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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 11. April 2013

Heute Abend 3x Nationaltheater Mannheim: Musiktheater um den Teufel, Vorabend zum Rheingold und den berühmtesten Prozess in der Literatur, der keiner war


11.04.2013 I 18-19:30 Uhr I Studio Werkhaus I Junge Oper
Der mündliche Verrat
Mauricio Kagel


es heißt als der teufel den donner erfand
erschraken die ersten menschen zu tode
da sagte zu ihnen der liebe gott
fürchtet euch nicht
ehe er donnert lasse ich es blitzen
dann wisst ihr bescheid


Ein geheimnisvoller Schrecken verbirgt sich in den mehr als 30 kurzen Erzählungen, die sich in Der mündliche Verrat zu einem Musiktheater vereinen. In Legenden, Märchen, Sprichwörtern und Fabeln, in Zauberformeln und alten Volksliedern sind Berichte und Gerüchte über sátan, léviathan, lúzifer, beliál, ásmodi, béelzebub, ábbadon, baal, pursán, byléth, páymon, zapán, diábolos, tuchúlcha, schéitan, sarazíl, sáthiel und jána zu finden: über die Gestalten, in denen er sich unter die Menschen mischt, über seine Verwandlungs- und Verführungskünste, seine Eigenschaften und über das Dunkle und Unerklärbare seines Wesens. Mal trickreich und gruselig, mal einfach und amüsant, auf jeden Fall aber faszinierend zeigt er sich, und das Lachen wird auch dem Unerschrockensten im Halse stecken bleiben, wenn der Teufel plötzlich auftaucht und uns zeigt: Das Böse lebt weiter!

Mauricio Kagels Musiktheater verbindet musikalische Stilmittel vergangener Epochen, wie beispielsweise die Lautmalerei des Barock, mit einem stufenlosen Changieren zwischen konsonanten und dissonanten Klängen. In der Kombination von gesprochenem Text mit Musik entsteht ein vielschichtiges und atmosphärisches "Musikepos" (Kagel) für drei Darsteller und sieben Instrumentalisten.



11.04.2013 I 19:30 - 22:10 Uhr I  Opernhaus
Das Rheingold
VORABEND ZUM BUEHNENFESTSPIEL


Der Zwerg Alberich raubt den Rheintöchtern das Rheingold und lässt sich daraus einen Tarnhelm und einen Ring schmieden, der ihm unermessliche Macht verleiht. Die Riesen Fafner und Fasolt haben den Göttern die Burg Walhall gebaut und sich dafür die Göttin Freia als Lohn ausgehandelt. Göttervater Wotan jedoch verweigert die Herausgabe Freias, die den Göttern ewige Jugend erhält. Stattdessen bietet Loge, der listige Feuergott, den Riesen Alberichs Gold an. Mit Betrug kommen Wotan und Loge an das Gold und den Ring. Alberich aber heftet einen Fluch an den Ring, der jeden zerstören soll, der sich seiner bemächtigt. Und tatsächlich: Fafner erschlägt im Streit um das Gold seinen Bruder Fasolt. Wotan wird von der Göttin Erda das Ende der Götter prophezeit. Besorgt über die Prophezeiung schreiten er und die Götter über eine Regenbogenbrücke zur Burg.

Mit einem sich über 136 Takte steigernden Es-Dur Akkord beginnt ein beinahe 16 Stunden dauerndes Ereignis, das sich über vier Abende erstreckt: Der Ring des Nibelungen. Über ein Vierteljahrhundert, von 1848 bis 1874, hat Richard Wagner an diesem Gesamtkunstwerk gearbeitet. Die Einheit, die das Werk mit seinen dramatischen, epischen und symphonischen Momenten trotz der Brüche und Risse wahrt, ist erstaunlich. Im Ring rückt zwischen den Konfliktpolen Gesetz, Macht, Politik und Liebe das gesamte Spektrum gesellschaftlicher Auseinandersetzung der Moderne in unser Blickfeld.


11.04.2013 I 20:00 - 22:00 Uhr I  Schauspielhaus
Der Process
Franz Kafka


Der Process beginnt damit, dass der Bankprokurist Josef K. an seinem 30. Geburtstag ohne Angabe von Gründen die Mitteilung erhält, er sei verhaftet. Zwar kann er sich frei bewegen, doch zunehmend quält ihn ein unbestimmtes Schuldgefühl. Auf dem Höhepunkt seiner Beklemmung erreicht ihn eine Vorladung vor ein eigenartiges Tribunal. K. findet sich auf einem von Würmern und Ratten zerfressenen Dachboden wieder, vor einem Untersuchungsrichter und einer Masse apathischer Angeklagter und grinsender Zuschauer. Ein Labyrinth aus surrealer Bürokratie und ebenso alptraumhafter wie schwarzhumoriger Lebenswelt tut sich auf. Die Richter studieren Pornohefte statt Gesetzesbücher, die Henker sehen aus wie alternde Tenöre, und ab und zu ragt das Bein eines Verteidigers durch ein Loch im Boden. K. setzt alles daran, wenigstens zu verstehen, wofür er angeklagt ist, doch vergeblich. Kein Mensch kann oder will ihm helfen. Am Vorabend seines 31. Geburtstages wird Josef K. abgeholt und »wie ein Hund« erstochen.

Kafka brach seine Arbeit am Process 1916 ab. So blieb der Roman, der in nicht linearer Abfolge entstand, Fragment. Für Adorno war er die vorweggenommene Sicht auf den nationalsozialistischen Terror. Wie immer man den Text deuten möchte, die Stimmung angstvoller Vorahnung, das sprichwörtlich »Kafkaeske«, hat bis heute in einer »weiten, endlosen, fremden« Welt aus konkurrierenden Machtsystemen nichts von seiner Suggestionskraft eingebüßt.

Es inszeniert der 1980 in Ansbach geborene Dominic Friedel. Nach dem Studium der Theater, Medien, und Politikwissenschaft sowie der Psychologie erhielt er ein Engagement als Regieassistent und Regisseur am Maxim Gorki Theater Berlin. In der Spielzeit 2012/2013 ist er Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim.

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