Wotan, Fasolt und Freia (c) Barbara Aumüller |
Die Nibelungensage in neuen Gewändern, die Riesen Fasolt und Fafner mit den zwei Bässen Alfred Reiter und Andreas Bauer wie aus seinem Shooter-Game entsprungen zwischen GSG9 und Platoon, kräftig wie nach 100 Jahren Fitnesscenter, liebliche Rheintöchter mit verführerischem Gesang - Woglinde/Elizabeth Reiter, Sopran, Wellgunde/Judita Nagyová, Mezzosopran, Flosshilde/Katharina Magiera, Alt -, ein geplagter Nibelung Alberich/Jochen Schmeckenbecher, Bariton, erst gefoppt, dann abgelehnt und schließlich beraubt und verstümmelt, ein mächtiger Wotan vom Bariton James Rutherford, ein gewitzter Loge (fürs Feuer zuständig) vom Tenor Kurt Streit, eine mutige, leidende und geschundene Freia von Sara Jakubiak, eine stolze Fricka, Erda/Tanja Ariana Baumgartner, Mezzosopran.
Beim Ring des Nibelungen handelt es sich um ein „Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend“. Das Rheingold ist das kürzeste der vier Werke (ca. 2 1/2 Stunden) und wird ohne Pause aufgeführt. Die Uraufführung fand am 22. September 1869 im Königlichen Hof- und Nationaltheater München unter der Leitung von Franz Wüllner und gegen den Willen Wagners statt. Ludwig II wollte mit einem unvollständigen RING um jeden Preis starten, finanzierte alles, überging den Komponisten auch bei der unvollständigen Walküre und ermöglichte dadurch einen phänomenalen Erfolg, der dem schimpfenden Wagner erst einmal entgegenstand. Die ersten Bayreuther Festpiele 1876 starteten ebenfalls mit dem Rheingold. Die Originalpartitur des Rheingold wurde 1939 von der Reichswirtschaftskammer dank großzügiger Spenden deutscher Industrieller dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds abgekauft und Hitler zu dessen fünfzigstem Geburtstag geschenkt. Seit 1945 und dem Selbstmord des Massenmörders im untergehenden Reichstag gelten beide Autographe als verschollen.
Auf dem Grunde des Rheins necken und locken die Rheintöchter den hässlichen Nibelungen Alberich. Er erfährt, dass wer aus dem Rheingold einen Ring schmiede und der Liebe abschwöre, die Weltherrschaft innehätte. Alberich entsagt der Liebe und raubt das Gold.
Die Riesen Fasolt und Fafner erbauten Walhalla, die Burg der Götter,und fordern die Göttin Freia als Lohn. Das wird ihnen von Wotan verwehrt, worauf Wotan Alberichs Rheingold anbietet. Die Riesen sind einverstanden, behalten Freia als Pfand, und Wotan steigt mit Loge ins unterirdische Nibelheim ab, wo Alberich das Heer der Nibelungen für sich arbeiten lässt. Mit List und Tücke fangen Wotan und Loge Alberich ein und zwingen ihn, Schatz, Tarnhelm/-kappe und den Allmachtsring, den Alberichs Bruder Mime schmiedete, herauszugeben.
Loge schneidet ihm dazu einfach den Finger ab. In heilloser Wut verflucht Alberich den Ring.
Um Freia aus der Haft der Riesen zu befreien, muss Wotan nicht nur den gesamten Schatz übergeben, sondern auch den Tarnhelm und den Ring. Wotan sträubt sich dagegen. Er ändert seine Meinung erst, als die allwissende Erda aus der Erde emporsteigt und ihn vor dem Fluch des Ringes warnt. Wotan überlässt den Riesen den Ring und prompt zeigt sich der Fluch: Fafner erschlägt Fasolt im Streit um die gesamte Beute.
Die Götter ziehen glücklich in Walhalla ein, während der Klagegesang der Rheintöchter über den Raub des Rheingoldes den Weg zur Fortsetzung zeigt.
Noch mehr solcher Wagnerinszenierungen in Frankfurt sind vor allem wegen der musikhistorischen Bedeutung der Werke und dem ästhetischen Genuss derselben begrüßenswert. Die wagnersche Mischung aus Märchen, Romantik und Sage von epischer Musik getragen ist doch ein abendfüllender und ansprechender Stoff mit einer sehr interessanten Komposition - egal, wie stark die Nazis alles ideologisch belastet haben, und den "obzessiven" Antisemitismus des Komponisten außen vor lassend.
Weitere Aufführungen am 1. und 6. Mai 2018.
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