THE MEDIUM / SATYRICON
GIAN CARLO MENOTTI 1911-2007
BRUNO MADERNA 1920-1973
JUN 2019DO 20. SA 22. MO 24. DO 27. SA 29.
THE MEDIUM
Tragödie in zwei Akten
Text vom Komponisten
Uraufführung am 8. Mai 1946, Brander Matthews Theater, Columbia University, New York
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
SATYRICON
Oper in einem Akt
Text vom Komponisten nach Satyricon (um 60 n. Chr.) von Petronius
Uraufführung am 16. März 1973, Circustheater, Scheveningen
Mehrsprachig mit deutschen Übertiteln
Einführung jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot
Madame Flora inszeniert Séancen, die sie sich gut bezahlen lässt. Ihre tagträumende Tochter Monica und der stumme Waisenjunge Toby, für den Monica liebevolle Gefühle hegt, helfen ihr dabei. Floras Klienten sind fest davon überzeugt, durch sie Kontakt mit verstorbenen Angehörigen aufnehmen zu können. Sie selbst hält wenig vom Übernatürlichen — bis zu dem Tag, an dem sich ihr aus dem Nichts eine kalte Hand um den Hals zu legen scheint. Die verunsicherte Flora macht Toby dafür verantwortlich, und das Unglück nimmt seinen Lauf … Gian Carlo Menottis Begegnung mit einer englischen Baronesse, welche regelmäßig »Kontakt zu ihrer verstorbenen Tochter aufnahm«, hatte den Komponisten so tief erschüttert, dass er das Thema zum Sujet seiner Oper machte. Nachdem sich Arturo Toscanini als großer Fan des Werks entpuppte, gelang Menotti mit The Medium der internationale Durchbruch. Allein in New York wurde das Werk im Jahr 1947 rund 200 Mal gespielt. Kurz darauf kam aus Rom der Auftrag zu einer Verfilmung, die der Theaterenthusiast Menotti selbst realisierte und die bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 1952 ausgezeichnet wurde. Kritische Stimmen bezeichneten die musikalische Sprache Menottis immer wieder als »banal« oder »oberflächlich«. Die immense Popularität des Komponisten sowie seine Verwurzelung in der Tradition schienen ihnen in die Hände zu spielen. Dem hielt Menotti gelassen entgegen: »Die Tonalität mag vielleicht nicht notwendig sein, aber ihre dramatische Funktion ist bisher durch kein äquivalentes Mittel ersetzt worden. Wie die Schriftsteller und Lyriker der Gegenwart bediene ich mich lieber einer ›gesprochenen Sprache‹.«
GIAN CARLO MENOTTI 1911-2007
BRUNO MADERNA 1920-1973
JUN 2019DO 20. SA 22. MO 24. DO 27. SA 29.
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THE MEDIUM
Tragödie in zwei Akten
Text vom Komponisten
Uraufführung am 8. Mai 1946, Brander Matthews Theater, Columbia University, New York
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Nikolai Petersen
Madame Flora Meredith Arwady
Monica Louise Alder
Mrs. Gobineau Barbara Zechmeister
Mr. Gobineau Dietrich Volle
Mrs. Nolan Kelsey Lauritano
Ensemble (c) Barbara Aumüller |
SATYRICON
Oper in einem Akt
Text vom Komponisten nach Satyricon (um 60 n. Chr.) von Petronius
Uraufführung am 16. März 1973, Circustheater, Scheveningen
Mehrsprachig mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Simone Di Felice
Trimalchio Peter Marsh
Fortunata Susanne Gritschneder
Habinnas Theo Lebow
Scintilla Ambur Braid
Criside Karen Vuong
Eumolpus Mikołai Trąbka
Einführung jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot
Madame Flora inszeniert Séancen, die sie sich gut bezahlen lässt. Ihre tagträumende Tochter Monica und der stumme Waisenjunge Toby, für den Monica liebevolle Gefühle hegt, helfen ihr dabei. Floras Klienten sind fest davon überzeugt, durch sie Kontakt mit verstorbenen Angehörigen aufnehmen zu können. Sie selbst hält wenig vom Übernatürlichen — bis zu dem Tag, an dem sich ihr aus dem Nichts eine kalte Hand um den Hals zu legen scheint. Die verunsicherte Flora macht Toby dafür verantwortlich, und das Unglück nimmt seinen Lauf … Gian Carlo Menottis Begegnung mit einer englischen Baronesse, welche regelmäßig »Kontakt zu ihrer verstorbenen Tochter aufnahm«, hatte den Komponisten so tief erschüttert, dass er das Thema zum Sujet seiner Oper machte. Nachdem sich Arturo Toscanini als großer Fan des Werks entpuppte, gelang Menotti mit The Medium der internationale Durchbruch. Allein in New York wurde das Werk im Jahr 1947 rund 200 Mal gespielt. Kurz darauf kam aus Rom der Auftrag zu einer Verfilmung, die der Theaterenthusiast Menotti selbst realisierte und die bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 1952 ausgezeichnet wurde. Kritische Stimmen bezeichneten die musikalische Sprache Menottis immer wieder als »banal« oder »oberflächlich«. Die immense Popularität des Komponisten sowie seine Verwurzelung in der Tradition schienen ihnen in die Hände zu spielen. Dem hielt Menotti gelassen entgegen: »Die Tonalität mag vielleicht nicht notwendig sein, aber ihre dramatische Funktion ist bisher durch kein äquivalentes Mittel ersetzt worden. Wie die Schriftsteller und Lyriker der Gegenwart bediene ich mich lieber einer ›gesprochenen Sprache‹.«
Wenn Trimalchio zum Diner lädt, dann wird aus dem Vollem geschöpft, als gäbe es kein Morgen. Der ehemalige Sklave, inzwischen auf unlauterem Weg zu Reichtum gelangt, frönt ganz unverschämt Ekstase und Überfluss. Seine Frau Fortunata, ein zügelloses Luxusweib, findet unter den Gästen schnell einen Lustknaben, während der Hausherr seine Unersättlichkeit mitteilsam auskostet. Die große Fresserei mit ihren lebensumarmenden Geschmacklosigkeiten kann jedoch über die Verfallszeit in einer Wohlstandsgesellschaft nicht hinwegtäuschen. Petronius' Romanfragment Satyricon um einen Haufen dekadenter Römer ist ein wahres Kaleidoskop erotischer Freizügigkeit und frivoler Verderbtheit. Nachdem Federico Fellini mit einer schillernd-grotesken Adaption 1969 sein großes Kinocomeback feierte, zog kurz darauf der italienische Avantgarde-Komponist und Dirigent Bruno Maderna nach und kreierte auf Basis der »Cena Trimalchiones« sein letztes Musiktheater. Indem er 16 autonome Nummern und 5 Tapes zusammenstellt, die variabel angeordnet und kombiniert werden können, fordert er die Interpreten auf, eine eigene Form für seine Kammeroper zu entwickeln. Mit der Gegenüberstellung von Szenerien aus dem antiken Rom und der eigenen aktuellen Wirklichkeit intendiert Bruno Maderna einen »politschen Akt«. Der Offenheit und Freiheit des Materials entspricht auf musikalischer Seite der Einsatz von Aleatorik und die immense Vielfalt an Allusionen und Zitaten.
Wie der Komponist selbst schmücken sich seine Figuren mit fremden Federn und Sprachen. Zugunsten des theatralen Experiments verabschiedet sich Maderna von der Idee eines fixen Werks und formuliert mit seinem wilden Ritt durch die Musik(theater)geschichte, der auch längst überhörte »Klassiker« nicht verschmäht, einen Kommentar auf die Institution Oper.
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