SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Montag, 22. Juni 2015

Wie war's bei ANALOGUE EYE. STONE KRAAL. DRIVE-IN THEATRE in Mannheim?

(c) NTM

Samstagabend im Rahmen der 18. Schillertage konnte der abenteuerlustige Theaterbesucher wieder ein schönes Outdoor-Experiment des Nationaltheaters erleben. Dieses Mal im Autokino der ehemaligen US-Wohnstadt Benjamin Franklin Village in Mannheim-Käfertal/Wald. Hier lebten 8.000 US-Amerikaner wie in einer Heimatstadt mit allem, was der amerikanische Mensch so braucht und liebt. Von unzähligen Kinderspielplätzen zwischen den Blocks, über Kirche, Schulen, Jugendzentrum bis zum großen Supermarkt, Burger King und Stadion inklusive strenger Bewachung war alles in dieser 2012 verlassenen Stadt verwirklicht. Man könnte praktisch problemlos die Einwohner der beiden kleinsten Städte von Rheinland-Pfalz Cochem und Kusel in dieses Gelände umziehen, sie unter Artenschutz stellen, wenn es nicht noch wichtigere Biotope gäbe! Oder eben 8.000 Flüchtlinge zentral unterbringen ...


(c) Stefan Vieregg
Das Gelände unterliegt nun Konversionsplänen, Umbau und Besiedlung in der postmilitärischen Phase. Es dient auch der Kultur. So einer gerade eröffneten Ausstellung ...NOW YOU SEE ME, NOW YOU DON'T mit Fotografien von Simon Fidelis Jr., Gontse Phatstoki More, Lebohang Kganye, Madoda Mkhobeni, Andile Buka, Sipho Gongxeka**** Die Künstler wollen den Blick öffnen für unkonventionelle Sichten, Dinge zeigen, die leicht aus dem Blickwinkel verschwinden. 

Ponte Tower von Andile Buka.
(Abfotografiert) 
Darunter auch das 54 Stockwerke umfassende Gebäude Ponte City/Tower in Johannesburg im Stile eines hohlen Turms, der auf kleinem Raum eine hohe Population ermöglicht. 173 m hoch und 1975 erbaut, war es eine Nobeladresse, dann ein Bandenwohnort und ist nur schwer wieder aufzuwerten. Die WELT nannte es das "böseste Hochhaus der Welt". Es ist das höchste Wohngebäude Afrikas und das zweithöchste aller Gebäude in Afrika und Südafrika. Allerdings nur eine Kleinausgabe des X-Seed 4000 - das ist ein 4 km hoher Stahlberg, der für mehr als 1.000.000 Menschen auf einer 600 Meter dicken, schwimmenden Stahlkonstruktion vor der Küste Japans gebaut werden soll. Ein gigantisches Stahlgitter mit magnetischen Aufzügen für über 200 Menschen. Das Spektrum der Ausstellung reicht über Slumdetails bis Porträts, keine große Ausstellung, aber einige sehr schöne Fotos dabei.





Am späten Abend gab es ab 22 Uhr ANALOGUE EYE als POP-UP-DRIVE-IN THEATRE von BRENT MEISTRE zu sehen, der damit tourt und Anfang Juni 2015 in Wien beim VIS Vienna Independent Shorts seine Europa-Premiere hatte. Mit einem Projektor auf dem Dach eines Pickups werden die Filme auf eine große Leinwand projiziert, in Anlehnung an die afrikanische Tradition des rollenden Kinos hier europäisch konzentriert auf einen eingeschlossenen Ort (Stone Kraal) wie ein afrikanisches Dorf in der amerikanischen Geisterstadt. Gäste durften in Mietautos sitzen oder im Tourist-Doppeldeckercoupé-Bus, der aber ziemlich hinten und abseits stand, aber auch direkt vor der Leinwand in Liegestühlen. Aufgrund der kühlen Temperatur nur mit Plaids auszuhalten, die gestellt wurden. Ein kleines Catering half über den Hunger und Durst. Mit dem eigenen Wagen einfahren ging aufgrund der strengen Bestimmungen nicht, daher wurde ein Busshuttle eingerichtet, der um 20:30 Uhr auch eine Sightseeing-Tour durch die Geisterstadt integrierte.




BRENT MEISTRE hat aus verschiedensten Genres und Filmtechniken, vom Art-Video über das Handy-Movie bis zum 16-mm-Film, zwei thematische Abende zusammengestellt. Die deutsche Erstaufführung von STONE KRAAL, das am 20.06. lief, war am 13. Juni. Der zweite Teil LOST IN THE WAVES war am 14. und 19. Juni zu sehen. Beide Programme geben einen Eindruck vom Schaffen junger afrikanischer Künstler. Brent Meistre sammelte in Galerien, Internetplattformen und Videotauschbörsen cineastische Kunstwerke afrikanischer Künstler ein und zeigt sie an einem Offline- und unerwarteten Ort: Die Fahrt dorthin in Mannheim durch verbotenes Gelände, aber wieder Verknüpfung mit Medien, Ton aus dem Radio im Auto, Projektionstechnik, Open-Air-Kino mit anderen, teilweise fühlbar in der Nähe, teilweise abgekapselt in Autos.
Der Kraal ist eine wichtige Metapher für gesichertes Leben im Flüchtlingszeitalter, mindestens 51 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Aggressoren. Der Kraal war ein Ort des Schutzes, gerade auch in Afrika. Die moderne Architektur und Siedlungspolitik macht jedoch unpersönliche Konstrukte daraus, Begegnung steht ganz hinten an. Siehe hierzu als Extrem auch das erwähnte X-Seed 4000 oben. Der Kraal ist aber auch ein Ort in der Utopie, der das Zusammenleben nach Menschenrechten, ohne Fremden-, Rassen- und Religionshass erlaubt.


EQUILIBRUM/France von Sean Hart 

JOURNEY TO THE CENTRE OF THE CAPRICORN/Mosambik
von Rui Tenreiro
Die einzelnen Filme sprechen für sich, werden aber klarer, wenn man die Erläuterungstexte dazu kennt. Dennoch kann man eigene Sichten gewinnen. Allesamt haben experimentellen Charakter, viele arbeiten mit technischen Verfremdungen und Effekten, was auch die gesamte sichtbare Aussage bleibt. Wie zum Beispiel [DIS]CONNECT 2 aus Nigeria, Zusammenfließenlassen und Trennen von Spiegelbildern, EQUILIBRUM aus Frankreich arbeitet mit Montage eines drehenden Messers und dem scheinbaren Jongleurakt auf der Handfläche/Nase von Jungen und jungen Männern, Bedrohungen, Gefahr von Verletzung immer vorhanden. DANCER OF TIME aus Frankreich mit Übereinanderlagerung von Filmsequenzen aus dem Straßenverkehr, der sich wie die Fußgänger in unterschiedliche Richtungen bewegt. Kontrastierend geht ein Junge langsam, aber eisern seinen Vorwärts-Parcours im Quadrat. SHELLSHOCK, eine 1-minütige Performance aus Südafrika, lässt Patronenhülsen an einer Mauer abprallen - vergeblicher Widerstand, hilfloses Wehren. Das algerische Video UNTITLED zeigt die Vergeblichkeit eines Frauenaufstandes ohne Ziele, die Demoplakate sind leer. Alles verläuft im Sand. JOURNEY TO THE CENTRE OF THE CAPRICORN aus Mosambik stellt einen Albino-Jungen im stummen Dialog mit einer Riesenmaske, einem schrecklich wirkenden schwarzen Menschen dar. Albinos, bei denen Farbpigmente in Haut, Haaren und Augen teilweise ganz oder nur teilweise fehlen, gelten in einigen Teilen Afrikas als Glücksbringer und Vorboten von Reichtum. Perverserweise werden ihre Körperteile für Rituale benötigt und daher für umgerechnet rund 500 Euro verkauft, ein ganzer Leichnam sogar für bis zu 65.000 Euro. Der Junge bietet einen Regenwurm/Tausendfüßler vielleicht als Zutat für die Zauberei an oder als Zeichen für die Überlebensfähigkeit der Betroffenen bei Verletzung. In VABVAKURE hat GERALD MACHONA eine Metapher für die Situation in Südafrika nach 2008 geschaffen, indem er eine Maskeradentradition aufgreift, einen Afronaut analog zum ersten Mann auf dem Mond schafft, der Wasser sucht, um die Afrikapflanze Zuckerbaum anzupflanzen, schließlich die Welten aus der Wüste in die Stadt wechselt, aber nur ein beklatschtes Theaterstück schaffen kann, bei dem er sich in Luft auflöst. Nur die Afronautenuniform bleibt liegen. Das Moderne bleibt, die Tradition und der Mensch sind weg. In CAPE MONGO aus Südafrika wandert Zille, ein zahmer Drachen aus Altpapier, durch Afrikas Recyclingmüll-Landschaften und Stadtgebiete. Das A77A PROJECT aus Ägypten lässt Anubissupermänner, Batmans und Osirisse als Figuren der Präsidenten durchs Land laufen, während die wirklichen Helden des Alltags nicht repräsentiert sind. Anspielung auf Nasser und seine Erfolglosigkeit. In FLUORESCENT SIN aus Kenia kommt ein Transvestit/Drag-Queen in einen historischen Bahnhof und hält einen Vortrag, in dem die eigene Rolle reflektiert wird. Nach einem Tränenausbruch des Transvestits bemerkt eine alte Frau und Zuschauerin: "Wer auch immer es ist, den du beweinst, er hat es nicht verdient!" Danach entspanntes Lachen, gemeinsames Zigarettenrauchen, wohl auch die schwierige Lage der Schwulen in Afrika im Blick, die teilweise extrem verfolgt und bestraft werden.
Im Anschluss an die Vorstellung war auf bermuda.funk das Publikumsgespräch zu hören, das auch bei Youtube zu finden ist (siehe unten).

Ein sehr interessanter Abend in einer leeren Stadt, die Wohnort für Tausende von Menschen war und wieder werden wird. Ein Programmpunkt, der viele Denkanstöße gab, die noch besser zum Tragen kommen, wenn man die Kontexte nachliest oder die Sendung hört.




Sonntag, 21. Juni 2015

Alpen: Sloweniens Umweltorganisationen haben Finanzierungsprobleme

Die slowenischen NGOs fordern eine stärkere finanzielle Unterstützung durch den Staat. Ansonsten bleibe die Berg- und Umweltpolitik im Dunkeln. © D Smith / flickr.com

Den slowenischen Umweltorganisationen gehen die Mittel aus. Zum einen knausert der Staat, zum anderen versiegen ausländische Geldquellen. Nun gehen sie in die Offensive.

Wenn die Websites der slowenischen Umweltorganisationen dunkel bleiben, steht die Welt nicht still. Wenn aber die Organisationen ihre wichtige Funktion als Vertreter der Zivilgesellschaft nicht mehr wahrnehmen können, dann ist die Umweltpolitik gescheitert.
Dieses Szenario droht, weil die finanzielle Situation bei den slowenischen Umweltorganisationen desolat ist. Mit der Abschaltung ihrer Websites wollen sie ein Zeichen setzen, weil sie vom Staat kaum Unterstützung erhalten: Nur gerade 0,07 Prozent aller staatlich ausgerichteten Beiträge an Nichtregierungsorganisationen kommen den Umweltorganisationen zu Gute – Tendenz sinkend. Eine Finanzierung durch die Wirtschaft erachten die Organisationen als problematisch, da sie teilweise konträre Interessen vertreten. Die NGOs sind grösstenteils von ausländischen Geldgebern abhängig. Da Slowenien aber von einem Empfängerland zu einem Geberland eingestuft wurde, versiegen auch hier viele Geldquellen.
Die Umweltorganisationen – darunter CIPRA Slowenien – fordern unter anderem, dass der Staat sein Budget für Ko-Finanzierungen erhöht. Längerfristig soll ein Prozent des slowenischen Umweltbudgets für Projektaktivitäten von NGOs zur Verfügung stehen, damit diese weiterhin ihre komplementäre Funktion wahrnehmen können. Dazu gehören unter anderem die kritische Beurteilung von Projekten, die fachliche Expertise, die Sensibilisierung und Ermutigung der Bevölkerung und die Vertretung in politischen Gremien wie der Alpenkonvention.

HUMAN RIGHTS WATCH FILM FESTIVAL, New York 04

The Black Panthers: Vanguard of the Revolution



In the 1960s, change was coming to America, ready or not. A new revolutionary culture was emerging, and those seeking to drastically transform the system believed radical change was not only feasible, but imminent.  For a short time, the Black Panther Party for Self-Defense put itself at the vanguard of that change. Whether they were right or wrong, good or bad, the group and its leadership remain powerful and enduring figures in our popular imaginationnearly 50 years after the Black Panther Party was founded in Oakland, California.The Black Panthers: Vanguard of the Revolution is a feature documentary that includes eyewitness accounts from the first members who joined the organization, rank-and-file members in cities like Chicago, Oakland, Los Angeles, and New York, as well as the voices of lawyers, journalists, scholars, police officers, and former FBI agents.

Opens at Film Forum on September 2
Filmmaker(s): Stanley Nelson
Country of Production: US
Year: 2015
116 min
Language(s): In English
Genre: Documentary
Filmmaker Bio(s):

Stanley Nelson
Director, Producer, Writer
Stanley Nelson is an Emmy Award-winning documentary filmmaker, MacArthur “genius” Fellow, and member of the Academy of Motion Picture Arts and Sciences. He was awarded the National Humanities Medal by President Obama in August 2014. THE BLACK PANTHERS: VANGUARD OF THE REVOLUTION is Nelson’s 8th film to premiere at Sundance Film Festival.
Presented in partnership with: 

Staatstheater Mainz, 23.06.2015: RHEINHESSEN AM VORABEND DER MACHTÜBERNAHME DER NATIONALSOZIALISTEN (Vortrag)

RHEINHESSEN AM VORABEND DER MACHTÜBERNAHME DER NATIONALSOZIALISTEN

Ein Vortrag von Hans Berkessel zu den historischen Hintergründen von Anna Seghers‘ Roman Der Kopflohn. Hans Berkessel ist Historiker und Pädagoge; er unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte und Sozialkunde an der Integrierten Gesamtschule Kurt Schumacher in Ingelheim. Zudem ist er Regionaler Fachberater Geschichte des Schulaufsichtsbezirks Rheinhessen. Als Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V., Mitherausgeber, Redakteur und Autor des Jahrbuchs Argonautenschiff beschäftigt er sich seit mehr als 20 Jahren mit Leben und Werk der Schriftstellerin und Mainzer Ehrenbürgerin. 
Datum: 23 Jun 2015
Uhrzeit: 19:30
Ort: Orchestersaal, Staatstheater Mainz, Eingang Tritonplatz 

Samstag, 20. Juni 2015

Fantasien zur Nacht (Video): All that you are

All that you are 

Wie war's bei der WALLENSTEIN-Trilogie in Mannheim?

Thekla Wallenstein und Max Piccolomini, Buttler im Ledergehrock, Wallenstein vorne rechts
(c)  Matthias Horn

Friedrich Schillers "Wallenstein" wurde 1798/99 in Weimar uraufgeführt, was dem Theater Erfurt in Koproduktion mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar 2015 genug Anlass war, eine mehrstündige Inszenierung (durch Hasko Weber) zu wagen, die Schiller aktualisieren, ihn in die Jetztzeit holen soll. Eine Aufführung davon war bei den 18. Schillertagen in Mannheim zu sehen, die wieder frech, bunt und spritzig Konservatives und Hyperprogressives mischen. Unkonventionelle Inszenierungen setzen natürlich immer mehr in Bewegung als die anderen.

So ist die Wallenstein-Trilogie aus Weimar/Erfurt im Gefolge großer Versuche, z.B. in Mannheim (Rimini-Protokoll) und Berlin (Peter Stein), trotz modernisiertem und aussagekräftigem Bühnenbild von Thilo Reuter, trotz Attacken auf das Abwartende im Zuschauer aufgrund des spröden Textes und Inhalts mittels kriegerischer, aggressiver und überlauter Hallowach-Musikpassagen (Sven Helbig), trotz interessanter Einfälle in der Inszenierung und schauspielerischer Leistungen auch zähe Kost.

Das Stück ist zu lang, obwohl es Umbaupausen gibt, die Spannung kommt nur bedingt zum Tragen, die Dramatik mancher Szenen geht unter in Zitaten von Botho Strauß' unverbindlicher Gesprächs- und Handlungstechnik. Es kommt einfach kein Wind auf, obwohl der Anfang noch Hoffnung zulässt. Fantastisch mit einem großen Kreuz als Zeichen für den historischen Hintergrund, den 30-jährigen Krieg, die große Abschlachterei ohne Sinn und Ziel, auch Start- und Sprungrampe ins Kriegsgetümmel ist. Soldaten rennen bei Einsetzen der lauten Musik mit Trommeln und Schießgeräuschen, die zum Kämpfen rufen, die Rampe hinauf und springen ins Getümmel, in den Tod (?), während das Kreuz leuchtet wie die Neonreklame einer Diskothek. Der Zeitvertreib, das Amüsement werden hier angesprochen, wobei es die andere Seite des Vergnügens darstellt, die hochperverse, mordende, raubende, vergewaltigende und dreckige Seite. Eine Straßendirne ist ein Mann mit blonder Perücke und wird brutal misshandelt. Die Kirchen mit zwei gebrechlichen Bischöfen karikiert, um deren Lehre willen ja das Verbrechen stattfindet. Ein Konfessionskrieg der übelsten Sorte zwischen Katholiken und Protestanten.

Der Krieg ist zum Zeitpunkt des fiktiven Geschehens im Winter 1633/34 nach 16 Jahren etwa bei der Halbzeit angelangt, und die tatsächlichen politischen Tendenzen waren Abfallen der Franzosen und Verbünden mit den protestantischen Schweden gegen das katholische Österreich. Wallenstein (überzeugend gespielt von Dominique Horwitz) wollte das Schlachten abstellen und Böhmen den Frieden bringen, war aber politisch viel zu früh mit seinen Bestrebungen. Der Kaiser misskreditierte alle Versuche, die Schweden zu unterstützen, mit ihnen Friede zu schließen, mit ihnen zu paktieren. Das war auch Wallensteins historisches Schicksal.
Wallenstein und seine Mörder         (c)  Matthias Horn

Realiter wurde er durch ein Geheimgericht verurteilt, abgesetzt und sollte von seinen Generälen Aldringen, Gallas und Piccolomini (nur der erscheint im Stück) tot oder lebendig ausgeliefert werden. Da Wallenstein seine Offiziere noch einmal auf sich vereidigen konnte, die Heere aber wegen des Verrats unruhig wurden, kam es unter dem Kommando des Schotten Walter Bu(t)tler (mit einem t mehr Sebastian Kowski) und des Franzosen Walter Deveroux (Jonas Schlagowsky) doch zur Ermordung Wallensteins mit einer Lanze (25. Februar 1634). Im Stück hängt als Ankündigung des Mordes gegen Ende ein von einer Lanze durchbohrtes Pferd kopfüber von der Decke. Ein Pferd war zu dieser Zeit sehr viel wert, es entscheidete über Leben und Tod. Es ist auch ein Zeichen für den Herzog, den obersten Befehlshaber, der ja Wallenstein zweimal in seinen Kriegsjahren war, der nun kopfüber (tot) handlungsunfähig ist.

Die Soldaten laufen allesamt mit Hinweisen auf österreichisch-deutsche militärische Vergangenheit herum, die Nazizeit immer angedeutet mit Uniformen, Schriftzügen auf den T-Shirts, wobei auch der schwedische Oberst, mit dem Wallenstein verhandelt, in eine SS-Gala-Uniform gesteckt wurde (ohne Abzeichen natürlich). Die Machtbesessenheit und Blindheit aller Seiten ist klar erkennbar, der Wille zur Macht allüberall. Auch die Verdorbenheit der hohen Offiziere im Dienste ihres Kreuzes deutlich herausgestellt: Alkohol und Drogen sind ihr Zusatzplaisir, enthemmen sie, erleichtern alles. Von Religion keine Spur.

Wallensteins Tochter (bei Schiller:) Thekla sieht ihren Vater nach vielen Jahren wieder und erkennt, dass er kaum nahbar ist, recht unpersönlich ihr begegnet. Dennoch ist sie froh, ihn zu sehen, bei ihm zu leben. Sie verliebt sich in Max Piccolomini, den Sohn des späteren Generalleutnants Octavio Piccolomini, der vom Kaiser autorisiert, Wallensteins Armee und Generäle auf seine Seite zieht, aber jämmerlich im Kampf gegen die von Wallenstein gerufenen 15 000 Schweden untergeht. Max als Anführer der Pappenheimer kommt dabei zu Tode, Thekla folgt ihm durch Selbstmord. Markanter Inszenierungseinfall: Sie läuft ins Jenseits, den Ort, wo Max im Lichtkegel steht, und springt in seine Arme. In Wirklichkeit wurde Wallensteins Tochter Maria schwer geächtet und kam erst viel später zu Gnadenehren. Wallensteins Frau eine kritisierende, aber gehorsame Person (Anna Windmüller). Die Gräfin Terzky (Johann Geißler) als Unterstützerin der Friedenspläne - sie überredet ihn dazu, so auch Illo (Krunoslv Sebrek) und Terzky (Sebastian Nakajew). Die Frauen modern in hautengen Cocktailkleidern, attraktiv als Bewegerinnen im Hintergrund.

Enorm und exponiert der doppelte Loyalitätskonflikt des Max Piccolomini, der Kaiser und seinem Wallenstein treu bleiben will, auch Buttler hadert mit sich ob der geforderten Untreue, er bricht in Tränen aus wegen des Konflikts und wegen der Vorfreude kaiserlich ernannter Herr über ein Regiment, das ihm der Kaiser in Aussicht stellt, zu werden. Sie kehren alle zur kaiserlichen Treue zurück, weil der Rückhalt bröckelt, die Existenz auf dem Spiel steht.

Eine große geschichtliche Tragödie, größer jedoch die Borniertheit, Skrupellosigkeit und Machtbesessenheit der beteiligten Parteien, die einen europaweiten Krieg aus ihren Konfessionsansichten und politischen Wünschen machten. Das Letztere war zu schwach im Ausdruck, aber das Stück an sich setzt hier auch Grenzen.

Heute Anfahrtsprobleme (nicht nur) zu Schauspiel und Oper Frankfurt a.M.

Die Polizei erwartet heute, Samstag, den 20. Juni 2015, ab ca. 13.30 Uhr in der Frankfurter Innenstadt eine mehrere Stunden dauernde Demonstration der Pegida- und Hooligan-Szene sowie eine entsprechende Gegendemonstration mit vielfach höherer Teilnehmerzahl. Es wird damit gerechnet, das der Verkehr in weiten Teilen der Stadt zum Erliegen kommt.

Die Oper Frankfurt bittet ihre Besucher daher, diesen Umstand bei der Planung der Anfahrt zur abendlichen Vorstellung mit einzubeziehen und sich aktuell mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Medien über den genauen Stand der Dinge zu informieren.

Nähere Informationen befinden sich hier:
http://www.vgf-ffm.de/de/aktuellpresse/news/einzelansicht/news/samstag_demonstrationen_behindertn_busse_und_bahnen/

HUMAN RIGHTS WATCH FILM FESTIVAL, New York 03

The Dream of Shahrazad



Filmmaker Francois Verster explores how music and storytelling can serve as an outlet
for citizens to process political upheaval. Using the metaphor of Shahrazad–the princess in the classic tale of The 1001 (Arabian) Nights who saves lives by telling stories to the murderous Sultan Shahriyar–and filmed before, during, and after the so-called Arab Spring, the film weaves together a web of music, politics, and storytelling to explore the ways in which creativity and politics coincide in response to oppression. A series of unforgettable characters all draw their inspiration from The 1001 (Arabian) Nights, including a conductor who uses Rimsky-Korsakov's Scheherazade suite as a tool for Istanbul political education, a young female Lebanese internet activist, a visual artist who finds his own "dream of Shahrazad", and a Cairo theater troupe who turn the testimonies of mothers of the Egyptian revolution martyrs into storytelling performances. This richly kaleidoscopic film is at once observational documentary, concert film, political meditation, and visual translation of an ever-popular symphonic and literary classic.


Filmmaker(s): 

Francois Verster

Country of Production: 

South Africa/Egypt/Jordan/France/The Netherlands

Year: 

2014
107m

Language(s): 

In English, Arabic and Turkish with English subtitles

Genre: 

Documentary
Filmmaker Bio(s): 
Francois Verster
Director, Producer, Camera, Editor
Francois Verster is a multiple-award winning independent documentary filmmaker based in Cape Town, South Africa.  His films generally follow “creative” observational approaches to social issues and have all won local and international awards and been broadcast around the world. He has taught documentary directing and film studies and his films have been used in various seminars on the intersection between creative documentary and social activism.
Presented in partnership with: 

Freitag, 19. Juni 2015

Fantasien zur Nacht (Video): WET


Wie war's im Anti-Ödipus in Mannheim?

Zizek auf der Leinwand                    (c) Christian Kleiner

Udi Alonis ANTI-ÖDIPUS OR: KADDISH TO SHULAMIT ist ein eigenwilliges Stück. Es wirkt sprunghaft und sehr anspruchsvoll, es ist philosophisch, religiös und nihilistisch. Eigenwilliger ist der Nachspann, das Symposium in Mannheim nach der Premiere am 17.06. gewesen. Das Symposium glitt ganz schnell in einen Monolog des slowenischen Philosophen Slavoj Zizek, der unbarmherzig und lückenlos, manchmal kaum nachvollziehbar und streckenweise wie ein Bruder des legendären Marcel Reich-Ranickis wirkte, der seine Philosophie, seine Schillerinterpretation und seine politische Richtung offenlegte. Hier kommt noch eine steife Brise Anti-Schiller zum Anti-Ödipus dazu.

Es ist mehr als ein Stück, es ist eine Proklamation der neuen Philosophie und Psychoanalyse, eine Agitation auf politischer Ebene und Deklaration der Daseinsberechtigung und Notwendigkeit des ödipalen Strebens. Proklamiert wird durch den Freund Alonis und geistigen Mentor Slavoj Zizek das Fortbestehen des Strukturalismus, die Anerkennung des Anti-Ödipus als Machtprinzip, aber gleichzeitig auch die Rückkehr zum Ödipus als einzige dynamische Neuerungsmethode. Proklamiert wird ein Theater als Refugium für alle Wünsche, Begehren, Eigenheiten und nihilistische Strebungen. Für Aloni ein Raum für unendlichen Schmerz, der alle Juden überkommt, denken sie an all das Leid der Jahrhunderte, kumuliert im Vernichtungslager Auschwitz als pars pro toto. Die Bühne ist aber auch ein Ort des ungestraften Auslebens des ödipalen Strebens für den Regisseur. Das Stück ist seiner Mutter Schulamit Aloni, einer großen Menschenrechtsaktivistin, Erziehungsministerin, Kulturministerin unter Rabin und Vorsitzende der Meretz-Partei, Rechtsanwältin und Schriftstellerin, gewidmet, die am 24.01.2014 mit 85 Jahren verstarb. Zizek tröstete Aloni damals damit, dass er an seine Mutter denken sollte, als sie begehrenswert war (recht krass, die Ödis unter sich: "fuckable") und nicht alt, dadurch würde die ödipale Kraft ihm wohl weiterhelfen. Die Kamera hielt denn auch mit unabgewendetem Blick und begehrlich die Mutter vor dem Tod fest.
 (c) Christian Kleiner

Agitiert wird - dies nur im Symposium - ein marxistisch-leninistischer Weg, den sich Ödipus wünscht, oder es tun sollte, als Ausweg aus der Krise, aus dem Neutralisierten, aus der Schwäche. Das Bild der bolschewikischen Frau, die stark, kampfbereit, gewalttätig tötet und liebt, mordet und dennoch gefühlvollen Sex mit Männern will, nicht darauf hingebungsvoll wartet, sondern ihn sich gleich holt, ist der Kastration des Mannes gleichzusetzen, denn bei ihr hat er Pech mit Schwäche! Anti-Ödipus geht hier die Bach runter, nur Ödipus schafft den heroischen Alleingang, in der Frau seine Mutter sehend, den Feind, den Vater, auszuschalten. Im Umkehrschluss dann gesund ödipal zu sein, wenn er so vorgeht wie die Bolschewikin, was man kaum will. Das war Stalin, heute sieht das anders aus. Durch die Evidenz der Schwäche, des Kastriertseins zeigt man eigentliche Stärke! Insofern ist auch das Totalitäre Vergangenheit. Die Sowjetunion erlebte einen Terror nach innen, wie kaum ein Land sonst. 57 Mio. Opfer der Politik unter Stalin! NS-Deutschland verwirklichte diese Innen- und später auch Außenpolitik zwischen 33 und 45 ebenfalls. Ob Schiller den schwarzen Peter bei Caroline von Schlegel gezogen hatte, die laut lachte, als sie die Glocke las, ist mir nicht bekannt, jedenfalls war sie auch eine kastrierende Frau, mit anderen Waffen allerdings. Aber Zizeks politische Vorstellungen sind so nicht zu fassen, dazu braucht es dann schon einen Text, wie auch alles, was er verlas, besser von den Zuschauern gelesen worden wäre, denn kaum einer wird ihm in seinem Gewimmel von Gedanken der Strukturalisten Jacques Lacan, dem großen Psychoanalytiker, der in Paris mit seinen Lesungen die größten Häuser füllte, sowie Gilles Deleuze und Felix Guattari (die Autoren des für Geisteswissenschaftler, Psychoanalytiker, Philosophen, Sozialwissenschaftler usw. großen 70er-Jahre-Buches Anti-Ödipus [1972]) wirklich gefolgt sein. Ergänzend wurden die poststrukturalistischen Ideen abgegrenzt, aber um solch anspruchsvollen Stoff verstehen zu können, muss man erstens strukturalistisch vorgebildet sein, zweitens hervorragende Englischkenntnisse haben, denn der Philosoph sprach nur Englisch (mit Akzent).


 (c) Christian Kleiner
Deklariert wird u.a. ein neues Weltbild des Ödipus nach Auschwitz. Das Wissen um die Massenmorde, all die Verbrechen an der Menschheit, den Sturz des Heiligtums Mensch durch Barbaren hat die große Schwäche, das Nichts, das Grauen vor dem Bösen, von dem fast alle Nachkriegsphilosophen oder -dichter sprachen, eingeleitet. Dieses Grauen muss neutralisiert werden, um es ertragen zu können. Hier kreuzen sich die Agitation und Deklaration, denn der neue Ödipus birgt beide in sich, den Anti-Ödipus und den klassischen Ödipus. Wo er nicht mehr begehren kann, weil der Tod dazwischen steht, fehlt die Kraft des Begehrens der Mutter, ihn zur Stärke zu bringen. Lösungen bieten Marx, Engels, Lenin und Zizek (wirklich?). Sie helfen auch, Schiller auf dem frühen Weg des Faschismus zu sehen (!).

Alonis Bühnenstück - mehr eine Show - fesselt und kommt sehr gut an. Wir verlassen ausgetretene Wege, experimentieren und und genießen das Minimalistische, Moderne ... Ein Popsänger, ein Rapper, Schauspieler und Regisseur, der Philosoph und der Regisseur des Stückes selbst inkl. seiner Mutter gestalten das komplett offene Stück. Der Fluch des Ödipus wird mit wunderschönen Worten besungen, währenddessen vielleicht 15 Minuten lang ein Mann mit nacktem Oberkörper und Kapuze über den Kopf sich tänzelnd im Kreis bewegt, das Ende im Anfang, das Gift mit der Muttermilch ... Später dann immer wieder, "Ödipus war von Anfang an tot!" Natürlich, das Omen will es so, es ist prophezeit. Szenische Zitate aus der Antike, die verhüllten Musiker, ein trauriges Lied mit Gitarre und Violine gipfeln in der Aussage: Nachts sind beide allein miteinander, "der Schmerz und ich". Hier wird die Parallelhandlung, Gedenken an die Mutter eröffnet, Aloni bringt seinen eigenen Ödipus ins Spiel. Ein verhüllter Musiker am Schlagzeug auf der Leinwand, er selbst im Spiel. Die Erlebnisse der Juden schwingen mit.

Eine weitere Handlungsschiene in der Videoprojektion ist die theoretische Unterlegung und Erläuterung von Zizek, vor allem zu Franz Rosenzweigs (*1886 Kassel, +1929 Frankfurt a.M.) jüdischer Religionsphilosophie, ihre Auswirkungen etc.
Rosenzweig musste die letzten Jahre seines Lebens komplett gelähmt mit Verlust der Sprechfähigkeit
(Amyotrophe Lateralsklerose [ALS] wie Stephen Hawking und Lou Gehrig) seine Gedanken zu Papier bringen und diktierte zuletzt seiner Frau mittels Augenblinzeln (wohl nach dem Morsealphabet).
Das patriarchalische und sehr konservative Bild ist im Prinzip frauenfeindlich, kennt keine Demokratie oder Gleichstellung. Frauen sind für ihn eine Katastrophe in der Politik, Rosenzweig denkt sie weg. Die ergebene, dienende Frau, die nur unter reifen Männerhänden wirklich gedeihen kann, ist sein Ideal. (Hier lässt sich Ödipus am besten ausleben ...)

Zu Beginn der Schöpfungsgeschichte steht das Aleph, der Anfangsbuchstabe der hebräischen Wörter Gott, Welt, Mensch, es umfasst alles, die Offenbarung oder Philosophie, die Schöpfung oder Kunst, die Erlösung oder Politik, zugeordnet ist in dieser Reihenfolge auch das Ich (Kind), Mutter und Vater (Positionen sind sehr wahrscheinlich austauschbar). Und diese Triaden wie auch Verbindungen untereinander zeigt und symbolisiert in perfekter Weise der Davidsstern. Der Davidstern wird an dieser Stelle zur Metapher für eine komplexe Religions- und Weltanschauung, und damit die Religion zur Kunst. Auch wenn Don Quichote als Emblem für die Ausweglosigkeit besser geeignet wäre. Ich konstatiere hier, dass dasselbe Prinzip für das christliche Kreuz, den Schwarzen Stein und Buddha etc. funktioniert, nur die Inhalte der Religion sowie ihre Auslebung sind unterschiedlich. Fragt sich auch, ob das dann noch Kunst oder lediglich brutales Herrschaftsinstrument ist.
 (c) Christian Kleiner


Die Weissagung des Teiresias ist denn auch die Schlüsselszene aus dem antiken Sagengut, Bühnenstück und Deutung. Weil die Wahrheit unerträglich ist, seinen Vater Laios getötet zu haben, ohne zu wissen, dass er es ist, um die Mutter besitzen zu können, ohne es zu wissen, dass sie es ist, und Vater wie Bruder seiner Kinder (die Zwillinge Eteokles und Polyneikes sowie Antigone und Ismene) zu sein, der Anblick nicht länger möglich, muss Ödipus erblinden. Ein Bote deckte alles auf, und die Welt stürzt ein. Ödipus versucht seine Mutter Iokaste zu töten, weil er sie wohl für alles verflucht, verantwortlich macht (die Geburt!), aber sie hat bereits Selbstmord begangen, weil sie die Katastrophe ebenfalls verstanden hatte. Er sticht sich danach bei Sophokles die Augen aus mit den Nadeln ihrer Kleiderspangen, um die Wahrheit nicht mehr sehen zu müssen und um sich selbst zu kastrieren! Es war ja kein Vater mehr da! In der Psychonanalyse wird die Kastrationsdrohung des Vaters entscheidend für den Abschluss des ödipalen Strebens, erfolgt sie nie, dauert sie an oder endet sie durch (symbolische) Selbstkastrierung. Aloni bringt auch den Tod von Jesus Christus ins Spiel, der ebenfalls in größter Not Schwäche zeigen muss, die zur Stärke wird, was später die Macht der Religion entstehen ließ.
Worin aber besteht die Macht und Stärke des Ödipus? Eigentlich doch nur einer der größten Tabubrecher der Geschichte zu sein. Er hat ES getan! Und hier lassen sich Unmengen von Tabubrechern ansiedeln, von der antiken Mythologie über das römische Reich, die Christenzeit und Entstehung der Weltreligionen bis zur Gegenwart und zurückliegenden Totalitärstaaten in Europa. Caligula, Karl der Große, viele Päpste, die Türken, Hunnen und Mongolen, die Zaren, die Könige und Kaiser, die Bolschewiki, Stalin 
und Hitler undundund waren ebenfalls große Tabubrecher, die den "heiligen" Mensch mit Füßen traten. Erschreckend ist: Ödipus ist der Motor der Geschichte! Bestraft hat sich Ödipus selbst, mit ihm viele seiner Leidensgenossen, denken Sie an den letzten Tag im Bunker ..., der Rest wurde durch Dritte bestraft oder entkam ...
Es sind auch Bilder von Alonis Mutter, die Schwäche zeigen, die am Ende gezeigt werden, die ihre Macht über den Sohn und Stärke in der Erinnerung vieler Staatsbewohner mitbegründete. Ein finales Meditieren über seine Mutter. Ihr Eintreten für eine Befriedung des benachbarten Palästina: "Lass uns zwei getrennte Wege zusammen gehen und lass uns einfach eins sein..." wird auch für die weitere Mutter-Sohn-Beziehung entscheidend.


FAZIT: Das Stück bei den 18. Schillertagen in Mannheim konfrontiert den Zuschauer auf mehreren Ebenen mit unterschiedlichen und schwierigen Sachverhalten und Botschaften, schafft aber durch seine assoziative Verknüpfung von Inhalten auch einen Erklärungshorizont für vieles. Eine wirkliche Antwort zu finden bleibt dennoch schwer, Alonis "Anti-Ödipus" ist weit weg von einer Teleologie, Ödipus komplett offen und zirkulär, weil genetisch bedingt, sogar auswegslos. Zumindest die Lebensrealität mit Palästina scheint klar als Ziel formuliert, aber auch hier toben die "ödipalen Bestrebungen" im Kreis.

HUMAN RIGHTS WATCH FILM FESTIVAL New York 02

What Tomorrow Brings


What Tomorrow Brings follows one year in the life of the first all-girls school in a remote, conservative Afghan village. The film traces the inter-connected stories of those who bring the school to life: students, teachers, village elders, parents, and school founder Razia Jan. While the girls learn to read and write, their education goes far beyond the classroom to become lessons about tradition and time. They discover their school is the one place they can turn to understand the differences between the lives they were born into and the lives they dream of leading.
Filmmaker(s): Beth Murphy
Country of Production: Afghanistan/US
Year: 2015, 90m
Language(s): In English and Dari with English subtitles
Genre: Documentary
Filmmaker Bio(s): 
Beth Murphy
Director, Producer
Beth Murphy founded Principle Pictures in 1999 to do what she loves doing most: meeting inspiring people, telling great stories, and using media as a catalyst for good. She has directed, produced, written and in some cases narrated nearly 20 documentary films for national and international media outlets.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Freitag, 19.06.: Große christliche Geste und Kunstvernissage in Saarbrücken



Performance und Rauminstallation 

In der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, der „Langen Nachtder Kirchen 2015“, startete in der Johanneskirche ein Projekt der Bildhauer Werner Bärmann und Martin Steinert, welches in zwei Phasen stattfindet: einer kreativen Phase des Aufbaus und einer Ausstellung.

Wünsche
Die raumgreifende Installation besteht aus zwei korrespondierenden Ebenen. In der ersten Phase entsteht eine Konstruktion aus Holzstäben, die Martin Steinert in einem 4 Wochen andauernden Prozess mit Wünschen beschreibt und nach und nach vor Ort zusammenbaut.
Die persönlichen Wünsche von Besuchern der Johanneskirche werden auf Holzlatten geschrieben, welche das „Baumaterial“ für die Installation bilden.
Gleichzeitig kann man über woodencloud.de auch virtuell und anonym einen Wunsch formulieren, der dann in der Kirche auf ein Stück Holz übertragen wird.

Martin Steinert, der bereits mehrere Objekte aus Holzlatten geschaffen hat, wird aus etwa 1000 laufenden Metern dieses gängigen Werkstoffes nach und nach eine etwa 7x7 Meter breite und 4 Meter hohe Skulptur in der Apsis der Johanneskirche zusammen fügen und in die Höhe wachsen lassen. Die fertige Holzkonstruktion, wird wie ein überdimensionaler locker geflochtener Ring die Apsis nahezu ausfüllen und von dünnen Metallstäben getragen 2,5 Meter über dem Boden schweben, sodass man bequem darunter durchgehen kann.

Menschen
Auf dieser Ebene stehen dann in zwangloser Aufstellung Skulpturen von Werner Bärmann. Bärmann, der bevorzugt mit dem Material Buntsandstein arbeitet, schafft aus massiven Blöcken Figuren und Figurengruppen mit innewohnender Körperspannung und Gestik. Dargestellt sind Menschen mit ihren Emotionen, Sehnsüchten und sozialen Bezügen, die quasi mit den festgehaltenen Wünschen in der hölzernen Raumskulptur kommunizieren.

Schatten
Mit einer gut gewählten Beleuchtung durch Leuchtstrahler tritt als weiteres Element ein riesiges Schattengeflecht hinzu, welches beide Ebenen verbindet, Boden und die Wände überzieht und durch die Position der Betrachter ständig in Bewegung ist.
So wird ein Szenario entstehen aus sich bewegenden Menschen und deren Abbildungen in Stein, die in einem Netzwerk alle miteinander verbunden sind.


Zerstören und Bewahren
Nach einer fünf Wochen dauernden Ausstellung der fertigen Installation wird die „hölzerne Wolke“ im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst in einem letzten Akt demontiert, an Interessenten verteilt und die Reste im Kirchgarten verbrannt. Die gesamte Entstehung der Skulptur begleitet der Fotograf André Mailänder. Jeder einzelne, mit einem Wunsch beschriftete Holzstab wird dokumentiert.
Zusammen mit Porträts einzelner Teilnehmer, festgehaltenen Entstehungsphasen der Skulptur sowie Kommentaren und Erlebnisschilderungen wird daraus ein Buch entstehen.

Saarbrücken – Berlin – New York
Die Installation in der Johanneskirche ist der Auftakt für das internationale Projekt „wooden cloud“, welches im Herbst in Berlin und innerhalb der nächsten zwei Jahre jeweils mit ähnlichen Performances in vier weiteren Metropolen fortgeführt wird. Alle werden in eigenen Bänden der Reihe publiziert.



Angelika Mueller von Brochowski