Das älteste noch bespielte Barocktheater Europas mit festem Ensemble ist das einzige Stadttheater, das einen Roman Arno Schmidts anlässlich seines 100. Geburtstags auf die Bühne bringt. Die Uraufführung (Premiere am 2. Mai) ist auch Ausdruck der langjährigen Kooperation zwischen dem Schlosstheater Celle und der Arno Schmidt Stiftung. Die Rolle des „Autors“ übernimmt der renommierte Schauspieler Friedhelm Ptok.
Zwei Männer, zwei Frauen, ein See – viel mehr brauchte Arno Schmidt 1953 nicht für eine der schönsten deutschen Liebesgeschichten. In der Zeit des langsam anlaufenden Wirtschaftswunders machen Joachim und Erich, zwei ehemalige Kriegskameraden, ein paar Tage Urlaub am Dümmer See. Die Zuneigung zweier Erholung suchender Sekretärinnen erobern die beiden Männer im Sturm. Der handfeste Malermeister Erich amüsiert sich mit seiner Annemie bei Preistanz und Schampus, während Joachim, ein mittelloser Schriftsteller, sein Glück mit Selma im Paddelboot zwischen den Schilfinseln des Dümmer findet – wobei das sonnenverbrannte Mädchen sich in seiner Phantasie in die Indianerprinzessin Pocahontas verwandelt. An der Oberfläche dieser Erzählung aus dem norddeutschen Flachland sieht es nach Idylle aus: Sonnenschein und Segelboote, echter Bohnenkaffee und fetter Dümmeraal. Doch unter der Oberfläche brodelt die immer wieder aufbrechende Erinnerung an den nur acht Jahre zurückliegenden Weltkrieg.
Am Sonntag, 4. Mai, 16 Uhr findet auf der Hauptbühne mit der Soirée „Allein ist nicht genug“ ein von Bernd Rauschenbach erarbeitetes szenisch-musikalisches Programm zu Texten des Lyrikers Peter Rühmkorf statt, mit dem Pianisten Ulrich Jokiel, musikalischer Leiter am Schlosstheater, sowie dem Saxophonisten und Percussionisten Peter Missler, ebenfalls am Schlosstheater. Die Arno Schmidt Stiftung ist Urheberrechtsinhaberin und Nachlassverwalterin von Rühmkorfs Werk. Dem Autor war von der Stiftung 1986 im Schlosstheater der Arno-Schmidt-Preis verliehen worden.
Den Abschluss bildet in der Veranstaltungsreihe „FORMAT 20.15“ die Begegnung „Hermann Löns trifft Arno Schmidt“ am Montag, 5. Mai, 20.15 Uhr im Malersaal: Anlässlich des 100. Todestages von Hermann Löns und des 100. Geburtstags von Arno Schmidt begeben sich der Autor und Regisseur Peter Schanz und Bernd Rauschenbach mit dem Ensemble des Schlosstheaters auf eine nicht ganz ernst gemeinte Heideexpedition: „Was wäre geschehen, wenn sich beide begegnet wären?“ Schanz inszenierte nach dem großen Erfolg von „Altensalzkoth“ (2013) seine Szenencollage „Und Juchheirassa! Noch ein Denkmal für Hermann Löns“ (Uraufführung am Schlosstheater, 4. April 2014).
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