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Dazu Musik von klassischen Streichinstrumenten auf der linken Seite und E-Gitarre auf der rechten Seite, Aki Kitajima, Ruben Jeyasundaram, links, Thomsen Merkel, Jan Terstegen (rechts), die die Spannung erhöhen, einen Dauertonus aufbauen, der die gesamten 135 Minuten nicht abreißt. Dazu in vielen Passagen der Gesang von Guillaume François, Maurice Lenhard, Arturas Miknaitis, zwischen immergleichen mittelalterlichen Motetten- und gregorianischen Tonfolgen, der den Tonus mitträgt und mitgestaltet.
Und dennoch bzw. gerade deshalb: Es ist alles Büchner! Und wirklich ganz klar in destillierter Reinkultur. Nichts, was ablenkt - trotz leicht irritierender Musik, klerikal-mystischem Gesang, trotz dieser Walzen im Konuslook, mindestens 5 Meter breit, 4 bis 6 Meter über Normalniveau ... Vier Stück davon auf der Bühne, vorne zwei mit der Spitze nach innen, nach hinten nacheinander aufgereiht auf fahrbaren Hydraulikbühnenteilen höher gefahren. Zugang über klappbare Bühnengangways. Auch das Bühnenbild stammt vom Regisseur, ein besonderer Einfall. Der Text dennoch bisweilen verändert, die Frauen sprechen Danton mit Georg an, eine Gleichsetzung Dantons mit Büchner? Wir denken an die Geschehnisse um den Hessischen Landboten, Beschlagnahmung, Steckbrief für Büchner, Haft für Minnigerode, Pfarrer Weidig und andere.
Lacroix (Toni Jessen), Camille Desmoulins (Maximilian Meyer-Bretschneider), Danton (Torben Kessler), Hérault-Séchelles (Alexander Weise)
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Und so wie Danton es tun musste, die Truppen der Aristokraten - bereits in Paris - zu schlagen und zurückzudrängen, hängt dieses MUSS wie ein Fluch über jedem ... Jeder kommt in die Lage etwas tun zu müssen, ob er es unterstützt oder nicht. Oder er tut es von sich aus, auch Unglaubliches. "Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet? Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!" Diese Aussage Dantons ist einer der Kern- und Schlüsselsätze zu Rasches Bühnenmetapher des immerwährenden Fortschreitens der Zeit, der Revolution, des Tötens, des Lebens und Sterbens ... Und in doppeltem Sinne hängen sie am Marionettenfaden, werden geführt und gerührt (auch gehalten, falls sie in ihrem schwierigen Bühnenparcours einmal fallen sollten), nach vorne gebracht, nach unten gezwängt, zum Leben und um ihr Leben gebracht.
Büchner nennt es in St. Justs Rede vorm Nationalkonvent zur Begründung der Hinrichtung der Untreuen "die physische Natur der Revolution", den "Weltgeist", der mit Vulkanen und Wasserfluten auf der physischen Ebene agiert wie auf der geistigen mit Todesurteilen. Diese Erklärung bringt die Deputierten zur Einstimmigkeit für die Tat. Sie sind nun überzeugt, als ob es wie in der jüngsten Vergangenheit ein Hitler oder Stalin, Gaddafi, Saddam Hussein oder in der Gegenwart ein IS-Boss wäre, der von Blutgewittern spräche, dass es Gesetz der (R)Evolution sei, Millionen von Leben zu opfern.
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"Die Schritte der Menschheit sind langsam, man kann sie nur nach Jahrhunderten zählen; hinter jedem erheben sich die Gräber von Generationen."
Der Verrat an den Vätern der Revolution, ein scheinbarer Widerstreit zwischen robespierrescher Tugend und Dantons Lasterhaftigkeit, zwischen würdigem Gesetz und gesetzloser Unwürdigkeit, zwischen Tod und Leben. Auch das Schreiten zum Ziel, das (für alle!) Tod und Nichts heißt, das Schreiten durch die Verteidigung, Dantons Rede zu seiner Rettung, seine Verurteilung und das Marschieren zur Hinrichtung, alles ein Weg zum Unausweichlichen, mit Angst vor dem Tod, dem Ende. Auch wenn Danton und andere zu Tode kommen, die Walzen laufen weiter. Die Geschichte holte sich Robespierre und alle anderen übrig gebliebenen Veranstalter der Revolution wenig später.
Rasche hat die große Strömung des modernen Theaters, das Paradoxon, die ins Leere zielende Teleologie des Immergleichen, hier perfekt umgesetzt und Büchner zu Recht zu einem der Väter dieser theatergeschichtlichen Entwicklung gemacht. In einem grandiosen und beeindruckenden Schlussbild werden die Rollwalzen mit sich steigernder Musik ganz nach oben gefahren, während die Opfer dieser geschichtlichen Epoche als Tote von der Bewegung herausgenommen sind, bewegungslos an ihren Schnüren über ihr schweben. Langer und verdienter Beifall und Bravorufe für eine außerordentliche Inszenierung und Ensembleleistung, die sich einprägt wie die Musik und der Gesang!
Premiere 27. März 2015
2. Std. 15 Min.
Weitere Termine, jeweils 19.30 Uhr–21.45 Uhr: Do 02.04.2015, Do 09.04.2015, Do 23.04.2015, Mo 27.04.2015, Mi 29.04.2015, Fr 08.05.2015, Sa 09.05.2015, Mi 20.05.2015 19.00 Uhr, Einführung im Chagallsaal vor der Vorstellung, Do 21.05.2015, Do 04.06.2015
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