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TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
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Sonntag, 17. November 2013
Filmmusik: HANS ZIMMER, HENRI 4, The Huguenots

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Bewegende Ausstellungseröffnung in der Pfalzbibliothek über jüdische Schicksale: „Mög‘ der Himmel dich bewahren“
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Carola und Claus Tuteurs
Schicksal bewegt Ausstellungsmacher wie Besucher gleichermaßen: Kuratorin Claudia Germann und Institutsdirektor Roland Paul |
Bewegende Ausstellungseröffnung in der Pfalzbibliothek
Der Zuspruch des Publikums zur Ausstellungseröffnung in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern war überwältigend: Nahezu 150 Besucherinnen und Besucher lauschten dem Vortrag von Institutsdirektor Roland Paul, der das Schicksal der jungen Jüdin Carola Tuteur und ihrem Bruder Claus beleuchtete, deren Spur sich 1944 im Konzentrationslager Auschwitz verlor. Auch Zeitzeugen, die die Kaiserslauterer Familie Tuteur gut gekannt hatten, wie beispielsweise eine ehemalige Schulkameradin Carolas, waren unter den Gästen. Passend zum Thema gestaltete das Trio „Present Art Collection“ (Helmut Engelhardt, Martin Haberer und Günter Frölich) den Abend mit Klezmermusik. Herzstück der Ausstellung „Mög‘ der Himmel dich bewahren“, die die stellvertretende Pfalzbibliotheksleiterin Claudia Germann zusammengestellt hat, ist das Poesiealbum von Carola Tuteur, das die Bibliothek des Bezirksverbands Pfalz von einem belgischen Antiquar erwerben konnte. Es enthält zahlreiche Einträge, die Angehörige, Lehrerinnen und Freunde verfasst hatten. Zudem sind unter anderem ein Brief Carolas an ihre Eltern, Fotos, Dokumente sowie Nachrichten zu sehen, die die Großmutter der Kinder über den Auslandsdienst des Deutschen Roten Kreuzes an deren Eltern nach England geschickt hatte.
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Aufwändig gestaltet: Seite aus Carola Tuteurs Poesiealbum |
Carola Tuteur war die Tochter des in Kaiserslautern niedergelassenen Rechtsanwalts Paul Tuteur und seiner Frau Charlotte. 1925 geboren, wuchs sie mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Claus im Elternhaus in der Alleestraße 10 auf. Mit der Machtübernahme 1933 begann für die Familie eine schwere Leidenszeit. Die Kinder wurden 1938 nach Belgien gebracht, wo die Eltern sie in Sicherheit glaubten. Als die Tuteurs 1939 nach England emigrierten, misslang der Versuch, die Kinder zu sich zu holen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Belgien 1940 wurden die Kontakte immer weniger, bis sie schließlich ganz abbrachen. Carola und Claus, die bis Weihnachten 1943 in einem Versteck bei Brüssel lebten, wurden durch einen dummen Zufall von NS-Schergen gefasst, gefoltert, interniert und an Ostern 1944 nach Auschwitz deportiert. Da ihr genaues Todesdatum nicht bekannt ist, steht auf der 1955 verfassten Todeserklärung das Datum des Kriegsendes, der 8. Mai 1945. Paul und Charlotte Tuteur, die 1946 aus England in die Pfalz zurückkehrten, haben den Tod ihrer Kinder im Konzentrationslager nie verwunden. Er starb 1952 im Alter von 71 Jahren als gebrochener Mann, seine Frau überlebte ihn um 16 Jahre. Ihre letzte Ruhe fanden beide auf dem jüdischen Friedhof in Kaiserslautern.
Die Ausstellung „‚Mög‘ der Himmel dich bewahren‘: Aus dem Poesiealbum der Jüdin Carola Tuteur (1925-1945)“ ist bis 31. Januar in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern, Bismarckstraße 17, montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen (Eintritt frei). Bei Bedarf führt Roland Paul Schulklassen durch die Ausstellung; Lehrkräfte sollten sich unter der Telefonnummer 0631 3647-111 anmelden.
Filmmusik: HANS ZIMMER, HENRI 4, Belle qui tiens ma vie

Er gilt als einer der einflussreichsten und bekanntesten Filmkomponisten der Gegenwart und wurde bereits neun Mal für den Oscar, zehn Mal für den Golden Globe Award und neun Mal für den Grammy Award nominiert. 2010 bekam er einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. 2011 folgte ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin. (vgl. Wikipedia). Hans Zimmer hat für “König der Löwen”, “Fluch der Karibik”, “Gladiator”, “Der Prinz von Ägypten”, “Inception” und “Rendezvous mit einem Engel” - um nur einige zu nennen - die Filmmusik komponiert.
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Museum Angewandte Kunst, Frankfurt/Main: Urspeise Suppe in allerlei Gefäßen
Depotschau. Essen und Trinken: Suppe
Neues Präsentationsformat im Museum Angewandte Kunst
Mit dem Format "Depotschau" zeigt das Museum Angewandte Kunst eine gänzlich neue Präsentationskategorie. In Anlehnung an das Prinzip eines Schaudepots gewähren wir erstmals Einblicke in die ganze Fülle und Vielfalt unserer Sammlungsbestände. Gleichzeitig wird eine thematische Auswahl getroffen, eine Konstellation von Objekten gezielt konzipiert und präsentiert.
Zum Auftakt wendet sich die Präsentation ab dem 19. November dem Themenkreis "Essen und Trinken" zu und betrachtet unter dem Titel "Suppe" zuerst die Darreichungsform einer Urspeise. Rund 150 Suppengefäße aus allen Sammlungsgebieten zeigen die nahezu unerschöpfliche Formenvielfalt und die gestalterischen Höhepunkte vergangener und gegenwärtiger Zeiten.
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Filmmusik: HANS ZIMMER, HENRI 4, A Destiny Revealed
Hans Florian Zimmer (* 12. September 1957 in Frankfurt am Main), aufgewachsen in Falkenstein, ist ein deutscher Filmkomponist und Musikproduzent. Der Oscarpreisträger arbeitet in Hollywood.
Er gilt als einer der einflussreichsten und bekanntesten Filmkomponisten der Gegenwart und wurde bereits neun Mal für den Oscar, zehn Mal für den Golden Globe Award und neun Mal für den Grammy Award nominiert. 2010 bekam er einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. 2011 folgte ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin. (vgl. Wikipedia). Hans Zimmer hat für “König der Löwen”, “Fluch der Karibik”, “Gladiator”, “Der Prinz von Ägypten”, “Inception” und “Rendezvous mit einem Engel” - um nur einige zu nennen - die Filmmusik komponiert.
Er gilt als einer der einflussreichsten und bekanntesten Filmkomponisten der Gegenwart und wurde bereits neun Mal für den Oscar, zehn Mal für den Golden Globe Award und neun Mal für den Grammy Award nominiert. 2010 bekam er einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. 2011 folgte ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin. (vgl. Wikipedia). Hans Zimmer hat für “König der Löwen”, “Fluch der Karibik”, “Gladiator”, “Der Prinz von Ägypten”, “Inception” und “Rendezvous mit einem Engel” - um nur einige zu nennen - die Filmmusik komponiert.
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Prosa: TEUFELSKINDER (7) - Die Rache eines Weibes - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly
Die Rache eines Weibes
Fortiter!
Eines Abends gegen das Ende der Zeit Ludwig Philipps durchschritt ein junger Mann die Rue Basse-du-Rempart in Paris, die damals ihren Namen mit Recht führte, denn sie lag tiefer als der Boulevard und bildete einen stets schlecht beleuchteten finsteren Hohlweg, in den man vom Boulevard aus auf zwei Treppen hinabstieg, die einander sozusagen den Rücken zuwandten. Heutzutage besteht der Hohlweg nicht mehr, der sich ehedem von der Chaussee d'Antin bis zur Rue Cau- martin erstreckte, wo er die Höhe der Hauptstraße wieder gewann. Dieser Stadtgraben, wie man ihn hätte nennen können, in den man sich kaum bei Tage wagte, war nachts eine ganz üble Gegend. Im Dunkeln herrscht der Teufel. Er hatte dort eine seiner Standesherrschaften.
Ungefähr in der Mitte des Hohlweges, der auf der einen Seite von dem hoch sich hinziehenden Boulevard und auf der anderen von großen stummen Häusern mit verschlossenen Einfahrtstoren und etlichen Trödelläden umsäumt wurde, mündete ein enger ungedeckter Durchgang, wo der Wind, wenn er nur ein bißchen wehte, wie auf einer Flöte pfiff. Dieses Quergäßchen führte an einer Mauer und einigen Neubauten entlang zur Rue Neuve-des-Mathurins.
Der besagte, übrigens gewählt angezogene junge Mann, der den Hohlweg betrat, wandelte in diesem Augenblick selbstverständlich nicht auf dem Weg der Tugend. Er betrat ihn, weil er einem weiblichen Wesen nachging, das ohne Zaudern und ohne Verlegenheit vor ihm im verdächtigen Dunkel der Gasse verschwunden war.
Er war ein vornehmer junger Lebemann, ein gant jaune, wie man damals solche Leute nannte. Er hatte im Café de Paris umständlich zu Abend gegessen, sich sodann bei Tortoni (jetzt nicht mehr vorhanden) an das Geländer gesetzt und dort lässig die Weiber betrachtet, die den Boulevard hingingen. Eine nun war mehrere Male vorübergekommen, und ungeachtet dieses Umstandes und trotz der auffälligen Kleidung dieser Frau und ihrem gespreizten Gang, der sie hinlänglich kennzeichnete, und obgleich der junge Mann, der sich Robert von Tressignies nannte, schrecklich verlebt war und überdies gerade von einer Reise im Osten heimgekehrt war, wo er das Tierchen Weib in allen Rassen und Abarten reichlich kennengelernt hatte, war er der abendlichen Spaziergängerin doch beim fünften Vorbeigange gefolgt, wie ein Hund einer läufigen Hündin. Er verspottete sich selber mit diesem Vergleich, denn er besaß die Fähigkeit, sich zu beobachten und sein eigenes Tun und Lassen zu beurteilen, ohne daß seine Gedanken, so häufig sie mit seinen Taten nicht übereinstimmten, diese gehemmt hätten. Andererseits trübten seine Handlungen durchaus nicht seine Urteilskraft. Ein gräßlicher Doppelzustand!
Tressignies war über die Dreißig. Seine erste Jugend war in jener Oberflächlichkeit dahingegangen, die den Mann zum verliebten Affen, den Weibern gegenüber wenig wählerisch, machen. Darüber war er hinaus. Allmählich war er ein kühler und vielerfahrener Wüstling geworden, ein stark vergeistigter Genußmensch, der genug Betrachtungen über seine sinnlichen Schwächen angestellt hatte, um nicht mehr der Narr seiner Gelüste zu sein, aber auch weder Angst noch Abscheu vor irgendwelcher Empfindung verspürte. Eben hatte er den leisen Eindruck gehabt, etwas noch nicht Erlebtem nahe zu sein. Neugierig hatte er seinen Platz verlassen, gewillt, schließlich auch nur einem sehr alltäglichen Abenteuer nachzulaufen. In der Tat war das Frauenzimmer, das vor ihm herstolzierte, nichts weiter als eine Dirne der niedrigsten Klasse, aber sie war von so sichtlicher Schönheit, daß man sich wundern mußte, daß sie ihr nicht geholfen hatte, ein paar Sprossen höher zu klettern, daß sie keinen Verehrer gefunden, der sie dem Pfuhl der Straße enthoben hatte. Denn wo der liebe Gott in Paris ein hübsches Weib hinstellt, da setzt der Teufel rasch einen Narren dicht daneben, der es aushält.
Tressignies hatte aber noch einen besonderen Grund, daß er dem Frauenzimmer folgte. Es war nicht bloß die gebieterische Schönheit, die anderen Parisern vielleicht entging, weil sie nichts von wahrhaftiger Schönheit verstehen und ihr demokratisch gewordener Schönheitssinn jedweder Vornehmheit entbehrt. Diese weibliche Gestalt hatte eine Erinnerung in ihm erweckt. Sie war ihm wie jener Spottvogel über den Weg gehüpft, der so tut, als sei er eine Nachtigall, wie Byron wehmütig einmal in seinem Tagebuch sagt. Sie erinnerte ihn an eine andere Frau, die ihm anderswo einmal begegnet war. Es war sicher, ganz sicher, daß nur eine Ähnlichkeit vorlag, aber die eine glich der anderen zum Verwechseln, wenn sie auch nie in die Lage kommen konnten, miteinander verwechselt zu werden. Übrigens reizte ihn diese Ähnlichkeit mehr, als daß sie ihn verwunderte, denn er war ein viel zu erfahrener Beobachter, um nicht zu wissen, daß sich das menschliche Antlitz, dessen Formen sich in den Grenzen fester unbeugsamer mathematischer Gesetze bewegen, in einigen wenigen Grundarten immer wiederholt. Die Schönheit ist einheitlich; die Häßlichkeit vielgestaltig.
Aber selbst deren Mannigfachheit ist beschränkt. Unendlich ist nur der Ausdruck; denn dieser ist eine Offenbarung der Seele, die sich in den regelmäßigen wie unregelmäßigen, in den klaren wie in den wirren Zügen der Menschengesichter spiegelt. An derlei dachte Tressignies flüchtig, als er dieser Frau nachging, die den Schwall des Boulevard durchschnitt wie eine Sense, stolzer noch als die Königin von Saba des Tintoretto, in ihrem goldgelben Atlaskleid, dessen Falten beim Gehen raschelten und herausfordernd aufleuchteten. Umgetan hatte sie einen prächtigen türkischen Schal mit breiten weißen, scharlachroten und goldgelben Streifen; und von ihrem weißen protzigen Hut wehte bis auf die Schulter herab eine große rote Feder, eine »Trauerweide«, wie die damalige Mode sie nannte. An dieser Frau drückte diese Feder indessen alles andere denn Trübsal aus. Tressignies hatte erwartet, daß sie mit all ihrem Kokottenprunk in die hellerleuchtete Chaussee d'Antin einschwenken werde. Zu seinem Erstaunen betrat sie aber die Rue Basse-du-Rempart, den damaligen Schandfleck des Boulevards. Nicht so unerschrocken wie die Voranschreitende, zögerte der elegante junge Mann, aber nur kurz, ihr in seinen Lackstiefeln »dahinein« zu folgen.
Ein paar Augenblicke blieb das grelle Goldkleid im Dunkel des finsteren Loches verschwunden, aber alsbald, an der einzigen Straßenlaterne, der ersten lichten Stelle der Gasse, flackerte es wieder auf. Tressignies beeilte sich, die vor ihm Schreitende einzuholen. Das kostete wenig Mühe, denn sie ging langsamer, in Gewißheit, daß er ihr nachkäme. Als er nun ihr zur Seite war, wandte sie ihm ihr Antlitz zu und sah ihn an, scharf und dreist, wie Frauenzimmer ihrer Art dies zu tun pflegen. Er war tatsächlich wie geblendet von der Formenschönheit dieses Gesichts, das trotz der stark aufgetragenen roten Schminke im kärglichen fahlen Laternenlicht den warmen goldbraunen Ton der Haut darunter recht gut wahrnehmen ließ.
»Sie sind Spanierin?« fragte Tressignies, der in ihr eine hervorragende Vertreterin ihrer Rasse erkannte.
»Si!« gab sie zur Antwort. Spanierin sein, war zu jenen Zeiten (um 1825) etwas Besonderes. Das war gangbare Münze. Die Romane von damals, das Theater der Clara Gazul (von Prosper Mérimée), die Dichtungen Alfreds von Musset, der Tanz von Mariano Camprubi und Dolores Serral hatten die pfirsichfarbenen Frauen mit den Granatwangen in Mode gebracht. Nicht alle, die Spanierin zu sein vorgaben, waren welche. Diese hielt offenbar auf ihr Spaniertum nicht mehr als auf ihren sonstigen Staat. Ohne Übergang fügte sie dem einen spanischen Wort auf französisch hinzu: »Kommst du mit?« Sie duzte also jedermann wie die gemeinste Dirne aus der Rue de Poulies. Der Ton, die bereits heisere Stimme, die verfrühte Vertraulichkeit, dies göttliche Du – der Himmel im Munde einer geliebten Frau, aber üble Unverschämtheit in der Rede eines Weibes, der man nur der Erstbeste ist – hätte genügt, um Tressignies mit Ekel zu erfüllen und von dannen zu treiben, aber der Satan hielt ihn gefangen. Seine Abenteuerlust, im Verein mit grober Sinnlichkeit, beide geweckt beim ersten Anblick dieser Dirne, die ihn mehr reizte als bloß ein prächtiger, in Atlas schillernder Leib, hätten ihn in diesem Augenblick zu wer weiß was Tollem verleitet.
»Beim Teufel, ja!« sagte er. »Natürlich komme ich mit!« Und in Gedanken setzte er hinzu: Wie kann sie noch fragen? Ich werde mich morgen tüchtig abduschen.
Sie kamen an das Ende des Durchganges, wo man zur Rue-des-Mathurins gelangte. In diese gingen sie. Zwischen hohen Haufen von Ziegelsteinen und im Entstehen begriffenen Gebäuden türmte sich ein freistehender einzelner Bau. Offenbar hatte dieses schmale häßliche verfallene und trübselige Haus schon manche Sünde und manches Verbrechen in seinen grauen mürrischen Mauern beherbergt; und wohl war es nur erhalten geblieben, um ihrer noch mehr in sich zu bergen. Kaum hob es sich vom schwarzen Himmel ab. Es war ein blindes Haus, wenn man erleuchtete Fenster als die Augen eines Gebäudes ansieht. Nur eine kleine Laterne an einer langen Stange lauerte weit vorgereckt aus der Finsternis hervor, wie um die Vorübergehenden anzukrallen.
Dieses gräßliche Haus hatte die klassische halboffene Tür der üblen Orte. Drin führte ein kümmerlicher Gang zu einer Treppe, die ganz hinten begann. Man erkannte von weitem die ersten Stufen im kärglichen trüben Licht.
Das Frauenzimmer betrat den engen Gang, den es mit den üppigen Schultern und den bauschigen Falten des Rockes beinahe ausfüllte, und mit leichten, diesen Aufstieg gewöhnten Füßen erklomm es rasch die Schneckentreppe. Der Vergleich in diesem Worte paßte hier um so besser, weil die Stufen klebrig waren wie eine Schnecke. Auffällig war es, daß der abscheuliche Treppengang heller ward, je höher man kam. Das war nicht mehr der matte Schein der stinkenden Ölfunzel im Gang des ersten Geschosses, sondern ein Licht, das immer voller wurde und im zweiten Stock geradezu eine Lichtflut spendete. Zwei kerzentragende Wandleuchter aus Erz waren der prunkende Quell der verschwenderischen Strahlen vor einer Tür von gewöhnlichem Aussehen, an der eine jener Karten befestigt war, wie sie die Dirnen bei sich führen.
Überrascht von dieser Herrlichkeit, die im Widerspruch mit dem ganzen Hause stand, denn die Laternenträger verrieten eine gute Künstlerhand, achtete Tresignies mehr darauf als auf die Karte mit dem Namen der Frau, den er zu wissen nicht nötig hatte, denn er begleitete sie ja. Während er die Dinge betrachtete und das Frauenzimmer die so sonderbar geschmückte und so reichlich beleuchtete Tür aufschloß, fielen ihm die »Überraschungen« der Kleinen Häuser in den Zeiten Ludwigs des Fünfzehnten ein. Diese Person, dachte er bei sich, hat vermutlich etwelche Romane oder Denkwürdigkeiten aus jener Zeit gelesen und darnach den Einfall bekommen, eine hübsche Wohnung voll wollüstiger Romantik an einem Orte einzurichten, wo man dergleichen niemals vermutet. Aber als sich die Tür öffnete, sah er sich zu seiner erneuten Überraschung getäuscht.
Es war tatsächlich nur die gewöhnliche unordentliche Behausung einer Kokotte. Auf allen Möbeln lagen Kleidungsstücke herum, und aus dem Alkoven leuchtete ein Riesenbett, das Manövergelände, mit schamlosen Spiegeln im Hintergrund und oben an der Decke. Man sah, wo man sich befand. Auf dem Kaminsims standen kleine Flaschen, in der Eile des Weggangs zum abendlichen Raubzug unverstöpselt gelassen, und durchdufteten die schwüle Luft des Raumes, in dem der Rest männlicher Standhaftigkeit nach drei Atemzügen verfliegen mußte. Zu beiden Seiten des Kamins brannten Kerzen in Armleuchtern nämlichen Stils wie die draußen vor der Tür. Überall lagen Tierfelle als Teppiche über dem Teppich. Es war für alles gesorgt. Endlich konnte man durch eine offene Tür, durch Vorhänge hindurch, in ein geheimnisvolles Ankleidezimmer blicken, in das Allerheiligste dieser Venuspriesterin.
Alle diese Einzelheiten nahm Tressignies erst später wahr. Zunächst sah er nur die Dirne, zu der er mitgekommen war. Da er wußte, bei wem er sich befand, machte er keine Umstände. Er zog sie ohne weiteres zu sich auf das Sofa und nahm sie zwischen die Knie. Sie hatte Hut und Schal abgelegt und auf einen Sessel geworfen. Beide Hände um ihre Taille gekrallt, betrachtete er sie von oben bis unten, wie ein Trinker, der das Glas gegen das Licht, hält, ehe er es an seine Lippen setzt.
Der Eindruck, den sie ihm auf dem Boulevard gemacht hatte, war keine Täuschung gewesen. Sie war so recht ein Leckerbissen für einen verlebten Lüstling und groben Weiberhengst. Auch die Ähnlichkeit, die ihm sofort im flimmernden Helldunkel des Boulevards aufgefallen war, verflüchtete sich nicht im vollen ruhigen Lampenlicht. Nur besaß »Die andere«, an die sie ihn so stark gemahnte, nicht den Ausdruck des zielbewußten, fast schrecklichen Hochmuts, den der Teufel, der große Spaßmacher und Sozialist, einer Herzogin verweigert und zur Abwechselung einmal einem Weibe der Gasse verliehen hatte. Ohne Hut, mit ihrem schwarzen Haar, dem gelben Kleid, den üppigen Schultern und den noch üppigeren Hüften erinnerte sie an die Judith des Horaz Vernet, nur war ihr Wuchs venusinischer und ihre Gesichtszüge düsterer. Ein schreiender Widerspruch: Sie besaß den Körper, aber nicht den Kopf einer Dirne! Dieser Kurtisanenleib, dessen Rundungen Hände und Mund herausforderten, war mit einem Gesicht verbunden, dessen Hoffart die entflammten Sinne in Eis getaucht und Geilheit zu Respekt gewandelt hätte, wenn den hehren Linienschwung nicht schlüpfriges Kokottenlächeln entheiligte. Auf der Straße war solch schamloser Sirenengruß von ihrem roten Mund genug geflossen, aber jetzt, auf den Knien des Besuchers, war ihr Gesicht ernst und von so seltsamer Feindseligkeit, daß sie nur einen Krummsäbel in die Hand hätte zu nehmen brauchen, um Tressignies in die Rolle des Holophernes zu versetzen.
Er erkannte ihre fürstliche Schönheit. Sie ließ die Prüfung ihrer Reize stumm über sich ergehen, aber auch sie musterte ihn ihrerseits, und zwar betrachtete sie ihn nicht mit der habgierigen einseitigen Neugier ihresgleichen, das den Mann wie ein verdächtiges Geldstück abwägt; sondern offenbar dachte sie an ganz andere Dinge als an Gewinn und Genuß. Sie sah aus, als sei sie im Begriff, ein Verbrechen zu begehen. Ein glückliches Abenteuer, dachte Tressignies bei sich, der sie prüfte wie einen Gaul, ehe man ihn in Besitz nimmt. Wenn ihre Wollust nur so wild wäre wie ihr Gesicht! Er, der vielerfahrene Weiberkenner, der auf dem Marktplatz von Arianopel die schönsten Jungfrauen erhandelt hatte und sich auf den Preis eines Frauenleibes von solcher Form und Farbe verstand, warf für diesen auf zwei Stunden ein halbes Dutzend Goldstücke in eine blaue Kristallschale, die er mit der Hand gerade erreichen konnte und die vermutlich noch nie soviel Gold aufgenommen hatte. »Ich gefalle dir also!« rief sie angesichts des Geldes frech und zu allem bereit, vielleicht auch ungeduldig über die Musterung, die ihr mehr Neugierde als Begehrlichkeit zu verraten schien. Zeitvergeudung gilt Dirnen als Verlust oder Beleidigung. »Laß mich das ablegen!« fügte sie hinzu, als sei ihr das Kleid lästig, und begann die Knöpfe daran aufzuknöpfen. Dabei entwandte sie sich seinen Knien und ging in das Ankleidezimmer nebenan.
»Will sie ihr Kleid schonen?« fragte sich Tressignies. »Verfluchte Alltäglichkeit!« Eben hatte er eine unersättliche Messalina vor sich zu haben geträumt; jetzt sank er in die gemeine Wirklichkeit zurück. Er fühlte sich wieder bei der Dirne, der Pariser Dirne, die sie trotz der Göttlichkeit ihres Körpers war. Hol mich der Teufel! dachte er weiter. Romantik steckt in diesen Menschen nicht. Man muß sich bei ihnen an die Haut halten! Und er nahm sich vor, sich damit zu begnügen. Da kam sie zurück aus dem Nebengemach, gerüstet zum Tournier, in einem Anzug, der keiner ist, eine Gladiatorin der Lust. Tressignies war wie geblendet von einer Pracht, die selbst sein kennerisches Auge, der Bildhauerblick des homme à femmes, auf dem Boulevard unter den verheißungsvollen Umrissen ihrer Kleider und dem Schwung ihrer Glieder beim Gang im voraus nicht erschaut hatte. Sie war nicht ganz nackt, aber ärger denn dies, schamloser, als sei sie einfach nackt gekommen. Empörend schamlos. Bloße Nacktheit ist keusch. Es ist die tapfere Nacktheit. Diese über alle Grenzen schamlose tiefverdorbene Dirne hingegen, die, um die Sinne der Männer heißer zu entflammen, sich am liebsten selber in Brand gesetzt hätte, wäre sie auch dabei wie eine der lebenden Fackeln Neros zugrunde gegangen, verhüllte die kühne Fleischesblöße in die vergängliche Halbnacktheit durchsichtiger dünner Schleier, Diese Mischung von Berechnung und schlechtem Geschmack in ihrer frech herausfordernden Pracht erinnerte Tressignies an eine damals bei allen Kunsthändlern im Schaufenster stehende unbeschreibliche Statuette, die auf dem Sockel den geheimnisvollen Namen »Madame Husson« trug. Hier war jene Gestalt geiler Träume zur Wirklichkeit geworden.
Völlig sicher der Erregung, die sie in diesem Aufzug zu verursachen gewohnt war, stürzte sie unbändig auf ihn los und bot seinem Mund ihren prangenden Busen dar, mit der Gebärde der Phryne, die den Heiligen in Versuchung bringt, auf dem Gemälde des Paolo Veronese. Tressignies war kein Heiliger. Heißhungrig nahm er, was sich ihm bot. Er riß die tierische Verführerin in seine Arme mit einem Feuer, dem ihrem gleich.
Wirft sie sich so in alle Arme, die sie umschließen? fragte sich Tressignies. Mochte sie noch so erfahren in ihrem Dirnenhandwerk oder in ihrer Kurtisanenkunst sein: ihre rasende tobende Glut spottete der Erklärung durch unnatürliche oder krankhafte Sinnlichkeit. Es war mehr als das. Befand sie sich noch im Anfang ihrer Hetärenlaufbahn, daß sie sich mit so viel Wollust hingab?
Es war etwas wirklich Wildes und Gieriges in ihrer Art, als ob sie bei jedweder Zärtlichkeit ihr Leben lassen oder das des Partners in sich saugen wollte. Zu jener Zeit liebten es die Pariser Dirnen, denen der nette Name »Loretten« nicht mehr genügte, den ihnen die Literatur beigelegt und den Gavarni verewigt hat, nach morgenländischer Art »Panther« genannt zu werden. Auf keine ihrer Genossinnen paßte diese Bezeichnung trefflicher als auf diese Spanierin. Sie hatte die Biegsamkeit, die Sprunghaftigkeit einer Pantherkatze; sie wand sich, kratzte und biß wie sie. Tressignies konnte nicht umhin, sich zu gestehen, daß ihm noch nie ein Weib zu eigen gewesen war, das ihm einen so ungeheuerlichen Sinnesgenuß bereitet hatte wie diese Frau, deren Wollustrausch sich ihm in der Berührung mitteilte. Und doch hatte Tressignies wahrhaft geliebt.
Es gibt – ungewiß, ob zum Ruhm oder zur Schande der menschlichen Natur – in dem, was man wohl allzu verächtlich »Liebesfreuden« nennt, ebenso tiefe Abgründe wie in der Leidenschaft. In einen solchen Abgrund fühlte sich Tressignies versinken wie in den Strudel eines wilden Stromes, in dem kein Schwimmen hilft. Er sah sich weit über den Grenzen seiner sündhaften Erinnerungen, ja über den Träumen seiner starken und verdorbenen Phantasie. Er vergaß, wer sie war und warum er hergekommen war, das Haus und die Umgebung, bei deren ersten Anblick ihm übel geworden war. Er hatte seine Seele verloren an ihren Leib. Seine sonst schwer besiegbaren Sinne waren völlig berauscht, betört.
Sie war so verschwenderisch in ihren Zärtlichkeiten, daß er in einen Zustand geriet, wo er, der Liebesleugner, der große Zweifler, dem tollen Gedanken verfiel, in dieser erkauften Frau, die doch unmöglich zu jedem so sein könne, zum mindesten eine verliebte Anwandlung erweckt zu haben, denn sonst mußte sie sich doch binnen kurzem körperlich zugrunde richten. Diesen Wahn hegte Robert von Tressignies, dem wie seinem berühmten Namensvetter Robert Lovelace (dem Helden in der »Klarissa«, dem heute vergessenen Roman von Samuel Richardson) eiskaltes Blut in den Adern rann. Ein paar Minuten lang war dieser Herrenmensch Narr genug, daran zu glauben. Aber dieser eitle Wahn, entzündet an den Flammen der Wollust, die hier so glutvoll waren wie die der wahren Leidenschaft, hatte es sehr bald mit dem Zweifel zu tun, der ihn in der Zwischenzeit von einer Liebesraserei zur anderen überfiel. Aus der Tiefe seines Ichs rief ihm eine Stimme zu: »Du bist es nicht, dem sie sich mit dir hingibt!«
Er hatte sie nämlich beobachtet, in einem Augenblick, wo diese Pantherkatze ihn am glühendsten umwand und am zärtlichsten umkoste, wie sie, in ferne Erinnerung verloren, ein Armband betrachtete, auf dem er das Bildnis eines Mannes erkannte. Ein paar spanische Worte, die Tressignies in seiner Sprachunkenntnis nicht verstand, im Gemisch mit bacchantischen Schreien, galten wohl ebenso einem Abwesenden. Daß er der Stellvertreter eines anderen war, daß er einen anderen vorstellte, daß er das bloße Werkzeug eines Truggenusses war, des Ersatzes von etwas Unerreichbarem, zu dem verzweifelte Seelen ihre Zuflucht nehmen – dieser Gedanke übermannte seinen Geist auf das heftigste und ertötete mit einem Schlage alle seine Verrücktheit.
In einem Anfall von sinnloser Eifersucht und wilder Eitelkeit, in dem der Mann nicht mehr Herr seiner selbst ist, packte er die Daliegende rasch am Arm, um das Armband genauer zu sehen, das sie so innig angeschaut hatte, in einem Augenblick, da er geglaubt, sie müsse ihm ganz und gar angehören.
»Zeig mir das Bild!« sagte er mit einer Stimme, die noch roher war als seine Hand.
Sie wußte, was das besagte, aber ohne Stolz wies sie ihn zurecht.
»Wie kann man auf eine ... eifersüchtig sein wie ich eine bin?« Sie gebrauchte nicht das Wort »Dirne«, sondern ein gröberes. Tressignies war starr. »Du willst es sehen?« fuhr sie fort. »Hier!« Ihr voller, noch vom Schweiß der rasenden Wollust nasser Arm kam ihm nahe.
Es war das Bild eines häßlichen schmächtigen Mannes mit olivenfarbener Hautfarbe und gelblich-schwarzen Augen, einer finsteren, aber nicht unvornehmen Erscheinung, offenbar ein Straßenräuber oder ein Grande Spaniens. Nein, zweifellos ein Grande, denn er trug die Ordenskette des Goldnen Vlieses um den Hals.
»Wo hast du dir das angeeignet?« fragte Tressignies, in sicherer Erwartung, daß sie ihm jetzt einen Roman auftischen werde, die übliche Verführungsgeschichte, die bekannte Historie vom ersten, die sie alle erzählen.
»Angeeignet?« wiederholte sie empört. »Por Dios! Von ihm selbst geschenkt bekommen.«
»Von ihm? Wohl deinem Geliebten?« meinte Tressignies. »Dann hast du ihn betrogen. Er hat dich zum Teufel gejagt, und so bist du abgerutscht bis hierher?«
»Es ist nicht mein Geliebter«, sagte sie kühl, gegen Kränkung und Verdacht unempfindlich wie Stahl.
»Dann war er es!« sagte Tressignies. »Aber du liebst ihn noch immer. Vorhin an deinen Augen habe ich es gesehen...«
Sie lachte höhnisch auf.
»Dann verstehst du also nichts weder von Liebe noch von Haß!« rief sie. »Diesen Mann lieben? Ich verabscheue ihn. Es ist mein Gatte!«
»Dein Gatte?«
»Ja, mein Gatte!« wiederholte sie. »Einer der größten Herren Spaniens. Dreifacher Herzog, vierfacher Marquis, fünffacher Graf, Grande verschiedener Grade, Ritter vom Goldnen Vlies! Und ich bin die Herzogin Arcos von Sierra-Leone.«
Was davor geschah lesen Sie hier. FORTSETZUNG FOLGT
Fantasien zur Nacht (Film): C'est Christelle. Imagine that!
C'est Christelle. Imagine that!
Fantasien zur Nacht (Film): Bal Erotique
Sweet Dreams @ Bal Erotique IV // 14.August.2009
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Fantasien zur Nacht (Film)
Samstag, 16. November 2013
Gute-Nacht-Rock XL: PICTURES OF YOU aus LEGENDADO von The Cure
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The Cure: PICTURES OF YOU
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The Cure,
XL
Donnerstag, 14. November 2013
Good Sounds: MO, Diplo, XXX88
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MO,
XXX88
Das öffentliche Gesundheitswesen im Nationalsozialismus am Beispiel München
Annemone Christians
Amtsgewalt und Volksgesundheit
Das öffentliche Gesundheitswesen im nationalsozialistischen München
Gesundheitspolitik in der »Hauptstadt der Bewegung«: Fürsorge und Verfolgung.
Der Umbau der Gesellschaft nach erbbiologisch-rassistischen Ordnungsideen war ein Hauptziel nationalsozialistischer Politik. Dabei kam der auf »Rassenhygiene« programmierten Gesundheitspolitik eine Schlüsselrolle zu. Annemone Christians untersucht diesen Politikbereich am Beispiel Münchens, der sogenannten »Hauptstadt der Bewegung«. Im Vordergrund stehen dabei Kooperationen und Konflikte städtischer Stellen und ihre Folgen für die gesundheitspolitische Praxis der Münchner »Erb- und Rassenpflege«.
Die Autorin nimmt Fürsorge- und Verfolgungshandeln gleichermaßen in den Blick und verdeutlicht damit die charakteristische Ambivalenz der NS-Gesundheitspolitik. Dieser Ansatz der Untersuchung legt Brüche und Kontinuitäten in Gesundheitsdefinitionen, Personalpolitik und Verwaltungsstrukturen frei.
Amtsgewalt und Volksgesundheit
Das öffentliche Gesundheitswesen im nationalsozialistischen München
Gesundheitspolitik in der »Hauptstadt der Bewegung«: Fürsorge und Verfolgung.
Der Umbau der Gesellschaft nach erbbiologisch-rassistischen Ordnungsideen war ein Hauptziel nationalsozialistischer Politik. Dabei kam der auf »Rassenhygiene« programmierten Gesundheitspolitik eine Schlüsselrolle zu. Annemone Christians untersucht diesen Politikbereich am Beispiel Münchens, der sogenannten »Hauptstadt der Bewegung«. Im Vordergrund stehen dabei Kooperationen und Konflikte städtischer Stellen und ihre Folgen für die gesundheitspolitische Praxis der Münchner »Erb- und Rassenpflege«.
Die Autorin nimmt Fürsorge- und Verfolgungshandeln gleichermaßen in den Blick und verdeutlicht damit die charakteristische Ambivalenz der NS-Gesundheitspolitik. Dieser Ansatz der Untersuchung legt Brüche und Kontinuitäten in Gesundheitsdefinitionen, Personalpolitik und Verwaltungsstrukturen frei.
Keith Jarrett in London 2013: Miss Otis Regrets
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Keith Jarrett,
London 2013,
Miss Otis Regrets
Neues bei ECM: Mit Keith Jarrett das Jahr beschließen
Aufgenommen 1986 in seinem
Heimstudio, offenbart "No End" bisher undokumentierte Aspekte in Keith Jarretts Musik. Er ist hier an
elektrischen Gitarren, elektrischem Bass, Schlagzeug und Perkussion zu hören,
wie er Overdubs über eigene Improvisationen spielt: "Irgendwie passierte in
diesen Tagen während der 80er Jahre etwas, das sich nie wiederholen wird",
schreibt er in seinen Liner Notes. "Es gab, soweit ich mich erinnere, keinerlei
Vorüberlegungen oder Kompositionen im herkömmlichen Sinn - nur ein Gefühl oder
reine rhythmische Idee oder ein Konzept für eine Basslinie oder Melodie. Nichts
davon war niedergeschrieben."
"Die 'Bregenz/München Concerts'
waren Jarretts brillanteste Soloaufnahmen bis heute, das Niveau der Inspiration
ist ziemlich außergewöhnlich, und die Musik deckt ein größeres musikalisches und
emotionelles Spektrum ab denn je," schrieb Ian Carr einst in seiner Keith Jarrett-Biographie „The Man and
his Music“. Zwei improvisierte Konzerte aus dem Jahr 1981 aus Österreich und
Deutschland stehen hier im Blickpunkt, aufgenommen im Bregenzer Festspielhaus
und im Münchner Herkulessaal. Während das Bregenzer Konzert bisher schon als
Einzel-CD veröffentlicht war, ist die komplette Münchner Performance in diesem
Set nun erstmals auf CD erhältlich.
Auch bei ECM-New Series kommt es am
15. November zur letzten Veröffentlichung dieses
Kalenderjahrs:
Mit dem Album „Il Cor Tristo“ begeht
das Hilliard Ensemble sein
40jähriges Jubiläum. Herzstück ist ein Werk, das das Ensemble bei dem britischen
Komponisten Roger Marsh in Auftrag gegeben hatte: "Il Cor Tristo", eine
Vertonung der Gesänge 32 und 33 aus Dantes "Inferno", die Kompositionstechniken
aus der Renaissance mit einem modernen Idiom verbindet. Die drei Teile von
Marshs Komposition stehen hier im Wechsel mit Madrigalen der Komponisten
Bernardo Pisano (1490-1548) und Jacques Arcadelt (1507-1568).
Der Pianist Vijay Iyer nahm im New Yorker Avatar
Studio kürzlich unter der Leitung von Manfred Eicher sein erstes Album für ECM
auf, weitere Produktionen sind geplant.
Am 15. November kommt es im Rahmen
der „Europe Cultural Days 2013“ im Frankfurter Gesellschaftshaus Palmengarten
zur deutschen Uraufführung von Dobrinka
Tabakovas „Concerto for Cello and Strings“, das auch auf ihrem in diesem
Jahr bei ECM New Series erschienenen Album „String Paths“ zu hören ist. Es
spielt das Orchester Sinfonietta Rīga unter
Normunds Šnē, Solistin ist Kristīna Blaumane.
Noch einmal erinnern sollöte man sich an
die bereits im letzten Newsletter avisierten zwei Premierenkonzerte des
Projekts ll Pergolese (Mit Maria Pia
de Vito, François Couturier, Anja Lechner und Michele Rabbia): am 9. November in
der Kirche di Donnaregina von Neapel und am 23. November im Auditorium Parco
della Musica von Rom.
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Dobrinka Tabakovas,
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NEUES bei ECM,
Vijay Iyer
Good Sounds: DRY THE RIVER, No rest
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DRY THE RIVER,
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No rest
Prosa: TEUFELSKINDER (6) - Don Juans schönste Liebschaft - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly
Don Juans schönste Liebschaft
Unschuld ist des Teufels Leckerbissen
5
»Während der Anfänge meiner Beziehungen zu der Mutter«, begann Graf Ravila von neuem, »war ich zu der Kleinen der aufmerksame gute Freund, der man so den Kindern ist. Ich brachte ihr Bonbons mit, nannte sie ›Figürchen!‹ und streichelte ihr, während ich mit der Marquise plauderte, hin und wieder das Haar über dem Scheitel, mattes schwarzes Haar mit hellen Lichtern. Aber die kleine Hexe, deren großer Mund sonst jedem freundlich zulachte, verbiß dieses Lächeln mir gegenüber, zog dabei die Brauen finster zusammen und ward kraft dieser Verzerrung zur steinernen Karyatide, die unter meiner Hand wie unter der Last des Gebälks den erstarrten Kopf neigte. Angesichts dieser sich immer wiederholenden Unfreundlichkeit, ja fast Feindseligkeit, gab ich die mißlaunige kleine Empfindsame auf, die sich gegen die geringste Liebkosung sträubte, und redete kaum noch mit ihr. ›Sie fühlt gar wohl, daß du mich ihr raubst‹, meinte die Marquise. ›Sie ahnt, daß sie sich mit dir in die Liebe ihrer Mutter teilt.‹ Und zuweilen fügte sie in ihrer Aufrichtigkeit hinzu: ›Dies Kind ist mein Gewissen und seine Eifersucht mein böses Gewissen.‹
Eines Tages versuchte die Marquise ihr Töchterchen über den Grund auszufragen, warum sie mich nicht leiden mochte; aber sie erhielt mit Mühe und Not nichts als abgerissene, verstockte, törichte Antworten, wie eben bei einem Kind, das etwas nicht sagen will. ›Ich habe gar nichts gegen ihn... Ich wüßte nicht...‹ Vor solcher Dickköpfigkeit gab sie es auf, weiter in die Kleine zu dringen.
Ich muß hinzufügen, daß dieses launische Kind sehr fromm war; dumpf, abergläubisch, mittelalterlich, spanisch fromm. Es trug ein geweihtes Amulett und ähnliche lächerliche Heiligtümer um den mageren braunen Hals. ›Du bist leider ein Heide!‹ sagte die Marquise zu mir. ›Vielleicht hast du sie einmal durch eine gottlose Bemerkung verletzt. Ich bitte dich, sei vorsichtig in allem, was du in ihrer Gegenwart sagst! Vergrößere meine Schuld nicht noch mehr im Herzen dieses Kindes, vor dem ich mich ohnehin schon so schuldig fühle!‹
Fortan behandelte ich das kleine Mädchen wie eine junge Dame, mit jener Höflichkeit, die wir denen zuteil werden lassen, die wir nicht recht mögen. Ich betitelte sie in Förmlichkeit ›Gnädiges Fräulein!‹ und sie mich in eisiger Kälte: ›Graf Ravila!‹ In meiner Gegenwart tat sie nichts, was sie zur Geltung bringen konnte. Sie ging nicht im geringsten aus sich heraus. Die Mutter vermochte sie nicht zu bewegen, mir eine ihrer Zeichnungen zu zeigen oder mir auf dem Flügel ein Stück vorzuspielen. Traf ich sie zuweilen daran sitzend, beim andachtsvoll und eifrig betriebenen Üben, so brach sie sofort ab, fuhr vom Sessel auf und musizierte nicht weiter. Ein einziges Mal, als ihre Mutter darauf bestand, weil Besuch da war, setzte sie sich mit sehr wenig anmutiger Opfermiene vor die Tasten und begann mit abscheulich widerspenstigen Fingern, ich weiß nicht mehr was, zu klimpern. Ich stand am Kamin und schaute ihr von halbrückwärts zu. Da sie mir den Rücken zuwandte und kein Spiegel vor ihr hing, konnte sie nicht sehen, daß mein Blick auf ihr haftete. Mit einem Male machte sie den Rücken kerzengerade – für gewöhnlich hatte sie eine schlechte Haltung, so daß die Mutter ihr oft zurief: ›Wenn du dich nicht besser hältst, wirst du schließlich noch brustkrank werden!‹ –, als hätte mein Blick sie in das Rückgrat getroffen wie eine Flintenkugel. Heftig warf sie den Deckel zu, unter greulichem Lärm, und lief aus dem Musikzimmer. Man wollte sie zurückholen, aber an diesem Abend brachte dies niemand zuwege.
Offenbar sind auch die selbstgefälligsten Männer es nicht genug, denn das Benehmen des schwermütigen kleinen Mädchens, für das ich so wenig übrig hatte, brachte mich nicht darauf, ihr Gefühl für mich zu erkennen. Ihre Mutter kam gleich gar nicht dahinter. So eifersüchtig sie auf alle Frauen war, die bei ihr ein- und ausgingen: dem Kind gegenüber war sie ebensowenig eifersüchtig wie ich selbstgefällig, bis sich das Geheimnis schließlich durch einen Vorfall enthüllte, den mir die Marquise, die im vertrauten Umgang die leibhafte Mitteilsamkeit war, noch bleich vor ausgestandenem Schreck, aber laut lachend, daß sie die Sache nun wüßte, unvorsichtigerweise erzählt hat.«
Das Wort »unvorsichtigerweise« unterstrich er, indem er es gedehnt aussprach, als vielerfahrener Erzähler, der genau wußte, daß sich hieran die weitere Spannung seiner Geschichte knüpfte.
Dieses Unterstreichen genügte auch, denn die zwölf schönen Frauengesichter flammten vor starker Erregung auf wie die Engelsköpfe vor Gottes Thron. Ist das Gefühl der Neugier bei den Frauen nicht ebenso inbrünstig wie die Andacht bei den Engeln?
Ravila betrachtete sie alle, diese Köpfe von Engeln, die freilich unterhalb ihrer Schultern noch etwas hatten, und da er sie sichtlich in Stimmung sah, ihm weiter zuzuhören, fuhr er ohne weiteres fort:
»Ja, als sie mir einige Tage darauf den Vorfall erzählte, lachte sie laut, ohne zu wissen warum. Aber zuerst hatte sie nicht gelacht. Ich will versuchen, ihre eigenen Worte zu wiederholen: ›Denke dir‹, berichtete sie, ›ich sitze hier, wo ich jetzt sitze, da meldet man mir den Pfarrer von Saint-Germain-des-Prés. Kennst du ihn? Natürlich nicht. Du gehst ja nie in die Messe, was sehr schlecht von dir ist. Es ist ein heiliger Mann, der das Reich einer Frau nur betritt in Angelegenheiten der Armen oder der Kirche. Anfangs glaubte ich auch, es handele sich darum. Meine Tochter hatte zur Zeit das erste Abendmahl bei ihm empfangen und ihn weiterhin als Beichtvater behalten. Aus diesem Anlaß hatte ich ihn wiederholt zu Tisch gebeten, aber immer umsonst. Als er bei mir eintrat, war er völlig verwirrt, und ich bemerkte in seinem sonst so ruhigen Gesicht eine große und schlecht verhohlene Verlegenheit, die mir mehr schien als bloß Schüchternheit, so daß ich unwillkürlich ausrief: »Gott, was haben Sie denn, Herr Pfarrer?«
»Was ich habe, gnädige Frau?« gab er zur Antwort. »Sie sehen mich in der größten Verlegenheit der Welt. Ich bin nun schon über fünfzig Jahre in meinem frommen Amte, aber noch nie bin ich mit einem so heiklen Auftrag, mit einer mir selbst so unverständlichen Angelegenheit zu jemandem gekommen wie jetzt zu Ihnen...« Er setzte sich und bat mich, während unserer Unterredung niemanden vorzulassen. Sie können sich vorstellen, daß mich diese feierliche Einladung ein wenig bange machte. Er bemerkte es. »Erschrecken Sie nicht allzusehr, gnädige Frau«, hob er wieder an. »Sie müssen mich mit voller Fassung anhören und mir das Unfaßliche, um das es sich handelt, begreiflich machen. Ich finde mich darin nicht zurecht. Ihr Fräulein Tochter, in deren Auftrag ich hier bin, ist, wie Sie selbst wissen, ein Engel an Unschuld und Frömmigkeit. Ich kenne ihre Seele. Seit ihrem achten Jahr ist sie in meinen Händen, und ich bin überzeugt, daß sie sich irrt – vielleicht aus lauter Unschuld. Heute morgen war sie bei mir in der Beichte, und da hat sie mir eingestanden – Sie werden es ebensowenig glauben wie ich, gnädige Frau – aber ich muß es Ihnen sagen – sie sei in anderen Umständen...«
Ich stieß einen Schrei aus.
»Ich habe heute früh in meinem Beichtstuhl einen ebensolchen Schrei ausgestoßen«, fuhr der Pfarrer fort, »als sie mir dieses Bekenntnis ablegte, grundehrlich und ganz verzweifelt. Ich kenne dies Kind bis in das Herz. Es hat keine Ahnung vom Leben und von der Sünde. Von allen jungen Mädchen, deren Beichtvater ich bin, ist sie die, für die ich vor Gott am festesten einstehe. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann! Wir Priester, wir sind Seelenärzte. Wir müssen tief in die Herzen greifen und die geheimsten Sünden entfernen, mit Händen, die nicht wehe tun und keine Narben hinterlassen. Darum habe ich sie mit sorglichster Vorsicht ausgefragt, erforscht, mit Fragen bedrängt, aber der fassungslose Mund, der die Sache gesagt, sein Vergehen eingestanden, den Fehltritt ein Verbrechen genannt und sich selbst auf ewig verdammt geheißen hatte, blieb fortan hartnäckig stumm und sprach nur noch die eine inständige Bitte aus, ich solle Sie, gnädige Frau, aufsuchen, denn sie selber werde nie den Mut finden, es Ihnen zu gestehen.«
Ich hörte dem Pfarrer zu, voll Entsetzen und Verwunderung. Wie er, und mehr noch wie er, war ich der Unschuld meiner Tochter gewiß. Aber Unschuldige kommen oft zu Fall, gerade durch ihre Unschuld. Was sie ihrem Beichtvater bekannt hatte, war nicht unmöglich, so wenig ich es glaubte. Nein, ich glaubte es nicht. Und doch. Sie war zwar erst dreizehn Jahre alt; aber sie war schon Weib. Diese frühe Reife hatte mich erschreckt. Fieberhafte leidenschaftliche Neugier erfaßte mich.
»Ich will und werde alles erfahren!« sagte ich zu dem braven Mann, der verwirrt vor mir stand und vor Verlegenheit die Krempe seines Hutes zerdrückte. »Gehen Sie jetzt, Herr Pfarrer! Vor Ihnen wird sie nicht sprechen. Aber ich bin sicher, daß sie mir alles sagen wird. Ich werde alles aus ihr herausbekommen, und dann werden wir beide verstehen, was uns jetzt unbegreiflich ist.«
Darauf ging der Priester, und ich begab mich sofort zu meiner Tochter. Sie zu mir zu bitten und sie zu erwarten, dazu war ich zu ungeduldig.
Ich fand sie vor dem Kruzifix an ihrem Bett. Sie kniete nicht, sondern lag auf dem Boden, bleich wie eine Tote, mit trockenen ganz roten verweinten Augen. Ich nahm sie in meine Arme, setzte sie neben mich und hob sie dann auf den Schoß. Ich sagte zu ihr, ich könne nicht glauben, was mir der Pfarrer soeben mitgeteilt habe.
Aber sie ließ mich nicht ausreden, um mir mit schluchzender Stimme und verstörter Miene zu beteuern, alles, was sie gesagt, wäre wahr. Und als ich, immer unruhiger und bestürzter, nach dem Namen dessen, fragte, der...
Ich brachte die Frage nicht ganz heraus. Ach, das war das Allerschrecklichste! Die Kleine verbarg ihr Gesicht und den Kopf an meiner Schulter. Ich sah flammende Röte hinten auf ihrem Hals und fühlte ihr Zittern. Aber sie sagte kein Wort. Wie vor dem Priester blieb sie auch vor mir stumm wie Stein.
»Es muß wohl einer sein, der recht tief unter dir steht, daß du dich so sehr schämst«, sagte ich, um sie zum Widerspruch zu reizen, denn ich weiß, wie stolz sie ist. Aber sie blieb weiter schweigsam und ließ den Kopf nach wie vor an meiner Schulter vergraben. Das währte eine Zeit, die mir endlos vorkam. Dann plötzlich sagte sie, ohne sich aufzurichten: »Schwöre mir, Mutter, daß du mir verzeihen wirst!«
Ich leistete ihr den Schwur, den sie verlangte, auf die Gefahr hin, ihn hundertmal brechen zu müssen. Das machte mir die geringste Sorge. Ich war voller Ungeduld. Mich fieberte. Es war mir, als solle mir der Kopf zerspringen...
»Es ist Herr von Ravila!« flüsterte sie, ohne sich in meinen Armen zu regen.
Der Name zerschmetterte mich.
Amadee! Das war ein Schlag bis tief in mein Herz. Ich hatte die Strafe für die große Sünde meines Lebens. Du bist den Frauen gegenüber ein so schrecklicher Mensch. Ich war immer in der Furcht vor den anderen. Das Gräßlichste einem geliebten Mann gegenüber ergriff mich: Zweifel und Verdacht. Aber ich mußte die Kraft behalten, meine Empfindung vor diesem grausamen Kind zu verbergen, das vielleicht die Liebschaft ihrer Mutter ahnte.
»Herr von Ravila?« rief ich mit einer Stimme, die mir klang, als verrate sie alles. »Aber du sprichst ja nie mit ihm? Du fliehst ihn...« Der Zorn entbrannte in mir. Ich fühlte es. »So falsch seid ihr beide vor mir?«
Ich beherrschte mich. Ich mußte die Einzelheiten dieser schändlichen Verführung erfahren, alle, alle nacheinander. Und so fragte ich danach, mit einer Sanftmut, an der ich zu ersticken vermeinte. Endlich befreite mich ihr naives Geständnis von der Marter, die mich zu Tode peinigte.
»Mutter, es war an einem Abend. Er saß in dem großen Lehnstuhl, am Kamin, dicht neben dem Sofa. Lange saß er da. Dann stand er auf. Und ich hatte das Unglück, mich nach ihm in seinen Lehnstuhl zu setzen. Ach, Mutter, es war mir, als hätte ich mich auf Feuer gesetzt. Ich wollte wieder aufstehen, aber ich vermochte es nicht. Das Herz blieb mir stehen. Und ich fühlte – ich fühlte in mir – ach Mutter – daß ich etwas bekam – ein Kind –«
Ravila hatte gesagt, die Marquise habe gelacht, als sie ihm dies berichtete. Aber keine der zwölf Frauen in der Runde um ihn dachte daran zu lachen. Und er selber auch nicht.
»Und das, meine Damen«, sagte Ravila zum Schluß seiner Geschichte, »das war die schönste Liebe, die ich je erlebt.«
Er schwieg, und die Damen auch. Alle waren nachdenklich. Verstanden sie den Sinn seiner Worte?
Im Koran steht: Josef, wie er Sklave war bei Frau Potiphar, war so schön, daß die Frauen, die er bei Tisch bediente, sich mit dem Messer in die Finger schnitten, wenn sie ihn anschauten. Wir leben nicht zu Josefs Zeiten, und bei Tisch ist die Sache heutzutage nicht mehr so gefährlich.
Die Herzogin, das goldene Nachtischmesser in der Hand, mit dem sie sich aber nie geschnitten hätte, bemerkte, zynisch, wie sie gern war:
»Mag sie sonst noch so geistreich gewesen sein, Ihre Marquise, es war doch eine Riesendummheit von ihr; Ihnen diese Geschichte zu erzählen!«
Die Gräfin von Chiffrevas blickte träumerisch in den Grund ihres mit Rheinwein gefüllten smaragdgrünen Römers, als stecke da drin ein Rätsel wie in ihrem Herzen.
»Und das Figürchen?« fragte sie.
»Als mir die Mutter die Geschichte erzählte, war sie schon tot, jungvermählt verstorben irgendwo in der Provinz«, erwiderte Ravila.
»Sonst...«, meinte die Herzogin versonnen.
Was davor geschah, lesen Sie hier.
Unschuld ist des Teufels Leckerbissen
5
»Während der Anfänge meiner Beziehungen zu der Mutter«, begann Graf Ravila von neuem, »war ich zu der Kleinen der aufmerksame gute Freund, der man so den Kindern ist. Ich brachte ihr Bonbons mit, nannte sie ›Figürchen!‹ und streichelte ihr, während ich mit der Marquise plauderte, hin und wieder das Haar über dem Scheitel, mattes schwarzes Haar mit hellen Lichtern. Aber die kleine Hexe, deren großer Mund sonst jedem freundlich zulachte, verbiß dieses Lächeln mir gegenüber, zog dabei die Brauen finster zusammen und ward kraft dieser Verzerrung zur steinernen Karyatide, die unter meiner Hand wie unter der Last des Gebälks den erstarrten Kopf neigte. Angesichts dieser sich immer wiederholenden Unfreundlichkeit, ja fast Feindseligkeit, gab ich die mißlaunige kleine Empfindsame auf, die sich gegen die geringste Liebkosung sträubte, und redete kaum noch mit ihr. ›Sie fühlt gar wohl, daß du mich ihr raubst‹, meinte die Marquise. ›Sie ahnt, daß sie sich mit dir in die Liebe ihrer Mutter teilt.‹ Und zuweilen fügte sie in ihrer Aufrichtigkeit hinzu: ›Dies Kind ist mein Gewissen und seine Eifersucht mein böses Gewissen.‹
Eines Tages versuchte die Marquise ihr Töchterchen über den Grund auszufragen, warum sie mich nicht leiden mochte; aber sie erhielt mit Mühe und Not nichts als abgerissene, verstockte, törichte Antworten, wie eben bei einem Kind, das etwas nicht sagen will. ›Ich habe gar nichts gegen ihn... Ich wüßte nicht...‹ Vor solcher Dickköpfigkeit gab sie es auf, weiter in die Kleine zu dringen.
Ich muß hinzufügen, daß dieses launische Kind sehr fromm war; dumpf, abergläubisch, mittelalterlich, spanisch fromm. Es trug ein geweihtes Amulett und ähnliche lächerliche Heiligtümer um den mageren braunen Hals. ›Du bist leider ein Heide!‹ sagte die Marquise zu mir. ›Vielleicht hast du sie einmal durch eine gottlose Bemerkung verletzt. Ich bitte dich, sei vorsichtig in allem, was du in ihrer Gegenwart sagst! Vergrößere meine Schuld nicht noch mehr im Herzen dieses Kindes, vor dem ich mich ohnehin schon so schuldig fühle!‹
Fortan behandelte ich das kleine Mädchen wie eine junge Dame, mit jener Höflichkeit, die wir denen zuteil werden lassen, die wir nicht recht mögen. Ich betitelte sie in Förmlichkeit ›Gnädiges Fräulein!‹ und sie mich in eisiger Kälte: ›Graf Ravila!‹ In meiner Gegenwart tat sie nichts, was sie zur Geltung bringen konnte. Sie ging nicht im geringsten aus sich heraus. Die Mutter vermochte sie nicht zu bewegen, mir eine ihrer Zeichnungen zu zeigen oder mir auf dem Flügel ein Stück vorzuspielen. Traf ich sie zuweilen daran sitzend, beim andachtsvoll und eifrig betriebenen Üben, so brach sie sofort ab, fuhr vom Sessel auf und musizierte nicht weiter. Ein einziges Mal, als ihre Mutter darauf bestand, weil Besuch da war, setzte sie sich mit sehr wenig anmutiger Opfermiene vor die Tasten und begann mit abscheulich widerspenstigen Fingern, ich weiß nicht mehr was, zu klimpern. Ich stand am Kamin und schaute ihr von halbrückwärts zu. Da sie mir den Rücken zuwandte und kein Spiegel vor ihr hing, konnte sie nicht sehen, daß mein Blick auf ihr haftete. Mit einem Male machte sie den Rücken kerzengerade – für gewöhnlich hatte sie eine schlechte Haltung, so daß die Mutter ihr oft zurief: ›Wenn du dich nicht besser hältst, wirst du schließlich noch brustkrank werden!‹ –, als hätte mein Blick sie in das Rückgrat getroffen wie eine Flintenkugel. Heftig warf sie den Deckel zu, unter greulichem Lärm, und lief aus dem Musikzimmer. Man wollte sie zurückholen, aber an diesem Abend brachte dies niemand zuwege.
Offenbar sind auch die selbstgefälligsten Männer es nicht genug, denn das Benehmen des schwermütigen kleinen Mädchens, für das ich so wenig übrig hatte, brachte mich nicht darauf, ihr Gefühl für mich zu erkennen. Ihre Mutter kam gleich gar nicht dahinter. So eifersüchtig sie auf alle Frauen war, die bei ihr ein- und ausgingen: dem Kind gegenüber war sie ebensowenig eifersüchtig wie ich selbstgefällig, bis sich das Geheimnis schließlich durch einen Vorfall enthüllte, den mir die Marquise, die im vertrauten Umgang die leibhafte Mitteilsamkeit war, noch bleich vor ausgestandenem Schreck, aber laut lachend, daß sie die Sache nun wüßte, unvorsichtigerweise erzählt hat.«
Das Wort »unvorsichtigerweise« unterstrich er, indem er es gedehnt aussprach, als vielerfahrener Erzähler, der genau wußte, daß sich hieran die weitere Spannung seiner Geschichte knüpfte.
Dieses Unterstreichen genügte auch, denn die zwölf schönen Frauengesichter flammten vor starker Erregung auf wie die Engelsköpfe vor Gottes Thron. Ist das Gefühl der Neugier bei den Frauen nicht ebenso inbrünstig wie die Andacht bei den Engeln?
Ravila betrachtete sie alle, diese Köpfe von Engeln, die freilich unterhalb ihrer Schultern noch etwas hatten, und da er sie sichtlich in Stimmung sah, ihm weiter zuzuhören, fuhr er ohne weiteres fort:
»Ja, als sie mir einige Tage darauf den Vorfall erzählte, lachte sie laut, ohne zu wissen warum. Aber zuerst hatte sie nicht gelacht. Ich will versuchen, ihre eigenen Worte zu wiederholen: ›Denke dir‹, berichtete sie, ›ich sitze hier, wo ich jetzt sitze, da meldet man mir den Pfarrer von Saint-Germain-des-Prés. Kennst du ihn? Natürlich nicht. Du gehst ja nie in die Messe, was sehr schlecht von dir ist. Es ist ein heiliger Mann, der das Reich einer Frau nur betritt in Angelegenheiten der Armen oder der Kirche. Anfangs glaubte ich auch, es handele sich darum. Meine Tochter hatte zur Zeit das erste Abendmahl bei ihm empfangen und ihn weiterhin als Beichtvater behalten. Aus diesem Anlaß hatte ich ihn wiederholt zu Tisch gebeten, aber immer umsonst. Als er bei mir eintrat, war er völlig verwirrt, und ich bemerkte in seinem sonst so ruhigen Gesicht eine große und schlecht verhohlene Verlegenheit, die mir mehr schien als bloß Schüchternheit, so daß ich unwillkürlich ausrief: »Gott, was haben Sie denn, Herr Pfarrer?«
»Was ich habe, gnädige Frau?« gab er zur Antwort. »Sie sehen mich in der größten Verlegenheit der Welt. Ich bin nun schon über fünfzig Jahre in meinem frommen Amte, aber noch nie bin ich mit einem so heiklen Auftrag, mit einer mir selbst so unverständlichen Angelegenheit zu jemandem gekommen wie jetzt zu Ihnen...« Er setzte sich und bat mich, während unserer Unterredung niemanden vorzulassen. Sie können sich vorstellen, daß mich diese feierliche Einladung ein wenig bange machte. Er bemerkte es. »Erschrecken Sie nicht allzusehr, gnädige Frau«, hob er wieder an. »Sie müssen mich mit voller Fassung anhören und mir das Unfaßliche, um das es sich handelt, begreiflich machen. Ich finde mich darin nicht zurecht. Ihr Fräulein Tochter, in deren Auftrag ich hier bin, ist, wie Sie selbst wissen, ein Engel an Unschuld und Frömmigkeit. Ich kenne ihre Seele. Seit ihrem achten Jahr ist sie in meinen Händen, und ich bin überzeugt, daß sie sich irrt – vielleicht aus lauter Unschuld. Heute morgen war sie bei mir in der Beichte, und da hat sie mir eingestanden – Sie werden es ebensowenig glauben wie ich, gnädige Frau – aber ich muß es Ihnen sagen – sie sei in anderen Umständen...«
Ich stieß einen Schrei aus.
»Ich habe heute früh in meinem Beichtstuhl einen ebensolchen Schrei ausgestoßen«, fuhr der Pfarrer fort, »als sie mir dieses Bekenntnis ablegte, grundehrlich und ganz verzweifelt. Ich kenne dies Kind bis in das Herz. Es hat keine Ahnung vom Leben und von der Sünde. Von allen jungen Mädchen, deren Beichtvater ich bin, ist sie die, für die ich vor Gott am festesten einstehe. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann! Wir Priester, wir sind Seelenärzte. Wir müssen tief in die Herzen greifen und die geheimsten Sünden entfernen, mit Händen, die nicht wehe tun und keine Narben hinterlassen. Darum habe ich sie mit sorglichster Vorsicht ausgefragt, erforscht, mit Fragen bedrängt, aber der fassungslose Mund, der die Sache gesagt, sein Vergehen eingestanden, den Fehltritt ein Verbrechen genannt und sich selbst auf ewig verdammt geheißen hatte, blieb fortan hartnäckig stumm und sprach nur noch die eine inständige Bitte aus, ich solle Sie, gnädige Frau, aufsuchen, denn sie selber werde nie den Mut finden, es Ihnen zu gestehen.«
Ich hörte dem Pfarrer zu, voll Entsetzen und Verwunderung. Wie er, und mehr noch wie er, war ich der Unschuld meiner Tochter gewiß. Aber Unschuldige kommen oft zu Fall, gerade durch ihre Unschuld. Was sie ihrem Beichtvater bekannt hatte, war nicht unmöglich, so wenig ich es glaubte. Nein, ich glaubte es nicht. Und doch. Sie war zwar erst dreizehn Jahre alt; aber sie war schon Weib. Diese frühe Reife hatte mich erschreckt. Fieberhafte leidenschaftliche Neugier erfaßte mich.
»Ich will und werde alles erfahren!« sagte ich zu dem braven Mann, der verwirrt vor mir stand und vor Verlegenheit die Krempe seines Hutes zerdrückte. »Gehen Sie jetzt, Herr Pfarrer! Vor Ihnen wird sie nicht sprechen. Aber ich bin sicher, daß sie mir alles sagen wird. Ich werde alles aus ihr herausbekommen, und dann werden wir beide verstehen, was uns jetzt unbegreiflich ist.«
Darauf ging der Priester, und ich begab mich sofort zu meiner Tochter. Sie zu mir zu bitten und sie zu erwarten, dazu war ich zu ungeduldig.
Ich fand sie vor dem Kruzifix an ihrem Bett. Sie kniete nicht, sondern lag auf dem Boden, bleich wie eine Tote, mit trockenen ganz roten verweinten Augen. Ich nahm sie in meine Arme, setzte sie neben mich und hob sie dann auf den Schoß. Ich sagte zu ihr, ich könne nicht glauben, was mir der Pfarrer soeben mitgeteilt habe.
Aber sie ließ mich nicht ausreden, um mir mit schluchzender Stimme und verstörter Miene zu beteuern, alles, was sie gesagt, wäre wahr. Und als ich, immer unruhiger und bestürzter, nach dem Namen dessen, fragte, der...
Ich brachte die Frage nicht ganz heraus. Ach, das war das Allerschrecklichste! Die Kleine verbarg ihr Gesicht und den Kopf an meiner Schulter. Ich sah flammende Röte hinten auf ihrem Hals und fühlte ihr Zittern. Aber sie sagte kein Wort. Wie vor dem Priester blieb sie auch vor mir stumm wie Stein.
»Es muß wohl einer sein, der recht tief unter dir steht, daß du dich so sehr schämst«, sagte ich, um sie zum Widerspruch zu reizen, denn ich weiß, wie stolz sie ist. Aber sie blieb weiter schweigsam und ließ den Kopf nach wie vor an meiner Schulter vergraben. Das währte eine Zeit, die mir endlos vorkam. Dann plötzlich sagte sie, ohne sich aufzurichten: »Schwöre mir, Mutter, daß du mir verzeihen wirst!«
Ich leistete ihr den Schwur, den sie verlangte, auf die Gefahr hin, ihn hundertmal brechen zu müssen. Das machte mir die geringste Sorge. Ich war voller Ungeduld. Mich fieberte. Es war mir, als solle mir der Kopf zerspringen...
»Es ist Herr von Ravila!« flüsterte sie, ohne sich in meinen Armen zu regen.
Der Name zerschmetterte mich.
Amadee! Das war ein Schlag bis tief in mein Herz. Ich hatte die Strafe für die große Sünde meines Lebens. Du bist den Frauen gegenüber ein so schrecklicher Mensch. Ich war immer in der Furcht vor den anderen. Das Gräßlichste einem geliebten Mann gegenüber ergriff mich: Zweifel und Verdacht. Aber ich mußte die Kraft behalten, meine Empfindung vor diesem grausamen Kind zu verbergen, das vielleicht die Liebschaft ihrer Mutter ahnte.
»Herr von Ravila?« rief ich mit einer Stimme, die mir klang, als verrate sie alles. »Aber du sprichst ja nie mit ihm? Du fliehst ihn...« Der Zorn entbrannte in mir. Ich fühlte es. »So falsch seid ihr beide vor mir?«
Ich beherrschte mich. Ich mußte die Einzelheiten dieser schändlichen Verführung erfahren, alle, alle nacheinander. Und so fragte ich danach, mit einer Sanftmut, an der ich zu ersticken vermeinte. Endlich befreite mich ihr naives Geständnis von der Marter, die mich zu Tode peinigte.
»Mutter, es war an einem Abend. Er saß in dem großen Lehnstuhl, am Kamin, dicht neben dem Sofa. Lange saß er da. Dann stand er auf. Und ich hatte das Unglück, mich nach ihm in seinen Lehnstuhl zu setzen. Ach, Mutter, es war mir, als hätte ich mich auf Feuer gesetzt. Ich wollte wieder aufstehen, aber ich vermochte es nicht. Das Herz blieb mir stehen. Und ich fühlte – ich fühlte in mir – ach Mutter – daß ich etwas bekam – ein Kind –«
Ravila hatte gesagt, die Marquise habe gelacht, als sie ihm dies berichtete. Aber keine der zwölf Frauen in der Runde um ihn dachte daran zu lachen. Und er selber auch nicht.
»Und das, meine Damen«, sagte Ravila zum Schluß seiner Geschichte, »das war die schönste Liebe, die ich je erlebt.«
Er schwieg, und die Damen auch. Alle waren nachdenklich. Verstanden sie den Sinn seiner Worte?
Im Koran steht: Josef, wie er Sklave war bei Frau Potiphar, war so schön, daß die Frauen, die er bei Tisch bediente, sich mit dem Messer in die Finger schnitten, wenn sie ihn anschauten. Wir leben nicht zu Josefs Zeiten, und bei Tisch ist die Sache heutzutage nicht mehr so gefährlich.
Die Herzogin, das goldene Nachtischmesser in der Hand, mit dem sie sich aber nie geschnitten hätte, bemerkte, zynisch, wie sie gern war:
»Mag sie sonst noch so geistreich gewesen sein, Ihre Marquise, es war doch eine Riesendummheit von ihr; Ihnen diese Geschichte zu erzählen!«
Die Gräfin von Chiffrevas blickte träumerisch in den Grund ihres mit Rheinwein gefüllten smaragdgrünen Römers, als stecke da drin ein Rätsel wie in ihrem Herzen.
»Und das Figürchen?« fragte sie.
»Als mir die Mutter die Geschichte erzählte, war sie schon tot, jungvermählt verstorben irgendwo in der Provinz«, erwiderte Ravila.
»Sonst...«, meinte die Herzogin versonnen.
Was davor geschah, lesen Sie hier.
Mittwoch, 13. November 2013
Good Sounds: JOHN NEWMAN, Love Me Again
Labels:
Good Sounds,
JOHN NEWMAN,
Love Me Again
Bis Ende November in Bad Bergzabern: Eau, terre et lumière - Wasser, Erde, Licht
Galerie Passerelle
Do & Fr: 14-18h, Sa: 11-16h, und nach Vereinbarung
Vom 27. Oktober bis zum 30. November 2013 präsentiert die Galerie Passerelle,
Bad Bergzabern, Marktstr. 55, Werke der Malerin Eliane Karakaya und des Keramikers Martin Lichtmann unter dem Titel
Eau, terre et lumière - Wasser, Erde, Licht
Die abstrakten Aquarelle von Eliane Karakaya überraschen durch die Verbindung von Zartheit, was dem Malen mit Wasserfarbe eigen ist, und kräftigem Duktus, wodurch die Künstlerin ihre Wahrnehmung der Natur wiedergibt. Ganz besonders faszinieren sie die Rheinauen im Zyklus der Natur und bei wechselnden Wetterverhältnissen. Sie erspürt die Kräfte, die diese Landschaft erschaffen, und macht sie durch rhythmische Elemente und eine besondere Farbsprache sichtbar. Nach der intensiven Beobachtung, die zur „Entzifferung“ der Landschaft führt, kommt in tiefer Konzentration die Rekonstruktion im Atelier.

Ihre Acrylbilder bestechen durch ihre Farbintensität, ihre klaren Linien und Flächen und die innewohnende Energie, die sie beim Betrachten freilassen. Mit pigmentangereicherten Acrylfarben und speziell aus Holz angefertigtem Werkzeug schafft die Künstlerin eine höhere Abstraktion, deren „gewaltigen Dynamik“ das Unsagbare zum Ausdruck bringt, etwa die Emotionen, die sie vor Ort empfunden und in sich aufgenommen hat, und die sie später auf die Leinwand spannen will.
Die Galerie Passerelle wird insbesondere ihre Acrylbilder und Aquarellen zeigen, andere Beispiele ihres Wirkens können auf Anfrage eingesehen werden.
Martin Lichtmann stammt von der Ostseeküste Schleswig-Holsteins und lebt in Kaiserslautern, wo er auch sein Atelier hat. Zunächst beruflich anders orientiert, entdeckte er als 37-jähriger die Arbeit mit dem Material Ton und blieb dabei, indem er an den Sommerakademien Trier und Salzburg Kurse belegte. Sehr bald kam er dann dazu, selber Kurse zu halten, insbesondere in seiner Wahlheimat Kaiserslautern. Er hat des Öfteren in der Pfalz ausgestellt sowie in der ihm vertrauten nördlichen Heimat und darüber hinaus bis Schweden und Irland.
Wer seine Objekte betrachtet, empfindet trotz ihrer Eigenart einen déjà-vu Effekt. Nicht weil man solch ungewöhnliche Kunstobjekte schon irgendwo gesehen hätte, sondern weil sie auf uns wirken, als gehörten sie zur eigenen Geschichte. Haben wir nicht als Kind allerlei seltsame Gegenstände am Strand gefunden, wie Trophäen gesammelt und stolz weiter gezeigt?
Do & Fr: 14-18h, Sa: 11-16h, und nach Vereinbarung
Vom 27. Oktober bis zum 30. November 2013 präsentiert die Galerie Passerelle,
Bad Bergzabern, Marktstr. 55, Werke der Malerin Eliane Karakaya und des Keramikers Martin Lichtmann unter dem Titel
Eau, terre et lumière - Wasser, Erde, Licht
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Les joncs |

Ihre Acrylbilder bestechen durch ihre Farbintensität, ihre klaren Linien und Flächen und die innewohnende Energie, die sie beim Betrachten freilassen. Mit pigmentangereicherten Acrylfarben und speziell aus Holz angefertigtem Werkzeug schafft die Künstlerin eine höhere Abstraktion, deren „gewaltigen Dynamik“ das Unsagbare zum Ausdruck bringt, etwa die Emotionen, die sie vor Ort empfunden und in sich aufgenommen hat, und die sie später auf die Leinwand spannen will.
Die Galerie Passerelle wird insbesondere ihre Acrylbilder und Aquarellen zeigen, andere Beispiele ihres Wirkens können auf Anfrage eingesehen werden.
Martin Lichtmann stammt von der Ostseeküste Schleswig-Holsteins und lebt in Kaiserslautern, wo er auch sein Atelier hat. Zunächst beruflich anders orientiert, entdeckte er als 37-jähriger die Arbeit mit dem Material Ton und blieb dabei, indem er an den Sommerakademien Trier und Salzburg Kurse belegte. Sehr bald kam er dann dazu, selber Kurse zu halten, insbesondere in seiner Wahlheimat Kaiserslautern. Er hat des Öfteren in der Pfalz ausgestellt sowie in der ihm vertrauten nördlichen Heimat und darüber hinaus bis Schweden und Irland.
Wer seine Objekte betrachtet, empfindet trotz ihrer Eigenart einen déjà-vu Effekt. Nicht weil man solch ungewöhnliche Kunstobjekte schon irgendwo gesehen hätte, sondern weil sie auf uns wirken, als gehörten sie zur eigenen Geschichte. Haben wir nicht als Kind allerlei seltsame Gegenstände am Strand gefunden, wie Trophäen gesammelt und stolz weiter gezeigt?
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Good Sounds: DAVID BOWIE, See Emily Play
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Baumkuchen-Backen im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Spezialitäten aus der Backstube
Frisch gebacken in den Mund: Rund um den Baumkuchen geht’s bei „Art and Taste“
Passend zur Vorweihnachtszeit steht das Baumkuchen-Backen im Mittelpunkt der nächsten Ausgabe von „Art and Taste“ im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) am Donnerstag, 21. November, um 19 Uhr. Über offener Flamme zeigt Martin Krummel von der gleichnamigen Kaiserslauterer Konditorei die Kunst des Baumkuchen-Backens, bei der sich der Teig Schicht für Schicht übereinanderlegt, bis schließlich die ringförmige Delikatesse fertig ist. Gemeinsam mit Svenja Kriebel, Sammlungsleiterin der Kunsthandwerklichen Sammlung, wird der Kunst des Backens über offener Flamme, ihrer Traditionen und dem engen Zusammenhang von Qualität, Genuss und Geschmack nachgegangen. Die Teilnehmer sind eingeladen, das, was so einfach ausschaut, auch selbst zu versuchen, und zwar selbst zu backen und zu kosten. Ausgestellte Waffeleisen und Springerlformen aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert ergänzen den Gaumenschmaus und die Kulturgeschichte des Backens. Eine verbindliche Anmeldung zu dieser Veranstaltung, die in Kooperation mit der Konditorei Krummel stattfindet, sollte bis zum 19. November unter der Telefonnummer 0631 3647-201 oder per Mail an info@mpk.bv-pfalz.de erfolgen (Eintritt: 7,50 Euro).
Von Theater und Museen über Schulen und Lehrbauernhof bis zu Angeboten seelischer Gesundheit – breit ist das Spektrum an Einrichtungen, die zum Bezirksverband Pfalz gehören. Er kümmert sich um kulturelle, soziale und wirtschaftliche Belange der Pfälzerinnen und Pfälzer. Dank seiner langen demokratischen Tradition ist er einzigartig in Rheinland-Pfalz.
Frisch gebacken in den Mund: Rund um den Baumkuchen geht’s bei „Art and Taste“
Passend zur Vorweihnachtszeit steht das Baumkuchen-Backen im Mittelpunkt der nächsten Ausgabe von „Art and Taste“ im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) am Donnerstag, 21. November, um 19 Uhr. Über offener Flamme zeigt Martin Krummel von der gleichnamigen Kaiserslauterer Konditorei die Kunst des Baumkuchen-Backens, bei der sich der Teig Schicht für Schicht übereinanderlegt, bis schließlich die ringförmige Delikatesse fertig ist. Gemeinsam mit Svenja Kriebel, Sammlungsleiterin der Kunsthandwerklichen Sammlung, wird der Kunst des Backens über offener Flamme, ihrer Traditionen und dem engen Zusammenhang von Qualität, Genuss und Geschmack nachgegangen. Die Teilnehmer sind eingeladen, das, was so einfach ausschaut, auch selbst zu versuchen, und zwar selbst zu backen und zu kosten. Ausgestellte Waffeleisen und Springerlformen aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert ergänzen den Gaumenschmaus und die Kulturgeschichte des Backens. Eine verbindliche Anmeldung zu dieser Veranstaltung, die in Kooperation mit der Konditorei Krummel stattfindet, sollte bis zum 19. November unter der Telefonnummer 0631 3647-201 oder per Mail an info@mpk.bv-pfalz.de erfolgen (Eintritt: 7,50 Euro).
Von Theater und Museen über Schulen und Lehrbauernhof bis zu Angeboten seelischer Gesundheit – breit ist das Spektrum an Einrichtungen, die zum Bezirksverband Pfalz gehören. Er kümmert sich um kulturelle, soziale und wirtschaftliche Belange der Pfälzerinnen und Pfälzer. Dank seiner langen demokratischen Tradition ist er einzigartig in Rheinland-Pfalz.
Carl Orff: O Fortuna aus CARMINA BURANA
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Premiere in Mannheim am 22.11.2013: Carmina Burana von Carl Orff
Carmina Burana von Carl Orff
Premiere am 22. November, 19.30 Uhr, Opernhaus Mannheim
Carl Orffs Carmina Burana, »Lieder aus Benediktbeuern«, ziehen bis heute die Hörer in ihren Bann. »Alles, was ich bisher geschrieben und was Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen! Mit Carmina Burana beginnen meine gesammelten Werke!«, schrieb der stolze Komponist nach der Uraufführung 1937. Er hatte zu seinem unverwechselbaren »Orff-Stil« gefunden. Die Texte, lateinische und deutsche Vagantenlieder, entnahm er der Benediktbeurer Liederhandschrift aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Es sind Spottlieder und Gesänge, die von Frühling, Liebe und von ausgelassenen, trunkenen Festen handeln. Sie sind erfüllt von einer ungebändigten Lebenslust. Den Rahmen bildet der stimmgewaltige Anruf der Schicksalsgöttin (»O Fortuna«), deren Rad den menschlichen Lebenslauf bestimmt. In drei Teilen schildert das Werk eine Frühlingsfeier (Primo vere. Uf dem anger), das Lob des Essens und Trinkens (In Taberna) und ein ritterliches Liebesfest (Cour d’amours).
Mal zart und kokett, mal übermütig tänzerisch, mal wild und ekstatisch ist die Musik, die Orff für Solisten, Chor und großes Orchester mit zwei Klavieren, Celesta und umfangreichem Schlagwerk schrieb. Es dirigiert Mannheims Generalmusikdirektor Dan Ettinger.
Musikalische Leitung: Dan Ettinger – Chor: Tilman Michael – Kinderchor: Anke-Christine Kober
mit Estelle Kruger*/Cornelia Ptassek; Onur Abaci, Thomas Berau/Karsten Mewes*
*Premierenbesetzung
Premiere am 22. November, 19.30 Uhr, Opernhaus Mannheim
Carl Orffs Carmina Burana, »Lieder aus Benediktbeuern«, ziehen bis heute die Hörer in ihren Bann. »Alles, was ich bisher geschrieben und was Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen! Mit Carmina Burana beginnen meine gesammelten Werke!«, schrieb der stolze Komponist nach der Uraufführung 1937. Er hatte zu seinem unverwechselbaren »Orff-Stil« gefunden. Die Texte, lateinische und deutsche Vagantenlieder, entnahm er der Benediktbeurer Liederhandschrift aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Es sind Spottlieder und Gesänge, die von Frühling, Liebe und von ausgelassenen, trunkenen Festen handeln. Sie sind erfüllt von einer ungebändigten Lebenslust. Den Rahmen bildet der stimmgewaltige Anruf der Schicksalsgöttin (»O Fortuna«), deren Rad den menschlichen Lebenslauf bestimmt. In drei Teilen schildert das Werk eine Frühlingsfeier (Primo vere. Uf dem anger), das Lob des Essens und Trinkens (In Taberna) und ein ritterliches Liebesfest (Cour d’amours).
Mal zart und kokett, mal übermütig tänzerisch, mal wild und ekstatisch ist die Musik, die Orff für Solisten, Chor und großes Orchester mit zwei Klavieren, Celesta und umfangreichem Schlagwerk schrieb. Es dirigiert Mannheims Generalmusikdirektor Dan Ettinger.
Musikalische Leitung: Dan Ettinger – Chor: Tilman Michael – Kinderchor: Anke-Christine Kober
mit Estelle Kruger*/Cornelia Ptassek; Onur Abaci, Thomas Berau/Karsten Mewes*
*Premierenbesetzung
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Premiere in Mannheim
Good Sounds: BLAKE SHELTON, Boys 'Round Here
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Boys 'Round Here,
Good Sounds
Wir lernen Kurpfälzisch 06 - g
Gaaß/Geeß - Ziege („Geiß“)
Gaul - Pferd
Gawwl - Gabel
gedriggld - getrocknet
Geedl/Goodl - Patentante
Geelerriewe, Gelwerriewe - Möhren, Karotten („Gelbe Rüben“)
Geil - Pferde
…gell? - („…oder?“, „nicht wahr?“)
Geknoddel - Durcheinander, undurchsichtige Sache
gepalde - behalten
Ghannsdrauwe/Ghonnsdraawe - Johannisbeeren („Johannistrauben“)
Glotzbagg/Glotzbäggele - Stiefmütterchen (Pflanze)
Gnaams/Immes - Tagesration Nahrung
Gnaaz (auch: Knatsch) - Ärger
gnoddere - meckern
Gogglrobber - Kleintierzüchter („Hahnenrupfer“)
Gosch - Mund (abwertend beim Menschen), Maul eines Tieres
greine - weinen
Griffel - Finger (Pl.)
Grumbeer, auch: Kadoffl - Kartoffel („Grundbirne“)
Grusslbeer - Stachelbeere
gruuschdle - ungeplant etwas suchen oder ausführen
Gscherrabdrickelhandischel - Geschirrtuch
Gschnuddl, das - nachlässig gemachte Hausaufgabe, nachlässig verfasstes Schreiben
gschtoppt - gefüllte Geldbörse (von „gestopft“)
Guudheer - Eichelhäher
Guudsl - Bonbon („Der kleebd an dir wie e babbisch Guudsl!“)
Good Sounds: KELLIE PICKLER, Little Bit Gypsy
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Little Bit Gypsy
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