SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Mittwoch, 17. September 2025

Jüdisches Neujahr: Ein neuer Anfang im Klang des Schofars

Rosch Haschana Früchte


Das jüdische Neujahr, Rosch Haschana, beginnt nicht mit Feuerwerk oder Champagner, sondern mit einem Ton, der durch Mark und Bein geht: dem Klang des Schofars, des Widderhorns. Kein Instrument der Virtuosität, sondern eines der Erschütterung. Schon die Bibel nennt den ersten Tag des siebten Monats einen „Tag des Schofarblasens“1. Der Ton ruft den Menschen nicht zur Zerstreuung, sondern zur Besinnung.

Rosch Haschana – „Kopf des Jahres“ – ist mehr als eine Kalenderwende. Es ist der Moment, an dem sich die jüdische Tradition den großen Fragen stellt: Wer war ich im vergangenen Jahr? Wer will ich im kommenden sein? Die rabbinische Überlieferung beschreibt, dass an diesem Tag „alle Geschöpfe vor Gott wie die Kinder einer Herde vorgeführt werden“2. In der Liturgie heißt es, dass Gott in diesen Tagen die Bücher des Lebens und des Todes öffnet, und dass der Mensch durch Umkehr (Teschuwa), Gebet (Tefilla) und Wohltätigkeit (Zedaka) sein Urteil zum Guten wenden kann3.

Die Bräuche spiegeln diesen doppelten Charakter von Feier und Ernst. Am Tisch werden Äpfel in Honig getaucht, ein süßer Vorgeschmack auf das erhoffte gute Jahr. Granatäpfel, deren Kerne kaum zu zählen sind, erinnern an die Fülle der Gebote, die der Mensch erfüllen möge. Der runde Hefezopf (Challa) symbolisiert den Kreislauf der Zeit. Und am Fluss vollzieht man den Ritus des Taschlich: Brotkrumen werden ins Wasser geworfen – ein Gestus, der sich auf die Prophetenworte bezieht: „Du wirst all ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen“4.

Doch der eigentliche Kern des Festes liegt nicht im Ritual allein, sondern in der inneren Bewegung. Rosch Haschana ist eine Schwelle: Zwischen Vergangenheit und Zukunft, Schuld und Vergebung, Angst und Hoffnung. Es lehrt, dass jeder Neuanfang nicht laut, sondern still beginnt – mit einem Klang, der in uns nachhallt und uns erinnert, dass das neue Jahr nicht draußen, sondern in uns selbst seinen Anfang nimmt.



Quellen

  1. Levitikus 23,24 – „Am siebten Monat, am Ersten des Monats, soll euch eine Ruhe sein, ein Gedenktag des Schofars, eine heilige Versammlung.“

  2. Mischna Rosch Haschana 1,2 – „An Rosch Haschana gehen alle Bewohner der Welt an Gott vorüber wie die Kinder einer Herde.“

  3. Machsor-Gebet Unetaneh Tokef – „Doch Umkehr, Gebet und Wohltätigkeit lassen die Strenge des Urteils vergehen.“

  4. Micha 7,19 – „Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld niedertreten. Ja, du wirst all ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen