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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Samstag, 2. August 2014

Haben Europäer die besseren Nerven als US-Amerikaner bei Arbeitslosigkeit?



Der Dax war gerade oben, der Dow in luftigen Höhen, und dann soll da eine Krise sein? Das fragt man sich in Deutschland, das angesichts einer boomenden Wirtschaft und einer seit Jahren konstant niedrigen Arbeitslosenquote ganz passabel dasteht. Dennoch die wegretuschierten Arbeitslosen und Geringverdiener gibt es weiterhin, die Hartz-IV-Bezieher auch.

Nach dem Zusammenbruch der US-Immobilien- und Spekulationsblase im Jahr 2008 ist in vielen Industrieländern die Krise erblüht, nicht der Wohlstand. Die "Great Recession", wie die Krise im anglo-amerikanischen Raum bereits genannt wird, hat ihre Spuren hinterlassen.
Arbeitslosigkeit tut immer weh, in jedem Alter, das wissen alle in normalen Beschäftigungsverhältnissen, Beamte nicht, dafür kann es sein, dass man sie dauernd wegen der Regeln und juristischen Gepflogenheiten piesackt. Aber was ist schlimmer? Sein Vermögen zu verlieren oder engstirnige Amtsschimmel vor der Nase?

Ältere Arbeitnehmer spüren die Folgen der Krise allerdings immer stärker. Verlieren sie ihren Job, haben sie es besonders schwer, wieder in Lohn und Brot zu kommen, und laufen Gefahr, das fürs Alter angesparte Kapital vorzeitig zu verbrauchen oder durch eine längere Arbeitslosigkeit ihre Rente zu schmälern. Das ist grausam für die Betroffenen, weil die saturierte Sicherheit, die sich die Staatsbediensteten und Wohlhabenden bzw. Reichen leisten, im Eimer ist. Es kann alles verloren gehen, inklusive der Hilfe und Planung für die Kinder.

Eine englische Untersuchung hat die Auswirkungen von Jobverlust auf die Psyche der Betroffenen während der Großen Rezession ab 2008 untersucht (Int J Epidemiol 2014; online 18. Juni). Es wurden Daten von etwa 40.000 Einwohnern im Alter von 50 bis 64 Jahren analysiert, die in den USA und Europa an Studien teilgenommen haben.
Es zeigte sich, dass während der Krise sich die Arbeitslosenrate in dieser Altersgruppe in den USA von 3,1 auf 7,3 Prozent mehr als verdoppelt, doch auch in Europa von 5,4 auf 6,2 Prozent deutlich anstieg.
Zugleich nahmen die Werte auf Depressionsskalen in den USA bei denjenigen, die in der Krise ihren Job verloren haben, um 4,8 Prozent zu, in Europa fiel der Anstieg mit 3,4 Prozent geringer aus. Glitten arme US-Bürger in die Arbeitslosigkeit, stiegen ihre Depressionswerte vierfach stärker an als bei Arbeitslosen im oberen Einkommensbereich. Und das war bei den Europäern nicht der Fall: Hier waren die besitzenden Arbeitslosen ähnlich unglücklich wie die armen.

Die britischen Forscher ziehen zu Recht den Schluss: Zum einen scheinen die sozialen Sicherungssysteme in Europa die Folgen der Arbeitslosigkeit auf die Psyche etwas abzumildern, zum anderen geht es auch um die Tätigkeit und ihre Wertigkeit.

Mir stellt sich das so dar: Während Amerikaner bei Arbeitslosenversicherung ganz geringe oder KEINE Unterstützung bekommen und binnen 6 Wochen Gefahr laufen, ihre hohen privaten Krankenversicherungen für sich und die Familien nicht mehr bezahlen zu können und keine Leistungen mehr zu erhalten, gehen die Europäer, in Deutschland angemessen verwirklicht, zum Arbeitsamt und bekommen Ersatzgeld, das ausreicht, das Leben für ein Jahr zu sichern.

Weil auch Gutverdiener in Europa depressiv werden, wenn sie ihren Job verlieren, wird klar, dass dies etwas mit Status, Selbstwertgefühl und sozialem Umgang zu tun hat. Durch eigene Vorsorge lässt sich der finanzielle Ruin aufgrund der Arbeitslosigkeit reduzieren, sicher nicht bei jedem und nicht immer dauerhaft (!), die psychischen Schäden lassen sich nicht versichern.

Ein aussagekräftiger Messwert dafür ist die Zahl der Suizide, die in den USA ab 2008 kontinuierlich anstieg, in Europa eher gleich blieb. Insgesamt, so schätzen britische Forscher, töteten sich in der westlichen Welt während der Krise 10.000 Menschen mehr, als statistisch zu erwarten waren (The British Journal of Psychiatry 2014, online 12. Juni). Eine Eindämmung der Suizidhäufigkeit ist für die Forscher zum einen durch eine finanzielle Absicherung, zum anderen durch entsprechende Präventionsprogramme, die Suizidgefährdete rechtzeitig auffangen, möglich. Ein gesundes und vor allem installiertes Sozial- und Betreuungssystem kann dies leisten.

Wer sich das nicht leisten will oder kann, wie z.B. Griechenland - dort stieg in der Schuldenkrise die Suizidrate innerhalb eines Jahres um 40 Prozent (!) - hat die größeren sozialen Unzufriedenheiten und psychischen Erkrankungsqouten.

Eine Stabilität und Ausgewogenheit in der sozialen Leistung für die Bürger zahlt sich also aus. Auch deren private Vorsorge, wenn sie denn nicht in irgendeiner Form aufgrund der schwindligen Bestimmungen von den Versicherungen betrogen werden können.

Januar 1999 bis Januar 2012

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