Foto: Dominik Reichenbach / Artwork: Claus Piffl |
Ja, ich weiß. Das ist mal wieder ein „Neuer Glossenhauer“, der sehr, sehr unpünktlich kommt. Aber dafür von Herzen und direkt aus meinem Hirnkastl (wienerisch für: Großhirn).
Es war einiges zu tun die letzten Tage. Ich war im Radio (Link zum Nachhören siehe unten) und daraufhin gab es viele, viele neue Interessenten für diesen Newsletter, und Adressen mussten verarbeitet werden und…und…und… obendrein ist bald Weihnachten.
Das ist ja auch immer ein Zeitfresser. Allein diese heidnischen Bräuche mit der kollektiven Entwaldung der Tannen- und Fichten-Forste. Dann das herumstehen auf den Weihnachtsmärkten, wo man in Rekordzeit Alkohol, Zucker und Fett zu sich nehmen muss, ohne dabei diese kleinen Wesen aus den Augen zu verlieren…, diese…, wie heißen sie? Hobbits? Nein. Weihnachtswichtel? Nein. Ki… ki…Kirchenmänner? Nein. Kinder! Das war’s!
Auf die Kirchenmänner sollte man zur Zeit allerdings auch ein Auge haben. Die machen Sachen, man glaubt es nicht. Der Papst etwa. Der alte Argentinier hat gerade die Segnung von homosexuellen Paaren erlaubt. Bevor jetzt alle „Wow! Ein Forstschritt!“ rufen, muss man sagen, dass die globalisierte Sekte, der dieser Herr vorsteht, trotzdem der Meinung ist, daß Homosexualität eine Sünde ist.
Bedeutet das also, dass man als katholischer Geistlicher nun die zwei Homosexuellen zuerst segnen, und dann anschließend verbrennen darf? Schwierige theologische Fragen. Und wofür braucht man dann eigentlich eine Segnung von dem Verein? Kriegt man dann gratis Eintritt in die Verliese des Vatikans? Kostenlosen Zugang zu den verschlossenen Archiven des Vatikans? Wo noch irgendwo der letzte Brief des Paulus liegt, in dem er schreibt: „Meine größte Leistung ist zweifelsohne, dass ich es geschafft habe, dass der Mord an Jesus Christus, der von römischen Soldaten durchgeführt, von römischen Beamten befohlen und im Namen des römischen Reichs exekutiert wurde, den Juden umgehängt wurde.“ Nein? Schade.
Ein Saulus, wer Böses dabei denkt.
Man müsste mal den Papst fragen, was er dazu sagt. Aber der hat keine Zeit.
Der hat nämlich gerade ein Buch geschrieben. Ein autobiographisches. „Leben. Meine Geschichte in der Geschichte“ heißt es und klingt vom Titel her schon ein bisschen unbescheiden.
Eure Heiligkeit? Ist Eitelkeit nicht eine der sieben Todsünden? Ich frage das als Bühnenkünstler. Wir kennen sowas nämlich nicht.
Andererseits: Ist nicht so ein Papst vom beruflichen Anforderungsprofil nicht auch irgendwo ein Bühnenkünstler? Ständig auf Tour und immer mit derselben Show. Teilweise in seltsamen Dialekten (z.B.: Latein). Vielleicht sollte ich also auch ein Buch schreiben. Ein Autobiographisches. Titel hätte ich schon: „Geschichte. Mein Leben im Leben“ klingt schon mal spannender als das von Papa Mobile.
Dabei fehlen noch ganz andere Selbstbeschreibungen: „Staats-Burger. Mein Essen beim Essen.“ vom österreichischen Bundeskanzler Nehammer. „Schweigen. Meine Sprache in der Sprache.“ vom deutschen Amtskollegen Scholz. Vielleicht schreibt ja auch Viktor Orban bald ein Buch: „Geld. Mein europäisches Fortkommen in Putins Peristaltik“.
Obwohl das nicht sonderlich originell wäre. So ein Buch könnte jeder dahergelaufene Oligarch schreiben. Wobei die ja selten laufen, die Oligarchis, die fliegen eher.
Und wenn man Oligarch hört, da denkt man an dicke Russen, die auf einer Jacht vor der Kulisse Südfrankreichs stehen. Dabei sehen sie aus, wie ein Pauschaltourist, der als Kind in einen Kessel voll Geld gefallen ist und jetzt nicht weiß, was er damit anfangen soll. Planlos kauft er daraufhin Chalets in der Schweiz, Weingüter in Italien und Inseln in Griechenland. Und in Österreich oder Bayern kauft er sich einen See. Oder ein Schloss. Einen Wald. Oder eine Slalomabfahrt.
Nein, Scherz!
Niemand kauft sich einen Slalomabfahrt. Was soll man auch mit sowas anfangen ohne Schnee. Denn ohne Schnee ist das alles einfach nur… eine schräge Wiese. Braucht kein Mensch.
Auch der Oligarch nicht.
Der zieht sich lachend in sein Schweizer Chalet im Kanton mit steuerschonender Gesetzgebung zurück, winkt seinem Nachbarn, dem Fifafunktionär, und lässt den Herrgott einen braven - aber finanziell gesehen doch sehr armseligen - Mann sein. Das ist ein Oligarch.
Vielleicht gibt es aber auch Oligarchen, die ganz anders aussehen.
Die sich in der Nähe von Regierungen tummeln, ehemalige Kanzler anstellen, Immobilien sammeln und dann damit krachen gehen. Und wenn dann nach den Crash Leute kommen und meinen, das ganze Konstrukt hätte ja schon von Anfang an ein wenig windig und unseriös ausgesehen, dann treten die „Wirtschaftsexperten“ genannten Lobbyisten der Gier auf und verneinen das vehement.
Niemand hätte das kommen sehen können…, das wäre von außen nicht erkennbar gewesen…, und man dürfe jetzt doch nicht die Investoren kritisieren, die es nicht hätten ahnen können, dass nach so einem steilen Aufstieg ein so jäher Absturz folgen würde.
Das wäre absolut u-n-v-o-r-h-e-r-s-e-h-b-a-r gewesen.
So wie damals bei WireCard.
Oder Weihnachten.
Das kommt ja auch immer ganz plötzlich. Und dann hat man keine Zeit. Nicht einmal fürs Newsletter schreiben.
Aber diesmal hat es doch gerade noch geklappt.
Halleluja!
Groebner im Radio „Österreich 1“ mit seinem Programm „ÜberHaltung“. Nachzuhören bis Freitag 22.12., 20h