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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dienstag, 9. Juni 2015

Der wahre Schatz der Alpen - Alpenschutz trotz Energiewende

Ostrach Eisenbrech-Klamm: Der wahre Schatz der Alpen ist die einzigartige Landschaft und das Wasser. Diese gilt es zu bewahren und zugleich die Energiewende erfolgreich umzusetzen. (c) Julia Wehnert, Bund Naturschutz

Ein Schweizer Energieproduzent wird für den gelungenen Kompromiss zwischen Schutz und Nutzen eines Gewässers ausgezeichnet. Der Oberallgäuer Landrat genehmigt den Bau eines Kleinkraftwerks in einem mehrfach geschützten Gebiet über den Kopf seiner Behörden hinweg. Zwei Beispiele für das Spannungsfeld Naturschutz und Energiewende.

Wasser ist – in all seinen Formen – zweifellos eine der wertvollsten Ressourcen der Alpen. Dort wo der Schatz bedeutend ist, sind auch die Interessen groß: Über 90 Prozent der alpinen Wasserläufe werden heutzutage genutzt und in Wert gesetzt, um mit Hilfe der Wasserkraft Strom zu erzeugen. In vielen Strategiepapieren wird der Wasserkraft eine wichtige Rolle für die Energiewende zugeschrieben. Zum Beispiel im Schweizerischen Aarberg beim Bielersee und im bayrischen Bad Hindelang in der Nähe von Sonthofen.

Ein Kraftwerk um jeden Preis

Bad Hindelang war kürzlich zweimal in den Schlagzeilen: Zum einen soll die Gemeinde als eine der ersten in Deutschland das Label „Bergsteigerdorf“ für nachhaltigen Tourismus erhalten. Zum anderen genehmigte der Oberallgäuer Landrat im Mai 2015 den Bau eines Kleinwasserkraftwerks, obwohl der zuständige Beamte die Unterschrift verweigerte. Dieser Vorgang war bayernweit einmalig. Der Beamte war mit seiner strikten Ablehnung des Vorhabens nicht alleine. Auch das Umweltministerium in München sah die Pläne mit großer Skepsis, Naturschutzverbände und der Deutsche Alpenverein (DAV) sowieso. Konkret geht es um ein Kraftwerk in einem bisher unberührten, urtümlichen Tal im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Der Ostrach-Bach fließt durch eine Klamm, die gleich fünffach geschützt ist: nationales und europäisches Schutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, Naturdenkmal und Vogelschutzgebiet. Das Projekt sieht vor, dass Strom für 2‘500 Haushalte produziert wird, auch wenn das Kraftwerk bis zu 165 Tage im Jahr stillsteht. Denn im Winter führt die Ostrach zu wenig Wasser. Umweltorganisationen, aber auch Privatpersonen, haben nun an verschiedenen Stellen Klage eingereicht, um dieses Naturjuwel zu schützen und zu verhindern, dass ein Präzedenz-Fall geschaffen wird. Der DAV will das Label „Bergsteigerdorf“ nicht mehr vergeben.

Renaturierung als Unternehmensstrategie

Für den gelungenen Kompromiss zwischen Schutz und Nutzung eines Gewässers erhält hingegen die „BKW Energie AG“ als Besitzerin des Kraftwerkes Aarberg den Gewässerpreis Schweiz 2015. Es ist das erste Mal, dass ein Unternehmen mit diesem u. a. von Pro Natura und dem Schweizerischen Wasserwirtschaftsverband gemeinsam vergebenen Preis ausgezeichnet wird. Das Kraftwerk Aarberg wurde in den 1960er Jahren gebaut und erreichte als erstes Laufkraftwerk der Schweiz die höchste Öko-Zertifizierung. Zahlreiche ökologische Aufwertungen rund um das Flusskraftwerk bieten Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum. Dafür hat das Unternehmen bisher sechs Millionen Franken investiert. Die Kosten dafür trägt nicht allein der Konzern, sondern auch die BezieherInnen des Stroms. Auch die Gemeinden, Landwirte und weitere private Land- und WaldbesitzerInnen beteiligten sich an der Renaturierung. In ihrer Laudatio hob die Vertreterin des Schweizer Umweltministeriums gerade diese Kooperation und Diskussionskultur für den Erfolg des Projekts hervor.

Alpenflüsse sind nicht erneuerbar

Die beiden Beispiele zeigen, dass der Spagat zwischen Naturschutz und Energiewende gelingen kann und dass zugleich der Hunger nach Energie keinen Halt macht vor besonders einzigartigen Landschaften und Fliessgewässern, dem wahren Schatz der Alpen. „Unsere erste Priorität muss es sein, den Energieverbrauch in unserer Gesellschaft zu verringern, Modelle umzusetzen, wie die 2‘000-Watt Gesellschaft“, so Katharina Conradin, Präsidentin der CIPRA. Dazu gehört auch ein Baustopp für neue Wasserkraftwerke und die Optimierung bestehender Anlagen. „Denn die Alpenflüsse sind nicht erneuerbar“, so Conradin.

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