The Fade |
Das ballettmainz ist heute ein stehender Begriff für Qualität. Seit Pascal Touzeau Direktor und Chefchoreograph des Ballets im Staatstheater Mainz wurde, hat sich viel getan. Mit seiner reichhaltigen Erfahrung In Bordeaux, Frankfurt /Main, Bonn, Wiesbaden, Madrid und nun Mainz in der Spielzeit 2013/2014 ein letztes Mal bürgt er für außergewöhnlich exponierte Produktionen. 2011 wurde Touzeau mit dem geschätzten Orden CHEF DES ARTS ET DES LETTRES vom französischen Kulturministerium geehrt. Sein Nachfolger wird Honne Dohrmann aus Norddeutschland.
Letzten Samstag, den 14.06.2014, schaute ich mir den Ballettabend mit drei ganz unterschiedlichen Tanzstücken an, die die Bandbreite von ballettmainz in gerade mal einer Stunde und 45 Minuten inklusive zwei Pausen unter Beweis stellte.
Gestartet wurde mit THE FADE, das ich leider nur nach Zuschauerinterview wiedergeben kann, denn ich hatte ein kleines Problem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, das mich 10 Minuten zu spät ankommen ließ. Leider hat kein Mensch mehr die Türen geöffnet. Aber die Stimmen von zwei sehr netten und engagierten Ballettbesucherinnen vermittelten mir doch sofort in der Pause, was da passiert war. Das Stück von Douglas Lee bescherte den Zuschauern zur Musik von Aphex Twin fünf Tänzer, drei Männer und zwei Frauen, die auffällig in Roboterweise, dann aber auch wieder sehr geschmeidig tanzten, bestimmte Bewegungen in serieller Manier wiederholten und alle in denselben Unsisexkostümen steckten. Während die Männer miteinander tanzten und natürlich auch mit den Frauen, tanzten die Frauen nie miteinander. Das ganze Stück wurde als atmosphärisch sehr dicht wahrgenommen. Im Mittelpunkt standen die Begegnungen vergangener Zeiten, die teilweise erinnert oder neu geschaffen in die Gegenwart reinspielten. Manche Beziehungen dauern fort, es findet jedoch ein ständiger Rückzug in dunklere Gefilde, die Erinnerung statt, was man durch das Verschwinden der Figuren in einem dunklen Rückzugsraum erlebte. Aber wie es unser System Ubw (Unbewusstes) eingerichtet hat, fällt oft nur ein kurzes Licht auf die Vergangenheit, bevor die Szene ausgeblendet wird (to fade = ausblenden).
Touzeaus eigenes Stück CARPE DIEM eine Aufforderung zum Hin- und Zuhören und zum Hin-
Carpe Diem |
Eine ungewöhnlich lebhafte Darbietung war MINUS 16 von Ohad Naharin, das mit einem Bewegungssturm inklusive Slapstick- und Comedyelementen über die Zuschauer fegte. Ein Vorgeschmack auf weitere israelische Tanzstücke, die in den kommenden Saisonen stärker zur Geltung kommen sollen. Naharin beginnt eher wie im Zirkus und holt seine Zuschauer mit der Figur eines ungeschickten und ungeduldigen Varieté-Pausenclowns ins Stück. Erst unterhält er die Zuschauer durch allerlei hektische und ungelenke Tanzschritte in ChaChaCha, will mal die Wände hoch und führt dann ins Geschehen. Eine zirkusmäßige kommentierende Stimme kündigt eine Geschehen an, dass die Koexistenz von Müdigkeit mit Eleganz zum Thema hat. Zu israelischen Klängen sitzen im ersten Bild dann 17 Tänzer im grauen Anzug mit Hut im 20er- bis 40er-Jahre-Stil auf Stühlen
Minus 16 -- 01 |
Minus 16 -- 02 |
Minus 16 -- 03 |
Das Publikum war sehr begeistert über dieses spritzige Tanztheater, das jeden aus den Stühlen riss. Das Gesamt der drei Stücke ein wirklicher Genuss und nur noch zweimal in dieser Spielzeit zu sehen.
17. Juni 2014
04. Juli 2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen