Werden Kinder häufiger krank oder merken wir es erst heute, wie die Zustände sind?
Kopfschmerzen, Bauchweh, Überforderungen, depressive Verstimmungen, Klagen über stundenlange Hausaufgaben oder chronische Unterforderung, laute Klassenzimmer, dauernde Störung des Lernbemühens durch Mitschüler: Die Kinder in Deutschland haben vermehrt gesundheitliche Probleme, die durch den Stress in der Schule entstehen. Darauf haben die Kinderärzte bei einem Kongress in Weimar im März 2014 hingewiesen. Die Frage, die sie sich stellten oder auch die Antwort darauf gaben, lautete: "Schule macht krank?!?"
Die Kinder- und Jugendärzte haben vor allem die sogenannten somatoformen Störungen und Krankheiten im Auge, die auf schulische Be- und Überlastungen zurückzuführen sind. Außerdem seien auch ganz wesentlich die Familien ein Problem, so Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Man hat noch keine klare Datenlage, aber geht sehr stark davon aus, dass etwa 15 Prozent aller Kinder bereits mit psychischen Auffälligkeiten in die Schule kämen, in der Schulzeit würden dann bei insgesamt rund 25 Prozent aller Kinder und Jugendlichen psychische oder psychosomatische Befunde festgestellt, hieß es in Weimar.
Konkret würden in den pädiatrischen Praxen immer häufiger Schüler mit massiven Kopf- oder Bauchschmerzen oder auch Essstörungen, Ängsten, emotionalen Problemen oder depressiven Erscheinungen vorgestellt werden, die auch auf eine Überforderung in der Schule zurückzuführen seien, erläuterte Hartmann.
Diese liegt laut Büsching unter anderem daran, dass der Druck auf die Schüler durch die übereilte Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre, der schleppenden Umsetzung der Inklusion (sprich der mangelnden Integration und Gleichberechtigung sozial schwacher und/oder "bildungsferner" Familien, eventuell ergänzt durch Migrationshintergrund) und auch durch übersteigerte Erwartungshaltungen der Eltern zuletzt spürbar zugenommen hat.
Für Ärzte entsteht zunehmend die Gefahr, zum bloßen Reparaturbetrieb einer verfehlten Schulpolitik abzugleiten. Dies zeige sich auch dadurch, dass auch der Druck von Eltern und von Pädagogen auf die Pädiater zunehme, mehr Heilmittel an Kinder zu verordnen. (Man denke hier an Ritalin oder andere Mittel, die ruhigstellen oder stimmungsauflockernd, leistungssteigernd wirken sollen.) Mittel können allerdings das nicht auffangen, was Schulen heute vielen Kindern und jungen Menschen aufbürden - oder - und das muss man ergänzen - Familien mit ihren Sprösslingen anstellen.
Eine besondere Belastung sei Schule für an die 70.000 Schüler aus vorwiegend bildungsfernen Familien, die in jedem Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen müssen. Und die Kandidaten ihrerseits haben eine schlechte Prognose für Integration oder soziales Verhalten etc. In der Schule und auch schon in Kindertageseinrichtungen können eine entsprechende personelle und finanzielle Ausstattung mit Sozialarbeitern und hierfür qualifizierten Fachkräften helfen.
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