Die 26. Ausgabe des internationalen Jazzfestivals „palatia Jazz“ präsentiert vom 22. bis 30. Juli 2022 einen Schwerpunkt mit Künstlern aus Europas Osten - angelehnt an das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Wegen Wegfall einiger Spielorte und Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine war das Festival 2022 eigentlich bereits abgesagt.
Durch Einladung des Weingutes Ökonomierat Lind, konnten im schönen Privatgarten des Weingutes noch die Mehrzahl der bereits gebuchten Konzerte gerettet werden und finden daher alle in Rohrbach/Pfalz statt.
Jazz aus den Osteuropäischen Ländern und den daran anschließenden Ländern des Ostens hat eine besondere Tradition. Insbesondere für den Zeitraum vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch der staatssozialistischen Regime in Polen, der DDR, Ungarn und der ČSSR. Der Jazz gilt hier als die Musik der Freiheit und der Demokratie. Ein Mythos der im Melting Pot von New Orleans entstand. Wo unterschiedlichste Musiktraditionen und außergewöhnliche Musikinstrumente aus der ganzen Welt zusammentrafen und einen neuen Musikstil entwickelten. Dieser Mythos – der Ruf der Freiheit - spielt besonders in den Ostländern eine tragende Rolle – musikalisch wie auch politisch. War doch die Kunst und Musik beispielsweise in Polen seit dem 2. Weltkrieg das ausgeprägte Ausdrucksmittel der polnischen Jazzkultur. Dieser in den 50er Jahren entstandene „Polski-Jazz“ gilt als ein charakteristischer, eigenständiger Stil, der sich bis heute extrem eigenständig weiterentwickelt hat. Seit den 90er Jahren findet sich in vielen Kompositionen auch die Musik von Krzysztof Komeda wieder, so auch die Kombination aus Folklore, Jazz und Kammermusik. Die Jazzmusik des Ostens hat somit eine eigene Geschichte.
Durch die Zeit des Eisernen Vorhangs sind Lebensgefühl und Musikfarbe des Jazz in völlig getrennten Wegen gegenüber der Musikentwicklung des Westens entstanden. Die südlichen Ostländer haben einen Schwerpunkt in der Klezmer Musik, Streichinstrumenten und Roma- wie Sinti-Tradition, der Norden der Ostländer in melancholischeren Kompositionen bis hin zu Verbindungen mit Tango, klassischer Kammermusik und dem Einfluss von Akkordeon sowie Tasten- und Blasinstrumenten. Die hierzulande bekannten Jazzstars des Ostens spielen bereits seit Jahren auf dem palatia Jazz Festival und wurden regelmäßig in wiederkehrenden Zyklen mit ihren neuen Projekten eingeladen.
v.l.n.r.: Ganna Gryniva Band, Gerald Clayton Trio, DePhazz, Léleka, Maciej Obara Quartet, Pawel Kaczmarczyk New Trio, Adam Baldych Quartet,Triosence |
So wird es auch in 2022 ein Wiedersehen
mit dem Adam Baldych Quartet, Pawel Kaczmarczyk New Trio und dem neuen
polnischen Saxophonstar Maciej Obara geben. Die drei ausgewählten
Ensembles zählen zu den Aushängeschildern des polnischen Jazz.
Durch den Krieg in der Ukraine ist es uns als Veranstalter auch ein großes
Anliegen ukrainischen Künstlern ein Forum unter dem Motto Ostwind zu geben.
Lange Musiktraditionen, Einflüsse aus Folklore, Weltmusik und der Klassik haben
auch der Ukraine ein eigenes Timbre der Jazzkultur gegeben. Mit den Ensembles
von Victoria Leléka und der Ganna Gryniva Band sind zwei sehr unterschiedliche
Jazzsängerinnen eingeladen, die beide führende Vertreterinnen des ukrainischen
Jazz sind.
Zudem wird auch der amerikanische Pianist Gerald Clayton mit seinem Trio
erwartet, dessen Konzert wegen der Corona-Pandemie in 2020 ausfallen musste
und nun nachgeholt wird. Der mehrfach mit dem Grammy nominierte Clayton
präsentiert seine neueste CD „Bells on Sand“.
Aus Deutschland wird das spannende Klaviertrio Triosence erwartet, dass mit
seinen Kompositionen zu den bekanntesten Klaviertrios Europas zählt und
zuzüglich zu diesem Festival-Line-Up feiert die Band des Heidelberger
Komponisten Pit Baumgärtner mit DePhazz sein 25. Bandjubiläum im schönen
Garten des Weingutes Ökonomierat Lind.
Das Festival startet jeweils um 18.00 Uhr. Je
Veranstaltungstag werden zwei Konzerte ab 19.30 Uhr zu hören sein.
Umfangreiche Informationen zu den Künstlern, der Anfahrten und dem
Programmangebot sowie Ticketing finden sich auf der Homepage:
http://www.palatiajazz.de und https://palatiajazz.reservix.de
Das Festival wird u.a. von LOTTO-Rheinland-Pfalz und dem Kultursommer Rheinland-Pfalz, die langjährige Partner sind, gefördert. Unter dem Motto NEUSTART KULTUR konnten auch die Fördermittel des Bundes im zweiten Jahr in Folge eingebunden werden und machten dieses Ersatzfestival möglich. Zu den regionalen Spielortpartnern zählt die Sparkasse Südpfalz und die MediaPartner „LEO und RHEINPFALZ“ sowie „JAZZTHING“ und „SWR2“.
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