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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Sonntag, 24. August 2025

Neuer Kurs für unsere Politik (1) - Wie lange brauchen wir, um uns zu erholen?

Renommierte Wirtschaftsexperten und Beratungsfirmen sprechen sich tatsächlich für einen schnellen wirtschaftlichen Umbau innerhalb von 3 bis 10 Jahren aus – insbesondere im Kontext von Digitalisierung, Klimawende und sozialer Transformation.

Auf den ersten Blick steht Deutschland solide da


Die Inflation ist gegenüber 2022 deutlich gesunken, die Beschäftigungsquote liegt auf einem historischen Hoch, der Sozialstaat funktioniert – in seinen Grundfesten. Noch immer gehören wir weltweit zu den wirtschaftsstärksten Ländern, mit einem ausgeprägten Sicherheits- und Gesundheitssystem.

Doch unter der Oberfläche zeigt sich eine andere Realität. Werfen wir Blicke in Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Kapital, Focus und weitere Medien, informieren wir uns beim Bund der Steuerzahler und anderen seriösen Informationsquellen wie den Wirtschafstinstituten. 


Wirtschaftlicher Umbau:
Stimmen aus München & Köln

Clemens Fuest (ifo Institut München) plädiert für eine beschleunigte Transformation durch Investitionen, Planungsvereinfachung und Technologieoffenheit.

Das ifo Institut hat sich mehrfach für eine beschleunigte Transformation ausgesprochen – etwa bei der Energiewende und Digitalisierung.

Typisch ist die Forderung nach:

  • Planungsbeschleunigung
  • Investitionsanreizen
  • Technologieoffenheit bei Klimaschutzmaßnahmen

🔹 Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb

Dieses Institut ist zwar primär auf rechtliche und ökonomische Innovationsforschung spezialisiert, aber durch seine Nähe zur LMU und TUM spielt es eine Rolle bei:

  • Wissens- und Technologietransfer
  • Förderung von Start-ups und disruptiven Geschäftsmodellen, die den Umbau beschleunigen können

🔹 Landeshauptstadt München & Infrastrukturprojekte

Die Stadt München selbst treibt mit Hochdruck klimafreundliche Umbauten voran – etwa bei Straßen, U-Bahn und Grünflächen. Diese Projekte sind Teil einer kommunalen Transformation, die oft in unter 10 Jahren realisiert werden soll.

Michael Hüther (IW Köln) Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), ist einer der profiliertesten deutschen Ökonomen, wenn es um wirtschaftspolitische Transformation geht. Seine Projekte und Studien decken lokale, regionale und überregionale Ebenen ab – mit Fokus auf Infrastruktur, Bildung, Wettbewerbsfähigkeit und Regionalentwicklung.

  • Hüther fordert einen Infrastruktur- und Transformationsfonds in Höhe von 600 Milliarden Euro über 10 Jahre. Ziele sind Dekarbonisierung, digitale Infrastruktur, Bildungsausbau und geopolitische Resilienz.
  • Er schlägt vor, diesen Fonds verfassungsrechtlich zu verankern, als Alternative zur Schuldenbremse.
  • Hüther war Mitautor der IW-Studie „Industriepolitik in der Zeitenwende“, die eine strategische Neuausrichtung der deutschen Industrie fordert – inkl. Energieversorgung und Innovationsförderung.
  • Gemeinsam mit Jens Südekum und Michael Voigtländer analysierte Hüther die regionalen Disparitäten in Deutschland. Studie: „Die Zukunft der Regionen in Deutschland“. Ihr Fokus: strukturschwache Regionen, Abwanderung junger Menschen, Leerstand, Infrastrukturdefizite.
  • Hüther war Mitautor einer regionalen Studie zur räumlichen Entwicklung in Brandenburg, mit konkreten politischen Optionen zur Stärkung der Region.
  • Hüther ist Kuratoriumsmitglied u. a. beim Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.
  • Er berät regelmäßig Bundestagsausschüsse und ist Teil wirtschaftspolitischer Thinktanks.

Beide Experten sehen den Umbau nicht nur als ökologisches Projekt, sondern als wirtschaftliche Modernisierung mit klarem Zeithorizont.




Die Lebensmittelpreise liegen 2025 um rund 34 % höher als 2021, selbst bei Grundnahrungsmitteln.

Die Mieten steigen vielerorts schneller als die Löhne, besonders im unteren Einkommensbereich.Der Arbeitsmarkt ist frustrierend: Viele Berufe unterhalb der Tarifbindung „rentieren sich“ nicht mehr – das betrifft Einzelhandel, Pflege, Gastronomie, Logistik.
Die Zahl der Menschen im Bürgergeld-System bleibt hoch, Tendenz nur leicht rückläufig.
Gleichzeitig mehren sich strukturelle Risiken: Leistungsabbruch bei Renteneintritt, zunehmende Altersarmut, überforderte Familien und Schuldenhaushalte.

All dies geschieht vor dem Hintergrund eines immer expansiveren Staatskredits. Zwar bleibt die Schuldenquote im EU-Vergleich moderat – doch die Langzeitfolgen von Schuldenausweitungen, Schattenhaushalten und der fehlenden Priorisierung im Bundeshaushalt sind nicht mehr zu übersehen.

Zwischen Scheinberuhigung und sozialem Risiko entsteht so ein Reformstau mit hoher politischer Sprengkraft.

Wir sehen hier einen zentralen Widerspruch, den viele Menschen derzeit erleben: Während die Renten (angeblich) stabil bleiben, steigen die Lebenshaltungskosten, insbesondere für Miete und Lebensmittel, weiter an — was real zu einem massiven Kaufkraftverlust führt. Das Staatsystem verlässt sich auf folgende "Stützpfeiler", die jedoch zunehmend brüchig werden:

1. Die statistische Beschwichtigung

Die Rentenanpassung orientiert sich an der Lohnentwicklung – nicht an der Inflation. Und selbst bei Löhnen werden Durchschnittswerte herangezogen. Wenn also Gutverdiener mehr verdienen, steigt die Rente statistisch, obwohl viele in ihren Jobs kaum reale Zuwächse sehen.
Erkenntnis: Die Rente „steigt“ in kleinen Schritten, während der Alltag in großen Schritten teurer wird.

2. Löhne vs. Lebenshaltungskosten

Viele Berufe (Pflege, Erziehung, Gastronomie, Einzelhandel etc.) bringen selbst bei Vollzeit kaum ein existenzsicherndes Einkommen. Gleichzeitig explodieren Wohnkosten in Ballungsräumen, Lebensmittelpreise steigen seit der Ukrainekrise, dazu Klimawandel, Lieferkettenprobleme und Spekulation an den Agrarmärkten.
Erkenntnis: Arbeit lohnt sich für viele nicht mehr – oder nur noch gerade so, keine Zuwächse möglich, Zukunftspläne können keinerlei Fahrt aufnehmen.

3. Subvention statt Struktur

Die Regierung versucht, das Gefälle durch Bürgergeld, Wohngeld, Heizkostenzuschüsse und Einmalzahlungen abzufedern. Diese Maßnahmen sind typisch für einen Reparaturbetrieb, während ein Umbau erforderlich wäre. Sie halten das System gerade so am Laufen.
Parallel werden Milliarden in Subventionen für Unternehmen gesteckt (Stichwort:„Standortsicherung“), nicht in strukturelle Entlastung der Bevölkerung.

4. Verzerrter Wohnungsmarkt

Mietpreise steigen nicht nur durch Knappheit, sondern auch durch politische Fehlanreize:
  • Zu wenig sozialer Wohnungsbau
  • Hohe Baukosten durch Vorschriften, Zinsen, Grundstückspreise
  • Immobilien als Anlageform, nicht als Wohnraum
Erkenntnis: Miete frisst Einkommen – besonders bei Geringverdienenden und Rentnern.

5. Psychologischer Faktor: „Wir schaffen es schon“

Das System funktioniert, solange die Mehrheit gerade noch durchkommt – mit Nebenjobs, familiärer Hilfe, Schulden oder Verzicht. Doch die Resilienz sinkt: Ein kaputtes Auto, eine Mieterhöhung, eine Krankheit kann heute viele in die Armut kippen.

Erkenntnis: Das Konstrukt steht auf wackeligen Beinen. Die offizielle Stabilität der Rente verschleiert den realen Wohlstandsverlust. Es entsteht eine gefährliche Mischung aus wirtschaftlicher Überforderung, sozialer Ungleichheit und politischer Frustration.

Zukunft gestalten: Stimmen für den schnellen Wandel

Prof. Claudia Kemfert (DIW Berlin) fordert seit Jahren eine rasche Energiewende – mit Fokus auf erneuerbare Energien und Netzausbau in unter 10 Jahren.

Prof. Marcel Fratzscher (DIW Berlin) betont die Bedeutung von Investitionen in Bildung, Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit als Basis für nachhaltiges Wachstum.

Carl Benedikt Frey (Oxford University) sieht in der Digitalisierung eine historische Chance für schnellen Strukturwandel – vorausgesetzt, Politik und Gesellschaft gestalten aktiv mit.


Wie lange dauert es, bis das Problem behoben ist?


Wenn nichts Grundsätzliches geändert wird, bleibt alles beim Alten. Oder in politisch realistischeren Worten: Das Problem wird sich nicht „von selbst“ lösen, sondern eher weiter verschärfen. Schauen wir 
bei den Wirtschaftsexperten, die sich auf Umbau konzentrieren.

Aber lassen wir uns das mal in Szenarien gliedern:

1. Kurzfristig (1–3 Jahre): Keine echte Besserung

Mieten: Ohne massiven sozialen Wohnungsbau bleibt es teuer. Private Neubauten stagnieren wegen Zinsen und Baukosten. Mietpreisbremse? Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Lebensmittelpreise: Stabilisierung ist möglich, aber kein Rückgang auf Vorkrisenniveau. Globale Lieferketten, Klima, Energiepreise bleiben Risikofaktoren.

Renten & Löhne: Real bleiben sie hinter der Teuerung zurück, da Tariferhöhungen oft zu spät kommen und Mini-Erhöhungen bei Renten real nichts ausgleichen.

Ergebnis: Reale Kaufkraft sinkt weiter. Besonders untere und mittlere Einkommen verlieren.


2. Mittelfristig (3–7 Jahre): Nur mit Strukturreformen

Um das Problem nachhaltig zu entschärfen, müsste passieren:

Wohnungsbauoffensive: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr (Ziel der Ampel) müssten real gebaut werden, vor allem öffentlich finanziert.
Abkehr vom Niedriglohnmodell: Branchen wie Pflege, Bildung, Handel müssten tariflich aufgewertet werden.
Steuersystem reformieren: Entlastung der unteren Einkommen, stärkere Beteiligung hoher Vermögen an Staatsfinanzierung.
Rentensystem umbauen: Einbindung von Beamten, Selbstständigen, Stärkung gesetzlicher Renten gegenüber privaten Modellen.

Ergebnis: Spürbare Entlastung – aber nur, wenn politischer Wille UND gesellschaftlicher Druck da sind.


3. Langfristig (8–15 Jahre): Wenn alles bleibt wie jetzt?

  • Soziale Spaltung vertieft sich.
  • Migration in Städte verschärft Wohnungsnot weiter.
  • Viele Berufe werden weiter entwertet, Altersarmut wächst.
  • Das Vertrauen in Staat und Politik erodiert.

Ergebnis: Es kracht – gesellschaftlich oder politisch. Entweder Reformdruck steigt radikal oder es drohen populistische „Lösungen“.

Erkenntnis: Ohne grundlegende Reformen in Wohnungsmarkt, Löhnen, Renten und Sozialstaat löst sich nichts. Und Reformen brauchen Druck von unten, sonst passiert – wie so oft – nur Symbolpolitik.


Internationale Impulse für den Wandel

Mariana Mazzucato (University College London) fordert eine „mission-oriented economy“, bei der Staaten aktiv Innovationen steuern – etwa bei Klimaschutz und Gesundheit.

Jeremy Rifkin (Berater der EU & China) sieht in der „Third Industrial Revolution“ eine historische Chance für einen Umbau in weniger als 10 Jahren – durch Digitalisierung, erneuerbare Energien und neue Infrastruktur.

Kate Raworth (Oxford & Amsterdam) entwickelt mit ihrer „Doughnut Economics“ ein Modell für nachhaltiges Wirtschaften, das soziale und ökologische Grenzen respektiert – und lokal schnell umgesetzt werden kann.