(c) Holger Schneider |
Am Tag des Abschlusskonzertes von „a cappella“ 2014 schickte Petrus den ganzen Tag über Tränen auf die Stadt, wohl daran denkend, dass das Leipziger Vokalmusikfestival da schon fast wieder vorbei war.
Aber nun strahlt die Sonne – weil man immer, wenn „a cappella“ dann wirklich vorüber ist, vor allem glückselig und zufrieden zurückbleibt. In seinen zehn Tagen, elf Konzerten und dutzenden Schnittpunkten hat „a cappella“ mit der Kraft und der Vielseitigkeit des Gesangs wieder alles gegeben und viel hinterlassen: vom skurrilen Spaß zum ergreifenden Ernst, von erhabener Eleganz bis frecher Frische, vom innigen Bei-sich-sein bis zu energetisch ausgestrahlter Freude. 21 junge und gestandene Ensembles, zahlreiche Helfer, und Unterstützer sowie 9.273 Zuhörer – so viele wie noch nie – trugen beim Festival und seinem integrierten Nachwuchswettbewerb dazu bei.
Gewissermaßen ungewöhnlich begann das Festival diesmal, da die geistigen Väter und umtriebigen Gastgeber amarcord ihr Eröffnungskonzert mit der Lautten Compagney gestalteten, ihre Renaissance-Repertoire also einmal mit Lauten, Zink und Schlagwerk versahen. Aber so wie das schon zu Entstehungszeiten kein Problem war, funktionierte die Kombination bestens, und auch die darauffolgenden Festivalkonzerte hatten gewohnt hohe „a cappella“-Qualität. Die Ensembles Cool & Jazzy (Russland) und Ommm (Frankreich) lieferten jedes auf seine Weise mitreißende Konzerte mit kreativer A-cappella-Kost im Jazz- bzw. Pop-Bereich. Fesselnde Klangkultur aus den musikalisch entfernteren Winkeln der Welt gab es diesmal mit den Gesangstraditionen Sardiniens der Gruppe Cuncordu e Tenore de Orosei. Die Leipziger Vokalmusik-Größe Calmus Ensemble war mit einem gewitzten Programm ebenso zu Gast wie das junge Marian Consort aus Großbritannien mit himmlisch gesungenen geistlichen Kompositionen des 15./16. Jahrhunderts. Und auch die zwei blutjungen Preisträger des A CAPPELLA Wettbewerbs 2013, Mixtet (Estland) und The Quintessential Five (Georgien) überzeugten bei ihrer Rückkehr nach Leipzig.
Auch Bobby McFerrin war ein zweites Mal bei „a cappella“ zu erleben, verblüffte und
(c) Martin Jehnichen |
Obendrein gab es die 8. Ausgabe des Internationalen A CAPPELLA Wettbewerbs, bei dem neun Gruppen aus Deutschland, Slowenien, Russland sowie dem Baltikum antraten und auf sehr hohem Niveau die junge A-cappella-Generation in ihrer ganzen Vielfalt zeigten. Im noch ein wenig unentdeckten Juwel des Wettbewerbsprogramm, dem A CAPPELLA Workshop, erfuhren und zeigten die Nachwuchsensembles bei der Arbeit mit A-cappella-Coach Matthias Becker auf faszinierende Weise, wie mit dem Fokus auf kleine musikalische Dinge beim A-cappella-Singen Großes erreicht und verfeinert werden kann – für Sänger und auch ganz allgemein Musikinteressierte ist der Workshop eine unschätzbare Wissens- und Lernens-Fundgrube. Die Gewinner des beim Wettbewerb vergebenen Leipzig
A CAPPELLA Awards kamen übrigens aus Deutschland. Dabei wurde der erste Platz erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs an zwei Gruppen vergeben: Die Leipzigerinnen Sjaella und die Berliner Delta Q überzeugten mit ganz unterschiedlichem Repertoire und Klang, aber gleichermaßen großem Können.
So zeigt und zeigte „a cappella“, dass einem weder um die Traditionen der Vokalmusikwelt, noch um den nationalen wie internationalen A-cappella-Nachwuchs bang sein muss. Das Leipzig Festival kümmert sich darum. So darf man sich nun schon auf das nächste Mal freuen – „a cappella“ geht weiter, schreitet voran und hat mit seiner 15. Ausgabe einen kleinen Meilenstein gelegt. Was hier, in „A-cappella-Heaven“, passiert, gibt es so nur einmal.
Vom 8. bis 16. Mai 2015 kann man es einmal mehr erleben und kennen lernen.
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