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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 18. Juli 2012

Buchbesprechung (seltene Bücher): DIE WAHRHEIT DES K. BISST von Lorenz Lotmar - Schweizer Literatur nach 1945

Lorenz Lotmar
Die Wahrheit des K. Bisst
Roman
CH-Oberegg 1982,158 Seiten
ISBN 3-85830-020-9
CHF 24.-, EUR 13.80, Orte Verlag


Die Wahrheit des K. Bisst: Das ist die Geschichte eines Mannes, der in einer imaginären Welt lebt, weil er die Welt, so wie sie sich präsentiert, nicht erträgt. Aber K. Bisst ist nicht einer, der flüchtet. Er lebt. Wahrhaftiger als die Mitmacher, wirklicher als die Angepassten. Zwar wird er nie mehr als Schiedsrichter ein großes Spiel zwischen zwei großen Mannschaften anpfeifen, aber er pfeift dennoch täglich eines an ... und verunsichert damit alle, die sich, wie seine Psychiater, für die Normalität entschieden haben.
Lorenz Lotmar hat mit diesem Roman schon vor Jahren ein Buch geschrieben, das, wenn man so will, die Unruhe der Jugend vorweggenommen hat. Auch Lotmar ging es darum, dass Fantasie an die Macht kommt und Bürokratie und die Manager der Zerstörung endlich ihre Mäntel und Krawatten ausziehen.

Lorenz Lotmar wurde 1945 in Aarau/Schweiz geboren. Er begann mit 20 zu schreiben und verdiente sich sein Leben als Schlagzeuger. Später in Zürich schrieb er seinen ersten Roman und begann die Arbeit an der Trilogie "Die Opferung". 1980 nahm er sich in München das Leben. Er hinterließ ein umfangreiches Werk.

Im orte-Verlag erschienen: "Die Wahrheit des K. Bisst", "Der Handlinienmann", "Irgendwie einen Sonntag hinter sich bringen" und "Die Opferung", Roman (1991). Bisher unveröffentlicht sind zahlreiche Manuskripte, darunter Erzählungen, Hörspiele, Theaterfragmente und Notizen. Derzeit entstehen aus der "Opferung" ein Theaterstück und ein Spielfilm.


Hartmut Gürtler, in scribd.com über den Autor:
"Mit den Verlagen und Medien hatte Lotmar karrieremässig viel verdient, auch noch posthum: Ein ehemaliger Kulturredaktordes „Sterns“ schrieb Gürtler, er fühle sich mitschuldig an Lotmars Tod und versprach Unterstützung bei der Veröffentlichung des Nachlasses - nichts hat er gehalten. Lotmar durchschaute das Kasperlitheater der Feuilletonredaktionen, trieb mit ihnen sein Spiel. Und sie fielen - gedankenlos, wie sie sind - darauf herein. Einem Blatt sagte er, er meditiere und schriebe in einem großen Sarg mit Neonbeleuchtung und bequemer Polsterung, der inmitten seines Arbeitszimmers stehe. Die Lüge wurde von weiteren Publikationen nachgeplappert. Er bewies damit, dass diese Redaktionen voneinander abkupferten und nur nach billigen Sensationen lechzten.
Lotmar lehnte sich gegen Zwänge im Leben auf, dennoch war sein eigenes Leben sehr genormt: Schreiben von 8.15 bis 12.15, dann Mittagessen im „Blutigen Daumen“, später ein kurzer Schlaf und ein Spaziergang, worauf er wieder arbeitete. Mit einer verbissenen Ausschließlichkeit widmete er sich, offenbar sehr selbstdiszipliniert, dem Schreiben. Er schrieb - in blauer Arbeitskleidung und mit Wachs in den Ohren - in einem abgedunkelten Zimmer (in München hatte er es sogar mit Isolierplatten ausgestattet.) An die Wand machte er aus Zeitschriften ausgeschnittene Männerportraits, die ihm als Vorlagen für seine Figuren dienten (Einer dieser Männer ziert das Titelbild der „Opferung“). Selber gelesen hat Lotmar laut Peter Fritz wohl relativ wenig, weil seine Augen rasch ermüdeten. „Die Blendung“ von Canetti war für ihn das bedeutendste Buch. Lotmar mochte Silvia Plath, Kurt Tucholsky, James Joyce und Vance Packard."

Hartmut Gürtler zu DIE WAHRHEIT DES K. BISST

Eine interessante Parabel über einen ehemaligen Schiedsrichter, der offiziell nicht mehr aktiv ist, sich aber dennoch weiterhin als der Schiedsrichter wähnt, und dies sogar über den Spielfeldrand hinaus ... Er begreift die ganze Welt als Fussballgeschehen, über das er entscheiden kann. „Die Wahrheit des K. Bisst“ wurde von Günter Kunert fürs Fernsehen verfilmt (Erstausstrahlung: ZDF, 22. Januar 1985).

Dichterhain: MEMORIAM KLABUND von Hermann Mensing











memoriam klabund 
 
die großen tanzen
kleine fische schnappen
den ganzen tag in der fabrik nur ohren stanzen
den rest des tages in die aktentasche packen.

am abend sind die großen ausgeflogen
die kleinen machen müde eine flasche leer
sie haben ihre frauen lang nicht ausgezogen
von liebe redet keiner mehr.

zum ruhigen schlaf will man die kleinen überreden
derweil die großen gold aus sümpfen ziehn
am nächsten morgen wieder sollen kleine alles geben
für dicke schwätzer, die in konferenzen fliehn.

zu aller überraschung sagt zu mittag
der ohrenstanzer jetzt ist schluss damit
hebelt die stanze mit dem eisen dass es splittert
fährt ruhig nach haus und geht ins bett.

er will nur alle tage liegen
und seiner frau die flötentöne singen
er will sich nicht mehr dusslig biegen
kein schwein kann ihn mehr zwingen.

fortan lebt er von dies und das
und wundert sich bescheiden
dass alle dicken schwätzer blass
beflissen sich vor ihm verneigen.

bezweifle jemand die moral
und sage arbeit mache frei
dem singe ich von spitzer qual
und tageseinerlei.  

(c) Hermann Mensing, Münster, http://hermann-mensing.de/

Dienstag, 17. Juli 2012

Buchbesprechung: DER TRANK DES LEBENS von Christine Brunner

Christine Brunner
Der Trank des Lebens

Das Heilgeheimnis aus dem Himalaja neu entdeckt
 
Verlag via nova, 132 Seiten, Paperback, 14,95 EUR

 Christine Brunner beschreibt in ihrem Buch die Geschichte der Fermentgetränke. Vom sagenumwobenen Soma-Trank über Met, Kefir, Kwass und Kombucha finden Sie hier eine komplette Übersicht über die Gärgetränke aus der ganzen Welt. Erfahren Sie in diesem spannenden Buch, warum Enzyme ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit und für ein langes Leben sind.

Seit langem werden die Kultgetränke Kwas (Russland) und Kombucha (Asien) als gesundheitsförderndes Getränk konsumiert. In Deutschland sind bislang die bekanntesten Formen der Fermentation Wein und Bier. Doch auch alkoholfreie Fermentationsgetränke werden seit Jahren genutzt und vermarktet. Was macht diese Art von Getränke eigentlich so interessant? Anstelle von Hefen, wie bei der alkoholischen Fermentation, werden Mikroorganismen wie z. B. Milch- oder Essigsäurebakterien verwendet. Dabei entstehen magenfreundliche organische Säuren etwa wie Milch- oder Gluconsäure, die u. a. die Verdauung unterstützen und den Stoffwechsel in Muskeln aktivieren. Zusätzlich schaffen sie ganz besondere Geschmackswelten. Die verdauungsfördernde Wirkung steht bei vielen Nutzern im Vordergrund.

Ambrosia, Amrita und Soma galten in früheren Hochkulturen als „Trank der Unsterblichkeit“. Während die erstgenannten den Himmlischen Wesen vorbehalten waren, war Soma für die Menschheit bestimmt. Ihm wurde eine gesundheitsfördernde sowie lebensverlängernde und Gedanken klärende Wirkung zugeschrieben.

Das Rezept für den Soma-Trank wurde in den alten indischen Schriften verschlüsselt wiedergegeben. Noch heute rätselt man über die Wahl der Früchte und Kräuter, die zur Herstellung gebraucht wurden. Doch eines ist sicher: Es war ein fermentiertes Getränk, reich an Enzymen.

Lesen Sie in diesem hochinteressanten Buch, wie ein Physiker das Ur-Geheimnis der Gär-Getränke entschlüsselt hat. Über die Kombination von altem, ayurvedischen Wissen und moderner Forschung fand er, wonach Mystiker, Alchemisten, Ärzte und Forscher aller Epochen suchten: den Trank des Lebens.

AUS DER HAUT FLIEGEN von Annette Kallweit

Auf dem Heimweg verfiel ich mal wieder in ganz großartige Diskussionen mit mir selbst.

„Das war ein harter Tag heute und die Nacht davor hast du doch so schlecht geschlafen. Außerdem tun dir die Knochen noch von Samstag weh. Und morgen ist doch auch wieder Sport. Es macht rein gar nichts, wenn du den heutigen Abend strickend auf dem Sofa verbringst.“

Zuhause angekommen standen die Chancen für den Schweinehund bei gefühlten neunzig Prozent.  Die restlichen zehn Prozent musste nur noch der Gatte richten, indem er hoffentlich sagen würde, dass er heute auch keine Lust hat auf die Rennerei durch die Botanik.  Leider hatte er aber extrem viel Lust, zumindest acht Kilometer gemütlich durch den Wald zu wackeln.

Mit einem tiefen Seufzen holte ich die Laufsachen aus dem Schrank, maulte innerlich vor mich hin und stellte zum wiederholten Male fest, wie wenig Lust ich gerade habe, meine Freizeit dreimal wöchentlich im Laufschritt zu verbringen.

In dieser ausgeprägten Form gab es das noch nie. Ja, natürlich, mal einen Tag dazwischen zu haben, wo so gar nichts geht und man seine Seele einfach ohne jedwede Körperbewegung vor sich hinbaumeln lässt ... das ist wohl völlig normal. Aber über Wochen und Monate nach allen möglichen Ausreden zu suchen, die eine Auszeit von einer bestimmten Sportart legitimieren, das fühlt sich doch anders an.

Zeiten ändern sich. Und auch die Interessen und Vorlieben.  Für mich als menschliches Gewohnheitstier ist es allerdings nicht einfach, das einfach so zu akzeptieren.  So oft schon musste ich auf die Lauferei verletzungsbedingt verzichten. Und ich habe mich jedes Mal maßlos darüber geärgert. Anstatt mich also jetzt zu freuen, gesund und munter meinen Lebensweg flotten Schrittes durchlaufen zu können, hadere und zaudere ich und kann mich selbst am allerwenigsten leiden.

Andere Sportarten machen mir derzeit mehr Spaß, Bewegung zu bummernder Musik und dazu Tanz- oder Stepschritte, die meine Seele derzeit ganz anders entknittern können als die Stille des Waldes. Das, was ich immer so sehr geliebt habe, ist plötzlich so nebensächlich. Und ich schaffe es nicht, mir einfach einzugestehen, dass hier wirklich eine längere Pause vonnöten ist, um den Spaß an der Freud nicht ganz und gar zu verlieren.

Mir fehlt der Mut, aus meiner Haut zu fliegen und einfach mal ganz was anderes zu tun.

Und somit lief ich also doch wieder mal die altbekannte Acht-Kilometer-Schleife. Spürte die Schmerzen im Knie und meinen fliehenden Atem stärker als sonst. Rannte so schnell wie selten. Als würde es um mein Leben gehen und nicht um eine lockere Trainingseinheit.

Tatsächlich war ich danach ein wenig ruhiger und gelassener.
„Siehste, geht doch!“

Morgen werde ich die nächste Ausrede mit mir ausdiskutieren. Oder ich werde die Laufschuhe tatsächlich mal eine Weile komplett an den Nagel hängen.

“ flieg, flieg, fahr aus der Haut
weit, weit raus ins Freie
flieg, flieg, und eh der Morgen graut
wächst Dir 'ne nagelneue“

(Silly „Flieg“)

(c) Annette Kallweit, Düsseldorf

Montag, 16. Juli 2012

Erfolgsreihe: MEDIZIN ZUM AUFMALEN von Petra Neumayer u. Roswitha Stark



Petra Neumayer / Roswitha Stark
Medizin zum Aufmalen
Heilen durch Informationsübertragung und Neue Homöopathie
Praxiserfahrungen mit den Körbler’schen Zeichen
Murnau 1.A. 2006/3. A. 2010, Paperback, 124 S.,
12,95 Euro, Mankau Verlag


Die Medizin zum Aufmalen hat sich zu einem Hit entwickelt, die Leute sind fasziniert von der archaischen Methode, Lascaux und Neanderthal brechen durch, der Mensch fühlt sich in einer Urwelt zu Hause. DIe Haut als Leinwand schließlich auch bei Tattooträgern, die ganz bestimmte Botschaften vermitteln wollen, nach außen und innen.
Ich stellte vor Tagen die Medizin zum Aufmalen IV für Kinder vor und möchte nun zurückgehen zum ersten Band zu diesem Thema, der 2006 erstaufgelegt wurde und mittlerweile in der 3. Auflage auf dem Markt ist. Er klärt die Grundlagen der Medizin zum Aufmalen
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Seit jeher nutzten indianische Völker Zeichen und Symbole, um Kraft und Mut zu stärken. Auch auf dem berühmten Eismenschen „Ötzi“ fand man auftätowierte Striche an verletzten Körperteilen, und der Scanner an der Supermarktkasse erkennt das Produkt am Strichcode ...
Symbole, einfache Striche und Zeichen werden seit Urzeiten und in zahlreichen Kulturen eingesetzt, um Informationen zu übermitteln und die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.
Mitte der 1980er Jahre belebte der Wiener Elektrotechniker Erich Körbler dieses Wissen neu. Demnach kann der menschliche, tierische und pflanzliche Organismus auf Körper-, Seele- und Geistebene durch geometrische Formen und Zeichen heilbringend beeinflusst werden. Die Zeichen wirken wie Antennen auf der Haut und verändern von dort aus das Energiesystem des Körpers. Sie werden auf schmerzende Stellen oder Akupunkturpunkte aufgemalt; mit ihrer Hilfe können Informationen auch auf Wasser oder Heilsteine übertragen werden.
Viele Laien und Therapeuten haben dieses Heilsystem inzwischen erprobt und weiterentwickelt, geben ihr Wissen weiter und wenden es in der täglichen Praxis an – mit großer Begeisterung und teilweise erstaunlichen Erfolgen.


Petra Neumayer (geb. 1960) arbeitet als freie Medizinjournalistin, Texterin und Autorin. Zahlreiche Bücher über Nahrungsergänzungen, Alternativmedizin und Naturheilkunde sind von ihr veröffentlicht.

Roswitha Stark (geb. 1959) ist Heilpraktikerin für klassische Homöopathie, sensitive Resonanztherapien und Farblichttherapie; zudem Kursleiterin für Informationsmedizin/Heilen mit Symbolen/Rutentechnik.


Interview mit Petra Neumayer und Roswitha Stark

„Die Verwendung von Symbolen für Heilzwecke ist keine Erfindung der Neuzeit“: Ein Gespräch mit Petra Neumayer und Roswitha Stark, den Autorinnen des Ratgebers „Medizin zum Aufmalen“, über Heilung durch Informationsübertragung und Neue Homöopathie.

Welches alte Wissen hat der Wiener Elektrotechniker Erich Körbler (1938–1994) bei seinen Forschungen im letzten Jahrhundert wiederentdeckt?


Petra Neumayer: Erich Körbler legte mit seinen Forschungen den Grundstein dafür, dass die Verwendung von geometrischen Zeichen und Symbolen zur Veränderung von energetischen Schwingungen heute eine Renaissance erlebt. Dies erkennen wir zum Beispiel an Drunvalos „Blume des Lebens“ – auch diese Anwendung eines Symbols zum Abschirmen, Entstören, Heilen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Verwendung von Symbolen für Heilzwecke ist jedoch keine Erfindung der Neuzeit. Symbole spielten in allen Kulturen eine große Rolle, denn sie sind Träger von energetischen Botschaften in komprimierter Form. So auch die Kriegsbemalung der Indianer – und wer weiß, vielleicht verstehen wir erst jetzt den Sinn des Sprichwortes: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“
Körperbemalungen wurden rund um den Globus eingesetzt, von der Südsee bis nach Afrika und Indien. Und trotz räumlicher und zeitlicher Trennung und keinerlei Kontakt der verschiedenen Völker untereinander wurden in vielen Kulturen ähnliche geometrische Formen, zum Beispiel mehrere Striche in paralleler Anordnung, verwendet – Basis der Neuen Homöopathie. Auch bei der Gletschermumie „Ötzi“ wurden 47 strichförmige Tätowierungen entdeckt, die meisten liegen analog den Akupunkturpunkten auf den Meridianverläufen. Meridian-Therapie-Experten vermuten, dass damit Ötzis Gelenkabnutzung an Lendenwirbeln und Beingelenken behandelt wurde; Strich-Tätowierungen auf Gallenblasen-, Leber- und Milzmeridian lassen vermuten, dass Ötzi unter Magen-Darm-Beschwerden litt.


Worauf beruhen Erich Körblers Erkenntnisse, die er unter der Bezeichnung „Neue Homöopathie“ publizierte und verbreitete?

Petra Neumayer: Alles Existierende ist reine Schwingungsenergie und wir befinden uns in ständigem Austausch mit unserer Umwelt. Viele Wissenschaftler stützen heutzutage diese Theorie, allen voran der englische Biologe Rupert Sheldrake. Der Neuen Homöopathie liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der Mensch ein Informationssystem ist und folglich auch durch Informationsübertragung geheilt werden kann. Elemente aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Erkenntnisse aus der Quantenphysik und der Radiästhesie verbinden sich zu einer ganzheitlichen Heilweise, bei der disharmonische Schwingungen mit Hilfe von geometrischen Zeichen verändert werden. Das funktioniert ähnlich wie bei anderen Meridiantherapien, bei denen Akupunkturpunkte genadelt, beschallt oder beklopft (EFT) werden. In der Neuen Homöopathie werden die Reize, die eine unverträgliche Schwingung wieder ins Verträgliche umwandeln sollen, mittels auf die Haut aufgemalter Zeichen bewirkt. Man spricht daher auch von „Strichakupunktur“.

Mit welchen Zeichen und Symbolen arbeitet die Neue Homöopathie beziehungsweise arbeiten all die verschiedenen Richtungen wie etwa Praxisorientierte Neue Homöopathie (PraNeoHom) oder Bioenergetische Regenerationstherapie, die sich auf diese Informationsmedizin berufen?

Roswitha Stark: Wir verwenden vor allem Striche sowie das Sinuszeichen, das wir auch aus der Mathematik kennen, und das Ypsilon als grundsätzlich positiv wirkendes Symbol. Je nach gemessener Schwingung am Körper oder im Energiefeld eines Organismus werden Striche und Sinuskurve miteinander kombiniert. Man behandelt beispielsweise mit „2-Strich-Sinus“, um eine schon recht gravierende Belastung von Grad sieben auszugleichen. Auch verschiedene Kreuz-Formen werden eingesetzt, um etwa Belastungen durch Wasseradern oder andere Störfelder auszugleichen. Ebenso können wir eine spezielle Strichkombination – das Elektrosmog-Symbol – nutzen, um den Einfluss von elektromagnetischen Feldern auf den Menschen auszugleichen.

Wie wirken diese Zeichen, und wie werden sie eingesetzt?

Roswitha Stark: Die Zeichen sind äußerst vielseitig einsetzbar. Sie können zum Beispiel direkt auf Akupunkturpunkte aufgemalt werden, wo sie den Energiefluss in den Meridianen wieder ins Gleichgewicht bringen. Der Akupunkteur würde hier eine Nadel setzen, für viele Menschen ist es aber angenehmer, die schmerzlose Variante zu wählen. Der Effekt ist der gleiche: Gestaute Energien werden gelöst und damit wird die körperliche Beschwerde, die sich etwa im Verlauf eines Meridians befindet, positiv beeinflusst. Neben dem direkten Aufmalen der Zeichen auf die Haut haben Therapeuten und Berater aber auch mit dem „Umschreiben“ von Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder psychischen Themen sehr gute Erfahrungen gemacht. Dies ist ein Vorgang, bei dem der Patient selbst einige Tage lang, quasi als „Hausaufgabe“, sein zu lösendes Thema plus das darüber gemalte Umkehrzeichen per Gedankenkraft auf Wasser überträgt.
Unverträgliche Informationen, etwa eine Pollenallergie, werden auf diesem Weg ins Verträgliche umgewandelt. Auch das Y-Zeichen hat sich direkt am Körper bewährt und kann etwa bei Krampfadern, Lymphstauungen oder Ödemen helfen, die überschüssige Körperflüssigkeit abzutransportieren. Allerdings sollte man – zum Beispiel mit der Einhandrute – bei der Verwendung des Y-Zeichens am Körper abfragen, in welche Richtung die Öffnung des Ypsilons zeigen soll, damit sich der Lymphstau nicht etwa noch verstärkt.
Zur Wohnraumsanierung und Entstörung von Wasseradern oder anderen geopathogenen Zonen nutzen wir das einfache gleichschenklige Kreuz oder das etwas komplizierter aufgebaute Jerusalemkreuz. Diese Zeichen können einfach unter das Bett oder den Arbeitsplatz gelegt werden, falls eine geopathische Belastung festgestellt wurde. Die Kreuzformen haben abschirmende Funktion, wobei Wasseradern, Kreuzungen, Erdbrüche usw. dadurch natürlich nicht verschwinden, jedoch für den Menschen verträglich gemacht werden. Übrigens wurde das Kreuz auch auf dem Leichnam des Ötzi gefunden. Das Elektrosmog-Zeichen, eine Kombination aus Strichen, kann an oder unter allen Geräten angebracht werden, die Elektrosmog abstrahlen – Radioweckern, mobilen Stationen, Fernsehern, Mikrowellengeräten... Am Menschen selbst können wir eine mögliche Elektrosmog-Belastung am Akupunkturpunkt Lenkergefäß 20 an der höchsten Stelle des Kopfes feststellen. Zum Ausgleich genügt es, das Elektrosmog-Zeichen einige Zeit zu betrachten. Bei sehr starker Elektrosmog-Belastung sollte dieses Zeichen zudem auf Wasser, das schließlich getrunken wird, übertragen werden.


Wo kann die Neue Homöopathie in der Praxis eingesetzt werden, und wie erfolgreich ist sie?

Roswitha Stark: So vielseitig und kreativ wie ihre Anwender ist auch die Methode der Neuen Homöopathie einsetzbar. Ich erinnere mich an eine meiner Patientinnen, die aufgrund einer Haselpollen-Allergie kein Nugat mehr essen konnte. Einige wenige Wasserübertragungen mit Umkehrzeichen reichten aus und sie konnte wieder ihre geliebten Nugatpralinen verzehren, ohne dass ihr Gaumen zu jucken anfing. Ich war erstaunt und begeistert, was diese simplen Zeichen doch bewirken können. Natürlich ist es nicht immer so einfach, vor allem dann nicht, wenn Beschwerden oder Krankheiten an psychische Themen gekoppelt sind; doch auch hier sieht man nach einiger Zeit deutliche Erfolge. Die wichtigsten Einsatzgebiete sind Wohnraumaustestung und Behebung von Störfeldern sowie Allergie- oder Verträglichkeitstestungen vor allem auf Pollen, Hausstaub, Lebensmittel, Kosmetika, Textilien, Möbel, Zahnmaterialien; zudem Amalgam- und Schwermetallausleitung, Narbenentstörung bis hin zur Aura- und Chakrabehandlung und zur Auflösung blockierender Seelenthemen.

Verwenden Sie diese Erkenntnisse auch ganz privat im Alltag?


Petra Neumayer: Ja, natürlich! Diese Methode ist nicht nur für Therapeuten geeignet, sondern kann auch von jedem Laien erlernt werden. Man braucht dafür keine Begabung oder Vorkenntnisse – mit einer Einhandrute und einem Filzstift hat man schon die wichtigsten Utensilien für eine Hausapotheke.

Geben Sie uns einen konkreten Gesundheitstipp?

Roswitha Stark: Es ist ganz erstaunlich zu beobachten, wie eine Sinuskurve, die auf einen Mückenstich aufgemalt wurde, die Schwellung zum Abklingen bringen und den Juckreiz schnell beseitigen kann. Probieren Sie das einmal aus. Patienten, die aus irgendeinem Grund chemische Medikamente nicht absetzen können, rate ich, auf die Medikamentenschachtel groß ein Ypsilon aufzumalen. Dieses wunderbare Symbol schafft es, schwer verträgliche Dinge immer einen oder mehrere Grade verträglicher zu machen. Wer mit einem Tensor umgehen kann, was einfach zu erlernen ist, kann diesen Effekt leicht nachprüfen.

Das Interview wurde im November 2006 geführt.

Dichterhain: GEDANKENTROPFEN von Birgit Burkey



















Gedankentropfen

Gedanken tropfen auf Papier,
tränken das Pergament mit Gefühlen
und fließen durch Zeilen und Zeiten

Sie offenbaren Wünsche und Träume,
erzählen von Hoffnung und Zuversicht
und möchten Sie verzaubern


© Birgit Burkey, Ramstein, 2008, www.rsd-radio.com

Sonntag, 15. Juli 2012

Buchbesprechung: AUF DER SUCHE NACH DEM VERLORENEN GESCHMACK

M. Meuth/B. Neuner-Duttenhofer
Auf der Suche nach dem verlorenen Geschmack
Vom Glück kulinarischer Entdeckungen
Bergisch-Gladbach 2011, 318 S., Hardcover,
19,99 €, Bastei Lübbe

Die Stiftung Warentest prüfte im Juli 2011 mal wieder Lebensmittel, 25 Erdbeerjoghurts. Das Ergebnis ist wie meist erschütternd. Hier auch: Nur ein einziger Joghurt war wirklich echt und hochwertig: „Schmeckt als einziger nach frischen Erdbeeren.“
Was essen wir da Jahr um Jahr? Haben Aromen,Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Inszenierungen unseren Geschmackssinn zerstört?


Die Autoren führen uns mit begeisternder Sachkenntnis zurück zum echten Geschmack. Auf dieser Suche sind sie dieses Mal, nicht etwa auf der Marcel Proustschen nach der verlorenen Zeit. Vergessene Rezepte, wieder aufgespürte Gemüse und Salatpflanzen, zu Unrecht verrufene Zutaten, unbekannte oder unentdeckte Köstlichkeiten – und ein Plädoyer für das Essen mit Kindern in Gemeinschaft.

Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer gehören zu den bekanntesten deutschen Kochbuchautoren, sind seit 30 Jahren miteinander verheiratet, bewirtschaften im Nordschwarzwald ein Apfelgut und kochen beim WDR vor der Kamera. Ob nach kulinarischen Landschaften oder zur Klärung der Grundlagen wie in ihrem für die Stiftung Warentest geschriebenen Kochbuch  “Kochwerkstatt – Küchentechnik, Handwerkszeug, 1000 Tipps & Tricks” (2010), ihre Bücher sind beliebt.

Dieses Mal geht es um die Qualität der Nahrungsmittel und um die Küche ...  Die scheinbar bunte Vielfalt im Supermarkt ist oft ein geschmackloses Einerlei. Landen diese nach nichts schmeckenden Lebensmittel auch noch in einer schlechten Küche ist alles zu spät. Umgekehrt kann auch die beste Küche nicht sonderlich viel aus diesen Rohstoffen rauskitzeln, aber immer eben noch mehr als die schlechten. Das altbekannte Lied in drei Strophen "Frische, Zubereitung und Koch-Könnerschaft" machen den Hochgenuss aus.
"Für uns gibt es nur gute und schlechte Küche – ob es sich um luxuriöse Hochküche handelt oder Speisen aus der einfachen Familientradition, ist uns dabei egal. Jedes Gericht kann eine umwerfende Offenbarung sein, aber ebenso ein entsetzliches Desaster. Häufiger erlebt man Letzteres, leider. Manchmal wurden uns in mit Sternen dekorierten Luxusrestaurants abstruse Missverständnisse und entsetzliche Banalitäten vorgesetzt, und einmal haben wir in einem simplen Gasthaus neben der Autobahn die phantastischsten Ravioli unseres Lebens gegessen."

Eine frische und gute Bratwurst kann so eine exklusive Delikatesse sein, die Trüffelpaté oder die Hummersuppe aus Konserven dagegen auch in der Haute Cuisine ein Luftschloss. Die Frischekriterien zu kennen, sie zu nutzen, am rechten Ort einzukaufen, den Geschmack neu entwickeln für das Typische ist das Anliegen des Autorenpaares.

Eine Auswahl aus den Fragen und Themen, die die Autoren sich stellen: “Kann Bratwurst eine Delikatesse sein?”, “Das Dorschwunder”, "Gute Fertiggerichte – gibt es die überhaupt?”, “Zu viel Hygiene”, “Kochen mit Kindern statt Kochen für Kinder”, “Landwirtschaft: Bio contra konventionell”, “Wer rettet das Mittagessen?”, “Vom Rind: Bio-Fleisch und Knochenreife”, “Weingenuss statt Sauferei”, “Wer gibt seinen Senf dazu?”,  “Supermarkt: Architektur oder Schuhschachtel?”

Desserttipp: Rote Grütze mit Himbeergeistvanille











Zutaten für 4 Personen:
je 150 g Himbeeren, Erdbeeren, Sauerkirschen
je 100 g rote Johannisbeeren, Blaubeeren, Zucker
1/2 L      Rotwein, 1/2 L Wasser
1            Zimtstange
1/2         Orange
35 g       Mondamin

Ein paar schöne, feste Früchte (gute Handvoll) aussuchen und für die Einlage beiseite legen. Die restlichen Früchte in einen Topf .geben und mit Zimtstange, Orange, Rotwein, Zucker und Wasser auskochen. Durch ein Haarsieb gießen und etwas einkochen lassen. Mit Mondamin binden. Die vorher als Einlage abgenommenen Früchte in eine Glasschüssel geben und mit der Grütze auffüllen.


3 Eigelb, 50 g Zucker, 1 Vanillestange, 1/4 L Milch, 2 cl Himbeergeist
 

Eigelb mit Zucker im Wasserbad aufschlagen. Milch mit einer aufgeschnittenen, ausgeschabten Vanillestange aufkochen und nach und nach unter Rühren in die Eigelbmasse geben. Durch ein Haarsieb gießen und unter ständigem Rühren zur Rose abziehen. Kaltstellen, mit Himbeergeist vollenden und in einer Sauciere zur Grütze servieren.

Dichterhain: HEISERKEIT von Heidi Huber

Hahn Helmut im Novemberkühl
konnt nicht mehr krähen mit Gefühl.
Denkt:"Welch ein Mist,
wenn man heiser ist!"
Stolzieren konnt er nur noch matt,
weil er sich fühlte ziemlich platt.

Den Hühnerdamen macht's nichts aus.
Man kommt auch ohne Gatten aus.

(c) Heidi Huber, * 1945, schreibt seit vielen Jahren Gedichte und hat bereits
mehrere Bände veröffentlicht. 

Samstag, 14. Juli 2012

Fantasien zur Nacht: DEIN HONIGSUESSBIENCHEN von Ute AnneMarie Schuster


Dein Honigsüßbienchen

Art-by-Joy      Foto: Helmrich
Mein Honigsüßbienchen
Mein Engelsgesicht
Mein Rosenmundküsschen
Mein Morgengedicht
Mein Hasenbäröhrchen
Mein leuchtender Schein
Ich wette mir fällt noch viel Schöneres ein!

Mein Kirschblütenblättchen
Mein Mohnblumenstrauß
Mein Flohbeißerchen,
Meine Kopfjuckmichlaus
Mein Pferdchen, mein Drachen
Meine herzliebste Kuh,
das Tierchen wird größer, was sagst Du dazu?

Dein Honigsüßbienchen
Dein Engelsgesicht
Dein Rosenmundküsschen
Dein Morgengedicht
Dein Hasenbäröhrchen
Dein leuchtender Schein
Wünscht nichts als Befreiung und wär gern allein.

Dein Kirschblütenblättchen
Dein Mohnblumenstrauß
Dein Flohbeißerchen
Deine Kopfjuckmichlaus
Dein Pferdchen, Dein Drachen,
Deine herzliebste Kuh,
packt jetzt ihre Koffer und winkt Dir lieb zu!

(c) Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Ankes Fundstücke: IMMER UNGELEGEN von Eugen Roth

 
















Immer ungelegen

Ein Mensch, gemartert von der Hitze.
Fleht dürstend nach dem ersten Blitze.
Ein Wolkenbruch wär selbst gesegnet:
Zwölf Wochen lang hat's nicht geregnet.
Jetzt endlich braut sich was zusammen:
Es schlagen die Gewitterflammen
Schon in den Himmel eine Bresche -
Doch, wie?! Der Mensch hat große Wäsche
Nur heute, lieber Gott, halt ein
Und lass noch mal schönes Wetter sein!
Der Tod, der Gläubiger, der Regen,
Die kommen immer ungelegen:
Rechtzeitig zweifellos an sich -
Doch nie zur rechten Zeit für Dich.

                                                       Eugen Roth

ALTKLEIDER UND UNTERHOSEN ALS PERMANENTER HIT IM ANTIQUITÄTENVERKAUF von Stefan Vieregg

Kaiser Franz II (1768-1835)


Kaiser Franz Joseph I (1830-1916)
Im Dorotheum, dem berühmten Wiener Auktionshaus, konnte man vor kurzem ganz spezielle Kostbarkeiten ersteigern. Ähnlich wie die berühmte Unterhose von Karl Marx, die man in Trier angeblich gefunden hätte und die gegen die Heilig-Rock-Wallfahrt gehalten wurde, liebt man in Österreich, und nicht nur dort, Devotionalien der Monarchen.

Eine lan­ge Unterhose von Kaiser Franz Jo­seph I. aus dem Jahr 1894 mit einge­sticktem Monogramm der Hofwä­schekammer kostet dann schon mal 6250 Euro, und damit das Doppelte des Schätzwertes, der für ein Untergewand angesetzt wird. Was bewegt die Käufer, eine kaiserliche Unterhose zu besitzen? Sind das leicht perverse Verschiebungen in der Psyche? Hängt man die sich auf? Legt man sie weg?

Kaiserin Sissi (1837-1997)

Dieselben Fragen stellen sich auch, wenn man andere Raritäten betrachtet. Der schwarze Fächer der Kaise­rin Sissi ist für 6250 Euro weitergewandert. Er wurde von Lieblingstöchterchen Marie Valerie bemalt, und ihre schöne Mama hat ihn wohl nicht nur be­nutzt, um sich kühle Luft zuzufä­cheln, sondern auch um ihr schlechtes Gebiss zu verdecken. Ein Schnäppchen dagegen ein Fetzchen von einem Sissi-Schleier für 375 Euro. Daneben der imposante Zeremonienstab zur ungarischen Königskrone von Kaiser Franz II. für 61.300 Euro, das Silberbesteck von Ferdi­nand I. nur 55.200 Euro.

Die Auktion machte auch klar, über welchen finanziellen Ressourcen die Republik Österreich als Erbin der vor fast 100 Jahren un­tergegangenen Monarchie noch im­mer verfügt. Sollte der Euro absumpfen, gibt es schließlich noch die Kaiserdevotionalien als Devisen. Die Depots sind voll davon. 


Wir sollten bescheiden nachdenken, welche Devotionalien bei uns noch von den beiden Kaiser Wilhelms vorhanden sind, von den Fürsten und Grafen, später, sollte das Aufkommen nicht reichen, dringend jetzt schon persönliche Gegenstände der Deutschlandgründer sammeln und aufbewahren, auch der späteren Politiker. Wer weiß, was die Manschettenknöpfe eines Konrad Adenauers, Kurt Schumachers, Flachmann und Humidor von Willy Brandt, die bemalten Inkontinenzpants Helmut Kohls, Walter Scheels oder der bestickte Schlüpfer einer Angela Merkel einmal wert sein werden ... Von der Zeit des 12-jährigen Nazi-Terrors einmal ganz abgesehen, denn seit langem werden Uniformen, Gegenstände, Waffen, Fotos aus dieser Zeit hoch gehandelt, wie erst die persönliche Ausstattung des Führers ... Allein der Notpyjama aus der ehemals ostpreußischen Wolfsschanze beim damaligen Rastenburg im polnischen Dörfchen Görlitz könnte reichen, um einige "Tafeln" für Arme jahrelang zu versorgen. Hinzukommen noch die sämtlichen anderen Bunkerherren in dieser Zeit und Gegend.

Freitag, 13. Juli 2012

Fantasien zur Nacht: SEHNSUCHT von Marianne Rauch




Sehnsucht


Ich schaue dich an
Dein entspanntes Gesicht
im unschuldigen Schlaf
So nah dicht neben mir

Sanft und behutsam
Streichen meine Finger
Über deine Stirn
Fahren durch dein Haar

Du seufzt verstohlen
atmest tief ein
Unsere Sinne beginnen
Des Nachts zu erblühen

Deine Hände suchen nach mir
Gleiten unendlich zart
Meinen bebenden Körper entlang
Dass ich es kaum spüre

... Nur ein Hauch
Ein lieblicher Traum ...

© Marianne Rauch
http://www.lyric-atmosphere.blogspot.com/

Dichterhain: HAN SHAN von Angelika Knipfer





Luft hängt dicht über dem Wasser

grauer Schleier verhängt den Berg

saftiges Grün ist Hitze matt

schwer die Atmung, Lungen leiden

Wasser vom Schwitzen am Körper

keine Kühlung, keine Frische

Hunger nach Leben ist verdörrt.


(c) Angelika Knipfer, 30.06.2012, anlässlich des Han-Shan-Workshops
von Rüdiger Heins im Bingener Haiku-Garten, Kulturufer am Rhein








Donnerstag, 12. Juli 2012

DIE LOTTOKÖNIGE, die neue beliebte Familien-Comedy als Startprojekt der WDR mediagroup


Nach vielen Jahren erobert eine neue Familien-Comedy wieder die Unterhaltung des WDR. Mit einem exzellenten Schauspielerensemble und einer tollen Geschichte lassen „Die LottoKönige“ aus Essen-Steele seit dem 29. April das werte Publikum mit viel Witz und Charme an ihrem großen Glück und den turbulenten Konsequenzen teilhaben. Am 1. Juni 2012 veröffentlichte dann die WDR mediagroup den 6-Teiler auf DVD und Blu-ray als ihre erste DVD-/BD-Veröffentlichung. Denn: Der clevere WDR vermarktet Sendungen nun in der WDR mediagroup als DVD/BR/CD.

Die LottoKönige:
Familie König aus der Genossenschaftssiedlung Essen-Steele knackt den Superjackpot und gewinnt unfassbare 12 Millionen im Lotto. Den Gewinn teilen sich Rudi König, Geldtransportfahrer bei ‚Triebich Security’ und Präsident des Dart-Vereins „Adleraugen Steele“, Frau Claudia, Hausfrau mit Putzstelle und Traum, so zu leben wie ihre Arbeitgeber, Rudis Mutti, die lebenslustige Witwe Oma Helga, die im gleichen Haus Parterre wohnt. Sohn Theo König, der Musical studieren will und damit der erste studierende ‚König‘ wäre, weiß von dem Supergewinn nichts.
Angesichts des unglaublichen Reichtums und einer sorgenfreien Zukunft will Rudi am liebsten sofort seinen Job kündigen, da steht am nächsten Morgen Dr. Rüdiger Rössler vor der Tür, ledig, attraktiv, charmant und Psychologe der Lottogesellschaft. Vor Rudi und Claudia entwickelt er ein Horror-Szenario über mögliche Konsequenzen, falls die Welt von ihrem Lottoglück erfährt. Erst einmal ganz normal weiterleben! Vor allem in der ersten Euphorie nicht gleich den Job kündigen!
Etwas lernen Die LottoKönige auf jeden Fall schneller als ihnen lieb ist: Geld kann mehr Fluch denn Segen sein.
Ausstrahlung jeweils sonntags um 21:49h.

Hier können Sie sich den Trailer anschauen:
http://www.wdr-mediagroup.com/media/lottokoenig/lottokoenig.phtml

Inhalt:
Folge 1 - Jackpot im Ruhrpott!
Wie jede Woche nervt Rudi am Frühstückstisch heftig wegen der Lottozahlen, obwohl Claudia und ‚Omma‘ Helga der Kopf nach wichtigeren Dingen steht, denn Theo macht heute als erster „König“ das Abitur. Bei ‚Triebich Security‘ bekommt Rudi von seiner verhassten Chefin Meike Triebich auch noch gleich einen Anpfiff, und am Abend wird er aus seinem eigenen Wohnzimmer verbannt, weil Elfie und Claudia mit Theo feiern und der Fernseher nicht eingeschaltet werden darf. Natürlich ist Rudi auf Theo stolz, aber die Ziehung der Lottozahlen ist wichtiger. So sitzt er allein vor dem Fernseher in Elfies Wohnung und weiß nicht wohin, als ihm klar wird, dass sie den Superjackpot von 12 Millionen geknackt haben. Rudi kündigt erst mal telefonisch und weiht dann Claudia ein. Zwischen Heulen und Lachen träumen beide vom bevorstehenden Luxusleben. Doch dann steht am nächsten Tag Dr. Rüdiger Rössler, der Psychologe der Lottogesellschaft, vor der Tür und verdirbt ihnen den ganzen Spaß am Millionärssein. Schweigen, unauffällig bleiben und auf gar keinen Fall den Job kündigen warnt er. ‚Omma‘ Helga will ihre drei Millionen sofort aufs Konto überwiesen haben, Theo erfährt nichts, und Rudi muss sich wegen der nächtlichen Kündigung etwas einfallen lassen.

Folge 2 - Wohin mit der Kohle?
Endlich ist das Geld auf dem Konto! Wegen der unsicheren Banken-Zeiten will Rudi einen Safe, Claudia dagegen mit der Familie auf Weltreise gehen. Darüber geraten sie in Streit. Wie den Nachbarn das Geld für eine Reise erklären? Eindringlich appelliert Rudi an Rösslers Worte. Der trifft erstmals Elfie im Treppenhaus, und sie hört erstaunt, dass er Familientherapeut ist. Familiäre Probleme bei den Königs sind ihr neu. Im Haus kursiert derweil das Gerücht, Rössler sei Sexualtherapeut. Theo will nicht Jura, sondern Musical studieren, er hat die Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Universität geschafft. Sein Sohn eine „trällernde Tunte“? Rudi ist entsetzt. Die Situation eskaliert, als Claudia den Safe im Wohnzimmer entdeckt. Damit sie nicht immer zur Bank müsse, rettet sich Rudi aus der Affäre.Wenn sie sich mal was kaufen möchte! Das hat Claudia aber schon längst getan. Im Schlafzimmer türmen sich Kisten aus dem Versandhaus. Claudia ist kaufsüchtig! Verzweifelt bittet Rudi Rössler um Hilfe. Als er abends nach Hause kommt, findet er die beiden im Ehebett und missversteht die Situation. Dass er so für sie kämpft, macht Claudia ziemlich an. Und für Theo springt Rudi über seinen Schatten und hat sich eine besondere Entschuldigung überlegt.

Folge 3 - Zwei Kilo PS!
Rudi hat sich heimlich einen Traum erfüllt und sein altes Auto ordentlich aufmotzen lassen. Damit gerät er bei Bottrop mit über 210 Sachen prompt in eine Radarfalle. Als er nach Hause kommt, kanalisiert er seinen Ärger darüber auf Claudia. Sie hat hinter seinem Rücken Theo ein teures Keyboard gekauft, was den auch selbst erstaunte. ‚Omma‘ Helga lässt sich von Theo in den Computer einweisen. Abends meldet sich die Polizei bei den Königs und kündigt den Besuch für den nächsten Tag an. Rudi ist verzweifelt: Ohne Führerschein ist er seinen Job los! Claudia weiß Rat: Dr. Rössler! Der erklärt den beiden Polizisten, sein Patient sei in der Midlife Crisis, das Ganze die Verzweif- lungstat eines Mannes, der das Auto quasi als Potenzersatz begreife! Rudi platzt der Kragen. Unter sechs Augen klärt er schließlich die Angelegenheit mit einer großzügigen Spende in einen inoffiziellen „Polizei-Fond“. Eine Etage tiefer warten Elfie, Claudia und Rössler. Rudi schiebt den Sinneswandel der Polizei allein auf Rösslers Diplomatie. Man beschließt, nach diesen dramatischen Ereignissen Brüderschaft zu trinken. Und Helga hat plötzlich auch ein Keyboard.

Folge 4 - Die 500-Euro-Frage!
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens von Elfies Friseursalon „Hairflair“ hat sich Claudia ein Haute-Couture-Kleid gekauft. Rudi ist außer sich über den Preis. Er gesteht Bülent, dass Claudia nicht mit Geld umgehen kann, was Frau Triebich zufällig hört. Als Elfie Claudias Kleid sieht, ist sie über die ungeahnten Nähkünste ihrer Schwester überrascht und wünscht sich dasselbe Kleid. Rössler, dem klar ist, woher der Wind weht, will Claudia aus der Patsche helfen, stellt sich dabei aber so uncharmant an, dass sich Elfie eingeschnappt abwendet. Um des Friedens willen verspricht ihr Claudia als Geburtstagsgeschenk das Kleid und engagiert eine Schneiderin für eine exakte Kopie. Frau Triebich ist aufgeschreckt: 500 Euro fehlen in der Kasse! Bülent soll Rudi bespitzeln! Der wundert sich auch, wovon Rudi neue Vereinshemden für die „Adleraugen“ spendieren konnte. Um Rudis Hals zu retten, schmuggelt Bülent 500 Euro in die Kasse. Das war auch Claudias Plan, aber leider wird Rudi bei der Ausführung erwischt. Die Angelegenheit wird aufgeklärt, als die Sekretärin ins Büro kommt, aber nun sind plötzlich 500 Euro zuviel! Frau Triebich ent- schuldigt sich und Rudi lässt sich wegen Bülents Freundschaftsbeweis etwas einfallen.

Folge 5 - Wer zahlt die Zeche?
Helga lässt sich zum Schein von einem charmanten Senior umgarnen. Er hat ihr beim Skat einige Euro abgeluchst und wittert mehr Geld bei ihr. Sie verabreden sich zum Poker mit hohem Einsatz. Elfies Ex-Lover, der Ex-Boxer Michi, kommt aus dem Knast und verlangt seine 9000 Euro zurück, die er ihr für den Friseurladen geliehen hatte. Claudia bietet sofort ihre Hilfe an, doch Rudi will das Geld nicht herausrücken, weil damit ihre Tarnung auffliege. Zoff steht an, da gibt Elfie Entwarnung: Hannes Helmes springt ein! Das kann Claudia kaum glauben und am nächsten Tag ist Elfie denn auch am Boden zerstört. Elfie erzählt Rössler, mittlerweile Dauergast im Salon, von ihrem Kummer. Dieser versucht, Michi mit Worten zu überzeugen, holt sich aber nur eine blutige Nase. Claudia, die Elfie mit Rössler verkuppeln will, hat einen Plan. Sie er- scheint mit ihm im Salon, als sich Rudi schon vor Michi mit gezückter Pistole aufgebaut hat. Rüdiger gibt ihm das Geld – angeblich eine Erbschaft – und Michi zieht zufrieden ab. Elfie schmilzt dahin: kein Mann hat jemals so etwas für sie getan! Und Claudia findet Rudi mit Pistole so unglaublich sexy! Auch Helga ist zufrieden: In der zweiten Pokerrunde zieht sie die Herren ab, die ihre Spielschulden nun abstottern müssen.

Folge 6 - Schicht im Schacht?
Rudi hat das geplante Wellnesswochenende vergessen und Claudia will allein fahren, nicht ohne ihn vorher mit ihrem neuen Bikini zu reizen. Im Salon erzählt sie Elfie stolz von Rudis Eifersucht, was Nachbarin Watzlawek zu der Be- hauptung hinreißen lässt, eifersüchtige Männer seien sowieso die untreusten! Claudia will losfahren, da fällt ihr ein, dass sie ihren Bikini vergessen hat. Als sie die Wohnung betritt, liegt die Watzlawek räkelnd auf ihrem Ehebett und in ihrem Bikini! Und Rudi steht daneben! Claudia weint sich bei Elfie die Augen aus, Rudi bei Mutti. Am nächsten Morgen bekommt Claudia mit, dass Helmes die Nacht bei der Watzlawek verbracht hat, und als die ihr freiwillig auch noch mitteilt, dass Rudi kein Mann und nichts gelaufen sei, plant Claudia ein intimes Versöhnungsfest.Weit nach Mitternacht liefern ein betrunkener Bülent und Marek den volltrunkenen Rudi ab, der sofort umfällt.
Eine Etage tiefer schickt Elfie den betrunkenen Helmes zum Teufel. Rüdiger und sie haben sich endlich gefunden! Am nächsten Morgen ist zwischen dem verkaterten Rudi und seiner Liebsten Claudi wieder alles im Lot. Aber hat er sich bei seinen Freunden verplappert? Die stehen nämlich plötzlich vor der Tür und reden etwas von einem Lottogewinn und wollen ihren versprochenen Anteil.

DVD-/Blu-ray: Die LottoKönige, 2012, Familiencomedy mit Waldemar Kobus (Rudi König), Sandra Borgmann (Claudia König), Max von der Groeben (Sohn Theo), Beate Abraham (Oma Helga), Friederike Kempter (Elfie) und Oliver Wnuk (Dr. Rüdiger Rössler)
Regie: Dominic Müller
Produzent: Eine Produktion von Eyeworks Fiction und Film, FSK: 6 Jahre
DVD: 6 X 28 (168 Min.) / BD 6 X 29  = (174 Min.)

DER GEDANKENSPIELER (05). Ein Fortsetzungsroman von Marco Meissner


Der Gedankenspieler (05)

Er erwachte früh aus einem unruhigen, anstrengenden Schlaf. Die ganze Nacht über hatte er sich durchs Bett gewälzt. Erfüllt von einer seltsamen inneren Unruhe. Er rappelte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Dies war ein neuer Tag, den er in vollen Zügen genießen wollte. Doch ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass der Tag noch nicht wirklich begonnen hatte. Der Sunset Boulevard lag still vor seinem Auge. Grau zeichneten sich die Konturen der Berge, Bäume und Häuser von dem noch schwarzen Horizont ab. Noch immer wohnte diese erschlagende Schwere in ihm. Er fühlte sich, als hätte man ihn auf kalten Entzug gesetzt. Sie war das größte Paradoxon seines Lebens. Sie war seine persönliche Droge. Mit allen Nebenwirkungen. War sie bei ihm war er der glücklichste Mensch der Welt. Doch kaum saß sie in ihrem Auto und fuhr heraus aus seinem Leben wälzte er sich im Schlamm seiner dunkelsten Gefühle. War sie bei ihm, fühlte er sich seltsam unsicher. Unfähig auch nur die geringste eigene Entscheidung zu treffen. Doch gleichzeitig hatte er dieses Gefühl über den Dingen zu stehen. Sie verlieh ihm eine Kraft, die er vor ihr noch nie verspürt hatte. Er vermisste sie mit jeder Faser seines von Müdigkeit gezeichneten Körpers und er konnte nichts tun als sich dieser Sehnsucht zu ergeben.
Entschlossen hüllte er seinen Körper in ein Laufshirt und eine Trainingshose. Schnürte die weißgrauen Laufschuhe fest und trat aus der Tür. Die Welt lag da im Frieden eines neu aufstrebenden Morgens.
Diesmal lief er allein. Stumm und sprachlos. Und doch trug er sie über jeden Yard, über jeden Inch dieser nicht metrischen Welt. Er trug sie vorbei an all den Graffitis, die den Straßenrand säumten. Bog mit ihr um Ecken und erklomm mit ihr die höchsten Berge. Die Sonne ging auf und tauchte die Welt in reines, unschuldiges Gold. Er spürte die Wärme auf seiner Haut und bemerkte, wie sie in seine Knochen und Glieder kroch. Auf einmal war er erfüllt von unbändiger Stärke. Vorbei an Holzhäusern und Vorgärten mit knochigem Gras schraubte sich sein Weg immer weiter hoch in die osthollywoodianischen Hügel. Die Sonne färbte die Umgebung in orangefarbenes Glück. Sein Atem ging ruhig und auch seine Füße und Muskeln taten ihren Dienst ohne auch nur den Hauch von Erschöpfung anzudeuten. Da war es wieder. Er spürte dieses alte Gefühl.
„Du bist nirgendwo auf dieser Welt so frei wie auf deinen eigenen zwei Füßen.“,
hatte er einmal geschrieben. Doch es war lang her, dass er dies auch wirklich gespürt hatte.
Seine Füße klatschten auf die Betonplatten, als er den Berg wieder hinunter rannte und sich dem Silver Lake, dem großen Wasserreservoir, näherte. Sein Weg führte ihn durch einen kleinen Park, in dem emsige, kleine Rasensprenger die Wege mit Wasser benetzten. Mittlerweile schien halb L.A. auf den Beinen zu sein. Immer wieder wurde er von muskulösen, jungen Läufern in ihren Universitätsshirts überholt. Doch auch sein Gang verlangsamte sich nicht. Mittlerweile war er schon eineinhalb Stunden unterwegs. Langsam begann er an seiner neu gewonnenen Stärke zu zweifeln.

„And on that day, without any particular reason, I startet a little run. – Und an diesem Tag, ohne einen besonderen Grund, beschloss ich einfach loszulaufen.”
Und es war dieser Moment im erwachenden L.A. County, dessen goldgelbe Anhöhen ein unvergessliches Panorama formten, an dem er endlich den Sinn in der Sinnlosigkeit dieses alten Forest Gump-Zitates erkannte.
Sein Atem rasselte schwer aus seiner Brust, als die eisige Kälte der Dusche ihn traf. Die Wasserstrahlen bohrten sich wie angespitzte Stricknadeln in seinen verschwitzten Körper. Doch so sehr er an den Reglern drehte, konnte er ihnen doch keinen einzigen warmen Tropfen abringen. Der Schimmel fraß sich in die Ecken der Duschkabine und zum ersten Mal war Alexander froh seine Badelatschen eingepackt zu haben. Nun konnte der neue Tag beginnen. Sein letzter Tag in L.A..


To be continued....

©Marco Meissner, Gladbeck
mmmarcomeissner@googlemail.com
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Handlungen sind rein zufällig und ganz und gar unbeabsichtigt.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Buchbesprechung: ZUR ZEIT Hrsg. von Florian Höllerer und Tim Schleider

Zur Zeit
Hg. von Florian Höllerer und Tim Schleider
Mit einem Vorwort der Herausgeber
Göttingen 2010, 145 S., geb., Schutzumschlag
16,90 €, Wallstein Verlag


Was treibt Menschen um ? Eine Frage mit der sich 21 zeitgenössische Autoren im Rahmen einer Vortragsreihe im Stuttgarter Literaturhaus beschäftigten. Der von Florian Höllerer und Tim Schleider herausgegebene Band versammelt die dabei entstandenen Essays.
 
In ihnen wird viel nachgedacht über Grundlagen und Techniken des literarischen Schrei­bens generell, über die Frage, ob Kunst tatsächlich eine Funktion hat, aber auch über Themen wie Erinnerung, Zukunft, Altern, Religion oder das menschliche Miteinander überhaupt. Herausgekommen sind ungemein vielfältige Beiträge, die dann letztlich auch den Leser umtreiben ...

So beschäftigt sich Herta Müller sich mit ihrem verstorbenen Vater. Jener war einst über­zeugtes Mitglied der Waffen-SS. Später gab er vor, lediglich in der Wehrmacht gewesen zu sein. Die Nobelpreisträgerin 2009 erzählt, wie dieser Vater sie immer noch beschäftigt, wie er ihrem Leben eine bestimmte Richtung gegeben hat - nämlich die entgegengesetzte zu seinem und was das für Konsequenzen nach sich zog, in einem Land, das vom Geheimdienst und den von ihr genannten »Angstmachern« regiert wurde.

Lukas Bärfuss wiederum richtet sein Augenmerk auf das menschliche Miteinander über­haupt und klagt sich und andere an, sich mit Belanglosigkeiten zu beschäftigen, anstatt etwas gegen das Elend in der Welt zu tun.

Das Themenspektrum reicht vom Nachdenken über das »vierzigste Jahr« (Kuckart) und das Altern (Härtling) über Mosebachs »Beschreibung der marokkanischen Stadt Fes als literarischer Struktur«, Herta Müllers Bild des Vaters, die Erinnerungsbilder im Hirn (Bleutge), den Umgang mit Flohmarktfotos (Geiger) bis zum Erzählen über »die vier dichterischen Sätze« (Genazino) und vom Ende der Welt (Streeruwitz). José Oliver spricht über den Flamenco im Schwarzwald, Jirgl über Paradoxe Typen und Charakterdefizite. Trojanow warnt vor den Risiken des Sicherheitsstaats und Bärfuss vor der Selbstgefälligkeit des Essayschreibers und Lesers. Jan-Peter Tripp setzt das Rauchen in Relation zu anderen Todsünden, Zaimoglu die Glaubenskrieger ins Verhältnis zu Gott, während Sibylle Lewitscharoff über Erlösung nachdenkt und das ABC das Menschenalphabets buchstabiert: von Aasmensch bis Zahlmensch; aber gleich trägt ihr der Wind neue Silben zu von Aspirations- bis Zartmensch.

Mit Beiträgen von:
Lukas Bärfuss, Nico Bleutge, Arno Geiger, Wilhelm Genazino, Peter Härtung, Thomas Hett-che, Reinhard Jirgl, Steffen Kopetzky, Ursula Krechel, Judith Kuckart, Sibylle Lewitscharoff, Martin Mosebach, Herta Müller, Jose F. A. Oliver, Heinrich Steinfest, Ulf Stolterfoht, Marlene Streeruwitz, Antje Rävic Strubel, Jan-Peter Tripp, IlijaTrojanow, Feridun Zaimoglu

Die Herausgeber:
Florian Höllerer, geb. 1968 in Berlin, Studium der Germanistik und Romanistik in Berlin,
Paris, Princeton; Leiter des Literaturhauses Stuttgart.
Tim Schleider, geb. 1961 in Bremen, studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie in
Berlin, Göttingen und Hamburg; Leiter der Kulturredaktion der Stuttgarter Zeitung.