Thomas Schütte & Danh Vo:
Das Reich ohne Mitte
Staatliche Gemeinwesen schaffen sich bildhafte Beständigkeit: Herrscherbildnisse, Siegeszeichen, Allegorien und Tempel. Besonders an öffentlichen Orten sind Statuen Sinnbild politischer Selbstbehauptung. Sie markieren Plätze, urbane Prägepunkte und politische Herrschaftsordnung. Einmal aufgestellt dienen sie der zeitlosen Demonstration mit dem Nachdruck unumstößlicher Geltung. Wie aber steht es mit der Darstellung der Macht heute? Sind Standbilder demokratisch vertretbar? Wie verhalten sich Staatsbilder im heutigen Europa?
Die Ausstellung vermittelt einen Streifzug durch die Geschichte staatlicher Monumente seit der Aufstellung der „Germania“ in Rüdesheim im Jahr 1877. Ein historischer und dokumentarischer Teil, der mit der Darstellung von Thomas Hobbes’ „Leviathan“ beginnt, steht zwei eindrucksvollen Beiträgen aus der Gegenwart gegenüber. Thomas Schüttes mächtiger „Vater Staat“ ist eine grimmige Personifikation. Fast vier Meter hoch zeigt sich die Figur ohne Insignien und Gebärden und dennoch in patriarchaler Gegenwart und Gewalt. Die Fragmente, die Danh Vo, von der Freiheitsstatue anfertigt, liegen vergessen wie in einem archäologischen Trümmerfeld, ein Erinnerungsort an die Geschichte von Freiheitsgedanken und Selbstbestimmung im Zeitalter der Globalität.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen