Findet ihr das nicht etwas übertrieben? Zu was soll das gut sein? Eure Frauen sind ja sehr fleißig, sie leisten 2/3 aller Arbeit, bekommen allerdings nur 10 % aller Löhne. Ihr könntet also schon mal auf die Hälfte aller Männer locker verzichten, oder?
Halt! Eben erfahre ich, dass Ehrenämter vorwiegend von Männern bekleidet werden. Ja dann! Irgendwer muss ja die schwere Ehre tragen und die vielen Orden. Dafür haben sie ja Zeit und Geld genug (siehe oben). Wenn also Männer unbezahlte Ämter ausüben, sind diese wenig arbeitsintensiv, sondern repräsentativ und eine Ehre! Frauen sind in dieser Hinsicht faul, die haben schließlich Mutterinstinkt, Familiensinn, Sauberkeitsfimmel, Nachbarschaftspflege, Elternpflege, Helfersyndrom, Nachhilfestunden ... da bleibt keine Zeit für Ehre!
Und jetzt noch eine kleine Rechenaufgabe für's Schäuble bzw. Schläuble: Wenn 55 wiedergewonnene Milliarden auf 3,5 Milliarden unterbezahlte Frauen verteilt würden, wie viel wäre das für jede? In mancher Erdengegend mehr als eine Familie im Monat braucht!
Halt! Eben erfahre ich, dass Ehrenämter vorwiegend von Männern bekleidet werden. Ja dann! Irgendwer muss ja die schwere Ehre tragen und die vielen Orden. Dafür haben sie ja Zeit und Geld genug (siehe oben). Wenn also Männer unbezahlte Ämter ausüben, sind diese wenig arbeitsintensiv, sondern repräsentativ und eine Ehre! Frauen sind in dieser Hinsicht faul, die haben schließlich Mutterinstinkt, Familiensinn, Sauberkeitsfimmel, Nachbarschaftspflege, Elternpflege, Helfersyndrom, Nachhilfestunden ... da bleibt keine Zeit für Ehre!
Und jetzt noch eine kleine Rechenaufgabe für's Schäuble bzw. Schläuble: Wenn 55 wiedergewonnene Milliarden auf 3,5 Milliarden unterbezahlte Frauen verteilt würden, wie viel wäre das für jede? In mancher Erdengegend mehr als eine Familie im Monat braucht!
In diesem Sinne: weniger ist mehr!
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Dichterhain: Weltspiegel von Christiane E.
Weltspiegel (2011)
Sonntagabend 19:20
wir sitzen auf unseren Sofas
und sehen Bilder
hören Kommentare …
zum „Jobwunder Texas“
Lizzie
Fünf Jobs
Sieben Tage Arbeit
hundert Stunden pro Woche
das Herz kaputt
arbeitet sich zu Tode
für ein besseres Leben.
Sehen Anh und Thuyen
aus Vietnam
fast verreckt im Wald bei Schnee und Eis
durchgehalten
weil die Hoffnung sie nach Tschechien trieb
und im Schlepptau ganze Familien in der Heimat trägt
und doch nicht entlohnt
arbeiten sich zu Tode
für ein besseres Leben.
Tauchen ab in eine Lagune Nigerias
mit Sandminers
die den Sand eimerweise vom Grund holen
Tag ein Tag aus
ein Leben lang
unterbrochen von ein bis zwei Wochen im Jahr
Knochenjob
bis die Luft wegbleibt
arbeiten sich zu Tode
für ein besseres Leben.
Sonntagabend 19:20
wir sitzen auf unseren Sofas
und sehen Bilder
hören Kommentare …
Christiane E.
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zum „Jobwunder Texas“
Lizzie
Fünf Jobs
Sieben Tage Arbeit
hundert Stunden pro Woche
das Herz kaputt
arbeitet sich zu Tode
für ein besseres Leben.
Sehen Anh und Thuyen
Foto: TripAdvisor |
fast verreckt im Wald bei Schnee und Eis
durchgehalten
weil die Hoffnung sie nach Tschechien trieb
und im Schlepptau ganze Familien in der Heimat trägt
und doch nicht entlohnt
arbeiten sich zu Tode
für ein besseres Leben.
Tauchen ab in eine Lagune Nigerias
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Tag ein Tag aus
ein Leben lang
unterbrochen von ein bis zwei Wochen im Jahr
Knochenjob
bis die Luft wegbleibt
arbeiten sich zu Tode
für ein besseres Leben.
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Christiane E.
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Donnerstag, 24. November 2011
Caisa - ein außergewöhnliches Klangerlebnis
Unlängst bei Facebook hab ich den Caisaman (Mike Dürigen) bei Rike der Trommlerin entdeckt, der diesem metallenen Instrument ganz erstaunliche und interessante Klangteppiche entlockt. Er hat mir ausführliche Erklärungen zur Caisa gegeben, die ich hier mal verkürzt wiedergebe:
Die CAISA basiert auf der ursprünglichen Steeldrumform, die konvex war und nicht wie die heutigen Steeldrums konkav. Diese Steel Pan wird mit den Händen gespielt und in Dortmund von Bill Brown produziert.
Der Name Caisa geht zurück auf den Begeisterungsruf „Caiso!“, der zur Karnevalszeit in Trinidad gerufen wird, wenn ein Calypso besonders gut gelungen ist und auch zu einem Synonym für den Calypso geworden ist. "Caiso! Caiso! Caiso! Caisa!"
In das nach oben gewölbte Oberteil der Caisa sind 9 bis 12 Tonfelder von Hand eingehämmert. Caisa Cosma (F-Dur) , D a, bb, c', d', e', f', g', a' (9 Töne). Es besteht aus Stahlblech, hat einen Durchmesser von 58 bis 61 cm, wiegt 4 kg und ist je nach Stimmung zwischen 13 und 20 cm hoch.
Das Unterteil ist eine Metallbodenplatte, die mit dem Oberteil durch Seile elastisch in den neueren Generationen fest verbunden ist. Sie hat einen Durchmesser von 45 cm und wiegt 2 kg. In der Mitte der Bodenplatte befindet sich ein 10-mm-Gewinde, in das ein hölzerner Fuß eingeschraubt werden kann. Drei weitere Löcher in der Bodenplatte dienen dazu, die Caisa auf einem Ständer aufzuststellen. Die Bodenplatte kann auch aus Holz bestehen, was allerdings wohl nur von der ersten-Caisa Generation bekannt ist.
Die Caisa ist ein den Idiophonen zuzuordnendes Musikinstrument, dessen Klang dem von den Steel Pans ähnelt. Das UFO-förmige Instrument besteht aus zwei miteinander verbundenen Schalen aus gehärtetem Stahlblech. Auf der oberen Halbschale sind mehrere Tonfelder eingestimmt
Die Farbe einer Caisa ist natürliches metallblau. Die Caisa wird manchmal mit einem farbigen Streifen um den äußeren Rand dekoriert.
Die Caisa wird ähnlich wie eine Steeldrum gestimmt und mit den Händen gespielt; vorzugsweise mit den Fingerspitzen – in einem ähnlichen Stil wie man eine Tabla spielt. Man kann auch mit speziellen Sticks spielen – ähnlich wie die Sticks einer Steeldrum.
Wie auch bei den Steeldrums kann durch Stürze, zu grobes Spielen oder Spielen mit Schlagzeugstöcken bzw. ungeeigneten Gegenständen die Caisa verstimmt werden, sie muss dann vom Händler nachgestimmt werden.
Dies sind einige der populärsten Standard-Tunings :
C Pentatonic: g Centre; A, C', D', E', G', A', C'', D'', E''.
F Pentatonic: f Centre; A, C', D', F', G', A', C'', D'', F''.
Orient: g Centre; C', Db' (C#'), E', F', G', Ab' (G#'), B' (H'), C", D" ( 10 Töne! )
C-Minor Pentatonic; g Centre; C', D', Eb' (D#'), G', Ab' (G#'), C'', D'', Eb'' (D#''), G''
Balinese: f Centre; A, Bb (A#), C', E', F', A', Bb' (A#'), C", E".
D-Pentatonic d Centre, A, H, d', e', f#', a', h', d". The beautiful deep sound
Das Steeldrumbauen zählt zu den am schwersten zu erlernenden Berufen der Welt. In Deutschland muss man um die 900 EUR für eine Caisa ausgeben.
Die CAISA basiert auf der ursprünglichen Steeldrumform, die konvex war und nicht wie die heutigen Steeldrums konkav. Diese Steel Pan wird mit den Händen gespielt und in Dortmund von Bill Brown produziert.
Der Name Caisa geht zurück auf den Begeisterungsruf „Caiso!“, der zur Karnevalszeit in Trinidad gerufen wird, wenn ein Calypso besonders gut gelungen ist und auch zu einem Synonym für den Calypso geworden ist. "Caiso! Caiso! Caiso! Caisa!"
In das nach oben gewölbte Oberteil der Caisa sind 9 bis 12 Tonfelder von Hand eingehämmert. Caisa Cosma (F-Dur) , D a, bb, c', d', e', f', g', a' (9 Töne). Es besteht aus Stahlblech, hat einen Durchmesser von 58 bis 61 cm, wiegt 4 kg und ist je nach Stimmung zwischen 13 und 20 cm hoch.
Das Unterteil ist eine Metallbodenplatte, die mit dem Oberteil durch Seile elastisch in den neueren Generationen fest verbunden ist. Sie hat einen Durchmesser von 45 cm und wiegt 2 kg. In der Mitte der Bodenplatte befindet sich ein 10-mm-Gewinde, in das ein hölzerner Fuß eingeschraubt werden kann. Drei weitere Löcher in der Bodenplatte dienen dazu, die Caisa auf einem Ständer aufzuststellen. Die Bodenplatte kann auch aus Holz bestehen, was allerdings wohl nur von der ersten-Caisa Generation bekannt ist.
Die Caisa ist ein den Idiophonen zuzuordnendes Musikinstrument, dessen Klang dem von den Steel Pans ähnelt. Das UFO-förmige Instrument besteht aus zwei miteinander verbundenen Schalen aus gehärtetem Stahlblech. Auf der oberen Halbschale sind mehrere Tonfelder eingestimmt
Die Farbe einer Caisa ist natürliches metallblau. Die Caisa wird manchmal mit einem farbigen Streifen um den äußeren Rand dekoriert.
Die Caisa wird ähnlich wie eine Steeldrum gestimmt und mit den Händen gespielt; vorzugsweise mit den Fingerspitzen – in einem ähnlichen Stil wie man eine Tabla spielt. Man kann auch mit speziellen Sticks spielen – ähnlich wie die Sticks einer Steeldrum.
Wie auch bei den Steeldrums kann durch Stürze, zu grobes Spielen oder Spielen mit Schlagzeugstöcken bzw. ungeeigneten Gegenständen die Caisa verstimmt werden, sie muss dann vom Händler nachgestimmt werden.
Dies sind einige der populärsten Standard-Tunings :
C Pentatonic: g Centre; A, C', D', E', G', A', C'', D'', E''.
F Pentatonic: f Centre; A, C', D', F', G', A', C'', D'', F''.
Orient: g Centre; C', Db' (C#'), E', F', G', Ab' (G#'), B' (H'), C", D" ( 10 Töne! )
C-Minor Pentatonic; g Centre; C', D', Eb' (D#'), G', Ab' (G#'), C'', D'', Eb'' (D#''), G''
Balinese: f Centre; A, Bb (A#), C', E', F', A', Bb' (A#'), C", E".
D-Pentatonic d Centre, A, H, d', e', f#', a', h', d". The beautiful deep sound
Das Steeldrumbauen zählt zu den am schwersten zu erlernenden Berufen der Welt. In Deutschland muss man um die 900 EUR für eine Caisa ausgeben.
Mittwoch, 23. November 2011
Matinee am 27.11., um 11 Uhr in Bad Kreuznach: Buch und Illustration
findet in der Stadtbibliothek Bad Kreuznach,
Kreuzstraße 69
Kreuzstraße 69
anderen Künstlern
rund um das Thema Buch und Illustration statt.
Illustration von Lothar Reinhardt zur Geschichte DAS PAZIFIKABENTEUER |
Neben seinen Ausstellungen veranstaltet er regelmäßig Lesungen. Ziel ist, die Atelierhefte nicht selbst zu illustrieren, sondern andere Künstler in Form einer Koproduktion dazu einzuladen.
Die Bad Kreuznacher Ausstellung zeigt erstmals ein paar Beispiele von Illustratoren, die aus
Bad Kreuznach, Trier, Münster (Westfalen), Biebelsheim und aktuell aus Hamburg kommen.
Interview mit Walter Brusius
Labels:
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Bad Kreuznach,
Buch,
Illustration,
Kunst,
Stadtbücherei,
Walter Brusius
Schauspiel/Cabaret: Lustig-Frivoles von Velia Krause, Berlin
Unsere Theater- und Musikgeschichte birgt doch jede Menge Lustiges, Reizvolles und ganz naheliegendes Alltägliches rund um die Schwächen und Stärken der Geschlechter zum Beispiel. Es gibt viel zu zu entdecken. So die frivolen Stücke von Goldoni oder Boccacios "Dekamerone" auf der Bühne, die "Canterbury Tales" von Geoffrey Chaucer und mal ganz aus der Jetztzeit: viel Unartiges aus den letzten 100 Jahren. Die komplette Auflösung der bürgerlichen Schranken, das Kritische, das Bissige und das Ironisch-Süffisante aus dem Musical- und Liederbereich. Kurt Tucholsky, Rudolf Nelson, Mischa Spoliansky, Friedrich Hollaender, Berthold Goldschmidt, Marcellus Schiffer und Erich Kästner sind nur einige Namen. Die Interpretinnen Ursula Herking, Edith Hancke, Helen Vita, Cissy Kraner und ganz berühmt Ute Lemper sorgten und sorgen heute noch für amüsante Erlebnisse.
Velia Krause, Schauspielerin, Sängerin in Berlin hat sich auch dieser Tradition verschrieben. Und das im 30. Jahr! Auf www.veliakrause.de gibt es Videoausschnitte (z.B. "My Way" oder "Die Wirtin" und z.B. "Linie 1"), weitere Daten, Fakten und Co.
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125 Jahre Hugo Ball in Pirmasens
+ Mi., 23. November 2011, 20 Uhr, Walhalla-Kinocenter, PATRICK ROTH, »IN MY LIFE - 12 PLACES I REMEMBER«, Film und Lesung mit dem Hugo-Ball-Preisträger 2002, Moderation: Michaela Kopp-Marx, Eintritt: 7/5 Euro, Karten: kartenvorverkauf@pirmasens.de, Tel. 06331 842352
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Dienstag, 22. November 2011
Dichterhain: Die Kokosnuss von Alois Hatter
Der Tag ging, der Abend kam.
Die Auster,
die eigentlich eine Miesmuschel war,
spielte Trompete.
Daraufhin wurde sie gezangst.
Und das mit Recht,
sagte der Katzenaugenmund.
Und das mit Recht,
sagte der Kammerjäger.
Und das undank mir brecht,
sagte der Hutmacher.
Keiner verstand ihn.
Und das mit Recht,
flüsterte die Kokosnuss.
Die Auster,
die eigentlich eine Miesmuschel war,
spielte Trompete.
Daraufhin wurde sie gezangst.
Und das mit Recht,
sagte der Katzenaugenmund.
Und das mit Recht,
sagte der Kammerjäger.
Und das undank mir brecht,
sagte der Hutmacher.
Keiner verstand ihn.
Und das mit Recht,
flüsterte die Kokosnuss.
Alois Hatter
Montag, 21. November 2011
Regionales Kalenderblatt: Todestag von Schinderhannes
Der Schinderhannes war eine der bekanntesten Räuberfiguren im Hunsrücker, Mainzer und Frankfurter Raum. Er trieb sein Unwesen wohl bevorzugt zwischen Lahn, Main und Neckar im Rechtsrheinischen, Mosel und Pfalz links des Rheins. Im historischen Herrstein bei Idar-Oberstein finden alljährlich Schinderhannes-Tage statt.
Am heutigen Tag im Jahr 1803 vollstreckte die Guilloutine vor den Toren von Mainz unter den Augen von 40 000 Zuschauern die Todesurteile am Schinderhannes und seinen Kumpanen. Man sagt Johannes Bückler, gefürchtet als "Schinderhannes", nach, dass er nicht nur sehr brutal gewesen sei, sondern auch unbewegt dem Tod ins Auge sah. Mit seinen gerade 25 Jahren hatte er eine außergewöhnliche Bekanntheit erlangt. Bemerkenswert ist, dass seine Brutalität selbst seine Richter schockierte. Er war wohl sehr sadistisch veranlagt.
Die Spezialgerichte im linksrheinischen Raum wurden in dieser Zeit durch die Franzosen gegründet. Sie zogen die Strafprozesse an sich, sodass die Geschworenengerichte durch sie faktisch bedeutungs- und arbeitslos wurden. Das Mainzer Spezialgericht war ausschließlich für den Schinderhannesprozess zuständig. Richter und Anwälte verfügten über erstaunliches Vermögen (guter Verdienst, Bestechungsgelder, Schmuggelei, Kontakte zur "Unterwelt"), das sie mal mehr und mal weniger glücklich in Immobilien (versteigerte Nationalgüter) investierten. Oft war nicht klar, wer eigentlich der größere Lump gewesen sei ...
Am 24. Oktober 1803 eröffnete ein Spezialgericht im damals französischen Mainz die Hauptverhandlung gegen 68 Angeklagte. 173 Zeugen lud die Staatsanwaltschaft, 260 Zeugen die neun Verteidiger. 53 Verbrechen wurden Schinderhannes persönlich zur Last gelegt. Gäste aus ganz Europa sollen in Mainz geweilt haben und sich täglich um die 500 Eintrittskarten gestritten, deren Preise ständig stiegen und deren Erlös der Armenkasse zufloss. Ganze zwei Tage dauerte allein die Verlesung der Anklageschrift.
Am Nachmittag des 19. November zog das Gericht seine Mitglieder zur Beratung zurück, am 20. November verkündete das Tribunal das Urteil gegen 42 Angeklagte, überwies einen zuständigkeitshalber den Gerichten zu Saarbrücken und sprach 20 Personen frei. Schinderhannes und 19 Komplizen wurden mit der Todesstrafe bedacht. Kerkerketten und Zuchthaus erwarteten die anderen, Schinderhannes' Vater erhielt eine 22-jährige Kettenstrafe. Seine Frau Julchen Bläsius (die später einen Gendarmen heiratete und als Bürgersfrau starb) musste nur für zwei Jahre ins Zuchthaus.
Johannes Bückler alias Schinderhannes wurde 1778 als Sohn eines "Schinders", d. h. Abdeckers in Miehlen im Taunus geboren.Er begann seine Karriere als Hammeldieb, raubte des öfteren Lager aus und verkaufte die Beute dann an den Eigentümer zurück. Er konnte immer fliehen und suchte die Gebiete um Rhein, Main, Neckar, Lahn heim. Dennoch wurde er auch mal in Simmern (Hunsrück) 1799 eingebuchtet, entkam wieder, heiratete Julia Bläsius, lebte mit ihr ohne kirchlichen Segen zusammen. Er sammelte Kumpanen um sich, errichtete in Kellenfels, Hahnenbach und Birkenfels bewachte Lager zum Leben und Verarbeiten der gestohlenen Waren. Auf Anzeige von Dorfbewohnern überfiel die Bande angebliche (zumeist jüdische) Wucherer, Geldverleiher und Händler und konnte sich so wohl auch teilweise die Beliebtheit der Bevölkerung sichern. Einbruch, Raub, Diebstahl und Erpressung war das Tagesgeschäft, angeblich schonte er Verarmte. Heimgesucht von Schinderhannes gaben hier viele Menschen (meist jüdischen Glaubens) ihre Heimat auf und zogen in die Neue Welt. Er übte eine beachtliche Macht auf die Bevölkerung aus. Julchen, seine Frau, begleitete ihn in Männertracht, wenn sie nicht gerade woanders Kurzwaren oder Beute verkaufte.
Einer der berühmtesten Genossen des Schinderhannes war Johann Leiendecker, Schuhmacher, der viele der Raubüberfälle mitplante.Er konnte jedoch nicht verhaftet werden, weil er geflohen war.
Ab 1801 fing die Bevölkerung an, Widerstand zu leisten. Wüste Schießereien und nächtliche Straßenkämpfe sind überliefert. Im Frühling 1802 gab Schinderhannes auf. In Frankfurt wurde er 9 Monate vor seinem Tod verhaftet und an die französischen Behörden in Mainz ausgeliefert. Schinderhannes wollte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und sagte gegen eine große Zahl von Helfern aus. Allein es half nichts...
Heute wird gerne verkannt, dass er keinesfalls ein Robin Hood war, für den viele Menschen ihn halten. So kann man Schinderhannes keine "guten" Taten zuzuschreiben, die einen Vergleich rechtfertigen. Er war nur einer von vielen Verbrechern dieser Zeit, allerdings mit großem "Wirkungsraum" bzw. Tatgebiet. Ebensowenig war er ein Freiheitskämpfer, der sich für die Befreiung der linksrheinischen Gebiete von den Franzosen einsetzte.
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Sonntag, 20. November 2011
125 Jahre Hugo Ball in Pirmasens - Patrick Roth: »In my life - 12 places I remember«
Pirmasens, Walhalla-Kinocenter, Landauer Str. 19b Film, Gespräch und Lesung mit dem Hugo-Ball-Preisträger 2002 Moderation: PD Dr. Michaela Kopp-Marx Eintritt: 7 / ermäßigt 5 Euro Karten: kartenvorverkauf@pirmasens.de, Tel. 06331-842352 oder im Walhalla-KinocenterUnter dem Titel »In My Life - 12 Places I Remember« führt Patrick Roth, 1953 in Freiburg i. Br. geboren und in Karlsruhe aufgewachsen, an Orte in Los Angeles, wo er in den letzten dreißig Jahren wohnte und schrieb. Es sind Kristallisationspunkte der Erinnerung an das frühere Leben und Arbeiten, die den Prozess der persönlichen und künstlerischen Entwicklung rückblickend sichtbar werden lassen. Abschließend liest Patrick Roth aus »Real Time an den Feuern«, einer unveröffentlichten Erzählung aus acht Tableaus, acht Tagebucheinträgen aus dem Juli 2002. Jedes Bild steht für sich und ist doch mit allen anderen verbunden im durchgängigen Motiv der »Real Time«: des Dauerns von Zeit, der intensiven Teilhabe am Erzählten. Eine Veranstaltung im Rahmen des Hugo-Ball-Jahres der Stadt Pirmasens aus Anlass des 125. Geburtstages von Hugo Ball (1886-1927) unter der Schirmherrschaft des rheinland-pfälzischen Kulturstaatssekretärs Walter Schumacher, gefördert von der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und dem Bezirksverband Pfalz.
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Heimwärts
von Tomas Tranströmer (Literaturnobelpreisträger 2011)
Ein Telephongespräch lief in die Nacht aus
Ein Telephongespräch lief in die Nacht aus
und glitzerte im Land und in den Vorstädten.
Danach schlief ich unruhig im Hotelbett.
Ich ähnelte der Nadel eines Kompasses,
Ich ähnelte der Nadel eines Kompasses,
den der Orientierungsläufer mit pochendem Herzen
durch den Wald trägt.
(Wer hat noch ein weiteres Gedicht zur Verfügung?
Bitte zitieren und in die Kommentare setzen.)
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Samstag, 19. November 2011
Für Sie besucht: Jahresausstellung Homburger Künstlerinnen und Künstler 2011
Gerade noch am letzten Tag hatte ich es geschafft, die Ausstellung zum Thema "Fremdkörper" im Homburger Saalbau zu sehen. Zum Glück ...
Etliche der 37 ausgestellten Arbeiten waren sehr interessant und zeigten sehr viel Ideenreichtum in der Interpretation des Themas. Einige Künstler drücken für mich einen auffallenden Reifegrad und eine besondere Fertigkeit aus. Diese subjektive Auswahl möchte ich hier exemplarisch vorstellen.
Birgit Oberlingers rostiger Meteorit in einer geschmackvoll tristen Umgebung und Birgitta Hüttermanns faszinierende Collage aus Kozoröllchen (die hinterste Faserschicht der Maulbeerbaumrinde, hauchdünn, getrocknet und gerollt), die sie selbst abgelöst und vearbeitet hat. Die Künstlerin betrachtet sie als Kokons der Seidenraupen. Die Kozoröllchen sind in Reih und Glied mit jeweils gleicher Größe auf einem schwarzen Hintergrund geometrisch exakt angeordnet. Beide Werke sind zwei sehr schöne Beispiele für die Fremdkörperfunktion von natürlichen Materialien. Hinweisen möchte ich hier auch auf Monika Schrickels konnotationsfreie Sprache auf etwa 50 cm breite und 2 cm hohe Transparentpapierbahnen aufgemalt und dicht übereinander zu einem Lamellenrechteck angeordnet. Wie ein Relikt aus der ägyptischen Zeit fordert der Papyrusklon uns zum Forschen auf.
Norbert Webers verfremdete Platzwunden-Fotografie in Augenform lockt mit malerischem Fotorealismus in die Mitte eines schwarzbraunen Nichts. Die Farbe spielt auch eine große Rolle bei Pia Welsch, allerdings in einem kräftigen Ensemble von bunten Neon- und beruhigenden Blautönen. Wie das Auge des Universums, das Auge Gottes oder ein UFO schwebt eine beobachtende Instanz inmitten oder über einer Landschaft, mit einer energetischen Verbindung zum Boden - festgehalten in einem kunstvollen, formen- und ornamentreichen Quilt mit natürlich-textiler Ausstrahlung. Oder ist es ein großes Gesicht?
Die Kalligrafin Katharina Pieper holt eine Schaufensterpuppe als Fremdkörper in die Ausstellung und "brandmarkt" sie mit einem Text aus der "Günderode" von Bettina von Arnim. Als Ware empfunden, erlebt sich Frau als fremd in ihrer aufgezwungenen Nacktheit. Einzig die Literatur, das Künstlerische scheint sie als Körperschmuck oder Schrifttattoo zu schützen oder zu kleiden.
Die Karikaturistin Silvia Konzmann lässt uns ebenfalls ein Frauenbild als fremd empfinden bzw. sie bringt zwei Dinge zusammen, Fußball als Männerdomäne erobert von der Frau und die orientalische verschleierte Frau, beraubt ihrer Freiheit und Selbstbestimmung, die hier als exotische Attraktion wirkt.
Norbert Huwer stellt einen kräftig orangerotfarbenen, mit optischen Raffinessen ausgestatteten "Störenfried" in den Raum, der je nach Perspektive mal nur orangerot, mal mit blauen Linien, mal mit gelben wirkt. Er erzeugt ein plastisches und dynamisches Objektgefühl und trotz seiner technischen Sterilität ein Gefühl von Lebendigkeit. Max G. Grand-Montagnes gekrümmte schwarze Vertikale im Raum angelehnt und seine Körper-Raumstudie mit schwarzem, an einem Ende sich spaltenden Quadrat auf rotem Grund korrespondierte damit sehr schön. Fremd im Raum steht auch Madeleine Mangolds "Schlüssel" aus Keramik. Wie ein kleines Denkmal oder ein Leuchtturm suggeriert er erschließende Qualitäten.
Etliche der 37 ausgestellten Arbeiten waren sehr interessant und zeigten sehr viel Ideenreichtum in der Interpretation des Themas. Einige Künstler drücken für mich einen auffallenden Reifegrad und eine besondere Fertigkeit aus. Diese subjektive Auswahl möchte ich hier exemplarisch vorstellen.
Birgit Oberlingers rostiger Meteorit in einer geschmackvoll tristen Umgebung und Birgitta Hüttermanns faszinierende Collage aus Kozoröllchen (die hinterste Faserschicht der Maulbeerbaumrinde, hauchdünn, getrocknet und gerollt), die sie selbst abgelöst und vearbeitet hat. Die Künstlerin betrachtet sie als Kokons der Seidenraupen. Die Kozoröllchen sind in Reih und Glied mit jeweils gleicher Größe auf einem schwarzen Hintergrund geometrisch exakt angeordnet. Beide Werke sind zwei sehr schöne Beispiele für die Fremdkörperfunktion von natürlichen Materialien. Hinweisen möchte ich hier auch auf Monika Schrickels konnotationsfreie Sprache auf etwa 50 cm breite und 2 cm hohe Transparentpapierbahnen aufgemalt und dicht übereinander zu einem Lamellenrechteck angeordnet. Wie ein Relikt aus der ägyptischen Zeit fordert der Papyrusklon uns zum Forschen auf.
Norbert Webers verfremdete Platzwunden-Fotografie in Augenform lockt mit malerischem Fotorealismus in die Mitte eines schwarzbraunen Nichts. Die Farbe spielt auch eine große Rolle bei Pia Welsch, allerdings in einem kräftigen Ensemble von bunten Neon- und beruhigenden Blautönen. Wie das Auge des Universums, das Auge Gottes oder ein UFO schwebt eine beobachtende Instanz inmitten oder über einer Landschaft, mit einer energetischen Verbindung zum Boden - festgehalten in einem kunstvollen, formen- und ornamentreichen Quilt mit natürlich-textiler Ausstrahlung. Oder ist es ein großes Gesicht?
Die Kalligrafin Katharina Pieper holt eine Schaufensterpuppe als Fremdkörper in die Ausstellung und "brandmarkt" sie mit einem Text aus der "Günderode" von Bettina von Arnim. Als Ware empfunden, erlebt sich Frau als fremd in ihrer aufgezwungenen Nacktheit. Einzig die Literatur, das Künstlerische scheint sie als Körperschmuck oder Schrifttattoo zu schützen oder zu kleiden.
Die Karikaturistin Silvia Konzmann lässt uns ebenfalls ein Frauenbild als fremd empfinden bzw. sie bringt zwei Dinge zusammen, Fußball als Männerdomäne erobert von der Frau und die orientalische verschleierte Frau, beraubt ihrer Freiheit und Selbstbestimmung, die hier als exotische Attraktion wirkt.
Norbert Huwer stellt einen kräftig orangerotfarbenen, mit optischen Raffinessen ausgestatteten "Störenfried" in den Raum, der je nach Perspektive mal nur orangerot, mal mit blauen Linien, mal mit gelben wirkt. Er erzeugt ein plastisches und dynamisches Objektgefühl und trotz seiner technischen Sterilität ein Gefühl von Lebendigkeit. Max G. Grand-Montagnes gekrümmte schwarze Vertikale im Raum angelehnt und seine Körper-Raumstudie mit schwarzem, an einem Ende sich spaltenden Quadrat auf rotem Grund korrespondierte damit sehr schön. Fremd im Raum steht auch Madeleine Mangolds "Schlüssel" aus Keramik. Wie ein kleines Denkmal oder ein Leuchtturm suggeriert er erschließende Qualitäten.
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Freitag, 18. November 2011
Ausstellung: Christine Hahn im Klinikum Idar-Oberstein
Seit 24. Oktober 2011 stellt die Künstlerin Christine Hahn ihre jüngsten Werke im ersten Untergeschoß (in der Nähe der Kantine) des Städtischen Klinikums in Idar-Oberstein aus.
Bei der Dauerausstellung handelt es sich hauptsächlich um Werke des abstrakten Expressionismus, bei denen die Künstlerin reine, kräftige Farben bevorzugt, die für sie viel Kraft und Energie beinhalten.
Christine Hahn, Ergo- und Kunsttherapeutin am Klinikum Idar-Oberstein, ist seit 25 Jahren in der Kunst tätig. Sie hat sich im Laufe der Jahre mit vielen Arten der Kunst auseinandergesetzt. Ihre Malerei war anfangs gegenständlich und entwickelte sich weiter zum experimentellen und freien Malen. Ihre abstrakte heutige Malerei ist in dieser Form ausgereift, wird dennoch noch verfeinert. Ihre Inspirationen basieren auf Natur- und persönlichen Erfahrungen. Mit ihrem Gesamtwerk ist sie jetzt im abstrakten Expressionismus angekommen.
Die Werke sind nach der X-Faktor Ausstellung in Weierbach (April bis Mai 2011) entstanden.
Mittwoch, 16. November 2011
Für Sie besucht: Faltsch Wagoni (Kabarett) in Pirmasens
Deutsch ist dada hoch 3 lautete der Titel dieses wirklich entspannend dadaistisch-umstürzlerischen und satirisch-ironischen Programms und Erlebnisabends am 15.11. im Rahmen des Hugo-Ball-Jahres 2011. Location: Festhalle Pirmasens. Die Künstler: Faltsch Wagoni.
Wir haben es dabei mit einem sehr unterhaltsamen, gelungenen und anregenden "wortbeat-sprach-humor-musik-poesie-kabarett" zu tun. Die nächste Darbietung wird am 22.11. auf dem Theaterschiff in Hamburg sein.
Die und Der Prosperi sind ein sprachambitioniertes Paar mit bizarren Entertainerqualitäten. D e r Prosperi überzeugt nicht nur durch seinen kühnen Ausfallschritt und tänzerische Bühnenbeherrschung entlang des Nonsens oder Tiefsinns, seine Dialoge und sein Spiel mit der Säge faszinieren die Zuschauer! Ein Kandidat, der über Goethe erhaben, nicht "mehr Licht" (andere hatten das schon mit "mer lischt hier so schlecht" interpretiert) kurz vor dem letzten Atemzug sagen würde, sondern "Mehr Dunkles in der höllischen Spelunke" sich wünscht. Seine Dates mit der Prosperi werden leider immer falsch verstanden, was nur zu einer Fortsetzung des immerwährenden Missverständnisses führt. So wie aus einem Radebrech-Streit zwischen Thomas und der Italienerin Sylvana auf dem Bahnsteig eine Doppelbelegung des Schlafabteils in einem falschen Waggon auf der Reise nach Nirgendwo und eine dauerhafte Beziehung wurde ...
Auch D i e Prosperi lässt sich die Wörter auf der Zunge zergehen und genießt sie wie erlesene Küche. Die beiden lassen keinen Buchstaben über dem anderen, sie demontieren, mischen und gestalten fortwährend neu. So reich kann Sprache sein. Allein der Ausflug in den Konjunktiv ist ein Abenteuer, das am Ende immer schrägere Formen des Konjunktivs generiert, bis der letzte die Absurdität dieser grammatikalischen Form erkennt. Ein echter Handlungs-, Beziehungs- und Ichverhinderer! Sylvana Prosperi hat den Rhythmus gepachtet und gibt uns davon ebenso viel wie stimmliche Vielfalt im Gesang und in der Geräuschproduktion. Sie spannt auch mal ihre Stimme durch den Urwald und versetzt uns für einige Momente nach Amazonien. Sie wäre glatt in der Lage, zwischen Asisis gedruckten Amazonienbahnen im Gasometer von Leipzig ihren Kopf herauszustrecken und den Zuschauern eine erstaunte Habachthaltug abzugewinnen.
Thomas und Sylvana Prosperi erscheinen uns wie zwei Gestalten aus Samuel Becketts grandiosen Endzeitdramen mit Hugo Balls Sprachexperimentierlust gepaart. Sie stehen auf der Bühne, trotzen der Sinnlosigkeit und dem Sprachzerfall. Sie wollen keine Worthülsen und Klischees, sie suchen auf dem Meeresgrund des Unbewussten nach der wahren Sprache. Die Prosperis frozzeln und foppen sich, formen, verbiegen, suchen die richtige sprachliche Form, den passenden Artikel, zerstückeln Informationen und bieten sie in völlig neuer Anordnung wieder an. Ganz gelungen reihen sie Wörter in Stakkato-Geschwindigkeit zu spontanen Raps und Sprechgesängen zusammen. Und tanzen ein bisschen dazu. Hinterfragen das Y wie das Ü, plädieren für eine neue Rechtschreibung, die ihnen seit Jahren frisch präsentiert ebenso absurd erscheint wie uns die real existierende Verunsicherung auch der guten Gymnasiasten. Und legen sich als Bauchredner gegenseitig minutenlang Beleidigungen und Fremdes in den Mund.
Wer sich mit in das falsche Waggon setzen möchte, erlebt eine abenteuerliche und sehr kurzweilige Fahrt.
Zwei Texte aus der neuen CD "wort & wild. Artgerechte Unterhaltung", die nur spärlich an diesem Abend zitiert wurde, da das gesamte Oeuvre zur Disposition stand. Eine Besprechung der "wort & wild" (Antje Kunstmann Verlag) folgt.
Wir sind Primaten
wir sind Primaten
der Gattung Trockennasenaffen
wir sind missraten
und lassen uns die Fresse straffen
wir bilden Paare
egal ob Männchen oder Frauchen
wir haben Haare
an Stellen, wo wir sie nicht brauchen
wir halten Tiere
und uns für etwas Bessres meist
doch jede Vire
besitzt mehr Überlebensgeist
wir sind Primaten
wir gehn auf Jagd mit Einkaufstüten
wir bilden Staaten
das machen aber auch Termiten
wir haben Ahnen
die ahnten nichts von Haushaltsplanung
doch von Bananen
da hatten sie verdammt viel Ahnung
wisst ihr noch, wie wir auf Bäumen
wie Gott in Wolkenkuckucksheimen
in Früchten schwelgten wie Schlaraffen?
Heute müssen wir, die halb so Wilden
toughen Affen dafür schaffen
in reichlich überheizten Räumen
wir sind Primaten
wir machen uns die Beute streitig
wir sind Soldaten
und massakriern uns gegenseitig
wir sind Piraten
im World Wide Web mit Mann und Maus
wir kapern Daten
und schlachten sie barbarisch aus
wir sind die Letzten Primaten zwar
doch generell die überschätzten Ganzaffen -
die mit ohne Fell
Wir haben es dabei mit einem sehr unterhaltsamen, gelungenen und anregenden "wortbeat-sprach-humor-musik-poesie-kabarett" zu tun. Die nächste Darbietung wird am 22.11. auf dem Theaterschiff in Hamburg sein.
Die und Der Prosperi sind ein sprachambitioniertes Paar mit bizarren Entertainerqualitäten. D e r Prosperi überzeugt nicht nur durch seinen kühnen Ausfallschritt und tänzerische Bühnenbeherrschung entlang des Nonsens oder Tiefsinns, seine Dialoge und sein Spiel mit der Säge faszinieren die Zuschauer! Ein Kandidat, der über Goethe erhaben, nicht "mehr Licht" (andere hatten das schon mit "mer lischt hier so schlecht" interpretiert) kurz vor dem letzten Atemzug sagen würde, sondern "Mehr Dunkles in der höllischen Spelunke" sich wünscht. Seine Dates mit der Prosperi werden leider immer falsch verstanden, was nur zu einer Fortsetzung des immerwährenden Missverständnisses führt. So wie aus einem Radebrech-Streit zwischen Thomas und der Italienerin Sylvana auf dem Bahnsteig eine Doppelbelegung des Schlafabteils in einem falschen Waggon auf der Reise nach Nirgendwo und eine dauerhafte Beziehung wurde ...
Auch D i e Prosperi lässt sich die Wörter auf der Zunge zergehen und genießt sie wie erlesene Küche. Die beiden lassen keinen Buchstaben über dem anderen, sie demontieren, mischen und gestalten fortwährend neu. So reich kann Sprache sein. Allein der Ausflug in den Konjunktiv ist ein Abenteuer, das am Ende immer schrägere Formen des Konjunktivs generiert, bis der letzte die Absurdität dieser grammatikalischen Form erkennt. Ein echter Handlungs-, Beziehungs- und Ichverhinderer! Sylvana Prosperi hat den Rhythmus gepachtet und gibt uns davon ebenso viel wie stimmliche Vielfalt im Gesang und in der Geräuschproduktion. Sie spannt auch mal ihre Stimme durch den Urwald und versetzt uns für einige Momente nach Amazonien. Sie wäre glatt in der Lage, zwischen Asisis gedruckten Amazonienbahnen im Gasometer von Leipzig ihren Kopf herauszustrecken und den Zuschauern eine erstaunte Habachthaltug abzugewinnen.
Thomas und Sylvana Prosperi erscheinen uns wie zwei Gestalten aus Samuel Becketts grandiosen Endzeitdramen mit Hugo Balls Sprachexperimentierlust gepaart. Sie stehen auf der Bühne, trotzen der Sinnlosigkeit und dem Sprachzerfall. Sie wollen keine Worthülsen und Klischees, sie suchen auf dem Meeresgrund des Unbewussten nach der wahren Sprache. Die Prosperis frozzeln und foppen sich, formen, verbiegen, suchen die richtige sprachliche Form, den passenden Artikel, zerstückeln Informationen und bieten sie in völlig neuer Anordnung wieder an. Ganz gelungen reihen sie Wörter in Stakkato-Geschwindigkeit zu spontanen Raps und Sprechgesängen zusammen. Und tanzen ein bisschen dazu. Hinterfragen das Y wie das Ü, plädieren für eine neue Rechtschreibung, die ihnen seit Jahren frisch präsentiert ebenso absurd erscheint wie uns die real existierende Verunsicherung auch der guten Gymnasiasten. Und legen sich als Bauchredner gegenseitig minutenlang Beleidigungen und Fremdes in den Mund.
Wer sich mit in das falsche Waggon setzen möchte, erlebt eine abenteuerliche und sehr kurzweilige Fahrt.
Zwei Texte aus der neuen CD "wort & wild. Artgerechte Unterhaltung", die nur spärlich an diesem Abend zitiert wurde, da das gesamte Oeuvre zur Disposition stand. Eine Besprechung der "wort & wild" (Antje Kunstmann Verlag) folgt.
Crème de la Crème
der Mensch ist doch die Crème de la Crème
Moment, ich muss drauf pochen
mein Vorfahr war ein Knochen
von einem Mann, ich tippe:
es war des Mannes Rippe
genauso wars: am Anfang war nichts als ein Ursüppchen
darinnen schwamm - wie sich's gehört ein Mann mit einem Rüppchen
das nahm er sich zur Frau geschwind
so war's und wer's nicht glaubt ist blind
Wir sind Primaten
wir sind Primaten
der Gattung Trockennasenaffen
wir sind missraten
und lassen uns die Fresse straffen
wir bilden Paare
egal ob Männchen oder Frauchen
wir haben Haare
an Stellen, wo wir sie nicht brauchen
wir halten Tiere
und uns für etwas Bessres meist
doch jede Vire
besitzt mehr Überlebensgeist
wir sind Primaten
wir gehn auf Jagd mit Einkaufstüten
wir bilden Staaten
das machen aber auch Termiten
wir haben Ahnen
die ahnten nichts von Haushaltsplanung
doch von Bananen
da hatten sie verdammt viel Ahnung
wisst ihr noch, wie wir auf Bäumen
wie Gott in Wolkenkuckucksheimen
in Früchten schwelgten wie Schlaraffen?
Heute müssen wir, die halb so Wilden
toughen Affen dafür schaffen
in reichlich überheizten Räumen
wir sind Primaten
wir machen uns die Beute streitig
wir sind Soldaten
und massakriern uns gegenseitig
wir sind Piraten
im World Wide Web mit Mann und Maus
wir kapern Daten
und schlachten sie barbarisch aus
wir sind die Letzten Primaten zwar
doch generell die überschätzten Ganzaffen -
die mit ohne Fell
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Ankes Fundstücke: Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren
Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren
Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt,
sie ist ein Geisteszustand.
Sie ist Schwung des Willens,
Regsamkeit der Fantasie, Stärke der Gefühle,
Sieg des Mutes über die Feigheit,
Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit.
Niemand wird alt,
weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat.
Man wird nur alt,
wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.
Mit den Jahren runzelt die Haut,
mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele.
Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen,
Angst und Hoffnungslosigkeit,
das sind die langen, langen Jahre,
die das Haupt zur Erde ziehen
und den aufrechten Gang in den Staub beugen.
Ob siebzig oder siebzehn,
im Herzen eines jeden Menschen
wohnt die Sehbsucht nach dem Wunderbaren.
Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel.
So jung wie deine Hoffnung, so alt wie deine Verzagtheit.
Solange die Botschaften der Schönheit,
Freude, Kühnheit, Größe, Macht von der Erde,
den Menschen und dem Unendlichen
dein Herz erreichen, solange bist du jung.
Erst wenn die Flügel nach unten hängen
und das Innere deines Herzens
vom Schnee des Pessimismus
und vom Eis des Zynismus bedeckt ist,
dann erst bist du wahrhaft alt geworden.
Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt,
sie ist ein Geisteszustand.
Sie ist Schwung des Willens,
Regsamkeit der Fantasie, Stärke der Gefühle,
Sieg des Mutes über die Feigheit,
Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit.
Niemand wird alt,
weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat.
Man wird nur alt,
wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.
Mit den Jahren runzelt die Haut,
mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele.
Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen,
Angst und Hoffnungslosigkeit,
das sind die langen, langen Jahre,
die das Haupt zur Erde ziehen
und den aufrechten Gang in den Staub beugen.
Ob siebzig oder siebzehn,
im Herzen eines jeden Menschen
wohnt die Sehbsucht nach dem Wunderbaren.
Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel.
So jung wie deine Hoffnung, so alt wie deine Verzagtheit.
Solange die Botschaften der Schönheit,
Freude, Kühnheit, Größe, Macht von der Erde,
den Menschen und dem Unendlichen
dein Herz erreichen, solange bist du jung.
Erst wenn die Flügel nach unten hängen
und das Innere deines Herzens
vom Schnee des Pessimismus
und vom Eis des Zynismus bedeckt ist,
dann erst bist du wahrhaft alt geworden.
Albert Schweitzer*
[(* 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar; † 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun) war ein evangelischer Theologe, Organist, Philosoph und Arzt. Albert Schweitzer war ein sehr berühmter Arzt, der in Afrika einen sehr erfolgreichen Kampf gegen die schreckliche Lepra- Krankheit geführt hat. Er gründete ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun, veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften in zahlreichen und vielbeachteten Werken. 1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 zuerkannt, den er dann 1954 entgegennahm. Bis zu seinem Tod im Jahr 1965 konnte Albert Schweitzer sich seinen größten Wunsch erfüllen: Den Menschen zu helfen und ihre Krankheiten zu lindern.]
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