Aleš Briscein (Dalibor; auf dem linken Bildschirm), Izabela Matuła (Milada; vorne rechts) und Ensemble |
Mit der Premiere von Smetanas DALIBOR (1868) kommt wieder das Thema des Königs- bzw. Fürstenmords auf die Bühne der Frankfurter Oper. Smetanas schönste Oper war für den Komponisten eine weitere Niederlage, sie wurde nicht abgelehnt, aber auch nicht gebührend beachtet - wie auch schon die beiden Opern zuvor. Sechs Jahre nach dem sang- und klanglosen Verklingen der letzten Töne seiner Oper wurde der Komponist taub. Er bekam eine Art extrem aufdringlichen Tinnitus und hörte penetrante Töne wie das „schrille Pfeifen eines As-Dur-Sextakkords in den höchsten Registern der Piccoloflöte“, was sein Komponieren extrem erschwerte. Wieweit hier auch eingebildete Töne im Rahmen einer aufkeimenden Psychose eine Rolle spielten, muss hier unbeantwortet bleiben. Dennoch schuf er noch den mehrteiligen Zyklus Mein Vaterland und eine weitere sinfonische Dichtung Das Geheimnis. Die letzten zwei Jahre vor seinem Tod verbrachte er in einer Nervenheilanstalt, wo er auch unter großem Leiden 1884 starb.
Der große Musikkünstler, als Schöpfer der sinfonischen Dichtung Die Moldau uns allen bekannt, wurde erst nach seinem Tod in der Tschechei geehrt. Er war zwar auch zu Lebzeiten nie unbekannt, aber erfolglos.
DALIBOR hat in der musikalischen Struktur etwas sehr Modernes. Der Gesang zu Beginn bereits erinnert direkt an Alban Berg. Der As-Dur Gesang Dalibors (Ales Briscein, Tenor seiner Zeit weit voraus. Die Regisseurin Florentine Klepper griff diese Modernität konsequent auf und verlegte die Gerichtsszene zu Beginn ins Fernsehstudio. Wo heute Entscheidungen der Politik und erlebte Wirklichkeit nur noch durch die Kameralinse beim Einzelnen ankommen, ist ein TV-Tribunal mit bestellten Claqueuren und bestochenen Schöffen natürlich sofort denkbar.
Gordon Bintner (Vladislav; in blau-silbernem Anzug) und Ensemble |
Thomas Faulkner (Beneš) und Ensemble |
Aleš Briscein (Dalibor) und Izabela Matuła (Milada) |
Der Abgang und das abrupte Ende der Oper wieder ein wenig verblüffend wie bei einem unerwarteten Abbruch. Die Zuschauer fragen sich, was da wohl passiert sei ..., und tatsächlich verärgerte das einige Zuschauer, obwohl klar war, dass das an der Oper liegt und nicht an der musikalischen Interpretation (Stefan Soltesz, musikalische Leitung) oder der Regie. Man stelle sich das Ganze im Jahr 1868 vor, wo den zylindrigen Herren und Damen mit Breitröcken die Fassung genommen wurde. Ein Affront! Geht heute auch noch.
Eine spannende Oper mit herrlicher Musik, viel Personal und viel überraschender Liebe! Wieder die TV-Welt, amerikanische, schon längst auch unsere Mediengewohnheiten, der amerikanische Actionfilm und Straßenkämpfe zwischen Minderheiten und Polizei. Gegenwart hereingeholt wie bei Verdis La Forza del Destino in Frankfurt.
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