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Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" aus dem Jahr 1915 gehört mit seinen anderen Werken zu den heiß umkämpften Objekten der Begierde von Germanisten und Literaturhistorikern aller Welt. Jeder glaubt eine passende Erklärung und Interpretation gefunden zu haben, aber keiner kann wirklich Anspruch erheben die Mutter aller Deutungen gefunden zu haben. Der Leser hat ein unglaubliches Spielfeld vor sich, er vermag reinzuinterpretieren, was nur geht, persönliche Glücksmomente erleben, wenn er eine schlüssige Deutung gefunden hat, und liegt dann am Ende in den Augen der anderen doch falsch. Das ist Kafkas Welt, grotesk, unwirklich, absurd, nicht festlegbar und seiner Zeit weit voraus. Alle Kritik versteckt und vertuscht, und doch genügend Anhaltspunkte Machtverhältnisse besser zu verstehen. In Frankfurt wird im Moment eine Theaterfassung von Jan-Christoph Gockel aus Bochum gezeigt, die zwischen Abweichung vom Original, Durchbrechung aller Illusion, und dann wieder Rückkehr, Naturtreue hin- und herpendelt. Die knapp zweistündige Fassung liefert eine sehr gelungene Interpretation des Geschehens um Gregor Samsa. Einige Regie-Kunstgriffe machen aus einem eher zu erwartenden trägen Geschehen eine runde Veranstaltung, die viel Abwechslung bietet. Es kommen quellenfremde Aspekte ins Spiel, die Bezüge zu unseren heutigen Beschäftigungsverweigerern, zur Kleinbürgerlichkeit und Arbeitslosigkeit, Bedeutung einer Beschäftigung für das Glück von Familien u.v.m. herstellen. Gregor (sehr eindringlich und konzentriert Nils Kreutinger), der Handlungsreisende, ist hier ein Aussteiger, er durchbricht die Routine und geht eines Tages nicht mehr auf Reise, seine Textilien zu verkaufen. Im Original verwandelt er sich in ein käferähnliches Insekt, liegt auf dem Rücken und kann den mächtigen Chininpanzer kaum bewegen. So wacht er in der neuen Welt auf. Bei Gockel bleibt er stärker Mensch, aber fühlt wie ein Insekt. Seine Eltern (herrlich schräg Katharina Linder als Mutter und überzeugend als Vater, besorgter, kleinbürgerlicher Wüterich und Familienkassenwart Uwe Zerwer), Schwester Grete (kess, frech, aber auch devot und abenteuerlustig Luana Velis), die er ernährte, bangen um seinen Ausfall, nicht um Gregor. Der Geldfluss könnte versiegen. Er wird ein Außenseiter, weil er nicht funktioniert, wie er soll. Vorbei der tägliche Gang zur Arbeit, die Verkaufsreise, das Heimkehren, Aufstehen vor sieben Uhr, er kann sein Zimmer gar nicht mehr verlassen, er will es auch nicht mehr. Die Eltern erkennen bei Gockel mit Schrecken, dass sie nun selbst arbeiten gehen müssen, hier zeigt sich die Mentalität der Daheimbleiber, weil sie so besser leben, wenn andere sie finanzieren, sie so die Vorteile des Nichtstun, wohl bei gemindertem Lohnausgleich, aber frei genießen können. Dennoch ist die Abhängigkeit zum Arbeitgeber, der Chef und seine rechte Hand der Prokurist (fordernder Chefstellvertreter Michael Pietsch, der auch die vorlaute Bedienerin spielt), deutlich. Fünf Jahre hat Gregor in die Hand des Vaters gearbeitet, damit dieser die Schulden aus seiner Insolvenz begleichen kann, derweil lebte die Familie davon und nun wären weitere fünf Jahre und mehr für die Schuldentilgung fällig, wahrscheinlich nie endend dieser Kreislauf. Gregor macht Schluss damit. Das nimmt man ihm übel, das Schreckgespenst der Arbeit steht vor ihnen, Grete ganz entsetzt ... Der Vater glücklich, als er in Uniform für eine Bank arbeiten darf, was ihn aufrichtet, ihm Persönlichkeit gibt, ihn gehorsam macht. Gregor der Hässliche, das Viech, muss weg aus diesem Leben, und der Vater bombardiert ihn mit Äpfeln, von denen einer im Insektenkörper stecken bleibt und zu seinem Tod führt. Erst dann sind die Samsas wieder froh, sie atmen auf. Im Original arbeiten alle, leben aber dennoch von Gregor mit, er zahlt Abgaben. Sie haben auch drei Mieter, die bei Gockel verschwunden sind. Es gibt mehrere Ebenen, die der Zuschauer verfolgen kann. Die Protagonisten erster und jene zweiter Kategorie - das sind echte Schauspieler und ihre Abbilder als Marionetten (deren Bau auf Michael Pietsch zurückgeht) - wiederholen tägliche Rituale im Leben der Samsas, als ob es die Hempels oder Ekel Alfreds Familie aus NRW oder sonstwo wäre, eine Erzählung in der Erzählung, ein Spiel im Spiel, die Schauspieler spielen sich selbst. Die Bedeutungslosigkeit oder -beliebigkeit wird dadurch verdoppelt, was auch nicht mehr Sinn im Grotesken erzeugt. Oder es gibt Kommentarfunktionen, wie der Beischlaf des Prokuristen mit Grete auf Marionettenebene, geführt/verwirklicht von den Eltern auf Schauspielerebene. Die Eltern sind sehr interessiert an einer Verheiratung der Tochter, hier scheint es aber noch mehr ein Opfer zu sein, Tribut an den Prokuristen, Bezahlung für das Fehlen Gregors am Arbeitsplatz, Ruhigstellung des drohenden Existenzverlusts von allen. Sich prostituieren durch Arbeit bei Gregor oder bei Abhängigkeit vom Geldgeber. Wer will das schon? :-) Oder der Kommentar der Bedienerin, die Putzfrau, die komplett aus der Illusion kippt, den Regisseur aufleuchten lässt und kurz über Kafka nachdenkt, die Sekundärliteratur mit 20 Metern grob gesichtet hätte und sich fragt, warum immer noch keiner weiß, was los ist, und sozusagen für die Zuschauer das Wesen im Zimmer inspiziert. Die Räume variieren zwischen dem Rund der Welt, herrlich gelöst mit einer kleinen Drehbühne, einer Stadt/einem Haus mit Kafkas berühmten Gängen und Spezialarchitektur sowie dem (Miniatur-)Zimmer Gregors. Alle Größen sind erlaubt, mal ist Gregor der überdimensionale Bewohner einer zu kleinen Welt, mal ist die Welt um vieles größer, die Türklinke aus Gregors Käferexistenz unerreichbar hoch. Verzerrt, unwirklich und variierend wie ein (Alp/b-)Traum scheint alles zu sein. Am Ende löst sich das Bühnentreiben auf, Gregor stirbt, seine Marionette wird immer kleiner, bis sie unsichtbar klein, nicht mehr vorhanden sein Verschwinden und Sterben symbolisiert. (Leider komplett ausverkauft.) Hier eine Puppenlösung und Inhaltsangabe zum Original:
‘Urbs Lux’ is a contemporary dance video art; a creation conceived in April 2015 as a collaborative project between choreographer Svetlin Velchev, sound designer Stanislav Genadiev – Genda and the street apparel-clothing brand ‘Cognition Limited’.
‘Urbs Lux’ is an abstract cityscape of lights, buildings, locations and shadows. Literally translated from Latin ‘Urbs Lux’ means ‘City Light’ and is inspired by the surrounding urban environment at night.
In the video a dancing couple, representing the street culture, is going through transformation by exploring different whereabouts. The captured city spirit amplifies freedom, choice and longing for other places, displaying attraction or distance between us as individuals. The video is filmed at both Dutch cities Amsterdam and Rotterdam, highlighting their industrial contemporary architecture.
Am Samstag, den 4. November, gastiert die Swing/Chanson-Formation Moi Et Les Autres ab 20:30 Uhr in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen. Das Swing-Chanson-Quintett Moi Et Les Autres um die Sängerin Juliette Brousset (Les Brünettes) kommt mit neuem Programm „Départ" zurück ins Saarland. Mit den musikalischen Wurzeln im traditionellen französischen Chanson kreuzen Moi Et Les Autres ihren Sound mit Jazz, Tango, Balkan-Musik und sogar Klängen aus dem jazzigen New Orleans. Juliette Brousset (Gesang, Text und Komposition), David Heintz (Gitarre und Komposition), Eric Dann (Akkordeon), Simon Ostheim (Schlagzeug) und Andreas Büschelberger (Kontrabass) nehmen bei ihren Konzerten das Publikum singend und swingend mit in ihre Welt. Moi Et Les Autres feierten Wettbewerbserfolge u. a. beim Chanson Wettbewerb „Yves Montand” in Lille (Frankreich) oder dem Wettbewerb „Moulin de Sel“ in Sulzbach, Saar. Gerd Heger, der „Monsieur Chanson“ in Deutschland, vergab im SWR und DLF das Prädikat: „Die beste Swing Chanson Band Deutschlands“. Karten für die Veranstaltung sind zum Preis von 13,70 Euro bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional (u. a. bei allen Pressezentren von Wochenspiegel und Saarbrücker Zeitung), telefonisch unter: 0651/9790777 sowie online unter: www.nk-kultur.de/halbzeit erhältlich. Der Preis an der Abendkasse beträgt 15 Euro.
Regie: Lorenzo Vigas Darsteller: Alfredo Castro, Luis Silva, Jericó Montilla, Catherina Cardozo, Marcos Moren Produktionsland: Venezuela Produktionsjahr: 2015 Lauflänge: 94 Minuten Blu-ray, DVD & digital FSK: 16 CARACAS, EINE LIEBE das herausragende Spielfilmdebüt des Venezolaners Lorenzo Vigas als Blu-ray, DVD und digital. Der Film, dessen Drehbuch auf einer Vorlage des preisgekrönten Mexikaners Guillermo Arriaga (AMORES PERROS, 21 GRAMM, BABEL) basiert, gewann bei den Internationalen Filmfestspielen Venedig 2015 den Goldenen Löwen und geht für Venezuela ins Oscar®-Rennen als Bester fremdsprachiger Film. DVD und Blu-ray enthalten als besonderes Extra Lorenzo Vigas‘ Kurzfilm ELEFANTEN VERGESSEN NIE, der thematisch verwandt mit dem Langfilmdebüt ist. Der wohlhabende Armando holt sich für Geld junge Männer in seine Wohnung, die er betrachtet, aber nie berührt. Einer von ihnen ist der Straßenjunge Elder, der ihn beim ersten Treffen niederschlägt und ausraubt. Trotzdem sucht Armando weiterhin die Nähe des gut aussehenden Jungen. Dieser lässt sich zunächst nur des Geldes wegen auf ihn ein, doch nach und nach entwickelt sich eine unerwartete Intimität zwischen den beiden. Während Elder sich zunehmend öffnet, bewahrt Armando einen Rest Distanz. Um ihm nahe zu sein, ist Elder bereit, alles zu tun. Basierend auf einer Geschichte von Guillermo Arriaga (AMORES PERROS, 21 GRAMM, BABEL) inszeniert Regisseur Lorenzo Vigas ein gewaltreiches Liebesdrama über Liebe und Zurückweisung, falsche Vaterfiguren und fatale Begierden. Das spannungsvolle Spiel in den Straßen von Caracas um zwei Männer aus verschiedenen Welten gewann 2015 bei den Internationalen Filmfestspielen Venedig den Goldenen Löwen.
Wollen Sie sich auf ganz andere Jazzvariationen einlassen, dabei auf Musikalität und gute Hörbarkeit mit einigen ungewöhnlichen Hörevents nicht verzichten? Dann bekommen Sie bei den EPHEMERALS aus Großbritannien wirklich reichlich Gelegenheit. Unkonventionelle, sehr gute Musik mit vielen Elementen aus Soul, Jazz, Blues. Alles klingt ein wenig verändert, leicht verschoben, sprudelnd und quirlig, Halbtonschritte und sonore Brass-Elemente kombinieren sich mit hartem Keyboard- und E-Piano-Sound zu runtergefahrener, wie im Hintergrund weilender, epischer, dann wieder engagiert ganz vorne fordernder oder klagender Stimme. Das ist auch ungewöhnlich: Der Name des - sich ganz häufig in halber Hocke und gebückt an seinem Ausdruck arbeitenden - Sängers lässt an eine andere Erscheinung denken, Wolfgang Valbrun klingt irgendwie deutsch, aber kommt als soulige Black USA/GB mit teils französischen Wurzeln. Die Band um den Gitarristen Hillman Mondegreen, der auch Label-Betreiber ist, wird für
(c) Stefan Vieregg
viele eine Entdeckung sein. Thierry Lemaitre am Saxophon und Damian McLean-Brown mit eindringlicher Trompete sorgen zu zweit für herrliche Brasselemente, Jimi Needles konstant am Ball und schnell die Rhythmik an den Drums ändernd - viele Songs der Ephemerals haben ungewöhnliche Blackouts im Verlauf oder enden unerwartet, Wolfgang Valbrun wie ein Rugbyspieler im Dauerwiegeschritt und manchmal in Zeitlupe dazu im Vordergrund, James Graham am Keyboard modelliert und Adam Holgate formuliert sicher den Takt am Bass mit.
Enjoy Jazz weist völlig treffend auf "die urbane Fiebrigkeit des Rhythmus" hin. Die Texte besingen Liebe, reden über soziale Missstände, klagen über Verlust und Trauer. Einige sind vom Bandgründer, andere gehen auf Wolfgang Valbrun zurück. Zu den einprägsamen Titeln zählen Songs wie "You'll Never See Me Cry", "Egg Tooth" (neues Album) und "Astrea" . Wer in die Alben reinhören möchte, findet bei Soundclock reiche Gelegenheit.
Isabelle Schad (Berlin/Poznan) Solo für Lea Do. 19.10., Fr. 20.10.2017 TANZ * 20 Uhr, € 19 / erm. € 9. ORT Saal Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main
Die Berliner Choreografin Isabelle Schad hat eine außergewöhnliche choreografische Praxis entwickelt, die tief im Körper verankert und zugleich von Einflüssen aus der bildenden Kunst durchdrungen ist. Mit Solo für Lea setzt Schad ihre Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Körper, Bewegung, Bild und (Re)präsentation fort und schafft ein intimes Werk für die Ausnahmetänzerin Lea Moro. Ein getanztes Porträt, das mit den spezifischen Merkmalen von Moros Körper und dessen Rhythmen, Konturen, Farben und Energien spielt und diese sichtbar macht. Den zergliederten Körper der Tänzerin organisiert Schad neu und spielt mit Analogien und Form-Aspekten des Kubismus, sowie Picassos Zeichnungen aus einem Strich. Konzept, Choreografie: Isabelle Schad * Co-Choreografie, Performance: Lea Moro * Dramaturgische Begleitung: Saša Božić * Sound: Damir Šimunovićb * Lichtdesign, Technik: Bruno Pocheron *Kostüm: Charlotte Pistorius * Produktionsleitung: Heiko Schramm. Ermöglicht durch eine langjährige Zusammenarbeit mit Laurent Goldring. Eine Produktion von Isabelle Schad in Koproduktion mit Künstlerhaus Mousonturm im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main und SOPHIENSÆLE. Gefördert durch den Regierende Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und das Nationale Performance Netz (NPN) im Rahmen der Gastspielförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder. Unterstützt durch Wiesen55 e.V., Espace Darja, Casablanca und Goethe-Institut Marokko.
Laura Naumann hat für das Schauspiel Frankfurt ein Auftragswerk geschrieben. In ihrem „Hässlichen Universum“ bringt sie den Wunsch nach einer anderen Welt mit der real erfahrenen Wirklichkeit von 2017 in Kollision. Es inszeniert Julia Hölscher, deren Opern- und Schauspielinszenierungen u.a. am Staatsschauspiel Dresden, in München und Taschkent (Usbekistan) zu sehen waren. Seit 2015 ist sie Hausregisseurin am Theater Basel.
Wer sind WIR? Wie können wir angesichts eines allgemeinen Ohnmachtsgefühls gesellschaftliche Veränderungen erwirken? Brauchen wir neue Helden oder sind im postheroischen Zeitalter andere Strategien nötig? Fünf namenlose Figuren kristallisieren sich aus einem Text, der ohne klassische Figuration und Dialogführung arbeitet. Naumanns Figuren sind keine aggressiven Kämpfer, sie sind einfach, verletzlich, suchend. Auf der Suche nach einer Utopie. Wie ein funkelnder Stern im Universum taucht Rosa für sie auf: Eine Ikone, eine Revolutionärin, eine Möglichkeit, Dinge zu verändern. Verletzlichen Planeten gleich kreisen die fünf Figuren, die Naumanns Kosmos bevölkern, um ihre Sonne. Sie kommen sich näher, sie beginnen zu handeln und plötzlich erstrahlt die Welt: HUMANS MADE THE EARTH GLOW. – Aber dem Glanz wohnt ein Bild der Zerstörung, eine düstere Dystopie, inne. Laura Naumanns Text ist ein rhythmischer, pulsierender Chor, aus dem sich zart die Stimmen Einzelner erheben. Ein Text über ein sehr heutiges Lebensgefühl, das Ringen um Liebe und Halt in diesem großen und nicht immer hässlichen Universum.
Regie Julia Hölscher Bühne Paul Zoller Kostüme Susanne Scheerer Musik Tobias Vethake Dramaturgie Ursula Thinnes
mit Torsten Flassig, Sarah Grunert, Katharina Linder, Luana Velis, Uwe Zerwer
Uraufführung am 29. September, 20.00 Uhr, Kammerspiele weitere Vorstellungen: 30. September, 13./19./20./26./27. Oktober
Geschichten finden sich an den Stätten der Vergangenheit - oder den Orten des alltäglichen Lebens. Beschwingter Barock hat die Mauern gesprengt. In verwinkelten Gassen verbergen sich Erinnerungen und Überraschungen. Zu entdecken gibt es vieles. Ob das Schloss mit seinem verwunschenen Park, dem ein wenig ins Abseits geratenen Teehäuschen, Stumm-Orgel oder Orangerie, Landschaft zwischen Wald und Feld, alte Wege und vergessene Geschichten… Gesucht werden Texte über Episoden, Persönlichkeiten und Schauplätze aus der Stadtgeschichte Kirchheimbolandens. Umfang der Manuskripte: Prosa: bis zu 8.000 Zeichen (mit Leerzeichen) in Arial, 1,5 zeilig Lyrik: 1 DIN A4 Seite Einsendung bis: 31. Januar 2018 an: Donnersberger Literaturverein (DLV) Thyr-@web.de (Dr. Thomas Mayr) oder MonikaBoess@gmx.net (Monika Böss) Die Ergebnisse des Schreibaufrufs werden im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten vorgestellt. Eine Veröffentlichung in Buchform ist vorgesehen.
Musical IntensivTheater Der kleine Horrorladen Musical von Howard Ashman und Alan Menken
Samstag, 14. Oktober 2017
Sonntag, 15. Oktober 2017
Jeweils 19:30 Uhr
Neue Gebläsehalle Neunkirchen
Am Samstag, den 14. Oktober und Sonntag, den 15. Oktober, führt das IntensivTheater ab 19:30 Uhr das Erfolgsmusical „Der kleine Horrorladen“ in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen auf. Nach dem großen Erfolg von Jesus Chris Superstar kehrt IntensivTheater mit „Der kleine Horrorladen“ zurück nach Neunkirchen. Das Grusical, mit Musik von Alan Menken und dem Buch und den Gesangstexten von Howard Ashman, zählt zu den am häufigsten aufgeführten Musicals ohne festen Spielort. Es hat seine Ursprünge im gleichnamigen Film von Roger Corman. Der kleine Horrorladen ist ein skurriles Meisterwerk, das mit fetzig-grooviger, rockiger aber auch zum Teil wunderbar balladesker Musik zahlreiche Ohrwürmer bereithält und nach wie vor in moderner wie mitreißender Manier Jung und Alt verzaubert. IntensivTheater gibt dem Kultstück eine neue Bühne, die die Gäste auch im Zuschauerraum und im Foyer den gesamten Abend über mit kleinen Schauspielen, einem inszenierungsbezogenen Ambiente sowie thematisch abgestimmten Gaumenfreuden überrascht. Karten für die Veranstaltung von IntensivTheater in Zusammenarbeit mit der Neunkircher Kulturgesellschaft sind zum Preis von 49,90 Euro (PK1), 44,90 Euro (PK2), 39,90 Euro (PK3) bzw. 29,90 Euro (PK4) bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional (u. a. bei allen Pressezentren von Wochenspiegel und Saarbrücker Zeitung), unter der Tickethotline 0651 – 9790777 sowie online unter: www.nk-kultur.de/halbzeit erhältlich.
Am Freitag, den 13. Oktober, ist die A-Cappella-Formation Maybebop mit ihrem neuen Programm „sistemfeler“ ab 20 Uhr zu Gast in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen. Mit ihren Stimmen zaubern die vier A-Cappella-Artisten von Maybebop den Sound eines ganzen Orchesters auf die Bühne. Aber bei Maybebop ist alles mundgemacht. Frech, hochmusikalisch, intelligent und mit viel Humor zelebrieren Maybebop ihr neues Tourneeprogramm „sistemfeler“. Im Mittelpunkt stehen facettenreiche Eigenkompositionen mit bisweilen absurden Botschaften - angesiedelt zwischen Wahn und Witz. Ausgefeilte Choreografien, unterstützt von einem perfekten Licht- und Sounddesign, sorgen für eine tolle Bühnenshow. Die Band zeichnet sich auch durch ihre große Publikumsnähe aus. Eindeutige Highlights sind daher die Aktionen „Wünsch dir was“, der „Karaoke“-Part, bei dem ein Zuschauer aus dem Publikum spontan auf die Bühne kommt und der Improvisationssong aus Wörtern, die das Publikum zuruft. Ein Abend mit Maybebop, das ist wie akustische Erdbeeren mit ganz dick Schlagsahne obendrauf. Karten für die Veranstaltung sind zum Preis von 25,80 Euro bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional (u. a. bei allen Pressezentren von Wochenspiegel und Saarbrücker Zeitung), unter der Tickethotline 0651 – 9790777 sowie online unter: www.nk-kultur.de/halbzeit erhältlich. Der Preis an der Abendkasse beträgt 27 Euro.
Ephemerals Sa 14.10.2017 Karlstorbahnhof Heidelberg VVK: 18 € zzgl. Geb AK: 22 € Beginn: 21:00 Einlass: 20:00 Tickets kaufen Land: Frankreich / Großbritannien / USA
Besetzung:
Wolfgang Valbrun: voc
Hillman Mondegreen : g
James Graham : kb
Adam Holgate : b
Jimi Needles : dr
Thierry Lemaitre : sax
Damian McLean-Brown : tp
Drei Tage hatten die Ephemerals im Studio Zeit, um ihre erste Platte „Nothing is Easy“ (2014) aufzunehmen. Die Songs von Hillmann Mondegreen waren bereits geschrieben, die anderen Musiker kannten die Stücke noch gar nicht, und zusammengespielt hatten sie in dieser Konstellation bislang ebenfalls nicht. Die Band entstand während der Produktion. Und die Session hatte es in sich: Aus dem Moment heraus wurden die Songs aufgenommen – zuweilen war der erste Take auch der einzige. Man hört das! Es gibt diese rohe, spontane Dynamik, die Freude und Überraschung über das gerade Entstehende. Die Platte hat Soul, und Soul ist es auch, was in der Stimme des smoothen Sängers Wolfgang Valbrun in jeder Phrase aufscheint. Die Ephemerals werden gerne als Teil einer größeren Retro-Welle verstanden, auf der in den letzten Jahren Sharon Stone oder Charles Bradley gesurft sind. Aber Retro ist hier kein Schimpfwort. Im Gegenteil: Bei den Ephemerals bedeutet es zugleich Huldigung glorreicher Soulzeiten und unbedingtes Zeitgenossentum. Denn natürlich fließt die Gegenwart in diese Musik ein, in die urbane Fiebrigkeit des Rhythmus. Das kann man ganz besonders auf dem neuen Album „Egg Tooth“ hören, das noch ein bisschen vielgestaltiger und offener ist, sich in Jazzgefilde ebenso verirrt wie in die des Afrobeat. Bei der Entstehungsgeschichte der Band und der Platten dürfte es niemanden verwundern, dass die Ephemerals live zu Höchstform auflaufen: Hochenergie-Soul garantiert!
»Woyzeck« von Georg Büchner Fassung von Roger Vontobel und Marion Tiedtke Jana Schulz ist Trägerin des renommierten Gertrud-Eysoldt-Ring 2016 und spielt in Roger Vontobels Inszenierung die Titelrolle des Woyzeck. »Woyzeck« ist das berühmteste Dramenfragment der Theatergeschichte und Büchner der berühmteste Dramatiker aus Hessen. Noch kurz vor seinem Tod 1837 hat der damals 23-jährige Doktor der Medizin mit seinen Szenen eine Dramaturgie der Moderne kreiert, die bis heute unsere Lese- und Seherfahrungen prägt: Kurze Sätze, abrupte Szenenenden, parallele Erzählstränge und schnelle Orts- und Zeitwechsel generieren eine Welt, die für den Menschen selbst zum Fragment wird. Woyzeck ist nicht nur das Opfer sozialer Verhältnisse oder ein pathologischer Musterfall. In seinem Drama seziert Büchner zugleich die Erfahrung einer neuen Obdachlosigkeit: ein Leben, das kein Sinn und keine Moral mehr zusammenhält, auch nicht das kleine Glück der Familie oder das große Glück der Liebe. Die Welt zerfällt in den Augen Woyzecks in eine Unverbindlichkeit, in deren Mitte er zum Spielball der Anderen wird. Der Gott, auf den Woyzeck sich beruft, hat die Welt längst verlassen. Woyzeck ist in Roger Vontobels Inszenierung ein Seismograph dieser zentralen Erfahrung des Fragmentarischen und des Sinnverlustes. Regie Roger Vontobel Bühne Claudia Rohner Kostüme Ellen Hofmann Musik Orm Finnendahl Video Clemens Walter Dramaturgie Marion Tiedtke Musiker Yuka Ohta, Marco Ramaglia, Tobias Hagedorn mit Anna Kubin, André Meyer, Friederike Ott, Wolfgang Pregler, Matthias Redlhammer, Fridolin Sandmeyer, Jana Schulz, Andreas Vögler u.a. Weitere Vorstellungen: 1./19./20./25./26. Oktober
Tanzfestival Rhein-Main 2017 Mo. 16. — Di. 31.10.2017 Die Premiere war ein voller Erfolg! 4000 Zuschauer kamen zum Tanzfestival Rhein-Main, das erstmals vom 30. Oktober bis zum 13. November 2016 in Darmstadt und Frankfurt stattfand. In diesem Jahr expandiert das Festival: Die zweite Ausgabe geht vom 16. bis zum 31. Oktober 2017 nicht nur in zwei, sondern in drei Städten über die Bühne – in Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt. Präsentiert werden Stücke von internationalen Choreografie-Stars ebenso wie Geheimtipps. Unter anderem mit dabei: der brasilianische Choreografen-Star Bruno Beltrão, der für seinen Stil zwischen HipHop und Avantgarde gefeiert wird und die Compagnie MAD mit einem XXL-Tanzkonzert. Außerdem freuen wir uns auf Emanuel Gat Dance, Eyal Dadon, Isabelle Schad und die “Winterreise” des Hessischen Staatsballets. Besonders stolz ist die Tanzplattform Rhein-Main auf die Projekte, die am Künstlerhaus Mousonturm und/oder beim Hessischen Staatsballett produziert wurden und die natürlich auch beim Festival zu sehen sein werden. Darunter: das Projekt “Makulatur” von der Frankfurter Regisseurin Ksenia Ravvina und der Choreografin Kristina Veit, Janna Pinskers und Wicki Bernhardts Lecture-Performance für Zuschauer ab 11 Jahren, May Zarhys Stück “Next to Near” und “Gute Pässe Schlechte Pässe” von Helena Waldmann. Ein weiteres Highlight ist der Tanztag am 21. Oktober, bei dem über 160 Schnuppertanzkurse zum Mitmachen im Rhein-Main-Gebiet angeboten werden. Darüber hinaus gibt es ein Rahmenprogramm u.a. mit Workshops für Tanzprofis, einem Tanztee, Künstlergesprächen und Partys. Terminplan 16.10. – 31.10. in Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden 16.10. – 28.10. / Mousonturm & Hessisches Staatstheater Wiesbaden / Ravvina/Veit: Makulatur 16.& 17.10. / Frankfurt LAB / Bruno Beltrão: INOAH 17. & 18.10. / Staatstheater Darmstadt / Helena Waldmann: Gute Pässe Schlechte Pässe 18. – 20.10. / Mousonturm / Olivia Hyunsin Kim: Miss Yellow and Me 19. & 20.10. / Mousonturm / Isabelle Schad: Solo für Lea 21.10. / Rhein-Main-Region / Tanztag Rhein-Main 2017 24.10. / Frankfurt LAB / Emanuel Gat & Awir Leon: SUNNY 24. & 25.10. / Mousonturm / May Zarhy & Hermann Heisig: Next to Near 24. & 25.10./ Mousonturm / Bernhardt/Pinsker: Heute mobben wir die Birds 25.10. / Staatstheater Darmstadt / Sol Dance Company - Eyal Dadon: Work in Progress 26.10. / Wartburg Wiesbaden / Antony Hamilton & Alisdair Macindoe: Meeting 26.& 29.10. / Hessisches Staatstheater Wiesbaden / Tim Plegge: Eine Winterreise 27.10. / Hessisches Staatstheater Wiesbaden / Cie MAD: Music for 18 Musicians 28.10. / Wartburg Wiesbaden/ Christoph Winkler: Urban Soul Café 28. & 29.10. / Hessisches Staatstheater Wiesbaden / SOL Dance Company - Eyal Dadon: Sale 31.10. / Staatstheater Darmstadt / Cie MAD: Music for 18 Musicians Tickets und weitere Informationen unter www.tanzplattformrheinmain.de und auf den Websites der jeweiligen Häuser.
Auf der Frankfurter Buchmesse sind tatsächlich 20 Verlage/andere Anbieter von regionaler Literatur aus Rheinland-Pfalz vertreten. Es sind zwar am wenigsten Publikumsverlage mit hoher Wirtschaftskraft oder größerem Angestelltenstamm wie all die anderen, die man so aus der Buchhandlung kennt, aber immer mehr Bürger versuchen sich mit Autorenschaft und Selbstverlegen. Was am meisten im Land gekauft wird sind Regionalia, Geschichte in der Region. Als ob eine große Identitätslosigkeit herrschen würde, die geschichtliche Legitimation gesucht würde. Wiederbelebung von aussterbenden Landschaften. Es ist einfach vielerorts weniger Gewachsenes zu spüren als in anderen Gegenden. Weniger gelebte, nur erinnerte Kultur? Dabei gibt es Geschichte und Wein am meisten in R.-P.! 2000 Jahre zurück und mehr sind kein Problem. Man muss auch sagen, nur damit lässt sich noch etwas verdienen. Denn Belletristik kommt sehr schlecht an.
A Portrait of Karl Marx
(c) John Jabez Edwin Mayall (1813–1901)
(via Wikimedia Commons)
Der 200. Geburtstag des Trierers Karl Marx steht 2018 in der abgeschlagenen Kulturstadt
an, im Mittelrheintal ein gemeinsames Projekt der «Rhein-Zeitung» aus Koblenz, der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) und der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, die das Absterben und Zerfallen der geschichtsträchtigen Gegend in den Köpfen der Weltkulturerbe-Bewohner, aber auch vor allem der Touristen, aufhalten soll. Am Mittelrhein wird gebloggt und ausgetauscht. Es geht um das Leben der Menschen zwischen Bingen und Koblenz, ihrem Aufwachsen, ihrem Leben und Lieben, ihrem Hadern am Mittelrhein, wie Annette Nünnerich-Asmus als Vorsitzende des Verlags-Karrees erklärt. Dies ist ein Zusammenschluss von Kleinverlagen, die den Anschluss an den Buchhandel erfolgreich umsetzen wollen. Alles Erzählte wird gesammelt und zusammengetragen, im Blog angeboten, Veranstaltungen und Termine fehlen nicht. Bestes Ambiente für an Geschichte interessierte Touristen.
Burg Katz und Loreleyfelsen, von Dreiburgenblick bei Patersberg (c) Alexander Hoernigk (via Wikimedia Commons)
Das ungewöhnlichste Liebespaar der Filmgeschichte! Mit Leidenschaft und Kühle verbindet Regisseurin Ildikó Enyedin die magische Welt des Traums mit einem Gesellschaftsportrait. Ein Schlachthaus in Budapest: Mária (Alexandra Borbély) ist neu hier – und als Qualitätskontrolleurin wird sie nicht sonderlich nett empfangen, zumal sie autistisch ist und sich deswegen besonders stark daran hält, was in ihrem Handbuch steht. Fast alle Kollegen meiden Mária, aber immerhin mit dem Finanzchef Endre (Géza Morcsányi), der halbseitig gelähmt ist, versteht sie sich. Die beiden bauen ein besonderes Verhältnis zueinander auf, das sogar noch viel außergewöhnlicher ist, als es zunächst den Anschein hat. Nachdem ein für die Rinderzüchtung vorgesehenes Präparat geklaut wird, das die Tierlibido steigert, werden alle Angestellten des Schlachthauses zu einem psychologischen Test verpflichtet. Das Ergebnis der Untersuchung belegt die spezielle Verbindung von Mária und Endre: Wie es aussieht, haben die zwei Kollegen jede Nacht beide denselben Traum. Sie träumen, dass sie Hirsche sind, die einander in einem verschneiten Wald treffen… Dieser Film ist keine Hollywood-Liebesgeschichte wie Pretty Woman. Regisseurin Ildikó Enyedi erzählt die komplexe Geschichte der Liebe zweier Außenseiter als poetisches Gleichnis, in einfacher Ästhetik, die manchmal an Kieslowskis DEKALOG erinnert. Der Gewinner des Goldenen Bären 2017! Von Ildiko Enyedi Mit Alexandra Borbély, Morcsányi Géza, Réka Tenki mehr Ungarn
Ohne Schlüssel und Schloss? – Chancen und Risiken von Big Data Ausstellungseröffnung im mpk
Wer je in einer vollbesetzten U-Bahn beobachtet hat, wie alle Mitfahrenden in ihre jeweiligen technischen Geräte vertieft sind, kann sich des Verdachts nicht erwehren, es handele sich um eine kulturelle Fetischisierung, der wir als gesamte Gesellschaft anheimgefallen sind. Fetische, das hat der Kulturtheoretiker Hartmut Böhme in seiner Schrift „Fetischismus und Kultur“ beschrieben, zeigen, was in einer Gesellschaft als Begehren oder Angst zirkuliert. In diesem Sinn lassen sich aber nicht nur modernste IT-Geräte verstehen, sondern auch Objekte früherer Zeiten, die dazu gedient haben, Dinge vor den Blicken oder dem Gebrauch Unbefugter zu schützen. Auch an ihrer Herstellung, mechanischen Raffinesse oder bildlichen Einbindung lassen sich Wünsche, Begehren und auch Ängste ablesen, die uns Hinweise auf kulturelle Praktiken der jeweiligen Gesellschaft zu geben vermögen. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, zeigt vom 17. September bis 18. Februar mit der Sonderausstellung „Ohne Schlüssel und Schloss? Chancen und Risiken von Big Data“ eine groß angelegte Gegenüberstellung historischer Schlösser und Verschlussobjekte auf der einen und modernster IT-Technologie zur Datenerfassung und Codierung auf der anderen Seite. Und alles in einer Gegend, in der das Betreten von fremden Räumen einen ganz eigenen Stellenwert hat. Das Schloss als lebenswichtig für Intimität und Individualitat. Je mehr Assoziale desto mehr unerlaubte Heimsuchungen. Die kulturelle und freiheitliche Entwicklung meist am Boden, je nördlicher es wird. Die Ausstellungsmacher präsentieren ein innovatives Ausstellungskonzept mit rund 70 Exponaten aus dem In- und Ausland und eigens für diese Schau entwickelten interaktiven Stationen. Ziel dieser Ausstellung ist, zu zeigen, wie sich, vom Gefühl des Bewahrens und der Versicherung her, entwickelte Verschlussobjekte früherer Zeiten zutiefst menschlich präsentiert haben, um ihre jeweiligen Funktionen erfüllen zu können. Wie sie auch gestaltet sein mochten, ihre „Grenzziehung“ und damit ihr körperlicher Bezug ist auch heute noch auf einen Blick zu erfassen; das gilt für Big Data keineswegs, denn beim Digitalen handelt es sich um Serviceleistungen, die wir selten unmittelbar verstehen können. Zu den klassischen Exponaten dieser Ausstellung zählen nicht allein in faszinierender handwerklicher Präzision hergestellte Schlüssel und Schlösser, vielmehr wird ein Bogen gespannt von mittelalterlichen Minnekästchen und Buchkassetten über verschließbare Gefäße für heilige oder medizinische Ingredienzien, von Briefladen, Zunft- und Reisetruhen bis hin zum Keuschheitsgürtel und Sargschlüssel des 19. Jahrhunderts. Möbel mit Geheimfächern konnten Politik beeinflussen, wie der Sekretär, der als „corpus delicti“ am Ablauf der so genannten „Spiegel-Affäre“ von 1962 beteiligt war oder wie es die Enigma im Krieg mit ihrer Verschlüsselungstechnik tat. Und heute? Mit welcher Wertschätzung und Achtsamkeit behandeln wir heute unsere für schützenswert befundenen kleineren und größeren Geheimnisse? Sind uns Rückzugsräume und Privatsphäre noch genauso wichtig wie ehemals? Oder geben wir sie nicht geradezu gerne auf, um dafür wahlweise entweder größeren Komfort und Bequemlichkeit und/oder eine Verbesserung unserer Leistungen und Performances erzielen zu können? Um das vielfältige Erfassen unserer Daten im Alltag sichtbar werden zu lassen, haben unterschiedliche Forschungsinstitute (Technische Universität Kaiserslautern, Deutsches Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz, Universität Stuttgart, Fraunhofer IESE) eigens für diese Ausstellung interaktive Stationen entwickelt. Dazu gibt es während des gesamten Aus-stellungszeitraums großzügig zur Verfügung gestellte IT-Technologie von Firmen, die ihren Sitz größtenteils in Kaiserslautern haben. Besucher und Besucherinnen sehen und erleben diese Objekte nicht nur, sondern bewegen sich mit den Ausstellungsstücken, die sie nutzen und gebrauchen durch die Räume. Doch was geschieht, wenn der eigene Museumsbesuch in einen Score einfließt, der unser Verhalten während des Rundgangs bewertet? Eine vom DFKI Kaiserslautern programmierte App provoziert auch solche Fragen nach Screens, Scores und Rankings. Automatisch erkennt die intelligible Software Besucherpositionen; sie spielt in Echtzeit Informationen zum Aus-stellungsstück auf das Display des eigenen Smartphones. Zudem erhält man mit der App Rabatte auf den Eintritt und Empfehlungen für den Ausstellungsrundgang. Allerdings sind diese Serviceleistungen – wie auch sonst in der Welt des Internets – nicht folgenlos: Das spüren die Besucher gegen Ende ihres Rundgangs, wenn sie bemerken, wie sehr sie Teil der Ausstellung, ihrer Regeln und Bedingungen geworden sind.
Richard III Regie: Jan Bosse Heiko Raulin, Wolfram Koch Foto: Arno Declair
Richard III! Ein stark behinderter, egomanischer, depressiver und aggressiver, resignierter und hasserfüllter, psychotischer und gerissener Volksschreck und grausamer Tyrann war den Tudors gerade recht. Er löschte auf dem Weg zum Thron fast die gesamte Verwandtschaft der Häuser York und Lancester aus, zumindest alle wichtigen Personen bezüglich potentieller Königskandidatur, nahm den Tudors viel politisch-kriegerische Arbeit ab, ersparte Attentate und Überfälle, Kriege und Verluste an Soldaten, Waffen, Wertgegenständen und Geld und entledigte sie einer großen Last auf den Schultern. Der Wüstling und Psychopath Richard III, am Ende alleine auf sich und seine wenigen Soldaten gestellt, ohne weitere Unterstützung aus dem Reich, den Angreifern fast hilflos ausgesetzt, "Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!", ermöglichte ergo den Tudors einen leichten Zugang zu Macht und Thron. Sein Bezwinger war Heinrich von Richmond aus dem Hause Tudor, der sich in Frankreich zum Widerstand und geplanten Angriff aufhielt. Nur Richard III stand noch im Weg. Richmond heiratete nach dem Sieg Elisabeth aus York, wurde als Heinrich VII. König von England und brachte den ersehnten Frieden zwischen den Yorks und Lancesters. Wie sich verblüffenderweise rausstellte war Richard Gloucester/III gar nicht so entstellt, wie ihn die Sage darstellte, sondern hatte nur eine starke Skoliose mit schräger Schulter. Dies konnte man nach jahrhundertlanger Ruhe in der Erde im Jahr 2012 bei einer Obduktion der Reste, die man von ihm unter dem Parkplatz des Sozialamtes von Leicester fand, bestimmen. Verrückt auch der Gegensatz von blutrünstigem Herrscher und sozialer Bedürftigkeit. Der Sozialdarwinismus hat sich schon lange in die Köpfe der Menschheit gefressen und zementiert. Heute käme ein skoliotisch Behinderter diesen Ausmaßes kaum noch in den Genuss der medienwirksamen Yellow Press-Bilderbuchthrone. Aber immerhin wäre er wohl noch finanziell abgesichert, oder ein verstoßener Kandidat fürs Sozialamt der Royals? In Frankfurt a.M. startete das Schauspiel die neue Spielzeit unter neuer Intendanz von Anselm Weber aus Bochum mit einem heftig-schweren Brocken, verwirrend aufgrund der Komplexität des Geschehens und den Verflechtungen innerhalb des königlichen Stammbaums bei gleichbleibendem Personal des Theaters (10 Schauspieler), was Mehrfachbesetzungen bedeutet. Zum Glück gab es im Programmheft eine Übersicht, die Aktionen der Betreffenden (wer killte wen) und Verwandtschaftsgrad festhielt. Solchermaßen ausgerüstet konnte man sich in das regelrechte All-Terrain-Spiel der Schauspielcrew zwischen den beiden Thronen der Lancesters und Yorks (vereint und entzweit im Haus Anjou-Plantagenêt, das immerhin 250 Jahre Könige in England stellte, fortgeführt mit den Tudors) und immer auf, um oder im Grabhügel der Geschichte absinken lassen und 210 Minuten die Abgründe des Richard III erkunden. Mit großem Engagement und hervorstechendem Können, verbissener und hervorragender Ausdauer tauchte uns Wolfram Koch als ruheloser Richard Gloucester, später König Richard III in die Psychopathie dieser Shakespeare- und historischen Figur, ließ das Publikum in jedem Satz und jeder Handlung die Unmenge Blut spüren, die sie vergoss, um sich nach all der erlittenen Schmach und Pein als Krüppel den wichtigsten Mann im Reich zu nennen. Wie grauenhaft muss es gewesen sein, einem solchen Wahnsinnigen ausgeliefert zu sein. Zwischen Lug und Trug, Überzeugungskunst und Bettelei hin- und herpendelnd lavierte er durch die Familie, lockte die herbei, die weg mussten, und löschte jeden potenziellen Widersacher aus, selbst der jüngste Prinz und die jüngste Prinzessin - Kinder - mussten dran glauben. Dennoch hatte Jan Bosse, der souverän und ungewöhnlich Regie führte, alles so mit Slapstickepisoden und -komponenten durchsetzt, dass die Übertreibung eher zum Lachen brachte, das Bedrohliche, das Unmenschliche, Herzinfarktogene entschärfte. Der Sog inmitten des Kunststoffsplittberges als Altar der Opferung zog einen nach dem anderen hinab. Und dass Richard III dann auf dem Thron hoch über dem Sog positioniert wurde, bedeutete nichts anderes als dass sein Fall noch tiefer werden würde. Das feingeschnittene Gestein ist wohl auch ein Zeichen für die Zerstörung eines einst mächtigen Felses. Der machtbesessene, zeitweise in einem glitzernden spacigen Anzug/"mit Silber und funkelnden Steinen besetzter" Herrscher war schon zu Beginn mit voller Kraft lebensmüde kopfüber in den Haufen gesprungen. Eingeläutet durch gewaltige Nebel- und Rauchwolken um den letzten Herrscher der Yorks, Geschützdonner, Feuer und Kampf symbolisierend, wurde er von Richmond auf dem Schlachtfeld getötet. Am Vorabend der Schlacht schon die Botschaften der Geister Edwards, König Heinrichs und aller anderen von ihm Ermordeten, die ihm seinen Untergang prophezeien. Und so geht es los: Richard III erklärt und rechtfertigt sein grausames Tun immer wieder, hier die Stelle gleich zu Beginn des Stücks: "Ich, um dies schöne Ebenmaß verkürzt, Von der Natur um Bildung falsch betrogen, Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt In diese Welt des Atmens, halb kaum fertig Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend, daß Hunde bellen, hink ich wo vorbei; Ich nun, in dieser schlaffen Friedenszeit, Weiß keine Lust, die Zeit mir zu vertreiben, Als meinen Schatten in der Sonne spähn Und meine eigne Mißgestalt erörtern; Und darum, weil ich nicht als ein Verliebter Kann kürzen diese fein beredten Tage, Bin ich gewillt, ein Bösewicht zu werden Und feind den eitlen Freuden dieser Tage. Anschläge macht' ich, schlimme Einleitungen, Durch trunkne Weissagungen, Schriften, Träume, Um meinen Bruder Clarence und den König In Todfeindschaft einander zu verhetzen. Und ist nur König Eduard treu und echt, Wie ich verschmitzt, falsch und verräterisch, So muß heut Clarence eng verhaftet werden, Für eine Weissagung, die sagt, daß G Den Erben Eduards nach dem Leben steh'.” Er hat Langeweile, der rastlos zwischen den Welten Herumirrende! Er kann sich selbst nicht mehr ausstehen, möchte ein Bösewicht werden. Wie inhaltsleer diese Motivation. Und dann der fadenscheinigste aller Gründe, der Buchstabe G, er reicht für einen Mord. George von Clarence (völlig überrascht und ungläubig Sebastian Reiß, auch als Stanley, Bürger und Geist) ist dran, er wird Opfer dieser gestörten Kotzbrocken-Haltung und erklärt den "Grund": “[...] ein Deuter sagt' ihm, daß durch G Enterbung über seinen Stamm ergeh'; Und weil mein Name George anfängt mit G, So denkt er, folgt, daß es durch mich gescheh'. Dies, wie ich hör, und Grillen, diesen gleich, Bewogen Seine Hoheit zum Verhaft.“ So geht das die ganze Zeit, R III (er)findet Gründe und hat einen Heidenspaß dabei die Kandidaten einzufangen. Die Hinterbliebenen beben vor Zorn und Wut und sind ohnmächtig dem Tyrann ausgeliefert. Er mimt den Reumütigen, Ergebenen und fordert Strafe für sich, wäre er denn schuldig. Gerade Königin Elisabeth (voller Hass Claude de Demo, auch Bürger und Geist), die Tochter des von ihm ermordeten Edwards IV., Nichte des Clarence, möchte er gewinnen durch Beteuerungen, dass ihm alles wahnsinnig leid täte. Sie solle sich rächen, ihn bestrafen, indem sie ihn strangulieren möchte. Sie schafft es nicht, lehnt sein Heiratsbegehren ab. Sie soll seine Nachfahren auf die Welt bringen, die Lady Anne von York, die R III auf den Thron brachte (erniedrigt Katharina Bach, auch als Prinz Richard von York, Bürger, Geist und flinker Klettermaxe Tyrell in schwindelnder Thronhöhe), nicht mehr gebären kann, weil sie im Hausarrest verstarb. Seine Mutter (mit sonorer Stimme Mechthild Großmann) verflucht die Frucht ihres Leibes. Alle sind schuldig, keiner ist reinen Gewissens, die Anjou-Plantagenêts soll keiner vermissen. Die Regie hat alle Bühnenillusion so gut wie aufgehoben, es herrscht ein offener Raum, ein offenes Drama, eine beliebige Zeit in der Optik, modernisiert, außer dem Thron keine historischen Bezüge, Schauplätze verwaschen, nur angedeutet. Die Schauspieler bewegen sich nah am und mitten zwischen den Bürgern (was der neue Intendant auch als Motto seiner Theaterarbeit hervorhebt), integrieren die Zuschauer, lassen sie deklamieren, agieren aus den Reihen, schütteln den ein oder anderen Besucher, kehren zurück ins Off, verlassen den Theaterraum, kommen an anderer Stelle wieder herein. Ein reges Treiben belebt den Abend, hinauf, hinab Stürmende, tobender R III, reizende weibliche Ansichten bei Katharina Bach, Männermuskeln bei Sebastian Kuschmann, der als Hastings, Mörder, Bürger, Geist unterwegs war, den Zuschauerinnen in den vorderen Reihen die Hand küsste. Theatralisch laute Passagen vertreiben die Müdigkeit, wie aus dem Lehrbuch gefordert knallt, scheppert und tobt es. Blut einmal locker aufgelegt. So schafft man den langen und anstrengenden Abend gut, aber am Ende fehlt die Puste für tosenden Beifall, starker geht allerdings noch, die Besucher erschöpft und am Ende, zollen Tribut und sinken langsam um. Ein Schauspiel, das man nicht so schnell vergessen wird, es hat sich eingeprägt und beschäftigt noch viele Nächte lang ...