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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 25. Juli 2015

Wie war's bei LARS REICHOW im Rahmen der Edesheimer Schlossfestspiele?

(c) Werner Feldmann
Lars Reichow ist vielen ein Begriff aus dem Radio oder von der Bühne. Der sehens- und hörenswerte Musikkabarettist, der das Entertaining mit Piano so beherrscht wie z.B. Udo Jürgens, aber völlig andere Inhalte vermittelt, hat eine geniale Art witzige Fantasiegeschichten zu erzählen, die völlig übertrieben Einblick ins Eheleben, in die Politik, Erziehung, gesellschaftliche Situation usw. geben, ohne dass man ihm am Wahrheitsgehalt fassen könnte. Es ist eben alles nur ähnlich und waaahnsinnig übertrieben, aber trifft doch auf den Punkt.

In seiner Show "Das Beste" auf der Wassergrabenbühne Edesheim am gleichnamigen Schlosshotel unterhielt er am 24.07.2015 das Publikum mit Pause bis nach 22:30 Uhr. Schon einmal erlebte ich, wie er durch Erklärungen über Zugaben, bei der er Varianten der Verabschiedung durchspielt, vor allem dann am Ende dort landet, dass alle gehen wollen, weil sie genug haben, er aber der Insistierende ist und alle am Kleiderzipfel festhält, damit sie noch länger bleiben. ;-) Solchermaßen entwöhnt entlässt ihn das Publikum zufrieden, und ein anderes Ende als üblich wurde gefunden.

Seine Hits des Abends waren "Frauen", wie kann es auch anders sein, die ihn fesseln in ihrer Vielfalt, von der Frau, die morgens früh aufsteht, um nach Hause zu gehen, über die, die Konstantin Wecker liebt, hin zum Optimum, der südpfälzischen Frau, wie er kräftig bauchpinselt.

Ein großes Thema war der Urlaub, der in seiner Absurdität der germanischen Völkerwanderungen und Eroberungen der Urlaubsgebiete extreme Formen angenommen hat. Vor allem eines steht weit im Vordergrund: "Dicke Deutsche" und ganz rar gewordene Einheimische, so in Spanien, wo bei zaghaften Beschwerden alles nach Mallorca flieht. Oder in Italien, das ja ganz ruhig sein soll, weil es ja ein Land ist, in dem mehr gewählt als Müll geleert wird. Ja, und ein Prachtexemplar der fetten germanischen Mimosen wohnt in Wiesbaden, Helmut, der in seinem bezwingenden Hessisch so primitiv ist, dass mit seinen Fü.... die Luftmatratze aufblasen kann.

Ein Hammer sind Schiffsreisen bei Lars Reichow, der, das Thema "verfressen" beibehaltend, darauf aufmerksam macht, dass die modernen Mittelmeerschiffe und andere natürlich im Rumpf mit Lebensmittel gefüllt sind und oben drauf in den wenigen Aufbauten die Esser dazu hausen. Bei allen Touristenattraktionen wie Plastikdelfinen besteht die Gefahr, dass die ganze Menge auf eine Seite rennt und der Kahn umkippt. Hier Costa Concordiat es ganz ordentlich, denn dieses größte italienische Kreuzfahrtschiff havarierte ja im Januar 2012 und hatte ein Riesenglück, nicht ins tiefere Meer abgetrieben zu werden, was mehr als die 32 Todesopfer gekostet hätte. Sie wurde erst 18 Monate nach dem Unglück aufgerichtet, weil die Polizei- und Versicherungsermittlungen liefen und vieles mehr.

Auch der Wohnmobilurlaub in Norwegen extra für die Frau, die sich das schon immer wünschte, nach Hunderten Stunden Fahrzeit an einer Felswand anzuhalten, ein echtes Erlebnis: Mit den herrlich kurzen Wegen zwischen Fahrerkabine, Wohnecke und Küche, wo beides auf einmal möglich ist, Kochen beim Fahren, Wohnen beim Kochen, schmeckt der Fisch aus dem Fjord am besten. Die aufdringlichen Gerüche und Fasterstickungszustände kann man nur durch Flucht aus (!) dem Gefährt ertragen. Die spätere Nacht im Alkoven, ein Alptraum wie die Füße des zu großen Sohnes, der sie zum Fenster rausstreckt. Am schlimmsten der Überfall der Elche beim Pinkeln im Freien, weil die Toilette natürlich von den Kindern voll war, der in einer Albtraumflucht vor Elchen, Trollen und Fischen mit Sprung auf die Fähre endete.

Beim Thema Rentner wird uns wieder klar, was auf uns zukommt, eine Überalterung mit Senioren, die noch gut verdient haben und eine gefüllte Rentenkasse nutzen können, sich oft ein gutes Leben gönnen dürfen, bei dem sie zeigen, wie zäh sie sind und wie wenig sie sich abschütteln lassen. Sie genießen "das ewige Leben, denn die Rente wird nie vergehen", morgens den Schwips, später Botox fürs Gesäß, so kommt man durch :-)

Und die Jugend? Tja, der Sohn unbeweglich im Keller in seinem Sitzsack, Handy- und PC-Profi, Zeugnisversager. Die Eltern mit ihren Erziehungsfehlern können ihn partout nicht motivieren, denn will er sich verändern, bekommt er Stubenarrest ...

Was bringt uns Europa noch? Beim Ausblick auf die Sprachen bekommen wir einen Schreck, denn die Grönländer fiepsen nur noch, die Finnen lallen, ewig umnachtet. In Russland dominieren die Moskowiter Suizidchansons und in Frankreich klingt alles gleich: "Cheewessechee...viens ... je t'aime".

Im zweiten Teil absolut trollig die Queen, über 100, aber eine systematische Winkerin wie der Wackeldackel auf der Hutablage. Wer als Frau einen Liebhaber mit typischen Posaunistenlippen bekommt, wird über viele Jahre zufrieden sein, so in einem witzigen Lied über ein solches Paar, das erst auseinandergeht, als die Routine einzieht und Haushaltswaren vorführt.

In "Komm, komm" eine Liebeserklärung an seine werte Frau, in der er uns erfahren lässt, dass sie immer noch begehrenswert ist, seine wichtigste Begleitung durchs Leben.

Die Vorstandsrede des betrunkenen Hessen, der alles verwechselt und keine Bildung sein Eigen nennt, erfahren wir alles über Markätting und Inkontinenzen. In seiner zusätzlichen Eigenschaft als Parteichef, Kassenwart und Facility Manager kommt er zur fundamentalen Conclusio: "Ich wüsste nicht, was ich je gemacht hätte, das kann ich auch weitermachen."

Das kleine Intermezzo über Diktatoren recht schwarzhumorig: "Diktatoren leben länger, als man glaubt. Es dauert ewig, bis mal einer an der Decke hängt."

Über den Rösttraktor oder eben den High-Tech-Kaffeeautomat, der trotz Luigi so umständlich ist, dass man besser zur Kanne mit Porzellanfilter zurückkehrt, kamen wir zum App-Song, der alle Arten von Apps bemüht, von der Windelwechsel- und Kinderbetreuungs-App zu der, die tatsächlich zu Besuch aufkreuzt.


Nach herzhafter Lachtherapie und ungewöhnlichen wie absurden Lebenszitaten nach all den Schocks im Alltag, die einem an den Nerven zehren, und zu 99 % nicht sein müssten, wenn alles ein bisschen lockerer gesehen würde, kann der Gast zufrieden heimgehen. Alles ist plötzlich so leicht!! Stell alles auf den Kopf, und mach dich lustig über das, was unser Leben alles an Unsinnigkeiten bietet.

Heute in Berlin: Wassermusik 2015 - 2 Konzerte + Film + DJ Dialog zu MOTHER INDIA für 13€/10€

Open-Air auf dem Spiegelteich vor dem HKW-Haupteingang
Waterproof: bei Regen in der Halle


Eintritt: Abendticket (2 Konzerte + Film + DJ Dialog) 13€/10€
Abendtickets 

Konkani Goan All Stars

Konkani Goan All Stars | © Promo

Im südwestlichen Bundesstaat Goa entwickelte sich in den 1920er bis 70er Jahren aus Jazz, Rock ’n’ Roll, lateinamerikanischen Rhythmen, portugiesischen Einflüssen und schlagerartigen Schmachtfetzen die Konkani-Musik. Das Genre um Superstars wie Trompeter Chris Perry oder die legendäre Sängerin Lorna trug entscheidend zur Entwicklung der indischen Musik- und Filmindustrie bei.

Auf den Spuren dieser Geschichte erforschte die Tontechnikerin Sigrid Pfeffer die heutige Szene in Goa und kompilierte 2009 die CD „Konkani Songs“. Für Wassermusik konnte sie Konkani-Musiker*innen dazu gewinnen, als All-Star-Band aufzutreten, unterstützt durch die holländische Trompeterin Saskia Laroo.


Samstag 25.07.

11h – 16h
The Making of Wassermusik
Mit Aline Bonvin und Susanne Dzeik
Dokumentarfilmworkshop für Kinder und Jugendliche von 10 – 16 Jahren

11h – 16h
Mother India in Berlin
Mit Almut Wetzstein und Katja Berls
Filmworkshop für Erwachsene

16h
Eintritt frei
Kiran Nagarkar
Mit Barnaby Metschurat
Lesung

Kiran Nagarkars Romane erzählen vom postkolonialen urbanen Indien – so auch sein noch unveröffentlichtes Buch „Rest in Peace“. Nagarkar liest aus diesem dritten Teil seiner Trilogie über Ravan und Eddie, zwei Jungs aus Mumbais Plattenbausiedlungen, die ihr Glück im Musik- und Filmbusiness suchen.
Die deutsche Übersetzung liest der Schauspieler Barnaby Metschurat.


17h
DJ Dialog
Naresh Fernandes und Kiran Nagarkar
Gespräch

19h
Peter Cat Recording Co.
Konzert

Als hätte Ennio Morricone eine wilde Autojagd quer durch Delhi vertont: So klingt der wilde, cinematografische Mix aus Psychedelic Rock und Disco, mit dem sich Peter Cat Recording Co. eine eigene, unverwechselbare Nische in der Musikszene Delhis erspielt haben.
Die vier Musiker an Gitarre, Keyboards, Bass, Schlagzeug und einem Arsenal von Electronics betrachten sich als Provokateure, die aus allen Genres naschen und die Zutaten mit voller Wucht im kollektiven Prozess explodieren lassen – wobei aber auch durchaus zarte Töne entstehen können.
Die Bandmitglieder sind in weitere Musikprojekte aus „Nowdelhi“ verwickelt: So spielte Sänger und Gitarrist Suryakant Sawhney unter dem Pseudonym Lifafa solo im HKW 2013 bei Worldtronics und 2014 im Rahmen von Doofe Musik.



20.30h
Konkani Goan All Stars
Konzert

22h
Nachom-ia-Kumpasar / Let’s Dance to the Rhythm
R: Bardroy Barretto, Indien 2015, 158 min, OmE
Film

Schillernde Hommage voll Musik und Tanz zu Ehren der Konkani Stars der 1960er
Auf einer goanischen Hochzeit entdeckt der Trompeter Lawry die charismatische Sängerin Dona, die bald als Frontfrau seiner Swingband in Mumbai für frischen Wind sorgt. Entlang zwanzig neu eingespielter Konkani- Hits fiktionalisiert Regisseur Bardroy Barretto in seinem Spielfilmdebüt die tragische Liebesgeschichte der goanischen Musiklegenden Chris Perry und Lorna Cordeiro. Mit seinen beschwingten, poppigen und jazzigen Songs huldigt der Film Goas einzigartigem musikalischen Erbe, das in den 1960ern großen Einfluss auf die indische Filmmusik hatte.

Neue Spielzeit in Mannheim: Themenschwerpunkt "Die humanitäre Katastrophe Flüchtlinge"

Arthur Miller
Wikipedia Commons

Integration durch kulturelle Teilhabe:
Ein Blick von der Brücke von Arthur Miller // Mannheim Arrival von Peter Michalzik


Bei einer Pressekonferenz präsentierten Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski, Ministerin Theresia Bauer, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sowie Anna Barbara Dell (Initiative Save Me) heute das Projekt Integration durch kulturelle Teilhabe, das ab Herbst 2015 am Nationaltheater starten soll.

Das Projekt versucht, der humanitären Katastrophe der Flüchtlingsströme nach Europa mit einem künstlerischen und integrativen Programm zu begegnen. Es besteht aus zwei eigenständigen Modulen: Modul 1 führt den Gedanken der Mannheimer Bürgerbühne konsequent fort und fokussiert auf die kulturelle Bildung und Partizipation der in der Metropolregion Rhein-Neckar untergebrachten Flüchtlinge aus aller Welt. Durch Teilhabe an einem Kunstprojekt wird den Flüchtlingen der Einstieg in die Zivilgesellschaft erleichtert. Modul 2 zielt auf die Entwicklungschancen eines solchen Kunstprojektes und erprobt – in Zusammenarbeit mit der Stadt Mannheim und weiteren lokalen Partnern – seine Konsequenzen für die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Integration von Flüchtlingen.


Modul 1

Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski inszeniert Arthur Millers modernen Klassiker Ein Blick von der Brücke mit Schauspielern aus seinem Ensemble in Kooperation mit der Mannheimer Bürgerbühne. Millers Eifersuchtsdrama schildert das schwierige Los von Menschen, die nach entbehrungsreicher Flucht das Land ihrer Verheißung erreichen. Der schwierigen Situation ihrer Herkunft entkommen, müssen sie in der neuen Heimat Neid und Missgunst erleben und sind täglich in Gefahr, als Illegale denunziert und abgeschoben zu werden. Es bildet sich ein explosives Gemisch, das direkt in die Katastrophe führt.
Teil der Inszenierung ist ein Chor aus Flüchtlingen, die unter der musikalischen Leitung von Hans Platzgumer und Markus Sprengler in regelmäßigen Workshops den musikalischen roten Faden durch die Inszenierung entwickeln. 

Parallel dazu entsteht aus Interviews mit Flüchtlingen der zweite Teil des Theaterabends, Mannheim Arrival. Die Geschichten von Flüchtlingen – aus ihrem Alltag zuhause, Berichte von ihrer Familie, aber auch die Geschichte ihrer Flucht, ihre Wahrnehmung von Deutschland etc. – werden vom Journalisten und Autor Peter Michalzik aufgeschrieben und zu einem Theatertext verdichtet.
In Szene gesetzt werden die Geschichten durch Schauspieler des Ensembles. Die Flüchtlinge werden dabei ebenfalls auf der Bühne präsent sein; die Schauspieler stehen als Paten für die Flüchtlinge und ihre Geschichten und geben den Flüchtlingen ein Gesicht und ihrer Geschichte eine Stimme. Die genaue künstlerische Ausarbeitung ist noch offen und wird sich im Laufe des Interview- und Probenprozesses entwickeln. Der Kontakt mit den Flüchtlingen sowie die Auswahl der Spieler bzw. Geschichten passieren in engem Austausch mit den vermittelnden Vertretern des Runden Tischs Flüchtlinge in Mannheim.

Den Auftakt des Projekts in der Öffentlichkeit bildet die Premiere von Ein Blick von der Brücke und Mannheim Arrival am Tag der Deutschen Einheit 2015.
Der Theaterabend startet mit einem Vortrag zur aktuellen Situation von Flüchtlingen in Europa, gefolgt von der Premiere des Doppelabends. Den Abschluss bildet ein Begegnungsfest im Unteren Foyer des Nationaltheaters mit Flüchtlingen, Organisationen und Vereinen, die sich im Bereich der Flüchtlingshilfe engagieren, und den Zuschauern.

Das Theater als Gastgeber ist dabei vor allem bestrebt, die besonderen Talente und Fähigkeiten der Flüchtlinge in die gemeinsame Arbeit und in die Stadtgesellschaft einzubringen, um dadurch einen wichtigen Beitrag zur Integration der neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu leisten. Die Zusammenarbeit mit lokalen Bündnissen für Flüchtlingshilfe ist dabei für das Gelingen des Projekts von großer Bedeutung, um die Erfahrungen und Kenntnisse in der Arbeit mit Flüchtlingen mit in den Prozess des Kunstprojekts einbringen zu können.

Geplant sind weiterhin flankierende Projekte im Rahmen der Bürgerbühne, die den Kontakt und Austausch zwischen Bürgern und Flüchtlingen herstellen und intensivieren. Geplant sind hier u.a. Workshops oder Clubs im Rahmen der Mannheimer Bürgerbühne, an denen Flüchtlinge und Bürger gemeinsam teilnehmen oder die von Flüchtlingen angeleitet werden.

Der Doppelabend geht nach der Premiere regulär ins Abo-Repertoire des Nationaltheaters über. An drei Terminen in der Spielzeit 2015/2016 wird der Doppelabend unter verschiedenen thematischen Schwerpunkten von einem Vortrag sowie im Anschluss einem Begegnungsfest verknüpft.


Modul 2

Das Nationaltheater Mannheim geht mit seinem Programm noch einen Schritt weiter: Ziel ist – in Zusammenarbeit mit Partnern aus Stadtpolitik und Wirtschaft – die soziale und berufliche Integration der beteiligten Flüchtlinge durch Kultur. Die an der Theateraufführung mitwirkenden Flüchtlinge bekommen Bildungsgutscheine. In diesem Zusammenhang erhalten sie individuelle, auf das jeweilige Bildungsniveau zugeschnittene Qualifikationsangebote, wie z.B. Sprachförderung oder berufsvorbereitende Kurse. Das Nationaltheater und seine Partner versuchen darüber hinaus Ausbildungs- oder Arbeitsplätze bei Unternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar zu vermitteln. Bei diesem Integrationsprozess, wie auch beim vorangegangenen Kunstprojekt, werden die Flüchtlinge von einem erfahrenen Projektkoordinator betreut und beraten.


Der Autor Peter Michalzik

Peter Michalzik studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Theaterwissenschaft. Von 2000 bis 2013 arbeitete Michalzik im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Zuvor war er als freier Journalist für die Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel, Focus, das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels und diverse Rundfunkanstalten tätig. Außerdem schrieb Michalzik mehrere Bücher, zuletzt eine Biografie über Heinrich von Kleist. Davor veröffentlichte er „Die sind ja nackt!“, ein Buch über das zeitgenössische Theater. Michalzik war Mitglied verschiedener Jurys, unter anderem beim Berliner Theatertreffen und den Mülheimer Theatertagen. Bei der Wiesbadener Biennale „Neue Stücke aus Europa“ 2014 war er als künstlerischer Leiter tätig. Bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin 2015 war er Sprecher der Jury und ist seit 2014 Mitglied im Kuratorium des Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main. Darüber hinaus unterrichtet Peter Michalzik zurzeit an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und am Salzburger Mozarteum.

Das Programm im Kontext der Spielzeit 2015/2016

Das o.g. Programm steht im Kontext eines inhaltlichen Schwerpunkts der Spielzeit 2015/2016. Neben Ein Blick von der Brückeund Mannheim Arrival werden sich weitere zwei Schauspielproduktionen inhaltlich mit dem Thema „Festung Europa“ befassen. Den Auftakt macht am 17. September 2015 die Uraufführung eines Stückauftrages an den renommierten Dramatiker Lutz Hübners und seine Co-Autorin Sarah Nemitz. Die beiden Autoren spielen die Brüche und gegenseitigen Vorurteile der Migrationsgesellschaft anhand des Falls eines Babys, das in einer Fast Food-Filiale zurückgelassen wird, durch. Der Regisseur Volker Lösch macht seit Jahren deutschlandweit mit seinen Bürgerchören Furore, die er in Neuinszenierungen von Klassikern zum Einsatz bringt und die Stoffe dadurch ins Heute holt. Seine Inszenierungen werden bei renommierten Festivals gezeigt und 2009 wurde seine Inszenierung Marat, was ist aus unserer Revolution geworden? zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Er wird nun erstmals am Nationaltheater Mannheim arbeiten und Aischylos‘ Die Schutzflehenden mit einem Bürgerchor bestehend aus EU-Zuwanderern (vornehmlich aus Bulgarien und Rumänien) realisieren. Diese Kooperation mit der Mannheimer Bürgerbühne wird mit ihrer Premiere im Mai 2016 die thematische Spielzeit beschließen.

Freitag, 24. Juli 2015

Fantasien zur Nacht (Video): DRONE BONING

DRONE BONING // 
Featuring Taggart & Rosewood

 Zwei Filmemacher nahmen aus der Luft Paare beim Sex auf und zeigen so Liebe statt Krieg, aber auch die Verletzlichkeit unserer Privatsphäre. Die Drohne sucht sich nur die privaten und intimen Ziele, was ja auch möglich ist bei entsprechendem Einsatzwillen. Dennoch sieht es absurd aus, die Paarknäuel aus vielleicht 20 m Höhe oder mehr zu sehen. Der Sex zeigt sich völlig unerotisch, fast mechanisch, da ändert auch die Musik nichts. 

California Dreaming?  Voyeurismus für alle oder einige? 

Reines Beweismittel oder reine Lebendziele? Letzteres ist wohl Intention, denn das Anvisieren und In-Grabkreuze-Verwandeln ist ja in erster Linie gemeint. 

Neben der Gefährlichkeit und selbstredend Bedrohung für Menschen gibt es natürlich auch positive Nutzen dieser Technik. Seltene Aufnahmen und Selfies mit Fotodrohnen, die hervorragende Videos und Fotos liefern bei Wanderungen, Sport, Klettereien, Flügen etc. 


Conceived and directed by Ghost + Cow (Brandon LaGanke + John Carlucci) http://www.ghostcowfilms.com

For optimal viewing, watch in full screen and turn the sound up. For behind the scenes, production stills and more, go to http://www.droneboning.com

Music: "The Kink" by Taggart & Rosewood from their album "The Killingest". Download the song: https://itunes.apple.com/us/album/id938307985

Like us on Facebook: https://www.facebook.com/droneboning

Check out the band: http://totallygrossnationalproduct.com/artists/taggart-rosewood

Shot on location in San Francisco, CA.

Produced by Chad Ghiron
Associate producer: Daniel Jarvis
Drone Operators: Spark Aerial (Radley Angelo and Kurt Selander)
Director of Photography: Ruben O'Malley
Edited by Rocky Bazemore
Titles by: Ben Kim
Color and finishing by Click 3X
EP at Click 3X: Chris Kiser
Producer at Click 3X : Jon O’Hara
Color: Milan Boncich
Director of VFX: Mario Caserta
Flame: John Geehreng, Joey Deady

Wie war's bei EIN MASKENBALL von Guiseppe Verdi in Saarbrücken?

Ein sehr spannendes und ebenso inszeniertes Opernereignis in Saarbrücken ist noch diesen Samstag, den 25.07.2015, im Staatstheater zu sehen, bevor die Sommerpause eintritt: EIN MASKENBALL von Guiseppe Verdi, im Orginal UN BALLO IN MASCHERA.

Das Libretto stammt von Antonio Somma nach dem Drama "Gustave III. ou le bal masqué" von Eugène Scribe. Nahe am Original - mit sehr wenig Regieverfremdungen (z.B. zu moderne Pistolen, der Graf und Page Oscar auf dem Maskenball amerikanisch in der Moderne mit weißem Cocktailsmoking und Frack gekleidet, Taschenlampen auf dem Galgenberg als gelungene Publikumsirritation "Habt ihr nicht auch so ein Problem?") inszenierte Tom Ryser überzeugend mit einem überdimensionalen Porträt vom Grafen Riccardo an der Rückwand und vielen anderen historischen Ausschmückungen im prunkvollen, geheimnisvollen unmd mystischen, dennoch klarkonturierten Bühnenbild von Stefan Rieckhoff sowie der choreografischen Leistung von Lillian Stillwell das Drama um eine Frau zwischen zwei Männern, einer ihr Ehemann, der andere verliebt, voller Ungestüm und Landesfürst.

In einer Prophezeiung durch die verfolgte Wahrsagerin Ulrica, hervorragend verkörpert durch Romina Boscolo (sehr auffällige Modulations- und Stimmrange, Contralto), ein Medium zwischen den Welten und fähig zur Weissagung durch dämonische Unterstützung, wird klar, wie das Ende des Grafen Riccardo aussieht. So wird aus einem rasenden Ehemann ein "Königsmörder", was gerade in der Erscheinungszeit des Stückes brisant war. Das historische und geografische Spielumfeld wird kaum wirklich wahrgenommen, EIN MASKENBALL könnte an jedem Spielort der Welt stattfinden. Das mehrmalige Passierenlassen des Chores auf der Drehscheibe nimmt dem Stück gleich zu Anfang die Steifheit der reinen Stehpositionen, es wird sogar die Assoziation zu einem Karussell und einer Wiederholung in der Geschichte spürbar. Die Oper bleibt in der Tradition der Illusionsbühne, auch das nächtliche Treiben der Ulrica oder der Galgenberg sind geschlossene Räume mit tiefhängendem Nachthimmel. Beim Maskenball schließlich erweitert sich alles in die Tiefe zu mehreren Räumen, wie es Verdi auch vorsah.

Politisch in das Kreuzfeuer der staatlichen und klerikalen Zensoren geraten, hatte Verdi zunächst Probleme, sein Stück aufzuführen. Der Librettist Somma selbst 10 Jahre zuvor an einem Aufstand gegen die österreichischen Herrscher beteiligt, stand bereits unter polizeilicher Beobachtung. Ferner war ein zurückliegendes Attentat auf den König von Neapel und auf Napoelon III. im Januar 1858 Anlass für die Behörden, starke Veränderungen der Oper zu verlangen, was in Pro-Verdi-Demonstrationen und -Tumulten endete, und schließlich in einer totalen Aufführungsablehnung in Neapel endete. Bevor es am 17. Februar 1859 im Teatro Apollo in Rom zur Uraufführung kam, mussten auch noch die päpstlichen Zensoren gehört werden, die Verdi dazu brachten, das Geschehen in die USA zu verlegen (Boston) und die Personen umzubenennen. Inwieweit Amelia sittlich reingewaschen sein musste, ist mir nicht bekannt. So war auch vom historischen Fall in Scribes Drama, der Ermordung des schwedischen Gustav III. durch den maskierten Grafen Anckarström 1792 kaum noch etwas zu erkennen.

Was sich hier trifft sind verschiedene interessante Themenbereiche. Einerseits der gutmütige und edle Herrscher (sehr überzeugend James Lee blondiert), der keinen Krieg, aber Gerechtigkeit will, der sich in die Frau eines seiner Offiziere verliebt und dennoch Haltung und Anstand bewahrt. Wegen seiner Schwäche und Gutheit bestehen Verschwörungstendenzen, nicht wegen einer Tyrannei.
Der Graf muss den Tod finden durch einen eifersüchtigen Ehemann (wild entschlossener und leidender James Bobby), der nicht nur die Befleckung seiner reinen Frau fürchtet, sondern vor allem seine Entblößung als gehörnter Ehemann. Das Lachen und Gemunkel in der Stadt, das ihm seinen Soldaten in Aussicht stellen, nachdem sie ein Rendez-vous des Grafen mit seiner Ehefrau Amelia (Susanne Braunsteffer mit hervorragender Sopranstimme) auffliegen lassen und die verhüllte Schönheit sich zu erkennen gibt, um kein Blutbad zwischen ihrem Mann und einem anderen Offizier entstehen zu lassen, ist ihm noch genug Schmach und Grund, seine Ehefrau nachhaltig zu rächen. Bei der illegalen Liaison wurde nebenbei bemerkt kein Ehebruch durch "Beischlaf" verübt, wie der sterbende Graf am Ende beteuert. Was auch seinen Vollstrecker erschüttert, ohne Grund, blind vor Hass getötet zu haben. Der hat sich im Zuge seiner Rache- und Mordpläne auch durch Verschwörer vereinnahmen lassen, die bereits zu Beginn aufgetaucht waren und genau auf ihn gewartet hatten, womit wir den "Königsmord" wieder dabei haben.
Amelia ist die Frau zwischen zwei dominanten Männern, der eine ihr Herrscher und Vorgesetzter ihres Mannes, den sie auch liebt, was ihr aber auch keine Ruhe gibt. Sie will sich "den aus dem Herzen reißen, der sie bedrängt", unschwer der Graf darin zu erkennen. Das Kraut vom Galgenberg, das ihr Ulrica empfiehlt, soll ihre Liebe abtöten, denn es steht in tiefer Verbundenheit mit dem Tod. Als Riccardo dort auftaucht, singt sie: "Ich bin das Opfer, das seufzt ... rettet wenigstens meinen Namen." Sie macht ihm klar, dass sie vergeben ist. Der andere auch ein Mann, den sie liebt, Vater ihres einzigen Sohnes, der sie beinahe nach der Aufdeckung der (platonischen) Liaison mit Riccardo zu Hause erschießen will, wäre nicht ihre Bitte, den Sohn noch zu sehen. Die Einladung des Pagen Oscar zum Maskenball setzt auch ein Ende der Bedrohung. Dafür muss sie das Los ziehen, wer der drei Verschwörer den Grafen erschießen soll. Sie zieht ihren Mann. Und leidet erneut unter der Bedrohung Riccardos, was sie zu einer direkten, aber anonymen Warnung auf dem Maskenball bringt, aber zu spät!
Eine vierte Schiene öffnet sich mit der Verfolgung der Weissagerin Ulrica, die hier klar Hexenfunktion hat, und von Verdi auch schwer vom Reich der Finsternis vereinbart gezeigt wird. Romina Boscola mit Grazie und finsterer Anmut absolut der Mittelpunkt des Geschehens in Weinrot. Zu Beginn bereits fordert der Oberrichter die Verbannung Ulricas von Riccardo, der das aber nicht will. Er schützt sie sogar. Seine weiche Seite der Regentschaft bringt ihn auf Umwegen mit der Prophezeiung seines Todes in Verbindung, denn die Volksbelustigung, die Weissagungen der Ulrica als Vergnügen zu betrachten und auch zu manipulieren, sie dadurch aber auch zu entlasten, bringt das Verdische Schicksal zum Zubeißen, es rächt sich am Graf. Die Schicksalhaftigkeit wird aber mit spürbarer anarchistischer Ader des Komponisten und seines Librettisten nicht durch eine "göttliche" Figur verkörpert, wie ein Herrscher es wäre, sondern vermittelt durch den Gegner, den Teufel, die Dämonen, ein besessener, sonst redlicher Ehemann, der sich und Frau entehrt sieht. Damit wird auch die Verruchtheit des Mordes an einem guten, nur scheinbar unmoralischem Herrscher (er betont seine reine Liebe durch die ganze Oper hindurch) zu einer bösen Tat, die wiederum dann aus finsterer Eifersucht und Blindheit geschah. Andersrum sähe der Sachverhalt anders aus! Ein Tyrann wäre zu Recht beseitigt worden. Verdi hat so den Königsmord als schändlich dargestellt, was die Zensurhürden sicher besser genommen hatte.

Die Sprache der Oper ist sehr romantisch, emotional, verspielt, schwelgend, aber auch direkt und heroisch. Wunderschöne helle, lebens- und liebesbejahende Formulierungen stehen neben schweren, esoterisch-mystischen und parapsychologischen Bildern. Verdi verwendet durchgängig die Kommentatorfunktion des Chores oder der Figuren selbst, die ihre Entscheidung, ihren Zustand oder ihre Zukunft oder die anderer deutlich machen. In vielen Wiederholungen wird der Status Quo der Handlung zementiert oder die Zukunft angekündigt. Ein sehr sehenswertes Ereignis, sicher bald wieder als Neuauflage...

Wassermusik 2015 - MOTHER INDIA - in Berlin am 24.07.: 2 Konzerte + 1 Film für 13€/10€

Open-Air auf dem Spiegelteich vor dem HKW-Haupteingang
Waterproof: bei Regen in der Halle



Eintritt: Abendticket (2 Konzerte + Film) 13€/10€

Abendtickets 

Red Baraat

Red Baraat | © James Bartolozzi
Red Baraat | © James Bartolozzi

Als hätte sich eine Marching Band aus New Orleans verirrt auf eine Hochzeit im Punjab – Red Baraat spielen einen alten Stil in neuem Gewand: Dhol & Brass. Der New Yorker Schlagzeuger und Perkussionist Sunny Jain gründete die Band ursprünglich, um auf seiner eigenen Hochzeit zu spielen. Seit diesem ersten „Konzert“ gebietet er mit seiner Dhol-Trommel über die geballte Blechblaspower der achtköpfigen Truppe.
Infektiös, schweißtreibend, hypnotisch – sie selbst nennen es Brooklyn Bhangra. Zuletzt erschien das dritte Album der Band, „Gaadi of Truth“. Wörtlich bedeutet „Gaadi“ auf Hindi „Zug“ oder „Reise“. Mit ihrer vorherigen Veröffentlichung „Shruggy Ji“ von 2012 ging die Band zwei Jahre auf Tour, inklusive Auftritten bei Austin City Limits und dem Monterey Jazz Festival.

Freitag 24.07.

11h – 16h
The Making of Wassermusik (ausgebucht)
Mit Aline Bonvin und Susanne Dzeik
Dokumentarfilmworkshop für Kinder und Jugendliche von 10 – 16 Jahren

18h
Eintritt frei
Yogastunde

19h
Swami
Konzert
Tanzbar zwischen Tradition und Futurismus: In den Communitys von London, Birmingham und Manchester verschlauften sich seit den 1980er Jahren die punjabischen Tumbi-, Sarangi- und Dhol-Klänge mit Rock, Hip-Hop, Breakbeat und Sound-System-Kultur, bevor Punjabi MC die Musikstile Bhangra und Desi international bekannt machte.
Die vierköpfige Band Swami um den Londoner Produzenten Diamond Duggal hat diese junge Tradition ins neue Jahrtausend geführt und sich spätestens mit „Desi Rock“ (2006) in der internationalen Szene etabliert. Seitdem begeistert das Quartett Fans von San Francisco über Glastonbury bis Mumbai.

20.30h
Red Baraat
Konzert (siehe oben)

22 Uhr
Raavanan
R: Mani Ratman, Indien 2010, 134 min, OmE
Film
Actionreiche Adaption des Sanskrit-Epos’ „Ramayana“
Der Stammesführer Veera ist für die Behörden ein Terrorist und für die arme Landbevölkerung ein Held. Um sich an der Polizei zu rächen entführt er Ragini, die Ehefrau des Polizeichefs. Eine Verfolgungsjagd durch den Dschungel beginnt; die Gewalt auf beiden Seiten verwischt die scharfe Trennlinie zwischen Gut und Böse. Mani Ratman ist einer der wichtigsten Regisseure des indischen Gegenwartskinos. In seiner zeitgenössischen Adaption des Sanskrit-Epos‘ Ramanaya verbindet er Action mit grandiosen Tanz- und Gesangsszenen und mythischen Landschaftsaufnahmen. Mit den Superstars Aishwarya Rai Bachchan und Vikram.

Buchtipp: Eine unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine

Kriwaczek, Rohan
Eine unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine
Übersetzt aus dem Englischen von Isabell Lorenz
312 S., Originalausgabe,
Limitierte Ausgabe, gebunden im Schuber, Fadenheftung und Lesbändchen
ISBN: 9783821845913
Die Andere Bibliothek, Bandnummer 278
36,00 EUR


Seit den kulturellen Umwälzungen der Reformationsjahre war sie zu hören – nur von denen nicht, deren tränenreiches Gedenken ihr schmerzlich­schönes Spiel galt, den Toten: die Beerdigungs-Violine (auch »Totengeige«) ersetzte die römisch-katholischen Bestattungsrituale im protestantischen und anglikanischen Europa.
Die Geschichte der melancholischen, zutiefst bewegenden Begräbnis-Kompositionen geriet nach der Gegenreformation in Vergessenheit, und die Mitglieder der 1586 gegründeten britischen Gilde der Totengeiger verzogen sich vor mehr als 170 Jahren in den Untergrund einer Geheimgesellschaft. In Deutschland, wo es bis zum ersten Weltkrieg von mehreren Künstlern mit besonderer Inbrunst ausgeübt wurde, ist das schaurig-schöne musikalische Genre längst ausgestorben.
Der englische Musikologe Rohan Kriwaczek - selbst praktizierender Geigenspieler, Flötist und Klezmer-Spezialist - hat einen Zugang zu dem Archiv der Gilde gefunden und eine schier unglaubliche, spannende und fabelhafte Chronik dieser zu Unrecht missachteten Musikrichtung und ihrer gedemütigten Künstler verfasst. Das Buch, 2006 in England und in den USA erschienen, erregte ungemeines Aufsehen: Hatte sich der Autor einen komplizierten Scherz erlaubt oder hat er einen historiographischen Coup gelandet, den andere Musik-Historiker ihm neiden? So oder so – der empfindsame, mitfühlende und mithörende Leser dieses unwahrscheinlichen Buches wird die Wahrheit im eigenen Herzen entdecken.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Straßenkinder im Kongo: Chop My Money


                       Chop My Money

A day in the life of three street kids in the Eastern Congo. 
Directed by Theo Anthony
Produced by Allen Amani

Featuring
Manu Bahiti "Patient" Jean Christophe
Guillain Paluku
David Muhindo

Featuring original music by Alex Zhang Hungtai of Dirty Beaches
Sound Design by Jack Goodman

Official Selection, 2014 Toronto International Film Festival
Official Selection, 2015 Atlanta Film Festival
Official Selection, 2015 Maryland Film Festival
Honorable Mention for Best International Film / Aust-Agder Youth Jury Prize, 2015 Norwegian Short Film Festival
Official Selection, 2015 Chicago Critics Film Festival
Official Selection, 2015 Annapolis Film Festival
Best Short Fiction Film, 2015 CIMMFest
Best Short Film, 2015 AfryKamera Festival

www.theoanthony.net

Buchtipp: Amnesty Report 2014/2015 als Print- und E-Book


Kennen Sie die Geschichte der Sudanesin Meriam Ibrahim? Nein? Dann lesen Sie: Weil sie 2011 einen Christen heiratete, wurde sie inhaftiert und sogar von einem Gericht zum Tode verurteilt. Nach internationalen Protesten, auch von Amnesty International, wurde das Urteil 2014 aufgehoben. Sie wurde freigelassen und durfte ausreisen.

Solche Geschichten geben Hoffnung. Sie sind der Antrieb für die Arbeit von Amnesty International und zeigen, dass sich der Einsatz für die Menschenrechte lohnt. Leider war Meriams Geschichte im vergangenen Jahr keine Ausnahme: 2014 war die Situation für die Menschenrechte so düster wie schon lange nicht mehr. Das zeigt der aktuelle Amnesty Report 2014/2015 zur Lage der Menschenrechte in 160 Ländern.

Der erschreckendste Trend: In zahlreichen gewalttätigen Konflikten sind Milizen, bewaffnete Gruppen und Terrororganisationen brutal gegen die Zivilbevölkerung vorgegangen, wie zum Beispiel der "Islamische Staat" in Syrien und Irak oder Boko Haram in Nigeria.

In 35 Staaten hat Amnesty International Menschenrechtsverletzungen oder Kriegsverbrechen durch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen dokumentiert. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen gehört dabei zum Kalkül der Konfliktparteien im Irak, in Nigeria, aber auch im Südsudan und in Somalia.

Staatliche Kräfte haben sich ebenfalls schuldig gemacht: Die Verbrechen der Streitkräfte der syrischen Regierung gegen die eigene Bevölkerung sind genauso dokumentiert wie die Antiterrormaßnahmen des nigerianischen Militärs gegen mutmaßliche Boko-Haram-Unterstützer. Tausende wurden dabei verschleppt, willkürlich inhaftiert und sind in Militär- und Polizeigewahrsam gestorben.

2014 gab es weltweit so viele Flüchtlinge wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Sie fliehen aus Angst vor Artilleriebeschuss, Attentaten, Vergewaltigungen oder Entführungen. Während 95% der rund vier Millionen syrischen Flüchtlinge in Nachbarstaaten Schutz gefunden haben, versuchten EU-Mitgliedstaaten Flüchtlinge und Asylsuchende, die Hilfe bräuchten, zurückzuweisen oder zu reduzieren. Diese Reaktion ist beschämend. Für viele Konflikte gibt es keine einfachen Lösungen. Staats- und Regierungschefs müssen dennoch begreifen, dass Menschenrechtsschutz kein lästiges Pflichtprogramm ist, sondern für alle und unter allen Umständen gilt.

Der Amnesty Report 2014/2015 liefert fundierte Informationen über diese und weitere Verstöße gegen die Menschenrechte in den einzelnen Ländern und benennt die Verantwortlichen.

Als Printexemplar ist der Report für 14,99 € über https://shop.amnesty.de/ und erstmals auch als e-book beim Fischer Verlag für 12,99 € erhältlich. Wer unter den ersten 50 Bestellerinnen und Bestellern der Printausgabe im Amnesty-Shop ist, erhält ein Exemplar gratis!

Mittwoch, 22. Juli 2015

Bild des Monats im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern: Walter Leistikows „Lofotenlandschaft“

Von der Küste Norwegens verzaubert:
Walter Leistikows „Lofotenlandschaft“, um 1897



Lofotenlandschaft

Walter Leistikows „Lofotenlandschaft“, das um 1897 entstand, ist Bild des Monats im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk).

Leistikow liebte die Mitternachtssonne an der Küste Norwegens. In seinen Sommerurlauben ließ er sich von der ganz besonderen Atmosphäre der Ruhe und Stille an der Küste verzaubern. Der Maler war einer der wichtigsten Vertreter der modernen Kunst um 1900 in Deutschland, speziell in Berlin. Bei der Gründung der Berliner Secession 1898/99, deren Ziel es war, der zeitgenössischen modernen Kunst eine angemessene Öffentlichkeit zu ermöglichen, spielte Walter Leistikow eine entscheidende Rolle.

Der Künstler wurde 1865 in Bromberg, das heute in Polen liegt, geboren und ging mit 17 Jahren nach Berlin. Er entdeckte die Schönheit der märkischen Kiefern- und Seenlandschaft in Berlin und Brandenburg und machte die heimatliche Umgebung zum Hauptthema seiner Gemälde. In seinem Œuvre ist eine Tendenz zur Flächigkeit und Vereinfachung der Formen zu bemerken. Seine Landschaftsbilder zeigen die Entwicklung vom Idyllischen zu „majestätischen, langgestreckten Naturschilderungen“ (Lovis Corinth), in denen er die Details zu einer geschlossenen Masse und zeichenhaften Silhouetten zusammenfasste. 

Leistikow wirkte auch, entsprechend der Kunstauffassung seiner Zeit, als Kunsthandwerker. Er entwarf Möbel, Stoffe, Teppiche und Tapeten.

Wassermusik in Berlin: Dokumentarfilmworkshop für Kinder und Jugendliche

Mi, 22. – Di, 28. Juli 2015 (täglich bis auf Sonntag) | 11h – 16h
The Making of Wassermusik
Dokumentarfilmworkshop für Kinder und Jugendliche von 10 – 16 Jahren
Mit Aline Bonvin und Susanne Dzeik

Der Workshop ist ausgebucht!

Hinter den Kulissen gibt es einiges zu entdecken: Künstler*innen bei der Vorbereitung der Konzerte, Mitarbeiter*innen, die das Festival planen und auf die Bühne bringen. Mit Kamera und Mikrofon und unter professioneller Anleitung von Workshopleiter*innen der filmArche setzen junge Regisseurinnen und Filmemacher ihre eigenen Ideen um und gewinnen einen Einblick in die vielfältigen Arbeitsbereiche des Filmemachens.

Aline Bonvin ist freiberufliche Film- und Video-Editorin und Dozentin. Sie studierte Philosophie, Literatur und Filmwissenschaft in Lausanne und Montage/Schnitt an der selbstorganisierten Filmschule filmArche e.V. – seit 2015 ist sie dort Vorstandsmitglied. Sie wirkte mit an Reportagen und Independent-Filmprojekten in der Schweiz, Kanada und Deutschland.

Susanne Dzeik ist Filmemacherin und Kamerafrau. Sie studierte Politologie an der Freien Universität Berlin und Kamera an der selbstorganisierten Filmschule filmArche Berlin. An Schulen von Berlin über Kamerun bis Brasilien gibt sie Filmworkshops. Sie realisierte mehrere Kurz- und Dokumentarfilme und arbeitete als Kamerafrau für die vom NDR koproduzierte Langzeitdokumentation „Nach dem Brand“ (2012), die für den Prix Europa und den Grimme-Preis nominiert wurde. Ihr Dokumentarfilm „Cloudmakingmachine“ befindet sich derzeit in der Postproduktion.

In Kooperation mit der filmArche e.V.


Dienstag, 21. Juli 2015

Schlossfestspiele Edesheim: Lars Reichow "Das Beste" am Freitag

Freitag, 24.07.2015
Beginn: 20:00 Uhr
Einlass: 19:30 Uhr

(c) Werner Feldmann
Lars Reichow
"Das Beste"

Mit seiner Mischung aus politischem Kabarett, Chansons und kabarettistischen Songs gilt Reichow als der vielseitigste unter den Comedians. Davon zeugen nicht nur der „Deutsche Kleinkunstpreis” und viele andere Auszeichnungen, sondern vor allem seine Live-Auftritte!

"Das Beste"- Ein Kabarettist. Ein Musiker. Ein Sänger. Und ein muskulöser Flügel. Ein Querschnitt aus den letzten Programmen mit einer Mischung aus politischem Kabarett, Chansons und kabarettistischen Songs. Reichow singt über Frauen und spricht offen über deren Dekorationswut, charakterisiert in seiner Ballade „Der Mensch“ einfühlsam die Sorge um den weiterentwickelten Affen, rechnet mit seinem Sohn im „Sitzsack“ ab und beschreibt das süße Leben der reichen „Rentner“. Warum guckt die Queen immer so freudlos? Warum fällt es den Deutschen so leicht sich zu beschweren? Warum sollte man beim Bäcker immer eine Q-Card dabei haben? Wer erinnert sich noch an das schmusige Duett „Je t’aime“? Wer hat dem Glück die Lotto-Annahmestellen gezeigt?

Der Moderator der SWR-Kultur-Sendung „Kunscht!“ ist freundlich, geistreich und einfühlsam, aber in jedem offenen Vokal lauert ein satirisches Skalpell, mit dem er die Menschen behutsam, aber schonungslos in ihre Bestandteile zerlegt: Liebe, Wahnsinn und die Lust auf Vergnügung! 

Fazit der „Thüringer Allgemeinen Zeitung“: „Ein Weltklasseabend mit einem magischen Star!“
„Reichow ist ganz sicher einer der besten Kabarettisten, den Deutschland zu bieten hat. …“ (Südkurier)


Tickets:
Kat. 1 Erwachsene 27,00 €, Kat. 1 Ermäßigt 25,00 €
Kat. 2 Erwachsene 24,00 €, Kat. 2 Ermäßigt 22,00 €

Buchtipp: Die Geometrie der Liebe (bei mare)


Der Autor Luigi Trucillo, 1955 in Neapel geboren, lebt heute in Rom. Er ist in Italien als Lyriker bekannt und wurde mit dem Premio Lorenzo Montano sowie dem Premio Napoli für Lyrik ausgezeichnet. Einige seiner Gedichte sind bereits auf Deutsch erschienen; Die Geometrie der Liebe ist sein erster Roman. Bei mare auf Deutsch erschienen.

Was passiert? Sie begegnen sich auf einer Schiffsüberfahrt von Italien nach Griechenland: der Erzähler, der in einem Zeitungsarchiv arbeitet, und die attraktive, kapriziöse Sinologin. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Beziehung, die auch die Ru¨ckkehr nach Neapel überdauert. Lange scheint sein Hadern mit dem Zusammenziehen der einzige Wermutstropfen zu sein - er befürchtet, seine kleine Tochter aus geschiedener Ehe vor den Kopf zu stoßen. Doch eines Tages entdeckt er bei der Arbeit das Zeitungsfoto eines Raubüberfalls: Unter den Umstehenden meint er seine Geliebte zu erkennen, nur kann sie seines Wissens zur fraglichen Zeit gar nicht am Ort des Geschehens gewesen sein. Hintergeht sie ihn womöglich? Besessen von dem Drang, die Wahrheit über ihre Beziehung herauszufinden, stürzt er sich in ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel mit seiner Geliebten, bei dem bald die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem verschwimmen. Sie gesteht ihm einen Seitensprung und verstrickt sich immer öfter in Widersprüche; er versucht sich mit einer Affäre zu rächen. Die Welt des Erzählers gerät zunehmend ins Wanken.

Luigi Trucillos Debütroman beeindruckt durch seine intensive Sprache, poetische Bilder und einen geradezu hypnotisierenden Erzählrhythmus. Zeitlos und hochaktuell zugleich, ist Die Geometrie der Liebe eine glänzende Betrachtung über Leidenschaft und Eifersucht und ein hellsichtiger Blick auf unsere unstillbare Sehnsucht nach Wahrheit.

Luigi Trucillo
Die Geometrie der Liebe
Roman
OT: Quello che ti dice il fuoco

Aus dem Italienischen von Valerie Schneider
160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
mare verlag

Montag, 20. Juli 2015

DVD zur Dokumentation des Neuen Mannheimer Rings an der Theaterkasse

Dan Ettinger

Die Dokumentation begleitet die Neuproduktion von Richard Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen am Nationaltheater Mannheim in der Inszenierung des international renommierten Regisseurs, Bühnen- und Kostümbildners Achim Freyer über einen Zeitraum von zwei Jahren. Festgehalten wurde der kreative Schaffensprozess rund um die Entwicklung von Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung durch den Filmemacher und Journalisten Rudij Bergmann, der seit Jahren internationale kulturelle Ereignisse filmisch begleitet. Bergmanns Dokumentation der Inszenierung beobachtet alle künstlerisch und technisch Beteiligten hautnah bei der Arbeit und gewährt über eine Gesamtlaufzeit von 280 Minuten Einblicke in den Entstehungsprozess der einzigartigen Produktion. Die DVD-Box beinhaltet 4 Teile und kostet 25 Euro. 

Ab 10. August ist die DVD-Box (Arthaus) auch im Handel erhältlich.

Zurzeit im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern: Arbeiten von Norbert Kricke und Emil Schumacher

Hauptvertreter des Informel:
Emil Schumachers Gemälde „Arbo“


Gehörte zu den bedeutendsten Plastikern
der Nachkriegszeit: Raumplastik von
Norbert Kricke von 1962

Über Materie in die Unendlichkeit

Arbeiten von Norbert Kricke und Emil Schumacher im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) zeigt vom 4. Juli bis 1. November unter dem Titel „Norbert Kricke und Emil Schumacher – Über Materie in die Unendlichkeit” Plastiken und Gemälde, ergänzt durch graphische Blätter, die seit den 1950er Jahren bis zum Spätwerk der beiden befreundeten Künstler entstanden sind. Die Leihgaben kommen überwiegend aus dem Nachlass von Norbert Kricke sowie dem Emil Schumacher Museum, Hagen.

Zwei wegweisende Positionen der deutschen Kunst nach 1945 stehen in einer spannungsreichen Präsentation einander gegenüber. Gemeinsamkeiten und Unterschiede weisen über eine in der Vergangenheit oft getroffene Zuordnung zu Konstruktivismus und Informel hinaus. Norbert Kricke (1922-1984) zählt zu den bedeutendsten Plastikern der Nachkriegszeit. Mit seinem Konzept der „Raumplastik” lässt er seine entmaterialisierten, aus gebogenen Metallstäben bestehenden abstrakten Werke als Bewegungsabläufe in den Raum greifen. Ausgehend von der Materie zielte Kricke auf deren Überwindung. Linien als wesentliche Gestaltungselemente verweisen in unterschiedlich bewegten Formen auf den unendlichen Raum. Dazu der Künstler selbst: „Raum und Bewegung als Einheit: Raum und Zeit – die einzige untrennbare Einheit der uns bis heute bewussten Welt. Raumzeit ist die Bedingung für alles das Vorhandene, für das Gewesene und Zukünftige.”

Geboren 1922 in Düsseldorf, wuchs Norbert Kricke in Berlin auf. Anfang 1941 bekam er Kontakt zu dem Bildhauer Richard Scheibe und machte erste Erfahrungen mit der Bildhauerei. Er durchlief eine Militärausbildung und kam im Zweiten Weltkrieg an die Front. Nach dessen Ende lebte Kricke wieder in Berlin. Er wurde Schüler bei Scheibe an der Hochschule für bildende Künste, bevor er 1947 nach Düsseldorf zog. Als freischaffender Bildhauer fertigte Kricke figürliche Plastiken und Zeichnungen sowie Auftragsarbeiten und beschäftigte sich vorwiegend mit der menschlichen Figur. Im Lauf der Zeit reduzierte er das Volumen seiner Plastiken. Masse begann sich aufzulösen; freie Bewegungen im Raum führten zu einer dynamischen, gestischen Ausdrucksweise. Ab 1950 lag die ganze Konzentration des Bildhauers auf seiner Auseinandersetzung mit Raum und Bewegung. 1959 und 1964 war er auf der und documenta in Kassel vertreten. Danach folgten Ausstellungen in den USA, Frankreich und Italien. 1964 wurde er als Professor an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf berufen, die er von 1972 bis 1981 leitete.

Für den Maler Emil Schumacher (1912-1999), der als ein Hauptvertreter des Informel gilt, standen Materie und Farbe in ihrer haptischen Qualität im Zentrum der Auseinandersetzung. Die Raumfrage beschäftigte ihn in gleicher Weise. In seinen großformatigen Materialbildern manifestiert sich eine für ihn unverzichtbare greifbare Realität. „Aus dem Wesen, aber auch dem Widerstand des Materials formt sich das Bild”, sagte Schumacher und verdichtete diesen Gedanken: „Der Charakter des Bildes kann nicht nur der seiner Materialien sein.” Farbe besaß für Schumacher nicht nur stoffliche, sondern auch in hohem Maße eine sinnlich-emotionale Qualität: „Farben sind Feste für die Augen.“ Er entwickelte seine Auffassung von Raumtiefe als eine zugleich „greifbare, tastbare Nähe”. Offenheit und Unbegrenztheit liegen seiner Raumdefinition maßgeblich zugrunde.

Emil Schumacher kam 1912 in Hagen zur Welt. Von 1931 bis 1934 studierte er zunächst an der Kunstgewerbeschule Dortmund mit der Absicht, Werbegrafiker zu werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als technischer Zeichner in einem Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet. Nach Kriegsende arbeitete er als freier Maler. Erste nichtgegenständliche Bilder entstanden 1951. Von 1958 bis 1960 hatte Schumacher eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne. Wie Norbert Kricke nahm auch er 1959 und 1964 an der und documenta in Kassel teil. 1959 wurde er in New York erstmals in einer Einzelausstellung vorgestellt. Seiner Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe, von 1966 bis 1977 folgten Gastprofessuren in den USA und Italien sowie zahlreiche Auszeichnungen.

Zur Ausstellung erscheint ein 144-seitiger Katalog, der an der Museumskasse zum Preis von 29,90 Euro erhältlich ist; später und im Buchhandel kostet er 34,90 Euro. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet.

Sonntag, 19. Juli 2015

Oper Saarbrücken: Ein Maskenball (Un ballo in maschera) von Verdi

Ein Maskenball (Un ballo in maschera)

Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi
Musikalische Leitung: Nicholas Milton
Regie: Tom Ryser
Ausstattung: Stefan Rieckhoff
Choreografie: Lillian Stillwell
Chor: Jaume Miranda
Dramaturgie: Brigitte Heusinger
Mit dem Opernchor des SST und dem Saarländischen Staatsorchester
Libretto von Antonio Somma nach Eugène Scribes Drama »Gustav III. ou Le bal masqué«
Riccardo James Lee
Silvano Stefan Röttig


Seit 13. Juni 2015 im Staatstheater  I  Weitere Termine: 19.07., 23.07., 25.07.2015

Aus Zensurgründen von Schweden ins ferne Amerika verlegt, wurde in dieser 1859 in Rom uraufgeführten Oper ein amerikanischer Feudalismus behauptet und ein Graf Riccardo zur Hauptfigur gemacht. Riccardo ist furchtlos, und er ist ein Spieler. Er lässt sich das Schicksal vorhersagen und fordert es heraus. So schlägt er die Prophezeiung der Wahrsagerin Ulrica, dass er durch die Hand seines Freundes Renato sterben werde, in den Wind. Stattdessen stellt er weiter dessen Frau Amelia nach und ignoriert alle Warnungen, dass eine Verschwörung gegen ihn angezettelt worden sei. Doch langsam gleiten ihm die Fäden aus der Hand, das Spiel verselbständigt sich, und Riccardo wird Opfer seiner eigenen Inszenierung. Keine andere Oper von Giuseppe Verdi bietet so radikale Wechsel. Humorvoll beschwingte Episoden in schmissig burleskem Ton treffen auf romantisierende, überschwängliche Gefühlsszenen. Komik schlägt in bitteren Ernst um, Freundschaft wird zur Feindschaft, Operettenstil zum Musikdrama.

In italienischer Sprache mit deutschen und französischen Übertiteln

Spieldauer: 2 Stunden 45 Minuten, eine Pause