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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Montag, 19. November 2012

Wie war's bei der Vernissage zu maGold's DARK SECRETS in Groß-Umstadt?


Abbildung 1: Alexander Schodlok (li.), Rainer Magold (re.).
Fotocollage: Stefan Vieregg
DARK SECRETS - so lautete der vieldeutige Titel der Ausstellung von Rainer Magold, dem Expressionisten, die am 15.11.2012 mit einer Vernissage in Groß-Umstadt im afrikanischen Restaurant "Farmerhaus" begann. Viele besuchen ihn wieder aufgrund seiner aktuellen Ausstellungen in 2012, vor allem in Bad Bergzabern, Ludwigshafen und Limburgerhof, oder lernen ihn in Groß-Umstadt neu kennen, denn seine dunklen Geheimnisse sind andere, als man von ihm erwarten würde.

Abbildung 2
Fotocollage: Stefan Vieregg
Der Besucher assoziierte eventuell im Vorfeld ganz in der maGold-Tradition dunkelhaarige oder dunkelhäutige Schönheiten. Weit gefehlt, es handelt sich um die sehr seltene Kunst mit Pech! Dieser schwer zu verarbeitende und monate-, sogar jahrelang arbeitende, sich verändernde Werkstoff hat es Rainer Magold angetan. Er entwickelte sich nach einer initialen Begegnung mit dem Urmaterial zu einem der 3 Künstler im internationalen Kunstraum, die Bilder ganz aus Pech erstellen. Neben ihm nur noch ein Franzose, der einen beträchtlichen Ruf in seinem Land als Architekt und Künstler genießt, und eine Schweizerin, die mit Riesenpinseln und kleinem Lastkran arbeitet. Rainer Magold verliert über seine Technik keine Worte, aber wir entdecken große Spachtelspuren, Gieß- bzw. Abwurftechnik und Pinsel.

Abbildung 3: Alexander Schodlok (rechts). 
Fotocollage: Stefan Vieregg
Die Idee im "Farmerhaus" Pechbilder auszustellen kam ihm durch die Begegnung mit den "Häuten" der dort ausgestellten Deko-Tiere Büffel und Elefant. Er fühlte die Verwandschaft zu seinen Pechbildern und beschloss in dieses sensorische Afrika-Ambiente nur Pechbilder, aber keine Frauen zu entsenden. Die Bilder betten sich auch als geradezu archaische, urweltliche und tief faszinierende schwarze, teils rot kolorierte Strukturflächen in das Halblicht des afrikanischen Restaurants ein.

Abbildung 4: Rainer Magold demonstriert Licht- und Farbeffekte 
mit der Taschenlampe. Fotocollage: Stefan Vieregg
Die Begrüßungsworte sprachen die Künstleragentin, der Besitzer des Restaurants, Alexander Schodlok, und natürlich der Künstler selbst mit einem längeren Vortrag.
Die Künstleragentin hätte die Idee zur Ausstellung bei einer Zufallsrast in diesem Restaurant bekommen und sei seit dieser Zeit sehr fasziniert von Geschichte und Tradition des Hauses wie auch von der liebevollen Ausstattung und den besonderen gastronomischen Angeboten.

Abbildung 5: Interieur 1            Fotocollage: Stefan Vieregg

Alexander Schodlok ging auf die 47-jährige Geschichte seines Restaurants ein. Sein Vater, ein Afrikaliebhaber und Namibiakundiger, hätte 1965 das Restaurant eröffnet und 1970 an den Sohn und dessen heutige Frau Monika weitergegeben. Die Hügellage mit Blick in die Ebene erinnerte den Vater an die Weite Afrikas, das Interieur an sein Leben in Afrika. Heute blicke das Restaurant auf eine große Anerkennung durch gastronomische Bewerter zurück, zum Beispiel zwischen 12 und 14 Punkte beim Gault Millau. Namhafte und sehr bekannte Gäste kämen zum Essen, der besondere Stammgast sei Carlos Santana. Die Haute Cuisine aus Afrika kredenzte er an diesem Abend mit Roastbeef um Palmherzstiftchen auf Gewürz-Couscous, Samosa-Teigtaschen mit Gazellenhackfleisch und Currydip sowie Springbock-Schinken auf Mango-Chutney. Dazu erlesenen Sekt nach Champagnermethode (Méthode Cap Classique) aus Südafrika, der sich auf einer Ebene mit Roederer und Spitzen-Winzersekten aus Deutschland bewegt, und natürlich erstklassigen Service.

Abbildung 6: Interieur 2             Fotocollage: Stefan Vieregg 
Rainer Magold setzte den Beginn seiner Auseinandersetzung mit Pech im Jahr 1977, als er drei Monate mit Joseph Beuys im Rahmen der documenta 6 zusammenarbeitete. Es wäre die Zeit des berühmten Beuys-Fettstuhls gewesen, der Gründung seiner eigenen Universität. Mit dabei auch ein Japaner, der mit Altöl hantierte, darin meditativ gerührt habe. Der Blick in die Mitte der gerührten Ölmasse hätte ihm Tiefen erschlossen und inspiriere ihn noch heute. Die Kunst außerhalb der Akademien in der Tradition der Höhlenzeichnungen etwa fasziniere ihn seit der Zeit am stärksten. Pech als 100-prozentiger Kohlenstoff schlucke so viel Licht und zeige sich so vielseitig farbig bei verschiedenen Lichteinfallswinkeln, dass es andere Werkstoffe übertreffe. Eine Besonderheit sei, dass Pech noch Monate und Jahre weiterarbeite, also immer eine neue Struktur im Bild schaffe. Theoretisch sei es nach einem Jahr ausgehärtet, aber er habe Bilder, bei denen der Prozess nach Jahren nicht beendet sei. In der Regel verarbeite er Dutzende Kilo davon, bei Bildern der Serie "Reflect!" beispielsweise einmal 200 kg, ein anderes Mal 400 kg. Dies erfordere verstärkte Halterahmen und mehrfache Leinwände, denn beides hielte die Belastung normalerweise nicht aus. Seine schwarzen Geheimnisse machten sich sehr gut im Kontrast zu Farben im Umfeld oder auch zu einer Farbe im Bild, weswegen er chinesischen Rotlack sparsam oder auch bedeckend eingesetzt habe.

Fazit: Die Pechbilder Rainer Magolds entwickeln einen eigenen Charme und bereichern Ihr Ambiente. Interessierte Besucher können in Groß-Umstadt bis 31. Dezember ausgefallene schwarze Schönheiten aus Pech und afrikanische Küche zu einem seltenen Abenteuerpaket schnüren und genießen. Erkundigen Sie sich zuvor nach Reservierungen und Preisen. 



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