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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 3. Juli 2024

History Nebraska: Buffalo-Soldaten in Fort Robinson

Buffalo-Soldaten in Fort Robinson


Die Buffalo Soldiers of the American West werden vom 6. bis 7. Juli eine historische Kavalleriedemonstration im Fort Robinson State Historic Park präsentieren. Reenactors werden im Mare Barn Equestrian Center Reitübungen und Säbelübungen durchführen und in Uniform als lebende Geschichtsteilnehmer Vorträge halten und Fragen der Öffentlichkeit beantworten.

Fort Robinson feiert dieses Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Die Nebraska Game and Parks Commission arbeitet mit History Nebraska, Humanities Nebraska und dem Nebraska Cultural Endowment zusammen, um die Nachstellungen der Buffalo Soldier aus Colorado zu holen.

Die rein schwarzen „Buffalo Soldier“-Regimenter spielten eine wichtige Rolle in der rassentrennenden Grenzarmee. Die 9. Kavallerie war von 1885 bis 1898 in Fort Robinson stationiert; die 10. Kavallerie war dort von 1902 bis 1907 stationiert.

Der Eintritt für die Veranstaltung ist frei, es ist jedoch eine Eintrittsgenehmigung für den Nebraska State Park erforderlich.



Dienstag, 2. Juli 2024

Stolpersteingeschichten: Familie Bermann in Kusel

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Karl Bermann (geboren 26.10. 1855 in Konken, gest. „etwa 1930 zu Mannheim“), verh. mit Berta geb. Herz (geboren 26.11.1857 in Ruchheim), lebte in Konken, wo er ein Handelsgeschäft betrieb. Die Eheleute bauten 1905/06 in damals bester Lage der Stadt Kusel das Anwesen Gartenstraße 8 mit Stall und Nebengebäude. Sie zogen 1906 nach Kusel. Karl und Berta Bermann hatten fünf Kinder:

Isidor geboren 21.4.1883 in Konken, meldete sich nach dem Militärdienst am 12.11. 1919 in Kusel polizeilich zur Adresse seiner Eltern. Er verzog dann nach Kaiserslautern (gest. 1935). Seine Witwe Betty lebte im November 1938 in Ludwighafen. Zu ihr flüchtete nach dem Pogrom die Schwägerin Mathilde Heymann.

Die beiden Töchter Lore und Susi von Isidor und Betty Bermann überlebten den Holocaust in einem Kloster in Frankreich. Ihr Onkel Rudi Bermann traf sich mit ihnen im August 1945 in einer Kirche in Paris.

Mathilde Heymann geborene Bermann, geboren am 6.5.1884 in Konken, meldete sich 1912, aus Trier zuziehend, ebenfalls in das Haus Gartenstraße 8 wo sie, alleinstehend, die Dachgeschosswohnung bewohnte. Nach dem Pogrom floh sie nach Ludwigshafen zu der Witwe ihres Bruders Isidor Borg. Sie wohnten zuletzt in der Prinzegentenstraße 26, als beide am 22.10.1940 in das Lager Gurs verschleppt wurden. 1942 wurde Mathilde Heymann in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert, sie ist dort verschollen. Luitpold, geboren 26.4.1891 in Konken wurde als Kriegsteilnehmer in Verdun schwer verwundet und verlor ein Auge. Er wohnte mit seiner Familie ebenfalls im Haus Gartenstraße 8, wo er mit seinem Bruder Ernst das Handelsgeschäft betrieb. Unter dem Druck des Antisemitismus resignierte Luitpold und emigrierte am 18.6. 1937 in die USA zusammen mit seiner Ehefrau Erna geb. Lehmann (geboren 5.4. 1897), mit Sohn Kurt (geboren 17.6.1923) und mit Tochter Ilse (geboren 1.5.1925).

Paula Bermann, verh. Van Es, geboren 9.3.1895 in Konken. Paula war mit den deutschen Truppen im ersten Weltkrieg (1914 –1918)als Krankenschwester in Frankreich, heiratete den Holländer Conrad Van Es und zog am 17.7.1918 nach Amsterdam. Die Eheleute hatten drei Kinder: Hans, Inge und Sonja. Während der Deportation durch die Nazis sieht Paula ihren Mann im KZ Bergen-Belsen sterben. Sie öffnete sich am 21.1.1945 die Pulsadern, da sie nicht durch deutsche Hände sterben wollte. Tochter Inge überlebte im KZ Bergen-Belsen, Tochter Sonja in einem Arbeitslager und Sohn Hans versteckt bei einer christlichen Familie.

Ernst geboren 23.3.1888 in Konken, wohnte nach Kriegsteilnahme auch im Haus Gartenstraße 8, wo er mit dem Bruder Luitpold das gutgehende und angesehene Pferde- und Viehgeschäft betrieb. Ernst Bermann war verheiratet mit Clara geb. Maier (geboren 30.9.1895 in Malsch). Sie hatten miteinander drei Kinder: Gerda (geboren 18.5.21) Rudolf (geboren 10.7.1922) und Hildegard (geboren 6.1.1927). Die Kinder wurden „deutsch-patriotisch“ erzogen.

Ernst Bermann war zunächst der Meinung, das deutsche Volk lasse die Nazis nicht gewähren und ihm könne als Weltkriegsteilnehmer ohnehin nichts geschehen. Das war ein tragischer Irrtum. Nach dem Verbot des Besuchs der höheren Töchterschule für Tochter Gerda und des Progymnasiums für Sohn Rudolf 1936 schickten die Eltern die beiden Kinder in eine Handelsschule nach Frankfurt bzw. Sohn Rudolf in eine Bäckerlehre nach Heilbronn. Mit Hilfe eines Schwagers des Bruders Luitpold konnten die Bedingungen für eine Einreise in die USA erfüllt werden, so dass beide am 15.6.1938 in die USA emigrierten.

Für die Eltern und die kleine Tochter Hildegard bleiben die Bemühungen um eine Ausreise erfolglos.

In der Nacht zum 10. November 1938 wurde Ernst Bermann mit anderen jüdischen Männern für mehrere Wochen in das KZ Dachau verschleppt. Ehefrau Klara flüchtete mit der Tochter Hildegard nach dem Pogrom zu den Verwandten nach Holland. Nach der Besetzung durch deutsche Truppen wurden Ernst, Klara und Hildegard dort verhaftet und in das Lager Westerborg verschleppt. Ein letztes Lebenszeichen ist eine Postkarte im Besitz von Gerda Lautmann, geb. Bermann. Darauf steht:
“ Meine Lieben, Päckchen erhalten und herzlichen Dank. Schickt keine mehr. Alles Gute und herzliche Grüße, Ernst und Klara“.
Die Familie wurde dann von Westerborg in das KZ Sobibor deportiert. Dort sind die Eltern verschollen. Tochter Hildegard wurde am 21. 5. 1943 in Sobibor ermordet.

Gerda Lautmann, geb. Bermann, besuchte mit ihrem Mann 1971 für wenige Stunden ihre Geburtsstadt Kusel. Beide leben in New York.


stolpersteine-guide.de

Montag, 1. Juli 2024

Wie war's bei Fromental Halévys Grand Opéra LA JUIVE in der OPER FRANKFURT? Regie: Tatjana Gürbaca

Rachel
Bildnachweis: Monika Rittershaus
Eine sehr beliebte Erfolgsoper des 19. Jahrhunderts, LA JUIVE von Fromental Halévy nach einem Text von Eugène Scribe, packt ein sehr heißes Eisen an: Die Verachtung und Verfolgung von Juden im deutsch-christlichen Raum, die zurückzuverfolgen und belegt ist ab den frühen Jahrhunderten nach Christi Geburt. Eine reichhaltige Musik mit anspruchsvollen mehrstimmigen Passagen, wo verschiedene Hauptpersonen parallel, engagiert und aufgeregt singen, was die Dramatik und Spannung erhöht. Das Thema sehr schwer, die Verurteilung zum Tod aufgrund der Beziehung zwischen einem Christen und einer Jüdin, die als Christin und Tochter des Kardinals (!) geboren wurde, während eines Brands dessen Hauses aber von dem Juden Éléazar daraus gerettet und jüdisch erzogen wurde. Ein mulitmedialer Akzent verschafft einen Eindruck von den kriegerischen Leistungen der Katholiken.

Verwirklicht haben die Aufführung:
Tatjana Gürbaca (hervorragende Regie mit Schockelementen und lebendiger Bühne, aufwühlend und an unsere NS-Vergangenheit und davor erinnernd),
Klaus Grünberg (sehr überzeugende Bühnengestaltung, Licht und Animation), Anne Kuhn (Bühne Mitarbeit),
Silke Willrett (äußerst vielfältige Kostüme bis hin zum clownesken, albern-absurden Gesamt-Personalkolorit als Narren), Carl-Christian Andresen (Mitarbeit Kostüm), Nadja Krüger (ein wildes Video, das geradezu karikativ übertrieben und actionfilmmäßig die kämpferischen Wundertaten des Fürsten Leopold gegen die Hussiten darstellt), 
Ambur Braid (die fast unschlagbare Sopranistin als jüdische Geliebte, ausgenutzte, aber sehr konsequente und tapfere Rachel),
John Osborn (starker amerikanischer Tenor, mehrfach international gespielt u.a. als Éléazar, Ziehvater der Rachel),
Gerard Schneider (sehr ansprechender Tenor, Fürst Leopold, Feldherr gegen die Hussiten),
Monika Buczkowska (vielseitige Sopranistin, eine sogar religiös tolerante (!) Verlobte, die sich total für ihren Mann einsetzt),
Simon Lim (massiver südkoreanischer Bass, als Kardinal Brogni und besorgter Vater und Sucher nach Rachel, unerbittlich beim Fällen des Todesurteils gegen Juden),
Sebastian Geyer (sehr gut zu hörender Bariton, als Bürgermeister Ruggiero die undankbare Rolle des antijüdischen Hetzers).

Die musikalische Leitung hat Henrik Nánási inne, den viele noch als Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin kennen.
Tilman Michael leitet den hervorragend getrimmten Chor,
Maximilian Enderle besorgte die Dramaturgie,

Die Geschichte spielt im 15. Jahrhundert zur Zeit des großen Konzils von Konstanz, das der Sohn von Karl IV., König Sigismund, 1414 nach langer Vorbereitung im Heilig Römischen Reich Deutscher Nation, und nicht in Rom, eröffnen konnte. Es dauerte ungewöhnlich lange bis 1419, danach begannen die Hussitenkriege bis 1434. Jan Hus war ein böhmisch/tschechischer Reformator, der die Papstwürde abschaffen und den Papst nicht als Stellvertreter Gottes anerkennen wollte. Ein Jahr nach Eröffnung des Konzils gegen die aktuelle Spaltung des kirchlichen Reichs (es gab drei sich bekämpfende Päpste, in Rom, Pisa und Avignon), Ketzerei im Glauben, z.B. Frauen bei katholischen Geistlichen und vieles mehr, wurde Hus als Ketzer verbrannt. Dieses Konzil war eine starke Belastung der Bevölkerung, 6000 Einwohner mussten ein Mehrfaches an Gästen versorgen, Abfälle und Unrat wuchsen zum Himmel, die einstige Ruhe war gestört. Wegen dieser Ausnutzung kam es zu Zornesausbrüchen in Form von Pogromen gegen die ebenfalls bekämpfte jüdische Bevölkerung.  

Fast hundert Kardinäle und fünfzig Bischöfe sowie weltliche Vertreter waren mit Gefolge und Frauen (allein 700 Prostituierte standen außerdem zur Verfügung) eingetroffen und verstärkten mit ihren ketzer- und judenfeindlichen Reden den Judenhass. Dieser entwickelte sich aus der Sicht, dass Juden schließlich Jesus abgelehnt und seine Kreuzigung verursacht hätten. Diese Ansicht verstärkte sich im Mittelalter und führte zu weit verbreiteten religiösen Vorurteilen. Juden wurden als "Gottesmörder" und "Feinde der Christenheit" dargestellt. Diese Gesinnung wurde von der Kirche kolportiert und trug zur Verbreitung von Hass bei. Juden wurden oft von bestimmten Berufen ausgeschlossen und in Ghettos gezwungen. Die Einschränkungen führten dazu, dass sie sich auf bestimmte Berufe wie bekanntlich  Geldverleih konzentrierten, was wiederum zu negativen Stereotypen über jüdische Geschäftspraktiken führte. In Zeiten von Krisen, wie Pestepidemien, Hungersnöten oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten, wurden Juden oft als Sündenböcke für diese Probleme dargestellt. Es wurde behauptet, dass sie Brunnen vergifteten oder andere schädliche Aktivitäten betrieben, was zu Pogromen und Vertreibungen führte. Mit dem Aufstieg des Nationalismus im 19. Jahrhundert wurden Juden meistens als fremd und nicht zugehörig angesehen. Nationalistische Bewegungen sahen sie als Bedrohung für die ethnische und kulturelle Reinheit der Nation. Verschwörungstheorien wie die "Protokolle der Weisen von Zion" behaupteten, dass Juden eine geheime Weltverschwörung planten, um die Kontrolle über Regierungen und Wirtschaft zu übernehmen. Solche Theorien fanden im 20. Jahrhundert weite Verbreitung und verstärkten den Hass gegen Juden. Der Höhepunkt des Antisemitismus war das Hitlerregime mit seinem brachial-entsetzlichen Holocaust im 20. Jahrhundert. Das jüdische Weltkapital als Feind der Deutschen, Verschwörungstheorien, Hassreden im Internet und Angriffe auf jüdische Einrichtungen, noch im Jahr 2024 als Schimäre unterwegs!


Menschenmenge in Pogromstimmung
Bildnachweis: Monika Rittershaus

Halévys La Juive zeigt eine gespaltene Gesellschaft, der eine Orientierung fehlt. Sie versucht, ihre angestauten (Existenz-)Ängste, Ärger und Unsicherheit aufgrund äußerer Vorgänge, wie das Konzil und dessen Inhalte, und eben auch wegen  persönlicher Konflikte zu überwinden, indem sie die angestauten Emotionen brutal bei einem gemeinsamen Feind entladen möchte, den Juden. Zu Beginn der Oper ist die geforderte Stärke gegenüber Ketzern, die Fürst Leopold verkörpert, entscheidend für die Ablehnung der Nichtchristen und Ketzer. Am Feiertag, Tag der Heimkehr des Siegers aus Kriegshandlungen gegen Hussiten, arbeiten der jüdische Goldschmied Éléazar und seine Ziehtochter Rachel. Das ist Grund für einen Aufstand, der immer aggressiver und mordlustiger wird. Nur der auftauchende Kardinal Brogni, der die Leitung des Konzils übernommen hat, kann das Volk bremsen. Brogni kennt Éléazar noch von früher, ist ihm wohlwollend gesonnen und entschuldigt sich wegen des Verhaltens der Menge und seines eigenen zurückliegenden. Éléazar lehnt es ab, denn Brogni hatte seine beiden Söhne hinrichten lassen. Die Menge verlangt die Juden im See zu ertränken. Wer die Menge besänftigen und sie beherrschen kann ist Leopold in seiner Verkleidung als jüdischer Student Samuel, als welcher er Rachel kennen gelernt und eine Liaison begonnen hat. Er gibt sich dem Volk zu erkennen. Damit bringt er nicht nur Rachel in gewaltige Schwierigkeiten, sondern sich selbst auch. Beziehungen zwischen Christen und Juden sind zu dieser Zeit streng verboten. 

Bei einer Einladung zum Pessachmahl stellt Rachel Samuel ihrem Vater vor, der den Liebhaber annimmt. Die Privatheit wird gestört: Prinzessin Eudoxie tritt auf, die Ehefrau Luitpolds, woraus ersichtlich wird, welches Spiel er treibt, aber noch ist seine Nebenbeziehung nicht öffentlich. Sie kauft ein Schmuckgehänge für ihren Mann, das ihm beim Siegesfest überreicht werden soll. Die Spannung wächst. Rachel zweifelt an der Religion ihres Liebhabers und erfährt, dass er Christ ist, ihr Vater lädt ihn zum Judentum ein. Leopold flieht. 

Rachel schleicht sich als Sklavin bei Eudoxie ein und teilt beim Siegesfest ihre Beziehung zu Leopold der Öffentlichkeit mit. Kardinal Brogni verhängt sofort die Todesstrafe für das Liebespaar und den mitwissenden Éléazar. Alle Versuche der Rettung durch Wechsel zum Christentum bei Vater und Tochter scheitern. Beide sind entschlossen, den Opfertod zu sterben und zu stolz, sich zu unterwerfen. 

Eudoxie bittet Rachel ihre Bekanntmachung als Lüge zurückzunehmen. Rachel entlastet ihren Leopold aus Liebe und widerruft alles, gibt sich die Schuld. Das Urteil für sie bleibt gültig. Auch das Angebot Éléazars, sich durch Übertritt ins Christentum zu retten, lehnt sie ab. Ein weiterer dramatischer und gewalttätiger Moment ist die Verbrennung Rachels. Sie schwebt quasi als Asche / Puppe über der Menge, der richtige Zeitpunkt, um Brogni mitzuteilen, dass dies seine Tochter sei. Damit ist die Ermordung von Éléazars Söhnen gerächt. Brogni bricht entsetzt zusammen. Während Leopold aus der Stadt gebracht wurde, bleibt die Hinrichtung Éléazars. 

Das brutale und amoralische Spiel der katholischen und weltlichen Eitelkeiten, fern von Gerechtigkeit und Einsicht. La Juive - eine starke Kritik am Antisemitismus auf der Bühne.

Ensemble, Rachel wird verbrannt,
die Asche schwebt über der Menge.
Bildnachweis: Monika Rittershaus