In Pirmasens, der pfälzischen Metropole der historischen Schuhindustrie, fanden zwei Insolvenzen statt, die den regionalen Arbeitsmarkt hätten reduzieren und die Geschichte des Individualschuhs in Frage stellen können.
Der Damenschuhhersteller Peter Kaiser hatte 2020 Insolvenz angemeldet. Betroffen waren 200 Mitarbeiter im deutschen Werk Pirmasens in teilweiser Kurzarbeit. Die 450 weiteren Mitarbeiter in Portugal waren jedoch nicht von der Insolvenz betroffen.
Das Unternehmen wurde 1838 in Pirmasens gegründet und gilt heute als eine der ältesten Schuhfabriken in Europa und der älteste Hersteller in Deutschland. Ursachen für die Insolvenz gab es laut eigener Angaben mehrere. So hatte Peter Kaiser schon länger Probleme dadurch, dass immer mehr Geschäfte, die hochwertige und teure Schuhe verkaufen, schlossen. Dadurch wurden weniger Schuhe im Geschäft angeboten und auch verkauft. Die Corona-Pandemie hatte die Situation noch weiter verschlechtert.
Im Jahr 2025 hat sich der Schuhhersteller Peter Kaiser erfolgreich von seiner Insolvenz erholt. Nach der Übernahme durch den Schuhproduzenten Caprice Ende 2023 hat Peter Kaiser eine neue Kollektion für Frühjahr/Sommer 2025 vorgestellt. Diese Kollektion vereint bewährte Eleganz mit moderner Frische und ist bei über 700 Einzelhandelspartnern erhältlich. Ein neues Peter-Kaiser-Outlet wurde Anfang März 2025 in Pirmasens eröffnet, was das Comeback der Marke weiter unterstützt. Die Zusammenarbeit mit Caprice hat Peter Kaiser geholfen, seine klassische Linie zu bewahren und gleichzeitig das Sortiment zu erweitern.
Alleestraße 36 Foto: Gerd Eichmann |
Carl Semler bleibt weiterhin ein wichtiger Arbeitgeber in Pirmasens und produziert ebenfalls bequeme und modische Damenschuhe. Das Unternehmen legt weiterhin Wert auf Qualität, Komfort und Nachhaltigkeit.
1863 von dem gleichnamigen Schuhmacher gegründet, ist es die zweitälteste Schuhfabrik in Pirmasens und wird inzwischen von der fünften Generation der Eigentümerfamilie geführt. In den folgenden Jahrzehnten erweiterte der Schuhhersteller seinen Betrieb und setzte 1875 kraftbetriebene, 1892 motorbetriebene Maschinen in der Produktion ein. Zu diesem Zeitpunkt produzierte das Unternehmen noch Pantoffeln und Plüschschuhe. Ab 1900 stieg Semler zunehmend auf die Herstellung von Lederschuhen um.
Vor dem Ersten Weltkrieg stellte das Unternehmen täglich 1.800 Paar Schuhe her und beschäftigte bis zu 500 Mitarbeiter. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb bei einem Fliegerangriff zerstört. Semler konnte erst Ende 1946 allmählich die Schuhherstellung wieder aufnehmen.
Foto: Gerd Eichmann |
Auch Semler hat heute einen Teil seiner Produktion ins Ausland verlagert. Im Jahr 2004 waren noch knapp 200 Beschäftigte in Pirmasens in der Montage der Schuhe tätig, während ungefähr die gleiche Anzahl von Personen bei einem ungarischen Tochterunternehmen arbeitete. Heute entstehen täglich mithilfe von 550 Mitarbeitern rund 2.500 Paar neue Schuhe bei Semler. Der Firmensitz befindet sich weiterhin in Pirmasens.
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