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Dienstag, 7. Februar 2012

Jeht et Ihnen nit juut ? - Ein Düsseldorfer im Kölner Swinger-Club von Karin Michaeli

Erwin, ein rüstiger Endvierziger, wollte es schon immer mal tun und hatte sich nun endlich ein Herz gefasst, um sich auf den unaussprechlichen Weg zu machen - den Weg in einen Swingerclub am Rande von Köln-Porz.

Seiner Lebensgefährtin hatte er von seinem kleinen Ausflug keine Mitteilung gemacht aus politischen Gründen. Er wollte schon seit langem mal Sex haben mit mehreren Frauen gleichzeitig, hatte sich aber noch nie getraut, dies in die Tat umzusetzen. Nach Maniküre, Pediküre und mehreren Packungen auf Gesicht, Brustkorb und Haar zog er frische Unterwäsche an und stieg dann in seine flotten Markenjeans, zog ein blütenweißes Hemd an und legte sein kleines Goldkettchen um den Hals.

Sein Navi brachte ihn von Düsseldorf-Oberkassel ohne Umwege zum Club am Rande von Köln-Porz und aufgeregt zahlte er die 180,- Euro Eintrittsgeld.

Der Club war untergebracht in einem Zweifamilienhaus, das umgeben war von einem großen Garten mit einer Grill-Sitzecke, auf der sich die Aufhängevorrichtung für eine Hollywoodschaukel befand. Erwin fragte sich, ob hier im Sommer auch orgiastische Begegnungen stattfinden würden.

Beim Betreten des Clubs wurde er gebeten, bis auf die Unterwäsche die Garderobe abzulegen und diese einzuschließen in einen Spind, der sich, wie man unschwer übersehen konnte, im ehemaligen Partykeller befand, der nun ausgebaut war zu einer Art Waschraum mit Kleiderspinden - ähnlich wie beim Kieser-Training.

Er schritt die Treppen hinauf in den Empfangsraum. Hier befand sich eine große hufeisenförmige Bar. Ein riesiges Salatbüffet lud zum Schlemmen ein. Garniert war das ganze mit Essiggurken und Radieschen.

An der Theke saßen einige Frauen in Unterwäsche und schauten gelangweilt Bundesliga, die auf Großbildschirmen von drei Seiten ausgestrahlt wurde. 

Männer waren in dem Raum nicht zugegen. Erwin fühlte sich seltsam geborgen inmitten so vieler williger Frauen. Er ging zielstrebig auf eine brünette Mitvierzigerin zu mit seinem Salatteller in der Hand. Auf seine Frage, ob er neben ihr sitzen dürfe, rückte sie beiseite und er erahnte ihren zarten Moschus-Ochsen-Duft.

Die Dame nuckelte an einem Strohhalm, der in einer Latte steckte. Seine Frage, ob er sie einladen dürfe zu einem Gläschen Sekt, verneinte sie und lachte dabei laut auf. Sie müsse ja noch Auto fahren, wenn ihr Mann sich genügend umgesehen habe im Haus. Aha, ihr Mann war also auch dort. Ja, er liebe es, Menschen heimlich beim Sex zuzuschauen und deshalb komme er mit ihr alle 6 Wochen mal hierher. Sie aber mache sich nichts aus Swingerclubs und lasse ihrem großen Jungen gerne die Freiheit mal zu gucken. Wenn es ihm dadurch besser gehe, warum nicht ? Sie gehe allerdings hin und wieder mal hoch, um zu schauen, ob er auch brav sei und dann setze sie sich wieder gemütlich an die Bar und verfolge das TV-Programm.

Erwin war verblüfft - er konnte nicht glauben, was er hörte und schaute in die Runde. Alle Frauen saßen dort mit ihrer Tasse Latte oder Kaffee. Hin und wieder ging eine mal raus, schaute, ob ihr Männlein auch brav sei und kehrte zufrieden wieder zurück, um sich der TV-Sendung hinzugeben.

Erwin verging langsam die Lust auf erotische Abenteuer und plötzlich begann er zu frieren. Er wurde etwas blass um die Nase und die Herrin des Hauses, die in schwarzen Straps hinter der Theke Gläser schrubbte, bis sie blitzten wie ein Diamant, sagte mitfühlend: "Jeht et Ihnen nit juut ? Leeefje wat hässde denn ?"

Erwin antwortete im besten Hochdeutsch: "ooch, ich weiß nicht - ich fühle mich etwas deplaziert so alleine zwischen so vielen schöen Frauen. Vielleicht sollte ich mal nach oben..."
Er hatte es kaum ausgesprochen, da meinte die Herrin des Hauses "Jonk de Trepp eropp no links - do luuren se ens alll de Schportschau...“

Mit letzter Kraft wankte Erwin die Treppen hoch und kam in einen Raum mit bengalischer Beleuchtung, ausgestattet mit Tigerfell-Liegen, auf denen sich Herren mit riesigen Kölschgläsern im Feinripp tummelten und wie gespannt auf drei Großbildschirme starrten, auf denen 23 Männer hinter einem kleinen Ball her liefen.

Dem Stimmengewirr konnte er zwischen gellenden und basstiefen Tönen nur so etwas entnehmen wie "EFFZEH Kölle, EFFZEH Kölle, jaaaaa !" Mehr Verständigung war nicht möglich.

Zwischen Köln und Düsseldorf liegt seit jenem Abend irgendwo am Wegesrand der Autobahn ein Navigationsgerät mit einer kleinen Blessur und blinkt still vor sich hin...



Karin Michaeli, Düsseldorf

2 Kommentare:

  1. Na, bei der Geschichte fehlen doch nur noch ein paar Politiker, die mit ihrem Eventmanager on tour sind. Aber das wäre schon wieder eine ganz eigene Geschichte ... Karin, kannst du mal nachdenken?

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  2. An Politiker trau' ich mich nicht ran. Die sind so uneinschätzbar...;-))

    Karin

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