(c) Hans Jörg Michel |
Ausländer kann jeder von uns sein, von jetzt auf nachher. Man braucht nur ins fremdsprachige Ausland zu reisen, und schon spürt man bereits die Skepsis und Ablehnung. Noch ein exotisches Aussehen dazu, andere Hautfarbe, Kleidung, schon beginnt eventuell ein Problem. Um so mehr, wenn man als Illegaler im Ausland leben will oder muss. Die Veranstaltung „Ein Blick von der Brücke“/“Mannheim Arrival“ im Nationaltheater Mannheim holt unsere bundesdeutsche Situation seit wenigen Monaten eskaliert ins Visier unserer Aufmerksamkeit.
Arthur Miller hat in seinem Zweiakter „Ein Blick von der Brücke“ (1955) dieses Thema aufgegriffen und die Lage der Sizilianer in den USA gezeigt, die froh waren, in Übersee eine Arbeit zu bekommen, auch wenn sie illegal im Land waren und täglich mit Abschiebung rechnen mussten. Eddie lebte schon länger in den USA, er schien, wie der Kommentator und Rechtsanwalt Alfieri bemerkt, sich offensichtlich integriert, sich etabliert zu haben. „Ich hatte das Gefühl, dass er es geschafft hatte.“ Jedenfalls glaubte er es, bis zu dem Tag, an dem Eddie das erste Mal Kontakt mit ihm, dem wichtigsten Zeugen der örtlichen Bevölkerung, aufnahm.
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Er macht das Unmögliche, den letzten Schritt, den der Rechtsanwalt als allerletzte Möglichkeit sah, den Störenfried loszuwerden. Er denunziert die Besucher als Illegale und wartet auf die Polizei, die alle abholen, Rodolpho aber, der von Cathy versteckt wird, bleibt im Haus. Entsetzt über das, zu was Eddie fähig ist. Rodolphos Onkel Marco schwört Rache, Alfierie schreitet ein, durchbricht alle Illusionen und versucht ihn zu beruhigen, von seinem Plan abzubringen. Es scheint ihm zu gelingen, aber Marco stellt Eddie und erschießt ihn. Im Original ersticht er ihn ganz sizilianisch. Seine Partnerin und ein junges Paar verunsichert, die Hochzeit in den nächsten Tagen, alle stehen alleine da, Eddies Haus wird keine Unterkunft mehr bieten.
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Diese Geschichte aus den 1950er Jahren passt gut zur aktuellen Situation der Flüchtlinge, sie ist so zeitlos wie die ewige Wiederholung des Themas in der Geschichte. Illegale Existenz im Fremden, dauernde Gefahr des Verratenwerdens, der Abschiebung und Heimkehr ins Elend, in die Gewalt im Alltag. Im Anschluss daran Mannheim Arrival, ein Versuch unter der Regie von Peter Michalzik, Einzelschicksale auf der Bühne durch deutschsprachige Paten und Theaterleute vorzustellen und so auch das Bewusstsein für die Lage und das dem Warten Ausgeliefertsein der Flüchtlinge zu schärfen. Hinter all den Schicksalen steht eine illegale Einreise, zuvor eine Flucht aus dem Heimatland, ob Somalia, Irak oder Gambia. Überall gibt es Terrorgruppierungen oder fanatische Moslems, die ganzen Familien, Ethnien oder Religionsgemeinden das Leben versauen, ihre Besitztümer beschlagnahmen oder im Kriegstreiben zerstören. Viele Länder in Afrika oder im Orient sind weit entfernt von einer humanen und demokratischen Gesellschaftsform. Statt dessen herrschen barbarische Sitten, die uns erschauern lassen und an extreme Diktaturzeiten in unseren europäischen Landen denken lassen.
Politische, religiöse und andere Minderheitenverfolgungen erfassten Europa und die UdSSR in unglaublicher Millionenhöhe. Eine Verfolgungs- und Blutspur durch die Gesellschaften. Leid durch Verfolgung ist uns bestens bekannt.
Wir wollen helfen, aber wie viel kann ein Land und seine Staatskasse leisten? Wie viel Innovation ist für die hiesige Bevölkerung notwendig und wie viel Entwicklungshilfe und Eingliederungsarbeit für angekommene Flüchtlinge ohne Ausweise oder nachprüfbare Identität? Können wir Millionen von jungen Erwachsenen als Grüne-Grenze-Vorhut von Familien aufnehmen, im Endeffekt an einen gesamten Zuzug von vielleicht 10 bis 15 Millionen Menschen denken, ohne dass verwertbare berufliche Qualifikationen vorlägen oder ein Arbeitsmarkt für Ungelernte in dieser Größenordnung bestünde?
Unsägliches Leid, eben Einzel- oder Gruppenschicksale wendet sich an uns, manchmal auch nur das größere Übel der illegalen Einreise, Schlepperschädigung und Schlechtbehandlung aufgrund unerwünschter Anwesenheit. Es gibt keine schnelle Lösung für diese riesigen Massen, bevor nicht eine Identität geklärt und geschaffen ist. Es gibt keine riesigen Arbeitsgebote für diese vielen Menschen, wenn wir nicht orientalische Muster übernähmen und Kleinstunternehmer mit Zigaretten, Schuheputzen, Wunderheilen am Straßenrand zuließen, um ein geringes Maß an Beschäftigung, auch im kommunalen oder privatwirtschaftlichen Bereich, z.B. Landschafts-, Straßenbau, Forst- und Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Energiewirtschaft, Kurier- und Speditionswesen, Gastronomie/Imbissbuden, Reinigungs- und Pflegewesen für alle anderen Arbeitswilligen zu erlauben. Wenn sie denn Deutsch könnten...
Wie freundschaftlich und pragmatisch der Vorschlag von Nicole Heesters, klein anzufangen und jetzt, da es vielen Besuchern bekannt ist, dass z.B. Poulina, 29, aus dem Irak, eine hervorragende Köchin für orientalische Küche, für Feiern und auch sonst zum Kochen zur Verfügung steht! Denken wir an Musiker, Gärtner, Köche, Helfer allgemein im Privathaushalt undundund. Ein kleiner Anfang.
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