Iain MacNeil (Odysseus) und Ensemble (Foto: Barbara Aumüller) |
Eins sein mit der Natur, hier das Meer, ist so viel wie Gott in allem zu sehen, ihn zu erkennen und mit ihm eins zu sein. Das ist seine Ankunft! Nichts für Unreligiöse oder Nichtesoteriker. Und sie war schon immer in ihm angelegt: Mit dem Meer zu sein, es zu befahren ist sein eigentlicher Wunsch, nicht die Frage nach der Herkunft oder dem Ziel im Leben. Bin ich Niemand oder Jemand? Auch diese Frage erübrigt sich. Dallapiccola hat sich an Goethe und seinem Nautikaa-Fragment orientiert und an James Joyces' Ullysses, wo es um die Entwicklung des Helden geht, die Läuterung.
v.l.n.r. Danylo Matviienko (Antinoos), Katharina Magiera (Melantho) und Iain MacNeil (Odysseus) (Foto: Barbara Aumüller) |
Iain MacNeil (Odysseus) (Foto: Barbara Aumüller) |
Der Komponist hat die Geschichte zu einer Metapher für die Selbstsuche gemacht und zitiert die griechische Sage, um sie in Versatzstücken neu zu definieren. Ulisse betrachtet sich als ein Niemand, und wird immer wieder darauf gestoßen. Erst als er die Freier mit Hilfe seines Bogens überwindet, nicht tötet wie bei Homer, besiegt er zumindest die Vorstellung ein Niemand zu sein. Das sind die Rivalen viel mehr, die Personen, bei denen die Macht liegen könnte, angebliche Jemands, die ihm die Frau wegnehmen wollen. Aber mit Penelope, seiner Gemahlin, kann er nichts mehr anfangen. Das ganze Treiben mit den Freiern, die ihn als Bettler verkleidet als Niemand verhöhnen, zeigt wie egal es dieser Penelope ist, welcher Mann sie umgarnt. Sie ist trotz der vehementen Persönlichkeitsentwicklung des Gemahls weder Ziel noch Ende. Seine Berufung ist eine andere.
Katharina Magiera (Melantho; in der Vitrine), Iain MacNeil (Odysseus; mit dem Rücken zum Betrachter) und Dmitry Egorov (Telemachos; mit Bogen) sowie Ensemble (Foto: Barbara Aumüller) |
Eine ganz eigene Oper, hervorragend modern in Szene gesetzt von Tatjana Gürbaca, mit einer zeitlosen Bühne aus Räumen, Nischen und Podesten, Penelope in einem Glaskasten, von Klaus Grünberg. Silke Willretts sehr lebhafte und auffallende Kostüme machen aus der Freiergesellschaft Penelopes eine wilde, bunte Straßentheatertruppe mit Hang zu Protz und Gloria. Die musikalische Leitung wurde souverän von Francesco Lanzilotta gemeistert.
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