Das
Fastnachttier
Kannenbruch
stand am Fenster. Ein leichter Regen fiel, der dem Licht draußen
etwas Seltsames gab, der Regen macht das Licht wässrig. Auf dem Weg
am Fluß war ein andrer zu sehen, mit einem Sack auf dem Rücken.
Etwas weiter führte eine Brücke über den Fluß, darauf ging er zu,
im Lauf des Tages kamen immer wieder Männer mit Säcken auf den
Rücken, aus beiden Richtungen.
Pappeln,
hohe Bäume, das Grün dieser Blätter etwas Metallisches, die
Blätter in der Farbe von oxidiertem Kupfer, die Farbe macht die
Bäume unecht, verlieh ihnen jedoch gleichzeitig etwas Religiöses.
Der
Regen filterte das Licht also, vieles fing er in den Tropfen ein,
ließ es an anderer Stelle unbesehen versickern.
Bilder,
so oder so, die auf Kannenbruchs Augen trafen.
Vom
Uferdamm ging es steil in den Fluß; eine Möwe flog ins Bild. Sie
überflog die Brücke. Die Möwe, ihr Gefieder war hell, schneeweiß.
Ebenso weiß war ein Tuch, das Kannenbruch aus der Tasche zog, mit
dem er die Stirn wischt; auf der Stirn stand der Schweiß,
Kannenbruch war nicht zum Vergnügen aufgestanden, sondern weil ihn
der Schmerz aus dem Bett trieb.
Kurz
darauf bellte ein Hund. Kannenbruch ging zur Tür, öffnete. Vor der
Tür ein Mann, er mit einem viel zu großen Hut; Kannenbruch trat
einen Schritt zur Seite, der Mann mit dem Hut trat ein. Der andre
nahm den Hut dann ab, man sah sein Gesicht.
Er
zog ein Glas aus der Tasche. In ihm summte eine Fliege. Das Glas
stellte er auf den Tisch. Mit einem Deckel war es verschlossen, die
Fliege summte, brummte im Glas hin und her.
Feiner
Regen glitzerte.
Wie
das Flüssige das zu Stande brachte?
Draußen
knurrte, kratzte noch immer der Hund an der Tür.
Kannenbruch
schob das Tuch weg.
„Was
für ein schöner Tag. Sehen wir vom leichten Regen einmal ab“,
sagte er; lachte und er zeigte auf den Mantel da, auf dem fein das
Glitzern der Tröpfchen war.
Hinter
ihm stand sein Bett, das von vier aus Holz geschnitzten Figuren
getragen wird. Vier dicke nackte Männer knieten, hielten das Bett.
Die Männer trugen Röcke aus Bast.
„Bald
wird es Winter. Haben Sie sich schon auf den Winter vorbereitet,
Kannenbruch?“
Er
drehte den Hut, mit einer geschickten Bewegung, wie ein Kreisel
drehte er sich rasch ein paar Mal auf dem Tisch.
Er
ging zum Fenster, stand dort wie Kannenbruch kurz zuvor, sah dort die
Bilder, die Kannenbruch vor ihm gesehen hatte. Die Hände auf dem
Rücken. Stand schweigend, die Hände hinterrücks gefaltet.
Der
Mantel des Fremden sog die Tropfen nun auf.
Nach
und nach verlor sich der Glanz.
(c) Walter Brusius
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen