SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Montag, 9. November 2015

Wie war's bei der Premiere von ALPHA-OMEGA von Kevin O'Day in Mannheim?




Eines der Meisterwerke des Balletts am NTM ist ALPHA-OMEGA von Kevin O'Day mit seiner Premiere am 6. November 2015 geworden. Zum Ende der 14. Spielzeit der jetzigen Ensemblekonstellation und Aufgabe des alten Labels präsentierte der Ballettintendant und Choreograph zusammen mit seinem Kevin O'Day Ballett in Mannheim eine hervorragende Arbeit mit dem New Yorker Komponisten John King, dem Bühnen- und Kostümdesigner Thomas Mika, dem New Yorker Lichtdesigner Mark Stainley, Fotoarbeiten in Videoprojektion des Mannheimer Fotografen Peter Schlör und dem Kinderchor des Mannheimer Nationaltheaters.

(c) Hans Jörg Michel
John King, der für bedeutende Auftraggeber wie die Ballettensembles aus New York, Stuttgart und Monte Carlo komponiert und selbst Opern geschrieben hat, so Herzstück/Heartpiece nach einem Text von Heiner Müller, La belle captive nach Alain Robbe-Grillet und Dice Thrown nach Stéphane Mallarmé kam in 2015 noch mit Piano Vectors für 6 Flügel in New York zur Uraufführung. Er arbeitet seit 20 Jahren mit Kevin O'Day zusammen.

Thomas Mika, ein studierter Musiktheater-Regiesseur, hat mit 25 sein erstes Kostüm- und Bühnenbild für das Staatsballett Berlin geschaffen, arbeitet mit bedeutenden Ballettcompagnien zusammen und hat mit ALPHA-OMEGA seine vierte Kooperation mit Kevin O'Day. Er erhielt von O'Day die Gedichte FOUR QUARTETS von T.S. Eliot zusammen mit dem Auftrag und nutzte diese Inspirationsquelle, besonders die Gedichte SHIFTING STAR und SHAFTS OF SUNLIGHT, sowie die allgemeinen Impressionen von Landschaft.  Seine Idee der Lichtschächte am linken Bühnenbildrand gibt der Bühne etwas Martialisches, sie spucken allerdings ganz friedlich nur Licht und Sterne aus ... Die Sterne aus den Schächten werden zum begehrten Objekt, Kommunikationsmittel und Spielzeug.

Mark Stanley ist Associate Professor für Lichtdesign an der Bostson University und hat allein für 190 Premieren des New York City Balletts das Licht gestaltet. In satter Ausleuchtung ohne Aufdringlichkeit bekommt alles eine hohe Brillianz. Die Fotomotive von Thomas Schlör in Videoprojektion geraten so dominant in den Fokus des Zuschauers und bilden Kulisse für das Tanzgeschehen.

Kevin O'Day lässt vor Beginn seiner träumerischen Bühnenmetapher zu Geburt, Leben und Tod von einzigartigen Wesen, die wohl durch die Sterne im Universum symbolisiert werden, die Besucher 10 Minuten vor Beginn im Foyer abholen. Als singende Boten (eventuell T.S.-Elliot-Verse) strömen die Kinder in die wartende Menge und sammeln langsam alle Besucher. Gemeinsam betreten sie das Schauspielhaus, die Boten voraus. Die Zuschauer erwartet eine riesige Bühne mit Tiefe, Helligkeit wie bei Vollmond und ein bühnenbreiter Brunnen. Die Sonnenlichtschächte zur Linken und überall Sterne auf dem Boden. Ein Baum von Schlör überdimensional und wie beim Großteilepuzzle nicht vollständig auf den Zwischenwänden. Der Chor nimmt Platz am Wasser wie kleine buddhistische Mönche im Schneidersitz, allerdings in Weiß (alte Herrenoberhemden bewusst als "Kutten", das Gebrauchte). Die Verteilung der Sterne beginnt, Paare fangen an zu tanzen, eines spielt am Wasser, anderen liegen zwischen den Sternen, 1 Tänzer trinkt in biblischer Theatralik. Die von der Art her serielle Musik wandelt sich vom klassischen Streich-Quartett-Charakter zu experimenteller, elektronisch verzerrter. Spalier für Solotanz, ineinandergreifende Ketten von Tänzern, wildes Treiben zu aufleuchtenden Sonnenlichtschächten, kreuz und quer rennende Tänzer zur Auflösung von statischen Bildern sind Bausteine der Choreografie. Immer wieder rastet ein Paar am Wasser.

Alles eilt einem Höhepunkt entgegen, der im Jazzgesang von Antonia Schuchardt erreicht ist. Das Ende der Dinge, "The last days of fire and sun", kommt an, regungslose Tänzer aufgereiht am Boden, am Bühnenrand unterhalb des projizierten Baums bewegen sich Tänzer in einer Reihe wie bei einem ekstatischen Ritt oder wie bei einer rituellen Handlung zur an sich monoton-seriellen, dennoch rhythmischen Musik. Während sich eine Reihe immerzu verbeugt, bilden sich lose Gruppierungen auf der Bühne, am Ende dann eine Zeugenreihe der Tänzer, das Quartett betrachtend, mit dem Rücken zu den Zuschauern. In ihrem Rücken tanzen verschiedene Solotänzer und final fast das ganze Ensemble im Brunnen, die anderen davor hockend und die Wasserspiele unterstützend. Der Traum ist vorbei ...

(c) Hans Jörg Michel


Ein wirklich großartiges letztes Stück des Kevin O'Day Balletts, überzeugend, ästhetisch, spannend, mit fesselnder Musik in einem ungewöhnlichen Bühnenbild. Absolute Begeisterung bei den Premierengästen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen