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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 31. Oktober 2025

Der Staat als Unternehmer – Idee, Geschichte und Perspektive


Ursprung der Idee

Die Vorstellung, dass der Staat nicht nur reguliert, sondern auch selbst wirtschaftlich tätig ist, reicht weit zurück. Schon im Merkantilismus des 17. und 18. Jahrhunderts betrieben viele Staaten eigene Manufakturen, Bergwerke und Handelsgesellschaften. Ziel war die Sicherung nationaler Unabhängigkeit und die Akkumulation von Reichtum im Inland.

Im 19. Jahrhundert entwickelte Friedrich List die Idee einer aktiven Wirtschaftspolitik: Der Staat müsse Industrie und Infrastruktur fördern, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern – ein Gedanke, der Deutschland zur industriellen Großmacht machte.


Vom Sozialstaat zur Sozialen Marktwirtschaft

Mit dem Aufstieg des industriellen Kapitalismus und den sozialen Folgen entstanden neue Modelle staatlicher Verantwortung.
Otto von Bismarck führte Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Sozialversicherungen ein – ein früher Schritt in Richtung staatlicher Absicherung und Lenkung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg formte Ludwig Erhard die Soziale Marktwirtschaft: Marktfreiheit blieb bestehen, doch der Staat sorgte für soziale Ausgleichsmechanismen und wirtschaftliche Stabilität.

Damit wurde Deutschland zu einem Modell, das wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und sozialen Ausgleich verband.


Die neoliberale Wende und ihre Folgen

Ab den 1980er Jahren begann eine Phase intensiver Privatisierungen: Energieversorger, Post, Bahn, Telekommunikation und teilweise Wohnungen wurden in private Hände überführt.
Begründung: Der Markt sei effizienter als der Staat.

Doch die Praxis zeigte, dass viele Privatisierungen zu Preisanstiegen, Marktkonzentration und sozialer Ungleichheit führten. Öffentliche Kontrolle ging verloren, während Gewinne an private Eigentümer flossen. Hier zählt der Profit noch mehr, der Wettbewerb tobt.


Der Staat als Unternehmer 2.0

In einer Zeit globaler Unsicherheit – von Energiekrise bis Digitalisierung – kehrt die Idee des aktiven Staates zurück.
Das neue Modell unterscheidet sich jedoch klar von der alten Planwirtschaft:

  • Der Staat handelt unternehmerisch, aber nicht zentralistisch.

  • Er investiert in Zukunftsbranchen wie grüne Energie, KI, Mobilität, Infrastruktur, Bildung und Gesundheitsversorgung.

  • Gewinne werden nicht privatisiert, sondern sozial reinvestiert.

Dieses Konzept steht für eine „Rendite fürs Gemeinwohl“.


Vorteile für Bürger

Ein unternehmerischer Staat kann:

  • Renten sichern, indem Gewinne öffentlicher Unternehmen in Fonds einfließen.

  • Steuern senken, da der Staat selbst Einnahmen generiert.

  • Preise stabilisieren, indem er monopolartige Strukturen verhindert.

  • Bürger beteiligen, etwa durch Bürgerfonds oder staatliche Dividendenmodelle.

So entsteht ein direkter Nutzen: Wohlstand, Stabilität und Teilhabe.


Vorteile für den Staat

Auch aus staatlicher Sicht ergeben sich strategische Vorteile:

  • Finanzielle Unabhängigkeit von kurzfristigen Steuererhöhungen.

  • Gestaltungsspielraum in Krisenzeiten durch eigene Einnahmen.

  • Innovationsförderung durch gezielte Investitionen in Schlüsselindustrien.

  • Soziale Verantwortung durch Reinvestition der Gewinne in Bildung, Pflege und Nachhaltigkeit.


Existierende Modelle und ihre Lehren

Norwegen betreibt mit dem „Government Pension Fund Global“ einen der größten Staatsfonds der Welt. Gewinne aus Öl und Gas sichern Renten, Bildung und Infrastruktur – transparent und effizient.

Singapur besitzt mit Temasek Holdings und GIC zwei hochprofessionelle Staatsfonds, die weltweit investieren. Der Staat agiert wie ein Konzern, der Gewinne in die nationale Entwicklung zurückführt.

Skandinavien zeigt, dass Staatsbeteiligung und Marktinnovation sich nicht ausschließen: Öffentliche Unternehmen konkurrieren mit privaten und setzen soziale Standards.

Deutschland hat mit KfW, Stadtwerken und öffentlichen Sparkassen bereits erfolgreiche Formen staatlicher Wirtschaftstätigkeit – doch sie bleiben untergenutzt.

Dagegen zeigten die ehemalige DDR und Sowjetunion, dass eine vollständig staatliche Planwirtschaft Innovation erstickt und Eigenverantwortung hemmt.
Der heutige Unternehmerstaat muss also marktorientiert agieren, aber gemeinwohlorientiert bleiben.


Der Unternehmerstaat 2040 – Vision

Wenn Deutschland diesen Weg einschlägt, könnte das Jahr 2040 so aussehen:

  • Staatliche Beteiligungen an Schlüsselbranchen sichern jährliche Einnahmen von 150–200 Milliarden Euro.

  • 3–4 Millionen Arbeitsplätze entstehen direkt oder indirekt durch öffentliche Unternehmen.

  • Rentenfonds sind teilweise durch Unternehmensgewinne gedeckt.

  • Steuern sinken moderat, weil der Staat sich selbst finanziert.

  • Digitalisierung und grüne Energie werden zu staatlich geförderten Wachstumsfeldern.

  • Bürgerfonds ermöglichen Teilhabe an staatlichen Gewinnen.

  • Der Staat wird zum Unternehmer mit sozialem Gewissen, nicht zum Bürokraten.


Fazit

Der Staat als Unternehmer ist kein Rückfall in den Sozialismus, sondern eine Erweiterung der Sozialen Marktwirtschaft.
Er verbindet Wirtschaftskraft mit sozialer Verantwortung und sichert das Gemeinwohl durch aktives Handeln, nicht durch Umverteilung allein.

Das Ziel ist nicht Kontrolle, sondern Beteiligung.
Nicht Bürokratie, sondern strategische Intelligenz.
Nicht Profit um des Profits willen, sondern Profit für das Gemeinwohl.


„Der Staat soll nicht alles besitzen – aber das, was er besitzt, muss er führen wie der beste Unternehmer: transparent, effizient, sozial.“

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